Tag: Erzieher

  • Das Drama des inneren Kindes: Über den Umgang mit Problemkindern

    Das Drama des inneren Kindes: Über den Umgang mit Problemkindern

    Mit neun Jahren ist die neunjährige Bernadette (genannt Benni“) das, was Sozialarbeiter bereits als Problemkind“ bezeichnen. Sie hat nur ein Ziel: nach Hause zu ihrer Mutter zu kommen, während die Sozialarbeiter ihr Bestes tun, um für sie ein stabiles Zuhause zu finden. Das Drama der sogenannten Problemkinder“ ist vom realen Leben inspiriert, von dem vieler Kinder in Rumänien und anderswo. Über die Debatte, die diesbezüglich stattgefunden hat, wei‎ß Sorin Lucaci, PR-Vertreter des Herald Verlags mehr:



    Die Experten, die wir ausgewählt haben, sind eingeladen, einige Grundbegriffe der zeitgenössischen psychologischen und pädagogischen Theorien zu vermitteln, die uns helfen können, ein besseres Verständnis, mehr Einfühlungsvermögen und Mitgefühl für unsere Kinder und ihre Probleme, eine bessere Kommunikation in der Kind-Eltern-Beziehung zu erreichen. Hier geht es um emotionale Wunden, Ablehnung, Verlassenheit, Angst, Trauma, Verletzlichkeit und Rebellion, Abhängigkeit und Herausforderung, Verbindung, Bindung und Empathie. Wir sollten auch die Wurzeln der Gewalt in der Kindheit diskutieren.“




    Bennis Geschichte in dem Film Systemsprenger“ spiegelt eine grausame Realität in der heutigen Welt wider. Tausende von Kindern leben jedes Jahr das Drama der Verlassenheit in einem sehr zarten Alter, und die meisten von ihnen leiden an emotionalen Wunden, die sehr schwer zu behandeln sind, so die Psychologin und Beraterin Iulia Feordeanu:



    Ich hatte die Gelegenheit, fünf Jahre lang mit Kinderschutzämtern in Rumänien zu arbeiten. Ich sah Kinder mit ähnlichem Verhalten wie Benni, aber auch Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter, die jahrelang versuchen, diesen Problemkindern zu helfen. Das ist Realität, wir reden nicht von Fiktion. Leider haben viele Kinder, die schlie‎ßlich erwachsen werden, in ihrer Kindheit nicht genügend Sicherheit und nicht genug Verständnis für ihre Bedürfnisse von den Eltern bekommen.“




    Die Umgebung, in der sich ein Kind in den ersten Lebensjahren entwickelt, ist sehr wichtig für seine emotionale und geistige Entwicklung im Erwachsenenalter. Leider können die Kinderschutzsysteme die Genesung solcher Kinder mit Traumata in diesen Bereichen in Rumänien und in anderen Ländern nicht gewährleisten. Die Psychologin Iulia Feordeanu wei‎ß, warum das so ist:



    Ohne eine sichere Umgebung und verantwortungsvolle Eltern können sich Kinder nicht richtig entwickeln. Ihr emotionales Gleichgewicht ist stark beeinträchtigt. Leider muss ich sagen, dass sie sich meist nicht erholen, trotz der besten Absichten von Seiten der Erwachsenen. Ich hatte die Gelegenheit, an Projekten zur emotionalen Unterstützung sowohl in Rumänien, mit Kindern im System, als auch in anderen Ländern, wie der Ukraine und asiatischen Ländern, zu arbeiten. Überall, wo ich hinkam, sind institutionalisierte Problemkinder, verlassene Kinder, missbrauchte Kinder alle gleich.“




    Die Experten tun alles, was in ihrer Macht steht, um solche Kinder, die Opfer wiederholten Verlassenwerdens sind, wieder zu integrieren und versuchen, ihnen das zu geben, was für sie eine Familie werden kann. Leider bleiben bei vielen Bindungsängste zurück, sagt die klinische Psychologin Sorina Petrică:



    Heilung kann nur in einer Beziehung stattfinden. Die Systeme des Kinderschutzes überall auf der Welt sind eine unvollkommene Lösung für diese Kinder. Meistens werden sie von einem Zuhause in ein anderes verlegt, und jedes Mal, wenn sie eine Beziehung abbrechen, erleben sie erneut das Gefühl des Verlassenwerdens. Es ist, als ob sie mit jeder Beziehung, die sie gewinnen und dann verlieren, traumatisiert werden.“




    Sorina Petrică erklärt, warum die Behandlung und Heilung dieser Kinder gerade von den Erwachsenen erschwert wird, die nicht bereit sind, ein solches Problem richtig anzugehen:



    Heilung ist nur möglich, wenn es diesen Kindern endlich gelingt, sich mit gro‎ßer Anstrengung an einen Erwachsenen zu binden, denn sie brauchen eine ständige Präsenz in ihrem Leben. In dem Moment, in dem dies geschieht, ist nicht nur diese ständige Präsenz nötig, sondern es ist notwendig, dass diese Kinder das bekommen, was sie vorher nie hatten: Respekt für ihre eigene Person, für das, was sie wirklich sind, nicht für das, was ihre Eltern in sie hineinprojizieren. Sie brauchen Verständnis, Akzeptanz und bedingungslose Liebe. All diese Dinge sind im Falle von verlassenen Kindern sehr schwer zu erreichen. Verlassenheit lehrt, dass man anderen nicht trauen kann, dass Erwachsene eine Gefahr sind. Sie entwickeln eine Reihe von emotionalen Problemen, die sehr schwer zu bewältigen sind. Sie leben und erleben sehr intensive Gefühle und haben gro‎ße Schwierigkeiten, sich zu beruhigen.“




    Sabina Strugariu, eine integrative Therapeutin, erzählte uns von dem Bedürfnis der Erwachsenen, mit ihrem inneren Kind in Kontakt zu kommen, um mit institutionalisierten Kindern umgehen zu können:



    Ich hatte schon immer ein gro‎ßes Problem mit der Bezeichnung ‚Problemkind‘. Mir gefällt der Titel »Systemsprenger« viel besser, weil er den Schwerpunkt an eine andere Stelle verlagert, denn ich glaube nicht, dass das Kind das Problem ist. Die Kinder sind nie das Problem in Bezug auf den Bindungsstil, weil wir als Kinder den Bindungsstil unseres Betreuers, der uns in unserer Entwicklung hilft, kopieren. Diese Problemkinder im System und in den Heimen werden verteufelt, wir haben Angst vor ihnen, weil ihre Emotionen schwer zu beherrschen sind. Oftmals geschieht dies, weil wir als Erwachsene ein inneres Kind haben, das genauso beschädigt ist, vor dem wir Angst haben. Und da es uns schwer fällt, für uns selbst zu sorgen, projizieren wir auf unsere Kinder, was wir nicht für uns selbst tun können.“




    Bis Ende 2018 wurden in Rumänien jeden Monat etwa tausend Kinder bei der Geburt in Krankenhäusern ausgesetzt. Sie landen schlie‎ßlich bei Kinderpflegerinnen oder in Vermittlungszentren. Der Adoptionsprozess ist schwierig, und das Trauma, das diese Kinder erleiden, ist manchmal irreversibel.

  • Kreative Kindererziehung: Löcher in den Bauch gefragt – in Kultureinrichtungen

    Kreative Kindererziehung: Löcher in den Bauch gefragt – in Kultureinrichtungen

    Kinder wollen ihre Welt entdecken. Wie ginge das besser wenn nicht durch Fragenstellen? Eltern verzweifeln öfter mal an den ständigen Fragen ihrer Kinder. Doch die Frage nach dem Warum“ ist ein wichtiger Entwicklungsschritt im Leben eines Kindes. Das war auch die Idee, die zur Gründung des Vereins Da’DeCe“ (deutsch: Aber warum“) führte.



    Vor dreieinhalb Jahren wurde in Bukarest ein Verein namens Da’DeCe” (zu deutsch: Aber Warum“, Warum denn“) gegründet. Und… warum? Weil einige Eltern, die gleichzeitig studierte Erzieher, Pädagogen, Kunstgeschichtswissenschaftler, Museumskuratoren und Künstler sind, sich zusammengetan haben, um originelle Programme für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Sie hatten bemerkt, wie die Kunst die Kinder anzieht und dazu anregt, überraschende Assoziationen zu machen, die ihre geistige Entwicklung fördern. Daher wollten sie den Kindern und ihren Eltern das Beste, Schönste, Interessanteste in der rumänischen Kulturlandschaft zeigen. In den letzten drei Jahren führten die Mitglieder des Vereins Da’DeCe“ zahlreiche Gruppen von Kindern und Eltern durch alle Bukarester Museen. Wir fragten die Vereinsgründerin und -leiterin Raluca Bem Neamu, warum die Gründer sich für den Namen den Namen Da’DeCe“ (Aber warum“) entschieden haben:



    »Da’ de ce«– »warum denn« — ist die häufigste Frage, die Kleinkinder stellen. Wer ein Kind hat, kennt die berühmte »Warum-Phase«, die etwa im Alter von zwei Jahren beginnt. Die bis zum Überdruss wiederholte Frage ist ein Instrument, mit dem die kleinen Kinder versuchen, die Welt zu erforschen, und deshalb richten sich unsere Programme an Kinder zwischen 2 und 10 Jahren. Die Programme, die wir vorschlagen, finden in Kultureinrichtungen, insbesondere in Museen statt. Dort haben wir ein Universum entdeckt, das den Kindern sehr gut gefällt, und wenn wir interaktive Programme durchführen, die dem Alter und den Interessen der Kinder entsprechen, machen wir zusammen wunderbare, au‎ßergewöhnliche Erfahrungen. Ein Museum bietet einen enormen Reichtum an Ideen und Spielmöglichkeiten in Interaktion mit Kulturgegenständen.“




    Kinder machen die schönsten, tiefsten Erfahrungen, wenn sie zusammen mit ihren Eltern die Welt entdecken. Der Verein Da’DeCe“ hat an jedem Wochenende einen neuen Programmvorschlag für Kinder, unter der Bedingung, dass sie von ihren Eltern begleitet werden. Die Programme richten sich also an Familien mit Kindern im Alter von 2 bis 10 Jahren. Wie attraktiv sind aber die Museen für Kinder? Wie nehmen die Kinder die Museen wahr? Raluca Bem Neamu antwortet:



    Angefangen haben wir mit dem Museum des rumänischen Bauern in Bukarest, weil seine Ausstellungsweise uns am freundlichsten erschien. Wir besuchten auch das Dorfmuseum, das Nationale Geschichtsmuseum, und auch einige Gedenkhäuser wie zum Beispiel das Museum »George Enescu«, mit dem wir seit drei Jahren konstant zusammenarbeiten. Im Museum »George Enescu« hatten wir Programme mit Musik und Bewegung. Wir waren in vielen Museen, die auch Gruppen mit Kleinkindern empfangen — nicht alle Museen sind auf eine solche Erfahrung vorbereitet. Wenn sie ein Museum betreten, brauchen die Kinder zuerst ein bisschen Anpassungszeit. Die Kinder sind noch sehr klein, und die Museumsräume sind für sie sehr gro‎ß, es ist schon etwas Besonderes. Deshalb beginnen wir unsere Programme immer mit einem Spiel, damit sie sich mit den neuen Räumlichkeiten anfreunden können. Die Eltern sind auch dabei, und das mach die Sache leichter. Dann schlagen wir den Kleinen vor, zu erkunden, was ihnen das Museum anbietet. Sie sind sehr offen für diese Erkundung, Kinder sind von Natur aus neugierig und sie haben keine Vorurteile oder Hemmungen wie die Erwachsenen. Kunst ist für Kinder eine natürliche Sache, je jünger das Kind, desto besser die Kunstakzeptanz.“




    Für diejenigen, die Lust haben, Kunstmuseen oder Kunstgalerien zu besichtigen, haben die Mitglieder des Vereins Da’DeCe“ Programme zur visuellen Erziehung in der Ausstellung Auf den Kopf gestellt“ des französischen Fotografen Philippe Ramette, veranstaltet vom Französischen Institut in der Galerie des Bukarester Zentrums für Visuelle Künste und Multimedia. Es handelt sich um ein Programm zur Entzifferung der Gegenwartskunst im Allgemeinen und speziell zur Erläuterung der Betrachtungsweise Philippe Ramettes. Mehr dazu von Raluca Bem Neamu:



    Die Hauptbotschaft dieses Programms wäre, dass der Künstler die Realität nach Lust und Laune, seinen Wünschen und Ideen entsprechend verwandelt — so helfen wir den Kindern, zu verstehen, was Kunst bedeutet. Kunst ist nicht blo‎ß eine Fotoaufnahme einer Landschaft, sondern eine Darstellung, in der die Idee und die Botschaft des Künstlers offensichtlich werden. Nach mehreren Gesprächen und Spielen, und in Anlehnung an das umgedrehte Universum von Philippe Ramette sollten die Kinder Collagen basteln, in denen die Gesetze der Physik nicht mehr funktionieren und die Normalität umgedreht wird. Die Collagen sollten aber die persönlichen Botschaften ihrer jungen Autoren vermitteln. Wir wünschen uns sehr, dass die Kinder verstehen, was Kunst bedeutet — dabei wollen wir keine Definitionen geben, sondern das Verstehen des Begriffs ermöglichen. Die Tatsache, dass beim Besuchen der Ausstellung die Kinder selbst zu Künstlern werden, hilft ihnen, die Botschaft unseres Programms zu verinnerlichen.“




    Weitere Programme des Vereins Da’DeCe“ sind Philosophie-Workshops für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren — dabei beginnen die kleinen Philosophen mit einer Geschichte und diskutieren anschlie‎ßend über das Leben. Für diejenigen, die sich für Natur und Reisen interessieren, gibt es zwei Workshops über die Pflanzenwelt, einen über Blumen und Kräuter und einen weiteren über die faszinierende Welt der Bäume und Wälder. Mit der Zeit, mit jedem neuen Workshop gewinnt die alte Frage Da’DeCe“ (Aber warum“) an Tiefe und Bedeutung.



    Im Internet finden Sie den Verein Da’DeCe“ unter http://www.asociatiadadece.ro/.