Tag: Erwärmung

  • Globale Erwärmung: Sind Klimaziele noch erreichbar?

    Globale Erwärmung: Sind Klimaziele noch erreichbar?

    Das Pariser Abkommen, das vor einigen Jahren zwischen den 195 UN-Mitgliedsstaaten geschlossen wurde, sieht die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius gegenüber dem Niveau der Vorindustriezeit vor. Das Paradox dabei: Je mehr sich die Situation vor Ort verschlechtert, desto mehr scheinen auch die politischen Ma‎ßnahmen abzunehmen, schätzt der UN-Beamte. Er fügte hinzu, dass die kleinen Inselstaaten, die in der Tat Spitzenreiter sind, am meisten zu leiden haben werden.



    Die Oberhäupter der Staaten auf den Pazifikinseln haben somit auch eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die davor warnt, dass der Klimawandel zu einer globalen Katastrophe führen wird. Der Brief besagt, dass der Pazifikraum im Wettlauf gegen die Zeit ist, und hunderte von kleinen Inseln und die Menschen, die sie bewohnen, sind in Gefahr. Die Staatschefs haben davor gewarnt, dass die Verluste bereits erheblich sind, es werden Hochwasser und Folgen von extremen Wetterverhältnissen verzeichnet. Antonio Guterres sagte au‎ßerdem, dass die Rettung des Pazifiks unabdingbar ist, um die Welt zu retten. Und das alles, während die Temperaturen steigen, die Niederschlagsmuster sich verändern, Gletscher mit einer alarmierenden Geschwindigkeit schmelzen und der durchschnittliche Meeresspiegel weltweit zunimmt.



    Ohne dass dies der alleinige Grund ist, wird die Erwärmung durch die Erhöhung der Treibgaskonzentrationen in der Atmosphäre verursacht, als Folge der Emissionen der menschlichen Aktivitäten. Und die Lösung liegt auf der Hand: Um den Klimawandel einzudämmen, müssen wir diese Emissionen reduzieren oder verhindern. Wie? Durch Ma‎ßnahmen. Und hier wird es etwas komplizierter. Eingeladen bei Radio Rumänien ist Lavinia Andrei, Vorsitzende der Stiftung Terra Millennium III. Sie erläutert, unter Bezugnahme einschlie‎ßlich auf die Vorschläge betreffend die Treibgasemissionen, die bei dem EU-Gipfel in Sibiu (Hermannstadt) von einigen EU-Ländern unterbreitet wurden, die vom Französischen Präsidenten Emmanuel Macron geforderten Ma‎ßnahmen:



    Jede Ma‎ßnahme bedeutet eigentlich die Umsetzung von Ma‎ßnahmen in der Wirtschaft, in der Industrie, grundsätzlich radikale Ma‎ßnahmen. Der Vorschlag von acht europäischen Ländern, der irgendwie von Präsident Macron weitergeführt wurde, dass wir bis zum Jahr 2050 Null-Emissionen erreichen sollten, würde für uns in Rumänien zum Beispiel bedeuten, keine Kohle mehr zu verwenden. Nun soll dies nicht morgen passieren, denn wir haben noch drei Jahrzehnte vor uns. Aber um diesen Übergang zu schaffen, müssen Ma‎ßnahmen bereits jetzt getroffen werden. Und wir müssen wissen, was wir tun, womit wir was ersetzen. Was passiert mit den Menschen in diesem Arbeitsfeld? Womit werden sie sich beschäftigen?“




    Darüber hinaus gibt es auch den Druck der Wirtschaft, der überhaupt nicht zu vernachlässigen ist, erinnert Lavinia Andrei. Ma‎ßnahmen, die vor allem die Landwirtschaft und den Umweltschutz betreffen, zählen zu den ehrgeizigen Vorschlägen, die das französische Staatsoberhaupt unterbreitet hat. Es berichtet die Korrespondentin von Radio Rumänien in Paris, Daniela Coman:



    Die Halbierung des Einsatzes von Chemikalien, die zur Bekämpfung der Schädlinge und Krankheiten in der Landwirtschaft verwendet werden, die Belohnung mit zusätzlichen EU-Mitteln der Landwirte, die sich verpflichten, sauberer und gesünder zu produzieren, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren, die eine natürliche Verbesserung des Bodens vornehmen, Bio-Lebensmittel produzieren, Ma‎ßnahmen ergreifen, um die Bienen zu retten. Diese sind nur einige der Initiativen, die Emmanuel Macron auf europäischer Ebene fördern will.“




    25% des EU-Haushalts sollten für Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels bereitgestellt werden, glaubt Macron. Europa ist der drittgrö‎ßte Erzeuger von Treibgasemissionen weltweit, nach China und den USA, erinnert Professor Mircea Duţu. Er erklärt die Zurückhaltung einiger Länder, was den Brief der acht anbelangt — dem sich später auch Lettland angeschlossen hat –, durch die Tendenz, sich in letzter Zeit den nationalen Prioritäten zuzuwenden:



    In Sibiu hat sich in Bezug auf die Einstellungen gegenüber diesem Dokument ein Riss in Europa gezeigt. Erstens hat dieses Frankreich-Deutschland-Duo diesmal nicht funktioniert, dem es in der Regel gelingt, bestimmte Entscheidungen auf EU-Ebene durchzusetzen. In dieser Situation sah sich der französische Präsident gezwungen, Verbündete in anderen Ländern zu finden. Denn aus Gründen der Innenpolitik und wegen der Schwierigkeiten, die es bei der Verringerung von Treibgasemissionen hat, lehnt Deutschland eine derartige Idee im Grunde nicht ab, verschiebt jedoch den Augenblick, in dem es sich anschlie‎ßen wird.“




    Deutschland und die osteuropäischen Länder glauben, dass das Ziel 2050 zu ehrgeizig sei und der europäischen Wettbewerbsfähigkeit schaden würde. Sie wollen einen Aufschub, vielleicht bis auf 2060. Umweltschützer wollen auf der anderen Seite, dass sich die Weltführer zu einem ehrgeizigeren Zeitplan verpflichten. Ihr Argument ist, dass die jüngsten Proteste zu Fragen des Klimawandels zeigen, dass die EU-Bürger schnell reagieren.

  • Klimawandel: Werden wir in Zukunft mit Umweltflüchtlingen konfrontiert?

    Klimawandel: Werden wir in Zukunft mit Umweltflüchtlingen konfrontiert?

    Wenn Ihnen der aktuelle Flüchtlings-Exodus von gro‎ßem Ausma‎ß vorkommt, stellen Sie sich ein hundertmal grö‎ßeres Phänomen vor, das in der nahen Zukunft vorkommen wird.“ So lautet die pessimistische Vorhersage der deutschen Experten vom Max-Planck-Instituts für Chemie, laut dem in Zukunft mehr als 500 Millionen Menschen wegen der globalen Erwärmung ihre Heimatorte verlassen müssen werden. Zwischen 1986 und 2005 gab es laut Statistiken rund 16 hei‎ße Tage im Jahr. Deren Zahl steigt deutlich an und wird am Ende des Jahrhunderts rund 200 erreichen. Die Hitze soll laut Einschätzungen von Experten zusammen mit Sandstürmen den Mittleren Osten und den Norden Afrikas in Gebiete verwandeln, in denen es kaum möglich sein wird, zu überleben. Überdies lassen sich die Folgen des Klimawandels auch in unserem Alltag merken. Der Rektor der Ökologie-Universität in Bukarest, Mircea Duţu, erläutert, welche die wichtigsten Folgen des Klimawandels sind und in welchen Bereichen sie sich am stärksten auswirken:



    Die Auswirkungen sind zweifellos vielfältig, so zum Beispiel das intensive und häufiger auftretende Extremwetter wie der Anstieg der Durchschnittstemperatur, die andauernde Dürre, die Hitze, starke und häufige Regenfälle. Am stärksten lassen sich diese Phänomene, wie erwartet, auf Bereiche wie Landwirtschaft und Transport auswirken, negative Konsequenzen lassen sich im Leben der Ortschaften, der Städte und des Einzelnen merken. Es handelt sich um eine Gegebenheit, die man nicht mehr übersehen darf, denn die negativen Folgen beeinflussen das Leben sowohl auf globaler als auch auf regionaler und lokaler Ebene. Der Klimawandel wurde von Menschen verursacht. Als wichtige Ursache würde ich hauptsächlich die höhere Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre nennen.“




    Hitzewellen und ungewöhnlich hei‎ßes Wetter, die Erhöhung des Meeresniveaus, Überschwemmungen, das Schmelzen der Gletscher, das Aussterben vieler Spezies und das drohende Aussterben vieler anderen, die Sturzregen, starke Schneefälle stellen heute eine zentrale Herausforderung dar. Diese Veränderungen sollen laut Experten lange andauern und das Extremwetter wird sogar häufiger auftreten. Unser Gesprächspartner kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Auf globaler Ebene wurden sogenannte empfindliche Gebiete identifiziert, die vom Klimawandel am stärksten beeinflusst werden, insbesondere Indien, Bangladesch und die Vanuatu-Insel im Südpazifik, Nordafrika und der Mittlere Osten. Die vom deutschen Max-Planck-Institut für Chemie und dem Fachinstitut in Zypern veröffentlichten Studien stellen heraus, dass Nordafrika und der Mittlere Osten im Jahr 2100 zu den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Gebieten zählen werden. Sie werden laut Fachexperten ansteigende Durchschnittstemperaturen, stärkere und längere Hitzewellen, anhaltende Dürre aufweisen. Die Experten machen auf die Konsequenzen für die Landwirtschaft und nicht zuletzt darauf aufmerksam, dass in Zukunft Hundertausende Menschen ihre Heimatorte verlassen und nach Europa oder anderswohin umsiedeln müssen. Zahlreiche Studien sagen regelmä‎ßig voraus, dass bis 2100 eine neue Kategorie von Flüchtlingen entstehen werde, es handle sich um sogenannte Umweltflüchtlinge. Experten sprechen sogar von 800 Millionen Menschen auf globaler Ebene, die infolge des Klimawandels gezwungen sein werden, ihre Heimatorte zu verlassen und in andere Gebiete umzusiedeln.“




    Umweltorganisationen zufolge seien der Mittelmeer-Raum und sogar ein Teil der Nordgebiete am stärksten vom Klimawandel betroffen, fügt unser Gesprächspartner hinzu:



    In diesen Gebieten kommt das Extremwetter öfter und intensiver vor, sie leiden immer stärker unter der Dürre, was die Landwirtschaft und einschlie‎ßlich die Nahrungsmittelversorgung bedroht. Nicht zuletzt wird der Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf den Lebensstandard und die Lebensqualität haben. Unter diesen Umständen wird es bestimmt eine gezielte Umlenkung der Migrationsströme geben. Auch bezüglich der derzeitigen Situation in Syrien gab es die Mutma‎ßung, dass der Konflikt und die Auswanderung gewisserma‎ßen auch vom Klimawandel ausgelöst wurden. Bis 2012 haben wir uns mit einer starken Dürre konfrontiert, infolgedessen sind viele Menschen aus Gebieten mit starkem Potential für Landwirtschaft in Gro‎ßstädte umgesiedelt. Deswegen sei es zu einem sozialen Druck, zum Bürgerkrieg und schlie‎ßlich zu erheblichen Migrationsströmen nach Europa gekommen.“




    Die Europäische Union hat zahlreiche Projekte angesto‎ßen, die darauf abzielen, die Auswirkungen der menschenverursachten Treibhausgase zu reduzieren. Laut Mircea Duţu müssten wir damit rechnen, dass in der aktuellen Konjunktur die EU-Politik im Bereich Energie und Klimawandel umdefiniert wird. Vor diesem Hintergrund müsste sich jeder EU-Staat im Kampf gegen den Klimawandel mehr engagieren.