Tag: Fahrradwege

  • Hörerpostsendung 23.6.2019

    Hörerpostsendung 23.6.2019

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Da wir diese Woche nicht besonders viel Post bekommen haben, möchte ich mit einem Hinweis auf eine Kulturveranstaltungen beginnen. Vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Osteuropas (IKGS) an der LMU München haben wir eine Nachricht über eine Lesung und ein Gespräch mit der rumänischen Schriftstellerin Ana Blandiana erhalten. Unter den Stichworten Geschlossene Kirchen“ findet die Veranstaltung am 2. Juli 2019 um 20 Uhr im Lyrik Kabinett (Amalienstra‎ße 83a) in München statt. Die Moderation übernimmt Michael Krüger, für die Übersetzungen und die Lesung in deutscher Sprache zeichnet Katharina Kilzer. Im Pressetext wird die Veranstaltung mit folgenden Worten beworben:



    Als Zeugin der Welt, die sie bewohnt, ist Ana Blandiana (1942 in Temeswar/Timișoara geboren) fest davon überzeugt, dass Poesie Erfahrungen wiedergeben kann, indem sie eine Folge von Visionen evoziert. Wer ihr beim Rezitieren ihrer Gedichte zuhört, so ein Kritiker über sie, erlebt einen mystischen Moment, in dem Poesie trotz mancher Sprachbarrieren unmittelbar kommuniziert. Für ihr Werk wurde Blandiana vielfach ausgezeichnet (u. a. Europäische Dichterin des Friedens 2016, Griffin Poetry-Prize 2018).



    Maria Herlo, Katharina Kilzer und Horst Samson, die drei Übersetzer von Blandianas jüngstem deutschem Gedichtband Geschlossene Kirchen“, der auch die rumänischen Originale enthält, haben überwiegend Texte aus zwei nach 2010 erschienenen Büchern ausgewählt und sie um einige frühere Gedichte ergänzt, die vor 1989 und nach der Revolution publiziert wurden. Die Auswahl führt exemplarisch durch Blandianas visionäre Räume, die oft mit der Vergangenheit konfrontieren und die individuelle Freiheit erkunden. Katarina Kilzer ist Mitarbeiterin der politischen Redaktion der FAZ und schon in mehreren Büchern als Übersetzerin von Ana Blandiana hervorgetreten. Michael Krüger, selbst Autor von Gedichten, Erzählprosa und Essays sowie Kuratoriumsmitglied der Stiftung Lyrik Kabinett, spricht mit der Dichterin über ihr Werk.



    Der Eintritt kostet 6€ bzw. 8€, für Mitglieder des Instituts ist der Eintritt frei, für alle Interessenten ist die Platzwahl frei. Und als kleine Kostprobe ist in der Pressemitteilung auch ein Gedicht von Ana Blandiana enthalten, das ich Ihnen gerne vorlese:




    FLUSS MIT EINEM EINZIGEN UFER



    Der Tod, an dessen Ufer ich bin,


    ist nur ein Moment der Unterbrechung,


    damit du dich entscheidest…


    mit den Fü‎ßen ins eiskalte Wasser zu gehen


    und frierend auf rutschigen Steinen zu schreiten


    bis zum anderen Ufer.


    Ich fürchte nicht das Überqueren.


    Ich fürchte nur den Augenblick, wenn


    das verlassene Ufer stromabwärts entschwindet,


    als ob der Tod ein Fluss wäre,


    der nicht imstande sei,


    mehr als ein einziges Ufer zu haben.




    Und nun zu Hörerzuschriften. Von Paul Gager aus Wien erhielten wir eine Nachricht im Feedbackformular:



    Guten Morgen, werte Redaktion!



    Zu Fronleichnam am Donnerstag (Feiertag in Österreich) war ich mit der Stra‎ßenbahn in Richtung Zentralfriedhof unterwegs, um die Joggingstrecke im Friedhof mal zu testen, und da fiel mir in der Stra‎ßenbahn auf, dass auf den Wiener Linien-Bildschirmen ein kurzer Trailer-Film über die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten Bukarest“ gezeigt wird als Werbung. Zufällig fuhr die Bim gerade bei der rumänisch-orthodoxen Kirche in Simmering vorbei.



    Die Rumänisch-Orthodoxe Pfarrkirche Zur Heiligen Auferstehung“ ist eine Kirche im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering. Sie ist Sitz der rumänisch-orthodoxen Gemeinde Wiens, rechtlicher Vertreter der Rumänisch-Orthodoxen Kirche — Patriarchat von Rumänien für Österreich — und gehört zu der in Nürnberg ansässigen Diözese für Zentral- und Mitteleuropa.



    Mit besten Wünschen zum Sommerbeginn


    Paul Gager



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Gager. Die rumänisch-orthodoxe Kirche in Simmering kenne ich nicht, sie ist laut der eigenen Webseite beginnend mit 2002 errichtet worden. Als ich Anfang der 1990er in Wien studiert habe, gab es nur eine rumänisch-orthodoxe Kapelle, die im Palais Dietrichstein in der Löwelstra‎ße im 1. Bezirk untergebracht ist. 1906 hat die rumänische Gemeinschaft in Wien diesen Raum erworben und 1907 wurde die dort eingerichtete Kapelle auch eingeweiht. Entlang der Zeit wurde sie mehrfach ausgeschmückt, ich kann mich noch vage erinnern, dass ich die intime Stimmung dort mochte. Seitdem es die neue Kirche gibt, werden Messen in der Kapelle nur noch samstags um 10 Uhr morgens zelebriert.



    Auch Ihnen herzliche Grü‎ße aus dem sommerlich hei‎ßen, aber immer wieder auch von Gewittern heimgesuchten Bukarest, lieber Herr Gager.



    Nach ca. zwei Monaten meldete sich unser Hörer Jörg-Clemens Hoffmann (aus Alsbach-Hähnlein, Hessen) mit mehreren Empfangsberichten und folgenden Zeilen per E-Mail:



    Liebe deutschsprachige Redaktion von Radio Rumänien International!



    Zum Beginn des Sommers sende ich herzliche Grü‎ße von der hessischen Bergstra‎ße.



    Es freut mich, Ihnen mitzuteilen, dass der Kurzwellenempfang von RRI weiterhin in ausgezeichneter Qualität möglich ist. Insbesondere die Abendsendung höre ich in Ortsenderqualität. So ist es eine Freude, die schönen Programme aus Bukarest einzuschalten. Besonders gerne höre ich neben den landesgeschichtlichen Beiträgen die Sendungen zum Tourismus.



    Leider habe ich es immer noch nicht geschafft, Urlaub in Ihrem schönen Land zu machen. Aber wenn ich Radio-Tour“ höre, denke ich immer, dass ein Besuch sehr lohnenswert ist. Diesbezüglich würde es mich interessieren, in wie weit der Donauradweg bis zum Schwarzen Meer inzwischen ausgebaut und problemlos befahrbar ist. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige ambitionierte Radfahrer, die regelmä‎ßig Touren entlang der Donau unternehmen und auch gerne in Rumänien radeln würden. Vielleicht können Sie bei passender Gelegenheit über den Donauradweg in ihrem Land berichten. Das würde mich sehr interessieren.



    Soweit mein heutiges Schreiben mit den beigefügten Empfangsberichten.



    Ich grü‎ße Sie alle ganz herzlich und freue mich auf ein baldiges Wiederhören auf der analogen Kurzwelle.



    Ihr Hörer


    Jörg-Clemens Hoffmann




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Hoffmann. Ich muss Sie leider enttäuschen, was Fahrradwege entlang der Donau anbelangt. Ich habe danach gegoogelt und auf einigen Blogs von Fahrradfreunden nur wenig Info dazu gefunden. Es hei‎ßt, richtige Fahrradpisten gibt es kaum, aber einige Wege seien auch für solide Bikes tauglich. Und es gibt einige Routen auch entlang der Schwarzmeerküste, und hier gibt es sogar einen Plan, die rumänische und bulgarische Schwarzmeerküste von Norden nach Süden über Fahrradwege zu verbinden. Ich befürchte aber, dass unsere bulgarischen Nachbarn wieder einmal flei‎ßiger waren, denn auf der rumänischen Seite hat sich in den letzten Jahren nicht besonders viel getan, wie ich sehen konnte. Herzliche Grü‎ße nach Hessen, lieber Herr Hoffmann!



    Und auch Carsten Fenske aus Greifswald meldete sich erneut per E-Mail:



    Liebe Freunde von RRI, deutscher Dienst,



    auch heute möchte ich mich wieder bei Ihnen melden.



    Zunächst vielen Dank, dass Sie sich am 16.06.2019 im Funkbriefkasten die Zeit genommen haben, um das Thema Finanzierung des Öffentlichen Rundfunks erneut zu beleuchten und auch meine kontroverse Ansicht zur Sprache brachten. Das ist nicht selbstverständlich und natürlich bin ich ganz auf Ihrer Seite, dass dies in komprimierter Form erfolgte, um das Sendeformat nicht zu beschädigen. Es ist also alles zum Besten bestellt.



    Gefreut habe ich mich über die Meldung Ihres Stammhörers Peter Vaegler und auch, dass Sie seinen Kontakt zu mir erwähnten. Wie der Zufall es wollte, haben wir uns heute, also nur einen Tag nach Ihrer Sendung bei ihm getroffen, was schon länger geplant war. Auch seine Aussage, dass wir uns über drei‎ßig Jahre kennen, kann ich bestätigen.



    Natürlich ging es beim Treffen auch um RRI. Ich soll das ganze Team und in besonderer Weise auch die Technik“, welche ja oft unerwähnt bleibt, ganz herzlich von ihm grü‎ßen. Wir haben die letzten fünfzig Jahre ausgewertet“ und sind zu dem Schluss gekommen, dass Sie auch weitere fünfzig Jahre auf Sendung bleiben sollen. Wir hoffen also, dass RRI, in der jetzigen Form, weiter Bestand haben wird. Da sind wir mal ganz egoistisch.



    Ich selbst trete morgen meine jährliche Motorradtour an, welche mich wieder für ganze vier Wochen durch Polen führen wird. Diesmal mit einer nagelneuen Maschine, von Yamaha, Modell XT 1200. Als Anhang mal drei Fotos von dem guten Stück.



    Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ich RRI täglich auf Kurzwelle empfangen werde. Ihre Sendungen sind ein fester Bestandteil meiner Tour und darauf freue ich mich. Sicher wird sich auch unterwegs die Möglichkeit bieten, sich mit Empfangsberichten bei Ihnen zu melden. Ein Tablett“ habe ich jedenfalls dabei.



    Damit melde ich mich in den Urlaub ab und verbleibe wie immer mit freundlichen Grü‎ßen



    Ihr Hörer Carsten Fenske



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Fenske. Herzliche Grü‎ße an Sie und Herrn Vaegler, und Ihnen einen spannenden Urlaub!



    Damit Zeit für die Postliste. Briefe hole ich mir nächste Woche aus der Ablage, E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Beate Hansen, Anna, Bernd und Willi Seiser, Carsten Fenske und Jörg-Clemens Hoffmann (alle aus Deutschland). Unsere beiden Internetformulare nutzte Paul Gager aus Wien.




    Audiobeitrag hören:




  • Ciocăneşti und sein Kleindelta: Mit dem Fahrrad an die Donau

    Ciocăneşti und sein Kleindelta: Mit dem Fahrrad an die Donau

    Ciocănești-Dunăre ist Teil des Netzwerks Natura 2000. Die Umgebung gilt als besonders schutzbedürftig, denn sie wird als Vogelschutzgebiet anerkannt. WWF Rumänien arbeitete in den letzten 10 Jahren mit der örtlichen Gemeinschaft zusammen, um eine Reihe von Projekten für ein nachhaltiges Leben der Vögel zu entwickeln. Ende letzter Woche wurde einer der hiesigen 5 Radwege getestet. Raluca Dan, Projektleiterin bei WWF, lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:



    Wir wollten das Konzept der e-Mobility, also das Konzept der nachhaltigen Mobilität vor Ort fördern. In unserem Fall setzen wir auf die Mobilität auf zwei Rädern, eventuell auf zwei elektrischen Rädern. Wir identifizierten 5 Radwege innerhalb des Projekts. Sie umfassen insgesamt 550 Km. Die Radwege können sowohl mit einem normalen Fahrrad wie auch mit einem e-Bike zurückgelegt werden. Die Fahrt kann zwischen einem und drei Tagen dauern. Durch den Fahrradtourismus soll die Gegend gefördert werden. In der Gegend von Ciocăneşti ist die Natur sehr schön. Hier werden immer noch Traditionen und Bräuche bewahrt. Die Radfahrer werden sowohl die Schönheiten der Natur bewundern als auch Bauernhöfe und Handwerkerwerkstätte vor Ort besuchen können.“




    In dieser Donauecke bei Călăraşi können in der Tat natürliche Landschaften, charakteristisch für feuchte Gebiete, bewundert werden: Seen, Sümpfe, Schilf, aber auch zahlreiche geschützte Vogelarten, die den Sommer in Rumänien Land verbringen. In den Dörfern, die von Radwegen durchquert werden, können die Touristen auf Handwerker treffen, die ihr Handwerk so wie früher ausüben. Die Radwege starten beim örtlichen Fischzuchtbetrieb. Ebenfalls hier kann eines der 4 verfügbaren elektrischen Fahrräder gemietet und die Karte mit Radwegen und Fahrradrouten zu Rate gezogen werden. Mehr Einzelheiten dazu lieferte uns Raluca Dan, Projektleiterin bei WWF:



    Alle Radwege beginnen beim Fischzuchtbetrieb Ciocăneşti. Ciocăneşti ist ein Delta im Kleinformat in Călăraşi. Hier können Tausende Vogelarten gesichtet werden, unter anderem auch viele Wandervögel wie z.B. Pelikane. Falls der Wunsch besteht, kann der Verwalter des Fischzuchtbetriebs den Besuchern mehr über die gezüchteten Fischarten sowie über die Tätigkeit des Betriebs, die die örtliche Biodiversität fördert, erzählen. Die Infrastruktur ist in einem relativ gutem Zustand, die Landwege sind zum Teil asphaltiert. Allerdings kann man mit dem e-Bike oder mit einem normalen Fahrrad auch über nichtasphaltierte Wege fahren. Die Handwerker sind froh, Gäste willkommen zu hei‎ßen und ihnen zu zeigen, wie einst gearbeitet wurde. In Ciocăneşti gibt es auch eine Pension. Weitere Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in der Stadt Călăraşi, die unweit von Ciocăneşti liegt.“




    Darüber hinaus lohnt es sich, die Umgebung zu Fu‎ß zu erforschen. Das Delta im Kleinformat hat viele Attraktionen anzubieten. Die Natur und die vielfältigen Vogelarten ziehen zahlreiche Vogelbeobachter aus allen Ecken Rumäniens nach Ciocăneşti an.

  • Radfahren in rumänischen Großstädten: Infrastruktur nur mangelhaft

    Radfahren in rumänischen Großstädten: Infrastruktur nur mangelhaft

    Das Radfahren wird, wie in vielen anderen europäischen Ländern, immer beliebter. In den letzten Jahren ist die Zahl der Radfahrer in den Gro‎ßstädten ständig gewachsen. Natürlicherweise ist auch die Anzahl der Fahrradläden gewachsen und es werden immer mehr Radfahrer-Events organisiert. Radu Mititean, Vorsitzender der Radfahrer-Föderation in Rumänien, erklärte uns, warum die Rumänen immer mehr Rad fahren.



    Es ist normal, dass die Zahl der Radfahrer steigt. Die Menschen haben eingesehen, dass das Auto keine nachhaltige Lösung in den Gro‎ßstädten ist, weil man gewöhnlich mit dem Fahrrad schneller ist. Das ist der Hauptgrund, nicht unbedingt die Gesundheit oder der Umweltschutz. Wir leben in einem Zeitalter der Geschwindigkeit. Zudem scheint das Radfahren die einzige Bewegung zu sein, die man sich leisten kann, wenn man keine Zeit fürs Joggen oder Schwimmen hat. Ich fahre im Anzug mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich lebe in Cluj (Klausenburg), mit den öffentlichen Verkehrsmitteln würde ich eine halbe Stunde brauchen, auf dem Fahrrad schaffe ich es in 15 Minuten.“




    Inwieweit sind aber die Städte auf dieses Wachstum vorbereitet? Das haben wir den Programm-Leiter des Verbandes Green Revolution“, Corneliu Belciug, gefragt.



    Das Fahrrad wird in Bukarest nur dann ein alternatives Transportmittel werden, wenn man — neben der Förderung des Radfahrens — die Leute entmutigen wird, PKWs zu benutzen. Wir werden niemals von einem unverschmutzten und lärmfreien Bukarest sprechen können, wenn die Behörden nicht zwei zusammenhängende Ma‎ßnahmen treffen werden. Die eine betrifft die Entmutigung des Auto-Verkehrs — durch Steuern oder Parkgebühren in der ganzen Stadt –, die andere den Bau von Radwegen.“




    Auch wenn es EU-Politiken gibt, die das Radfahren fördern, und es Finanzierungen für Infrastruktur gibt, sieht die Realität anders aus. Radu Mititeanu erläutert:



    In den letzten Jahren haben die lokalen Behörden von mittelgro‎ßen und gro‎ßen Städten angefangen, Radwege zu bauen. Leider gibt es da gro‎ße Probleme, was die Qualität dieser anbelangt. Sie sind nicht kohärent, die meisten sind zu schmal und nicht sicher. Man wollte nur einige Empfehlungen der EU abhaken. Die Radwege sind nicht benutzerfreundlich und fördern nicht das Radfahren. Manchmal sind sie sogar gefährlich für Radfahrer, weil die Normen nicht aktuell sind oder weil die geltenden Gesetze solche Normen nicht durchsetzen.“




    Die Radfahrer-Verbände in Rumänien haben versucht, mit den Behörden zu verhandeln, um die nötige Infrastruktur zu bekommen und das Stra‎ßenverkehrsrecht abzuändern. Welche die Ergebnisse waren, sagt uns Radu Mititeanu:



    Seit über 20 Jahren versuchen wir diese Probleme mit dem Stra‎ßenverkehrsrecht zu lösen, wir hören aber immer wieder nur Versprechen seitens der Behörden, die die Gesetze aktualisieren müssen. Leider haben die letzten zwei Jahrzehnte nichts gebracht. Die Entscheidungsträger meinen wohl, das Radfahren sei nur eine Grille. Wenn du das Auto verlässt, bist du zweitrangiger Bürger.“




    Die Zivilgesellschaft hat jedoch einige Lösungen sogar in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gefunden. Der Verband Green Revolution“ hat vor sechs Jahren angefangen, das Radfahren in Zusammenarbeit mit dem Rathaus des 1. Bezirks in Bukarest zu fördern. Dabei handelte es sich um ein Fahrradverleihsystem. Corneliu Belciug dazu:



    Wir haben das Projekt I’Velo ins Leben gerufen, das sind die gelben Fahrräder, die in Bukarest bekannt wurden. Das Projekt wurde in den Parks der Hauptstadt eingeleitet, dann haben wir es auch in anderen Städten eingeführt. Wir hatten auch ein Projekt für Studenten. Auf mehreren Unigeländen haben wir den Studenten kostenlose Fahrräder zur Verfügung gestellt. Es folgte ein Projekt namens »Fahrräder mit Krawatte« für Angestellte von Konzernen. Wir haben ihnen Fahrräder direkt zum Unternehmenssitz gebracht. Letztes Jahr haben wir ein europäisches Projekt — Bike2Work — eingeleitet und im September dieses Jahres haben wir das erste automatische Fahrradverleihsystem in Bukarest gestartet. In den wichtigsten U-Bahn- und Busstationen gibt es Fahrräder, die man mieten kann. Dieses Projekt möchten wir 2017 weiterentwickeln.“




    Die Radfahrervereine haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Sie möchten weiter mir den lokalen Behörden verhandeln und das Leben der Radfahrer in den Städten leichter machen.

  • Verein Mioritics: Kulturprojekte in Südsiebenbürgen

    Verein Mioritics: Kulturprojekte in Südsiebenbürgen

    Das Kulturerbe ist nicht in Stein geritzt, es wird durch die Erfahrungen gelebt, die die Menschen untereinander teilen“ — unter diesem Motto organisiert der Verein Mioriţa (Mioritics) eine Reihe von Veranstaltungen zur Förderung und zum Schutz des Kultur- und Naturerbes in Rumänien sowie zur Entwicklung des Öko- und Kulturtourismus hierzulande. Der Verein nahm seine Tätigkeit vor gut 10 Jahren auf, so Mihai Dragomir, der Vorsitzende von Mioritics:



    Als wir diesen Weg einschlugen, setzten wir uns das Ziel, Rumänien und die weniger bekannten Orte hierzulande zu fördern. Damals zogen wir Veranstaltungen im ländlichen Raum in Erwägung. Der Verein hat sich ganz natürlich entwickelt. Derzeit wickeln wir Tätigkeiten insbesondere in Siebenbürgen, in der Gegend der Harbacher Hochebene (rum. Podişul Hârtibaciului) ab. Im Zeitraum 2004-2007 setzten wir nur saisonal, während der Sommerzeit, Projekte um. Ab 2008 schlossen wir eine Partnerschaft mit der UNESCO-Regionalstelle in Venedig. Sie bot uns Fördermittel für die Umsetzung der ersten wirklich wichtigen Projekte. Diesbezüglich seien die Informierungsstellen zu erwähnen, die wir im Zeitraum 2008-2010 in Schä‎ßburg (Sighişoara), Hermannstadt (Sibiu), Rosenau (Râşnov) und Agnetheln (Agnita) öffneten. Wir führten zudem zahlreiche Aktivitäten mit den Kindern in den südsiebenbürgischen Dörfern mit Kirchenburgen durch und organisierten in diesen Ortschaften kleine Kulturveranstaltungen, um mehr Touristen anzulocken. Mit der Zeit entwickelten wir Kooperationen mit örtlichen Partnern wie z.B. mit der Stadtverwaltung der Stadt Rosenau. Zusammen mit den zuständigen örtlichen Behörden organisieren wir verschiedene Kulturveranstaltungen vor Ort. Das Festival für historische Filme ist das bedeutendste davon. Erwähnenswert ist allerdings auch das Festival für historische Nachstellungen. Mit Hilfe norwegischer Fördermittel bildeten wir in Rosenau eine Gruppe für historische Nachstellungen. Zu diesem Erfolg trug das Festival wesentlich bei. Darüber hinaus gibt es auch noch das Kinderfest Spiel-Mania sowie das Festival »Im Namen der Rose«.“




    Das Festival des historischen Films ist das wichtigste vom Verein organisierte Kulturereignis. Nächstes Jahr findet es zum achten Mal statt, erzählte uns unser Gesprächspartner. Auf einen ersten Blick könnte man den Eindruck haben, es handele sich um ein Nischenereignis. Das sei jedoch nicht unbedingt zutreffend, meint Mihai Dragomir:



    Es ist viel mehr als lediglich ein Filmfestival. Wir haben es mit einem durchaus komplexen Produkt zu tun. Es dauert 10 Tage. Innerhalb dieses Zeitraums werden knapp 50 Filme gezeigt und es finden mehr als 10 Konzerte statt. Es ist eine Art Sommerschule, die in den letzten drei Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Es beteiligen sich viele Studenten aus Rumänien und der Republik Moldau. Wir pflegen eine Partnerschaft mit dem Institut für die Untersuchung der kommunistischen Verbrechen und zum Gedenken an das rumänische Exil und arbeiten mit dem Rumänischen Kulturinstitut zusammen. An der Sommerschule nehmen Studenten, Historiker, Botschafter sowie Augenzeugen von historischen Momenten teil. Das Festival umfasst zusätzlich eine Ausstellung und eine Buchmesse.“




    Das Festival für historische Nachstellungen wird auch schon seit sieben Jahren organisiert. Es findet alljährlich am dritten Wochenende im Monat August statt. Historische Nachstellungen sind ein immer wieder vorkommendes Thema bei RRI, daher wollten wir von Mihai Dragomir erfahren, worin die Neuigkeit der Veranstaltung besteht:



    Wir versuchen, jedes Jahr verschiedene historische Themen zu beleuchten. Das Festival stellt verschiedene Zeitspannen dar. Demnach versuchen wir, jedes Jahr ein neues Thema anzusprechen. Der in Rosenau gebildete Lokalverein, Living Rosenau, rief Erfahrungen aus dem 13. und 14. Jahrhundert wieder ins Leben. Das sind zwei für die Fluchtburg in Rosenau wichtige Zeitspannen. Die nachgestellten Szenen sind weniger kriegerisch. Wir haben versucht, mehr Wert auf den Alltag als auf den Krieg zu legen. Unser Ziel war, die Handwerke in Rosenau nachzustellen. Denn die Stadt war nicht für ihre Eroberungen oder Angriffe bekannt, sondern stach viel mehr hervor durch die Tätigkeit der Handwerker und Händler. Im Sommer hatten wir 43 Wikinger zu Gast, die vier Tage in der Fluchtburg Rosenau lebten. Es war ein schönes Beispiel einer historischen Nachahmung. Alles war sehr gut organisiert. Zusammen mit den Wikingern verfassten wir ein Handbuch für Festival-Veranstalter. Wir versuchen es derzeit zu promoten.“




    Unser Gesprächspartner erwähnte auch ein Pilotprojekt, das der Verein Mioritics zusammen mit einem Partner aus Deutschland umsetzte: Es geht um ein Bildungsprojekt für nachhaltige Entwicklung. Im Rahmen des Projektes lernen die Kinder über den Vertrieb von Äpfeln, indem sie in einem ersten Schritt frisch gepressten Apfelsaft probieren. Dann kosten sie verschiedene andere Apfelsäfte, die im Handel zu unterschiedlichen Preisen gekauft werden können. Zuletzt untersuchen sie das Preis-Leistungs-Verhältnis.



    Der Verein Mioritics gewann dieses Jahr mit einem Projekt zur Förderung des südlichen Teils Siebenbürgens den zweiten Preis beim Tourismus-Wettbewerb EDEN (European Destinations of Excellence). Mihai Dragomir teilte uns mit, wie er sich die Fortsetzung des Projektes vorstellt:



    Ab dem ersten Januar starten wir ein neues Projekt. Wir werden Wanderrouten und Fahrradwege im Süden Siebenbürgens markieren. Wir wollen uns auf das Gebiet zwischen Hermannstadt (Sibiu), Fogarasch (Făgăraş) und Reps (Rupea) konzentrieren. Es ist ein Netz von rund 250 Km. Wir wollen somit diesen Teil an den Norden unserer Region verbinden, wo es ein ähnliches Netz von 350 Km gibt. Das Projekt schlie‎ßt eine Schleife ab. Wir werden ein spannendes Reiseziel für diejenigen Touristen sein, die Erholung suchen und ein ruhiges Urlaubstempo zu schätzen wissen.“




    Der Verein Mioritics setzt seine Projekte fort. Wir werden den Süden Siebenbürgens auch weiterhin beobachten, denn in der Region werden zahlreiche attraktive Veranstaltungen organisiert, an denen Sie sich beteiligen und von denen wir berichten können.

  • Ökomobil sein: Fahrradpisten und Wanderwege im siebenbürgischen Hochland

    Ökomobil sein: Fahrradpisten und Wanderwege im siebenbürgischen Hochland

    Das siebenbürgische Hochland Hârtibaciu — Târnava Mare (dt. Harbachtal — Kokeltal) erstreckt sich mit einer Gesamtfläche von 267.000 Hektar über drei Landkreise: Braşov (Kronstadt), Mureş (Mieresch) und Sibiu (Hermannstadt). 2007-2008 wurden zwei Areale in Hârtibaciu — Târnava Mare dank ihrer reichen Biodiversität zu Natura-2000-Schutzgebieten eklärt. Nach dem Biosphärenreservat Donaudelta stellt das siebenbürgische Hochland das zweitgrö‎ßte Naturschutzgebiet Rumäniens dar.



    Der Verband Mioritics und die Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) Rumänien haben neulich ein Netzwerk von Rad- und Wanderwegen eingeweiht, die durch diese Naturschutzgebiete führen. Mihai Dragomir vom Verbad Mioritics kommt zu Wort mit Einzelheiten über das Projekt:



    Die Initiative, Rad- und Wanderwege hier im Hochland Hârtibaciu — Târnava Mare einzurichten, ist eigentlich nicht neu. Sie ist im Jahr 2010 entstanden und dabei wurde jedes Jahr auf kleinen Wegabschnitten auf Volontariatsbasis gearbeitet. Im Zeitraum 2013-2014 haben wir finanzielle Unterstützung von der Europäischen Union bekommen und so ist es uns gelungen, bis April 240 Km davon fertigzustellen. Bis Juni müssen wir noch rund 60 Km fertigmachen. Insgesamt stehen den Touristen rund 300 Km zur Verfügung, die die Städte Rupea (Reps), Sighişoara (Schä‎ßburg), Mediaş (Mediasch) und die Ortschaften in dieser Gegend miteinander verbinden sollen. Das ganze Areal besteht aus Natura-2000-Naturschutzgebiet. Es handelt sich um das Gebiet der Dörfer mit Wehrkirchen. Die Wege sind sowohl für erfahrene Radfahrer und begeisterte Wanderer als auch für Familien mit Kindern geeignet, die einfach die Natur genie‎ßen wollen. Es gibt also sowohl kurze Wege mit geringem Neigungswinkel als auch lange Wege, eher für erfahrere Radfahrer angemessen. Bei der Planung dieses Projektes haben wir auch auf die bereits bestehenden Unterkunftsmöglichkeiten im Gebiet Rücksicht genommen. Daher haben wir Rundfahrten geplant: Man kann direkt von den Pensionen und Gasthäusern in der Gegend abfahren oder die Wanderung starten und dann nach einem halben Tag oder einem ganzen Tag am gleichen Ort zurückkehren. In jeder Ortschaft, wodurch diese Wege führen, haben wir Informationsschilder aufgestellt. Eines davon enthält eine Gebietskarte und einen ‚Sie-befinden-sich-hier-Punkt‘, der die genaue Position des Touristen anzeigt. Ein zweites Schild bietet alle Informationen über die Rad-, Wanderwege und Rundfahrten, die in jenem Standort starten. Alle Informationen sind auf Rumänisch und Englisch erhältlich, es gibt zudem Informationen in Bezug auf nützliche Telefonnummern im Gebiet, Fahrradvermietungen und weitere Dienstleistungen, die ein Tourist in Anspruch nehmen könnte.“




    Das Hochland Hârtibaciu (Harbachtal) beherbergt eine artenreiche Vogel- und Tierwelt. Schreiende Adler, Waldkäuze, Grauspechte und Würger sind unter anderen hier zu Hause. Târnava Mare (das Gro‎ßkokeltal) ist sehr reich an Seen, Rasenplätzen, Gebüschen und Wäldern von hundertjährigen Bäumen. Die Touristen haben hier die Gelegenheit, die Biodiversität, eine atemberaubende Landschaft und die Geschichte der sächsischen Dörfer in Siebenbürgen zu entdecken.