Tag: Einzelhändler

  • Einzelhändler senken Preise bei Grundnahrungsmitteln

    Einzelhändler senken Preise bei Grundnahrungsmitteln

    Konkret verpflichteten sich die Einzelhändler mehrere Monate lang, ihre Gewinnspannen zu senken, um den Verbrauchern zu helfen. Als Ergebnis der Regierungsverhandlungen erklärten sich die gro‎ßen Einzelhandelsketten bereit, die Preise in den Regalen für zehn wichtige Produktkategorien zu senken. Eine solche Ma‎ßnahme werde den Druck auf die rumänischen Produzenten nicht erhöhen, sagte Premierminister Marcel Ciolacu. “Wir erfüllen alle Bedingungen, die für eine baldige Einigung erforderlich sind. Folglich werden die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Käse, Fleisch, Eier, Mehl, Mais, Öl, frisches Obst und Gemüse gesenkt werden können. All dies, ohne die rumänischen Produzenten zusätzlich unter Druck zu setzen”.



    Die Preissenkung soll unter dem wachsamen Auge des Wettbewerbsrats erfolgen. Die Regierung verpflichtet sich ihrerseits, sich in den kommenden Wochen mit den Vertretern der Landwirte und der Lebensmittelhändler zu treffen, um zusammen über das Schema für die Senkung ihrer Handelsspannen zu diskutieren. George Badescu, Exekutivdirektor des Verbands der gro‎ßen Einzelhandelsketten in Rumänien, erklärte im Gespräch mit Radio Rumänien, dass es natürlich potenzielle Hindernisse, insbesondere technischer Art, geben könnte. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir von einem freien Markt sprechen, auf dem Wettbewerb herrscht. Deshalb müsse man darauf achten, dass diese Ma‎ßnahme nicht zu Störungen führe und ihre Wirkung entfalte, auch wenn das Einfrieren der Handelsspanne nur einige Monate lang aufrechterhalten werde.



    “Ich freue mich über die Offenheit des Geschäftsumfeldes, das bereit ist, einen praktikablen und einfachen Mechanismus zu akzeptieren, der neben den von der Regierung beschlossenen Ma‎ßnahmen die Inflation senken und die Kaufkraft der Rumänen steigern soll. Wir haben uns verpflichtet, die Inflationsrate bis zum Ende des Jahres auf eine einstellige Zahl zu senken. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Unterstützung der Wirtschaft unser Ziel letztendlich erreichen werden”, sagte Premier Marcel Ciolacu. Rumänien hat das Modell mehrerer europäischer Länder übernommen, als es beschloss, die Regalpreise für mehrere wichtige Lebensmittel zu senken. In Frankreich beispielsweise hat ein gro‎ßer Supermarkt gerade 10% Rabatt auf die Preise von 500 Lebensmitteln und Non-Food-Produkten angekündigt. Eine Initiative, der andere Einzelhändler in Frankreich folgen werden.

  • Lebensmittelverschwendung: Verschwommene Gesetzeslage, wenig Bildung

    Lebensmittelverschwendung: Verschwommene Gesetzeslage, wenig Bildung

    Laut Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel verschwendet. Die Menge entspricht dem dreifachen Nahrungsmittelbedarf des Planeten. Und die EU-Länder verschwenden über 89 Millionen Tonnen Lebensmittel, davon entfallen 2,5% auf Rumänien. Das geht zumindest aus Statistiken der FAO für den Zeitraum 2006-2012 hervor. Seitdem wurden in Rumänien keine Studien zur Lebensmittelverschwendung mehr durchgeführt, das hei‎ßt, man wei‎ß zurzeit nicht genau, wieviel Nahrung und welche Arten von Lebensmittel in Rumänien in der Mülltonne landen. Au‎ßerdem wurde auch die FAO-Studie anhand von Schätzungen der Europäischen Kommission durchgeführt, wobei das skandinavische Modell als Grundlage diente.



    Allerdings sind auch die vorliegenden Schätzungen besorgniserregend: Die grö‎ßte Verschwendung findet in den Haushalten statt (ca. 49%), es folgen die Lebensmittelindustrie mit 37%, der Einzelhandel mit 7%, das Gaststättengewerbe mit 5% und die Landwirtschaft mit 2%. Jetzt wurde im Landwirtschaftsministerium eine Arbeitsgruppe mit der Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung beauftragt. Sie sollte eine nationale Strategie entwickeln, die bis heute allerdings noch nicht feststeht. Gleichzeitig gab es auch Initiativen des Parlaments auf dem Gebiet. Der Senat habe Ende des vergangenen Jahres einen Gesetzentwurf erarbeitet, wie Cosmin Zaharia, Chefredakteur der Umwelt-Onlinezeitschrift Green Report“, berichtet:



    Es hat zwei Gesetzesinitiativen im Parlament gegeben. Die Initiative der Nationalen Union für den Fortschritt Rumäniens ist vom Senat gebilligt worden, sie verpflichtet die Supermärkte, Lebensmittel kurz vor Ablauf ihres Mindesthaltbarkeitsdatums an eine NGO zu spenden. Allerdings wird die Kostenfrage in diesen Entwürfen nicht berücksichtigt, es ist recht teuer für die Einzelhändler, das Essen zu transportieren und zu verteilen. Au‎ßerdem entstehen auch Lagerkosten, man kann die Nahrungsmittel nicht einfach vor einem Altersheim abladen.“




    Bis der gesetzliche Rahmen endlich ausgearbeitet ist, gehen der Privatsektor und die Wohltätigkeitsvereine mit gutem Beispiel voran. Etwa der soziale Supermarkt SOMARO, in dem ermä‎ßigte Lebensmittel und Nicht-Lebensmittel an bedürftige Kunden verkauft werden. Die Lebensmittel entsprechen allen Qualitätskriterien, stehen allerdings entweder vor Ablauf des Verfallsdatums oder sind ehemalige Saisonprodukte wie etwa die Schoko-Weihnachtsmänner. Den Supermarkt betreibt Simon Suitner, ein Österreicher, der seit sechs Jahren in Rumänien lebt.



    Wir sammeln die Ware mit dem eigenen Fahrzeug und vermarkten die Produkte in den Spezialgeschäften an fast 700 Familien in Bukarest und etwa 250 Familien in Sibiu. Die Kunden dürfen nur anhand eines Ausweises hinein, der von dem Sozialamt der beiden Städte ausgestellt wird. Die Preise sind um 80-90% ermä‎ßigt. Wir haben jedoch beschlossen, die Lebensmittel nicht zu verschenken, damit wir für das Auszahlen der Gehälter unserer Angestellten nicht zusätzliche Hilfe einfordern müssen. Zudem wissen unsere Kunden, dass sie nicht betteln, wenn sie zu uns kommen, sondern in ein Geschäft gehen, wo sie sich die notwendigen Sachen aussuchen und sich dafür ein wenig finanziell anstrengen müssen. Unsere Kunden stellen unterschiedlichste Sozialfälle dar, gemeinsam haben sie nur das monatliche Einkommen, das höchstens 500 Lei pro Familienmitglied betragen darf. Das ist der gesetzliche Höchstbetrag, aber unsere Kunden haben die Summe nie erreicht. Es gibt Fälle mit Familienmitgliedern mit Behinderungen, mit chronischen Krankheiten, mit ganz vielen Kindern.“




    Die von dem sozialen Supermarkt SOMARO angebotene Ware wäre normalerweise in der Mülltonne gelandet. Um das zu vermeiden, arbeitet Suitner mit Herstellern und Händlern zusammen. Allerdings gehörten die gro‎ßen Einzelhandelsketten nicht zu seinen Partnern, erklärt er.



    Es ist leider schwierig, sich mit den Einzelhändlern über die Lebensmittelverschwendung zu unterhalten. Ohne jemandem jetzt nahetreten zu wollen, würde ich das österreichische Modell sozialer Supermärkte erwähnen. Dort treten immer wieder ethische Zwickmühlen auf: Wenn ich ein absolut brauchbares und konformes Produkt habe, das ich aber nicht mehr verkaufen kann, ist es dann ethisch vertretbar, das Produkt wegzuschmei‎ßen, wenn ich wei‎ß, dass viele Menschen sich nicht genügend Lebensmittel leisten können? Leider gibt es dieses Dilemma in Rumänien kaum.“




    Und das obwohl ein rumänisches Gesetz den Unternehmen ermöglicht, Spenden an Wohltätigkeitsvereine von der Steuer abzusetzen, und das im Umfang von 20%. Jedoch warten die Firmen jedes Mal auf einen spezifischen Bescheid des Parlaments oder der Regierung in dieser Hinsicht.



    Unterdessen werfen die Rumänen am häufigsten gekochte Lebensmittel weg (25%), es folgen Brot- und Backwaren (21%), Gemüse (19%) und Obst (16%). Hauptgründe der Verschwendung sind die kurze Haltbarkeit (26% der Fälle), falsch eingeschätzte Zutatenmengen für eine Mahlzeit (21%), und überschüssiges Einkaufen (14%). Angesichts der fehlenden Gesetze im Bereich könnte die Bildung als Präventionsma‎ßnahme dienen. Das sei aber nicht ausreichend, glaubt der Journalist Cosmin Zaharia.



    Die Bevölkerung müsste auch in Sachen Etikettierung gebildet werden. Ich meine damit das Haltbarkeitsdatum, denn einige Produkte können auch nach dessen Ablauf konsumiert werden, etwa die pasteurisierten Produkte oder die Obst- und Gemüsekonserven. Kurz nach deren Verfall können diese Nahrungsmittel ohne Bedenken verzehrt werden. Aber man bildet die Bevölkerung umsonst, wenn man ihr keine Mittel zur Bekämpfung der Verschwendung anbietet. Das ist genauso wie mit der Abfallwirtschaft. Umsonst erklärt man den Erwachsenen und den Schülern, wie es um die Mülltrennung steht, wenn es keine konkreten Ma‎ßnahmen gibt. Der von Bürgern getrennte Müll wird von der Müllabfuhr auf einen Haufen geworfen.“




    Unlängst haben sich bekannte Sternköche den Initiativen der NGOs gegen die Lebensmittelverschwendung angeschlossen. Sie gehen mit dem eigenen, guten Beispiel voran und zeigen den Menschen, wie man Gerichte zubereitet, ohne Lebensmittel wegzuwerfen.