Tag: Dokumentarfilm

  • „Traum.Leben”: Die Doku über die Generation Z

    „Traum.Leben”: Die Doku über die Generation Z

    „Vis.Viață” ist die erste rumänische Beobachtungsdoku, die darauf abzielt, die Realitäten, Bestrebungen und Herausforderungen der jungen Generation Z darzustellen. Die Regisseurin Ruxandra Gubernat ist bekannt für ihre einflussreichen sozialen und filmischen Projekte. Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt sie in diesem Fall, wie junge Menschen die Welt wahrnehmen, Herausforderungen meistern und ihre Identität in einer wandelnden Gesellschaft formen. Die Dreharbeiten dauerten vier Jahre und dokumentierten eine Zeit großer Veränderungen. Dazu gehörten auch die zwei Pandemiejahre, in denen Schulen online unterrichteten und soziale Isolation den Alltag prägte. Bei RRI sprach Ruxandra Gubernat über ihr Interesse an der Generation Z und die Arbeit an diesem Thema.

     Mein Weg führte zwischen Rumänien und Frankreich, wo ich sieben Jahre gelebt habe. Zwischen 2008 und 2015 studierte ich in Frankreich, kehrte aber nach Rumänien zurück. Dabei wurde mir bewusst, dass ich mit vielen Fragen zum Thema Auswanderung konfrontiert war. Natürlich wusste ich, dass viele Menschen Rumänien aus unterschiedlichen Gründen verlassen. Einige taten dies aus wirtschaftlicher Not, besonders Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre. Andere wanderten nach dem EU-Beitritt aus, da es wesentlich einfacher wurde, in einem anderen Land zu studieren oder zu leben – so wie in meinem Fall.

    Für viele war auch das Bedürfnis nach Wissen ein Grund, das trifft auf die Generation Z  zu. Ich begann, mich intensiver mit dieser Generation und ihren Entscheidungen auseinanderzusetzen. Würden sie Rumänien verlassen oder bleiben? Damals las ich zahlreiche Studien, die zeigten, dass etwa 80% der jungen Menschen darüber nachdachten, das Land zu verlassen, und mehr als 25% es tatsächlich taten. Das war der Ausgangspunkt meiner Recherchen. Ich machte mich auf den Weg, sprach mit Jugendlichen in Städten wie Temeswar, Klausenburg, Bacău, Kronstadt, Ploiești, Bukarest und Târgu Jiu. Dabei traf ich auf sehr unterschiedliche junge Menschen, von denen viele erklärten, dass sie Rumänien verlassen wollten. In diesem Kontext begannen wir mit den Dreharbeiten.

    Die Schauspielerin Una, der Trap-Künstler Habet und die Umweltaktivistin Stefania stehen vor der Herausforderung, ihre Zukunft zu gestalten. Zwischen Drama und Dilemma schmieden sie Pläne, Rumänien nach dem Abitur zu verlassen. Der Dokumentarfilm von Ruxandra Gubernat begleitet die drei auf ihrem Weg und zeigt ihre Beziehung zu Familie, Schule und Gesellschaft. Die Regisseurin erklärt, wie sie die Jugendlichen nach intensiver Recherche ausgewählt hat.

    Wie bereits erwähnt, reisten wir durch das ganze Land, um das Leben von Teenagern möglichst umfassend zu verstehen. Einige der ursprünglich ausgewählten Teilnehmer stiegen aus, da sie den Prozess auf Dauer nicht bewältigen konnten. Andere musste ich selbst aussortieren. Doch zu Habet, Una und Stefania entwickelte sich eine besondere Verbindung. Gemeinsam durchliefen wir einen Prozess, der für sie von großer Bedeutung war. Ich lernte sie kennen, als sie 16 Jahre alt waren, und die Dreharbeiten endeten, als sie 20 wurden. Wir haben also ihre Teenagerjahre gemeinsam miterlebt.

     Ich fand, dass die drei sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel hervorragend vor der Kamera wirkten. Sie sind eine ideale Kombination, um zu veranschaulichen, wie junge Menschen auf sozialen Druck reagieren, sich für die Umwelt einsetzen und das Geschehen um sie herum reflektieren. Alle drei sind äußerst engagiert, aber in ihrer Art sehr unterschiedlich. Stefania leitete beispielsweise die „Fridays for Future“-Proteste in Rumänien, gerade als die Bewegung weltweit an Bedeutung gewann – ein Thema, das ich als besonders wichtig empfand. Habet engagierte sich im Bukarester Randviertel Ferentari mit Trap-Musik und Sozialtheater, während Una gemeinsam mit anderen Theaterbegeisterten ein Stück über das Verlassen Rumäniens inszenierte.

    Ihre Anliegen umfassten sowohl lokale als auch globale Themen und Herausforderungen. Sie sprachen über Migration, soziale Klassen und die vielfältigen Probleme unserer Gesellschaft, aber auch über ihre ganz persönlichen Sorgen. Besonders bedeutend war die Beziehung, die ich zu jedem von ihnen aufbauen konnte. Die Offenheit und Ehrlichkeit, die wir miteinander teilten, haben uns einander nähergebracht und ermöglicht, einander zu akzeptieren. Dieser Film war schließlich ein vierjähriger Prozess, der nur durch gegenseitige Ehrlichkeit – sowohl in Bezug auf die eigenen Erwartungen als auch auf die der anderen – gelingen konnte. Ohne diese Grundlage wäre keine authentische Geschichte entstanden.

    „Traum.Leben“ wurde in die offizielle Auswahl mehrerer internationaler Dokumentarfilm-Festivals  aufgenommen: beim Festival für Dokus und Menschenrechte One World Romania, beim Astra-Film und beim Doku-Festival für sozialen Wandel Moldox.  Ruxandra Gubernat führte auch bei „Portavoce“ (2018) Regie. Der mittellange Collage-Dokumentarfilm behandelt die Protestwellen in Rumänien der letzten fünfzehn Jahre. „Portavoce“ wurde 2018 für den besten rumänischen Dokumentarfilm beim Astra Film Festival nominiert und auf mehreren nationalen und internationalen Festivals gezeigt.

  • Festival für Dokumentarfilm und Naturfotografie LYNX fördert Umweltbewusstsein

    Festival für Dokumentarfilm und Naturfotografie LYNX fördert Umweltbewusstsein

    Nach dem letztjährigen Programm mit 8 internationalen Dokumentationen, die zum größten Teil ihre Premiere in Rumänien feierten, kehrte das Festival mit einer neuen Ausgabe zurück, die Film- und Naturliebhaber jeden Alters begeisterte. Auf dem Programm des zweiten Filmfestivals standen 13 Dokumentationen, davon 9 Premieren, und hatte als Spezialgast den Fotografen Morten Hilmer.

    Der Intendant der Festspiele Dan Dinu sagte über die Sektion Fotografie: “Von Anfang an legte das Festival den Akzent auf Fotografie. Letztes Jahr hatten wir auch Fotoausstellungen, und wir sind auch Mitveranstalter des Photocontest Milvus. Der Unterschied zur aktuellen Ausgabe ist jedoch, dass im letzten Jahr kein international bekannter Fotograf nach Brasov gekommen ist, es gab nur ein Online-Interview mit einem bekannten Fotografen. Aber natürlich ist der Fotografieteil sehr wichtig für uns, denn die beiden visuellen Künste, Film und Fotografie, spielen eine wesentliche Rolle dabei, die Natur zu präsentieren.

    Sie sind auch Instrumente dafür, die die Welt, in der wir leben, auf eine einfache, visuelle und leicht verständliche Weise zeigen. Deshalb sind uns die beiden Vereine, die das Festival organisieren, România Sălbatică- Wildes Rumänien und Forona Association, sehr ans Herz gewachsen. Fotografie und Film – die beiden Künste, die von diesen Verbänden gefördert werden – schaffen es, die Menschen durch eine Fotoausstellung oder einen Dokumentarfilm für die Natur zu begeistern.”

    Das LYNX-Festival ist eine Initiative des Vereins Wildes Rumänien und hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein über Natur und Naturschutz in unserem Leben zu schärfen. Zu diesem Zweck arbeitet das Festival eng mit dem rumänischen Verein der Naturforografen Forona zusammen. Dan Dinu: „Wir planen ein Fotoalbum und arbeiten auch an einem Projekt, das diese Kunst sichtbarer machen soll. Gleichzeitig wollen wir das Bewusstsein für die Tier-und Pflanzenarten schärfen, die um uns herum leben und die so nützlich und wichtig für unser Leben sind. Wie wir gerne sagen, versuchen wir, den Naturschutz und die Bildung für nachhaltige Entwicklung zu fördern.

    Mit Hilfe der NRO, die sich dem Projekt anschloßen, haben wir auch viele Schulen erreicht. Seit der Einführung der Grünen Woche in Schulen haben wir den Film Wildes Rumänien kostenlos angeboten. Zuerst waren wir skeptisch, aber wir waren überrascht, dass viele Schulen den Film sehen wollten und ihn zeigen wollten, so dass der Film in zwei Jahren über 350.000 Kinder erreicht hat, was für uns ein großer, großer Erfolg war. Ich sage das, weil wir davon überzeugt sind, dass die Kinder aufgrund der Rückmeldungen, die wir von den Schulen nach der Vorführung des Films erhalten haben, den Sinn des Films und des Naturschutzes verstanden haben.” Der Dokumentarfilm von Wim Wenders Songs of Earth / Die Lieder der Erde wurde bei der Eröffnung des zweiten LYNX-Festivals gezeigt.

  • Dokumentarfilm über Schriftstellerin Nora Iuga: „Kamera liebt die fabelhafte Erzählerin“

    Dokumentarfilm über Schriftstellerin Nora Iuga: „Kamera liebt die fabelhafte Erzählerin“





    Einer der von Publikum und Kritik gleicherma‎ßen geschätzten rumänischen Filme des vergangenen Jahres ist Warum hei‎ße ich Nora, wenn mein Himmel klar ist?“ — Regie und Buch: Carla-Maria Teaha. Das Dokumentarfilmdebüt der Schauspielerin und Radiojournalistin Carla-Maria Teaha zeigt die prominente Schriftstellerin und Übersetzerin Nora Iuga, die am 4. Januar 93 Jahre alt wurde. Der Titel des poetischen Porträts der grande dame de la littérature roumaine, wie Nora Iuga oft genannt wurde, spielt auf die Ähnlichkeit zwischen dem Namen Nora“ und dem rumänischen Wort nor“ für Wolke“ an.



    Warum hei‎ße ich Nora, wenn mein Himmel klar ist?“ von Carla-Maria Teaha hatte seine Premiere 2023 auf dem Transilvania International Film Festival (TIFF) in Klausenburg und wurde auch bei weiteren Festivals wie Anonimul“ im Donaudelta und dem Astra Film Festival in Hermannstadt vorgeführt. Der Streifen ist ein bewegendes Porträt der charismatischen Schriftstellerin, die 1968 mit dem Gedichtband Vina nu e a mea“ debütierte (zu deutsch in etwa: Die Schuld ist nicht mein“) und als Lyrikerin bald danach Anerkennung fand. Ende der 1970er Jahre begann sie, deutsche Literatur ins Rumänische zu übersetzen, darunter Werke von E. T. A. Hoffmann und Ernst Jünger, Günter Grass’ Die Blechtrommel“ und Elfriede Jelineks Die Klavierspielerin“. Sie wurde vom rumänischen Schriftstellerverband mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und ist bis heute immer noch aktiv. 2020 veröffentlichte sie einen autobiografischen Roman und zuletzt 2023 einen weiteren Gedichtband.



    Der über vier Jahre hinweg gedrehte Film zeigt die faszinierende Innenwelt von Nora Iuga mit ihrem junggebliebenen und ansteckenden Überschwang und die besondere Freundschaft zwischen ihr und der Regisseurin, die sie auf der Frankfurter Buchmesse begleitete. Im Gespräch mit unserer Redaktion eröffnete Carla-Maria Teaha, wie sie diesen Dokumentarfilm konzipiert hat und wie überrascht sie von der warmherzigen Rezeption ihres Filmporträts durch das Publikum war, darunter wohlgemerkt auch Menschen, die nicht viel mit Literatur am Hut haben.



    Ich hatte kein festes Drehbuch im Kopf, vor allem nicht für unsere Reise nach Frankfurt. Von Anfang an wollte ich einen offenen Dialog aufbauen, indem ich so frei wie möglich mit Nora sprach. Ausgehend von diesen einfachen ersten Gesprächen wollte ich Nora Iuga eine Art Geständnis entlocken, denn neben vielen anderen Eigenschaften ist sie eine fabelhafte Erzählerin, und die Kamera liebt sie. Deshalb hatte ich nicht einmal das Bedürfnis verspürt, andere Figuren einzuführen, die über sie sprechen würden. Da es mein erster Film ist und ich nicht viel Erfahrung in diesem Bereich hatte, habe ich mich sehr auf meine Intuition verlassen und mir gedacht, ich sollte Nora Iuga so zeigen, wie ich sie sehe, jene Nora, die durch meine Wahrnehmung vermittelt wird. Folglich beschloss ich, dass es ein Film über diese meine Nora Iuga werden sollte, auch wenn ich mit diesem Unterfangen scheitern würde. Letztendlich verlie‎ß ich mich auf die Chemie zwischen uns und auf die Eigenschaften, die mich an ihrer Persönlichkeit fesseln.



    Das Faszinierende ist, dass diese Herangehensweise gro‎ßen Anklang bei den Zuschauern fand. Und es stimmt: Irgendwo in meinem Hinterkopf hatte ich insgeheim gehofft, dass dies passieren würde, dass Nora Iugas Charme dieselbe Wirkung beim Publikum entfalten würde wie bei mir. Au‎ßerdem ist es ein Film, an dem ich hart gearbeitet habe. Ich war sehr zufrieden mit der Reaktion des Publikums, das den Film nach der ersten Vorführung vergangenes Jahr beim TIFF mit stehenden Ovationen gefeiert hat. Alle Zuschauer sind auch bei der Fragerunde geblieben, niemand ist gegangen. Und überhaupt hat diese starke Wirkung auch nach der Premiere nicht nachgelassen — ich habe erfahren, dass auch nach späteren Vorführungen die Leute im Kino blieben und applaudierten, selbst wenn es keine Vorstellungen in Anwesenheit des Filmteams waren. Darüber bin ich sehr froh, ich freue mich sehr, dass der Film die Menschen berührt. Ich hatte zwar erwartet, dass Nora Iugas Fans den Film sehen würden, ich bin aber überwältigt von der Tatsache, dass sich auch Menschen auf Anhieb in sie verlieben, die sie selbst oder ihre Literatur nicht kannten. Viele Leute haben mir gesagt, dass sie nach dem Kinobesuch ihre Bücher gekauft, Interviews mit ihr und generell Infos über sie im Internet gesucht haben. Es ist wunderbar, dass wir durch diesen Film Kinobesucher und Literaturliebhaber zusammenbringen konnten — diese beiden sonst eigenständigen Welten haben sich irgendwie getroffen, was ich gro‎ßartig finde.“



    Doch was sagt die Protagonistin selbst über den Dokumentarfilm, der sie porträtiert? Bevor sie zur Literatur fand, habe sie sich gewünscht, Schauspielerin zu werden, sagt Nora Iuga, folglich habe der Film von Carla-Maria Teaha ihr diesen Wunsch erfüllt.



    Es stimmt — ich wollte schon in der Zeit, als ich als Schülerin aufs Gymnasium ging, Schauspielerin werden. Ich wollte schon immer Schauspielerin werden, wahrscheinlich liegt das in meiner Familie, meine Eltern waren Künstler und auch meine Gro‎ßeltern waren künstlerisch tätig. Meine Mutter war Ballerina, mein Vater Violinist, meine Gro‎ßmutter Opernsängerin, mein Gro‎ßvater Theaterregisseur, also konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als Schauspielerin zu werden. Ich habe immer davon geträumt, Schauspielerin zu werden, und das Lustige ist, dass ich auch dann nicht diesen Traum aufgegeben habe, als der gro‎ße Schauspieler Radu Beligan mich bei der Aufnahmeprüfung für die Theaterhochschule abgelehnt hat, weil er meinte, ich hätte keine gute Diktion. Ich glaube nicht, dass ich eine schlechte Sprechweise habe, das hat mir sonst niemand gesagt, aber heute kann ich Radu Beligan nur noch schwer widersprechen. Doch mit dem Film von Carla Maria-Teaha bin ich von Tag zu Tag mehr davon überzeugt, dass ein Wunder geschehen ist: Erst jetzt, nach einem ganzen Leben, habe ich mir einen so lang gehegten Traum erfüllt.“

  • Andrei Schwartz begleitet Roma über sechs Jahre für seine neue Doku

    Andrei Schwartz begleitet Roma über sechs Jahre für seine neue Doku

    Der über sechs Jahre gedrehte Dokumentarfilm begleitet mehrere Roma in Rumänien, die zwischen ihrer Heimat und der deutschen Stadt pendeln müssen, in der sie versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.


    Andrei Schwartz kam in Bukarest auf die Welt und wanderte 1973 nach Deutschland aus, wo er die Hamburger Kunsthochschule besuchte. Auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam gewann er 1997 den Joris-Ivens-Preis für Auf der Kippe, einen in Klausenburg gedrehten Dokumentarfilm über das tägliche Leben der Roma, die in der Nähe der Mülldeponie leben. Im Jahr 2015 führte Andrei Schwartz Regie bei dem Dokumentarfilm Himmelverbot, der für das One World Romania Festival ausgewählt wurde. Die Hauptfigur des Films, die wegen schweren Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, wird nach 21 Jahren Haft begnadigt. Wir sprachen mit Andrei Schwartz über seinen neuen Dokumentarfilm Europa Passage und sein Anliegen, die Geschichten von Menschen am Rande der Gesellschaft im Film festzuhalten.



    Wie Sie wissen, habe ich 1997 einen anderen Film über Pata-Rât, die Müllhalde von Klausenburg, gedreht. Als ich also diese Roma sah, die in Hamburg ankamen, dachte ich, ich sehe die Figuren aus dem Dokumentarfilm, den ich damals gemacht hatte. Generell bin ich daran interessiert, die Gesellschaft von ihrem Rand aus zu betrachten, denn wenn man diese Perspektive hat, versteht man auch, was im Zentrum passiert. Dieser neue Dokumentarfilm ist nicht nur ein Film über diese Menschen, die zwischen Rumänien und Hamburg pendeln, er ist auch ein Porträt von Hamburg, natürlich über die weniger schönen Seiten der Stadt. Da ich diese Stadt, Hamburg, als meine Heimat betrachte, war ich auch daran interessiert, wie der weniger bekannte Teil der Stadt aussieht.


    Um auf das Interesse an den Ausgegrenzten zurückzukommen: Ich wurde in Bukarest geboren, in der Nähe von Balta Cocioc, einer riesigen Mülldeponie, wo eine Roma-Gemeinschaft von der Müllsortierung lebte. Ich erinnere mich, dass ich als Kind auf dem Weg zur Schule mit dem Oberleitungsbus dorthin fuhr, aber ich hatte nie den Mut, in das Gebiet zu gehen, um zu sehen, was dort vor sich ging. Ich mache mir auch Sorgen um die Ausgegrenzten, denn als Jude wurden meine Verwandten, die in Ungarn lebten, in den Konzentrationslagern vernichtet, und die Vernichtung ist leider auch Teil der Geschichte der Roma. Als ich diesen Roma-Film, Auf der Kippe, uraufführte, der beim Amsterdamer Dokumentarfilmfestival, einer Art Cannes des Dokumentarfilms, einen Preis gewann, sagte man mir, ich hätte eine Lektion über die conditio humana und das Leben der Roma erteilt.


    Aber ich glaube, dass es nicht nur ein Film über Roma ist, und ich beziehe mich hier auf den jüngsten Dokumentarfilm Europa Passage, sondern über Menschen, die unter sehr harten Bedingungen versuchen, einen Rest von Normalität zu retten. In Europa Passage bewahren sich diese Personen einen außergewöhnlichen Sinn für Humor, der ihnen hilft, den Kampf nicht aufzugeben. Und das ist bewundernswert. Țîrloi, eine der Hauptfiguren des Dokumentarfilms, sieht immer ein halb volles Glas. Ich wünschte, ich hätte eine ähnliche Dosis an Optimismus.



    Filmkritiker Victor Morozov sagte zum Fim: Diese Menschen, die gezwungen sind, ein Leben im Ghetto zu führen, die durch Aushilfsjobs gedemütigt und von der Gesellschaft abgelehnt werden, sind das unsichtbare Gesicht einer vermeintlichen Erfolgsgeschichte der Integration in die große europäische Familie. Der Film sorgt dafür, dass diese Menschen präsent sind und einen Namen haben – Țîrloi, Maria und ihre Verwandten – und holt sie so zumindest vorübergehend aus ihrer traurigen Anonymität heraus. Als eine immer wieder nützliche Erinnerung an den wesentlichen Zweck des Dokumentarfilms: Begleitung, Zuflucht und Stärkung für Menschen in Not.“ Regisseur Andrei Schwartz über die Reaktionen, die er nach der Premiere von Europa Passage erhielt.



    Interessant war, dass wir mit dem Film etwa 25 deutsche Städte erreicht haben, in denen ich auch bei den Gesprächen anwesend war. Dadurch wurde mir klar, dass die Situation, die ich in Europa Passage darstelle, nicht nur für Hamburg typisch ist, sondern dass die Situation der Roma in allen westlichen Städten und Ländern ähnlich ist. Beeindruckend war, dass die Reaktionen der Menschen, die den Film gesehen haben, positiv waren. Und diese Haltung gegenüber den Bettlern, die oft Gewissensbisse hervorruft, ist kein typisch rumänisches Problem und kein Thema, das nur mich betrifft. Aus meiner Sicht sind Menschen wie meine Figuren, Țîrloi und Maria, ein Symptom für eine entgleiste Gesellschaft, und ich glaube, dass wir diese Situation nicht lösen können, wenn wir nicht auch die anderen Probleme lösen. Es wäre nur wünschenswert, dass die Behörden einige Maßnahmen ergreifen, um das Leben dieser Menschen zu erleichtern.



    Der Dokumentarfilm Europa Passage wurde gedreht von Susanne Schuele, geschnitten von Rune Schweitzer, vertont von Giacomo Goldbecker, Helge Haack, Marin Cazacu, Stefan Bück und Simon Bastian und produziert von Stefan Schubert.

  • Die Annäherung: Botond Püsöks preisgekrönte Doku behandelt Kindermissbrauch

    Die Annäherung: Botond Püsöks preisgekrönte Doku behandelt Kindermissbrauch

    Der Film, der für die GOPO Filmpreise 2023 nominiert war, erzählt die Geschichte von Andreea, die sich im Alleingang ein neues Leben für ihre beiden Kinder aufbaut, nachdem ihr ehemaliger Partner wegen sexuellen Missbrauchs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Die meisten Dorfbewohner unterstützen jedoch offen ihren Ex-Partner und seine einflussreiche Familie und glauben nicht, dass der Mann das Verbrechen begangen hat, für das er verurteilt wurde. Sie beschuldigen Andreea und ihre Tochter, falsche Anschuldigungen gegen ihn erhoben zu haben. Als sie erfährt, dass der Mann vorzeitig entlassen wird, ist Andreea gezwungen, gegen die Mentalität der Gemeinschaft, in der sie lebt, anzukämpfen, um ihre Kinder zu schützen und das Trauma ihrer Vergangenheit zu überwinden.



    Im Jahr 2016 nahm Botond Püsök mit dem Dokumentarfilm Angela“ am Astra Film Festival und am DocuArt Festival teil und gewann den Preis für die beste Regie. Angela, die Hauptfigur des preisgekrönten Dokumentarfilms von 2016, erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens aus einer Roma-Gemeinschaft, dem es am Ende gelingt, sich zu retten. Wir haben mit Botond Püsök über die Themen gesprochen, die er bisher in seinen Filmen behandelt hat. Es seien harte Tabuthemen, über die nicht genug gesprochen werde, glaubt er.



    Diese Themen, über die wir oft nicht sprechen wollen, sind die Themen, die mich am meisten faszinieren. Ich fühle mich auch deshalb zu ihnen hingezogen, weil es dieses Schweigen um sie herum gibt, und das ist einer der Gründe, warum ich versuche, den Film zu machen. Ich versuche zu verstehen, warum wir über bestimmte Dinge nicht sprechen können und warum wir uns lieber dafür entscheiden, nicht über sie zu sprechen. Bei dem Versuch, diese Dinge zu hinterfragen, kam ich auf den Grund für Trauma und Heilung. Das ist ein Thema, mit dem ich mich schon seit einigen Jahren beschäftige, ich habe einige Dokumentarfilme darüber gedreht. Der Kampf, den die Figuren in meinen Filmen durchmachen – ein Kampf, der uns sehr stark definiert und keine Grenzen oder Zensur kennt – hat mich sehr inspiriert. Wenn wir so viele Traumata durchmachen und das Gefühl haben, dass niemand für uns da ist, dass uns niemand helfen kann und dass wir nur uns selbst helfen können, entdecken wir am Ende Dinge, die wir nicht wussten. Deshalb konzentriere ich mich in den Filmen, die ich mache, nicht auf das Trauma selbst, sondern auf den psychologischen Heilungsprozess, den die Figuren durchlaufen. Wenn diese Themen oder Geschichten nicht viel Licht enthielten, könnte ich sie nicht erzählen. Vielleicht ist es diese Hoffnung, die mich inspiriert, und ich hoffe, sie inspiriert das Publikum.



    Regisseur Botond Püsök präsentierte kürzlich den Dokumentarfilm Apropierea“ auch auf dem One World Romania Festival für Dokumentarfilme und Menschenrechtsthemen. Darüber hinaus hat der Film von Botond Püsök das Problem des sexuellen Missbrauchs und der Gewalt gegen Kinder thematisiert und eine landesweite Sensibilisierungskampagne gestartet. Laut einer Studie von Save the Children gaben 3 % der rumänischen Teenager an, im Jahr 2019 Opfer einer Vergewaltigung geworden zu sein. Botond Püsök glaubt an die Kraft des Dokumentarfilms und ist davon überzeugt, dass er eine Plattform für kritisches Denken und ziviles Engagement sein kann.



    Das ist der Grund, warum ich Dokumentarfilme mache und warum ich mich mehr auf dieses Genre konzentriert habe, obwohl ich hauptsächlich Spielfilm studiert habe. Ich glaube, dass der Dokumentarfilm, obwohl er ein kleineres Publikum hat als der Spielfilm, eine viel stärkere emotionale Wirkung haben kann. Und wenn das Publikum am Ende der Vorführung die Möglichkeit hat, mit dem Regisseur und den Protagonisten des Films zu sprechen und sich auszutauschen, ist die Wirkung noch stärker. Es ist unglaublich, es gibt eine so intensive Verbindung, und das ist ein weiterer Grund, warum ich weiterhin diese Art von beobachtenden Dokus mache.


    Die Statistiken über sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Kinder sind sehr besorgniserregend. Wenn wir über die EU sprechen, steht Rumänien an der Spitze der Länder mit der höchsten Zahl solcher Fälle. Deshalb denke ich, dass es umso wichtiger ist, diese Themen anzusprechen. Es ist auch unsere Pflicht, diese Geschichten weiterzugeben, informiert zu sein, nicht so zu tun, als ob diese Dinge nicht passieren würden, und zu glauben, dass sie uns oder den uns Nahestehenden nicht passieren könnten. Ich denke, es gibt kleine Schritte, die wir unternehmen können, es gibt Lösungen, die uns helfen können. Wenn wir unsere Stimme erheben, wenn wir diese Kultur des Schweigens brechen, die das Thema Missbrauch, insbesondere den Missbrauch von Minderjährigen, umgibt, dann können wir vielleicht etwas bewirken, denke ich.



    Der Film Apropierea“ wird von Irina Malcea über Luna Film (Rumänien) produziert, in Koproduktion mit Spot Productions (Ungarn) und in Zusammenarbeit mit RTL Ungarn.

  • Doku zum multikulturellen Temeswar in Juli erwartet

    Doku zum multikulturellen Temeswar in Juli erwartet

    Eines dieser Projekte, das sich mit den Menschen, der Geschichte und der Multikulturalität des Ortes befasst, ist der Dokumentarfilm Timișoara – Europäische Hauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens“.


    Der Dokumentarfilm wurde von Florin Iepan aus Timisoara gedreht, einem Regisseur, der bereits über 40 Dokumentarfilme und Fernsehproduktionen gedreht hat. Der Film zeigt Timisoara mit den Augen des Norwegers Christo Balthazar, Enkel des Journalisten und Schriftstellers Jahn Otto Johansen. Sein Großvater war Autor des Buches Rumänien: Eine Sammlung von Artikeln“, ein Journalist, der vom rumänischen Präsidenten für seinen Beitrag zum Image unseres Landes in Norwegen ausgezeichnet wurde.


    Wir sprachen mit Kultur-PR Anca Spiridon über das Projekt, den Kontext und das Konzept:


    Für den Kulturverein Metropolis ist dies nicht die erste Initiative zur Förderung der Multikulturalität durch Kunst, denn seit 2011 unterstützt und organisiert er kulturelle und künstlerische Veranstaltungen wie das Internationale Filmfestival für junges Publikum, das <BalKaniK Arts & Culture Festival>, das erste Musik- und Kulturfestival des Balkans in Rumänien, … und 2015 in Timișoara selbst ein Filmfestival für Minderheiten, das <Nomad International Film Festival>. Es ist also nicht verwunderlich, dass in diesem für Temeswar außerordentlich wichtigen Jahr auch der Dokumentarfilm <Timisoara – Europäische Hauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens> uraufgeführt wird, der einen neuen Ansatz zur Förderung der Multikulturalität durch Kunst und Traditionen darstellt.


    Der Film basiert auf der Geschichte von Christo, dem Enkel des berühmten norwegischen Journalisten, der 2014 vom rumänischen Präsidenten ausgezeichnet wurde, Jahn Otto Johansen, Autor des Buches >. Er wurde, wie gesagt, für die Verdienste um das Image Rumäniens in Norwegen ausgezeichnet, und Christo wird in diesem Dokumentarfilm die Reise seines Großvaters nachzeichnen, wobei der Film die neuen Realitäten durch seine Augen, aber auch durch die Augen des Temeswarer Dokumentarfilmregisseurs Florin Iepan darstellen wird. <Timișoara, Kulturhauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens> zielt darauf ab, im Rahmen der Wahl Timișoaras zur Kulturhauptstadt den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen in Europa, aber auch in Rumänien und in Timișoara hervorzuheben, die gemeinsamen kulturellen Merkmale der Europäer herauszustellen, den Bürgern ihre Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Kulturraum bewusst zu machen und durch die Kultur die Entwicklung der Städte zu fördern.


    Der Regisseur hat sich vorgenommen, die Interaktion und den Beitrag der wichtigsten ethnischen Gruppen Timișoaras zum sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu dokumentieren. Auf diese Weise soll der Film die multikulturelle Tradition Timișoaras bekräftigen und sein Image als funktionierendes multiethnisches und multireligiöses Zentrum stärken. Der Film wird von Traditionen und Bräuchen erzählen, aber auch von den neuen lokalen Unternehmen, die sich in den letzten 20-30 Jahren in Timișoara niedergelassen haben. Er wird die serbische Gastronomie, das Kunsthandwerk und die Musik der Roma, die ungarische Literatur und das Theater sowie die neuen Unternehmen der italienischen und türkischen Gemeinschaften vorstellen. Durch die Förderung des Multikulturalismus, sowohl in der Kunst als auch in den Traditionen, durch die Erleichterung dieses interkulturellen Dialogs, den wir zwischen den wichtigsten Volksgruppen in Timișoara, aber auch mit dem allgemeinen Publikum vorschlagen, zielt der Dokumentarfilm darauf ab, das Verständnis und die Akzeptanz der Vielfalt zu erhöhen und die Aufnahme dieser kulturellen Vielfalt in einer umfassenden Ausübung der Empathie, wie wir gerne sagen, zu entwickeln.



    Wie weit ist das Projekt gediehen? Und wann kann die Öffentlichkeit den Dokumentarfilm auf dem großen oder kleinen Bildschirm sehen? – die abschließenden Fragen an die Kulturmanagerin Anca Spiridon.



    Im März wird die Produktionsphase des Films in vollem Umfang beginnen. Nach der Dokumentation vor Ort werden die Dreharbeiten beginnen, danach geht es in die Postproduktionsphase. Die Premiere des Films in Rumänien ist für den 28. bis 30. Juli geplant, natürlich in Timișoara, und der größere Rahmen, in dem diese Premiere stattfinden wird, ist ein dreitägiges Festival unter freiem Himmel, das Filmvorführungen, gefolgt von Fragen und Antworten, Debatten über Minderheiten und kulturellen Austausch, einschließlich Migration und Einwanderung, sowie eine Messe für traditionelle Produkte umfassen wird. Wir möchten, dass der Dokumentarfilm sowohl in den regulären rumänischen Filmverleih kommt als auch auf Festivals und besonderen Veranstaltungen gezeigt wird. Wir möchten wirklich, dass ein breiteres Publikum die Doku <Timișoara – Europäische Hauptstadt des multiethnischen Zusammenlebens> in diesem Jahr sehen kann, und nach dem Kinostart wird der Film auf Online-Plattformen in Rumänien und Norwegen verfügbar sein.

  • Das Puppenhaus: Kameramann Tudor Platon gibt Regie-Debüt

    Das Puppenhaus: Kameramann Tudor Platon gibt Regie-Debüt

    Tudor Platon ist einer der produktivsten Kameramänner des rumänischen Kinos und wurde 2016 für den Gopo-Preis für junge Talente nominiert, und zwar für die Bildgestaltung des Films Alle Flüsse fließen ins Meer“ (Regie: Alexandru Badea). Tudor Platon wurde auch für die Gopo-Preise 2022 nominiert, und zwar in zwei Kategorien: Bester Debütfilm“ und Bester Dokumentarfilm“ für Das Puppenhaus“, einen Film über Freundschaft und Hoffnung. In diesem Film spielen Viorica Crăciun, Ileana Crăciun, Elena Laslu, Ana-Maria Bondar und Aura Chindea mit. Tudor Platon ist der Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann, der Schnitt stammt von Natalia Volohova Deliu. Produzenten sind Carla Fotea, Ada Solomon, Tudor Platon und Alexandru Solomon.



    Als Tudor Platon begann, seine Großmutter und ihre vier Freundinnen zu filmen, die im Olttal Urlaub machten, hatte er nicht vor, einen Film zu drehen. Er wollte einfach Zeit mit seiner Großmutter Cica verbringen und sie besser kennen lernen. Die fünf siebzigjährigen Freundinnen dachten ihrerseits, dass der 25-Jährige, der sie ständig filmte, schnell das Interesse verlieren und nach Hause zurückkehren würde, erzählt Platon.



    Ja, ich war nicht daran interessiert, einen Film zu machen, sondern Zeit mit ihnen zu verbringen, vor allem mit meiner Großmutter Cica, die ich damals noch nicht so gut kannte. Und ich habe das Gefühl, dass uns diese Woche auf eine sehr intime Art und Weise viel näher zusammengebracht hat. Seitdem gelingt es uns, einander viele Dinge zu erzählen, von denen wir vorher nicht einmal dachten, dass wir sie teilen könnten. Wie viele andere bin ich bei meinen Großeltern aufgewachsen. Und diejenige, die mich großgezogen hat, war nicht Cica, sondern meine andere Großmutter, die zwei Jahre bevor ich mit den Dreharbeiten zu <Das Puppenhaus> begann, gestorben ist. Deshalb hatte ich das Bedürfnis, mich Cica anzunähern, um die Lücke zu füllen, die sie hinterlassen hatte. Und ich glaube, sie hatte dieses Bedürfnis auch, denn bis dahin war Cica ziemlich zurückhaltend, wenn es darum ging, ihre Gefühle zu zeigen. Als sie mir erzählte, dass sie mit ihren Freundinnen einen Ausflug machen würde, schlug ich ihr vor, sie zu begleiten.


    Wie Sie bereits wissen, war es eine Reise, die sie jedes Jahr machen, es ist bereits eine Tradition geworden. Es ist ein Urlaub, in dem sie sich von der Welt abkapseln, und ich glaube, das hilft ihnen, in die Vergangenheit zurückzugehen und jeden Moment ihres Lebens zu erreichen. Und sie fühlen sich sehr jung, vielleicht weil sie sich schon seit 50 Jahren kennen. Wie ich von einer der Freundinnen meiner Großmutter, Elena, erfahren habe, dachten sie, nachdem wir uns besser kennengelernt hatten, dass ich mich langweilen und nach zwei Tagen abreisen würde. Aber ihr Verhältnis zu mir, bezogen auf dieses geschlossene Universum, das jedes Mal bei ihrem jährlichen Urlaub entsteht, wurde auch deshalb so stark aufgebaut, weil sie mich nicht als Mann, sondern als Kind sahen. So haben sie mich immer genannt: Du Kind. Und vielleicht hatten sie recht, vielleicht gelang es mir auch deshalb, weil ich sehr jung war, diese Ehrlichkeit der Frauen einzufangen, diese besondere Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelt hat. Und ich glaube, am Anfang ließen sie sich von der Kamera filmen, auch weil sie, wie ich schon sagte, nicht dachten, dass dabei ein Film herauskommen würde – ich hatte nicht die Absicht, einen Film zu drehen, ich wollte einfach schöne Erinnerungen mit meiner Großmutter haben.



    Das Bedürfnis, auch Regie zu führen, kam ganz natürlich, sagt der gelernte Kameramann Tudor Platon.



    Ja, es gab dieses Bedürfnis, aber ich hatte nichts Konkretes im Sinn, ich hatte nicht vor, etwas Bestimmtes zu tun. Es war vor allem das Bedürfnis, aufzuzeichnen, festzuhalten, was mit mir geschah, zu einem großen Teil. Aber ich denke, dieses Bedürfnis, etwas festzuhalten, war schon immer in mir vorhanden. Ich betrachte mich ja als Geschichtenerzähler, ich mag es, Geschichten zu erzählen oder aufzuzeichnen, die Geschichten, die ich höre, festzuhalten. Und ich mag es, Emotionen zu vermitteln, das ist es, was ich tue, wenn ich die Filme anderer Leute filme, ich versuche zu verstehen und zu vermitteln, was ich verstehe. Wenn ich nur filme, ist es das Bild, das ich mache, das mich ausdrückt, und wenn es mein eigenes Projekt ist, bei dem ich auch Regie führe, erzähle ich eine Geschichte mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen.



    Tudor Platon studierte Kamera an der Nationalen Universität für Theater- und Filmkunst (UNATC) in Bukarest. Seit dem Studium war er Kameramann und Bildtechniker bei zahlreichen Kurzfilmen, darunter In the House“ (2014) und Die Pfeife, der Sex und das Omelett“ (2017) von Ana-Maria Comănescu, Alle Flüsse fließen ins Meer“ (2016) von Alexandru Badea, 4:15 PM Der Weltuntergang“ (2016), von Gabi Virginia Șarga und Cătălin Rotaru, die beide in Cannes vertreten waren, oder Private Party“ (2016) und Schwarze Kleider“ (2017) von Octav Chelaru. Tudor Platon zeichnete auch das Bild für den Kurzfilm Das Weihnachtsgeschenk“ (2018) von Bogdan Mureșanu, der auf der Shortlist für die Oscar-Preise 2020 stand und mit Dutzenden von Preisen ausgezeichnet wurde, darunter die Trophäe der Europäischen Filmakademie. Tudor Platons jüngster Spielfilm ist ein Dokumentarfilm von Alexandru Solomon, der die Auswirkungen des Kults um den Priestermönch Arsenie Boca auf die rumänische Gesellschaft untersucht und demnächst Premiere haben wird. Als Regisseur bereitet Tudor Platon derzeit einen neuen Dokumentarfilm mit einer sehr persönlichen Geschichte über seine Familie vor.

  • App “Wildes Rumänien” fördert respektvolles Erleben der Natur

    App “Wildes Rumänien” fördert respektvolles Erleben der Natur

    Die Dokumentation “Wildes Rumänien”, die im Juli 2021 auf dem Internationalen Filmfestival Transilvania (TIFF) in Cluj vorgeführt wurde, hat bereits über 25.000 Zuschauer angezogen. Der über mehr als 10 Jahre gedrehte Dokumentarfilm wurde von Regisseur Dan Dinu und Kameramann Cosmin Dumitrache entwickelt und basiert auf einer äu‎ßerst gro‎ßzügigen Idee: die Vielfalt der Natur in Rumänien so vielen Menschen wie möglich zu präsentieren. Regisseur Dan Dinu sagte dazu: Am Anfang stand die Idee, Natur- und Nationalparks zu fotografieren, um ein Fotoalbum zu erstellen und diese Bilder an Umwelt-NGOs und Parks zu spenden, damit sie sie nutzen können. Und aus dem Fotoalbum, das jetzt im Buchhandel zu finden ist, ist ein Naturdokumentarfilm entstanden, einer der komplexesten, die wir gemacht und bearbeitet haben, weil wir dafür viel Zeit vor Ort verbracht haben.



    Das Fotoalbum enthält beispielsweise Bilder, die über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren gesammelt wurden, von denen einige vor Beginn des Projekts aufgenommen wurden. Für das Projekt selbst haben wir etwa 450 Tage vor Ort verbracht, davon 300 Tage für den Film, die meisten davon in den letzten dreieinhalb Jahren. Der Film nahm also den grö‎ßten Teil unserer Zeit vor Ort in Anspruch. Das war auch ganz natürlich, denn es ist schwer, die Natur einzufangen, wenn man nicht genug Zeit im Feld verbringt.” Da “Wildes Rumänien” auf gro‎ßes Interesse stie‎ß, beschlossen Dan Dinu und seine Kollegen, einen Dokumentarfilm zu drehen, um zu zeigen, wie sie 10 Jahre lang gearbeitet haben. Dieses “Making of” sei auch Teil der pädagogischen Absicht des Projekts “Wildes Rumänien”, sagt Regisseur Dan Dinu: Dies war einer der Bestandteile des gesamten Projekts: die Natur besser bekannt zu machen, besser zu verstehen, welche natürlichen Reichtümer wir hier haben. Nicht zuletzt, und das ist sogar wichtiger, die Menschen dazu zu bringen, mit der Natur respektvoll umzugehen.



    Denn wenn wir uns jetzt um diese Sachen nicht kümmern, werden wir eines Tages unser Reichtum verloren. Wir haben es also geschafft, rund 600 Fotoalben an Umwelt-NGOs, Schulen und öffentliche Bibliotheken zu spenden, um vor allem den Kindern so nahe wie möglich zu kommen. Zusammen mit dem Verein OvidiuRo konnten wir fast 20.000 Kalender erstellen, die an alle Kindergärten in Rumänien gingen. Diese Kalender haben auch eine pädagogische Funktion, denn sie enthalten Bilder aus dem Projekt und verschiedene Informationen über die abgebildeten Arten von Tieren und Pflanzen. Wir versuchen, diese Aufklärungsarbeit so weit wie möglich fortzusetzen, vor allem gegenüber den Kindern, in der Hoffnung, dass sie die von uns begonnene Arbeit fortsetzen werden.”



    Und das neueste Element dieses Projekts ist die App “Wildes Rumänien”, die kostenlos auf jedem Smartphone verfügbar ist. Dan Dinu stellt sie vor: Es handelt sich um einen Leitfaden, in dem nacheinander alle unsere Schutzgebiete vorgestellt werden, angefangen bei den nationalen Naturparks und Biosphärenreservaten. Später werden wir wahrscheinlich kleinere Gebiete wie von Natura 2000-Schutzgebietsnetz einbeziehen. Was die App au‎ßerdem einzigartig macht, ist ein Kalender der Naturereignisse die es demnächst zu sehen gibt. Am 1. April war zum Beispiel der Internationale Tag der Vögel, und in der App sehen wir, welche Veranstaltungen in unserer Umgebung stattfinden, an denen wir teilnehmen können. Wir versuchen auch, den Menschen zu sagen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie sich solche Dinge ansehen wollen. Gemeinsam mit Kollegen eines Fotografenverbandes wollten wir auch einen ethischen Verhaltenskodex in der Natur erstellen, der ebenfalls in der App vorgestellt wird. Wir versuchen also, so viele Hebel wie möglich in Bewegung zu setzen, um den Menschen nicht nur zu zeigen, wie schön dieses Land ist, sondern auch, wie sie mit ihrer Natur umgehen müssen, damit es auch in Zukunft so bleibt. ”

  • Frauen in der Filmindustrie: im Mittelpunkt des Festivals One World Romania

    Frauen in der Filmindustrie: im Mittelpunkt des Festivals One World Romania

    Das 14. Internationale Festival für Dokumentar-und Menschenrechtsfilme One World Romania, die als die wic htigste Fachveranstaltung in Rumänien gilt, fand dieses Jahr zwischen dem 11. bis 20. Juni im Kino Elvire Popesco in Bukarest statt. Die Festpiele sind im Anschlu‎ß, ab dem 21. Juni, online gegangen. Frauen waren in der Auswahl der vergangenen Jahre immer präsent, aber 2021 wollen wir hervorheben, wie sie die traditionelle Rollenverteilung in der Gesellschaft überwinden. Wir möchten zeigen, wie sie es schaffen, ihre eigenen Versionen dieser Themen zu formulieren, inspiriert durch ihre direkte Erfahrung von Ungleichheit, Ausgrenzung und Unterrepräsentation”, sagen die Organisatoren. Seit Jahrzehnten gibt es weitaus mehr Dokumentarfilm- als Spielfilmregisseurinnen. Welche sind die Bedingungen, die Filemmacherinnen dazu bringen, in diesem Bereich Karriere zu machen und nicht im immer noch männerdominierten Bereich der Belletristik? Das ist eine der Fragen, die die diesjährige Filmauswahl sowie die vielen Debatten und Sonderveranstaltungen bei One World Romania zu beantworten versuchten.



    Vanina Vignal, Dokumentarfilmmacherin und künstlerische Leiterin des Festivals erläutert: Es ist extrem schwierig, diese Frage zu beantworten. Meiner Meinung nach gibt es mehrere mögliche Antworten. Als Dokumentarfilmregisseurin kann ich sagen, dass ich die Dokumentation bevorzuge, weil ich dabei mehr von den Menschen lerne, als ich es bei einem Spielfilm tun könnte. Das ist meine Meinung. Darüber hinaus, lebe ich in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Männer deutlich mehr Vorteile als die Frauen genie‎ßen. Was die Filmindustrie und insbesondere die Spielfilmindustrie angeht, stellen wir eine viel stärkere männliche Präsenz fest. Es ist auch nicht einfach, als Frau in einem Filmteam zu arbeiten, man fühlt sich nicht immer wohl. Man muss sehr stark sein, um in dieser Branche zurechtzukommen und deshalb denke ich, dass einige Frauen es vorziehen, unabhängig zu werden und selbständig zu arbeiten, d.h. die Kamera zu nehmen und ihre eigenen Filme zu machen. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Finanzmittel an Spielfilme gehen, die von Männern gemacht werden. Es stimmt, ja, ich habe mich immer gefragt, warum so viele Frauen Dokumentarfilme machen und ich habe mir die Antwort als Dokumentarfilmregisseurin selbst gegeben. Und ich dachte, dass viele Frauen das tun, was ich tue, nämlich entschlossen sind, ihre Projekte durchzuziehen, auch wenn sie sie unabhängig und mit weniger Geld machen.”



    Das Festival One World Romania zeigt dieses Jahr auch eine Reihe von Studenten- Kurzfilmen aus dem Projekt Make a Film with a Refugee”. Vanina Vignal Kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten: Dank diesem Projekt konnten wir Studenten der Film-und Theateruniversität in Bukarest und Flüchtlinge zusammenbringen und ihnen etwas Geld zur Verfügung stellen, um die Studenten zu unterstützen, ihre Filme zu machen. Ich war sehr interessiert an dem Projekt, weil wir solche Sachen normalerweise aus einer einzigen Perspektive sehen, d.h. wir denken meist nur an Rumänen, die in den Westen gehen und überhaupt nicht an die Flüchtlinge, die nach Rumänien kommen. Mit diesem Projekt wollten wir die Geschichte des Anderen kennenlernen. Wir hatten das Gefühl, dass wir im Gespräch mit diesen Menschen interessante Geschichten erzählen können. So sind sechs Filme entstanden. Ich denke, dass diese Erfahrung den Studenten geholfen hat, eine Menge über Dokumentarfilme zu lernen.



    Einige Ergebnisse waren sehr gut, andere weniger, aber was mich vor allem interessierte war die Erfahrung, die die die am Projekt beteiligten Studenten gemacht haben und was sie als Filmemacher gelernt haben, damit sie in Zukunft, wenn sie Filme machen, eine klare ethische Position haben. Ich möchte sagen, dass es zu viele Dokumentarfilmregisseure gibt, die nicht von dieser Position ausgehen. Bei diesem Projekt ging es darum, in jeder Phase zu wissen, wie wir uns positionieren können und ich denke, das ist uns zusammen mit den beiden anderen Ausbilderinnen, Adina Pintilie und Ivana Mladenovic, völlig gelungen.”



  • Kinojahr 2020: Filmbranche angeschlagen, neue Filme dennoch erfolgreich

    Kinojahr 2020: Filmbranche angeschlagen, neue Filme dennoch erfolgreich

    In einem Jahr, in dem die Filmindustrie sehr stark von der Pandemie betroffen war, feierte das rumänische Kino einen neuen Erfolg. Colectiv“ von Alexander Nanau, Acasă, My Home“ von Radu Ciorniciuc, Tipografic Majuscul“ des Regisseurs Radu Jude haben im vergangenen Jahr den rumänischen Dokumentarfilm in die Aufmerksamkeit internationaler Filmfestivals gebracht. Die Dokumentation Colectiv“ von Alexander Nanau, die von der Europäischen Filmakademie als bester Dokumentarfilm preisgekrönt wurde, ist auch Rumäniens Vorschlag für die Oscar-Nominierung in der Sektion Bester internationaler Spielfilm 2021“. Es ist das erste Mal, dass Rumäniens Vorschlag im Rennen um die Preise der Amerikanischen Filmakademie eine Dokumentarfilm ist.



    Der Film von Alexander Nanau feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig und war der erste rumänische Dokumentarfilm, der bei dem renommierten italienischen Festival ausgewählt wurde. Colectiv“ war auch in der offiziellen Auswahl des Sundance Filmfestivals 2020. Darin beobachtet der Regisseur, wie Investigativreporter in Bukarest die Folgen des Brandes im Nachtclub Colectiv untersuchen, bei dem 65 Menschen ihr Leben verloren haben. Hintergrund war die verbreitete Korruption im Gesundheitssystem. Die Zeitschrift Rolling Stone“ hat die Dokumentation unter der Regie von Alexander Nanau zum besten Dokumentarfilm des Jahres 2020 gekürt.



    Die jungen Filmemacher Andrei Tarara und Alina Manolache standen ebenfalls im vergangenen Jahr mit ihren jüngsten Produktionen im Rampenlicht. Kinder, die am Strand verloren gehen“ (2020) wurde erstmals auf dem Filmfestival Astra in Sibiu (Hermannstadt) präsentiert und im Programm des renommierten Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Amsterdam ausgewählt. Das Spielfilmdebüt der Regisseurin Alina Manolache zeichnet ein Porträt der Generation der 30-Jährigen, die unmittelbar nach der Revolution geboren wurde. Der Dokumentarfilm von Andrei Tarara Wir gegen uns“ wurde in der Wettbewerbssektion Between the Seas“ des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Jihlava in Tschechien zum ersten Mal gezeigt.



    Ein weiterer sehenswerter Dokumentarfilm, der aber ein zu kurzes Leben in den Kinos hatte, ist Profu’“ von Alex Brendea. Der Film gewann den Preis für den besten Dokumentarfilm in Mittel- und Osteuropa in der Sektion Between the Seas“ des Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Jihlava 2019 und den Preis für den besten Film beim Filmfestival Astra 2019.



    Wir können diese Retrospektive nicht abschlie‎ßen, ohne die Dokumentarfilme zu erwähnen, die auf dem Filmfestival Astra im mittelrumänischen Sibiu (Hermannstadt) ausgezeichnet wurden. Der Preis für den besten Film in der Sektion Wettbewerb ging an die schwedische Produktion aus dem Jahr 2019 Josefin & Florin“. In der gleichen Kategorie ging der Sonderpreis an die österreichische Produktion aus dem Jahr 2020 Bitte warten“ (in der Regie von Pavel Cuzuioc). Der Preis für die beste Regie ging an Adrian Pîrvu und Helena Maksyom für den Streifen Alles wird nicht gut sein“, eine rumänisch-ukrainische Koproduktion aus dem Jahr 2020, und Andrei Dăscălescu gewann den Preis des Publikums für den Film Vater unser“.

  • Neue internationale Anerkennung für den „Colectiv“-Film

    Neue internationale Anerkennung für den „Colectiv“-Film

    In einer von der bekannten amerikanischen Publikation Rolling Stone aufgestellten Rangliste der besten 20 Filme des zu Ende gehenden Jahres nimmt der Dokumentarfilm Collective“ des Rumänen Alexander Nanau den ersten Platz ein. Es geht um die Tragödie vom 30. Oktober 2015, als in einem improvisierten Rockclub in einer stillgelegten Fabrik in Bukarest ein Feuer ausbrach, das während eines Konzerts 64 Tote, davon 27 auf der Stelle, und etwa 200 Verletzte forderte. Einer von ihnen beging später Selbstmord.



    Einige der Verletzten werden zur medizinischen Versorgung ins Ausland befördert, andere, die im Land bleiben, sterben an Verbrennungen, aber auch an nosokomialen Infektionen im Krankenhaus. Die soziale Unzufriedenheit eskaliert, es kommt zu Stra‎ßenprotesten, der Premierminister tritt inzwischen zurück.



    Der Dokumentarfilm von Alexander Nanau, der Journalisten, Opfer und Regierungsvertreter parallel beobachtet, spricht über die Wiederbelebung des bürgerlichen Geistes und die Notwendigkeit eines unparteiischen Journalismus in einer demokratischen Welt. Weder die Briten von The Economist noch die Amerikaner von Vanity Fair verhehlen ihre Bewunderung für den Dokumentarfilm Colectiv“: Für The Economist ist es ein bemerkenswerter“ Film, für Vanity Fair ein erschütternder“ Dokumentarfilm. Und die Würdigungen für den Dokumentarfilm Colectiv“ hören hier nicht auf! Nach Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals in Brasilien, den USA, Belgien, Israel, der Schweiz und Luxemburg wurde der Film in der gerade zu Ende gegangenen Woche mit dem Preis der Europäischen Filmakademie für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.



    Colectiv“ ist der erste rumänische Dokumentarfilmpreisträger in diesem Wettbewerb der 1988 gegründeten Europäischen Filmakademie, die über 3.800 Filmemacher aus Europa zusammenbringt. Grund für Regisseur Alexander Nanau, zu erklären, dass es vor allem eine Anerkennung der Bedeutung des Journalismus in der Gesellschaft, des Mutes von Whistleblowern und des Rechts der heutigen Bürger ist, von den Politikern ihrer Staaten respektiert und geschützt zu werden.



    Der Colectiv“ Dokumentarfilm ist au‎ßerdem zusammen mit zwei weiteren Filmen (Another Round“ und Corpus Christi“) für den Europäischen Publikumspreis Luxury Award nominiert. Der Gewinner wird am 28. April 2021 in einer Sitzung des Europäischen Parlaments bekannt gegeben und wird sowohl vom Publikum als auch von den Abgeordneten des Europäischen Parlaments entschieden, die jeweils zu 50% an der Entscheidung beteiligt sind. Vergessen wir nicht, dass Alexander Nanaus Dokumentarfilm Colectiv“ der rumänische Vorschlag für die Oscarverleihung 2021 ist, in der Sektion Bester internationaler Spielfilm“, die früher als Bester ausländischer Film“ bekannt war.

  • Dokumentarfilm „Profu’“ von Alex Brendea: vom Scheitern des Bildungssystems

    Dokumentarfilm „Profu’“ von Alex Brendea: vom Scheitern des Bildungssystems

    Lehren“ erzählt die Geschichte von Dorin Ioniță, einem Mathematiklehrer in Bistrița, der das staatliche Bildungssystem verlässt und in seiner eigenen Wohnung Privatstunden zu geben beginnt. Sein grö‎ßter Traum ist es, eine Schule zu haben, die nicht dem traditionellen Bildungssystem folgt, einen Ort frei von der Tyrannei konventioneller Lehrmethoden.



    Der Film gewann 2019 den Preis für den besten Dokumentarfilm in Mittel- und Osteuropa in dem Wettbewerbsabschnitt Zwischen den Meeren“ des Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Jihlava, in der Tschechische Republik, und 2019 den Preis für den besten Film im Rumänien-Wettbewerbsabschnitt des Astra-Filmfestivals.



    Der Film sollte ursprünglich im Mai in die Kinos kommen, die Premiere wurde aber wegen der Pandemie verschoben. Kurz vor der rumänischen Premiere profitierte Lehren“ jedoch von Vorführungen mit Publikum im Tschechischen Kulturzentrum in New York, im Rahmen des Internationalen Dokumentarfilm-Festivals Jihlava“ und im Internationalen Filmfestival Transilvania (TIFF) in Cluj (Klausenburg), hier mit ausverkauften Eintrittskarten. Die Besucher der Filmvorführungen in den Kinos hatten die Gelegenheit, Dorin Ioniță, den charismatischen Protagonisten des Films Lehren“, in den Frage- und Antwortrunden zu treffen. Alex Brendea, der Regisseur des Films, erzählte uns von der Premiere in der nordrumänischen Stadt Bistrița (Bistritz), der Stadt, in der die Handlung des Films stattfindet.



    Fein war es, denn zumindest in Cluj und Bistrița hatten wie ein Heimspiel, um es so zu sagen. Ursprünglich waren in Bistrița zwei Vorführungen vorgesehen, diese wurden jedoch später hinzugefügt. So sollte es beispielsweise an einem Tag nur eine Filmvorführung geben, schlie‎ßlich waren es drei. Dann beschlossen die Kinobetreiber auf Wunsch des Publikums, weitere drei Vorführungstage anzusetzen. Das hat mich sehr angenehm überrascht, denn der Film wurde in beiden Kinos Bistrițas gezeigt, und viele Leute sahen sich ihn an. Eine andere Sache, über die ich mich sehr gefreut habe, war, dass viele Lehrer sich den Film zusammen mit ihren Schulklassen ansahen. Das war gut, weil wir über einen Dokumentarfilm sprechen, ein spezielleres Genre. Anscheinend war es die richtige Entscheidung, diesen Film als einen Dokumentar zu drehen, sowohl die Hauptfigur als auch das Thema haben das Publikum gefesselt. Heutzutage wird viel über Erziehung und die Art und Weise, wie das Erziehungssystem in Rumänien funktioniert, gesprochen. Viele Eltern sind unzufrieden. Nach den Filmvorführungen sprachen mich viele Eltern an. Es waren Eltern, die mit der Art und Weise, wie in Rumänien unterrichtet wird, unzufrieden sind, Menschen, die sich mehr Lehrer wie Dorin Ioniță wünschten. Die Reaktionen waren durchgehend gut, ich traf auch Lehrerinnen und Lehrer, die mir nach der Vorführung von ihren innovativen oder originellen Projekten erzählten und gleichzeitg klagten, dass sie diese aufgrund der Bürokratie oder mangelnden Interesses nicht umsetzen konnten. Eine dieser Lehrerinnen unterrichtete Geografie und wollte eine virtuelle Plattform schaffen, auf der sie den Schülerinnen und Schülern die Formen des Reliefs mithilfe von 3D-Grafiken erklären konnte, was ich für eine sehr gute Idee hielt. In Cluj traf ich auch einen Lehrer, der mir erzählte, dass es ihm durch diesen Dokumentarfilm gelungen sei, in gewisser Weise eine Alternative zum gegenwärtigen Unterrichtssystem anzubieten. Er genoss den Film, sagte mir, dass er ihn sehr mochte und sich von ihm inspirieren lie‎ß. Mit diesem Film wollte ich zuerst einmal auf das marode Unterrichtssystem hinweisen und versuchen, auch andere Lehrer zu motivieren, ihren Träumen oder Wünschen nachzugehen und etwas Gutes für die Kinder zu tun.“




    Alex Brendea hat viel Erfahrung als Bildregisseur und ist der Ansicht, dass ihm das Genre Dokumentarfilm mehr Freiheit bietet als der Spielfilm.



    In gewisser Weise muss der Dokumentarfilm diese Freiheit haben, weil hinter ihm kein Drehbuch steht und man deshalb nicht wei‎ß, welches Bild oder welches Licht er in der nächsten Sequenz einfangen wird. Und das fasziniert mich, weil ich in solchen Situationen schnell Lösungen und Antworten finden muss. In gewisser Weise erfordert der Dokumentarfilm während der Dreharbeiten etwas mehr Aufwand, aber im Vergleich zu einem Spielfilm braucht er nicht so viel Vorbereitung. Im Falle eines Fiktionfilms bereitet man sich vor dem Drehen darauf vor, den besten Rahmen und das beste Licht einzufangen — man geht gewisserma‎ßen mit erledigten Hausaufgaben an die Arbeit. Bei dem Dokumentarfilm muss man viel freier sein, um vor Ort Lösungen zu finden.“




    Eine der Auszeichnungen, die der Film Lehren“ erhielt, war der Preis für den besten Dokumentarfilm in Mittel- und Osteuropa im Wettbewerbsabschnitt Zwischen den Meeren“ des Internationalen Dokumentarfilmfestivals in Jihlava. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: Es ist ein wichtiger Film, den die Leute sehen müssen. Ein Mathematiklehrer arbeitet am Rande eines gescheiterten Bildungssystems und wird zum Mentor einer Gruppe von Schülern. Durch sein Engagement für die Erziehung lernen diese jungen Menschen die wichtigste Lektion ihres Lebens: Sie müssen sich »auf tragische Weise in das verlieben, was Sie tun«. Um das Unkonventionelle zu feiern, die Unordnung, die Fantasie und die Leidenschaft für Erziehung, geht der Preis »Zwischen den Meeren« an »Lehren«.“

  • „Acasă, My Home“: meistgekrönter Dokumentarfilm des Jahres

    „Acasă, My Home“: meistgekrönter Dokumentarfilm des Jahres

    Die Dokumentation Acasă, My Home“, mit der der Filmemacher Radu Ciorniciuc sein Debüt als Dokumentarfilmregisseur gab, hat auf dem Internationalen Filmfestival Sundance den Preis für das beste Bild (den World Cinema Documentary Award) erhalten. Die rumänische Dokumentation wurde ebenfalls mit dem Preis der Jury auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Thessaloniki ausgezeichnet. In München erhielt der Dokumentarfilm von Radu Ciorniciuc den Gro‎ßen Preis des Festivals DOK.fest.



    Acasă, My Home“ erzählt die Geschichte einer obdachlosen Roma-Familie, die etwa zwanzig Jahre lang im wilden Văcăreşti-Delta am Rande der rumänischen Hauptstadt lebte, einem verlassenen Ort, der nach seiner Verwilderung zu einem Schutzgebiet und dem ersten städtischen Naturpark Rumäniens erklärt wurde. Vier Jahre lang verfolgte der Regisseur Radu Ciorniciuc das gro‎ße Abenteuer“, das die Familie Enache erlebt hat, ihren Weg von einem Leben in perfekter Harmonie mit der Natur zu einem Leben im Gro‎ßstadtdschungel. Gleichzeitig startete sein Team ein soziales Projekt, zu dem viele Experten und humanitäre Organisationen beitrugen. Und das aus gutem Grund: Die elf Mitglieder der Familie Enache hatten ein Leben au‎ßerhalb der Gesellschaft geführt — ohne Identitätspapiere, ohne Bildung, ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Mittlerweile sind alle neun Kinder dieser Familie behördlich registriert, sind in der Schule eingeschrieben und werden regelmä‎ßig von Ärzten besucht. Die Erwachsenen ihrerseits haben feste Arbeitsplätze.



    Der Reporter Radu Ciorniciuc ist einer der Gründer des unabhängigen Journalisten-Portals Casa Jurnalistului“ und Produzent von zahlreichen Reportagen. Mit diesem Film schaffte der Journalist den Übergang von Reportagen zu Dokumentationen:



    Meine Faszination für die Geschichte dieser Familie ist dadurch zu erklären, dass diese Menschen eine starke und konsolidierte Familie sind. Zum zweiten die fabelhafte Beziehung der Kinder zur Natur ist eines der Themen, die meiner Meinung nach eine gro‎ße Bedeutung tragen. Nachdem sie in die Stadt gezogen sind, habe ich natürlich den Integrationsprozess beobachtet. Die ganze Geschichte erwies sich als sehr komplex, selbst wenn vor vier Jahren, als das Projekt startete, alles ganz einfach schien. Deswegen haben wir ursprünglich das Ganze als Reportage mit einer sozialen Komponente um die Geschichte des Văcăreşti-Deltas, und nicht als Film gedacht. Aber die Geschichte entwickelte sich ganz natürlich zu dem, was sie geworden ist. Wir haben jahrelang für diesen Film gearbeitet und wir hatten mit der Zeit neue Ideen. Was den Filmschnitt angeht, sehe ich es immer als gro‎ße Herausforderung, hunderte Stunden Aufnahmen zu haben und daraus die Essenz zu ziehen, die die Geschichte bildet. Als Regisseur ist man gezwungen, rund 300 Aufnahmestunden in 86 Minuten zu komprimieren. Am Anfang schien es mir so gut wie unmöglich, die ganze Geschichte zu erzählen, aber zusammen mit der Drehbuchautorin Lidia Vdovîi und der Produzentin Monica Lăzurean-Gorgan und besonders mit dem Cutter Andrei Gorgan haben wir es geschafft, das Wesentliche aus rund 300 Aufnahmestunden zu finden, ohne die wichtigen Themen zu übersehen. Der Schnitt dauerte zwei Jahre, weil das sehr schwer ist, so viel Stoff in einem Film zu fassen und die beste Form einer solchen Geschichte zu finden.“




    Radu Ciorniciuc und die Drehbuchautorin Lina Vdovîi haben sich in erster Linie gewünscht, ihren Figuren eine Stimme zu verleihen. Das sei nur dann möglich, wenn man Empathie zeigt und wenn man versteht, wie schwer die Integration einer Roma-Familie in der Gesellschaft ist, sagen unsere Gesprächspartner. Selbst wenn Acasă, My Home“ sich international eines gro‎ßen Erfolgs freute, konnte Radu Ciorniciuc im Kontext der Coronavirus-Pandemie bei Preisverleihungen nicht dabei sein:



    Dank Zoom konnte ich so viele Filmfestivals erreichen, physisch konnte ich allerdings nur in Zürich sein, wo wir einen Sonderpreis gewonnen haben, und in Köln, wo wir eine andere wichtige Auszeichnung erhielten, dank der diese Produktion europaweit viel an Sichtbarkeit gewonnen hat. Es ist beeindruckend, so viele Menschen zu treffen, die unserem Projekt nahestanden, einem Projekt, das zum Nachdenken anregte, so viele Diskussionen auslöste und die Menschen auf eine harte Realität aufmerksam machte. Wir waren so froh, zu sehen, dass die Kinosäle in Zürich und Köln voll waren und bei den Q & A-Sessions gab es auch ein zahlreiches Publikum. Das finde ich wunderbar, dass die Menschen ihr Interesse und die Neugier für solche Geschichten nie verlieren.“




    Die Dokumentation Acasă, My Home“ wurde auch für die Preise der Europäischen Filmakademie (EFA) ausgewählt und feierte am 15. Oktober seine Premiere im Pay-TV-Sender HBO GO.

  • Nachrichten 15.10.2020

    Nachrichten 15.10.2020

    Die Regierung in Bukarest hat beginnend mit dem 15. Oktober den Warnzustand wegen der Coronavirus-Pandemie um weitere 30 Tage verlängert. In den letzten 24 Stunden wurden in Rumänien 4.013 neue Covid-19-Fälle gemeldet, die Gesamtzahl erreicht damit 168.490, zeigen die von der Gruppe für strategische Kommunikation veröffentlichten Daten. Dies ist der zweite Tag in Folge, an dem Rumänien mehr als 4.000 Fälle pro Tag meldet. Es wurden auch 73 neue Todesfälle gemeldet, womit sich die Gesamtzahl der Todesfälle auf 5.674 beläuft. 721 Patienten befinden sich derzeit auf Intensivstationen. Im Rahmen einer weiteren Entwicklung hat Rumänien den ersten Test eingeführt, der den gleichzeitigen Nachweis von Viren ermöglicht, die Covid-19 und die saisonale Grippe verursachen. Der Test hilft Ärzten, rasch eine korrekte Diagnose zu stellen, wenn die Symptome der beiden Krankheiten nicht genügend Informationen über den Virustyp liefern. Der Gesundheitsminister, Nelu Tătaru, kündigte an, dass ab nächster Woche auf der Grundlage einer Notverordnung, die sich in Vorbereitung befindet, leichte und mittelschwere Fälle von SARS-CoV-2-Infektionen sowie asymptomatische Fälle unter ärztlicher Aufsicht zu Hause bleiben können. Schwere Fälle werden ins Krankenhaus eingeliefert.



    Die Zahl der weltweiten Coronavirus-Fälle hat 38,7 Millionen überstiegen. 1,1 Millionen Menschen sind an Covid-19 gestorben und rund 29 Millionen haben sich davon erholt. Im Zusammenhang mit der zweiten Welle der Pandemie nehmen immer mehr europäische Staaten Quarantänemaßnahmen wieder auf. Frankreich hat beschlossen, in den kommenden Wochen den Notzustand in der Pariser Region und in anderen 8 Großstädten und der Umgebung wieder einzuführen. Präsident Emmanuel Macron kündigte neue restriktive Maßnahmen an und bestand auf der Notwendigkeit, das Testsystem zu verbessern. Italien meldete am Mittwoch mehr als 7.300 Fälle, den höchsten Stand seit März, während Deutschland über 6.600 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden meldete, ein Rekord für dieses Land seit Ausbruch der Pandemie.



    Der rumänische Präsident Klaus Iohannis nimmt am Donnerstag und Freitag an der Tagung des Europäischen Rates in Brüssel teil. Ganz oben auf der Tagesordnung der Gespräche stehen Fragen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie, den künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich sowie dem Kampf gegen den Klimawandel. Präsident Iohannis wird sich im Zusammenhang mit dem Anstieg der Zahl der COVID-19-Fälle für eine verstärkte Koordinierung zwischen den EU-Staaten einsetzen. Im Hinblick auf die Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich wird der rumänische Präsident betonen, dass die vollständige Umsetzung des Brexit-Abkommens durch die britischen Behörden eine grundlegende Voraussetzung für den Aufbau einer künftigen Beziehung zur EU ist. In Bezug auf den Klimawandel wird Klaus Iohannis betonen, wie wichtig es ist, einen flexiblen Rahmen aufrechtzuerhalten, der es den EU-Mitgliedsstaaten ermöglichen sollte, die geeignetsten Lösungen für die Gewährleistung des grünen Übergangs zu finden.



    Die rumänische Regierung wird die Europäische Kommission in ihrem Bemühen unterstützen, so bald wie möglich die Verordnungen im Zusammenhang mit dem mehrjährigen Finanzrahmen 2021-2027 und die Einzelheiten des vom Europäischen Rat verabschiedeten Konjunkturprogramms zu verabschieden, sagte am Donnerstag der rumänische Premierminister Ludovic Orban. Der Premierminister traf sich am Donnerstag mit Johannes Hahn, dem Europäischen Kommissar für Haushalt und Verwaltung, der einen Bukarestbesuch unternommen hat. Der EU-Kommissar ist auch mit der stellvertretenden Premierministerin Raluca Turcan, dem Finanzminister Florin Citu und dem Minister für europäische Fonds Ioan Marcel Bolos zusammengetroffen.



    Der französische Konzern Renault, der 1999 den größten rumänischen Autohersteller Dacia übernommen hat,hat am Donnerstag in Paris das serienmäßig zu produzierende Elektroauto-Modell Dacia Spring vorgestellt. Die Markteinführung ist Teil der der Elektromobilität gewidmeten Veranstaltung Renault eWays, die 7 Monate nach der Präsentation der ersten Fahrzeugkonzeptbilder stattfindet. Der Dacia Spring wird das billigste 100%ige Elektroauto auf dem europäischen Automarkt sein, mit einer Differenz von 3 bis 4 Tausend Euro gegenüber dem Preis der Konkurrenz. Der Startpreis für den Dacia Spring beträgt 14 bis 16 Tausend Euro; nach der Anwendung von Subventionen könnte der Preis unter 10 Tausend Euro fallen.



    Der Dokumentarfilm colectiv, des rumänischen Regisseurs Alexander Nanau, ist der Vorschlag des Nationalen Zentrums der Kinematographie für die Oscar-Preise 2021, in der Sektion Bester internationaler Film. Es ist das erste Mal, dass Rumänien einen Dokumentarfilm im Wettbewerb um die Preise der American Film Academy vorschlägt. Darüber hinaus haben amerikanische Filmverleiher angekündigt, dass sie den Film colectiv auch in die Sektion Bester Dokumentarfilm aufnehmen werden, was die Chancen auf eine Nominierung erhöht. colectiv steht auch auf der kurzen Liste der Preise der Europäischen Filmakademie und könnte in der Kategorie Europäischer Dokumentarfilm nominiert werden. Der Film erzählt die Geschichte des ersten Jahres nach dem Schwerbrand im Bukarester Club Colectiv am 30. Oktober 2015, bei dem 64 Menschen starben und 146 schwer verletzt wurden.

  • Dokumentarfilm über Vaterschaft gewinnt Preispublikum beim Festival in Hermannstadt

    Dokumentarfilm über Vaterschaft gewinnt Preispublikum beim Festival in Hermannstadt

    des Publikums auf dem Filmfestival Astra erhalten, das zwischen dem 4. und dem 13. September stattfand. Andrei Dăscălescu gab sein Debüt als Dokumentarfilmregisseur im Jahr 2008 mit der Produktion Constantin und Elena“, einem Film, der seine Gro‎ßeltern als Protagonisten hat und auf dem Internationalen Filmfestival IDFA in Amsterdam mit dem Preis First Appearance Award“ ausgezeichnet wurde. Beim Internationalen Filmfestival TIFF in Cluj (Klausenburg) erhielt die Produktion den Preis für die beste rumänische Dokumentation. Sein zweiter Dokumentarfilm, Der Planet Petrila“, erhielt den Gopo-Preis für die beste Dokumentation 2018. Der im Jahr 2016 produzierte Dokumentarfilm durchleuchtet die letzten Tage des Bergwerks Petrila im Schiltal, das endgültig geschlossen wurde.



    Seine jüngste Dokumentation Vater Unser“ wurde ebenfalls international preisgekrönt. Der Regisseur bezeichnet den Dokumentarfilm, der in Sarajevo den Preis des Publikums erhielt, als den persönlichsten. Die Dreharbeiten begannen, als er und seine Freundin Paula erfahren haben, dass sie Eltern werden. In den Mittelpunkt setzt der Regisseur nicht nur seinen eigenen Übergang zur Vaterschaft, sondern auch die eigene Beziehung zu seinem Vater, der Mönch wurde und in ein Kloster auf dem Berg Athos in Griechenland eintrat. Andrei Dăscălescu:



    Meinen Vater zu suchen und ihm Fragen zu stellen, war sehr schwer für mich. Die Kamera war wie ein Schild zwischen mir und meinem Vater, bei unseren Diskussionen habe ich hinter der Kamera ausgeglichen, mutig und vielleicht auch intelligenter gewirkt. Zudem glaube ich, dass die acht Monate, in denen ich mich selbst vorbereitete, Vater zu werden, leichter vergangen sind, weil ich für den Film die entsprechenden Schritte dokumentiert habe. Das Thema als die Suche nach dem eigenen Vater zu sehen, ist irgendwie in einem romantischen Licht betrachtet. Wir sind in Verbindung geblieben, wir haben miteinander telefoniert, aber der Film gab mir zum ersten Mal die Möglichkeit, ihn zu sehen, nachdem er die Entscheidung getroffen hat, dort als Mönch zu leben. Beide Besuche bei ihm sind im Film zu sehen, so wie es in der Wirklichkeit war. Beim zweiten Besuch war er offener, wir haben besser kommuniziert, wir haben zusammen einen Ausflug gemacht, die Sachen haben sich also in die gute Richtung entwickelt, was für den Film ganz gut war, ansonsten konnte die Figur des Vaters als die negative Figur wahrgenommen werden. So ist er aber eine Gestalt, die man langsam versteht.“




    Der Preis des Publikums trage für den Filmemacher eine gro‎ße Bedeutung, sagt Andrei Dăscălescu:



    Als ich das erklärte, dachte ich an andere Regisseure meiner Generation, die sagen, dass sie Filme für sich selbst und nicht für das Publikum machen. Ich stelle mir immer das Publikum vor und ich versuche mir jedes Mal vorzustellen, wie er das wahrnimmt, was mein Film zum Ausdruck bringt.“




    Wir haben den Regisseur zum Schluss gefragt, wie er die Erfahrung dieser Dokumentation zusammenfassen würde:



    Wenn ich den Film mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, so wäre es Hinnahme. Diese Entscheidung, meinen Vater wieder zu finden, ging eigentlich von dieser Absicht aus, ihm zahlreiche Fragen zu stellen, ihm sogar die schlechten Entscheidungen in seinem Leben vorzuwerfen. Im Laufe der Dreharbeiten konnte ich jedoch einsehen, dass er schlimmere Entscheidungen hätte treffen können und dass jeder Mensch das Recht auf seine eigenen Entscheidungen hat. Es ist eigentlich nicht so schlimm, wie ich all diese Jahre bis dahin dachte. Also, mit einem einzigen Wort wäre die Erfahrung dieses Dokumentarfilms die Akzeptanz.“