Tag: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

  • Schriftstellerin Nora Iuga zweifach ausgezeichnet

    Schriftstellerin Nora Iuga zweifach ausgezeichnet

    Die Schriftstellerin Nora Iuga ist vor kurzem bei der Preisverleihungsgala des öffentlich-rechtlichen Kultursenders mit dem Preis für Prosa ausgezeichnet worden. Für ihr Gesamtwerk erhielt die 85-jährige Autorin auch den Gheorghe Crăciun“ — Preis von der Kulturzeitschrift Observator Cultural“.



    Der öffentlich-rechtliche Kultursender Radio România Cultural hat Nora Iuga für ihren Roman Harald şi luna verde“ (Harald und der grüne Mond) mit dem Prosapreis 2014 ausgezeichnet. Das Buch wurde vom Polirom-Verlag veröffentlicht. Die rumänische Dichterin stellt für den deutschsprachigen Raum eine Entdeckung dar — eine Literatur hoher Qualität, Literatur im Superlativ! Sie nimmt auf, was böse Erinnerung und böse Gegenwart ihr eingeben. Sie spricht von Häusern mit Fenstern, die Übles vorhersagen, von Grammophonen mit Trichtern, “die kilometerlanges Schweigen verschlucken”. Als das Ceaușescu-Regime kollabierte, blieb sie — anders als andere — nicht auf Opposition fixiert. Sie nutzte die neue Freiheit; nutzte sie auch zur Eroberung neuer Formen. Wir erwarten mit viel Freude und Interesse die Veröffentlichung anderer Romane in deutscher Sprache. Ihre Sprache ist unberechenbar, launenhaft und verbirgt ein Geheimnis. Ihre ununterbrochene Poesie enthält ein dauerhaftes Wunder. Die Autorin zitiert Oscar Wilde: “Eine Laune dauert länger als eine Leidenschaft”, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung über den Roman. Nora Iuga sagte anlässlich der Preisverleihung:



    Ich wei‎ß nicht, was ich zu diesem Anlass sagen soll, ich wei‎ß nur, dass man bei der Oscar-Verleihung oder bei der UNITER-Gala (Preisverleihungsgala der rumänischen Theaterunion — Anm. d. Red.) danke sagt. Alle bedanken sich. Man dankt dem Vater, man dankt dem Sohn, der Jury, man dankt allen. Was ich jetzt auch tue und natürlich dankt man den Sponsoren, was sehr praktisch ist. Heute aber will ich mir selbst danken. Ich bin sehr stolz, ich bin sehr glücklich. Einen derartigen Wettbewerb mit 85 Jahren zu gewinnen, ist gar nicht einfach. Ich will mich bei allen bedanken, die die Geduld hatten, den Roman zu lesen und zu schätzen.“




    Harald und der grüne Mond“ ist ein Puzzle-Roman. Erinnerungen, Briefe, Tagebuchfragmente sind die Puzzlestücke. Die spannende Story spielt im 20. Jahrhundert, auf verschiedenen Zeitebenen, und bricht in Scherben, die gleichzeitig die faszinierende und die abscheuliche Seite der Welt, in der wir leben, widerspiegeln. Alles dreht sich um das zwanghafte Bild des grünen Ballons auf der Bühne einer Ballettaufführung.



    Nora Iuga wurde 2007 mit dem Friedrich-Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. Sie übersetzte Werke von August Strindberg, E.T.A. Hoffmann, Nietzsche, Knut Hamsun, Barbara Bronnen, Elfriede Jelinek, Herta Müller, Ernst Jünger, Oskar Pastior, Günter Grass, Aglaja Veteranyi ins Rumänische.

  • Neuer Roman von Nora Iuga

    Neuer Roman von Nora Iuga

    Neulich fand in Bukarest die Vorstellung des jüngsten Buches der Schriftstellerin und Übersetzerin Nora Iuga statt. Die Handlung des Romans Harald şi luna verde“, zu dt. Harald und der grüne Mond“, dreht sich um das eindringliche Bild eines grünen Ballons auf der Bühne, wo eine Balletaufführung stattfindet. Es handelt sich um einen sogenannten Puzzle-Roman, gebildet aus Erinnerungen, Briefen und Tagebuch-Fragmenten, die zusammen eine hinrei‎ßende Atmosphäre schaffen und einer beeindruckenden Geschichte Ausdruck verleihen, die sich über das ganze 20. Jahrhundert erstreckt. Nora Iuga wird sowohl vom Publikum als auch von Literaturkritikern als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Rumäniens bezeichnet. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat die rumänische Schriftstellerin und Übersetzerin mit dem begehrten Friedrich-Gundolf-Preis für ihren wesentlichen Beitrag zur Förderung der deutschen Kultur weltweit geehrt. Die Schriftstellerin Nora Iuga kommt zu Wort mit Einzelheiten über ihren Roman:



    Dieser Band unterscheidet sich wesenlich von meiner bisherigen Prosa. Es handelt sich erstens um einen politischen Roman. Ich war selber überrascht, diesen Roman geschrieben zu haben. Lange war ich mit den Anforderungen der westeuropäischen und insbesondere der deutschen Buchverlage gegenüber osteuropäischen Schriftstellern nicht einverstanden, sich auf eine Literatur zu begrenzen, die das kommunistische Regime, die Leiden während des Kommunismus, den Gulag, das grausame Repressionsystem im Mittelpunkt haben soll. Im Roman ist die Waage als Metapher zu deuten, die einerseits die Nazi-Verbrechen und wiederum auch die Verbrechen des Kommunismus ausdrückt. Der Roman bringt allerdings diese Frage zum Ausdruck: Waren die ersten weniger grausam als die letzteren? Oder was es umgekehrt? Der Roman handelt aber auch über weitere Themen und ermöglicht den Eindruck einer Familienchronik, die sich über drei Generationen erstreckt. Der Roman kann als ein Labyrinth von verformten Spiegeln angesehen werden. Ein Irrgarten, in dem man sich leicht verlaufen kann, weil der Erzähler keine Zeitordnung beachtet. Zeitsprünge von Kapitel zu Kapitel lassen sich schnell erkennen und die Kapitel stellen zum grö‎ßten Teil innere Monologe dar.“