Tag: Ethik

  • KI-Gipfel in Paris: Rumänien will regionales Zentrum für KI werden

    KI-Gipfel in Paris: Rumänien will regionales Zentrum für KI werden

     

     

    Mehr als 60 Länder von allen Kontinenten haben am Dienstag in Paris eine gemeinsame Erklärung für eine „offene, integrative und ethische künstliche Intelligenz“ unterzeichnet, die am Ende eines von Frankreich und Indien gemeinsam geleiteten Gipfels verabschiedet wurde. „Wir betonen die Notwendigkeit einer globalen Reflexion, insbesondere über Fragen der Sicherheit, der nachhaltigen Entwicklung, der Innovation, der Achtung des Völkerrechts, einschließlich der humanitären Rechte und der Menschenrechte, der Gleichstellung der Geschlechter, der sprachlichen Vielfalt, des Verbraucherschutzes und der Rechte des geistigen Eigentums“, heißt es in der Erklärung, der sich die Länder der Europäischen Union, Kanada, Indien, China, Australien und Staaten der Afrikanischen Union angeschlossen haben.

    Der Schirmherr des Treffens, der französische Präsident Emmanuel Macron, wird vom Korrespondenten von Radio Rumänien in Paris wie folgt zitiert: „Wir wollen einen Rahmen, der den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Massenkontrolle verhindert. Wir legen hier also nicht nur die Grundlagen für Innovation und Fortschritt, sondern auch für das Vertrauen, das es der künstlichen Intelligenz ermöglicht, sich weiterzuentwickeln und nachhaltig zu bleiben.“

    Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat im Rahmen des KI-Gipfels den Start der weltweit größten öffentlich-privaten Partnerschaft auf EU-Ebene angekündigt. Unter den Stichworten „A.I. Champions Initiative“ sollen Spitzenakteure der Hightech- und IT-Branche eine Rekordinvestition von 200 Mrd. Euro im Bereich der künstlichen Intelligenz tätigen. Europa werde der führende Kontinent für künstliche Intelligenz werden, der zugleich die Menschenrechte und demokratischen Werte respektiert, sagte Von der Leyen in diesem Zusammenhang.

     

    Der beim Treffen anwesende rumänische Minister für Wirtschaft und Digitalisierung, Bogdan Gruia Ivan, erklärte gegenüber Radio Rumänien, dass Bukarest bereit sei, seinen Teil zur Entwicklung dieser Zukunftstechnologie beizutragen:

    Europa hat endlich erkannt, wie wichtig es ist, am Tisch derer zu sitzen, die die Zukunft der Welt gestalten. Deshalb ist auch Rumänien dabei. Vor zwei Monaten haben wir eine Finanzierungsvereinbarung über 64 Mio. EUR für das rumänische Zentrum für künstliche Intelligenz unterzeichnet, das die technischen Universitäten Rumäniens miteinander verbindet und uns automatisch in dieses Projekt der Europäischen Kommission als regionales Forschungszentrum einbindet.“

     

    Die USA und Großbritannien gehören nicht zu den Unterzeichnern der gemeinsamen Erklärung zur KI, wie internationale Medien berichten, weil sie unterschiedliche Auffassungen über die Regulierung neuer Technologien haben. Im Gegensatz zu Europa, das bei der Festlegung eines Rahmens für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz schneller vorankommen möchte, wollen die Amerikaner „jede mögliche Anstrengung unternehmen, um eine wachstumsfördernde Politik“ in diesem Bereich zu gestalten. Nach Ansicht des neuen US-Vizepräsidenten, des Republikaners J.D. Vance, könnte eine übermäßige Regulierung die boomende KI-Industrie erdrosseln. Die Haltung Washingtons und Londons unterstreicht nach Ansicht von Kommentatoren den Zusammenprall zweier Weltanschauungen.

  • Rumänien 30 Jahre nach dem Kommunismus: zwischen Nostalgie und Veränderungsdrang

    Rumänien 30 Jahre nach dem Kommunismus: zwischen Nostalgie und Veränderungsdrang

    Unzählige Historiker und Sozialwissenschaftler haben die postkommunistischen Gesellschaften erforscht, und eines der am stärksten ausgeprägten Phänomene in ihnen ist die Nostalgie für das Leben vor 1989. In jedem Land, das diesen Wandel durchmachte, hat sich diese Haltung, die Sehnsucht nach der Vergangenheit, verbreitet. Die Menschen neigen dazu, die Vergangenheit zu idealisieren, unabhängig davon, wie hart ein Regime war oder wie schwierig das Leben war. Die Nostalgie malt die Vergangenheit in rosigen Tönen und die Gegenwart in härteren Tönen, wenn sich die Menschen nicht mehr mit der Zeit identifizieren. Die Nostalgie platziert alles Gute in der Vergangenheit und macht die Gegenwart lächerlich.



    Rumänien ist von diesem Phänomen, das vor allem die älteren Generationen betrifft, nicht verschont geblieben. Wenn auch dies völlig verständlich ist, ist es auch ziemlich ungerecht. Rumänien hat seit drei Jahrzehnten gro‎ße Fortschritte gemacht, in jeder Hinsicht. Das Land durchläuft die sicherste Periode seiner modernen Geschichte, trotz aller möglichen Nachteile. Wir haben den Historiker Dragoş Petrescu, Professor an der Fakultät für Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Bukarest, gefragt, was Rumänien in den letzten 30 Jahren erreicht hat:



    Meiner Ansicht nach hat Rumänien viel gewonnen. Meine Generation hatte vor allem in den 1980er Jahren alle Hoffnung verloren, frei in den Westen reisen zu können. Es ist natürlich, dass wir anders denken als Menschen, die nach 1989 geboren sind. Rumänien ist jetzt Mitglied der EU, Mitglied der NATO, und obwohl die Marktwirtschaft nie voll funktionsfähig sein kann, funktioniert sie trotzdem. Es gibt einen dynamischen privaten Sektor, wir haben ausländische Investitionen. Das sind Dinge, die zeigen, dass Rumänien auf dem richtigen Weg ist.“




    Vieles von dem, was die Nostalgiker in der heutigen Gesellschaft anstö‎ßig finden, lässt sich dadurch erklären, dass es sich um Ausdrücke gelehrter Hilflosigkeit handelt. Es sind alte Gewohnheiten von der Art, die schwer zu überwinden sind. Dragoş Petrescu sagt, sie sind das Ergebnis einer politischen Kultur, die nur schwer zu ändern ist:



    Es gibt viele Dinge, die von uns Rumänen und unserer politischen Kultur abhängen. Es hat mit der Verallgemeinerung einer demokratischen politischen Kultur zu tun, von der wir wissen, dass wir uns auf sie verlassen müssen, ohne zu jammern, ohne auf Hilfe von au‎ßen zu warten, angefangen bei einigen sehr ernsten Dingen, die mit der nationalen Sicherheit zu tun haben. Die Tatsache, dass Rumänien noch nicht in der Lage ist, den eigenen Luftraum mit eigenen Kräften zu sichern, sagt viel aus. Politische Korruption, der Verkauf politischer Entscheidungen an den Meistbietenden, das hat uns an diesen Punkt gebracht. Daran ist nicht das Ceauşescu-Regime schuld, sondern die Politiker, die die Rumänen gewählt haben, ohne sich Gedanken zu machen. Es ist sehr wichtig, verantwortungsbewusst zu wählen, denn es kann sehr gut sein, dass wir es nachher bereuen.“




    Wir haben Professor Petrescu gefragt, ob die Mängel der heutigen Gesellschaft auf das Erbe des Kommunismus zurückzuführen sind. Er glaubt, dass eine Mischung aus dem kommunistischen Erbe und der vorherigen Entwicklung zum heutigen Zustand der rumänischen Entwicklung



    Wir haben zwar ein Erbe, aber es ist nicht das schwierige Erbe der kommunistischen Vergangenheit. Es ist das Erbe eines Landes, das an der Basis der Diagonale der europäischen Entwicklung liegt, die im Südosten beginnt und sich in Richtung Nordwesten der protestantischen Ethik erstreckt, wie der gro‎ße deutsche Soziologe Max Weber es formulierte. Wir Rumänen sind hier im Südosten mit einer christlich-orthodoxen Ethik ausgestattet, die die Dinge verkompliziert, die Menschen sind es gewohnt, auf ein Almosen zu warten, anstatt hart zu arbeiten, um besser zu leben. Das hat viel damit zu tun, dass dieses Gebiet unterentwickelt ist, deshalb nennt man es Halbperipherie.“




    Wie jede andere Gesellschaft muss Rumänien in die Zukunft schauen, um einen Sinn zu finden. Professor Dragoş Petrescu glaubt, dass die künftigen Generationen den Wandel herbeiführen werden, denn die Gegenwart werde von den vergangenen und zeitgenössischen Generationen bestimmt.



    Es gibt Dinge, die uns optimistischer machen sollten, nämlich die transnationale Diaspora, die in den westlichen Ländern arbeitet und lebt und die sich ein fortgeschritteneres politisches Denken angeeignet hat. Diese Menschen kehren nach Hause zurück und wollen, dass sich die Dinge ändern. Sie haben diesen Slogan, der mir gut gefällt, ein Land wie der Westen, nämlich eine konsolidierte Demokratie, die von dieser viel dynamischeren jungen Generation herbeigeführt werden kann.“




    30 Jahre nach 1989 ist Rumänien in der Tat recht stabil, und die Freiheit ist der grundlegende Bezugspunkt — der Wichtigste von allen.

  • Künstliche Intelligenz: Wieviel vom Menschen können Roboter ersetzen?

    Künstliche Intelligenz: Wieviel vom Menschen können Roboter ersetzen?

    In den letzten Jahrzehnten sind neue Disziplinen, neue Spezialisierungen, neue Konzepte und neue Begriffe in der digitalen Welt entstanden. Immer häufiger wird von der vierten industriellen Revolution“ gesprochen, wie die digitale Revolution bezeichnet wurde. Im Mittelpunkt stehen künstliche Intelligenz, Roboter und das Internet der Dinge“, mit dem verschiedene Geräte, Dienste und automatische Systeme verbunden werden, so dass ein Netzwerk von Objekten entsteht. Die Buchhandlung Humanitas Cişmigiu“ in Bukarest war Gastgeberin einer Debatte über dieses Phänomen der zeitgenössischen Welt, an der u.a. Alexandra Cernian, Dozentin an der Fakultät für Automatik und Computer der Polytechnischen Universität Bukarest, teilnahm. Alexandra Cernian über künstliche Intelligenz:



    Der Begriff »künstliche Intelligenz« ist keineswegs neu. Dieser Begriff und die ersten praktischen Implementierungen stammen aus den 1960er Jahren, als die ersten sogenannten Expertensysteme auf der Grundlage sehr umfangreicher Regelwerke erarbeitet wurden. Diese Systeme waren in der Lage, eine Entscheidungsunterstützung ähnlich der menschlichen zu erreichen. Die Idee, von der die Wissenschaftler ausgegangen waren, war die Entwicklung digitaler Systeme, die menschliche Experten auf einem bestimmten Gebiet ersetzen sollten. Wie auch in vielen anderen Fällen waren die ersten praktischen Anwendungen der Expertensysteme im militärischen und im meteorologischen Bereich.“




    Was sich in den letzten Jahren sehr schnell entwickelt hat, ist die Datenspeicherkapazität. Cloud-Speichersysteme sind unter diesem Gesichtspunkt nahezu unbegrenzt. Es handelt sich also um eine Datenverarbeitungsgeschwindigkeit ohne Verzögerungen. Zu diesem Zeitpunkt können Daten in Echtzeit von Milliarden von Sensoren gesammelt werden und nahezu zeitgleich erfolgt auch die Analyse und Verarbeitung der jeweiligen Daten. Der Begriff künstliche Intelligenz“ hat eine neue Dimension bekommen, da die aktuelle Technologie bei der Analyse dieser Daten den Prozess des Machine Learning“ verwendet. Mit Details Alexandra Cernian:



    Diese gesamte Geschichte wurde dann mit neuronalen Netzwerken weitergeführt, die versuchen, die Funktionsmechanismen des menschlichen Gehirns zu replizieren. Diese Maschinen begannen, bei der Erweiterung der Muster und dem Erlernen neuer Dinge eine sehr hohe Geschwindigkeit zu haben, vorausgesetzt, dass die Menschen die notwendigen Daten zur Verfügung stellen, aus denen die Computer lernen können. In den letzten fünf Jahren war die Entwicklung spektakulär. Es wird bereits vom Transhumanismus gesprochen, und es gab gewisse Fortschritte diesbezüglich. Wir haben bereits bionische medizinische Prothesen und alle Arten von genetischen Behandlungen.“




    Und wenn die digitale Welt versucht, menschliche Eigenschaften zu erfassen und zu übernehmen, tritt auch die moralische Dimension ein. Constantin Vică ist Dozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Bukarest und hat in derselben Debatte eine Unterdisziplin der Ethik, die sich auf die virtuelle Welt bezieht, zur Diskussion gestellt.



    Die Ethik betrifft alle Probleme, die entstehen, wenn wir direkt mit dem menschlichen Gehirn interagieren können. Wir können über Privatsphäre sprechen, d.h. die Privatsphäre des Gehirns, wir können über Cyborgs sprechen, über diese Dimension des Transhumanismus. Wir können über kognitive Verbesserung nach genetischen Grundlagen sprechen, einschlie‎ßlich der Bildungsaspekte. Seit es Menschen auf dieser Welt gibt, werden auch ununterbrochen neue Menschen ‚gestaltet‘. Seit etwa zweihundert Jahren geschieht dies sogar in einem institutionalisierten System, das als ‚Schule‘ bezeichnet wird.“




    Ein Bereich mit unglaublicher Entwicklung in den letzten Jahren ist die digitale Technologie, die die Verformbarkeit von Daten und Algorithmen impliziert. In jüngster Zeit beschäftigt man sich auch mit der kognitiven Technologie, die die Verformbarkeit von Gehirn und Geist umfasst. Aber können Maschinen das menschliche Gehirn vollständig ersetzen und ein moralisches Gewissen erlangen? Constantin Vică:



    Warum braucht man heute noch Ethik? Weil die künstliche Intelligenz alles tun kann, au‎ßer moralische Entscheidungen treffen. Deshalb brauchen wir noch den Menschen mit seinem moralischen Sinn. Andererseits ist es heute eine ziemlich gro‎ße Herausforderung, automatische Systeme zum Treffen von moralischen Entscheidungen zu entwickeln. Werfen Sie z.B. einen Blick auf die vielen Gespräche über automatische Autos. Zurzeit wird diese Diskussion vorerst von Menschen getragen. Es wird interessant sein, wenn wir solche Diskussionen mit intelligenten Computern führen können, die uns nicht vorprogrammierte Antworten geben, sondern mit einem gewissen moralischen Sinn reagieren.“




    In den Vereinigten Staaten, Japan oder Südkorea gibt es Versuche, die menschliche Intelligenz zu entschlüsseln und auf Roboter zu übertragen, so dass die Roboter sie übernehmen und einsetzen. Alexandra Cernian glaubt jedoch, dass trotz der gegenwärtigen Entwicklung die menschliche Natur nicht durch künstliches Denken ersetzt werden könnte:



    Es ist ein faszinierendes Gebiet, es gibt einige absolut fantastische Entwicklungen und Ergebnisse, aber das kann nicht von der Idee der Ethik getrennt werden, d.h. ob etwas, was wir tun, gut oder nicht gut ist. Ich habe nie die Idee unterstützt, dass Roboter uns irgendwann komplett ersetzen werden. Ich ermutige auch niemanden, von einer so fatalistischen Prämisse auszugehen. Tatsächlich gibt es bereits Automatisierung, es gibt Fabriken, die so gut wie keine menschlichen Mitarbeiter mehr haben, wo nur Roboter arbeiten und ein einziger menschlicher Mitarbeiter ihre Aktivität kontrolliert. Aber das betrifft nicht alle Arten von Arbeit, und man kann nicht alle menschliche Fähigkeiten und Kompetenzen durch Roboter ersetzen.“




    Der grö‎ßte Wunsch der heutigen Wissenschaftler ist es, eine Art von künstlicher Intelligenz zu implementieren, die das Arbeitsmodell der menschlichen Intelligenz, eine sogenannte allgemeine künstliche Intelligenz erreicht. Vorläufig gibt es jedoch keinen Konsens und keine eindeutige Hinweise darauf, dass eine solche digitale Intelligenz erreicht werden kann.

  • Künstliche Intelligenz: EU setzt sich mit Ethikfragen bei neuen Technologien auseinander

    Künstliche Intelligenz: EU setzt sich mit Ethikfragen bei neuen Technologien auseinander

    Künstliche Intelligenz ist die letzte Erfindung, die die Menschheit jemals gemacht hat. Die nachkommenden Erfindungen werden durch künstliche Intelligenz gemacht.“ Diese Aussage gehört Nick Bostrom, dem Leiter des Future of Humanity Institute, und die Dinge sehen so aus, als würde sich seine Aussage als richtig erweisen. Denn aus der Science-Fiction-Literatur ist künstliche Intelligenz mehr und mehr im Alltag angekommen, und eine Welt, in der ihre Einflüsse nicht präsent sind, ist nahezu unvorstellbar. Abstrakt verstehen wir unter künstlicher Intelligenz eine Reihe von Technologien, mit denen Computer aus eigener Erfahrung lernen und komplexe Aufgaben ausführen können. Durch ständige Optimierung der Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, gelingt es Computern mit unglaublicher Geschwindigkeit, die erwarteten Ergebnisse durch einen dem Menschen deutlich überlegenen Ansatz zu erzielen. All dies unter Verwendung astronomischer Datenmengen und Algorithmen.



    In der Tat sind intelligente virtuelle Assistenten oder halbautomatische Sicherheitsfunktionen von Autos nur zwei Beispiele, aber die Liste ist extrem lang. Und Fachleute weisen auf eine Zukunft hin, in der künstliche Intelligenz massiv involviert ist und Menschen-Roboter-Dialoge zur Normalität werden. Die Vorteile künstlicher Intelligenz sind unbestreitbar. Dies ist einer der Gründe, warum vor allem fortgeschrittene Länder diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit und dementsprechend Geldbeträge widmen. Dies gilt auch für die Europäische Union, für die künstliche Intelligenz von Vorrang ist. Mariya Gabriel, Kommissarin für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, erklärt:



    Künstliche Intelligenz verändert die Welt heute, wie es in der Vergangenheit die Elektrizität tat. Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten werden wir mehr investieren, um künstliche Intelligenz in alle Wirtschaftsbereiche zu bringen, fortgeschrittene Fähigkeiten zu unterstützen und die Verfügbarkeit von Daten zu maximieren. Dank des koordinierten Aktionsplans kann Europa die Vorteile künstlicher Intelligenz zu Gunsten von Bürgern und Unternehmen nutzen, im globalen Wettbewerb bleiben und gleichzeitig ein Klima des Vertrauens und der Achtung ethischer Werte gewährleisten.“




    Ethik und menschenzentrierte Technologie müssen dabei nicht vernachlässigt werden, so EU-Kommissarin Mariya Gabriel:



    Das Ziel unserer Strategie ist einfach: Europa mit Technologien für künstliche Intelligenz auszustatten, die sowohl effizient als auch menschenzentriert sind. Ethik und die wirtschaftliche Entwicklung künstlicher Intelligenz stehen nicht im Gegensatz. Im Gegenteil! Das Vertrauen unserer Bürger in künstliche Intelligenz ist unerlässlich, um die Vorteile der Technologie voll zu nutzen. Digitale Umwandlung, Innovation, technologischer Fortschritt und digitale Wirtschaft müssen ethisch artikuliert werden.“




    Im Rahmen ihrer vor einem Jahr verabschiedeten Strategie für künstliche Intelligenz hat die Europäische Kommission mit den Mitgliedstaaten einen koordinierten Plan zur Förderung derer Entwicklung und Verwendung in Europa erarbeitet. In diesem Plan werden gemeinsame Ma‎ßnahmen für eine engere und effektivere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, Norwegen, der Schweiz und der Kommission in vier Schlüsselbereichen vorgeschlagen: Steigerung der Investitionen, Bereitstellung von mehr Daten, Förderung von Talenten und Schaffung des Vertrauens. Denn laut Brüssel ist eine stärkere Koordinierung unerlässlich, um Europa zum Weltmarktführer bei der Entwicklung und Nutzung modernster, ethischer und sicherer künstlicher Intelligenz zu machen. Gleichzeitig verfügt die Union insgesamt über die grö‎ßte Anzahl von Spezialisten für künstliche Intelligenz, weshalb eine Koordinierungsstrategie auf europäischer Ebene wesentlich ist.



    Künstliche Intelligenz, die als eine neue industrielle Revolution angesehen werden kann, bringt für manche unvermeidlich auch unerwünschte Folgen mit sich. Eine davon betrifft die beträchtliche Anzahl von Jobs, die durch die Automatisierung sich wiederholender Operationen verloren gegangen sind. Es wird geschätzt, dass physische oder virtuelle Roboter in den nächsten 10–15 Jahren bisher menschlich besetzte Berufe wie Laborant, Call-Center-Mitarbeiter, Kassierer, Qualitätsprüfer, Rezeptionist oder Datenanalytiker drastisch reduzieren oder sogar ersetzen werden. Die Gesellschaft wird implizit einen Wandel durchmachen, denn all diese Menschen müssen Lösungen finden. Die meisten werden sich in Bereichen einstellen lassen, die nicht automatisiert werden können, wie Altenpflege, Bildung und Gesundheitsfürsorge. Eine berufliche Umorientierung auf Bereiche wie Website-Design, Videobearbeitung, Programmieren, Reiseleitung oder Hauslieferung sind weitere Optionen. Gleichzeitig sind zumindest vorläufig keine Arbeitsplätze bedroht, die Kreativität oder Wissen aus mehreren Bereichen erfordern. Dazu gehören unter anderem Ökonomen, Anwendungshersteller, Redakteure, Wissenschaftler, Künstler oder Mitarbeiter in der Werbebranche.

  • Religionsunterricht in der Schule – pro und kontra

    Religionsunterricht in der Schule – pro und kontra

    Der Religionsunterricht beginnt in Rumänien schon in der Vorschulklasse. Als Lehrfach ist er umstritten, einige Eltern und ein Teil der Zivilgesellschaft möchte Religion durch Bürgerkunde ersetzt sehen. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit sei durch den einseitigen Religionsunterricht verletzt, argumentieren sie. Es gibt Eltern, die ihre Kinder von diesem Fach fern halten wollen und begründen dies damit, dass sie anderen Religion als die orthodoxe Mehrheit angehören oder dass einige Lektionen aus dem Schulbuch und Lehrplan der Sensibilität des Kindes schaden könnten.



    ASUR (Asociaţia Secular Umanistă — der Säkular-Humanistische Verein) hat eine Kampagne lanciert, um diese Aspekte zu klären. Laut Gesetz können die Eltern wählen, ob das Kind in der Schule Religion studieren soll oder nicht. Bietet die Schule eine Alternative? Können die Schüler während dieser Stunde ein anderes Fach studieren oder in einem anderen Klassenraum eine andere Aktivität unter der Aufsicht anderer Lehrkräfte unternehmen? Um die Antworten auf diesen Fragen finden zu können, haben die Vertreter von ASUR sowohl mit Lehrkräften als auch mit Eltern gesprochen. Monica Beliţoiu, Exekutivdirektorin bei ASUR, fasst die bisherige Erfahrung zusammen:



    Viele Eltern waren überrascht. Sie wussten gar nicht, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Kinder vom Religionsunterricht fern zu halten. Am Anfang des Schuljahres haben wir Informationskampagnen organisiert. Wir haben sogar mit den Schuldirektoren gesprochen. Einige sind damit einverstanden, dass die Schüler wählen dürfen, andere behaupten, wir hätten das Gesetz nicht verstanden. Es gibt Schuldirektoren, die meinen, sie verfügen nicht über Klassenräume und Lehrkräfte, um die Schüler, die am Religionsunterricht nicht teilnehmen möchten, in andere Klassenzimmer zu schicken. Auch wenn sie das Fach Religion nicht belegen, müssen die Schüler in der Klasse bleiben. Einige Eltern haben mit dem Religionslehrer vereinbart, dass ihr Kind in der Bibliothek oder in der After-School bleiben darf.“




    Die Lehrkräfte und die Vertreter der Schulinspektorate erkennen die Freiheit der Eltern und der Kinder an, am Religionsunterricht nicht teilzunehmen, obwohl laut Gesetz Religion kein Wahlfach sondern Pflichtfach ist. Mihaela Ghiţiu, Religionslehrerin beim Ion Neculce“-Gymnasium in Bukarest, meint dazu folgendes:



    Die Religion gilt als Pflichtfach. Die Kinder, die einer anderen Religion oder Konfession angehoren, haben die Möglichkeit, am Unterricht nicht teilzunehmen. Sie können statt dessen ihre Religion studieren. Der Lehrplan ist für jeden Kultus spezifisch und wurde vom Bildungsministerium genehmigt. Wenn die Eltern wünschen, dass das Kind überhaupt keinen Religionsunterricht in der Schule erhält, dann müssen sie ein Gesuch schreiben und sich dabei auf die Glaubens- und Gewissensfreiheit berufen, weil das Gesetz im Einklang mit der Verfassung steht. Das Kind wird folglich im Religionsunterricht nicht bewertet, die Durchschnittsnote wird ohne dieses Fach ermittelt.“




    Die römisch-katholischen oder die moslemischen Schuler dürfen sich zum Beispiel dafür entscheiden, keinen orthodoxen Religionsunterricht zu erhalten. Sie bleiben aber während des Unterrichts im Klassenzimmer, weil es keine freien Räume gibt. Mihaela Ghiţiu dazu:



    Ich habe einen moslemischen Schüler. Er nimmt an dem Unterricht teil und ist sogar sehr interessiert, wenn wir über Elemente seiner Religion sprechen. Ich prüfe ihn aber nicht, er bekommt keine Noten. Er studiert seine Religion und bringt die Zensuren, mit denen er bewertet wurde.“




    Der Verband ASUR schlägt vor, dass die Religionsstunden die ersten oder die letzten im Stundenplan sein sollen. So kann ein Kind, das dem Religionsunterricht fern bleiben will, später in die Schule kommen oder früher weggehen. Die Initiative wird von den Eltern unterstützt. Mihaela Gună, Vorsitzende des Elternverbandes, erklärte dazu:



    Ich bin der Meinung, dass es so korrekt ist. Viele Eltern verzichten nicht auf den Religionunterricht einfach deswegen nicht, weil das Kind dann eine Stunde unbeaufsichtigt verbringen würde. Sie entscheiden sich also für die Lösung, dass das Kind im Klassenzimmer bleibt. Vielleicht ist es besser, wenn man zur Wahl ein anderes Fach hinzufügen würde. Wenn nicht, dann soll die Religionsstunde die erste oder letzte im Stundenplan sein.“




    Der Verband ASUR meint, dass anstatt Religion Geschichte der Religionen unterrichtet werden sollte. Die Schüler sollten die Möglichkeit haben, verschiedene Religionen kennenzulernen. Mihaela Gună vom Elternverband unterstützt diese Initiative, die für kleine Kinder willkommen sei:



    Es ist interessanter, Geschichte der Religionen zu studieren, anstatt zu lernen, wie man einen Toten wäscht oder das Kind mit der Hölle zu erschrecken. Sie müssen lernen, was Religion bedeutet, also keinen Dogmatismus. Viele Kinder glauben, dass Gott sie bestrafen wird, wenn sie nicht brav sind oder nicht das tun, was man von ihnen verlangt.“




    Religionslehrerin Mihaela Ghiţiu fügt hinzu, Elemente der Geschichte der Religionen würden dennoch sowohl in der Geschichtestunde als auch in der Religionstunde vorgetragen:



    Die Religion vermittelt Werte und hilft, Tugenden zu entwickeln, richtet die Kinder darauf ein, Gemeinschaftssinn zusammen mit den Mitmenschen zu lernen. ASUR meint, man müsse nicht über Strafen, über Hölle und Tod sprechen. Man solle den aus der Gesellshaft verbannen und sagen, den Tod gibt es nicht. In den traditionellen Familien mssten die Kinder, zum Beispiel wenn ihre Gro‎ßeltern starben, um Vergebung bitten. Der Tod gehört doch zum Leben. Die Eltern könnten behutsam mit ihren Kindern darüber sprechen. Früher oder später werden sie sich ja in der eigenen Familie mit dem Tod konfrontieren.“




    Wie man auch zur Frage des Religionsunterrichts in den rumänischen Schulen steht — die Debatte geht weiter. Als Beweis dafür steht auch eine parlamentarische Initiative, das Fach Religion durch Ethik oder Bürgerkunde zu ersetzen.



    Deutsch von Dora Mihălcescu



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