Tag: Einmarsch

  • Nachrichten 14.06.2016

    Nachrichten 14.06.2016

    Der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, ist am Dienstag in Bukarest mit seinem italienischen Gegenüber, Sergio Mattarella, zusammengekommen. Themen der Gespräche waren die Verstärkung der strategischen Partnerschaft zwischen Rumänien und Italien, die jüngsten Herausforderungen, mit denen die Europäische Union konfrontiert wird, und der NATO-Gipfel in Warschau. Der rumänische Staatschef sprach auch über die mehr als 1.200.000 Rumänen, die in Italien leben; es sei absolut notwendig, dass beide Länder ihre gemeinsamen Bemühungen zur Teilhabe der Rumänen am sozialen und politischen Leben in Italien fortsetzen, sagte Klaus Iohannis. Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella erklärte seinerseits, dass die in Italien lebende zahlreiche rumänische Gemeinde besonders geschätzt sei und sich gut integriert habe. Die Kooperation zwischen Rumänien und Italien habe ein exemplarisches Niveau erreicht, sagte Mattarella noch.



    Der rumänische Ministerpräsident, Dacian Ciolos, unternimmt bis Donnerstag einen offiziellen Besuch in Kanada. Es ist der erste Kanadabesuch eines rumänischen Ministerpräsidenten in den letzten 10 Jahren. In Ottawa wird der rumänische Ministerpräsident Ciolos mit dem kanadischen Premierminister, Justin Trudeau, und mit anderen Würdenträgern zusammenkommen. Ein wichtiges Thema wird dabei die Aufhebung der Visapflicht für rumänische Bürger sein. Rumänien und Bulgarien sind die einzigen EU-Länder, deren Staatsbürger Einreisevisa für Kanda benötigen. Letzte Woche hatten Rumänien und Bulgarien einen gemeinsamen Brief an Kanada betreffend die Aufhebung der Visapflicht gerichtet. Kanada hat die NATO-Integration Rumäniens aktiv unterstützt und ist das erste Land, das die Beitrittsprotokolle der Kandidatenstaaten für den NATO-Gipfel in Prag 2003 ratifiziert hat.



    Der rumänische Verteidigungsminister Mihnea Motoc beteiligt sich am Dienstag und Mittwoch am Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel. Neben der Entsendung von Bataillonen in die baltischen Staaten und nach Polen will die Nato angesichts der Spannungen mit Russland auch in Rumänien verstärkt Flagge zeigen. Die Nato-Verteidigungsminister würden am Dienstag auch maßgeschneiderte Entscheidungen für die Südost-Region treffen, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Es gehe um ein Angebot Rumäniens für eine multinationale Brigade, die Nato-Aktivitäten in Verbindung mit Übungen und Rückversicherungsmaßnahmen erleichtern kann. Am Mittwoch beraten die Verteidigungsminister auch über den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz IS in Syrien und im Irak. Die Nato beteiligt sich bisher nicht direkt an der internationalen Koalition gegen den IS. Die USA drängen seit Monaten darauf, dass die Allianz zumindest ihre Awacs-Flugzeuge zur Verfügung stellt.



    Die Führung der Sozialdemokratischen Partei hat am Dienstag beschlossen, keinen Kandidaten für die Position des Vorsitzenden der rumänischen Abgeordnetenkammer vorzuschlagen. Der Vorsitzende der Sozialdemokraten, Liviu Dragnea, hat erklärt, der Sozialdemokrat Florin Iordache werde die Abgeordnetenkammer bis zur Parlamentswahl im Herbst ad interim leiten. Der bisherige Vorsitzende, Valeriu Zgonea, wurde aus dem Amt entfernt, nachdem er die politische Unterstützung der Partei verloren hatte. Er wurde aus der Sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen, nachdem er den Rücktritt des Parteivorsitzenden, Liviu Dragnea, gefordert hatte. Im April war dieser endgültig zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden.



    In Rumänien gedenkt man dem gewalttätigen Einmarsch der Bergleute vom 13.-15. Juni 1990. Vor 26 Jahren hatten sie eine breitangelegte Protestdemonstration gegen die linksgerichtete Macht im Rumänien der 1990er Jahre brutal beendet. Bei der gewaltsamen Unterdrückung der tagelangen Demonstration und Massenkundgebung auf dem Bukarester Universitätsplatz wurden vom 13. bis 15. Juni 1990 laut offiziellen Angaben sechs Menschen getötet; hunderte Menschen wurden verwundet und mehr als Tausend wurden willkürlich festgenommen.

  • Rumänien und der Prager Frühling von 1968

    Rumänien und der Prager Frühling von 1968

    Es gibt Fotos, die zu universellen Symbolbildern eines bedeutenden Ereignisses werden und dadurch eine unveränderte Botschaft durch die Zeit transportieten. Die Fotos des tschechischen Fotografen Josef Koudelka bleiben die ausdrucksstärksten dieser Art und verflechten sich mit dem Prager Frühling, dem Versuch der Tschechoslowakei im Jahr 1968, die sowjetische Vorherrschaft abzuschütteln. Josef Koudelka hatte das gro‎ße Glück, sich im August 1968 auf den Stra‎ßen von Prag zu befinden und eine Fotokamera dabei zu haben. So ist es ihm gelungen, der Menschheit die Barbarei zu zeigen, mit der der Wunsch seiner Mitbürger nach Freiheit von der Sowjetunion unterdrückt wurde. Koudelka war gerade zwei Tage vor dem Eingriff der Truppen des Warschauer Pakts aus Rumänien zurückgekommen. Er schoss die Bilder, schmuggelte sie aus dem Land und publizierte diese in Frankreich im Jahr 1969.



    Rumänien hat am Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968 nicht teilgenommen. Es verurteile diese Handlung als Angriff gegen ein sozialistisches Freundesland. Oberst Alexandru Oşca, Militärhistoriker, hat einige Bücher über den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei und die Nichtbeteiligung Rumäniens geschrieben.



    Es war der grö‎ßte Einsatz zum Einmarsch in ein Land nach dem Zweiten Weltkrieg. Ceauşescu wurde weder eingeladen, sich daran zu beteiligen, noch darüber informiert. Die Führer der Länder kamen sechsmal auf höchster Ebene zusammen. Man kann nicht wissen, wie Ceauşescu reagiert hätte, hätte man ihn über eine Teilnahme Rumäniens gefragt. Was ist wohl in seinem Kopf vorgegangen, als er erfuhr, dass all seine Kameraden zusammenkommen und er nicht eingeladen wurde, besonders zu einem kommunistischen Konklave, von dem man genau wusste, wenn man nicht mit am Tisch sitzt, dann müsse man irgendwie gehen? Wenn einer nicht von alleine geht, dann wird einem geholfen, zu gehen.“



    Der Historiker Petre Otu, Leiter des Instituts für Politikstudien, Verteidigung und Militärgeschichte, hat die freigegebenen Unterlagen untersucht, aus denen sich ergibt, dass Nicolae Ceauşescu von der Kampagne des Warschauer Pakts gegen die Tschechoslowakei gewusst hat.



    Aus den Unterlagen, zu denen wir Zugang hatten, geht hervor: Er wusste scheinbar von dem Einmarsch. Eine der sehr verlässlichen Quellen war ein polnischer Offizier, dessen Familie sich 1939 in Rumänien zurückgezogen hatte, wo sie bis 1944 blieb. Der polnische Offizier ging auch auf das Militärgymnasium in Rumänien. Er gehörte zum Kommando des Warschauer Pakts. Der Berater der rumänischen Botschaft in Warschau war ein ehemaliger Gymnasiumskollege des polnischen Offiziers. Durch diese Verbindung hat man sehr genaue Informationen über die Vorbereitungen der Sowjets erhalten. Ceauşescu wurde von Ion Stănescu informiert, und als er nach Prag ging, ordnete er die Übersetzung der Nachricht von dem polnischen Offizier auch ins Tschechische an. In Prag übermittelte er die Nachricht an Dubček. Auf seinem Rückweg fragte Stănescu Ceauşescu, ob er Dubček etwas mitgeteilt hätte. Ceauşescu antwortete: ‚Ja, aber entweder der wei‎ß nichts oder er möchte nichts wissen.‘ Ceauşescu war mit der Reaktion Dubčeks unzufrieden.“



    Dennoch war die Beziehung zwischen Rumänien und der Tschechoslowakei bis 1968 nicht besonders eng. Im Jahr 1964, als der Walew-Plan erarbeitet wurde, wodurch man Rumänien die Rolle einer Agrarwirtschaft im sozialistischen Block zuweisen wollte, nutzte die Tschechoslowakei ihren Einfluss aus, um diesen durchzusetzen. Petre Otu schildert, wie sich die rumänisch-tschechoslowakische Beziehung im Zuge dieser Ereignisse entwickelt hat:



    Die Führer der Tschechoslowakei waren bis Juli zurückhaltend vor einer Zusammenarbeit mit Ceauşescu. Sie haben versucht, ihn zu umgehen, denn eine Verbindung zu Ceauşescu hätte für die Sowjets den Grund für einen Einmarsch liefern können. Nachdem sie erfahren haben, dass die Ereignisse sich überstürzen und dass die Sowjets ohnehin einen Einmarsch vorbereiten, wurden die Beziehungen wärmer. Ceauşescu reiste nach Prag und unterzeichnete das Abkommen zur gegenseitigen Unterstützung. Das führte zur Theorie, dass die Kleine Entente aus der Zwischenkriegszeit wiederhergestellt werde. Die Informationen aus den Geschichtsquellen bestätigen, dass die Sowjets jene Donaufreundschaft aufmerksam verfolgten. Laut diesen Informationen haben sich die Jugendkampfmannschaften und die Heimatgarden insgeheim vorbereitet, um am damaligen Nationalfeiertag Rumäniens am 23. August zu defilieren. Es war eine au‎ßerordentliche Anstrengung. Ceauşescu wusste von dem Einmarsch und bereitete sich insgeheim vor.“



    1968 hielten sich in Rumänien 8.000 tschechoslowakische Touristen auf. Weitere 400 hielten sich in Bulgarien auf, aber sie kamen nach Rumänien. Da sie nicht zurück in die Tschechoslowakei konnten, wurden sie in den Hotels des Nationalen Tourismusamtes (ONT) untergebracht. Sie bekamen auch Geld, bis sich die Lage etwas beruhigt hatte und sie wieder heimreisen konnten. Tomaš Vostry, Stellvertreter des tschechischen Botschafters in Bukarest, verbrachte seine Sommerferien 1968 als Kind an der rumänischen Riviera. Er erinnert sich heute noch daran:



    Leider haben wir diese sieben Tage nicht erlebt, als Koudelka diese Fotos geschossen hatte. Ich war einer jener Tschechen, die ihre Sommerferien in Mamaia, Rumänien, verbracht haben. Wir konnten das Flugzeug nach Prag am 22. August nicht mehr erreichen. Ich und meine Eltern haben den Zug zurück nach Hause erst am 22. September besteigen können. Wir haben diesen Abschnitt der Geschichte versäumt. Ich kann aber bestätigen, dass die tschechischen Touristen gut versorgt wurden. Ich war 1968 zehn Jahre alt und ich konnte Anfang September so manches beobachten und einiges verstehen. Man konnte noch viele Sowjettruppen in Prag sehen, als man zur Schule ging. Sie waren in den Parks von Prag, in den Wäldern rundherum, und die Menschen waren sehr aufgeregt. Am Herbstanfang begannen die Sowjettruppen sich langsam aus Prag zurückzuziehen.“



    Audiobeitrag hören: