Tag: Doku

  • Hörerpostsendung 21.05.2023

    Hörerpostsendung 21.05.2023





    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!




    Heute möchte ich mit einem langjährigen Hörer aus Österreich beginnen, der uns mindestens zweimal in der Woche Feedback zum Programm gibt, aber auch immer wieder interessante Links und TV-Tipps aus der deutschsprachigen Medienlandschaft schickt, die mit Rumänien zu tun haben. Paul Gager ist abwechselnd in Wien und im Burgenland daheim und


    unlängst schickte er uns einen Link zu einer kurzen TV-Doku, die auf ARTE lief und bis Oktober 2025 noch in der Mediathek des Senders abrufbar ist. Gastarbeiter gesucht! Asiatische Arbeitskräfte in Rumänien“ ist der teaserhafte Titel der rund 33-minütigen französischen Doku aus dem Jahr 2022, die ein aktuelles Thema aufgreift. Mit folgenden Worten wird der Inhalt beschrieben:



    Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus hat Rumänien über vier Millionen Staatsbürger verloren, die zum Arbeiten in den Westen abgewandert sind. Ergebnis: Einer neueren Studie zufolge erklären 80 % der rumänischen Arbeitgeber, keine Beschäftigten zu finden. Um diesen Notstand zu lindern, rekrutiert das Land in Asien. In Partnerschaft mit mehreren asiatischen Ländern hat Bukarest die Anzahl der Arbeitserlaubnisse für Nicht-EU-Bürger von 3 000 Visa im Jahr 2016 auf 100 000 im Jahr 2022 erhöht.



    Um den gro‎ßen Zustrom zu bewältigen, regeln rumänische Vermittlungsagenturen — inzwischen sind es schätzungsweise 4 000 — die Aufnahme der Ausländer. Im Auftrag der Arbeitgeber suchen sie — in enger Zusammenarbeit mit ihren örtlichen Mittelsleuten in den jeweiligen Ländern — nach geeigneten Kandidaten. Dabei können sie aus einem reichen Reservoir an Interessenten schöpfen.




    In der Doku werden die Leiterin einer solchen Vermittlungsagentur sowie ein Gastarbeiter aus Nepal porträtiert. Denn nicht alles ist ein Zuckerschlecken, wenn man einen Arbeitsplatz in der EU — in diesem Fall in Rumänien — findet. Der aus Nepal stammende Mann kam 2019 nach Rumänien; vorher war er in Dubai. Er selbst sei mit seinen Arbeitsbedingungen in einer kleinen Bukarester Druckerei recht zufrieden, wolle jedoch die schlechte Behandlung anderer ausländischer Arbeiter nicht tatenlos hinnehmen. Daher gründete er auf YouTube einen eigenen Videokanal, auf dem er über solche Vorfälle berichtet. Er informiert seine 25 000 Follower über zweifelhafte Agenten und über das rumänische Arbeitsrecht. Als sehr aktives Mitglied seiner Gemeinschaft setzt er alles daran, Lösungen für andere Ausländer in prekärer Lage zu finden, wie in der Doku auf ARTE TV dargestellt wird.



    Ich kann Ihnen bestätigen, dass im Bukarester Stadtbild immer mehr Asiaten zu sehen sind. Es sind mehrheitlich Menschen aus Südasien, also aus Indien, Nepal und Sri Lanka, die meistens auf Baustellen, in Fabriken oder im Dienstleistungsbereich arbeiten. So etwa sind bei Lieferdiensten (etwa mit dem Fahrrad, E-Roller oder Moped) kaum noch Einheimische eingestellt. Auch Frauen aus den Philippinen, die bei wohlhabenderen Familien als Kinderbetreuerinnen angestellt sind, sieht man seit einigen Jahren öfters in den Bukarester Parks. Sie sind wohl auch deshalb begehrt, weil sie den Kindern Englisch beibringen. Und allein in meinem Stadtteil gibt es inzwischen drei Läden mit indischen und nepalesischen Produkten, darunter viele Reissorten, Tee, Hülsenfruchtgemüse u.a.m. Einer dieser Läden befindet sich in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung, der freundliche Betreiber stammt aus Nepal, lebt schon seit 2016 in Rumänien, wie er mir erzählte, spricht ausgezeichnet rumänisch und berät gerne Kunden, die mit den Produkten nicht vertraut sind.




    In der Doku wird auch das Phänomen der Arbeitsmigration aus rumänischer Perspektive angerissen. Und zwar geht es um das Problem der zurückgelassenen Kinder. Es wird der Fall einer 60-jährigen Frau geschildert, die sich um ihre beiden Enkelkinder kümmern muss, weil ihre Tochter eine Arbeit in einem englischen Spielkasino antrat. Seit mehr als zwei Jahren ist die Tochter nicht nach Rumänien zurückgekehrt. Das Geld, das sie der Mutter schickt, reicht nicht, und so muss auch die Gro‎ßmutter weiterarbeiten: Zweimal wöchentlich verkauft sie Kleidung auf dem Markt. Ihren jüngsten Enkel lässt sie dann in einem von einer NGO verwalteten Kinderhilfswerk. Er teilt das Schicksal vieler Kinder, deren Eltern Rumänien verlie‎ßen, um im Ausland Geld zu verdienen. Die Zahl dieser sogen. Arbeitswaisen“ wird in der Doku auf 100 000 bis 300 000 geschätzt. Auch wir haben das Thema im letzten Sozialreport gebracht, laut der NGO Save the Children“ sind in ganz Rumänien sogar etwa 500 000 Kinder von der Migration mindestens eines Elternteils betroffen.




    Von Herrn Gager erfuhren wir auch, dass es in Wien insgesamt drei rumänische Kirchengemeinden gibt: eine rumänische Baptistengemeinde und zwei rumänisch-orthodoxe Kirchen — die Andreas-Kirche und die Heilige-Antonius-der-Gro‎ße-Kirche. Vielen Dank für die Info, lieber Herr Gager. Als ich in den Frühneunzigern in Wien studierte, gab es nach meinem Wissen nur eine kleine rumänisch-orthodoxe Kapelle, die in einem Raum in einem historischen Gebäude unweit des Heldenplatzes eingerichtet war. Nochmals vielen Dank für die Hörertreue und herzliche Grü‎ße nach Wien, lieber Herr Gager!




    Von Ralf Urbanczyk (Eisleben, Sachsen-Anhalt) erhielten wir unlängst Feedback zu unserem Programm:



    Am Montag brachten Sie einen informativen Bericht über die Neuerungen beim integrierten Informationssystem zur Überwachung von eingeschlagenem Holz SUMAL 2.0“. Das scheint jetzt effektiver den illegalen Holzhandel und damit den illegalen Holzeinschlag zu erschweren, weil es den Zustand der Wälder und den Holzkonsum gleicherma‎ßen in den Blick nimmt. Dringend notwendig ist das System auf jeden Fall. Schlie‎ßlich ist die Nachfrage nach Holz als Brenn- und Heizmaterial infolge steigender Energiepreise und staatlicher Förderung der Holzverbrennung so stark gestiegen, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass diese Menge nachhaltig oder in Holzplantagen erzeugt werden kann. Vielleicht erweist sich das System SUMAL 2.0“ sogar als so effektiv, dass es flächendeckend über die Ländergrenzen hinweg eingesetzt werden kann. Gut wäre das — im Sinne des Schutzes der Wälder.



    Weil es in Ihrem Programm rings um den Maifeiertag so gut wie keine Meldungen oder Kommentare zu Kundgebungen der Gewerkschaften oder zu Demonstrationen von politischen Gruppen im Land gab, nehme ich an, dass es in Rumänien, wie auch in Deutschland, kaum nennenswerte Aktionen gegeben hat. In Deutschland hielten die Gewerkschaften zwar in den grö‎ßeren Städten Kundgebungen ab, doch die waren im Vergleich zu früheren Jahren nur spärlich besucht. Selbst die früher so gefürchteten Krawalldemonstrationen autonomer Gruppen in Berlin und Hamburg hielten sich arg in Grenzen. Der Maifeiertag scheint seinen ursprünglichen Sinn verloren zu haben, in Deutschland, in Rumänien und in vielen anderen Ländern. Er ist nur noch ein zusätzlicher freier Tag zum Vergnügen. Ich habe den Tag jedenfalls genutzt, um bei einem Spaziergang durch Wald und Wiese mich am erwachenden Frühling zu erfreuen und mit meinem Taschenradio und frei gespannter Drahtantenne wieder einmal Radio au‎ßerhalb des häuslichen elektronischen Störnebels zu empfangen.




    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Urbanczyk. Im Jahr 2000 war ich für etwa zweieinhalb Monate Korrespondent des Rumänischen Rundfunks in Berlin. Da habe ich irgendwo in Kreuzberg die Krawalldemos sogenannter Linksautonomer als Beobachter in der Stra‎ße miterlebt — um ein Haar hätte ich einen Wasserstrahl von den Wasserwerfern der Polizei abbekommen. Zusammen mit einem Journalisten von einer Nachrichtenagentur fand ich Zuflucht in einem Innenhof. Der Kollege war nach dem neuesten Stand der damaligen Kommunikationstechnologie ausgerüstet — mit Digitalkamera, Handy und Laptop. Allerdings musste man damals sein Handy per Kabel an das Laptop anschlie‎ßen, man nutzte es als mobiles Modem, um die von der Kamera heruntergeladenen Fotos einzeln über die langsame Edge-Übertragung an die Redaktion zu senden. Heute muss ich darüber schmunzeln, doch damals war ich schwer beeindruckt.




    Zum Schluss noch die gestern erhaltenen Zeilen unseres Hörers Peter Vaegler aus Stralsund, der u.a. von einem Ausflug ins benachbarte Polen berichtet:



    Liebe Freunde in Bukarest!



    Gerade habe ich gesehen, dass ich im Januar letztmalig geschrieben habe.



    Meine Frau ist mit einer Schulfreundin in die Türkei geflogen und ich bin wieder mit dem Auto in Polen unterwegs.



    Zuerst war ich im kleinen Ort Trzęsacz (Hoff an der Ostsee) und konnte einen herrlichen Sonnenuntergang fotografieren — siehe Foto. Dieser Ort ist bekannt für seine Kirchenruine. Während sich die Kirche im 14. Jahrhundert noch 2 km vom Ufer befand, nahm sich die Ostsee Stück für Stück des Ufers an, so dass die Kirche letztendlich ins Meer stürzte. Die letzte Wand der Kirche konnte aufwändig gesichert werden und ist jetzt eine Touristenattraktion.



    Jetzt bin ich allerdings schon im Ort Misdroy, der mit 395 m die längste Seebrücke Polens aus Beton hat. Am Wochenende ist hier auf der Promenade viel Trubel. Es gibt jede Menge Restaurants, Imbisse mit Sü‎ßigkeiten und Eis und Souvenirs, die kein Mensch braucht.



    Carsten Fenske, der Ihren Sender ja im vergangenen Jahr besuchte, hat mir geschrieben, dass die Sendungen aus Rumänien im Augenblick weniger gut zu empfangen sind. Ich habe meinen Weltempfänger natürlich mit und habe heute Nachmittag die Sendung gehört. Die ersten 20 Minuten konnte ich dem Inhalt noch einigerma‎ßen folgen, dann wurde der Empfang immer schlechter.



    Ich wundere mich immer, wie die Zeit vergeht. Am 11. Juni werde ich meinen 70. Geburtstag feiern und im August sind es schon 55 Jahre her, dass ich die Sendungen aus Rumänien verfolge.



    Mit freundlichen Grü‎ßen


    Peter Vaegler




    Lieber Herr Vaegler, vielen Dank für das Feedback und die schönen Fotos vom Sonnenuntergang und der Kirchenruine. Von den QSL-Karten habe ich allerdings keine Neuigkeiten zu melden, wir wissen also noch nicht, ob — und falls ja — wann wir eine Kartenserie verlegt bekommen.




    Weiteres Feedback per E-Mail erhielten wir in der vergangenen Woche noch von Jens Adolph, Maria Seiser, Patrick Kessler, Reinhard Schumann und Ralph Babel (D) sowie von Ratan Kumar Paul (IND). Einige Postbriefe sollen laut unserer Bearbeitungsstelle eingetroffen sein, ich hebe sie mir für nächsten Sonntag auf.




    S.G. sagt an dieser Stelle: Danke fürs Zuhören und bis demnächst!

  • Doku zum einzigartigen Stadtdelta in Văcărești in die Kinos gekommen

    Doku zum einzigartigen Stadtdelta in Văcărești in die Kinos gekommen

    Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in der entsprechenden Gegend eines der schönsten Klöster Osteuropas, das Văcărești-Kloster, errichtet, das nach der Machtübernahme durch die Kommunisten in ein Gefängnis umgewandelt wurde.



    Trotz zahlreicher Proteste von Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich wurde das Văcărești-Kloster 1986 auf Anordnung des kommunistischen Präsidenten Nicolae Ceaușescu abgerissen. Einigen Restauratoren gelang es, die Fresken und Ikonen, die das Kloster schmückten, zu retten. Die Besitzer von Grundstücken und Häusern in dem Gebiet wurden enteignet, und das kommunistische Regime begann mit umfangreichen hydrotechnischen Arbeiten, die schlie‎ßlich aufgegeben wurden. Nach Berichten über das Vorhandensein einer beeindruckenden Anzahl von zum Teil seltenen Vogelarten und einer ausführlichen Fotodokumentation hat sich ein Team von Naturschutzgebiets-Experten 2012 an die Einrichtung eines Naturparks gemacht.



    Heute ist der Naturpark Văcărești dank des Ökosystems, das sich in unmittelbarer Nähe des Zentrums der Hauptstadt gebildet und entwickelt hat, eine der touristischen Attraktionen in Rumänien. Der Dokumentarfilm Delta Bucureștiului wurde in Rumänien auf dem TIFF (Transilvania International Film Festival, Cluj-Napoca) uraufgeführt, kam Ende September in die rumänischen Kinos und soll im kommenden Frühjahr auch in Frankreich Premiere feiern. Wir sprachen mit der Regisseurin Eva Pervolovici über die sehr persönlichen Memoiren – sie habe sich durch einen Wandteppich inspirieren lassen, den sie von der Künstlerin Lena Constante erhielt, die 1954 zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.



    Alles begann mit diesem Wandteppich von Lena Constante, einer Freundin der Familie, die in den 60er Jahren in Văcărești und anderen Gefängnissen in Rumänien inhaftiert war. Dieser Wandteppich war für mich wie ein Ruf aus der Vergangenheit, er löste mein Bedürfnis aus, mehr über die Geschichte dieser inhaftierten Frauen zu lesen und ihre Geschichte zu dokumentieren. Der Wandteppich hat mich auch neugierig gemacht, und so stie‎ß ich auf das Buch <Die stille Flucht> von Lena Constante, und dank dieses Buches entdeckte ich, dass es noch andere Frauen gab, die in Văcărești inhaftiert waren, und einige von ihnen schrieben auf den ersten Blick merkwürdigerweise auf Französisch und veröffentlichten ihre Memoiren in Frankreich. Wir müssen jedoch bedenken, dass diese Bücher vor 1989 geschrieben wurden und die französische Sprache für diese Art von Memoiren sicherer für den Autor war. Ich möchte Adriana Cosmovici erwähnen, die das Buch Au Commencement etait la fin (1951) schrieb, das beim Humanitas-Verlag unter dem Titel . Die rote Diktatur in Bukarest.> erschien. Obwohl das Buch auf Rumänisch geschrieben wurde, erschien es zuerst in Paris, übersetzt von Monica Lovinescu, mit der Adriana Cosmovici ebenfalls sehr eng befreundet war.


    Adriana Cosmovici gelang in den 60er Jahren die Flucht nach Frankreich, also während des repressiven Regimes von Gheorghe Gheorghiu-Dej, bevor Ceaușescu an die Macht kam. Auch in Frankreich war es damals nicht ganz einfach, denn nicht nur die Franzosen, sondern die meisten Menschen im Westen hatten eine gute Meinung vom Kommunismus und hielten Andersdenkende für Faschisten. Umso wichtiger war die Hilfe von Monica Lovinescu, einer bekannten Produzentin bei Radio Freies Europa, die Lena Constante in jenen Jahren in Paris unterstützte. Neben den Büchern von Lena Constante und Adriana Cosmovici werden in der Dokumentation auch Zitate aus dem Roman <Le cachot des Marionettes – quinze ans de prison> / <Das Marionettengefängnis>.



    Man kann sich nirgendwo verstecken, wenn die Geschichte hinter einem her ist”, sagt die Erzählerin des Dokumentarfilms Delta Bukarest an einer Stelle, ein Satz, der ein mögliches Motto für den Film sein könnte. Eva Pervolovici habe sich bei ihrer Recherche auf die Erinnerungen der Häftlinge konzentriert.



    Auf diese Weise wurden die Informationen zusammengetragen, und der Film konzentriert sich auf die Aussagen der Frauen, obwohl das Gefängnis von Văcărești einen Flügel hatte, in dem auch Männer inhaftiert waren. Ich habe mich für einen Film entschieden, der auf den Erinnerungen der weiblichen Gefangenen basiert, weil ich das Gefühl habe, dass ihre Stimmen immer noch nicht genug gehört werden. Wir sprechen viel über Kriegshelden oder Helden des antikommunistischen Kampfes und fast nichts über Frauen, die ebenfalls enorm gelitten haben, oft aus einem nicht existierenden Grund. Einige von ihnen wurden einfach deshalb inhaftiert, weil sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort befanden, wie Lena Constante, die nicht einmal politisch engagiert war.


    Ich hielt es für wichtig, diese Zeugnisse von Frauen, die gelitten und überlebt haben, aufzubewahren, denn es sind die Zeugnisse von sehr starken Frauen, von Kämpferinnen, die es geschafft haben, sehr harte und ungerechte Momente zu überwinden und am Ende etwas Gutes daraus zu machen. Dies war der Fall bei Lena Constante, die für ihre schriftlichen Zeugnisse, aber auch als bildende Künstlerin durch die von ihr geschaffenen Wandteppiche bekannt ist. Deshalb hat der Film auch etwas Optimistisches und Positives an sich, er erzählt von der Überlebenskraft dieser Frauen. Ich würde sagen, er ist auch eine Lektion darüber, wie wir sehr schwierige Momente im Leben überstehen können, indem wir das Beste aus diesen Erfahrungen machen.



    Eva Pervolovici ist auch die Regisseurin von Marussia, ihrem Spielfilmdebüt. Der 2013 erschienene Film wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.

  • Gelegenheitsspione  – Oana Giurgius neue Doku

    Gelegenheitsspione – Oana Giurgius neue Doku

    Basierend auf wahren Begebenheiten und Zeugenaussagen erzählt der Film die Geschichte einer ungewöhnlichen Spionageaktion, die den Verlauf des Zweiten Weltkriegs entscheidend prägte: die Rekrutierung junger Zionisten aus Palästina, die in ihre osteuropäischen Heimatländer, darunter auch nach Rumänien, zurückgeschickt wurden, um Informationen über die Deutschen zu erhalten.



    Der Dokumentarfilm wurde auf dem TIFF 2021 uraufgeführt und gewann die Besondere Erwähnung der Jury im rumänischen Wettbewerb des Astra Film Festivals Sibiu 2021. Oana Giurgiu sagt im Interview mit RRI, dass sie viel Zeit in den Dokumentarfilm investiert hat und dass die Geschichte des Films auf einer Sequenz aus ihrem ersten Film Aliyah DaDa basiert.



    Es handelt sich um eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, genauer gesagt aus dem Jahr 1944, einem Jahr mit vielen Umwälzungen und Kehrtwenden, einem Jahr, in dem sich der Krieg dem Ende zu nähern schien und nach Lösungen gesucht wurde, um das Schicksal der alliierten Gefangenen in Osteuropa zu klären. Es ist eine Zeit, in der jemand in einem Geheimdienst die sehr kühne und ungewöhnliche Idee hat, einige einfache Leute zu rekrutieren um sie nach Osteuropa zu schicken, denn diese Mission hätte nicht von britischen oder amerikanischen Spionen durchgeführt werden können, sie wären sofort gefasst worden. Und so kam es zu dieser Lösung, die Spione unter denjenigen zu rekrutieren, die es geschafft hatten, vor dem Krieg nach Palästina auszuwandern.


    Um die Geschichte der Gelegenheitsspione zusammenzufassen, kann ich sagen, dass sie so etwas wie Inglourious Basterds in einer Real-Life-Version ist, denn diese Dinge sind wirklich passiert, und ich – das muss ich zugeben – wurde durch den Trailer des Films von Quentin Tarantino inspiriert. Die Geschichte der Gelegenheits-Spione ist in Rumänien wenig bekannt, und auch in den anderen Ländern, in denen die Handlung spielt, ist sie kaum bekannt. Es muss gesagt werden, dass die Geschichten im Film sich nicht nur in Rumänien abspielen, sondern in mehreren Ländern. Leider sind wir es gewohnt, unsere lokale, nationale Geschichte in einem größeren internationalen Kontext zu erfahren, aber wir wissen nie, wie sich bestimmte politische oder militärische Entscheidungen beispielsweise auf die unmittelbaren Nachbarländer, auswirken.



    Um die Geschichten der Gelegenheitsspione zu rekonstruieren, verwendet Oana Giurgiu eine Reihe von Fotografien, die von Alex Gâlmeanu aufgenommen wurden. Der Schnitt stammt von Letitia Ștefănescu, das Sounddesign von Sebastian Zsemlye und die Originalmusik von Matei Stratan. Die Dreharbeiten fanden in Rumänien, Israel und der Slowakei statt, wie Oana Giurgiu berichtet:



    Ich bin eine Gelegenheitsregisseurin. Bei meinem ersten Film war es ähnlich, denn ich wollte viele köstliche, umfangreiche Geschichten erzählen, bei denen es schade wäre, sie nicht zu erzählen. In diesem Fall, bei Dokumentarfilmen, die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen, besteht das Problem darin, dass die Bildunterstützung, die man aus den Filmarchiven erhält, die einzigen Bilder, die man aus dieser Zeit haben kann, eine ziemlich schlechte Qualität mitbringen. Da es um den Krieg geht, besteht das Material, das man in einem solchen Film verwenden kann, neben den Aufnahmen von der Front meist auch aus den Tagebüchern der Beteiligten, aus diesen Kriegstagebüchern. Bei dem Versuch, die persönlichen Geschichten meiner Protagonisten zu illustrieren, musste ich eine Lösung finden, um sie mit einigen Schauspielern zum Leben zu erwecken, und ich wählte dafür die Fotoserien.


    Es war eine Höllenarbeit, und ich würde nicht noch einmal damit anfangen. Ich arbeite seit langem mit der Regisseurin des Schnitts, Letiția Ștefănescu, zusammen, deshalb kann ich sagen, dass wir viel von einem Film gemeinsam haben, ich kann mich nicht als alleinige Autorin eines Films bezeichnen, das könnte ich sowieso nicht tun. Im Falle dieses Films muss ich all diejenigen erwähnen, die an der Fertigstellung des Werks beteiligt sind. Alex Gâlmeanu, der Autor der Fotos, ist ein außergewöhnlicher Künstler, die Originalmusik wurde von Matei Stratan komponiert und der gesamte Soundtrack ist ein Werk für sich. Das Sounddesign stammt von Sebastian Zsemlye, praktisch sind alle Geräusche rekonstruiert, die gesamte Klangkulisse. Ich denke, dass Gelegenheitsspione ein Film ist, der zeigt, was Teamwork bedeutet.



    Zu den Darstellern des Films Gelegenheitsspione gehören die Schauspieler Paul Ipate, Daniel Achim, Ioan Paraschiv, Mihai Niță, George Bîrsan sowie zahlreiche Laiendarsteller. Zu den Sprechern der Filmfiguren gehören Istvan Teglas, Ionuț Grama und Radu Bânzaru.

  • Astra Film Festival: Dokufilm-Festival in Hermannstadt bei 24. Auflage

    Astra Film Festival: Dokufilm-Festival in Hermannstadt bei 24. Auflage

    Der Dokumentarfilm Sibiu 825“ des Regisseurs Dumitru Budrala hat am 16. Oktober das diesjährige Filmfestival Astra eröffnet. Es handelt sich um eine historische Chronik der Stadt Sibiu (Hermannstadt), die einen Überblick über neun Jahrhunderte Geschichte der siebenbürgischen Stadt gibt.



    Das Filmfestival Astra ist eine wichtige Plattform für junge Filmemacher und bringt jedes Jahr die neuesten rumänischen Produktionen im Bereich Dokumentarfilm zusammen. Die Dokumentationen werden dieses Jahr in folgende Kategorien eingeteilt: Rumänien, Student und Shorts. Wir haben die Programmdirektorin des grö‎ßten und ältesten Dokumentarfilm-Festivals in Rumänien, Csillla Kató um Einzelheiten über die diesjährige Veranstaltung gebeten:



    Jedes Jahr bringt das Festival angesagte Dokumentarfilm-Regisseure nach Sibiu. Einige Dokumentationen, die dieses Jahr in Wettbewerb antreten sind: »Ţara moartă« (»Das tote Land«) in der Regie von Radu Jude, »Erwin Primar« (»Erwin der Bürgermeister«) des Regisseurs Mihai Nanu, »Eu sunt Hercule« (»Ich bin Herkules«) von Marius Iacob, »Planeta Petrila« (»Der Planet Petrila«) in der Regie von Andrei Dăscălescu, »Procesul« (»Der Prozess«) von

    Claudiu Mitcu und Ileana Bârsan. Die Produktion »Phoenix« feiert auf dem Festival ihre Premiere. Der Streifen von Mihai Dragolea erzählt die Geschichte zweier Frauen, die ihr Einkommen aus Videochatten beziehen. Um dieses Thema dreht sich der Film, die Dokumentation präsentiert jedoch das Leben der Frauen auch aus einer anderen Perspektive. Der Regisseur setzt sich somit mit einem höchst aktuellen Thema in Rumänien auseinander, einem Land, in dem die Rekordzahl von 10.000 jungen Frauen ihr Einkommen aus dieser Tätigkeit beziehen. Umso überraschender ist es, dass es sich um zwei intelligente und schöne Frauen handelt.“




    Mit 360 unterschiedlichen Veranstaltungen erwarten die Organisatoren die Besucher der Festspiele bis 22. Oktober beim Kinofest Astra. Voices of Doc/Stimmen der Dokumentation ist eine Sektion, die dieses Jahr Regisseuren gewidmet ist, deren Namen weltweit für Originalität und Kreativität in der Kinokunst stehen. Dabei werden die neuesten Produktionen der prominenten Filmemacher Wang Bing (China), Nikolaus Geyrhalter (Österreich) und Amos Gitai aus Israel gezeigt. In den Filmen des österreichischen Regisseurs Nikolaus Geyrhalter spielen faszinierende Bilder eine gro‎ße Rolle, während Amos Gitai in seinen Doku-Dramas versucht, politische Umstände im Nahost-Konflikt auszuleuchten, die eine unbequeme Wahrheit beschreiben. Csillla Kató kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Einer unserer Gäste ist der grö‎ßte Theoretiker des Dokumentarfilms, Bill Nichols. Er ist ebenfalls Jurymitglied in der internationalen Sektion und am 19. Oktober wird er die Besucher des Festivals zu einer Filmanalyse der Produktion »Grizzly Man« von Werner Herzog einladen. Wenn wir über die Stars des Festivals sprechen, möchte ich auch die Produktion »Baloane de curcubeu« (»Regenbogen-Ballons«) erwähnen, ein Fiction-Film der beim Astra Filmfestival seine Premiere feiert. Der im Jahr 1982 produzierte Streifen wurde von der kommunistischen Regierung verboten, sollte sogar verbrannt werden, wurde jedoch wie durch ein Wunder davor gerettet. 35 Jahre später feiert dieser Film im Beisein des Regisseurs Iosif Demian auf dem Filmfestival Astra seine Premiere. Der vom kommunistischen Regime zur unerwünschten Person erklärte Filmemacher Iosif Demian lie‎ß sich in den Achtzigern in Australien nieder.“




    Dank eines neuen Programms, das Astra Film Festival zusammen mit dem Festival Les films de Cannes à Bucarest“ startet, werden bei den Festspielen in Hermannstadt drei Dokumentationen gezeigt, die dieses Jahr beim berühmten Filmfestival in Cannes gefeiert wurden.