Tag: Endverbraucher

  • Energiepreiskrise: Koalition uneinig über Hilfsmaßnahmen

    Energiepreiskrise: Koalition uneinig über Hilfsmaßnahmen





    In Rumänien sind die Strom- und Gasrechnungen in den letzten Monaten regelrecht explodiert — viele Endverbraucher staunten nicht schlecht, als da Beträge zu lesen waren, die das Vier- bis Fünffache im Vergleich zur Zeit vor der Liberalisierung des Energiemarktes ausmachten. Die Regierung schiebt das den Energieerzeugern und -lieferanten in die Schuhe, denn — so die offizielle Erklärung — die Exekutive habe bereits im Oktober mit einem Gesetz reagiert, das die Liberalisierung über einen begrenzten Zeitraum stufenweise abmildert. Konkret wurde der Energiepreis im Zeitraum 1. November 2021 — 1. April 2022 auf umgerechnet 20 Eurocents pro kWh für Strom bzw. auf rund 7,5 Eurocents pro kWh für Gas gedeckelt. Au‎ßerdem übernimmt der Staat einen Teil der Rechnung für Endkonsumenten, vorausgesetzt der Verbrauch von Gas oder Strom hält sich in bestimmten Grenzen.



    Nun will die Regierung das entsprechende Gesetz novellieren, sagt Energieminister Virgil Popescu, so dass Energielieferanten, die das bisherige Deckelungs- und Kompensationsgesetz ignoriert haben, gezwungen werden, die überhöhten Rechnungen für Endverbraucher erneut auszustellen. Die Rede ist auch von der Erhöhung der staatlichen Kompensationen für Gasrechnungen, au‎ßerdem soll die Entkopplung der Schuldner im häuslichen Bereich von der Gaslieferung unterbunden werden. Die Ma‎ßnahmen sollen zudem auch für die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft gelten, so Energieminister Virgil Popescu, der sich allerdings nicht schlüssig ist, wie das zu finanzieren ist:



    Ab 1. Februar diskutieren wir auch über ein Kompensationspaket für die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft. Die Rede ist von einem zusätzlichen Preisnachlass für Gasverbrauch in diesen Wirtschaftsbranchen. Dabei könnten wir entweder das Skonto von 33% auf 50% erhöhen oder die MwSt. für Erdgas senken. Wir werden also Lösungen finden müssen, wie wir ab 1. Februar bzw. ab 1. April nach diesem Schema weiter vorgehen.“



    Die Preiskrise und die überteuerten Rechnungen für Gas und Strom sorgen auch für politischen Zündstoff in der Koalition — namentlich zwischen den Gro‎ßkoalitionären PSD und PNL. Rücktrittsforderungen gegenüber dem liberalen Energieminister oder der Leitung der einschlägigen Regulierungsbehörde wechselten sich mit Beschwichtigungen ab, man möge die Situation in Einvernehmen lösen. Die Sozialdemokraten sind gegen eine Preisdeckelung und Kompensationen durch den Staat und setzen eher auf eine MWSt.-Senkung oder zumindest Deckelung derselben. Auch eine Tagung des Obersten Verteidigungsrates (CSAT) wurde ins Gespräch gebracht. PSD-Chef Marcel Ciolacu lie‎ß dabei die Gelegenheit nicht aus, dem Koalitionspartner eins auszuwischen:



    Es liegt auf der Hand, dass wir voll in der Krise stecken. Und ich glaube, dass die Menschen von dieser Regierungskoalition, die sich einer komfortablen Mehrheit im Parlament erfreut, eine schnelle Lösung erwarten. Nicht erst ab dem 1. April, sondern jetzt.“



    PNL-Chef Florin Cîțu lie‎ß das nicht auf seine Partei sitzen und konterte, man müsse auf pragmatische Lösungen setzen, statt populistische Stellungnahmen abzugeben oder den Staatshaushalt zusätzlich zu belasten.



    Man sollte eher priorisieren. Bevorteilende Ma‎ßnahmen sind unangebracht, ebenso leere Versprechen, dass die Regierung die Rechnungen für alle übernimmt oder Gebühren abschafft. Sonst könnten wir sehr schnell aus dem Gleichgewicht kommen, das wir in den letzten Jahren in der Wirtschaft erzielt haben.“



    Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sind sich hingegen diesmal einig zum strittigen Thema der höheren Energiepreise und wie damit umzugehen sei: Sie fordern einstimmig eine Deckelung der Rechnungen für Strom und Gas, und zwar sowohl für Endverbraucher als auch für empfindliche Wirtschaftsakteure. Ohne systematische und einheitliche Ma‎ßnahmen würden viele Unternehmen in den Bankrott getrieben, so die Stellungnahme der Gewerkschaften und Arbeitgeber.

  • Erhöhte Stromrechnungen: Staat will Endverbrauchern unter die Arme greifen

    Erhöhte Stromrechnungen: Staat will Endverbrauchern unter die Arme greifen

    Das rumänische Parlament hat Vertreter der Nationalen Regulierungsbehörde im Energiebereich (ANRE) zu einer Anhörung vor einem Untersuchungsausschuss vorgeladen. Konkret soll in Erfahrung gebracht werden, warum die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes am 1. Januar bzw. 1. Juli 2021 zu einer beispiellosen Erhöhung der Rechnungen für Endverbraucher geführt hat — in manchen Fällen erhielten die Haushalte bis zu doppelt so hohe Strom- und Gasrechnungen wie bis zur Freigabe des Marktes. Eine Erhöhung der Preise habe man zwar in Kauf genommen, allerdings nicht in einer solch galoppierenden Entwicklung, sagen die Vertreter der Regulierungsbehörde, die auch darauf verweisen, dass die EU-Vorschriften staatlichen Behörden streng untersagen, Einfluss auf die Preisbildung zu nehmen. Den Endverbrauchern könnte man dennoch unter die Arme greifen, indem der Staat bestimmte Gebühren, die auf der Rechnung stehen, übernehmen würde, so etwa die sogenannten grünen Zertifikate für Öko-Strom-Erzeugung und die Abgabe für Kogenerierung, auch Kraft-Wärme-Kopplung genannt. Dadurch würden die Energierechnungen für Endverbraucher um bis zu 15% niedriger anfallen, so die Vertreter der Regulierungsbehörde.



    Ein Tropfen auf den hei‎ßen Stein, sagen Kritiker dazu, au‎ßerdem könne ein entsprechender Regierungsbeschluss nur auf sechs Monate beschränkt werden, um die weiteren Entwicklungen auf dem Energiemarkt unter Beobachtung zu halten. Derzeit bezahlen alle Energieverbraucher in Rumänien nebst dem eigentlichen Energiepreis die Gebühr für erneuerbare Energieerzeugung und die Abgabe für effiziente Kogenerierung. Der parlamentarische Ausschuss forderte die Vertreter der Regulierungsbehörde auf, demnächst weitere Ma‎ßnahmen zu erarbeiten, um den Endverbrauchern die Bezahlung der horrenden Preise zu erleichtern.



    Auch der rumänische Energieminister Virgil Popescu musste vor wenigen Tagen Rechenschaft vor der Abgeordnetenkammer des Parlaments ablegen. Der Minister sagte, dass nicht Rumänien allein von der Preiserhöhung für Gas und Strom betroffen sei, weltweit stiegen die Energiepreise und die Europäische Kommission werde demnächst eine Reihe von Empfehlungen formulieren, wie die einzelnen Mitgliedsstaaten den Verbrauchern helfen können, ohne den freien Wettbewerb auf dem Markt einzuschränken. Zuvor war der Minister auch dem parlamentarischen Ausschuss Rede und Antwort gestanden. Dabei hatte er versichert, dass die Regierung eine Eilverordnung plane, mit der die Stromrechnung für über 60% der Endverbraucher durch staatliche Kompensationen teilweise entlastet werden soll. Auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollen ab dem 18. November staatliche Hilfen für die Begleichung der Stromrechnung flie‎ßen.



    Die staatliche Energie-Regulierungsbehörde (ANRE) empfiehlt indessen den Endverbrauchern, neue, auf den persönlichen Verbrauch abgestimmte Verträge mit dem Energielieferanten ihrer Wahl abzuschlie‎ßen, denn die meisten Haushalte haben immer noch allgemeine Lieferverträge, und die nicht auf den Kunden zugeschnittenen Lieferpreise werden ab nächstem Jahr höchstwahrscheinlich weiter steigen. Aktuell verfügen etwa 57% der Kunden in Rumänien über individuell ausgehandelte Stromlieferungsverträge. Damit belegt Rumänien den ersten Platz in der EU hinsichtlich der Geschwindigkeit des Übergangs vom regulierten zum freien Energiemarkt.

  • Energiemarkt: Liberalisierung bringt Teuerungswelle

    Energiemarkt: Liberalisierung bringt Teuerungswelle

    Laut Angaben des staatlichen Energieförderungsunternehmens Transelectrica sei der erhöhte durchschnittliche Energieverbrauch von zusätzlich rund 1000 MW pro Tag in den letzten Wochen aus Importen gedeckt worden. Die wichtigsten Energieerzeuger sind nach wie vor Wasserkraftwerke, gefolgt von Kohlekraftwerken, dem AKW in Cernavodă und weiteren Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen. Photovoltaik, Windenergie und Biomasse stellen nur einen Bruchteil der rumänischen Energieproduktion dar. Rumänien verfügt nur über geringe Kapazitäten für die Erzeugung von kostengünstigem Strom, in den letzten sechs Jahren wurden keine Investitionen in neue, moderne und umweltschonende Energiequellen getätigt.



    Kurzfristig wird sich das auch nicht ändern, die Rumänen sind daher gut beraten, auf den Energieverbrauch zu achten, um keine überteuerten Stromrechnungen bezahlen zu müssen. Die Energiepreise sind in ganz Europa in die Höhe geschnellt, denn die allmähliche Wiederankurbelung der Volkswirtschaften hat auch den Energiebedarf erhöht. In Rumänien wurde darüber hinaus der Markt für Gas und elektrischen Strom am 1. Juli komplett liberalisiert — für Endverbraucher hei‎ßt das nun höhere Ausgaben — und nicht allein für die Stromrechnung. Dem Nationalen Statistikinstitut (INS) zufolge betrug die Inflationsrate im Juli 5%, Notenbankchef Mugur Isărescu geht in seiner Prognose von 5,6% bis Jahresende aus.



    Mit den angestiegenen Energiepreisen geht auch eine Teuerungswelle einher. Elektrizität kostet nun um 25% mehr, für Gas bezahlt man auch um 20% mehr als vor der Liberalisierung, Autofahrer müssen an der Tanksäule nun auch um 13% mehr für Treibstoff hinblättern. Das hat auch die Preise der sogenannten Non-Food-Produkte um 8% verteuert, in den kommenden Wochen ist eine generelle Erhöhung der Preise für sämtliche Handelswaren und Dienstleistungen zu erwarten.



    Der liberale Ministerpräsident Florin Cîțu sieht allerdings keinen Grund zur Besorgnis — die Verteuerung sei nur eine temporäre Erscheinung und z.T. auch auf die gestiegenen Einkommen der Bevölkerung zurückzuführen. Die sozialdemokratische Opposition ist da ganz gegensätzlicher Meinung: Die rücksichtslose“ Liberalisierung des Energiemarktes habe zum explosionsartigen“ Anstieg der Preise geführt, was besonders sozial schwache Endverbraucher wie Rentner, Geringverdiener und kinderreiche Familien belastet. Der Sozialdemokratischen Partei (PSD) zufolge, die sich auf das Nationale Statistikinstitut beruft, konfrontieren sich 41% der Haushalte in städtischen Ballungsräumen und 36% der Haushalte im ländlichen Bereich mit Zahlungsrückständen bei der Begleichung der üblich anfallenden Rechnungen. Die PSD fordert daher die Erarbeitung und Verabschiedung eines Gesetzes zum Schutz der sozial gefährdeten Endverbraucher.