Tag: Europäischer Sozialfonds

  • „Jugendgarantie“ – EU-Förderprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit

    „Jugendgarantie“ – EU-Förderprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit

    Eine der schwerwiegenden Folgen der Weltwirtschaftskrise von 2009 ist die heutzutage noch hohe Jugendarbeitslosigkeit. Knapp 20% der europäischen Jugendlichen haben keinen Arbeitsplatz. Die Lage ist problematisch insbesondere für die sogenannte soziale Kategorie NEET — Not in Education, Employment, or Training“, nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung. Die Betroffenen sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Insbesondere an diese Jugendliche haben die EU-Institutionen gedacht, als sie 2013 das Programm Jugendgarantie“ eingeleitet haben. Diese Initiative möchte die Arbeitslosigkeit in den Reihen der Jugendlichen bekämpfen. Ihr Ziel ist, dass alle jungen Menschen unter 25 Jahren — ob beim Arbeitsamt gemeldet oder nicht — innerhalb von vier Monaten nach Abschluss ihrer Ausbildung oder nachdem sie arbeitslos geworden sind — ein konkretes und qualitativ hochwertiges Angebot erhalten.



    Das Programm Jugendgarantie“ wird von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten finanziert. Zudem wird die EU im Rahmen des Europäischen Sozialfonds und der mit 6 Milliarden Euro ausgestatteten Beschäftigungsinitiative für junge Menschen den Budgets der EU-Länder Mittel zuschie‎ßen. Mădălina Mihalache, die Chefin des Büros des Europa-Parlaments in Bukarest, gibt Auskunft:



    Die Internationale Arbeitsorganisation hat die Implementierungskosten des Programms in der Euro-Zone auf 21 Milliarden pro Jahr eingeschätzt. Das scheint sehr viel zu sein, aber diese Zahlen müssen mit dem gezahlten Arbeitslosengeld und den Kosten, die die Inaktivität der arbeitslosen Jugendlichen mit sich bringt, verglichen werden. In Europa haben zurzeit 7,5 Millionen Jugendliche keinen Arbeitsplatz und befinden sich nicht in Schulung. Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen schätzte den wirtschaftlichen Verlust der Inaktivität der Jugendlichen auf über 150 Milliarden Euro pro Jahr ein.“




    Die Mitgliedstaaten müssen nationale Pläne für die Umsetzung dieses Projekts und für die Ausgabe des Geldes erarbeiten. Sicher ist, dass die Jugendgarantie“ die Arbeitgeber, die Trainer, die Behörden und die Arbeitslosen zusammen bringt, um die besten Lösungen zu finden. Wie sieht aber die Lage in Rumänien aus? Auch wenn hierzulande die Arbeitslosigkeit unter dem EU-Durchschnitt liegt, ist die Jugendarbeitslosigkeit hoch. Sie liegt bei 23% und damit um 3% über dem EU-Durchschnitt. Mihai Dragoş, Vorsitzender des rumänischen Jugendrates, über die Implementierung der Jugendgarantie“ in Rumänien:



    Der Implementierungs-Plan wurde im Jahr 2013 genehmigt und betrifft nur die Periode 2014-2015. Es ist Zeit, zu untersuchen, was schon implementiert wurde und was nicht und wie die Jugend-Nichtregierungsorganisationen einbezogen wurden. Es gibt drei Säulen des Implementierungsplans der Jugendgarantie: das Arbeitslosen-Gesetz und die Stimulierung der Arbeitskraft, das Berufsausbildungsgesetz und das Gesetz der Anpassungs-Praktika für Uni-Absolventen. Laut offiziellen Daten haben mehr als 150.000 Jugendliche von aktiven Ma‎ßnahmen profitiert. Ich meine damit die Säule betreffend die Arbeitslosigkeit und die Stimulierung der Arbeitskraft. Weiter haben wir gemerkt, dass im Falle der anderen beiden Säulen die Ma‎ßnahmen nicht effektiv implementiert werden. Was das Gesetz der Anpassungs-Praktika für Uni-Absolventen anbelangt, gab es im Jahr 2014 keinen Empfänger. Im Falle des Berufsausbildungsgesetzes waren es 141, eine sehr geringe Zahl für die Bevölkerung Rumäniens.“




    Es gibt Europa-Abgeordnete, die die Implementierung der Jugendgarantie in Rumänien noch schärfer kritisieren. Siegfried Mureşan (EVP), der Vizevorsitzende des Haushalts-Ausschusses:



    Die EU verteilt erhebliche Fonds für die Reduzierung der Jugend-Arbeitslosigkeit: 6 Milliarden Euro nur für die Periode 2014-2015. Hunderte Millionen Euro sind für die rumänischen Jugendlichen vorgesehen. Wir müssen nur die Projekte implementieren, um das Geld für die Jugendlichen in Rumänien zu bekommen. Wieviel Geld hat sie erreicht? Kein einziger Euro. Obwohl dieses Geld zwischen dem 1. Januar 2014 und März 2015 der rumänischen Regierung zur Verfügung stand, haben wir keinen Euro abgeschöpft, weil die Regierung keine realistische Projekte implementiert hat.“




    Weil das Pilot-Projekt zur Implementierung der Jugendgarantie im März abgelaufen ist, hat die rumänische Regierung einen Plan für die nachfolgende Periode eingeleitet. Die Einführung fand anlässlich des Besuchs des Vizevorsitzenden der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, in Bukarest statt. Rumäniens sollte bis 2018 470 Millionen Euro von der EU-Kommission bekommen, meinte die rumänische Arbeitsministerin Rovana Plumb. Sie erklärte weiter:



    Die Arbeitgeber, die Jugendliche aus der Zielgruppe einstellen, werden einen Zuschuss von 200 Euro und 500 Lei im Monat für jeden Angestellten ein Jahr lang bekommen. Die Arbeitgeber müssen die Stelle mindestens 18 Monate behalten. Der Arbeitgeber, der die Stelle nach den 18 Monaten weiter behält, wird für die nächsten 24 Monate vom Beitrag zur Arbeitslosenkasse befreit.“




    Das Implementierungs-Programm der Jugendgarantie in Rumänien hat drei Etappen: Beratung, Registrierung und Einstellung und setzt finanzielle Hilfe und kompetente Orientierungshilfe in allen drei Etappen voraus. Die Hilfe besteht in der Finanzierung der Lehre und des Praktikums, in Mobilitäts-Prämien, Zuschüssen für Arbeitsgeber und Finanzierung für Neugründung von Unternehmen. Fürs Praktikum werden die Arbeitgeber 250 Euro und 300 Lei für 1-3 Jahre bekommen, für die Fachausbildung 300 Euro und 750 Lei im Monat.

  • Europäische Programme zur Beschäftigungsförderung in ländlichen Regionen

    Europäische Programme zur Beschäftigungsförderung in ländlichen Regionen

    Etwa 10 Millionen Menschen in der EU arbeiten ganzzeitig in Farmen. Das entspricht etwa 5% der Arbeitskraft EU-weit. 92% dieser sind Familienmitglieder der Farm-Besitzer. Au‎ßer den Angestellen in den Farmen gibt es weitere Personen, die regelmä‎ßig in der Landwirtschaft au‎ßerhalb der Farmen tätig sind.



    So erreichte 2010 die Zahl der Personen, die in der EU regelmä‎ßig landwirtschaftliche Tätigkeiten durchführen, 25 Millionen, eine etwas niedrige Zahl, wenn wir an die Anwesenheit der landwirtschaftlichen Produkte in unserem alltäglichen Leben denken. In den Jahren 2000 bis 2012 ist die Zahl der Arbeitnehmer in der EU-Landwirtschaft um 4,8 Millionen zurückgegangen. 70% dieser Arbeiter stammten aus den neuen EU-Mitgliedstaaten, auch aus Rumänien, wo die Landwirtschaft einen sehr hohen Anteil der Wirtschaft ausmacht. Die Gründe dieses Rückgangs sind mehrfach. Die Judenglichen sind nicht interessiert, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Die Subsistenzwirtschaft ist nicht ertragreich und setzt auch keine Arbeitsverträge und eigentliche Löhne voraus. Sowohl die Behörden als auch die Nichtregierungsorganisationen wollen diese Lage ändern.



    Dumitru Fornea ist Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses und Verantwortlicher für internationale Beziehungen bei der Gewerkschafts-Konföderation Meridian. Er erklärte, dass ein Teil der EU-Gelder für die Landwirtschaft der Arbeitskraft in diesem Bereich gewidmet ist.



    Ein Drittel des EU-Haushalts für die gemeinsame Agrarpolitik, also 30 Milliarden Euro im Jahr sind für die Arbeitnehmer bestimmt. Man beschäftigt sich also damit auf europäischer Ebene, aber auch auf nationaler Ebene, denn Rumänien gehört noch zu den Ländern mit dem höchsten Beschäftigungsgrad in der Landwirtschaft. Knapp 3 Millionen Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. In puncto Agrarpolitik ist Rumänien einer der Staaten, die in der letzten Periode sehr viel Geld ausgegeben haben. Von 2007 bis 2013 wurden der Landwirtschaft insgesamt etwa 15 Milliarden Euro zugewiesen. Das sollte sichtbar werden. Leider sieht sich ein Gro‎ßteil der ruralen Bevölkerung gezwungen, auszuwandern und nach anderen Opportunitäten auf anderen europäischen Märkten zu suchen.“



    Die Jugendlichen lehnen die Subsistenzwirtschaft, die zwar ihr tägliches Brot sichert, aber keine Einkommen anbietet, ab und wandern aus. Folglich sinken die Chancen, dass diese Haushalte, in denen Subsistenzwirtschaft betrieben wird, zu Farmen oder anderen wirtschaftlichen Einheiten werden. Ein anderer Grund für die niedrige Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft ist die Zurückhaltung der Landwirte, sich in Farmen zusammen zu schlie‎ßen um gemeinsam ihre Felder zu bearbeiten. Dumitru Fornea meint, die Erinnerung an die LPGs der kommunistischen Periode würde die Menschen von Zusammenschlüssen abhalten.



    Der Vertauensmangel schafft den Jugendlichen und anderen Menschen in ruralen Gegenden Probleme. Sie haben Schwierigkeiten, effizient zu werden und in Wettbewerb mit der korporatistischen Landwirtschaft zu treten. Dass in Rumänien die Landwirtschaft 30% der Wirtschaft ausmacht, ist an sich nicht schlecht. Der Industriesektor erreicht 28%, der Dienstleistungssektor 42%. Alle könnten sich vorteilhaft ausbalancieren. Leider arbeiten diese Landwirte nicht aufgrund eines Tarifvertrags oder eines Arbeitsvertrags. Nur 8% gehören einer Gewerkschaft an und nur 3% gehören einer den neuen Gesetzen entsprechenden Landwirtschafts-Genossenschaft an.“



    Nichtsdestotrotz gibt es auch private Initiativen, die versuchen, die Lage zu verbessern und den Judendlichen die Chance einer Karriere in ländlichen Regionen anzubieten. Das Unternehmen Global Commercium Development hat das Programm Karrieren in ruralen Regionen“ eingeleitet. Im Rahmen dieses Programms hat das Unternehmen kostenlose Kurse für Dorfbewohner organsiert, die ihre unternehmerischen Fähigkeiten ausweiten wollten. Das Programm wurde durch den Europäischen Sozialfonds finanziert und in einigen Dörfern implementiert. Tina Cozmanciuc von Global Commercium Development erläutert:



    Wir haben zusammen mit Partnern aus Spanien und Italien ein paar Projekte in Höhe von etwa 500.000 Euro eingeleitet. Es sind lokale Initiativen, die nicht nur im Landkreis Cluj, sondern auch in anderen Landkreisen aublaufen: Constanţa, Alba, Vâlcea und Ilfov. Unsere Projekte haben als Zielgruppe inaktive Personen, Arbeitslose, die Subsistenzwirtschaft betreiben. Laut unseren Analysen haben 62% der Dorfbewohner nur Einkommen aus der Landwirtschaft. Dieser Prozentsatz ist nicht erfreulich, denn nur 25% dieser Menschen bekommen Löhne. Andere erzielen Einkommen aus der Landwirtschaft, ohne angestellt zu sein.“



    Insbesondere Judengliche waren an diesen Kursen interessiert. Tina Cozmanciuc über deren Wünsche bezüglich einer künftigen Karriere auf dem Lande:



    Sie interessieren sich nicht unbedingt für Landwirtschaft. Sie helfen ihren Eltern im Haushalt, wollen aber auch einen anderen Beruf erlernen. Sie orientieren sich abhängend von den Gegebenheiten der Region. In einer Region, wo wir aktiv sind, gibt es zum Beispiel die Fabrik eines Autozulieferers für einen gro‎ßen PKW-Hersteller. Viele würden gerne da arbeiten, dafür müssen sie aber vorbereitet sein. Leider besuchen sie nach dem Abschluss der pflichtigen acht Klassen weiter die Schule, ohne aber die Abiturprüfung zu schaffen oder einen Beruf zu erlernen, der ihnen die Arbeit in dieser Fabrik ermöglichen würde. Eine andere Tendenz betrifft die Entwicklung des Tourismus, aber auch hier brauchen sie eine Ausbildung.“



    Die Ausbildungs-Kurse sind auf dem Lande jederzeit willkommen, für deren Veranstaltung braucht man aber Geld. Und dieses Geld könnte man durch die vernünftige Verwaltung der Fonds für die Landwirtschaft finden, die Rumänien für die Periode 2014-2020 zugewiesen wurden.



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