Tag: Down-Syndrom

  • Unkonventionelle Therapien für behinderte Kinder

    Unkonventionelle Therapien für behinderte Kinder

    Unterstützt von ihren Eltern in den ersten Lebensjahren, müssen Kinder mit verschiedenen Behinderungen oder Leiden, mit der Zeit, Fähigkeiten erlernen, wodurch sie unabhängig werden und schlie‎ßlich für sich selbst sorgen. Deshalb rufen die Verbände, die sie unterstützen, in diesem Sinne, frühzeitig Aktivitäten und Kurse ins Leben. Das macht auch das Erziehungszentrum Raluca“, ein klausenburger Verband zur Unterstützung der Jugendlichen mit Down-Syndrom. Das Zentrum wurde von Adriana Avram und ihrem Ehemann gegründet. Sie haben beschlossen, diese Jugendlichen und gleichzeitig auch ihre Tochter Raluca zu unterstützen. Nach dem Schulabschluss blieb Raluca au‎ßerhalb der Gesellschaft, meint ihre Mutter, denn sie konnte nicht arbeiten.



    Adriana Avram: Mit den beruflichen Tätigkeiten haben wir im Frühling 2013 angefangen, als wir eine quasi-professionelle Küche eingerichtet haben. An ihrer Einweihung nahm auch der Gewinner von MasterChef Rumänien teil. Damals stellten wir fest, dass diese jungen Leute in der Küche sehr begabt sind: sie haben gemeinsam das Essen zubereitet. Zu diesem Anlass haben wir beschlossen, auf das Pausenbrötchen von zuhause zu verzichten und gemeinsam mit dem Verband ein Mittagessen zuzubereiten. Seitdem sind zwei Jungen täglich in der Küche im Einsatz.“



    Au‎ßer Kochen, lieben die Jugendlichen des Erziehungszentrums Raluca die Malkunst, sie stellen Blumendekore und Festtagsschmuck her. Deshalb streben sie auch Qualifizierungen in ähnlichen Bereichen an.



    Adriana Avram: Gerade dieses Jahr haben wir einen Kurs für Landschaftsgestalter-Floristen abgeschlossen. Dafür gibt es auch ein anerkanntes Diplom. Jetzt organisieren wir auch Kurse für Handelsarbeiter. Um ehrlich zu sein aber, sind ihre Chancen, einen Arbeitsplatz zu bekommen, niedrig. Grund dafür ist, dass man das Potential dieser Menschen nicht erkennt. Alle beeilen sich, keiner hat Geduld mit den Personen mit Down-Syndrom. Wir haben beschlossen, dieses Jahr, eine geschützte Einrichtung zu eröffnen, wo alle Personen arbeiten können, die zu unserem Zentrum gehören. Au‎ßerdem wollen wir etwas im Lebensmittelbereich unternehmen. Ich wei‎ß aber noch nicht was dieses etwas“ bedeutet, denn wir müssen immer mit vielen Vorurteilen und einer gro‎ßen Zurückhaltung kämpfen. Der einzige Ort, wo man den Jugendlichen mit Down-Syndrom gegenüber nicht zurückhaltend war, ist eine Pizzeria in Klausenburg. Dort leistet einer der Jugendlichen des Erziehungszentrums Raluca sein Praktikum in der Hoffnung, dass er oder andere, eines Tages, dort arbeiten können.“



    Besser im Ausland bekannt als in Rumänien, ist Dyslexie eine Lernstörung, die erst in den ersten Schuljahren des Kindes erkennbar wird. Folglich tritt diese bei Kindern mit einem normalen Intelligenzquozient auf und wirkt sich durch Lese-, Schreibe- und Textverfassungsschwierigkeiten aus. Störungen können auch beim Erlernen von Mathematikbegriffen. Für sie, aber auch für ihre Eltern, hat OMV Rumänien das erste Camp zur Entwicklung der Persönlichkeit und Kreativität der legasthenischen Kinder und Jugendlichen in Rumänien, mithilfe des Rumänischen Verbandes für Legasthenische Kinder Târgu Mureş veranstaltet.



    Das Camp ist Teil des Sozialprogramms der Gesellschaft Geh weiter, indem du liest“. Das ist das erste Programm in Rumänien, das legasthenischen Kindern gewidmet ist. Die Schauspielerin Angela Ioan, Gründerin des Bukarester Verbandes für Legasthenische Kinder“ und Mutter eines Mädchens, das an Dyslexie leidet, stellt uns die Struktur des Camps vor.



    Das Camp hat zwei Abschnitte. In der ersten Phase sind Kinder im Alter von bis zu 10 Jahren und eine Gruppe älterer Geschwister gekommen, die ihrerseits auch diese Störungen gehabt, sie aber grö‎ßtenteils überwunden haben. Zu ihnen gehört auch meine 15-jährige Tochter, ein weiteres 17-jähriges Mädchen, sowie eine junge Frau die einst legasthenisch war. Jetzt ist sie Psychologin und hat viele solcher Hindernisse überwunden. Nun ist sie gerade in dem Fachgebiet spezialisiert, das ihr so viele Probleme bereitet hat. Zum zweiten Abschnitt des Camps gehören etwas ältere Kinder, von bis zu 15 Jahren. Hier gibt es auch eine Gruppe älterer Geschwister. Die Übungen innerhalb des Camps dienen der Erkenntnis und der Selbsterkenntnis sowie dem Aufbau einer Beziehung zwischen Eltern und Kinder. Sehr viel hat man an dem Zusammenhalt zwischen Eltern und Kinder und dann an dem Zusammenhalt zwischen der Elterngruppe und der Kindergruppe gearbeitet. Letztendlich war es ein Camp für die Eltern mit legasthenischen Kindern. Dem Eltern offenbarte sich, dass ihre Kinder, abgesehen von den Problemen, die sie in der Schule haben, au‎ßergewöhnliche Kinder sind.“



    Beweis dafür ist auch, dass Kinder mit Dyslexie künstlerisch begabt sind. Diese Begabung kann aber nur durch Selbstwertgefühl und durch das Vertrauen der Eltern entwickelt werden.



    Angela Ioan: Das Hauptthema unserer Diskussionen war das Vertrauen. Wir haben festgestellt, dass wir alle beim Kapitel Vertrauen“ Mängel aufweisen. Wir sind mit zu wenig Vertrauen, dieses Problem unserer Kinder zu bewältigen, in dieses Camp gekommen. Wir sind mit zu wenig Vertrauen unseren Kindern gegenüber gekommen, auch wenn wir theoretisch wissen, dass sie spitze sein können. Bei unseren Kindern mangelte es auch an Selbstvertrauen. Sie sind aber, durch den Kontakt zu anderen Kindern, die ihnen ähneln, zur Erkenntnis gekommen, dass ihr Problem gelöst werden kann. Somit haben sie Selbstvertrauen gewonnen, wie auch wir, die Eltern unseren Vertraeunsmangel überwunden haben und mit einem positiven Gefühl nach Hause zurückgekehrt sind.“



    Somit, kann die Gesellschaft durch viel Vertrauen an die Fähigkeiten der Kinder und ohne Vorurteile, für diese Jugendliche, wie für andere Jugendliche auch, Platz schaffen. Dafür braucht man nur ein bisschen Ermutigung.

  • Unkonventionelle medizinische Behandlung – die Reit-Therapie

    Unkonventionelle medizinische Behandlung – die Reit-Therapie

    Im Jahr 1964 entdeckte der amerikanische Psychiater Boris Levinson eine neue Methode für die Therapie von Personen mit Behinderungen: die tiergestützte Therapie, bei denen Delfine, Fische, Papageien, Pferde, verschiedene Haustiere wie Hunde und Katzen zum Einsatz kommen.



    Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass Vierbeiner wie der Hund sehr nützlich bei der Erkennung von nahenden Epilepsie-Anfällen sind, dass sprechende Papageien Herzbeschwerden mildern, dass Katzen den Blutdruck senken und Angst-, Depressions- und sogar Schizophreniezustände beträchtlich vermindern können. Delfine kommunizieren gut mit autistischen Kindern, Reiten trägt zur Entspannung und Wiederherstellung des psychen Gleichgewichts bei, die Beobachtung von im Aquarium leicht kreisenden Fischen entspannt ebenfalls.



    Ziel der tiergestützten Therapie ist die Entwicklung der emotionalen Kompetenzen von Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen sowie die soziale Integration. Manche Forscher haben bewiesen, dass Personen, die Zuneigung gegenüber Hunden und Katzen zum Ausdruck bringen, dieselben Gefühle ihren Mitmenschen gegenüber empfinden.



    In Rumänien ist die unkonventionelle Therapieform vor kurzem eingeführt worden — sie kommt sowohl bei der Rehabilitation von Gefängnis-Insassen als auch bei der Betreuung von Kindern mit Behinderungen zum Einsatz. Frau Dr. Lilica Frăţiman ist Universitätslektorin, Kinderärztin und Abteilungsleiterin des Kreiskrankenhauses in Constanţa sowie Dekanin der Fakultät für Psychologie Andrei Şaguna“ in Constanţa. Sie erklärt die Rolle des Therapeutischen Reitens:



    Die Hippotherapie ist auf mehreren Ebenen einsetzbar: Wir glauben, sie ist für die Therapie mit schwer sozialisierbaren Personen nützlich, aber auch für Personen mit gesundheitlichen Problemen. Darunter fallen Personen mit neuromotorischen und psychomotorischen Einschränkungen, das hei‎ßt Kinder mit Hirnlähmungen oder genetischen Syndromen, etwa dem Down-Syndrom. Bei uns hat sich die Reittherapie in der Beziehung zu Kindern mit Autismus oder verwandten Störungen weiterentwickelt. Und danach hat sie sich auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Es ist sehr wohl bekannt, dass Kinder mit Autismus eben das Problem haben, nicht in unserer Welt zu leben, sie leben in ihrer eigenen Welt. Sie sind nicht unbedingt krank, sondern von der uns bekannten sozialen Wirklichkeit abgeschirmt. Pferde, mit ihren Schutzinstinkten und ihrem beruhigenden Gang, bringen die Kinder näher an unsere Realität heran. Das Pferd hilft einem autistischen Kind, sich ein wenig in der Wirklichkeit zu verankern. Sobald es auf das Pferd steigt, beruhigt ihn die Bewegung des Pferdes, sie entspannt ihn, es wird geistesgegenwärtig, es kann auch neue Bewegungen und Wörter dadurch erlernen — insgesamt hervorragende Fortschritte in der Entwicklung von Kindern mit Autismus. Und ebenso ist das bei weiteren Krankheiten gültig: genetische Krankheiten oder degenerative Krankheite, sowie Sekundärkrankheiten infolge von Hypoxie bei der Geburt.“




    Wissenschaftliche Studien haben im Laufe der Zeit die positiven Wirkungen eines Haustieres auf die Psyche einer alleinlebenden, kranken Person oder auf die von Kindern mit unterschiedlichen Störungen belegt. Tiere können den Gemütszustand und die zwischenmenschliche Kommunikation verbessern sowie das Selbstvertrauen stärken. Während die Therapie mit Hunden und Katzen besser bekannt ist, weil diese zu den üblichen Haustieren gehören, scheint die Reittherapie einer eher exklusivere Option zu sein. Nichtsdestotrotz haben mehrere Reha-Zentren des Landes sich zusammengetan, um diese Form der Therapie zu fördern. Anfangs konnte die Reittherapie nur bei gutem Wetter, von Frühling bis Herbst, angeboten werden — jetzt verfügen immer mehr Zentren über überdachte Manegen, das hei‎ßt, dass Kinder das ganze Jahr über davon profitieren können.



    Die Reittherapie mit Pferden oder Ponys wird auch für dynamischere Kinder empfohlen, weil der Rhythmus ihrer Schritte dem Herzrhythmus von Müttern nahekommt und er ein verstärkt entspanntes Gefühl verursacht. Durch Reittherapie kann auch extremer Autismus geheilt werden. Die autistische Person entdeckt beim Lenken des Pferdes den eigenen Körper und beginnt zwischen der eigenen Welt, die davor als alleiniges Universum angesehen wurde, und der Au‎ßenwelt zu unterscheiden. Wie effizient diese Therapiesitzungen überhaupt sind, wei‎ß Lilica Frăţiman:



    Je nach Komplexität des Falles und Art der behandelten Krankheit sind die Ergebnisse zu bewerten. Wir haben Kinder mit Autismus beobachtet, die ihr Verhalten von einer Sitzung zur anderen geändert haben. Als sie hierherkamen, schrien sie und verweigerten jedwelchen Kontakt zu den Menschen in ihrer Umgebung und zur Realität. Danach stiegen sie auf die Pferde, lächelten dabei und streichelten das Pferd bereits nach den ersten 30 Minuten. Die stabilen Ergebnisse sind nach einigen Wochen der Therapie festzustellen, in denen man zwei-drei Sitzungen pro Woche abhält.“




    Eine Hippotherapie-Sitzung dauert zwischen 30 Minuten und einer Stunde, je nach Zustand des Patienten und seiner Kooperationsbereitschaft. Interessierte Verbände setzen sich für die Einführung der Reittherapie als Sekundärma‎ßnahme bei der Psychotherapie bestimmter Störungen ein. Sie schlagen ferner die Einführung eines Reittherapie-Kurses in das nationale System der Psychotherapie vor.



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