Tag: Emanuel Parvu

  • Rumänischer Film “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” mit der Queer Palm ausgezeichnet

    Rumänischer Film “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” mit der Queer Palm ausgezeichnet

    Seit ihrer Einführung im Jahr 2010 wurde die Queer-Palme an Produktionen verliehen, die die Vielfalt widerspiegeln. Emanuel Pârvu wurde auf dem roten Teppich von den Schauspielern Bogdan Dumitrache, Valeriu Andriuță, Ciprian Chiujdea und Ingrid Micu-Berescu begleitet. Die Produktion wurde in Rumänien auf dem Transylvania International Film Festival in Cluj Napoca vom 14. bis 24. Juni gezeigt.

    “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” ist der letzte Teil einer Trilogie, zu der auch ”Meda oder die nicht so helle Seite der Dinge”, Pârvus erster Spielfilm, sowie ”Marokko” gehören. ”Meda” gewann zwei Preise auf dem Sarajevo Film Festival 2018 und ”Marokko” wurde für das San Sebastian Festival 2021 ausgewählt. Emanuel Pârvu: “Die Tatsache, dass ich diesen Preis gewonnen habe, bedeutet nicht, dass ich dieses Thema nicht wieder aufgreifen werde. Meiner Meinung nach, kann es nie erschöpft werden. Die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist meiner Meinung nach die stärkste Form der Liebe und ein Thema, das endlos erforscht werden kann. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob das, was ich in Zukunft zu diesem Thema hinzufügen könnte, zu den Filmen passen würde, die ich bisher gemacht habe. Ich kann sagen, dass diese Themen sehr herausfordernd waren, und ich habe sie genossen.

    Natürlich werde ich mich weiterhin mit diesem Thema beschäftigen, ich interessiere mich für die Beziehungen zwischen den Menschen, und das werde ich auch in meinen zukünftigen Projekten behandeln, aber auf eine andere Art und Weise. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern war kein einfaches Thema, es hat mich sehr beschäftigt und es hat mich nachts nicht schlafen lassen. Nach dieser Trilogie freue ich mich auf eine Pause. Ich denke, das hat auch seinen Sinn.”

    Emanuel Pârvu führte bei zahlreichen Theateraufführungen Regie, bevor er sich dem Kino zuwandte. Sein Debütprojekt “Sector S” wurde für die Preise des rumänischen Theaterverbands nominiert. Als Darsteller hat er unter anderen in den Produktionen “Bacalaureat” von Cristian Mungiu und “Porträt des Kämpfers als junger Mann” von Constantin Popescu gespielt. Seine Doktorarbeit befasst sich mit den Strukturen des Dramas und seit einigen Jahren unterrichtet er an der Fakultät für Philosophie der Ovidius-Universität in Constanța.

    Emanuel Pârvu: “Ich mache nie zwei Projekte zur gleichen Zeit. Ich kann mich nicht auf eine Rolle konzentrieren und gleichzeitig bei einem Film Regie führen. Ich weiß, dass viele das machen, aber für mich funktioniert das nicht. Ich konzentriere mich gern auf eine einzige Sache und widme mich ganz diesem Projekt. Auch meine Lehrtätigkeit liegt mir sehr am Herzen. Zusammen mit Adrian Titieni und Daniela Vitcu, der Dekanin der Kunstfakultät der Ovidius-Universität in Constanța, haben wir den ersten und einzigen Masterstudiengang für Filmschauspiel in Rumänien gegründet. Ich denke, es ist wichtig, dass es dieses Programm an einer staatlichen Universität gibt und ich bin sehr engagiert in meiner Lehrtätigkeit und in der Beziehung zu den Studenten. Vielleicht weil ich ein 14-jähriges Kind habe, bin ich sehr an den nächsten Generationen interessiert.

    Wir sollten uns alle darüber im Klaren sein, dass in den letzten 20 Jahren Sport und Kino die einzigen international erfolgreichen Bereiche waren, die aus Rumänien stammten, dank Leuten wie Simona Halep, Cristina Neagu und David Popovici und einer Reihe von Filmregisseuren. Deshalb möchte ich in meine Lehrtätigkeit investieren, denn mich interessiert, was mit der Zukunft des Landes geschieht. Ich möchte, dass wir nicht als zweitklassige Bürger angesehen werden, die nur zum Erdbeer- und Spargelpflücken taugen.

    Ich bin persönlich sehr stolz darauf, Rumäne zu sein, und ich bin an der Zukunft dieses Landes und seines Bildungssystems interessiert. Ich glaube, dass sich durch die Menschen viel Gutes aufbauen lässt, und so können wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln.” “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” ist eine Produktion des Kulturverbands FAMArt. Das Drehbuch stammt von Emanuel Pârvu und Miruna Berescu, die Kameraführung von Silviu Stavilă, der Schnitt von Mircea Olteanu, das Bühnenbild und die Kostüme von Bogdan Ionescu.

  • Regisseur Emanuel Pârvu: „Mir geht es um die menschlichen Beziehungen“

    Regisseur Emanuel Pârvu: „Mir geht es um die menschlichen Beziehungen“

     

     

    Seit der Einführung des Sonderpreises im Jahr 2010 wurden mit der Queer Palm in Cannes bemerkenswerte Filme ausgezeichnet, die sich dem Thema der Diversität menschlicher Sexualität und geschlechtlicher Identität widmen. Der Preis wurde dem Regisseur Emanuel Pârvu vom belgischen Filmemacher Lukas Dhont überreicht, der 2018 für „Girl“, seinen ersten Spielfilm über eine Transgender-Ballerina, dieselbe Auszeichnung erhalten hatte.

    In der Begründung der Jury hieß es: „Ein System der Gewalt kommt hier schonungslos unter das Seziermesser. Die Perspektive enthüllt langsam die patriarchalische Welt, in der unsere Figuren aufgewachsen sind, in der der eigene Existenzraum durch tief verwurzelte Gedankenstrukturen unmöglich gemacht wird. In diesem faszinierenden Film scheinen die Menschen wie von Fäden festgehalten zu werden, die sie vom Licht wegziehen, bis einige von ihnen beginnen, sich zu befreien.“

     

    Neben Regisseur Emanuel Pârvu schritten auch die Schauspieler Bogdan Dumitrache, Valeriu Andriuță, Ciprian Chiujdea und Ingrid Micu-Berescu über den roten Teppich. Die rumänische Premiere von „Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“ findet im Rahmen des Transilvania International Film Festival (TIFF) Mitte Juni in Klausenburg statt. „Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“ schließt die Trilogie des Filmemachers ab, die mit „Meda oder Der nicht so glückliche Sachverhalt“ (zwei Auszeichnungen beim Sarajevo Film Festival 2018 für die beste Regie und den besten Hauptdarsteller), dem Spielfilmdebüt von Emanuel Pârvu, begann und mit „Marokko“ (ausgewählt für das San Sebastian Film Festival 2021) fortgesetzt wurde.

     

    Der Regisseur Emanuel Pârvu eröffnete, wie er den Stoff für seine Filme findet:

    Ich würde nicht sagen, dass ich mich nach meinen bisherigen Filmen derselben Thematik nie wieder nähern werde. Für mich schließt sich mit dieser letzten Debatte zwar ein Kreis, aber ich denke, die Diskussion, die ich anstoße, kann ewig weitergehen. Die Liebe zwischen Kindern und Eltern etwa, die meiner Meinung nach die stärkste Form der Liebe ist, bleibt ein Gebiet, das endlos erforscht werden kann. Ich weiß allerdings nicht, ob meine künftigen Projekte zu diesem Thema zu meinen bisherigen Filmen passen werden. Ich kann nur sagen, dass ich mich mit diesen Sujets wirklich schwer getan habe, sie haben mir wirklich Spaß gemacht. Natürlich werde ich mich weiterhin mit damit befassen, mir geht es um die menschlichen Beziehungen schlechthin, darum werden sich auch meine künftigen Filme drehen, aber ich werde nach anderen Wegen suchen. Diese Eltern-Kind-Bindung war kein einfaches Thema, es war ein Thema, das mich sehr beschäftigt hat, das mich nachts wach gehalten hat, das mein Innenleben gequält hat. Deshalb ist nach dieser Trilogie eine Pause sehr willkommen. Ich glaube, dass auch diese Phasen des Innehaltens ihren Sinn haben, man kann sich nicht ständig verausgaben.“

     

    Emanuel Pârvu führte bei zahlreichen Theaterstücken Regie, bevor er sich dem Film zuwandte; sein Debütstück „Sector S“ wurde für die Preisverleihung der rumänischen Theaterunion UNITER nominiert. Er ist auch ein begabter Schauspieler, der in Filmen wie „Abitur“ (Regie: Cristian Mungiu), „Porträt des Kämpfers in seinen jungen Jahren“ (Regie: Constantin Popescu), „Die Geburtstagsfeier“ (Regie: Dan Chișu), „Das Wunder“ (Regie: Bogdan Apetri) und „Familienangelegenheiten“ (Călin Peter Netzer) denkwürdige Rollen spielte. Seine Doktorarbeit setzt sich mit dramaturgischen Strukturen auseinander. Seit mehreren Jahren unterrichtet Emanuel Pârvu an der Hochschule für Darstellende Kunst der Ovidius-Universität in Constanța. Im Folgenden spricht er über seine pädagogischen Ansätze.

    Ich arbeite nie an zwei Projekten gleichzeitig, ich kann mich z.B. nicht auf eine Rolle konzentrieren und gleichzeitig Regie führen. Ich weiß, dass es Kollegen von mir gibt, die das können, aber bei mir funktioniert das nicht, ich konzentriere mich gerne auf eine Sache und widme mich gänzlich dem betreffenden Projekt. Auch meine Lehrtätigkeit liegt mir sehr am Herzen. Zusammen mit dem Schauspieler Adrian Titieni und Daniela Vitcu, der Dekanin der Kunstfakultät der Ovidius-Universität in Constanța, habe ich den ersten und bisher einzigen Masterstudiengang für Filmschauspiel in Rumänien ins Leben gerufen. Ich halte es für sehr wichtig, dass dieser Masterstudiengang an einer staatlichen Universität angeboten wird, denn mir liegt sehr viel an den Begegnungen mit unterschiedlichen Studenten. Vielleicht auch, weil ich ein vierzehnjähriges Kind habe, bin ich sehr an der nächsten Generation interessiert. Denn wir sollten nicht vergessen, dass in den letzten zwanzig Jahren in Rumänien nur der Sport und der Film internationale Erfolge feiern konnten. Sportlerinnen wie Simona Halep, Cristina Neagu, der Schwimmer David Popovici und zahlreiche Filmregisseure haben internationale Erfolge auf höchstem Niveau erlebt. Deshalb will ich auch in meine Lehrtätigkeit investieren, denn mich interessiert die Zukunft des Landes. Ich bin sehr daran interessiert, wie sich die jungen Menschen entwickeln, ich möchte nicht, dass wir als Bürger zweiter Klasse in Europa betrachtet werden, die nur zum Erdbeerpflücken oder Spargelstechen eingesetzt werden. Ich persönlich bin sehr stolz auf meine Heimat, und deshalb erachte ich auch die Zukunft des Bildungswesens in diesem Land als wichtig. Ich glaube, dass durch die Menschen viel Gutes geschaffen werden kann und dass wir uns nur so als Gesellschaft weiterentwickeln können.“

     

    Der Film „Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“ ist eine Produktion des Vereins FAMArt. Das Drehbuch stammt von Emanuel Pârvu und Miruna Berescu, für das Bild zeichnet Silviu Stavilă, den Schnitt bewerkstelligte Mircea Olteanu, das Bühnenbild und die Kostüme entwarf Bogdan Ionescu.