Tag: Einsamkeit

  • Wohltätigkeit in der Pandemie: NGO helfen Obdachlosen, chronisch Kranken und Senioren

    Wohltätigkeit in der Pandemie: NGO helfen Obdachlosen, chronisch Kranken und Senioren

    Abgesehen von den unvermeidlichen Gesundheitsproblemen hat die Pandemie 2020 die sozialen Dramen vertieft und manchmal sogar neue geschaffen — vor allem ältere Menschen, Obdachlose und Menschen mit verschiedenen chronischen Erkrankungen sind betroffen. Einigen von ihnen hilft seit 2011 der Verein Carusel, dessen Freiwillige soziale und medizinische Dienste für extrem gefährdete Gruppen anbieten. Der Geschäftsführer von Carusel, Marian Ursan, erzählte uns, wie das Jahr 2020 für den Verein und seine Leistungsempfänger war:



    Es war ein schreckliches Jahr. Die Menschen haben sich mit gro‎ßen materiellen Problemen konfrontiert. Und das schlie‎ßt Menschen ein, die es geschafft hatten, in den Gro‎ßstädten zu überleben, gerade dank der vielen Restaurants und Geschäfte, die geöffnet hatten und wo sie Hilfe bekamen. Aber darüber hinaus fühlten sich die Menschen auch in Stich gelassen. Zum einen, weil Krankenhäuser geschlossen wurden, und viele dieser Menschen leiden an chronischen Krankheiten wie Hepatitis, Tuberkulose, Aids. Weil der Zugang zu Krankenhäusern eingeschränkt war, konnten sie keine Behandlung erhalten. Die Gesundheitsdienste konzentrierten sich auf die Pandemie und alle anderen Aktivitäten wurden zwar nicht ganz aufgegeben, aber in den Hintergrund gedrängt. Wir hingegen setzten unsere Arbeit fort. Schon in den ersten Phasen der Pandemie beschlossen wir alle, dass wir unsere Türen nicht schlie‎ßen dürfen, und wir gingen die ganze Zeit über auf die Stra‎ße. Zusammen mit unseren freiwilligen Helfern boten wir hei‎ße Getränke, Essen, Desinfektionsmittel, Medikamente, Schlafsäcke und Decken an, alles, was uns einfiel, um es diesen Menschen leichter zu machen.“




    Doch einige Projekte des Carusel-Vereins konnten in dieser Zeit nicht weitergeführt werden, darunter die Mobile Dusche und die Nachtunterkunft Odessa“. Die Mobile Dusche, ein Lieferwagen, der in Bukarest herumfuhr, um Obdachlose mit elementaren Hygienediensten zu versorgen, wurde mit der Begründung geschlossen, dass der sich darin bildende Dampf zur Verbreitung des Coronavirus beiträgt. Und das Obdachlosenheim wurde geschlossen, weil der vorgeschriebene Abstand nicht gewährleistet werden konnte. Dennoch half der Verein Carusel den örtlichen Behörden, eine Lösung zu finden, um Obdachlose nachts in gemieteten Räumen unterzubringen.



    Ein weiteres Problem war natürlich die Verbreitung des Virus unter den Leistungsempfängern des Vereins, ein Problem, das Marian Ursan wie folgt beschreibt:



    Aber wer kümmert sich um diese Kategorie von Menschen? Natürlich gibt es Covid-19-Fälle unter ihnen, wir haben unsere Vermutungen, aber ich denke, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Was die Behörden betrifft, wissen Sie, wer sich beispielsweise um Obdachlose erkundigt, nach Personalausweisen fragt, um diesen Leuten Geldstrafen aufzudonnern, falls sie keine haben? Die Polizei. Das ist die einzige öffentliche Behörde, die im Leben dieser Menschen ständig präsent ist.“




    Und doch versuchten im Jahr 2020 viele Nichtregierungsorganisationen, denjenigen, die es brauchten, eine helfende Hand zu reichen. Eine von ihnen ist der Seneca-Verein, der im Rahmen des Projekts Unsere Gro‎ßeltern“, das im März begann, als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, Lebensmittel und andere dingende Einkäufe an ältere Menschen lieferte, die zu Hause isoliert waren. Die Zahl der Empfänger ist mit der Zeit gewachsen, und derzeit decken die Freiwilligen 50 Städte und Dörfer im ganzen Land ab. Allein im Dezember lieferten sie 600 Pakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln aus, wie uns Anastasia Staicu berichtete:



    Wir versuchten zunächst, den älteren Menschen zu helfen, die ihre Häuser nicht verlassen durften. Aber wir fanden viele Menschen, die einfach niemanden in der Nähe haben, und Menschen, die, selbst wenn sie ausgehen dürften, sich die Einkäufe nicht leisten könnten. Also konzentrierten wir uns auf Orte, die schwerer zu erreichen waren, und wir ‚adoptierten‘ diese Gro‎ßeltern ohne Familien. Unsere Freiwilligen helfen ihnen seit März.“




    Aber, wie Anastasia Staicu uns weiter erzählte, ist das, was diese Gro‎ßeltern brauchen, nicht immer etwas Materielles:



    Ihre emotionalen Bedürfnisse sind die gleichen wie unsere. Unsere grö‎ßte Angst ist vielleicht die Angst vor dem Alleinsein, und die Pandemie hat diese Angst weiter vertieft. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der nicht unter dem Mangel an menschlichem Kontakt und Wärme gelitten hat. Im Jahr 2021 werden wir also etwas Neues in das Projekt einbringen. Das Nationale Museum für Zeitgenössische Kunst organisiert unterschiedliche Workshops für Kinder, und einige dieser Kinder haben keine Gro‎ßeltern und würden gerne welche symbolisch adoptieren. Diese älteren Menschen werden also ab dem nächsten Jahr zusätzlich zu den Lebensmitteln und Hygieneartikeln auch Briefe von Kindern in ihren Paketen finden.“




    Sowohl der Verein Carusel als auch das Projekt Unsere Gro‎ßeltern“ werden auch im Jahr 2021 das Leben der Schwächsten unter uns leichter machen.

  • Krebskranke Kinder: Verein „Kinderherz“ hilft bei der Therapie

    Krebskranke Kinder: Verein „Kinderherz“ hilft bei der Therapie

    Monatelang müssen Kinder zuweilen in der Therapie verbringen — sie werden sehr selten besucht, weil sie vom Land sind und die Eltern und Verwandten kein Geld für die Reise in die Gro‎ßstadt haben, oder sie sind Waisen. Sie vegetieren vor sich hin, einfache Subjekte chirurgischer Eingriffe, Strahlungsbehandlungen oder Chemotherapien. Das Personal ist zwar für sie da, aber die für eine Heilung wesentliche menschliche Nähe reicht oft die Zeit nicht. Die Stiftung Kinderherz“ hat vor diesem Hintergrund die Initiative Kein Kind allein im Krankenhaus“ gestartet. Adelina Toncean begann das Projekt im Notfallkrankenhaus Maria Sklodowska Curie“ in Bukarest.



    Ich bin freiwillige Helferin in der Neugeborenen-Therapie im Marie-Curie-Krankenhaus. Ich habe damit im Alleingang angefangen, nachdem ich zwei schwer kranke Kinder zu mir nach Hause genommen habe — eines von ihnen hat es leider nicht geschafft. Das andere Kind hat anderthalb Jahre allein in der Klinik verbracht und selbst wenn es über den Berg ist, leidet es immer noch am Trauma der Einsamkeit“, erzählt Adelina Toncean. Sie hat dann für ihre Idee geworben und heute sind 3200 Helferinnen und Helfer unterwegs in Krankenhäusern, um einsamen Kindern beizustehen.



    Das Redaktionsteam von RRI traf Toncean an einem schweren Tag — sie hält einen Jungen im Arm, dem es offensichtlich nicht sehr gut geht. Das ist eines der Kinder, dem ich täglich zu essen gegeben habe. David habe ich praktisch anfangs mit der Spritze, dann mit der Flasche gestillt. Heute habe ich ihn wieder gefunden. Ihm passiert, was einsamen Kindern oft passiert — sie werden entlassen, landen dann aber in einem schlechten Zustand wieder hier. Diesmal war er intubiert, er ist an Masern erkrankt. Ein anderes Kind muss heute verabschiedet werden — auch nicht der angenehmste Teil im Leben einer Helferin“, seufzt die Frau.



    Tausende Menschen meldet sich für Tonceans Programm — Teenager, aber auch Senioren, die selbst Enkelkinder haben. Die einzige Voraussetzung ist, nicht an übertragbaren Krankheiten zu leiden. Sie absolvieren dann einen Kurs, bei dem sie lernen, wie sie auf der Intensivstation helfen können — aber auch, wie sie mit Situationen zwischen Leben und Tod umgehen. Im Training wird Petruţa“ eingesetzt:



    Petruţa ist ein Simulationsgerät, eine Puppe. Sie sieht aus wie ein Neugeborenes, wiegt auch etwa so viel, und verhält sich auch so. Sie hat eine Wirbelsäule, Schlüsselbeine, den Kopf muss man wie bei einem Baby stützen. Man kann sie realitätsgetreu intubieren, ihr einen Katheter setzen… So lernen die Helferinnen und Helfer, wie man mit einem Kind umgeht und wie man es im Arm hält — denn jedes Kind hat das Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden.“




    Das ist eines der ersten Lektionen, die die Helferinnen lernen — unter ihnen auch Andrada Constantiniuc. Ich habe in mehreren Städten lange Zeit als freiwillige Helferin gearbeitet und als ich nach Bukarest kam, suchte ich etwas, das mir auch liegt. Ich habe vom Projekt erfahren und mich sofort gemeldet. Auf der Intensivstation des Marie Curie sind mehrere Kinder, die keine Eltern haben, und weil sie ständig alleine sind, verläuft die Heilung auch langsamer. Unsere Aufgabe ist, bei ihnen zu sein, dem Personal zu helfen, Babys zu stillen — manchmal dauert es ja auch eine Stunde, bis sie 100 ml zu sich nehmen. Ein Kind, das den menschlichen Kontakt spürt, heilt schneller, das Gehirn entwickelt sich besser und auch der Überlebensdrang ist stärker als bei einem Kind, das alleine ist und einfach den Kampf aufgibt“, sagt Andrada Constantiniuc.



    Freiwillige Helfer wie sie verbringen 2-3 Stunden wöchentlich im Krankenhaus. Sie haben so das Gefühl, dass sie auch etwas davon haben: Grundsätzlich ist das für uns ja auch ein Gewinn, nicht nur für die Kinder — denn man begreift, was wichtig ist im Leben und was belanglos ist“, erzählte sie unserem Redaktionsteam.