Tag: Diktatur

  • „Reflector“: Mutige TV-Sendung nahm es mit kommunistischen Bonzen und Korruption auf

    „Reflector“: Mutige TV-Sendung nahm es mit kommunistischen Bonzen und Korruption auf

     

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    Es ist eine Binsenwahrheit: In totalitären Gesellschaften ist die Presse gleichgeschaltet, und jeder weiß, dass er in staatlichen Medienprodukten mit Lügen konfrontiert wird und meistens nur Propaganda schlucken muss. So auch im kommunistischen Rumänien geschehen.

     

    Doch die Geschichte der Presse während der kommunistischen Jahre in Rumänien wies auch – für kurze Zeit – ein einigermaßen ehrenwertes Kapitel auf, in dem die Journalisten versuchten, ihre Berufsethik anzuwenden und die Stimme der Gesellschaft zu sein. Die Zeit zwischen 1966 und 1971 war die beste für die Presse unter dem kommunistischen Regime in Rumänien, und einige Medien-Produktionen waren beim Publikum besonders erfolgreich. So z.B. die Sendung „Reflector“ (zu deutsch in etwa: „Im Scheinwerferlicht“), die im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darin wurden institutionelle Missstände und Missbräuche durch Politiker oder Leiter staatlicher Behörden vor Augen geführt.

     

    Die Sendung „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“) war ein Versuch, verantwortungsvollen Journalismus zu betreiben – allerdings setzte das kommunistische Regime dabei klare Grenzen. Die offizielle Ideologie der rumänischen kommunistischen Partei durfte nicht in Frage gestellt werden, ebenso wenig wie das Wesen der Staatsmacht und der sozialen und politischen Ordnung. Ein Tabu waren auch die Person des Führers Nicolae Ceaușescu, seine Familie und die Verwandten, die führenden Aktivisten der Partei, die Armee, der Repressionsapparat, bestehend aus der Miliz und der Securitate, sowie Mitarbeiter der Justiz und des staatlichen Finanz- und Bankensektors. Daher befasste sich die Sendung „Reflector“ meistens mit Missständen und Fehlleistungen in der sozialistischen Konsumwirtschaft.

     

    Die Sendung wurde beginnend mir 1967 ausgestrahlt und orientierte sich an ähnlichen Sendungen in der westlichen Presse. Die Öffnung des rumänischen Fernsehens gegenüber dem Westen ist den Journalisten Silviu Brucan und Tudor Vornicu zu verdanken. Der zu erst Genannte war damals Intendant des Senders und zuvor Botschafter des sozialistischen Rumänien in den USA und bei der UNO gewesen und war von den amerikanischen Medien besonders angetan. Ironie des Schicksals – oder rumänische Paradoxie – der Mann war in den 1950er Jahren einer der schlimmsten Hetzer in der kommunistischen Presse gewesen – und in den 1990ern wieder als Talkshow-Gast gefragt. Tudor Vornicu hingegen, Chefradakteur der Sendung „Reflector“, hatte als Korrespondent des Rumänischen Rundfunks in Frankreich Karriere gemacht und war wiederum mit den französischen Medien vertraut. Aus diesem fragwürdigen Mix sollte ein halbwegs gutes Medienprodukt entstehen. Und darüber weiß der Journalist Ion Bucheru zu berichten, damals Vizeintendant des rumänischen Fernsehens und Koordinator des Teams, das die Sendung machen durfte. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks von 1997 erinnerte sich Bucheru, was den Erfolg der Sendung ausmachte.

     

    Ich war damals verantwortlich für die Sendung, die inzwischen zweimal wöchentlich ausgestrahlt wurde und 20 bis 25 Minuten dauerte. Die Sendung wurde bald zu einer sozialen Instanz. Die fünf Hauptakteure, die routinemäßig in der Sendung auftraten, führten sich wie Staatsanwälte auf und glaubten, einen sozialen Auftrag zu haben und ausüben zu müssen. Sie hatten einen direkten Draht zu den Menschen, sie wurden einfach von Bürgern angerufen, die keine andere Hoffnung mehr im Kampf mit der Bürokratie oder mit staatlichen Institutionen hatten.“

     

    Es war einfach ein schlechtes Omen, im Fernsehen vorgeführt zu werden, vor allem wenn es um skandalöse Fälle von Missbrauch, Inkompetenz oder Gleichgültigkeit in Umgang mit öffentlichen Geldern ging. Deshalb war selbst in den kleinsten Läden oder an Marktständen Panik angesagt, wenn das Kamera-Team von „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“)“ urplötzlich auftauchte. Ion Bucheru, der Chefredakteur von damals, erinnert sich weiter:

     

    Wir schlugen damals ziemlich über die Stränge: Wir beendeten die Sendung immer mit einem Standbild und einem Text. Das Bild zeigte ein schwarzes Auto, das in einer Abgas- oder Staubwolke davon düste, und der sarkastische Text lautete: »In diesem Auto verlässt Genosse Minister Soundso das Ministerium, wahrscheinlich in Eile, um an irgendeiner Sitzung teilzunehmen. Und er hatte es so eilig, davonzukommen, dass er nicht einmal die Zeit hatte, mit dem Reporter der Sendung zu sprechen.« Sie können sich vorstellen, was es für einen Wirbel veursachte, wenn ein Redakteur der Sendung den Leiter eines staatlichen Unternehmens oder einen stellvertretenden Minister anrief, um ihm nur mitzuteilen, dass das Journalisten-Team von »Reflector« bald vorbeikäme oder schon auf dem Gelände angekommen sei.“

     

    Doch dann kam der Moment Juli 1971, als der Diktator Nicolae Ceaușescu seine ominösen Thesen verkündete, mit denen eine 180-Grad-Wende eingeleitet wurde: vom relativ liberalen Kommunismus zum National-Kommunismus, in dem jede Kritik am System nicht mehr willkommen war. Es war im Grunde eine Rückkehr zur stalinistischen Epoche der 1950er Jahre, was eine große Bestürzung in den Ländern der freien Welt auslöste, die bis dahin die angebliche Distanzierung des rumänischen Führers von der Sowjetunion geschätzt und unterstützt hatten. Diese Rückentwicklung beeinflusste auch die Sendung „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“), die nach und nach an Schärfe verlor und uninteressant wurde, wie sich der damalige Chefredakteur Ion Bucheru erinnerte:

     

    Die sogenannten Juli-Thesen entsprangen Ceaușescus Geist, Kopf und Feder im Zuge eines Fernsehskandals. Es war der Moment, als Ceaușescu nach 1968 den Höhepunkt seiner Popularität und seines nationalen und internationalen Ansehens erreicht hatte. Es war eine Zeit, in der Rumänien international als ein kleines Weltwunder in dieser Ecke Europas galt. Es war eine Zeit, in der die Staatsoberhäupter Rumänien ihre Türen öffneten, selbst die konservativsten, selbst diejenigen, die es bis dahin abgelehnt hatten, Ceaușescu zu empfangen oder ihm die Ehre eines Staatsoberhauptes zu erweisen. Wenn man damals als rumänischer Journalist im Ausland unterwegs war – und ich habe das selbst erlebt –, wurde man nicht nur mit Sympathie, sondern mit einer Art von Brüderlichkeit betrachtet. Wir waren oft schlecht ausgestattet, ohne logistische Möglichkeiten unterwegs, und waren obendrein auch sehr schlecht bezahlt. Aber es gab eine solche Welle der Sympathie um uns herum, dass uns die ausländischen Kollegen beisprangen und uns vieles zur Verfügung stellten.“

     

    Mitte der 1980er Jahre, als das Fernsehprogramm nur noch zwei Stunden am Tag umfasste, wurde die Sendung „Reflector“ („Im Scheinwerferlicht“) eingestellt. Nach der Wende von 1989 gab es den Versuch, sie wiederzubeleben, doch sie konnte nie wieder an ihren vorherigen Erfolg anbinden.

  • Die Woche 6.05.-10.05.2019 im Überblick

    Die Woche 6.05.-10.05.2019 im Überblick

    “Happy summit! in Sibiu



    Die Stadt Sibiu in Zentralrumänien wurde am Donnerstag, den 9. Mai, zur politischen Hauptstadt der Europäischen Union, einer Gemeinschaft, die versucht, ihre Stärke wiederzuerlangen und sich als Oase des Wohlstands und der Rechtsstaatlichkeit zu behaupten.


    In Sibiu verabschiedeten die Staats- und Regierungschefs der EU eine Erklärung mit zehn Verpflichtungen, die sich unter anderem auf Verteidigung, Solidarität in schwierigen Zeiten, Offenheit für gemeinsame Lösungen, Schutz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Wahrung der Gleichbehandlung und Sicherung der Zukunft für die nächsten Generationen der Europäer konzentrieren.



    Wir werden ein einziges Europa verteidigen, von Ost nach West, von Nord nach Süd. Vor dreißig Jahren kämpften Millionen von Menschen für ihre Freiheit und Einheit und stürzten den Eisernen Vorhang, der Europa jahrzehntelang geteilt hatte. Es gibt keinen Platz für Spaltungen, die gegen unser gemeinsames Interesse gerichtet sind“, heißt es in einem der Punkte der Erklärung.



    Die Staats- und Regierungschefs der EU argumentieren weiter, dass die Union von heute stärker ist als die von gestern, und wir wollen ihre Stärke für morgen weiter ausbauen. Das ist unsere Verpflichtung für die zukünftigen Generationen. Das ist der Geist von Sibiu und einer neuen Union der 27, die bereit ist, ihre Zukunft als eine Einheit anzunehmen, heißt es auch im Dokument. Präsident Klaus Iohannis, langjähriger ehemaliger Bürgermeister von Sibiu, begrüßte die positive Botschaft der EU aus Sibiu, die Union auf der Grundlage klarer Grundsätze und Werte zu konsolidieren. Der Präsident verwies auch auf die bevorstehende strategische Agenda der EU.


    Der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, der sich dem Ende seiner Amtszeit nähert, sagte seinerseits, dass die auf dem Gipfel zum Ausdruck gebrachte Einheit nicht nur Show ist, sondern real und robust. Zu sagen, dass alles schief geht, wäre nicht genau, ebenso wenig wie zu sagen, dass alles gut läuft, argumentierte Präsident Juncker. Der Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk hielt seinerseits eine Rede in rumänischer Sprache:



    Als wir uns im Januar, zu Beginn Ihrer Präsidentschaft, trafen – als ich mit solcher Überzeugung und so emotional über Rumänien sprach -, sprach ich mit Zuversicht, denn ich weiß, dass Sie wirklich bemerkenswert sind. Sie haben einen außergewöhnlichen Gipfel organisiert, und Sie können stolz auf Ihre Arbeit sein, so wie Europa stolz auf Sie ist. Ich habe mich in Sibiu verliebt, ganz Europa hat sich in dich verliebt.



    Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union werden sich am 28. Mai nach den Wahlen zum Europäischen Parlament treffen, um sich über die Zusammensetzung der künftigen Kommission zu einigen.




    Eine endlose Mineriade



    Der Interims-Generalstaatsanwalt Bogdan Licu hat am Mittwoch im Dossier der Bergarbeiteraufmärsche vom Juni 1990 die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichtshofes beanstandet. Das Gericht hatte die Strafakte an die Staatsanwaltschaft zurückgeschickt. Zuvor hatte ein Richter der Gerichtskammer für Voruntersuchungen die Anklageschrift für ungesetzmäßig befunden.


    Vor zwei Jahren hatten Militärstaatsanwälte ihre Ermittlungen im Dossier der sogenannten Mineriade, der Bergarbeiteraufmärsche also, abschlossen. 14 Personen waren infolgedessen unter Anklage gestellt worden, darunter sehr prominente Namen: etwa der Ex-Präsident Ion Iliescu, der damalige Premierminister Petre Roman, sein Stellvertreter, Gelu Voican-Voiculescu, und der damalige Nachrichtendienst-Chef Virgil Măgureanu. Laut Anklage hätten die Genannten sich direkt an der Planung und Durchführung des Übergriffs auf die friedlichen Demonstranten auf dem Universitätsplatz in Bukarest beteiligt. Bei den Kundgebungen hatten sich die Teilnehmer gegen die damalige politische Machtriege aufgelehnt.


    Am 20. Mai 1990, fünf Monate nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur von Nicolae Ceauşescu, waren in Rumänien die ersten freien Wahlen abgehalten worden – Ion Iliescu, ehemaliger Minister in den 1970er Jahren unter Ceauşescu, gelang dabei ein unumstrittener Sieg mit etwa 85% der Stimmen. Iliescu hatte es geschafft, sich im Tumult der antikommunistischen Revolution von 1989 als Anführer zu etablieren, obwohl er ebenfalls aus den Reihen der Nomenklatura hatte. Seine Partei, eine Mischung aus authentischen Revolutionären und zweitrangigen Kommunisten, belegte nach der Wahl zwei Drittel der Sitze im ersten postkommunistischen Parlament.


    Im April hatten Studenten den Universitätsplatz besetzt und ihn zur neokommunismus-freien Zone erklärt. Die Geste war als Protest gegen den sich abzeichnenden Verbleib ehemaliger Kommunisten in der Machtetage gedacht. Doch nach den deutlichen Wahlergebnissen waren die meisten der ursprünglich zehntausenden von Demonstranten weggeblieben. Auf dem Platz harrten noch einige Dutzend Personen im Hungerstreik aus. In der Nacht von 13. auf den 14. Juni räumte die Polizei den Platz mit unverhältnismäßiger Gewalt – der Einsatz erinnerte an die Unterdrückungsmaßnahmen während der Revolution.


    Bis heute bleibt ungeklärt, wer an den gewalttätigen Ausschreitungen des Folgetages beteiligt war – es ist nicht klar, ob die gewalttätigen Personen, die sich Straßenkämpfe mit der Polizei lieferten und Angriffe auf den Sitz des Innenministeriunms und der Fernsehanstalt starteten, eine Verbindung zu den Kundgebungen auf dem Universitätsplatz hatten. Iliescu und seine Nahestehenden bezeichneten sie als Legionäre, in Anlehnung an die extreme Rechte der Zwischenkriegszeit. Obwohl die Armee bereits die Ordnung wieder hergestellt hatte, riefen die Machthaber die Bevölkerung zur Rettung der angeblich erneut gefährdeten Demokratie“ auf.


    Bergarbeiter aus dem zentralrumänischen Schiltal folgten dem Aufruf und marschierten am 14. und 15. Juni auf den Straßen der rumänischen Hauptstadt auf. Sie mussten den Behörden über ihr Handeln offenbar keine Rechenschaft geben. Zurück blieben über 1300 Verletzte und mindestens sechs Tote, mehr als Tausend Menschen wurden missbräuchlich verhaftet. Die Bukarester Universität wurde verwüstet, ebenso die Sitze der Oppositionsparteien und der unabhängigen Zeitungen


    Vor fünf Jahren zwang der Europäische Gerichtshof der Menschenrechte Rumänien mit einem Beschluss, das Verfahren zu den Bergarbeiteraufmärschen von 1990 neu aufzurollen. Die ehemalige Generalstaatsanwältin Laura Codruta Kövesi musste einräumen, dass das Ermittlungsverfahren zur Mineriade zu den größten Misserfolgen in der Geschichte der Generalstaatsanwaltschaft gehört.




    Rumänen in der Welt




    Der rumänische Außenminister Teodor Melescanu hat am Mittwoch den Präsidenten Klaus Iohannis aufgefordert, den rumänischen Botschafter in den USA George Maior zurückzurufen. Laut einer Mitteilung des Außenministeriums erfolge der Rückrufvorschlag nach einer Analyse des Mandats des Diplomaten, dessen Tätigkeiten es ihnen nicht erlauben, die Interessen Rumäniens in den Vereinigten Staaten, die ein strategischer Partner sind, glaubwürdig zu vertreten. Im April beschuldigte ihn die Bukarester Parlamentskommission für die Kontrolle des rumänischen Nachrichtendienstes, deren Direktor George Maior vor seiner Ernennung zum Botschafter in Washington war, den Nachrichtendienst für persönliche Zwecke gebraucht zu haben. Das Außenministerium erinnert auch an die vor kurzem freigegebenen Protokolle, die SRI mit den rumänischen Justizbehörden abgeschlossen hatte und die Grundrechte und Grundfreiheiten rumänischer Bürger oder die Interessen des Landes ernsthaft verletzt haben. Präsident Klaus Iohannis gab bekannt, er werde nach dem EU-Gipfel in Sibiu eine Entscheidung über den US-Botschafter George Maior treffen.


    Der ehemalige Bürgermeister von Constanţa, einer rumänischen Stadt am Schwarzen Meer, Radu Mazăre ist am Mittwoch in Madagaskar verhaftet worden. Er wird sechs Tage von den Behörden des Landes in Haft gehalten, nachdem die rumänischen Behörden über Interpol einen Durchsuchungsbefehl ausgestellt hatten. So juristischen Quellen in Bukarest. Radu Mazare hat in Rumänien mehrere Verurteilungen, von denen viele nicht endgültig sind. Im Februar wurde er international angeklagt, nachdem er in einer Akte über fiktive Landrückgabe zu 9 Jahren Haft verurteilt wurde. Der ehemalige Bürgermeister verließ Rumänien im Dezember 2017 auf Madagaskar und meinte, man habe politischen Druck in Strafverfahren gegen ihn ausgeübt. Dort unternahm er die notwenidgen Schritte, um Asyl zu erhalten.

  • Die Woche 08.04.-12.04.2019 im Überblick

    Die Woche 08.04.-12.04.2019 im Überblick

    Gespräche mit den Parlamentsparteien zum Thema: Volksbefragung über Justiz



    Ein Referendum über Justiz ist notwendig und es wird am 26. Mai zeitgleich mit der Europawahl stattfinden, sagte der rumänische Präsident Klaus Iohannis am Freitag bei Gesprächen mit den Parlamentsparteien zum Thema: Volksbefragung über Justiz. Laut Staatschef Iohannis haben die Rumänen Angst, dass die regierende Sozialdemokratische Partei die Justiz unterjochen wird. Der Juniorpartner der Sozial-Demokraten in der Regierung, die Allianz der Liberalen und Demokraten ALDE hatte ihre Entscheidung, die Referendumsgespräche zu boykottieren, am Vortag veröffentlicht. Am Donnerstag sagte Präsident Iohannis nach Gesprächen mit den Oppositionsparteien sowie mit der Gruppe nationaler Minderheiten, die nicht der ungarischen Minderheit angehören, dass diese die Idee eines Referendums befürworten. Laut Iohannis wollen die Rumänen ein Justizsystem außerhalb des politischen Einflussbereichs. Die oben genannten Gespräche fanden vor dem Hintergrund häufiger Gesetzesänderungen statt, die von der regierenden PSD-ALDE-Koalition initiiert wurden und von den europäischen Partnern Rumäniens stark kritisiert wurden. Bei der Volksbefragung werden die Rumänen wegen der umstrittenen Justizreform zum Thema Rechtsstaat befragt, beispielsweise Verbot von Amnestie und Begnadigung für Korruptionsdelikte sowie Eilverordnungen für Straftaten, Strafen und gerichtliche Organisation.



    Die Akte der antikomunistischen Revolution von 1989 vor Gericht



    Rumäniens oberster Staatsanwalt Augustin Lazar hat am Montag bekannt gegeben, dass die Anklagebehörde des Militärstaatsanwalts die Anklageschrift in der Akte der antikommunistischen Revolution von 1989 eingereicht habe. Die Akte hat über dreitausend Seiten, entschuldigte sich der Staatsanwalt für die übermäßig lange Untersuchungsperiode von fast 30 Jahren. Der ehemalige linksgerichtete Präsident des Landes Ion Iliescu und der stellvertretende Ministerpräsident Gelu Voican wurden in dieser Akte strafrechtlich verfolgt, weil zwischen dem 22. und dem 31. Dezember 1989 Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden waren, die das Ende des kommunistischen Regimes begangen hatten. Die oben genannten Personen hatten verschiedene offizielle Positionen inne in dem damaligen FSN-Rat, einem Organ, das zu dieser Zeit exekutive und gesetzgebende Gewalt hatte. Die offizielle Zahl der Toten der Revolution liegt bei über tausend Toten und dreitausend Verwundeten, hauptsächlich nach dem Zusammenbruch der unterdrückenden Diktatur von Nicolae Ceausescu. Rumänien war das einzige Land in Ost- und Mitteleuropa, das durch Blutvergießen von einer Diktatur zur Demokratie gelangte.


    Der Abschluss der Revolutionsakte und die Verurteilung des Falls vor Gericht hat bei den Bukarester Politikern zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Staatspräsident Klaus Iohannis begrüßte den Abschluss der Ermittlungen in der Revolutionsakte und hält dies für einen äußerst wichtigen Schritt bei der Feststellung der Wahrheit. Sowohl PNL als auch USR (in der Opposition) begrüßten die Ankündigung des Staatsanwalts. Der liberale Führer Ludovic Orban sagte, es könne eine gute Sache sein, die Revolutionsakte nach 30 Jahren anzuklagen, wenn die Anklage darin besteht, alle Schuldigen zu bestrafen. Andererseits waren die Vertreter der PSD (in der Regierung) empört, dass Augustin Lazar, dem man vorwirft, mit der ehemaligen kommunistischen Securitate zusammenzuarbeiten, die kontroversen Akten verklagt hat. Der Vorsitzende der Rechtskommission der Abgeordnetenkammer der Sozialdemokrat Nicuşor Halici ist der Ansicht, dass die Wahrheit über die Ereignisse, die zum Sturz des Ceausescu-Regimes führten, früher bekannt sein sollte.



    Brexit, eine neue Verlängerung



    Das ist eine flexible Erweiterung, weitere sechs Monate für Großbritannien, um die bestmögliche Lösung zu finden, hat bei den jüngsten Brexit-Verhandlungen der Präsident des Europäischen Rates, Donald Tusk. Zumindest vorerst wurde die Gefahr eines brutalen No-Deal-Ausstiegs entfernt, fügte Tusk hinzu: In dieser Zeit liegt die Lösung vollständig in den Händen Großbritanniens. London kann immer noch das Rücktrittsabkommen ratifizieren und in diesem Fall ist die Verlängerung nicht mehr gültig. London kann auch die gesamte Brexit-Strategie überdenken. Dies könnte zu Änderungen in der politischen Erklärung führen, nicht jedoch in dem Rücktrittsabkommen. Bis zum Ende dieses Zeitraums wird Großbritannien auch die Möglichkeit haben, Artikel 50 zu widerrufen und den Brexit vollständig zu annullieren.


    Auf dem Brexit-Sondergipfel wurde Rumänien durch Präsident Klaus Iohannis vertreten, der die zusätzliche Verlängerung der Frist für die Ratifizierung des Rücktrittsabkommens durch das britische Parlament unterstützte. Die Verschiebung ermöglicht einen geordneten Austritt, der die Sicherheit der in Großbritannien lebenden europäischen Bürger und der britischen Bürger in der EU sowie der Unternehmen und des Geschäftsumfelds gewährleistet, heißt es in einer Pressemitteilung des Präsidialamtes.


    Der rumänische Staatschef plädierte auch für eine umfassende und ehrgeizige zukünftige Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und Großbritannien, die sowohl wirtschaftliche als auch handelsbezogene Aspekte, sowie Sicherheit, Verteidigung und Außenbeziehungen abdecken sollte.


    Wenn Großbritannien das Rücktrittsabkommen bis zum 22. Mai nicht ratifiziert, muss London Wahlen für das Europäische Parlament organisieren. Wenn das Land die Wahlen nicht abhält, soll es die EU am 1. Juni 2019 verlassen.



    Milittörübung mit mehr als zweitausend Soldaten aus sechs Ländern in Constanta



    Eine Militärübung mit mehr als zweitausend Soldaten aus sechs Ländern lief dies Woche in Constanta, Rumäniens wichtigstem Schwarzmeerhafen. Die Teilnehmer an der Sea Shield 2019 trainieren, um auf verschiedene Arten von Angriffen reagieren zu können, die von U-Booten, Marineschiffen oder Kampfflugzeugen im Schwarzen Meer ausgehen. Laut Vizeadmiral Alexandru Mîrşu, dem Stabschef der rumänischen Marine, die auch die Übung koordiniert, wird dabei ein fiktives nicht-provokatives Szenario eingeübt. Die NATO hat ihre Präsenz im Schwarzen Meer von 80 auf 120 Tage pro Jahr verstärkt, und die NATO-Gruppe für Gegenmaßnahmen gegen Minen, die sich aus Schiffen aus den Niederlanden, Kanada, der Türkei, Bulgarien und Rumänien zusammensetzt, beweist das Engagement des Bündnisses zum Schutz der Ostflanke. Inzwischen läuft auch die komplexeste multinationale medizinische Übung in der Geschichte der NATO noch bis Freitag an drei Standorten in Rumänien. Der Zweck der Übung ist die gemeinsame Schulung zur Bereitstellung multinationaler medizinischer Unterstützung bei Operationen der NATO sowie zur Verbesserung der Reaktion auf mögliche chemische, biologische oder improvisierte Vorfälle. An der Übung sind Vertreter aus 38 Ländern beteiligt.

  • Nachrichten 12.05.2018

    Nachrichten 12.05.2018

    Tausende Rumänen sind am Samstag abend in der Hauptstadt Bukarest und in mehreren rumänischen Gro‎ßstädten auf die Stra‎ße gegangen, um an der gro‎ßangelegten Demonstration mit dem Motto Ja zu Europa, Nein zur Diktatur“ teilzunehmen. Die Demonstranten protestieren gegen die Regierungskoalition der Sozialdemokratischen Partei und der Allianz der Liberalen und Demokraten (PSD-ALDE). Die Regierungskoalition habe seine Wahlversprechen nicht eingehalten, habe Rumänien der europäischen und demokratischen Standards ferngehalten und würde das Land in Richtung eines politischen Regimes führen, in dem nur das Interesse der politischen Machthaber regiert, klagen die protestierenden Bürger. Zu den antidemokratischen Aktionen der Regierungskoalition gehören die Änderung des Strafgesetzbuches und der Strafproze‎ßordnung, die willkürlichen Geldstrafen, die von der Gendarmerie verhängt werden und die Änderung der Gesetze ohne öffentlichen Besprechungen, so die Organisatoren der Protestdemonstration. Die im Ausland lebenden rumänischen Bürger erklärten sich solidarisch mit den in der Heimat lebenden Rumänen, die auf der Stra‎ße protestieren.



    Rumäniens Premierministerin, Viorica Dăncilă, setzt ihren Vatikan-Besuch fort. Am Samstag ist Viorica Dăncilă mit rumänischen Studenten, die an den päpstlichen Universitäten studieren, zusammengekommen. Bei dem Treffen sagte die Premierministerin, die Bukarester Exekutive werde das päpstliche Kollegium “Pio Romeno” bei der Ausstattung unterstützen. Am Freitag wurde Viorica Dăncilă vom Papst Franziskus empfangen. Laut einer Mitteilung der Bukarester Regierung habe sich die rumänische Premierministerin bei seiner Heiligkeit für die besondere Aufmerksamkeit bedankt, die Papst Franziskus ständig den Beziehungen zu Rumänien geschenkt hat. Im Anschlu‎ß drückte die rumänische Premierministerin ihre Hoffnung aus, dass der Papst einen Rumänien-Besuch unternehmen wird. Ferner hob Viorica Dăncilă die Bedeutung der Beziehungen zwischen Rumänien und Vatikan hervor, einschlie‎ßlich im dem Kontext der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2019. Der Vatikan-Besuch der rumänischen Premierministerin findet vor dem Hintergrund der sehr guten bilateralen Beziehungen, im Jubiläumsjahr der Gro‎ßen Vereinigung Rumäniens statt. Zu diesem Anla‎ß werden am Heiligen Stuhl mehrere kulturelle und akademische Veranstaltungen organisiert.



    Rumäniens Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat sich am Samstag in der Stadt Blaj (in der Mitte des Landes) an den Veranstaltungen anlä‎ßlich der Feierklichkeiten zum 170-Jahre-Juübiläum der Nationalversammlung während der Revolution von 1848 beteiligt. Zu diesem Anla‎ß sagte Präsident Iohannis, Rumänien müsse seinen europäischen Weg fortsetzen, stark sein und in den europäischen Werten verankert bleiben. Präsident Iohannis hat am Denkmal Gloria“ auf der Freiheitsebene einen Blumenkranz niedergelegt und an der Debatte mit dem Titel Blaj 1848-2018: Nationales Bewusstsein und europäische Bestimmung“ teilgenommen. Im Rahmen der vom Nationalkolleg Inochentie Micu Klein“ organisierten Debatte haben Vertreter der Kommunalverwaltung, Geschäftsleute, Sportler, Kulturpersönlichkeiten, Lehrer und Schüler Gespräche geführt. Im letzten Teil seines Besuches beteiligte sich der rumänische Staatschef an der Wiedereröffnung des Kulturpalastes in Blaj. Der 1936 zum erstenmal eröffnete Kulturpalast in Blaj, eine der wichtigsten Kultureinrichtungen in Siebenbürgen, wurde 1995 bei einem Brand zerstört. Durch eine Initiative der Kommunalverwaltung wurde der Kulturpalast restauriert und erhielt den Gro‎ßen Preis der Europäischen Union für Denkmalschutz.



    In der Ortschaft Cincu (in der Mitte Rumäniens) findet diese Tage die multinationale militärische Übung Resolute Castle 2018 statt. An dieser sechsmonatigen militärischen Übung beteiligen sich Soldaten von den rumänischen Bodentruppen und von der Nationalgarde des US-Staates South Carolina. Bis September werden rumänische und US-amerikanische Soldaten Infrastrukturprojekte durchführen und die Training-Einrichtungen auf dem Schie‎ß- und Übungsplatz Cincu modernisieren. Die Übung Resolute Castle 2018 konzentriert sich auf die Verstärkung der militärischen Ausbildungs- und Trainingszentren in Polen und Rumänien. Dadurch werden die US-Militäreinheiten ihre Kräfte schneller mobilisieren, turnusmä‎ßige Übungen mit den Alliierten und multinationalen Partnern durchführen und ihre Fähigkeiten in einem Sicherheitsumfeld beweisen.



    Kunstwerke in Wert von etwa 10 Millionen Euro, die aus wichtigen Privatsammlungen, aus dem Centre Pompidou in Paris und aus der Sammlung des ehemaligen kommunistischen Diktators Nicolae Ceausescu abstammen, können bis zum 20. Mai auf der Bukarester Ausstellung Art Safari” besichtigt werden. Das wertvollste Ausstellungsstück ist ein Werk von Constantin Brancusi, mit einem 7-stelligen Wert, das von einer Privatsammlung ausgeliehen wurde, erklärte die Direktorin der Ausstellung Art Safari Bukarest”, Ioana Ciocan. Die Ausstellung Art Safari”, die auf dem Platz George Enescu, vor dem Bukarester Athäneum, eingerichtet wurde, hat dieses Jahr ihre 5. Auflage erreicht.



    In der Stadt Suceava (im Norden Rumäniens) findet bis zum 20. Mai das Theaterfestival Matei Vişniec“ statt. An dem Festival, das mehr als 60 Theateraufführungen für alle Publikumsschichten und alle Altersgruppen bietet, beteiligen sich mehr als 300 Gäste — Schauspieler, Regisseure, Theaterkritiker — aus allen historischen Regionen Rumäniens, aus der Republik Moldau und aus Frankreich. Ehrengast des Theaterfestivals ist, wie jedes Jahr, der in der Ortschaft Rădăuți, in der Nähe von Suceava, geborene Schriftsteller und Dramatiker Matei Vişniec, der in Frankreich lebt. Seine Theaterstücke wurden in vielen Ländern aufgeführt, von Japan bis in die USA, von Brasilien bis in die Türkei. Bis zum Fall des Kommunismus in Dezember 1989 waren die Stücke von Matei Vişniec in Rumänien verboten.

  • Nachrichten 22.12.2014

    Nachrichten 22.12.2014

    BUKAREST: Heute vor 25 Jahren, am 22. Dezember 1989, markierte die Flucht des rumänischen Staatspräsidenten Nicolae Ceausescu und seiner Ehefrau, Elena Ceausescu, unter dem Druck von Hunderttausenden Demonstranten, den Fall der kommunistischen Diktatur in Rumänien. Kurz darauf wurden die zwei gefasst und nach einem kurzen Proze‎ß, am 25. Dezember hingerichtet. Am 16. Dezember 1989 war der antikommunistische Aufstand in Timisoara, im Westen Rumäniens, ausgebrochen. In kurzer Zeit verbreitete sich die antikommunistische Revolution in die Hauptstadt Bukarest und in andere rumänische Gro‎ßstädte. Mehr als 1000 Menschen haben bei der rumänischen Revolution vom Dezember 1989 ihr Leben verloren. Vier Tausend weitere wurden verletzt. Rumänien ist das einzige Land des ehemaligen Ostblocks, wo der Regierungswechsel mit Gewalt und Blutvergie‎ßen erkämpft und die kommunistischen Diktatoren hingerichtet wurden. Mehr dazu nach den Nachrichten.




    BUKAREST: Der neue rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat am Montag ein Gesprach mit dem Ministerpräsidenten Victor Ponta geführt. Die Hauptthemen waren die Prioritäten der Regierung, die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Lage und die Perspektiven der institutionellen Zusammenarbeit zwischen Präsidentschaft und Regierung. Präsident Iohannis gab bekannt, er werde in kürzer Zeit die politischen Parteien zu Beratungen einladen, um gemeinsam die Zielsetzungen Rumäniens und einen Kalender mit Etappen und Aktionen zu bestimmen. Rumäniens Präsident Klaus Iohannis hat am Sonntag den Eid zu seinem Amtseintritt im Rahmen einer feierlichen Sitzung des Parlaments abgelegt. In seiner ersten Ansprache als Staatschef betonte Iohannis, dass er erkenntlich und geehrt für das Vertrauen ist, das ihm die Bürger geschenkt haben, indem sie ihn gewählt haben. Er versicherte er werde der Präsident aller Rumänen sein. Er sagte, dass das Rumänien der gut gemachten Sache die Verpflichtung ist, die er eingegangen ist und mit der er auf diesem Weg startet. Was die Rechtsstaatlichkeit, die Korruptionsbekämpfung und die Justizreform anbelangt, müssen die bisherigen Fortschritte gewahrt und weitergeführt werden. Mehr dazu nach den Nachrichten.




    BRÜSSEL: Die Europäische Kommission hat zwei operationelle Programme 2014-2020 für Rumänien angenommen; Schwerpunkte dieser Programme sind die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der technische Beistand bei der Implementierung der EU-Fonds, steht in einem Communique der Europäischen Kommission von Montag. Für die rumänische Wirtschaft bedeuten die zwei Programme eine Gesamtinvestition von 1,53 Milliarden Euro. Die zwei programme sind das Operationelle Programm Technischer Beistand im Wert von 251 Millionen Euro (davon kommen 212 Millionen Euro von der EU) und das Operationelle Programm für Wettbewerbsfähigkeit, eine Investition von 1,58 Milliarden Euro (1,32 Milliarden Euro kommen von der EU). Das Programm für Technischen Beistand unterstützt die Bemühungen der rumänischen Verwaltung, die Absorptionsrate der EU-Fonds zu steigern, und das Programm für Wettbewerbsfähigkeit unterstützt den Innovationsgeist, welcher der realen Bedürfnisse der rumänischen Wirtschaft entspricht. Laut der EU-Kommissarin fur Regionalpolitik, Corina Cretu, sei die schnelle Annahme dieser Programme ein starker Unterstützungssignal der Europäischen Kommission an Rumänien.




    KISCHINEW: Die proeuropäischen Parteien in der benachbarten Moldaurepublik verhandeln weiter über die Bildung einer Regierungskoalition. Die liberaldemokratische Partei, die demokratische Partei und die liberale Partei haben zusammen 55 der 101 Mandate im Parlament gewonnen. Das erlaubt ihnen die Bildung einer parlamentarischen Mehrheit um eine Regierung ins amt einzuführen. Die Zahl der Mandate reicht jedoch nicht aus um den Staatschef zu wählen oder die Verfassung abzuändern. Die Parlamentswahlen fanden am 30. November in der ehemaligen sowjetischen Republik. Das Parlament in Kischinew muss laut Gesetz innerhalb von 30 Tagen — bis zum 30.Dezember- zusammen kommen.

  • Wahlfach „Geschichte des Kommunismus“ in rumänischen Schulen

    Wahlfach „Geschichte des Kommunismus“ in rumänischen Schulen

    Seit 2008 wurde in den Gymnasien ein Wahlfach für Geschichte des Kommunismus eingeführt. Der Endbericht des Präsidialausschusses für die Analyse der Kommunistischen Diktatur in Rumänien umfasste eine solche Empfehlung. Kurz nachdem der Lehrplan erarbeitet wurde, hat man auch die Schulbücher für die 11. und 12. Klasse veröffentlicht. Die Schulbücher kamen unter der Federführung des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des kommunistischen Regimes (IICCMER) heraus. Was die Schulbücher behandeln, erfahren wir vom ehemaligen Vorsitzenden des Instituts, Andrei Muraru:



    Wir versuchen für die Periode 1947-1989 die Innereien dieses Regimes zu erforschen: das Alltagsleben, die Wirtschaft, das Kulturleben, die Minderheiten, das politische Regime, die Unterdrückung. Natürlich waren die Bemühungen, alle diese Themen zusammen zu bringen, nicht einfach. Aber wir haben auf kurze Autorentexte und viele historische Quellen fokussiert: Archiv-Dokumente und Materialien mündlich überlieferter Geschichte. Das Schulbuch kommt zusammen mit einer DVD mit Videoaufnahmen aus dem Archiv des nationalen Fernsehsenders TVR aus dem Jahr 1988. Aus unserer Sicht ist es ein sehr gut erstelltes Instrument, das dem Schüler die Möglichkeit gibt, selbst zu forschen. Wir wollten kein Propaganda machen, keine Vision betreffend die Geschichte des Kommunismus in Rumänien aufzwingen. Deshalb lautet der Titel des Schulbuchs »Eine Geschichte des Kommunismus«, weil je nachdem, wer erforscht, kann es mehrere Geschichten des Kommunismus geben.“



    Zurzeit ist dieses Wahlfach in 146 Schulen belegbar. Seit seiner Einführung wählen es etwa 3000 Schüler jährlich. Zudem organisiert IICCMER Seminare mit den Geschichte-Lehrern, weil das Unterrichten dieses Faches spezifische Kenntnisse und Methoden voraussetzt.



    Der Informationsbedarf ist gro‎ß. Das beweisen auch die Umfragen betreffend die kommunistische Periode. Einer Umfrage von 2010 zufolge, die vom IICCMER in Auftrag gegeben wurde, hätten die Rumänen eine zwiespältige Einstellung gegenüber der kommunistischen Epoche in Rumänien. 47% der Befragten erklärten, der Kommunismus sei eine gute Idee, wäre jedoch falsch umgesetzt worden. Knapp 30% waren der Meinung, die Idee des Kommunismus sei falsch. Im Dezember 2013 zeigte eine weitere Umfrage, dass 47,5% der Rumänen den kommunistischen Anführer Nicolae Ceauşescu als einen Politiker mit einer positiven Rolle in der Geschichte Rumäniens empfinden. 46,9% empfanden ihn als eine negative Persönlichkeit.



    Auch der Vorgänger Ceauşescus, Gheorghe Gheorghiu-Dej, wird von 42,3% der Rumänen als positiv empfunden. 39,1% der Befragten erklärten, er habe eine negative Rolle gespielt. Unter diesen Voraussetzungen sind die Meinungen der Schüler vor Beginn dieses Kurses nicht überraschend. Mihai Stamatescu, Geschichte-Lehrer in Orşova und einer der Autoren des Schulbuchs dazu:



    Im Allgemeinen haben die Kinder die Informationen von der Familie, von den Nachbarn und der breiteren Gemeinde bekommen. Aus den Medien bekommen sie weniger Informationen. Die angeeigneten Informationen entsprechen meistens denen aus der Öffentlichkeit, beispielsweise: ‚Ja, früher war es besser, weil wir Arbeitsplätze hatten‘, ‚Ja, es war gut, weil wir Wohnungen erhielten‘, ‚Ja, es war gut, weil wir Gasflaschen [fürs Herd] bekamen‘. Die Kinder kommen mit diesen Informationen und auch mit anderen in die Schule und erfahren plötzlich, dass sie irgendetwas nicht zusammenpasst. Die Erklärungen, die der Kurs anbietet, und die Zeitgeschichte, die in der Schule unterrichtet wird, zeigen eine andere Realität. Die Schüler erkennen, dass die Nostalgien der Eltern sich nicht unbedingt auf das kommunistische Regime beziehen, sondern auf ihre Jugend. Wenn du Argumente hast, wenn du Beweise zeigst, wenn du sie aufforderst, historische Quellen nachzuschlagen, wenn du ihnen erklärst, was Manipulation, Propaganda bedeutet, werden sie mit Sicherheit verstehen, was ihren Eltern widerfahren ist. Sie sind bereit, logisch und kritisch zu urteilen über alles, was geschehen ist.“




    Nach dem Besuch dieses Kurses beginnen die Schüler einen Teil der alltäglichen Realitäten besser zu verstehen. Sie zeigen immer mehr Interesse für dieses Fach. Durch eine Annäherung an aktuelle Themen versucht man die Geschichte des Kommunismus auch in jüngere Klassen zu unterrichten. Mihai Stamatescu:



    Wir haben ein Dokument mit dem Titel »Menschenrechte in der neuesten Geschichte Rumäniens« erstellt. Wir haben festgestellt, dass wir in Kontakt mit dem kommunistischen Regime vor dem Erreichen der Volljährigkeit treten können. Wir haben ein Dokument erstellt, dass auch von Gymnasiums-Schüler und Grundschulkinder benutzt werden kann. Solange die Kinder das Fach »Gesellschaftliches Engagement« studieren, haben wir uns gedacht, dass die beste Perspektive, Informationen über das kommunistische Regime zu bringen, die der Menschenrechte ist. Es gibt genügend Gymnasial-Lehrer, die dieses Dokument benutzen.“




    Natürlich kann ein einziger Kurs die Wahrnehmung einer ganzen Gesellschaft nicht radikal ändern. Au‎ßer Schulunterricht müsste es auch andere unterschiedliche Initiativen geben, um das breite Publikum über den Kommunismus zu informieren. Andrei Muraru, ehemaliger Vorsitzender des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des Kommunistischen Regimes (IICCMER) über die Auswirkungen dieses Kurses:



    Es hängt auch von dem ab, was wir als Gesellschaft dafür tun. Das polnische Pendant unserer Institution, das Institut für Nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej, IPN), hat über 2000 Angestellte, wir haben nur 36. Sie haben ein Budget von 60 Millionen Euro, wir haben ein Budget von 1 Million Euro. Sie fingen 1999 an, als sie gegründet wurden, und die Ergebnisse beginnen jetzt, nachdem 10-15 Jahre lang massiv in die Bildung investiert wurde, sichtbar zu werden. Die Investitionen beschränkten sich nicht auf Kurse, sondern umfassten auch Spiele für Kinder, Jugendliche, Schulprogramme, Filme, Konferenzen und Bücher. Je weniger wir investieren, desto mehr werden die Umfragen nostalgische Botschaften über die kommunistische Periode vermitteln. Diese Nostalgie vermischt sich mit der Empörung gegenüber der aktuellen Regierung. Alles hängt von den Ressourcen ab, die die Gesellschaft in diesen Bereich investiert.“




    Das Wahlfach Geschichte des Kommunismus“ wird nur in Gymnasien mit geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt im Unterricht angeboten, nicht aber in Berufsschulen oder Schulen mit künstlerischem Profil. Es ist nur eines der Wahlfächer, die rumänische Schüler belegen dürfen.



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  • Die rumänische Revolution von 1989 in Jassy

    Die rumänische Revolution von 1989 in Jassy

    Timişoara / Temeswar ist die Symbolstadt der rumänischen Revolution vom Dezember 1989. Am 16. Dezember haben die Bürger der Banater Hauptstadt entschieden, dass Rumänien sich wandeln muss. Ceauşescus Rumänien, eigentlich ihr Land und das Land ihrer Kinder, konnte nicht dasselbe bleiben, während in der ganzen kommunistischen Welt der Wandel nicht mehr gestoppt werden konnte. Heldenhaft und sehr entschieden gingen die Temeswarer auf die Stra‎ße, um ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihr Recht auf ein besseres Leben zum Ausdruck zu bringen.



    In einer anderen Ecke des Landes bereitete sich die Hauptstadt der Moldauregion Iaşi vor, sich der kommunistischen Tyrannei Ceauşescus zu widersetzen. In den 1980er Jahren bildete sich hier eine Protestbewegung um die Schriftsteller Dan Petrescu, Tereza Petrescu, Luca Piţu und Alexandru Călinescu. Am 12. Dezember 1989 hat der Wirtschaftler Ştefan Prutianu zusammen mit ein paar weiteren Intellektuellen der Organisation Rumänische Volksfront“ in der ganzen Stadt Manifeste verbreitet, die die Bevölkerung aufforderten, am 14. Dezember um 16 Uhr an einer Kundgebung auf dem Vereinigungsplatz teilzunehmen.



    Die kommunistische Sicherheitspolizei Securitate hatte aber die Untergrundorganisation seit langem im Visier. Zehn Stunden vor Beginn der Kundgebung wurden Organisatoren des geplanten Protests verhaftet. Als erster wurde Ştefan Prutianu selbst verhaftet. Er hatte am 10. Dezember das Manifest geschrieben. Prutianu, Wirtschaftsprofessor an der Universität Alexandru Ioan Cuza“ in Iaşi, erzählte später, er habe damals gedacht, das sei die logische Folge seiner Taten.



    Gemischte Trupps der Miliz, Sicherheitspolizei und der patriotischen Garden haben den Vereinigungsplatz besetzt und Dutzende Menschen verhaftet, die zu diesem Platz eilten. Die Revolution in Iaşi wurde folglich vor ihrem Beginn gestoppt. Adrian Cioroianu, Dekan der Bukarester Fakultät für Geschichte, glaubt, man habe einigerma‎ßen erwartet, dass die antikommunistische Revolution in einer gro‎ßen Provinzstadt startet und nicht in der Hauptstadt. Diese Stadt musste eine Grenzstadt sein, in der die Geschehnisse bei den Nachbarn einen starken Impuls zum Wandel darstellten. Solwohl Iaşi als auch Timişoara — zwei der gro‎ßen Industriezentren Rumäniens — erfüllten dieses Kriterium.



    Ich würde auf folgendes Detail aufmerksam machen: Die Bewegungen gegen Nicolae Ceauşescu starteten in exzentrischen Städten, in Städten, die nahe an unseren Nachbarn liegen. Russland war damals die ehemalige Sowjetunion. Iaşi lag geographisch nahe der Ostgrenze. In der ehemaligen Sowjetischen Moldaurepublik war die Lage aus der Perspektive der Perestroika viel fortgeschrittener als in Bukarest. Dann Temeswar, die Stadt lag an der Westgrenze des Landes. Meiner Meinung nach können wir nicht behaupten, eine echte Revolution hätte nicht in Iaşi ausbrechen können. Schlie‎ßlich war Iaşi auch die Stadt einer offensichtlichen Widerstandsbewegung, zumindest auf geistiger Ebene gab es hier einige Mutige, die ihre Standpunkte öffentlich bekannt machten und von denen wir erst nach 1990 erfahren haben. Möglicherweise ist die notwendige kritische Masse für die Entstehung eines Schneeball-Effekts nicht zustande gekommen, wie es in Temeswar der Fall war. Temeswar war vor dem Hintergrund seiner konfessionellen und ethnischen Vielfalt auch der entsprechende Ort, um eine Widerstandsbewegung ins Leben zu rufen, an der sich Bürger beteiligen, die etlichen Glaubensrichtungen, Ethnien, einschlie‎ßlich Rumänen, beteiligen. Wenn in Temeswar die Rumänen nicht mitgewirkt hätten, dann, glauben wir, hätte Ceauşescu alle Gründe gehabt, zu behaupten, es handele sich um eine Einmischung unserer Nachbarn, was er allerdings auch gesagt hat. Durch die Beteiligung der Rumänen in Temeswar hat man diesem Protest einen nationalen und globalen Charakter verliehen. Man muss auch das, was in Iaşi passiert ist, in Betracht ziehen und untersuchen, aber infolge einer tiefgründigen Bewertung kommt man zum Schluss, dass die revolutionsreifste Stadt eine an der Westgrenze hätte sein müssen, wie es bei Temeswar auch der Fall war.“



    Temeswar ist der Ort, an dem die Revolution ausbrach und der der ganzen Welt über die Hoffnungen der Rumänen bezeugte. Adrian Cioroianu hat nachgewiesen, welche Vorteile Temeswar gehabt hat. Wir haben unseren Gesprächspartner gefragt, was in Iaşi gefehlt hat, um dort das Revolutionssignal Rumäniens zu geben.



    Es hat an einem Samen der Unzufriedenheit gefehlt, wie ihn Tőkés in Temeswar verkörpert hat. Wir müssen uns eingestehen, dass Revolutionen meistens nicht von Intellektuellen ausbrechen. Natürlich bereiten die Intellektuellen diese vor, doch wenn es keine massive Unterstützung gebe, würden die Intellektuellen selber keine gro‎ße Macht haben. Das Element Tőkés hat dem Aufstand in Temeswar einen mehrkonfessionellen rumänisch-ungarischen Charakter verliehen, dem sich natürlich auch die Deutschen und Serben aus der Gegend anschlossen. Deshalb stellte man eine gro‎ße Bereitschaft der Menschen fest. Wenn ich ‚Menschen‘ sage, dann beziehe ich mich auch auf die Reaktion des damaligen Westens Europas. Das hat dem Ceauşescu-Regime ein Ende gesetzt, denn diesem warf man bereits seit einem Jahrzehnt vor, eine Politik gegen die Minderheiten der Ungarn und der Deutschen durch die Gleichschaltung regionaler Unterschiede im Land durchzusetzen. Aus diesem Gesichtspunkt hatte Temeswar einen Vorteil, den Iaşi oder andere Städte des Landes nicht hatten.“



    Die rumänische Revolution in Iaşi war das Ergebnis eines Vorsto‎ßes derer, die ihren Alltag nicht mehr aushielten, ein Vorgang, der die stillschweigende Unterstützung der ganzen rumänischen Gesellschaft hatte. Temeswar und Bukarest sind die Städte, in denen die Rumänen ihre Freiheit wiedererlangten. Dennoch kann man auch Iaşi nicht die Rolle abstreiten, das Anfangssignal des grö‎ßten Augenblickes in der Neugeschichte Rumäniens gewesen zu sein.



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