Tag: Dorf

  • Geschichten aus einem einstigen Überschwemmungsgebiet

    Geschichten aus einem einstigen Überschwemmungsgebiet

    Das Dorf liegt in einem ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Donau, das heute landwirtschaftlich genutzt wird. Und weil sie dort aufgewachsen ist, erzählte Dana Pârvulescu, Leiterin des Projekts „Glossar Residenz. Kunst und Anthropologie“, die Geschichte dieser zweijährigen Forschung:

    “Es ist der Ort, an dem ich aufgewachsen bin und an den ich zurückkehren wollte, um zu verstehen, was in den letzten 20-30 Jahren, mit ihm geschehen ist, in denen Veränderungen das Leben der Bewohner geprägt haben. Ich wollte aber auch alle Entwicklungen verstehen, die dort in den letzten Jahren stattgefunden haben. Von der Umwelt bis zur Migration und so weiter. Wir sprechen also von einem Gebiet irgendwo in der Norddobrudscha. Luncavița liegt an der Straße, die Galati mit Tulcea verbindet, nachdem man die Donau bei Galati überquert hat. Dieses Gebiet war früher ein Seegebiet, wir nennen es Donau-Aue, denn wenn im Frühjahr das Wasser kam, schlug das Wasser tatsächlich an den Toren des Dorfes, an den Türen der Häuser. Dieses Überschwemmungsgebiet verschwand 1987 im Zuge der Modernisierung und Eindeichung der Donau. Ich habe einen Großteil meiner Kindheit in diesem Gebiet verbracht, das ein Teich war, ein Weidenwald mit viel Wasser, Seerosen und Schilf, ein See-Ökosystem“.

    Eine Realität, die für diejenigen, die diesen 10 Kilometer langen Raum zwischen dem Dorf und der Donau sehen, heute nur schwer vorstellbar ist, erzählte uns unsere Gesprächspartnerin und fügte hinzu:

    Diese Veränderungen erfolgten schrittweise. Am Anfang war das Land nach der Eindeichung sehr weich. Die Leute hatten Land in diesem Wassergebiet und pflanzten dort Tomaten, Paprika, Gemüse, Sonnenblumen, alle Pflanzen, die sie für ihren Lebensunterhalt brauchten, und die Ernten waren sehr reich. In der Zwischenzeit haben sich die Dinge geändert. Wir haben immer noch einige Kanäle, die dieses Gebiet bewässern. Zurzeit werden Weizen und Getreide angebaut. Wir sprechen von einer landwirtschaftlich genutzten Fläche unter menschlicher Kontrolle, die in diese Richtung genutzt wird.“

    Ein Dorf, das irgendwie mit der Moderne Schritt gehalten hat. Und das hat die Interaktion zwischen Künstlern, Anthropologen und Einheimischen erleichtert. Dana Pârvulescu mit mehr Einzelheiten dazu:

    “Letztes Jahr gab es ein Experiment, bei dem die Künstler versuchten zu dokumentieren, was die Anthropologen taten, und die Anthropologen schrieben und machten viele Notizen aus dem Feld, die sie dann zusammenstellen mussten. Zwei Artikel in dieser Richtung wurden auch auf der Plattform Iscoada veröffentlicht. Es handelt sich um eine Übung in interdisziplinärer Arbeit zwischen Künstlern und Anthropologen. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ob sich ihre Arbeit nicht sonderlich überschneidet, kann ich sagen, dass sich die Dinge in diesem Jahr geändert haben. Es stimmt, dass einige von ihnen sich schon vorher kannten, was natürlich hilfreich ist, andere kannten bereits den Ort, an dem sie forschen wollten. Und dann habe ich diese Schritte unternommen, um mich an einen neuen Raum und neue Leute anzupassen. Ich glaube fest an die Interdisziplinarität, und die Ergebnisse der Zusammenarbeit sind sehr unterschiedlich. Und genau das zeigt die diesjährige Ausstellung: Glossar. Residenz“.

    Das Ergebnis der Residenz in Luncavița im letzten Jahr war die Ausstellung „Hier gab es früher ein Wassergebiet“. Sie hatte die Form eines Labors, für das die Beteiligten die in der Ausstellung zusammengetragenen Materialien weiter sammelten und auf einer Tafel aufstellten, so Dana Pârvulescu:

    Praktisch in dem Raum, der uns beherbergte, stellten wir eine Karte auf, die sich auf das ehemalige Überschwemmungsgebiet bezog und in die Anthropologen Texte aus den Interviews mit den Bewohnern einfügten. Wir haben Orte, die vor 30-40 Jahren so ausgesehen haben, kartiert und abgebildet. Hier war zum Beispiel das Haus, in dem der Fischfang gesammelt und von wo aus er weitertransportiert wurde. Ein Einheimischer sagte letztes Jahr: „Wo jetzt das Auto fährt, fuhr früher der Karren“, und einer der Künstler in der letztjährigen Ausstellung zeichnete Pferdespuren, die auf die Pferde hinwiesen, die früher an dem Deich entlanggingen und die man jetzt nicht mehr sieht. In diesem Jahr stellte einer der Anthropologen fest, dass die Lasttiere verschwunden sind und entweder durch elektrische Dreiräder oder durch landwirtschaftliche Maschinen ersetzt wurden. Es besteht ein Hin und Her zwischen dem, was letztes Jahr und diesem Jahr geschah. Während wir letztes Jahr diese Karte gezeichnet haben, die das Herzstück der Ausstellung war und die wir dieses Jahr mit Hilfe der Dorfschulmitarbeiter in der Dorfschule aufhängen konnten, um sie als Unterrichtsmaterial für die Kinder dort zu verwenden, ist die diesjährige Ausstellung etwas spezifischer. Letztes Jahr haben wir eine Reihe von Workshops mit den Kindern vor Ort durchgeführt, und die Kinder erwähnten den Begriff Teich. Doch als ich sie näher dazu befragte, zeigte sich, dass sie eigentlich keine Ahnung hatten, dass früher dort ein Wassergebiet gewesen war. Sie hatten den Begriff einfach so überlifert bekommen. Sie hatten dieses Wort übernommen, ohne die volle Bedeutung des Wortes zu verstehen. Das war auch der Grund, warum wir die Karte in der Schule aufhängen wollten.”

    Die Ausstellung konnte bis zum 22. Oktober im Nationalmuseum des rumänischen Bauern in Bukarest zu sehen, aber die Forschungen gehen weiter, und wer weiß, was noch so alles zum Vorschein kommen wird.

  • Nachrichten 30.10.2013

    Nachrichten 30.10.2013

    Bukarest: Die Regierung Rumäniens hat am Mittwoch die zweite Haushaltskorrektur vorgenommen. Die Korrektur sieht die Reduzierung der geschätzten Einnahmen zum konsolidierten Staatshaushalt um 3,4 Milliarden Lei und der geplanten Ausgaben um 2,2 Milliarden Lei vor. Das Haushaltsdefizit wurde um einem Betrag, der 2,54% des BIPs darstellt, nach oben korrigiert. Die Eckdaten der Vorlage waren mit den Vertretern des Internationalen Währungsfonds besprochen und vereinbart worden. Weil der Staat weniger Einnahmen verbucht hat als vorgesehen, haben die meisten Ministerien weniger Geld zugewiesen bekommen. Die Mitte-rechts-Opposition kritisierte die Neuverteilung der Finanzmittel, weil sie die Lebensstandards der Bevölkerung beeinträchtigen könnte.



    Bukarest — Die EU-Strukturfonds können Rumänien neue Gelegenheiten anbieten, den Digitalbereich zu entwickeln, erklärte am Mittwoch der EU-Kommissar für die digitale Agenda, Neelie Kroes in Bukarest an der ersten Innovations-Messe für die Entwicklung der Future Communities. Drei Tage lang werden die Teilnehmer der Open Innovation Fair die neuesten Technologien für die Entwicklung der Gemeinschaften kennenlernen. An der Veranstaltung nimmt auch der EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş teil. Cioloş erklärte, die Landwirtschaft der Zukunft könnte sich nur im Zusammenhang mit der technologischen Wissenschaft entwickeln, und auf dem Dorf sei es nicht genung zu produzieren, sondern auch zu verkaufen. Eine der Möglichkeiten, die eigenen Produkte zu verkaufen sei das Internet. Die Bukarester Regierung müsse folglich richtige Möglichkeiten finden, um die von EU dem Breitband auf dem Dorf zugeteilten Fonds im Wert von 100 Millionen Euro abzurufen, so dass es bis 2015 in rumänischen Dörfern Breitbandanschlüsse gibt, fügte der EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş hinzu.



    Bukarest — In Rumänien wird acht Mal mehr Energie zum Beheizen von Wohnungen als in anderen europäischen Städten verbraucht, stellt die Europäiche Kommission fest. Am Mittwoch warnte die EU-Kommissarin für Klimaschutz Connie Hedegaard in Bukarest bei Gesprächen mit der rumänischen Umweltministerin Rovana Plumb vor dem Energieverlust in Rumänien. Die Europäische Kommission soll bis 2030 einige Ma‎ßnahmen zur Verbesserung der Umweltqualität als Bestandteil des wirtschaftlichen Fortschritts treffen, erklärte ferner die EU-Kommissarin für Umweltschutz in Bukarest.

  • Projekte zur Emanzipation der Frauen im ländlichen Milieu

    Projekte zur Emanzipation der Frauen im ländlichen Milieu


    Das rumänische Dorf, wo etwa 45% der rumänischen Bevölkerung lebt, verfügt immer noch über viele Arbeitskräfte, die noch nicht entsprechend eingesetzt werden — weder zum eigenen Vorteil noch zur Entwicklung der rumänischen Wirtschaft. Die Frauen in den ländlichen Gegenden bilden eine Kategorie, die am wenigsten zur Geltung kommt. In unserem heutigen Sozialreport sprechen wir über neue Chancen für rumänische Frauen, die in ländlichen Gebieten leben.


    Mehr als die Hälfte der Frauen Rumäniens lebt auf dem Lande — genauer gesagt sind das 56,6% der weiblichen Bevölkerung. Die Arbeit und das Leben der Frauen in den rumänischen Dörfern sind meistens zu wenig bekannt — drei Viertel der rumänischen Dorfbewohner leben und arbeiten auf dem Bauernhof, in der kleinen Welt der bäuerlichen Familie. 67% der auf dem Lande lebenden Frauen haben keinen Beruf erlernt und erledigen ausschlie‎ßlich den Haushalt und die Arbeit auf dem Bauernhof.


    Diese schwere, nicht bezahlte Arbeit bietet den Frauen nur die Zufriedenheit, da‎ß sie ihren Familien das tägliche Essen und den Komfort sichern. Ihre Arbeit — die ganz anders definiert wird als die Arbeit der Frauen in den Städten — gibt diesen Frauen aber keine soziale oder finanzielle Unabhängigkeit. Wie wäre es, wenn die Frauen ihre tägliche Arbeit in eine Tätigkeit umwandeln würden, die ihnen sowohl einen finanziellen als auch einen seelischen Gewinn bringen würde?


    Dieses Ziel hat sich der Landwirtschaftliche Gewerkschaftsbund Agrostar gesetzt, als er das Projekt E-Word zur Emanzipation der Frauen in den ländlichen Gebieten startete, ein Projekt das vom EU-Programm POSDRU finanziert wird. Zielgruppe des Projekts sind 2050 Frauen, die in ländlichen Gebieten, in 6 Regionen der ländlichen Entwicklung Rumäniens leben. Das Projekt bietet Ausbildungskurse und Beratung für Frauen, die auf dem Lande leben, aber entweder eine bezahlte Arbeitsstelle suchen oder sich selbständig machen wollen, so da‎ß ihre tägliche Arbeit entsprechend bezahlt wird.


    Was im Laufe dieses Projekts erreicht wurde, erzählt in der Audiodatei Oana Calenciuc, Koordinatorin des Projekts E-Word. Emanzipation der Frauen für die ländliche Entwicklung“. Infolge der Kurse und der beruflichen Beratung haben manche Frauen Mut gefa‎ßt, um sich ein privates Geschäft zu eröffnen oder EU-Fonds abzurufen, um das bereits existierende Geschäft zu finanzieren. Ebenfalls im Audiobeitrag kommen drei Frauen zu Wort und berichten aus ihrer Erfahrung mit dem Projekt.


    Audiobeitrag hören: