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  • Corviner Burg in Eisenmarkt: Touristenmagnet zieht jährlich hunderttausende Besucher an

    Corviner Burg in Eisenmarkt: Touristenmagnet zieht jährlich hunderttausende Besucher an

     

     

    Die Corviner Burg ist das am besten erhaltene Denkmal der gotischen zivilen und militärischen Architektur in Mittel- und Südosteuropa. Das imposante Schloss liegt im Westen Rumäniens und ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Region. Im Laufe der Jahre ist die Burg in viele Hitlisten auf der ganzen Welt eingegangen: Sie gilt als eine der schönsten Burgen der Welt, aber auch als ein Furcht einflößendes Schloss. Das Baudenkmal in Hunedoara hat also verschiedene Facetten, die darauf warten, von den Besuchern entdeckt zu werden, sagt Sorin Tincu, Direktor des Museums Corviner Burg.

    Die Geschichte des Schlosses beginnt im 14. Jahrhundert und steht in engem Zusammenhang mit der Eisenmetallurgie, einem Metall, das die Existenz dieses Ortes im Laufe seiner Geschichte bestimmt hat. Der deutsche Name von Hunedoara ist nämlich Eisenmarkt. Im 14. Jahrhundert befand sich an der Stelle des heutigen Schlosses eine kleine Festung mit einem einzigen Wehrturm in Dreiecksform, eine Festung, die in direktem Zusammenhang mit dem Eisenabbau in der Gegend von Hunedoara stand, aber auch mit der Existenz eines Adligen, dem die Domäne schließlich gehörte. Diese Festung wurde 1409 vom ungarischen König Sigismund von Luxemburg einem rumänischen Adligen namens Voicu geschenkt – als Dank für seine Verdienste im Dienste des ungarischen Monarchen.“

     

    Zurzeit gibt es keine Informationen oder archäologische Funde, die eine Bauphase des heutigen Schlosses belegen würden, die man dem Adligen Voicu zuschreiben könnte. Überliefert ist nur, dass sein Sohn Ioan de Hunedoara (auch als János oder Johann Hunyadi bekannt) mit dem Bau der heutigen Corviner Burg Corvin begonnen hat, fährt Museumsleiter Sorin Tincu fort.

    Die Bauarbeiten wurden in zwei Phasen durchgeführt. In einer ersten Bauphase ließ Johann Hunyadi die Festung um sieben neue Verteidigungstürme erweitern. Die runden Türme sind für die siebenbürgische Militärarchitektur eher ungewöhnlich. Diese Türme, die im Europa des 15. Jahrhunderts üblich waren, scheinen erst mit dem Bau der Corviner Burg und der Zeit, in der Johann Hunyadi lebte, nach Siebenbürgen gekommen zu sein. Später wurde der Bau von seinem jüngsten Sohn, Matthias Corvinus, fortgesetzt, der damit eine der frühesten Erscheinungsformen der siebenbürgischen Renaissance einläutete. Es handelt sich um die Bogenhalle Loggia Mattia. Der dritte und letzte große Bauherr des Schlosses war im 17. Jahrhundert der Fürst von Siebenbürgen, Gabriel Bethlen, der eine Reihe von militärischen und zivilen Gebäuden errichten ließ.“

     

    Die Besichtigungsroute, so Sorin Tincu, Direktor des Museums der Corviner Burg, führt den Besucher zunächst zum Husarenhof. Um dorthin zu gelangen, muss man den Bach Zlaști überqueren.

    Der Bach wird auf einer Brücke überquert, die in der Vergangenheit einen beweglichen Abschnitt hatte. Bei Gefahr wurde sie angehoben. Der Weg führt weiter zum neuen Tor-Turm. Hier befindet sich der unheimliche Abschnitt der Burg mit dem Gefängnis und der Folterbastei, die links und rechts der Burg liegen. Historische Informationen erwähnen auch die Existenz eines Prangers in diesem Bereich. Von hier aus gelangt der Besucher in das Erdgeschoss der Loggia Mattia, wo er eine allgemeine Beschreibung der Burg erhält, dann in die Küche der Garnison und von hier aus auf eine Terrasse, die der Verteidigung der Brücke diente. Von hier aus eröffnet sich ein großartiger Ausblick auf den Husarenhof und die Umgebung der Burg.“

     

    Von der Terrasse geht es die Treppe hinunter in den Innenhof der Burg, von wo aus man in den Rittersaal gelangt, der vielleicht einer der repräsentativsten Räume der Corviner Burg ist und erst kürzlich restauriert wurde. Hier erzählen die Museumsführer i.d.R. eine Sage, die mit der Errichtung der Burg zusammenhängt.

    Nach dem Rittersaal kommt der Besucher des Schlosses zum Burgbrunnen, um den sich eine bekannte Legende rankt. Sie erzählt die Geschichte vom Bau dieses Brunnens durch drei türkische Gefangene, die 15 Jahre lang in den dolomitischen Kalkstein gegraben haben, um den Grundwasserspiegel zu erreichen. Nach Beendigung der Arbeit wurde sie jedoch nicht freigelassen, wie ihnen versprochen worden war, sondern sie wurden hingerichtet. Wie die Legende besagt, soll einer von ihnen vor der Hinrichtung folgende Worte auf den Burgmauern gekritzelt haben: ‚Wasser habt ihr nun, ein Herz jedoch nicht.‘ Vom Brunnen aus kann der Besucher das gotische Lapidarium besichtigen, in dem eine Reihe von Bauteilen aus der Zeit der Gotik zu sehen sind. Sie wurden im Zuge von Restaurierungen im 19. und 20. Jahrhundert aus den Burgmauern entfernt und sind nun ausgestellt. Danach geht es weiter zur so genannten Artillerieterrasse oder Munitionsbastei, die in der letzten Bauphase im 17. Jahrhundert entstanden ist. Zum Schluss gelangt man zur Bärengrube, einem kleinem Burghof, in dem der blutigen Legende nach Bären gehalten wurden, denen man Gefangene zum Fraß vorwarf.“

     

    Das ganze Jahr über, vor allem aber in der warmen Jahreszeit, werden Besuche auf der Corviner Burg durch farbenprächtige und klangvolle Veranstaltungen belebt. Im Jahr 2024 ist der Veranstaltungskalender vollgepackt, wie wir zum Schluss vom Museumsleiter Sorin Tincu erfahren.

    Ich werde die kleineren Veranstaltungen, die monatlichen Vernissagen oder die Eröffnungen von Wanderausstellungen, die ebenfalls sehr häufig stattfinden, außer Acht lassen und mich auf die Großveranstaltungen konzentrieren, die im Mai, Juni und August stattfinden. Dazu gehört die Europäische Messe der Schlösser und Burgen, auf die wir uns bereits vorbereiten. Dann ist die lange Nacht der Museen wichtig, eine Veranstaltung, die mehr als 15 000, manchmal sogar mehr als 20 000 Besucher in den Husarenhof bringt. Ein ebenso wichtiges Ereignis ist das Ende August stattfindende Mittelalterliche Fest, bei dem an die Persönlichkeit von Johann Hunyadi erinnert wird. Darüber hinaus gibt es eine Reihe kleinerer Veranstaltungen, wie z.B. den trendigen Medieval Robotics Day, bei dem sich roboterbegeisterte und geschichtsinteressierte Schüler in der Corviner Burg zu einem echten mittelalterlich-modernen Wettbewerb treffen. Und das Jahresende wird schließlich mit einem Weihnachtskonzert in der Schlosskapelle begrüßt.“

     

    In den letzten Jahren wurden mehr als 20 Räume der Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt) im Rahmen eines europäischen Projekts in Wert von rund 5 Mio. Euro renoviert. Im vergangenen Jahr wurde das Schloss von rund 400 000 Menschen besichtigt.

  • Sehenswürdigkeiten und Freizeitgestaltung im Landkreis Hunedoara

    Sehenswürdigkeiten und Freizeitgestaltung im Landkreis Hunedoara

    Die Burg Hunedoara (auch als Schloss Hunyadi und Corviner Burg bekannt) gehört zu den bedeutendsten Profanbauten Siebenbürgens und ist eines der wichtigsten gotischen Baudenkmäler in Südosteuropa. Über den Bucura-See wird erzählt, er sei der grö‎ßte Gletschersee in Rumänien. Der Bucura-See liegt in einer Höhe von über 2000 m im Retezat-Gebirge, im gleichnamigen Nationalpark — dem Paradies der Gletscherseen. Das sind lediglich zwei touristische Attraktionen, die Sie keineswegs verpassen sollten, falls sie sich im westlich gelegenen Landkreis Hunedoara aufhalten sollten. Im Angebot steht auf jeden Fall viel mehr. Im Kreis Hunedoara gibt es zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten, aber auch viele andere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung wie z.B. schöne Wanderwege. Die Freizeitgestaltungsmöglichkeiten in Hunedoara sowie weitere touristische Informationen können ab dieses Jahr auch im Internet, auf der Internetseite hunedoaraturism.com abgerufen werden. Dazu der Leiter der Auskunftsstelle für Touristen in Hunedoara, Radu Barb:



    Der Landkreis Hunedoara hat ein gro‎ßes touristisches Potenzial. Daher war es unerlässlich, eine gute Datenbank zu besitzen. Denn wir wollen qualitativ hohe touristische Dienstleistungen anbieten. Den Touristen müssen gute, zuverlässige Informationen bereitgestellt werden. Unsere Internetseite bietet Informationen über die Region und über unsere Dienstleistungen sowie über traditionelle Produkte, die in der Region gekauft werden können. Diesbezüglich unterzeichneten wir ein Protokoll mit dem örtlichen Verein traditioneller Hersteller. Denn Tourismus geht Hand in Hand mit Konsum. Hier werden z.B. die schon international bekannten Würstchen »virşli« hergestellt. Wir wollen unsere traditionellen Erzeugnisse fördern. Und es gibt viele davon — den Schnaps (ţuica) von Hunedoara, Honig, Wurstware und Vieles mehr.“




    Das Kulturangebot vor Ort ist vielfältig und gro‎ßzügig. Radu Barb bringt mehr Einzelheiten über die Sehenswürdigkeiten in Hunedoara sowie über die Kulturveranstaltungen vor Ort:



    Derzeit ist Dac Fest (dt. Fest der Daker) — ein Festival, das uns sehr am Herzen liegt — im vollen Gange. In Hunedoara befinden sich zwei dakische Hauptstädte: Sarmizegetusa Regia und Sarmizegetusa Ulpia Traiana. Beim Fest der Daker gibt es dakisches Essen, aber auch zahlreiche Wettbewerbe und Unterhaltungsmöglichkeiten. Veranstalter ist der Kreisrat. Dieses Jahr haben wir Künstler aus ganz Rumänien eingeladen, am Fest teilzunehmen. Im Angebot stehen auch Reenactments — historische Ereignisse aus der Zeit der Römer und Daker werden nachgespielt. Sehr gut kommt auch der Moment an, in dem alle Teilnehmer mit Fackeln vorbeiziehen. Sehenswert ist auch die Burg Hunedoara, eine bedeutende Profanbaut in unserem Land. Sie zieht alljährlich eine gro‎ße Zahl von Touristen an. Da kann man locker einen dreistündigen Besuch einplanen. Weitere Attraktionen sind die Burg Deva, das Pantheon des Rumänischen Volkes in Ţebea oder die Gemeinde Avram Iancu. Im Sommer lohnt es sich, sich im Kurort Geoagiu aufzuhalten. Wie Sie feststellen können, haben wir ein breites Angebot dieses Jahr. Und wir entwickeln uns weiter.“




    Einen Besuch wert ist mit Sicherheit auch der Dinosaurier-Geopark im Hatzeger Land. Zögern Sie also nicht mehr lange! Je früher Sie buchen, desto besser die Angebote.

  • Deva: Spektakuläre Burg, kulturelle Sehenswürdigkeiten

    Deva: Spektakuläre Burg, kulturelle Sehenswürdigkeiten

    Die Stadt Deva befindet sich am linken Ufer des Mureş (dt. Mieresch), südlich des Siebenbürgischen Erzgebirges in der historischen Region des Komitats Hunyad (heute Landkreis Hunedoara — dt. Eisenmarkt). Deva ist eine kleine, kokette Stadt. Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die schöne Natur und die reiche Geschichte begeistern jedes Jahr viele Touristen. Mircea Mitrofan ist leidenschaftlicher Reisender und zugleich Tourismus-Blogger. Er besuchte die Stadt vor zwei Wochen. Wir fragten ihn, ob Deva einen Besuch wert sei:



    Ich war sehr beeindruckt. Deva ist eine alte Kleinstadt, sehr sauber, mit vielen schönen historischen Gebäuden. Auf den Stra‎ßen sind viele Touristen zu sehen. Au‎ßerdem gibt es viele Denkmäler: die Statue des Dakerkönigs Decebalus, die Statue des römischen Kaisers Trajan, eine Allee, gewidmet den rumänischen Turnerinnen, die hervorragende internationale Leistungen erzielten. Die Stadt Deva hat Vieles anzubieten. Ein Stadtrundgang ist demnach unerlässlich. Allerdings ist Deva auch ein passender Ausgangspunkt für weitere Ausflüge wie z.B. zu den antiken Festungen Sarmizegetusa Regia oder Sarmizegetusa Ulpia Traiana oder aber zum Dendrologischen Park in Simeria. Letzterer ist wunderschön, einmalig in Rumänien. Er umfasst mehr als 200 seltene exotische Pflanzenarten, die aus allen Ecken der Welt stammen.“




    Die auf einem Vulkankegel liegende Burg von Deva prägt das Bild der Stadt. Die jüngst renovierte Burg ist von überall in der Stadt zu erblicken. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Im Laufe der Zeit wurde sie mehrmals zerstört und neu errichtet. Heutzutage kann sie sowohl zu Fu‎ß wie auch mit einem Schrägaufzug erreicht werden. Mircea Mitrofan gab uns einige Einzelheiten über seinen Burgbesuch:



    Die Burg ist das Juwel der Stadt. Die Altstadt bietet einen wunderschönen, spektakulären Blick auf die Burg. Ich bin mit der Seilbahn hochgefahren. Ein Einzelticket kostet 10 Lei (umgerechnet rund 2 Euro). Eigentlich ist es keine Seilbahn, sondern ein Schrägaufzug, ein einmaliges Transportmittel in diesem Teil Europas. Die Fahrt dauert lediglich ein paar Minuten. Ich besuchte die Burg und genoss dabei eine spezialisierte Führung. Sie ist sehr schön, gut eingerichtet und bietet einen spektakulären Ausblick auf die Stadt Deva und auf die Berge und Hügel in der Umgebung.“




    In Deva gibt es viele Sehenswürdigkeiten. Einen Besuch wert ist das Schloss Magna Curia. Seit 1882 befindet sich hier das Landkreismuseum für Geschichte und Naturwissenschaften. Hier sind auch die Büsten von Horia, Cloșca und Crișan — den Anführern des Bauernaufstandes von 1784 — zu sehen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Synagoge, das Franziskanerkloster, die orthodoxe Kathedrale Sf. Nicolae (dt. St. Nikolaus) oder die Reformierte Kirche. Das Theatergebäude zieht auch viele Besucher an. Es wurde im Wiener Sezessionsstil im Jahr 1910 erbaut.

  • Corviner Burg in Eisenmarkt: Meisterwerk der gotischen Profanarchitektur

    Corviner Burg in Eisenmarkt: Meisterwerk der gotischen Profanarchitektur

    Für heute steht eine Reise zurück in die Geschichte an. Wir wollen nämlich einen von Trip Advisor empfohlenen Ort besuchen — die Burg Hunedoara, bekannt unter anderem auch als Schloss der Corviner. Die Burg erhielt dieses Jahr eine zusätzliche Auszeichnung — ihre hohe Bedeutung wurde durch ein Exzellenzzertifikat bescheinigt. Das Schloss der Corviner liegt im Südwesten Siebenbürgens, in der Mitte des Landkreises Hunedoara. Das Schloss der Corviner ist die erste Burg, die in Hunedoara errichtet wurde. Die damals regierende ungarische Familie wollte damit eine wirksame militärische und wirtschaftliche Kontrolle über das Gebiet zwischen Deva und Haţeg ausüben. Sorin Tincu, Leiter des Museums für Archäologie, Geschichte und Ethnografie in Hunedoara, führte einige Vorteile der Burg auf:



    Die Burg Hunedoara ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Es ist eines der schönsten Schlösser in Südosteuropa und vermutlich das bedeutendste Meisterwerk der gotischen Profanarchitektur in Rumänien. Die typisch gotische Architektur ist an vielen Bauelementen zu erkennen wie z.B. an den Rahmungen, an den Portalen oder an den Fresken. Die Fresken in der Loggia Matia, unter anderem auch Matthiasflügel genannt, sind eine Besonderheit in Rumänien. Es sind einige der wenigen profanen Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die erhalten geblieben sind.“




    Die Felsenburg wurde auf den Resten einer Wehranlage aus dem 14. Jahrhundert errichtet. Sie befindet sich auf einem Kalkfelsen, am Fu‎ße des Baches Zlaşti, inmitten eines Industriekomplexes im südwestlichen Teil der Stadt Hunedoara (dt. Eisenmarkt). Es ist ein imposantes Bauwerk, das mehrere rechteckige und Rundtürme sowie einen Schlossturm umfasst. Die Burg wurde im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut und restauriert. Heute ist in dem Bauwerk ein Museum eingerichtet.



    Der Zugang zur Burg erfolgt über eine Holzbrücke, die von vier gemauerten hohen Pfeilern getragen wird. Sorin Tincu, Leiter des Museums für Archäologie, Geschichte und Ethnografie in Hunedoara, begleitete uns auf einen kurzen Rundgang durch das Schloss der Corviner:



    Im Schloss lernen die Besucher die blutige Seite des Lebens im Mittelalter kennen. In unmittelbarer Nähe zum Schlosseingang befinden sich das Gefängnis und die Folterkammer. Die Museumsbesucher können hier nachgestellte Werkzeuge und Möbelstücke erkennen, die bei der Folter im 15. Jahrhundert benutzt wurden. Die Wegweiser führen unsere Schritte weiter zur Loggia Matia, also in den Matthiasflügel, einem bedeutenden siebenbürgischen Renaissance-Bauwerk. Über den Matthiasflügel gelangt man in die Garnisonsküche, den Raum, wo die Soldaten das Essen zubereiteten. Im ersten Stock ist die Schlosskapelle, ein wunderschönes gotisches Bauwerk örtlicher Handwerker. Hier können die Familienwappen der Hunyadis und der Corviner erkannt werden. Weiter geht es zu den Fresken in der Loggia Matia. Die Fresken erzählen die Geschichte des Corviner-Geschlechts. Abgebildet sind sowohl der ungarische König Sigismund von Luxemburg wie auch Elisabeta Mărgineanu, die Mutter des für Ungarn tätigen Staatsmanns und Heeresführers Johann Hunyadi (rum. Iancu de Hunedoara). Abgebildet ist auch Johann Hunyadi, allerdings als kleiner hellhaariger Junge, der mit seinem Finger auf den letzten Freskenteil hinweist, wo Matthias Corvinus bei einer Jagdpartie abgebildet ist. Von hier aus geht es weiter zu den königlichen Gemächern und zu den Prinzessinnengemächern.“




    Wir haben die Einladung hinausgeschickt, Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als die Burg sobald wie möglich zu besuchen und somit mehr über die Legenden um das Schloss der Corviner herum zu erfahren. Wir wünschen viel Spa‎ß dabei!

  • Altertumsgeschichte „live“ erlebt – Reenactments in Rumänien

    Altertumsgeschichte „live“ erlebt – Reenactments in Rumänien

    Reenactment (das ist das englische Wort für Wiederaufführung“ oder Nachstellung“) nennt man die Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise. Über den Weg der historischen Wiedererlebbarkeit soll Geschichte verständlich und erlebbar gemacht werden. Das historische Reenactment ist der zentrale Teil der von dem britischen Philosophen und Historiker Robin George Collingwood aufgestellten Theorie der Historiographie. Die Nachstellung von historischen oder sagenhaften Ereignissen geht allerdings bis in die Antike zurück.



    Andrei Pogăciaş ist Vizepräsident des Verbands Terra Dacica Aeterna aus Cluj (Klausenburg) und organisiert sogenannte Reenactments oder Neuinszenierungen von historischen Schlachten an verschiedenen Orten in Rumänien:



    Die Reenactment-Idee ist sehr alt; die ersten, die Nachstellungen von historischen Ereignissen veranstaltet haben, waren die alten Römer. Während des Römischen Reiches wurden Schlachten aus der römischen Geschichte in Amphitheatern, z. B. im Kolosseum, wiederaufgeführt. Das professionelle Reenactment begann im 20. Jh. und entwickelte sich insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jh., als verschiedene Organisationen und Verbände anfingen, Kostüme aus gewissen Epochen und geographischen Zonen anzufertigen und historische Ereignisse nachzustellen. Ende des 20. Jh. fanden auch in Rumänien die ersten Reenactments statt, und die ersten rumänischen Reenactment-Verbände entstanden an der Schwelle zwischen dem 20. und dem 21. Jh. Alles begann wie ein Experiment einiger Geschichtsfans und Historiker, die sich vor allem für die Zeit der Eroberungskriege des Römischen Reiches in Dakien interessierten. 2007 wurde der Verband Terra Dacica Aeterna gegründet; anfangs war es eine Römer-Truppe, weil die Verbandsmitglieder Römer-Truppen bei anderen Veranstaltungen im Ausland gesehen hatten. Die Römer konnten aber nicht ewig allein in Rumänien bleiben, und daher bildeten wir auch eine Daker-Truppe. So entstand der Reenactment-Verband Terra Dacica Aeterna, zunächst mit Römern und Dakern. Später schlossen sich auch unsere Szekler-Freunde als Sarmaten an, und nun haben wir drei Reenactment-Armeen: Daker, Römer und Sarmaten.“




    Die drei Armeen trainieren in speziell dazu eingerichteten Werkstätten, in ihrer Heimatstadt Cluj oder bei verschiedenen Geschichtsfestivals. An den angekündigten Orten und Zeiten können die Interessenten historische Schlachten live“ beobachten, die sie sonst nur aus den Geschichtsbüchern kennen. In Rumänien gibt es mehrere Festivals, auf denen Reenactments veranstaltet werden; mehr dazu von Andrei Pogăciaş:



    Ein wichtiges Geschichtsfestival, vielleicht das grö‎ßte in Rumänien, ist das Festival der dakischen Burgen im Landkreis Alba. Ebenfalls im zentralrumänischen Kreis Alba, in der Stadt Alba Iulia, wird jeden Frühling das Römische Festival veranstaltet — es ist praktisch die Eröffnung der jährlichen ‚Schlachtzeit‘. Dann gibt es die Festivals in Zalău und in Porolissum, im Kreis Sălaj (im Nordwesten Rumäniens) das antike Festival Tomis in Constanţa (dem grö‎ßten rumänischen Schwarzmeerhafen im Osten des Landes) und das Festival Dacfest, das von uns, Terra Dacica Aeterna, im Kreis Hunedoara (Mitte-Westen) organisiert wird. Letztes Jahr wurde zum ersten Mal ein Festival in Simeria, in der Nähe der Ortschaft Gura Uroiului organisiert. Das war ein exzellenter Standort, der beste Standort für ein Geschichtsfestival zum Thema Altertum. Es ist eine Wiese unter einem riesigen Fels, der wie eine Daker-Mütze aussieht. Da bauen wir unsere Lager und unsere Werkstätte auf, wir haben auch genug Platz für die Schlacht und für die Zuschauer, die uns umgeben. Letztes Jahren waren erstaunlich viele Leute gekommen, und dieses Jahr versuchen wir, ein grö‎ßeres Festival zu organisieren, mit mehreren Aktivitäten und mehreren Truppen. Wir hoffen, dass noch mehr Besucher kommen, und dass wir eine Festivaltradition im Kreis Hunedoara bilden. Hunedoara war das Zentrum des dakischen Königreiches, und mit solchen Aktivitäten halten wir die Erinnerung an Dakien wach.“




    Ein Festival dauert in der Regel drei Tage. Am Freitag werden die verschiedenen Lager, die Werkstätte und die Feuerstätte aufgebaut. Wie es weiter geht, erzählt Andrei Pogăciaş:



    Am Freitag holen wir die gesamte Ausrüstung heraus und bauen unsere Lager auf. Am Samstag und Sonntag haben wir am Vormittag verschiedene Aktivitäten mit den Besuchern, vor allem in den Werkstätten, und am Mittag beginnt die richtige Action, die von allen erwartet wird: die Schlacht, die etwa drei Stunden dauert, je nachdem wie das Szenario aussieht. Die Rollen sind klar aufgeteilt, die einen sind Daker, die anderen Römer und die dritte Gruppe stellt Sarmaten dar. Innerhalb einer Armee wei‎ß jeder genau, was er zu tun hat: Einer ist Kommandant, ein anderer ist Adliger, ein anderer ist Handwerker oder Schütze, jeder kennt seine Stellung auf dem Kampffeld, und am wichtigsten ist, auf die Befehle seines Kommandanten zu hören. Auf den ersten Blick scheint das Ganze ein Spiel zu sein, an dem 30- bis 40-jährige Kinder ihren Spa‎ß haben, aber im Feuer des Gefechts ist es nicht leicht zu hören, was der Kommandant schreit. Unsere Kämpfe sind echt, wir haben Waffen aus Metall und Schilder aus Holz mit Metallumrahmung, überall kracht es, das Adrenalin steigt, man hört kaum noch etwas, man wird in den Kampf hineingezogen, der Feind attackiert von allen Seiten, es gibt Momente, wenn man die Gegenwart vergisst und wirklich zum Daker oder zum Römer wird.“




    Nach der Schlacht kommen die Besucher ins Lager, sie stellen Fragen, probieren Kostüme und Waffen aus und beteiligen sich an Aktivitäten in den Werkstätten. Die Ausrüstungen und die Waffen sind historischen Modellen genau nachgebildet und perfekt funktionsfähig. Um Unfälle vorzubeugen wird aber dem Publikum nicht erlaubt, an den Schlachten teilzunehmen. Für Kinder gibt es immerhin leichte Kampfübungen und kurze Schlachten mit Holzwaffen. Anfang Mai findet das erste Geschichtsfestival des Jahres 2015 in Hunedoara (Eisenmarkt) statt. Sie sind alle herzlich eingeladen, das Reenactment einer historischen Schlacht zwischen Daken, Römern und Sarmaten live zu erleben.

  • Im Hatzeger Land: Dinosaurier-Geopark und mehr

    Im Hatzeger Land: Dinosaurier-Geopark und mehr

    Heute reisen wir nach Hațeg (dt. Hatzeg od. Wallenthal, ung. Hátszegvidék). Das Tiefland wird von dem Poiana-Ruscă-Gebirge, dem Ţarcu-Gebirge, dem Gebirgsmassiv Şureanu und dem Retezat-Gebirge umgeben. Die Stadt Hatzeg (dt. Hatzeg oder Hötzing) liegt im Südwesten Siebenbürgens im Landkreis Hunedoara (Eisenmarkt).



    Dank der Geschichte und der wunderschönen Landschaft ist Hatzeg ein ideales Reiseziel. Hier können die Touristen bedeutende Architekturdenkmäler und archäologische Funde besichtigen. Cristian Ciobanu, Verwalter des Dinosaurier-Freilichtmuseums sagte uns, warum es sich lohnt, nach Hatzeg zu kommen:



    Unser Motto lautet »Der Weg durch die Zeit«. Wir laden Sie nicht nur zu einer Reise in einem wunderschönen Naturpark ein, sondern auch zu einer Reise durch die Zeit. Die Gäste dürfen sich das Zeitalter allein aussuchen: Sie können die Steine, die vor 500 Millionen Jahren entstanden sind, oder die Dinosaurier, die vor 70 Millionen Jahren gelebt haben, sehen. Danach können Sie die Epoche, in der die Daker und Römer gelebt haben, oder das Mittelalter wählen. Alles endet mit den Geschichten der Menschen, die in der Gegenwart leben.“



    Der Dinosaurier-Park in Hatzeg ist der erste Geopark in Osteuropa. Er erfreut sich seit 2005 internationaler Anerkennung und wurde Teil des europäischen Geoparknetzes unter Schirmherrschaft der UNESCO. Cristian Ciobanu bringt Einzelheiten:



    Unsere internationale Besonderheit sind die Dinosaurier. Es gibt einzigartige Arten, eine kreidezeitliche Fauna. Vor 70 Millionen Jahren war Hatzeg eine Vulkaninsel in einem Tropenmeer. Die Tiere haben sich angepasst. Alle Dinosaurierarten, die auf unserer Insel lebten, sind einzigartig in der Welt und tragen lokale Namen wie zum Beispiel Hatzegopteryx Transylvanicum. Seit vergangenem Jahr können die Touristen beim Wissenschafts- und Kulturzentrum des Geoparks Dinosaurier sehen und sogar anfassen. Im Zentrum, das in der Gemeinde General Berthelot liegt, kann ein sechs Meter gro‎ßer Magyarosaurus Dacus in natürlicher Grö‎ße bewundert werden. Im Zentrum des Geopark Hatzeg sind weitere zwei Dinosaurier, ein Stämmiger Drache (rum. Balaur bondoc) und ein Zalmoxis Robustus ausgestellt. Alle Dinosaurier sind von dem kanadischen Paleokünstler Brian Cully geschöpft worden. Fossilien, Nester mit Dinosauriereiern, Schildkröten, Krokodilzähne sind ebenfalls ausgestellt worden. 2014 haben wir in der Gemeinde Densuș (Demsdorf) das Vulkanhaus, ein Öko-Museum, gebaut. In diesem Jahr werden wir einen Sensor-Garten errichten, so dass die Touristen die Natur sehen und fühlen können. Wir wünschen uns, dass die Touristen mit der Natur in unmittelbarer Wechselwirkung stehen. Sie sollen begreifen, dass die Natur bedeutend ist und warum ein derartiges Gebiet geschützt werden muss.“



    Hatzeg ist das wertvollste historische und ethnographische Gebiet Rumäniens. Zu besichtigen sind hier auch die Steinkirchen, die dakisch-römischen Ruinen sowie Burgen und Schlösser. Eine der mittelalterlichen Steinkirchen ist die Kirche in Sânpetru (Sankt Peter), ein historisches Denkmal aus dem 14. Jh. mit einem einfachen Umriss und wenigen dekorativen Elementen. Beeindruckend ist die Tatsache, dass die Kirchenmauern Steine der römischen Ruinen beinhalten, die sich in der Nähe befinden. Ein besonderes Element ist der Marmoraltar. Die lateinische Inschrift erzählt von Silvanus, dem römischen Waldgott.

  • Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    Heute reisen wir in den Westen Rumäniens, wo sich eines der bekanntesten mittelalterlichen Schlösser der Region befindet. Das Schloss der Corviner ist nicht nur im Inland von Bedeutung, sondern auch europaweit, denn es ist das besterhaltene gotische Baudenkmal in Südosteuropa. Um es besuchen zu können, müssen Sie nach Hunedoara reisen. Hunedoara ist eine nicht allzu gro‎ße Stadt, sie hat aber eine beeindruckende Geschichte. Sie wurde im Jahr 1256 urkundlich erwähnt und befindet sich im gleichnamigen Landkreis im Südwesten Siebenbürgens.



    Jeder Tourist darf sich auf ein imposantes Denkmal gefasst machen, mit einem geräumigen Hof, riesigen Empfangssälen und dem Rittersaal. Hier kann man eine Ausstellung von Militärtechnik bewundern. Dann gibt es noch den Saal der Hofdamen, den Landtagssaal, aber auch weitere Ausstellungen von mittelalterlichen Gegenständen. Wir haben von Ioan Bodochi, dem Kurator des Schlossmuseums, erfahren, dass man von der Schönheit des Schlosses der Corviner sofort überwältigt wird:



    Wir sind in den Au‎ßenhof angelangt. Der Tourist wird mit Sicherheit von der Arkadengalerie beeindruckt sein. Es handelt sich um eine Galerie mit kleinen Balkonen und spätgotischen Dekorationen über den Fenstern, mit Wappenschildern der Adelsfamilien, die das Schloss verwaltet haben. Nachdem man das Schloss betritt, kann man eine neugotische Galerie bewundern, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. errichtet wurde. Hier kann man auch die einzige Laienfreske im Renaissancestil in Siebenbürgen sehen.“




    Im Mai 2015 soll hier die erste Auflage der Europäischen Messe der Burgen veranstaltet werden. Sieben Paläste, Schlösser und Burgen aus Spanien, Ungarn und Rumänien kündigten ihre Teilnahme an. Das Schloss der Corviner in Hunedoara befindet sich in berühmten Ranglisten der Traumschlösser und ist auch ein Reiseziel der Liebhaber von Opern im Mondlicht. Hier wird das grö‎ßte Freilichtopernfestival Rumäniens, Opera Nights, veranstaltet. Sie können bereits Tickets für dieses beliebte und einzigartige Ereignis buchen, die nächste und damit 5. Auflage findet im Zeitraum 14.-20. Juli 2015 statt.



    In Hunedoara gibt es einen lokalen Ritterorden, der sich vornimmt, die mittelalterliche Tradition wiederzubeleben. David Otto ist der Vizevorsitzende des Verbandes der Ritterorden Huneodara.



    Der Verband wurde 2006 gegründet und stellt das Mittelalter des 14. und 15. Jh. wieder her, besonders die Zeit der Herrschaft von Ioan von Hunedoara (Johann Hunyadi). Wir kommen den Touristen, die das Schloss besuchen, entgegen und führen mindestens einmal im Monat Kämpfe vor und veranstalten Themenschauspiele.“




    Das Schloss der Corviner in Hunedoara wurde neulich bei der Messe Swiss International Holiday Exhibition“ in Lugano sowie bei der Tourismusmesse in London vorgestellt. Dabei konnten die Besucher einen beeindruckenden 3D-Miniaturnachbau des historischen Denkmals bewundern. Die Besucher haben eine App getestet, die jedem Smartphone-Benutzer eine virtuelle Tour des Schlosses mit Kommentaren in fünf Sprachen bietet. Wenn sie einen realen Besuch vorziehen, müssen Sie wissen, dass das Schloss täglich von 9 bis 17 Uhr offen hat. Der Eintrittspreis beträgt 25 Lei (5,5 Euro). Das Aufenthaltsangebot in der Nähe des Schlosses ist sehr vielfältig und bietet Preise für alle Taschen.

  • QSL 8 / 2014: Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    QSL 8 / 2014: Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    Burg Hunedoara (auch als Schloss Hunyadi und Corviner Burg bekannt) gehört zu den bedeutendsten Profanbauten Siebenbürgens und ist eines der wichtigsten gotischen Baudenkmäler in Südosteuropa. Die denkmalgeschützte Burg trägt noch weitere Namen (Burg der Corviner, Burg Corvinus, Schloss Corvinesti, Burg Corvin, Burg Eisenmarkt, Schwarze Burg, Burg Vajdahunyad, Burg Hunyadi), die sich auf ihren Standort oder ihre Eigentümer beziehen.



    Die meisten Forscher sind der Ansicht, dass die erste Festung in Hunedoara (dt. Eisenmarkt, ung. Vajdahunyad) im südwestlichen Siebenbürgen bereits im 14. Jahrhundert entstand. Die Umfriedung war ellipsenförmig, die Mauern aus Dolomit und Kalkstein bis zu zwei Meter breit, die Nordseite hatte vermutlich einen Bergfried.



    Nach 1440 lie‎ß der für Ungarn tätige Staatsmann und Heeresführer Johann Hunyadi (rum. Iancu de Hunedoara) die bereits bestehende Wehranlage zur Stammburg der Hunyadis umbauen. Die Umfriedung wird verdoppelt und mit Schie‎ßscharten versehen, mehrere Rundtürme und rechteckige Türme flankierten die Wehranlage. Die Rundtürme waren ein Novum in der damaligen militärischen Architektur Siebenbürgens, das Erdgeschoss bestand aus vollem Mauerwerk, die beiden Obergeschosse dienten als Wohnraum und Verteidigungsanlage. In einem der Rundtürme, dem Capistrano-Turm, ist ein restaurierter gotischer Kamin erhalten, der einzige dieser Art im gesamten Bauwerk. Erwähnenswert ist auch der bemalte Streitkolben-Turm mit einem einzigen Obergeschoss: Das Au‎ßenfresko enthält geometrische Motive als dekorative Ergänzung der Schie‎ßscharten.



    Die rechteckigen Türme im Nordwesten und Südosten der Burg, der Alte und Neue Torturm, hatten breite, befahrbare Eingänge und waren für die Verteidigung sowohl mit Pfeil und Bogen als auch mit Feuerwaffen ausgerüstet. Die Eingänge selbst sind als bewegliche Pfeilerbrücken konzipiert. Interessant ist auch der mit einer Legende behaftete Brunnen zwischen der alten und der neuen Umfriedungsmauer. Der Erzählung nach wurde der 28 Meter tiefe Brunnen im Hof der Burg von drei türkischen Gefangenen gegraben, denen ihre Freiheit versprochen wurde, wenn sie so lange graben, bis sie das Wasser erreicht hätten. Als diese nach 15 Jahren Arbeit ihre Aufgabe erfüllt hatten, wollten ihre Auftraggeber ihr Versprechen nicht halten. Nach der Legende zeuge eine Aufschrift der Gefangenen an einer Burgwand in Brunnennähe von der gro‎ßen Niedergeschlagenheit der Türken. Sie lautet: Ihr habt vielleicht Wasser, aber kaum Gefühle.“



    Generell gilt die Errichtung der Corviner Burg als im Jahr 1446 abgeschlossen, dem Jahr, in dem Johann Hunyadi zum Reichsverweser von Ungarn wurde und fortan mehr Zivilbauten in Auftrag gab. Aus dieser Zeit stammt dennoch die Kapelle an der Ostseite des Schlosses. Das rechteckige Kirchenschiff folgt einem Vorschiff, über den sich auf hexagonalen Pfeilern stützend die Empore erhebt. Der Sakralbau entspricht somit den lokalen Zügen der Gotik.



    Das eigentliche Schloss steht an der Westseite der Wehranlage und umfasst den Rittersaal, den Saal des siebenbürgischen Landtags und die Wendeltreppe. Beide Säle haben einen rechteckigen Grundriss und sind zweigeteilt durch fünf oktogonale Marmorpfeiler mit Kreuzrippen und verzierten Kragsteinen. Gewölbe und Schlussstein sind im spätgotischen Stil.



    Zu den militärischen Anbauten sind die Galerie und der Turm namens Nebojsa“ zu zählen. Der Name entstand vermutlich unter dem Einfluss serbischer Söldner, auf Serbisch bedeutet не бој се (ne boj se) fürchtet euch nicht“. Der Turm hat fünf Obergeschosse, die allesamt mit Schie‎ßscharten versehen sind. Vom Turm zum Schloss führt eine 33 Meter lange Galerie, die sich auf massiven Pfeilern aus Kalksandstein stützt.



    Eine zweite Bauphase wird mit dem Tod Johann Hunyadis und den darauffolgenden Kämpfen um den ungarischen Thron eingeleitet. Nach 1458 wird ein neuer Flügel an der Nordseite angelegt, der aus Bogenhallen besteht; die Innenmalerei mit weltlichem Sujet gilt als einzigartig. Den letzten Schliff erhält die Burg um das Jahr 1480, Experten sind der Meinung, dass das Schloss den ähnlichen Bauten seiner Zeit aus Westeuropa in nichts nachstand.



    Im 16. Jahrhundert werden hauptsächlich weitere Zivilbauten im Bereich des Alten Turms errichtet. Im 17. Jahrhundert lässt der siebenbürgische Fürst Gabriel Bethlen Änderungen am Bauwerk durchführen, die dem Zeitgeist entsprachen. An der Ostseite entsteht ein neues, zweistöckiges Gebäude mit Wohnräumen namens Gro‎ßer Palast. Der Landtagssaal wird völlig umgebaut, die gotische Ornamentik wird entfernt und die innenräumliche Gestaltung verändert. Auch die Kapelle muss dem Stil der Epoche und dem Geschmack des neuen Besitzers folgen: Die gotischen Gewölbe werden entfernt und die Spitzbogenfenster werden durch rechteckige ersetzt. Es entstehen ferner weitere militärische Anbauten wie der Wei‎ße Turm und die Artillerie-Terrasse. Ebenfalls im 17. Jahrhundert wird der au‎ßerhalb der Burg liegende Husarenhof eingerichtet, der die Wohnräume des Verwalters und der Kanzleibediensteten, die Hütten der Jagdhunde, die Speisekammern und das Futterlagerhaus beherbergte.



    Das 19. Jahrhundert bringt die wichtigsten Restaurierungs- und Erneuerungsarbeiten mit sich. Die Fassade des Gro‎ßen Palastes und die aufgestockten Dächer mit glasierten Ziegelsteinen stammen aus dieser Zeit und sind in dieser Form bis heute enthalten. Die Artillerie-Terrasse wird mit einer Mauer mit Zinnen und einem Wachturm versehen, um die Attraktivität des Bauwerks zu erhöhen. Eine grö‎ßere Instandsetzung erfolgte im Jahre 1817. In diesem Jahr unternahm Kaiser Franz I. mit seiner vierten Ehefrau Karoline Auguste von Bayern eine Reise nach Siebenbürgen. Nach einem dreitägigen Hoflager in der Burg stellte der Kaiser für die dringendsten Renovierungen einen Betrag von drei‎ßigtausend Gulden zu Verfügung. Grö‎ßere Renovierungsarbeiten an der Ruine wurden erst im Jahr 1868 unter dem Architekten Ferencz Schulcz aufgenommen. Dieser begann unter anderem mit der Wiederherstellung der gotischen Architektur im Rittersaal und der Restaurierung alter Skulpturen. Nach seinem Tod setzte Imre Steindl, der Erbauer des Parlamentsgebäudes in Budapest, die Arbeiten bis 1874 unter anderer Gewichtung fort. Steindl war aber offensichtlich nicht an einer Wiederherstellung, sondern an einer Erneuerung der Burg interessiert. Die Burg hat aus heutiger Sicht stark unter den inadäquaten Restaurierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts gelitten.



    Zur heutigen Nutzung: Das Schlossmuseum wurde im Jahr 1974 eröffnet. Zu Beginn beherbergte das Museum mittelalterliche Stücke. Die Sammlungen erweitere man später um Archäologie, Völkerkunde, dekorative Kunst und alte Bücher. Das Museum beschäftigt sich seit 1990 auch mit antiker Geschichte und bringt eine eigene Schriftenreihe heraus, die bislang 10 Bände umfasst.



    Eine Besichtigung der Burg einschlie‎ßlich Museumsbesuch oder eine Anmietung für kommerzielle Filme ist nach vorheriger Absprache möglich. Die Burg ist ganzjährig öffentlich zugänglich. Spezielle Führungen für Einzelpersonen und Gruppen werden angeboten. Regelmä‎ßig werden auf dem Burggelände mittelalterliche Veranstaltungen bzw. Feste durchgeführt.



    Die Burg wird oft als Filmkulisse vermietet. Eine Vielzahl von rumänischen und internationalen Film-Produktionen (künstlerische Filme, Dokumentarfilme oder Werbespots) wurde bereits dort gedreht.




    Quellen:



    www.castelulcorvinilor.ro



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