Tag: Fälschungen

  • Impffortschritt: Skepsis und fingierte Impfnachweise

    Impffortschritt: Skepsis und fingierte Impfnachweise

    Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, nahm im November rapide ab, nachdem vor genau einem Monat Rekordzahlen verzeichnet worden waren. Am 26. und 27. Oktober lie‎ßen sich jeweils über 111.000 Menschen in Rumänien eine der zugelassenen Corona-Schutzimpfungen verabreichen — das waren die höchsten Zahlen seit Dezember 2020, danach gingen sie plötzlich wieder in den Keller. Gesundheitsexperten und Soziologen glauben, das sei kein Zufall, denn just am 27. Oktober hatte der Senat, die Oberkammer des rumänischen Parlaments, einen Gesetzentwurf abgeschmettert, mit dem das sogenannte Grüne Zertifikat, also ein Impfnachweis, für Angestellte öffentlicher Institutionen wie privater Einrichtungen verpflichtend geworden wäre. Zwar wird letztendlich in der Abgeordnetenkammer über Gesetze entschieden, nach der Ablehnung durch den Senat wurden aber die Debatte und die anschlie‎ßende Abstimmung über die Impfpflicht auf eine unbestimmte Zeit ausgesetzt.



    Seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 haben etwa 7,7 Mio. Menschen in Rumänien mindestens eine Impfdosis verabreicht bekommen oder sind vollständig geimpft. Nur 1,4 Mio. Menschen haben auch die von Experten empfohlene dritte, sogenannte Booster-Impfung bekommen. Die Zahlen sind niederschmetternd für die Behörden, die sich am Anfang der Impfkampagne noch optimistisch zeigten, dass bis September 2021 etwa 10. Mio. Rumänen, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung geimpft sein würden.



    Um der Impfskepsis entgegenzuwirken, werden nach wie vor mobile Impfstände an Orten wie Messen, Märkte oder Parkanlagen organisiert — etwa 200.000 Menschen nahmen bisher diese Möglichkeit wahr und lie‎ßen sich im Rahmen der sogenannten Impfkarawanen impfen. Dabei hat Rumänien mehr als genug Impfstoff, um die gesamte Bevölkerung zu immunisieren — über 27 Mio. Impfdosen haben die Behörden bislang bestellt und erhalten. Die meisten stammen von Biontech Pfizer, doch auch die anderen zugelassenen Impfstoffe sind vertreten, also Moderna, Astra Zeneca oder Johnson & Johnson.



    Laut offiziellen Angaben wurden bisher mehr als 9 Mio. sogenannte grüne Covid-19-Zertifikate ausgestellt, davon sind 92% Impfnachweise, die übrigen attestieren eine Genesung nach der Erkrankung an Sars-Cov-2. Es gibt aber immer mehr auch Zweifel an der Echtheit so mancher Zertifikate. Am Donnerstag hat die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA neue Ermittlungen gegen die Fälschung von Impfnachweisen aufgenommen. Es handelt sich um einen neuen Vorfall, der sich am Grenzübergang im nordwestrumänischen Petea ereignet haben soll. Den Staatsanwälten zufolge sollen im dort eingerichteten Impfzentrum 3.500 Impfnachweise ausgestellt worden sein, ohne dass die betreffenden Personen jemals vorstellig oder wirklich geimpft worden wären. Seit der Einrichtung des Impfzentrums am Grenzübergang zu Ungarn im September wurden dort laut offiziellen Angaben knapp 5.500 Personen geimpft. Sollte sich die Vermutung der Staatsanwälte bewahrheiten, dann hei‎ßt das, dass mehr als die Hälfte der dort ausgestellten Impfnachweise fingiert ist.

  • Medikamentenfälschung: Unkenntnis und inkohärente Gesundheitspolitik fördern Schwarzmarkt

    Medikamentenfälschung: Unkenntnis und inkohärente Gesundheitspolitik fördern Schwarzmarkt

    Laut dem Internationalen Forschungsinstitut für gefälschte Medikamente sei eines von zwei Arzneimitteln, die online verkauft werden, gefälscht. Au‎ßerdem sei nur eine Online-Apotheke von 20 legal. In Rumänien ist die Lage noch nicht so schlimm, allerdings auch nicht rosig.



    Vor kurzem wurde in Bukarest der erste Monitoring-Bericht über den Online-Handel mit Medikamenten aus unkontrollierten Quellen veröffentlicht. Der Bericht dokumentiert den illegalen Internethandel von rezeptpflichtigen Medikamenten und warnt vor der ernsthaften Gefahr für die öffentliche Gesundheit, die dahinter steckt. Untersucht wurden sämtliche Produkte, die in der Liste des Nationalen Onkologie-Programms sowie des Nationalen Programms für seltene Krankheiten in den letzten 5 Jahren vorkamen. Darüber hinaus wurde auch die Impfstoffliste untersucht — so Dan Miclea, der Generaldirektor von Media Kompass, dem Unternehmen, das den Bericht verfasste. Festgestellt wurde, dass krebskranke Patienten am häufigsten der vom illegalen Medikamentenhandel ausgehenden Gefahr ausgesetzt seien. Dan Miclea fasst die Ergebnisse des Berichtes zusammen:



    Es ist sehr wichtig, den Patienten zu erziehen, zu unterrichten. Patienten, die sich in einer verzweifelten Lage befinden — wie z.B. krebskranke Patienten — stehen unter Zeitdruck. Sie sind nicht bereit, zu warten, bis eine normale Behandlungslösung gefunden wird. Patienten, die unter einer chronischen Krankheit leiden, haben mehr Zeit zur Verfügung, sie können es sich leisten, zu warten. Für die Erziehung und die Unterrichtung sind die zuständigen öffentlichen Behörden verantwortlich. Womöglich auch die Zivilgesellschaft und die Massenmedien. Es ist wichtig, dass die Journalisten ihren Teil der Arbeit leisten, dass sie journalistisch ermitteln. Au‎ßerdem ist eine deutliche Gesetzgebung notwendig.“




    Unterinspektor Răzvan Marinică arbeitet bei der rumänischen Polizei in der Abteilung für Ermittlungen gegen Wirtschaftsverbrechen. Illegale Händler laufen Gefahr, strafrechtlich bestraft zu werden. Ihre Tat könnte als Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder Online-Verkauf von gefälschten Medikamenten eingestuft werden, so der Unterinspektor:



    Die Gesetzgebung ist ziemlich undeutlich, daher haben wir Schwierigkeiten. Ich beziehe mich vor allem auf den Artikel im Strafgesetzbuch, in dem der Verkauf von gefälschten Medikamenten erwähnt wird. Da wird nur auf die Fälschung der Kennzeichnung, des Logos, nicht aber auf die Fälschung des Arzneimittels, seiner Zusammensetzung Bezug genommen. Wir haben es mit verbrecherischen Netzwerken zu tun. Weder die Einfuhr von Medikamenten, noch der spätere Verkauf im Internet werden angemeldet. Die Erträge werden durch unterschiedliche Methoden verschleiert.“




    Die Abgeordnetenkammer arbeitet derzeit an einem Gesetzentwurf, der den Rahmen für die Tätigkeit von Online-Apotheken festlegen soll. Die fehlenden Informationen oder die Bildungsferne seien nicht der Grund, warum Patienten aus illegalen Quellen kauften, behauptet Cezar Irimia. Der Vorsitzende des Verbandes chronisch kranker Patienten bemängelt eher die Politik in dem Bereich.



    Ich kenne Patienten, die im Internet eingekauft haben, ich kenne Patienten, die reingelegt wurden, und ich kenne Patienten, die Kreide gegessen haben, die sehr schön in Form einer Tablette angeboten wurde. Sie haben gemerkt, dass etwas nicht stimmte, denn sie haben Fieber entwickelt und haben dann die Tabletten ins Labor zur Untersuchung gebracht. Oder noch ein Beispiel: Sie haben Medizinalkohle geschluckt, die als Zytostatikum verpackt war. Die Patienten wussten nicht, wie das Arzneimittel auszusehen hatte, sie dachten, es muss eben schwarz sein. Und diese Opportunisten kommen in Krisensituationen und sie bieten ihre Produkte nicht nur im Netz an, sie kommen bis vor das Tor des Krankenhauses. Wie ist es dazu gekommen? Da müssen sie unsere Regierung fragen. Die fehlende Kohärenz in der Gesundheitspolitik hat diese Katastrophen verursacht. Es sind einige billige Arzneimittel verschwunden, die aber in der Krebsbehandlung eine entscheidende Rolle spielen. Das ist die katastrophale Preispolitik, die das Gesundheitsministerium führt. Also sind viele Medikamente vom Markt genommen worden, während die wirtschaftlich effizienten Produkte in den Export gehen. Es gibt Berichte von deutschen Journalisten, die bei ihren Ermittlungen herausgefunden haben, dass 90% der nach Deutschland importierten Arzneimittel aus Rumänien stammen.“




    Nicolae Fotin, der Vorsitzende der Landesagentur für Arzneimittel und Medizinausstattung, spricht von Präventionsma‎ßnahmen gegen die Verbreitung von gefälschten Medikamenten. Ferner warnt er vor den vielfachen Risiken, denen sich Patienten aussetzen, wenn sie Medikamente aus nicht autorisierten Online-Quellen kaufen.



    Die Tatsache, dass die Herkunft des Arzneimittels unbekannt ist, dass der Hersteller nicht bekannt ist, dass man sich nicht sicher ist, ob der Wirkstoff auch enthalten ist, ob die Konzentration stimmt usw. — die Risiken für die Gesundheit können extrem hoch sein. Wenn wir etwa von den Impfstoffen reden, wissen wir alle, dass sie sehr empfindlich sind, sie müssen kühl transportiert und aufbewahrt werden. Andere bei 28 Grad, andere können tiefgefroren werden, andere nicht. Wenn die empfohlene Temperatur nicht eingehalten wird, haben wir die Impfung umsonst verabreicht. Auch wenn es eine genehmigte Impfung ist, verliert sie ihre Wirkung, da die Stabilitätskriterien nicht erfüllt sind. Jegliche Abweichung von diesen Kriterien bedeutet eine Abwertung. Die Abwertung steht in direkter Verbindung zur Wirksamkeit und den Nebenwirkungen.“




    Darüber hinaus sind Fälle bekannt, in denen die gefälschten Arzneimittel giftige Stoffe enthielten, wie etwa Merkur oder Rattengift. Also müsste jeder von uns, noch vor den gesetzlichen Verfahren der zuständigen Behörden, beim Online-Kauf von Medikamenten den rechtlichen Hintergrund des Händlers und das Logo überprüfen, das die Genehmigung des jeweiligen Onlineportale bescheinigt.