Tag: Der kleine Prinz

  • Hermannstädter Kinder- und Jugendtheater nimmt Aufführungen mit Publikum wieder auf

    Hermannstädter Kinder- und Jugendtheater nimmt Aufführungen mit Publikum wieder auf

    Nach einer fast dreimonatigen Pause kehren die Darsteller des Kinder- und Jugendtheaters Gong“ in Hermannstadt wieder auf die Bühne zurück. Die Aufführung Hermann träumt“ in der Regie von Eliza Păuna, nach einer Bearbeitung von Daniel Chirilă, war die erste Produktion, die dem Publikum präsentiert wurde. Wir sprechen über diese Premiere mit dem Theaterintendanten Adrian Tibu und mit der Schauspielerin Eliza Păuna, die die Aufführung inszenierte. Adrian Tibu:



    Wir hoffen, dass 2021 für das Theater anders sein wird. Wir sind sehr glücklich, dass wir vor unserem treuen Publikum auftreten durften, wir sind sehr aufgeregt, und die Freude des Wiedersehens ist umso grö‎ßer, als wir über eine Premiere sprechen. Die Kinder hatten die Möglichkeit, sich mit dem Animationstheater erneut zu treffen, natürlich unter der strengen Einhaltung aller Corona-Regelungen, und die Reaktionen haben unsere Erwartungen überschritten. »Hermann träumt« ist eine musikalische Aufführung, Charlie Fălămaş ist sowohl Schauspieler als auch Komponist in dieser Produktion, die eine urbane Liebeserklärung an unsere Stadt, Sibiu, darstellt. Es ist für uns besonders wichtig, vor dem Publikum aufzutreten, das ist unser Auftrag als Theater einer Gemeinschaft — wir wollen eine lebendige Chronik dessen sein, was um uns herum geschieht. Die beiden Aufführungen, die dem Publikum präsentiert werden, »Hermann träumt« und »Der grö‎ßte Gulliver«, eine Adaption von Leta Popescu nach dem gleichnamigen Text von Gellu Naum, können zum Glück mit Publikum auf die Bühne gebracht werden, weil wir im letzten Jahr unser Programm neu gestaltet haben, um es an den Kontext anzupassen. Und »Hermann träumt« ist eine kleine Aufführung, mit nur drei Schauspielern auf der Bühne, also konnten wir während der Proben Abstand halten, die Schauspieler trugen Masken, wir haben die Corona-Regelungen eingehalten, damit alle sicher sind.“



    Hermann, die Hauptfigur der Aufführung, ist ein 8-jähriger Junge, der alle typischen Sorgen eines Kindes in seinem Alter hat: Die Schule scheint ihm zu schwer, er hat nicht genug Zeit zum Spielen und wird ständig von Eltern und Lehrern getadelt, weil auf ihn einwirken wollen, er aber das gleiche verträumte und verspielte Kind bleiben will. Phantasie ist eine von Hermanns Superqualitäten, und so wird ein banaler Schulweg zu einem Abenteuer, in dem Hermann die Rolle des Retters für Eltern, Lehrer und sogar die ganze Stadt spielt. Die Schauspielerin Eliza Păuna, Regisseurin der Aufführung, sagt dazu:



    Die Idee für diese Aufführung hatte ich schon lange. Hermann ist ein Kind, das auf dem Schulweg spielt und sich alles Mögliche einbildet, dass er jemand anderes ist, dass die Ampeln in der Stadt und die berühmten Hermannstädter Häuser mit Dachaugen mit ihm sprechen — kurzum, er ist ein Kind mit einer gro‎ßen Einbildungskraft. Es hat Spa‎ß gemacht, mit Daniel Chirilă an der Aufführung zu arbeiten, aber da sie nur 55 Minuten dauert, mussten wir auf einiges von dem verzichten, was wir uns vorgenommen hatten. Andererseits wollten wir die Zeichnungen von Dan Perjovschi in die Aufführung integrieren, obwohl unser Publikum, ich meine die Kinder, nicht wissen, wer Dan Perjovschi ist, sie wissen nicht, dass er einer der wichtigsten rumänischen bildenden Künstler ist. Aber auf diese Weise wirft die Aufführung viele Fragen auf. Und nach der Aufführung gibt es für die Kinder im Foyer eine Wand, auf der sie ihre Gedanken ausdrücken können. Wir waren überhaupt nicht überrascht, zu sehen, dass viele von ihnen Botschaften geschrieben haben, die mit Schule, Lehrern, Freizeit zu tun haben, Themen, die auch in der Aufführung vorkommen. Ich bin froh, dass ich dank dieses Drehbuchs, das an die Stadt Sibiu, die ich sehr liebe, angepasst ist, zum Gong-Theater gekommen bin. Au‎ßerdem bin ich jetzt auch Schauspielerin des Gong-Theaters, und wenn es gut läuft, werden Sie mich bald in der Rolle des Fuchses in der Aufführung »Der kleine Prinz« nach Antoine de Saint-Exupéry, in der Regie von Bobi Pricop sehen.“



    In weiteren Rollen sind Raluca Răduca, Adrian Prohaska und Lucia Barbu zu sehen, das Bühnenbild der Inszenierung unterzeichnet Romulus Boicu.

  • Schauspielerin Alexandrina Halic: ein Leben im Dienste des Hörspiels für Kinder

    Schauspielerin Alexandrina Halic: ein Leben im Dienste des Hörspiels für Kinder

    Seit den frühen 1960er Jahren hat Alexandrina Halic unvergessliche Rollen am Kindertheater Ion Creangă“ in Bukarest gespielt. Sie verkörperte Figuren wie den Kleinen Prinzen aus der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry, Lewis Carrolls Alice, Pinocchio, David Copperfield, Pantalon aus Turandot. Ihre Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Rundfunk begann 1961, als sie in mehreren regelmä‎ßigen Kinderfeatures wie Professor Besserwisser“, Guten Morgen, Kinder!“ und Geschichten für Kinder“ mitwirkte. In letzter Zeit spielte sie in Produktionen im Hörspielformat für Kinder, wie Burattino“, Die magische Pfeife” von Victor Eftimiu, Cuore“ von Edmondo de Amicis. Alexandrina Halic sagte über den Anfang ihrer Karriere als Hörspiel-Darstellerin:



    Ich bin dem Radio dankbar, weil es in seinem Goldenen Archiv all die wunderbaren Dinge, die damals geschahen, sorgfältig aufbewahrt hat. Ich spreche nicht nur von den Radiosendungen, in denen ich mitgespielt habe, ich spreche von all den berühmten Stimmen, all den wunderbaren Stimmen, die im Archiv der Rundfunkanstalt zu finden sind. Auch heute noch gibt es Radiotheatersendungen, die, da bin ich mir sicher, von jüngeren oder älteren Hörern immer noch mit gro‎ßer Freude gehört werden. Und ich erinnere mich an all die gro‎ßen Regisseure, mit denen ich arbeiten durfte. Das Radio versammelte all die wunderbaren Stimmen, die wunderbaren Schauspieler der Bukarester Theater, geführt von Regisseuren, die ich in meiner 60 Jahre langen Karriere nie vergessen habe. Vielleicht erinnern sich die Hörer eines gewissen Alters an Mihai Zora, Mihail Pascal, Paul Stratilat, Regisseure, die die Geschichte des Hörspiels geprägt haben. Ich möchte auch die Regisseure erwähnen, mit denen ich in letzter Zeit zusammengearbeitet habe, Mihai Lungeanu und Gavriil Pinte, und ich entschuldige mich, wenn ich einige von ihnen ausgelassen habe. Es war eine gro‎ße Chance für mich damals, als ich meine Schauspielkarriere begann, es war die Begegnung mit wunderbaren Schauspielern, von denen ich gehört hatte, aber ich hatte mir nicht vorgestellt, dass ich sie persönlich sehen würde, in einem Studio, vor einem Mikrofon. Ich denke an Fory Etterle, Clody Bertola, Gina Patrichi, Mircea Albulescu, Victor Rebengiuc.“




    Die Stimme von Alexandrina Halic trägt zusammen mit den Illustrationen des Künstlers Alexandru Ciubotariu zum Erfolg des Hörbuchs Das Buch von Apollodor“ von Gellu Naum bei, das vom Verlag des Rumänischen Rundfunks (Casa Radio“) produziert wurde. Es ist ein berühmtes Kinderbuch, das die Abenteuer von Apollodor, dem Penguin aus Labrador, seines Gefährten Amedeu der Löwe und Ilie dem Känguru erzählt. Es erschien erstmals 1964 in einer vom Autor selbst illustrierten Ausgabe. Alexandrina Halic:



    »Apollodor« ist eine der gro‎ßen Lieben meines Lebens. Die Zusammenarbeit mit dem Radio, die ich als junge Frau begann, war für mich als Schauspielerin von gro‎ßem Vorteil. Sie war eine Chance für mich auch deshalb, weil es einen ziemlich gro‎ßen Unterschied zwischen dem Hörspiel und dem traditionellen Theater gibt. Im Gegensatz zur Bühne muss man vor dem Mikrofon nur mit der Stimme arbeiten. Wenn alle anderen Sachen, die im traditionellen Theater eine Illusion erzeugen, fehlen, wie Bühnenbild, Kostüme, andere sichtbare Schauspieler, dann ist das einzige Instrument, das man noch hat, um Emotionen zu vermitteln, die Stimme. Die Arbeit mit meiner Stimme hat mir im Bühnentheater sehr geholfen. Wie könnte ich dem Radio nicht dankbar sein für all die Dinge, die es mir gegeben hat?“




    Der Preis des Theaterverbands UNITER für das Lebenswerk, die Sonderauszeichnung für ihre Rolle als Pinocchio und der Nationale Ritter-Orden für treue Dienste sind einige der Auszeichnungen, die Alexandrina Halic für ihre Rollen in Kinderhörspielen erhielt.

  • Festival für Neues Theater in Arad: Alltagsgeschichten im Vordergrund

    Festival für Neues Theater in Arad: Alltagsgeschichten im Vordergrund

    Seit mehreren Jahren veranstaltet das Klassische Theater Ioan Slavici“ in Arad das Internationale Festival für Neues Theater. Bei der 5. Auflage des Festivals, die vom 6. bis 14. Mai stattfindet, haben sich die Organisatoren vorgenommen, unter dem Motto MicROmania“ das kleine Rumänien, das Alltagsrumänien, das Rumänien der alltäglichen Begebenheiten und der guten oder schlechten Angewohnheiten, die zu unserem Leben gehören, zu präsentieren“, sagte uns Claudiu Groza, Theaterkritiker und Kurator des Festivals. Was bedeutet aber das Neue Theater in der rumänischen Theaterlandschaft des letzten Jahres? Claudiu Groza:



    Neuheit bedeutet nicht unbedingt, Theaterstücke neu zu inszenieren, sondern sich für Texte und Inszenierungsvarianten zu entscheiden, die das rumänische Theater bereichern. Da ich mich mit soziologischen Auslegungen der Kunst beschäftige, habe ich auch eine Theorie, laut der jede Epoche eine eigene Art des öffentlichen Diskurses durch die Theaterkunst hat. Zum Beispiel: vor 2000 Jahren die Tragödie, in einer anderen Epoche das deklamatorische Theater… Zurzeit haben wir in Rumänien das synkretische Theater, der das Visuelle mit dem Text kombiniert, wobei das Visuelle des öfteren wichtiger ist. Der Motor, der zu diesem Zeitpunkt die Theaterkunst nach vorne treibt, ist das soziale Theater, das dokumentarische Theater, das in der Wirklichkeit, im Hier und Jetzt fest verankert ist. Was mich in diesen fünf Jahren am meisten erfreut hat, ist, dass in Arad das Neue Theater sein eigenes, treues Publikum hat, ein Publikum, das mit dem Festival gewachsen ist und immer ein ehrliches Feedback gegeben hat. Mit der Zeit begann das Publikum, eigene Wünsche zu äu‎ßern, uns Ideen zu geben. Die Leute sprachen mich an und sagten, sie möchten gewisse Aufführungen von gewissen Regisseuren sehen, die sie interessant fanden. Ich reagierte sofort darauf, und versuchte, den Wünschen des Publikums nachzukommen. So entstand eine enge Verbindung zwischen den Theatersachaffenden und ihren Zuschauern.“




    Die Aufführung mit dem Stück Der kleine Prinz“ nach Antoine de Saint-Exupéry, inszeniert von Alexandru Dabija am Bukarester Komödientheater, gastierte beim Internationalen Festival für Neues Theater in Arad. Die Hauptrolle spielt die in Rumänien bekannte und beliebte Schauspielerin Dorina Chiriac. Neues Theater bedeutet für Dorina Chiriac eine neue, eigene Ausdrucksweise und die Pflicht, auf der Bühne die Wahrheit zu sagen. Die Neuheit in Alexandru Dabijas Inszenierung ist die Haltung, meint Dorina Chiriac:



    Alexandru Dabija hat sich nicht vorgenommen, ein Klischee zu zerstören — er wollte die Geschichte des kleinen Prinzen direkt und ehrlich erzählen, er wollte diese Geschichte den Kindern unmittelbar darstellen, ohne ihre Intelligenz zu unterschätzen. Für Alexandru Dabija befinden sich die Kinder keineswegs unter dem Verstandsniveau der Erwachsenen — Kinder sind Wesen mit einem hohen Intelligenzpotential, die sich in einer anderen Etappe ihrer Entwicklung auf diesem Planeten befinden. Daher sprach er die Kinder im Publikum aufrichtig und direkt an, er entschied sich für einen ehrlichen Diskurs. Die Ideen des Regisseurs wurden auf wunderbarer Weise mit den Videoprojektionen von Mircea Cantor ergänzt. Was daraus entstand, war magisch. Ich hoffe, dass auch die Zuschauer im Saal ein magisches Erlebnis hatten.“




    Sechs Aufführungen waren im Rahmen des Festivals MicROmania zu sehen. Das sind Lebensgeschichten, Neckereien unter Kollegen, traurige Geschichten, schmerzhafte Geschichten, Geschichten, die unter die Haut gehen, aber auch Parabeln unserer Existenz“, sagt Claudiu Groza, Kurator des Festivals. Manchmal geht aber die Erdichtung der Wirklichkeit voraus, wie bei der Aufführung mit dem Titel Vier kleine politische Stückchen über Feinde“. Claudiu Groza dazu:



    Es ist äu‎ßerst interessant, zu sehen, wie eine Aufführung vom November 2016, die in unserem Festival am 9. Mai 2017 gespielt wurde, sich genau mit der politischen und sozialen Wirklichkeit in Rumänien deckte. Obwohl die Aufführung vor den Protestdemonstrationen und vor den politischen Skandalen im Frühjahr 2017 in Rumänien konzipiert und gespielt wurde, schien es am 9. Mai, dass »Vier kleine politische Stückchen über Feinde« genau zu diesem Anla‎ß geschrieben und inszeniert wurden. Es ging dabei um Intoleranz, um Fremdenfeindlichkeit, um politische Heuchelei, um Betrug seitens der Machthaber gegenüber dem Volk, das sie eigentlich vertreten sollten. Auf einmal schien die Theateraufführung eine Reportageaufführung zu sein. Dieses MicROmania, dieses ‚kleine‘ Rumänien, das wir in den Aufführungen unseres Festivals darzustellen versuchten, ist ein Beweis für eine etwas traurige Tatsache: Durch Erdichtung, durch Kunst, beginnt die Wirklichkeit sich nach den Mustern der Voraussagungen im ästhetischen Bereich zu gestalten.“