Die 2017 erschienene und immer mehr verbreitete Deep-Fake-Technologie kann nämlich völlig fiktive Fotos überzeugend von Null auf erstellen, sie kann Tonaufnahmen abrufen, um Stimmen von Persönlichkeiten zu klonen — sogenannte Stimmen-Skins, die z.B. in verschiedenen Betrugsfällen verwendet werden. Gefakte Videoaufnahmen zeigen Promis vor mehr oder weniger kompromittierenden erfundenen Kulissen. Im Kern wird eine Technik der Synthese von Bildern und Tönen zur Erstellung von Inhalten eingesetzt. Die Fakes zeigen Wirkung: Die britische Tochtergesellschaft eines deutschen Energiekonzerns hat nach einem Telefonanruf, bei dem ein Betrüger die Stimme des deutschen Geschäftsführers imitierte, rund 200 000 Pfund auf ein ungarisches Bankkonto überwiesen. Eine weitere berühmte Video-Fälschung lässt den Unternehmer Elon Musk ankündigen, dass Tesla die Produktion von fliegenden Autos aufnehmen wird. In manchen Situationen kann die Deepfake-Technologie Spaß machen — man kann zum Beispiel sein Bild einfügen, um zu einer Figur in einem Animationsfilm zu werden. Oder sie kann nützlich sein, wie im Fall des Salvador-Dalí-Museums in Florida, das mit Hilfe einer fortschrittlichen Face-Shifting-Technologie den Meister des Surrealismus“ zum Leben erweckt, indem es seine Kunst zeigt und Selfies des Künstlers mit den Besuchern ermöglicht.
Doch die Bedrohung ist echt. Manche Videos sind deep-gefakte Pornos, in denen die Protagonisten eingebaut werden. Branchenexperten glauben, dass bald praktisch jeder ohne große Fähigkeiten in der Lage sein wird, aus Rache einen Deepfake zu machen. Deepfakes sind sicherlich eine Herausforderung unserer Zeit — sie sind immer noch Fakenews, aber auf einem viel fortgeschritteneren Niveau. Sie gehen einher mit der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Fakenews sind nichts Neues, aber die Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen, verändern sich, und auch die Geschwindigkeit, mit der sich bestimmte Phänomene verbreiten, wird höher sagt Dragoș Stanca, ein Unternehmer aus den Bereichen Digitales, Technologie, Marketing und Medien, der kürzlich zum Präsidenten des rumänischen Medienauflagenbüros (BRAT) gewählt wurde. Auf Einladung von Radio Rumänien sprach Stanca über die Bedeutung gesunder Information in der digitalen Umgebung. Er zeigt aber auch auf die Jagd nach Publikum. Wir bewegen uns in eine falsche Richtung, wenn nur die quantitative Messung der Nutzung von Internetseiten, des in der Straßenwerbung erreichten Publikums, der Leser von Zeitungen und Zeitschriften, der Hörer von Radiosendern und der TV-Zuschauer als Maßstab gilt: Digitale Medien und Medien im Allgemeinen können sich in verschiedenen Formen ausdrücken — professionelle, durch Regeln geprüfte und und wertvolle Inhalte sind extrem wichtig“, meint Stanca. Er hofft auf eine immer intensivere Diskussion in einer Gesellschaft, die zunehmend ihren Blick dafür verliert, was Nachrichten eigentlich bedeuten, wer das Recht hat, Nachrichten auszusenden und den Verdienst für Wahrheit, Lüge oder Manipulation zu kassieren.
Die Generalversammlung des BRAT — einer Vereinigung, die die Mediennutzung misst, hat unter Federführung von Dragoș Stanca ein Projekt angestoßen: verantwortungsvolle Werbung in vertrauenswürdigen Medien: So wie wir darauf achten, unsere Kinder zu erziehen, die Straße nur bei Grün zu überqueren und sich links und rechts zu vergewissern, dass kein Auto kommt, müssen wir damit beginnen, sie über die Gefahren aufzuklären, die im Medienraum auf sie lauern. Die Wahrheit beginnt leider im digitalen Raum, aber auch im Rundfunk, optional zu werden.“ Solange das Medien-Ökosystem nur von quantitativen Maßstäben reguliert wird, wird das noch zunehmen, befürchtet Stanca. Ihm zufolge seien wir verpflichtet, uns mit diesem umfangreichen, komplizierten und heiklen Thema auseinanderzusetzen — die Analogie mit dem Verkehr ist leicht gefunden: So wie es keine Verkehrsregeln gab, als das Auto erfunden wurde, und viele Menschen starben, bevor Regeln aufgestellt wurden, die heute banal erscheinen, wie z.B. die Vorfahrt, so müssen wir im digitalen Bereich Regeln aufstellen. Alles wird noch komplizierter durch diese Deepfakes, die eine völlig synthetische Realität erzeugen. Im Grunde können wir nicht mehr sagen, ob eine Rede, die wir auf YouTube oder an irgendeiner anderen Stelle im Netz sehen, auch wirklich die ist, die sie zu sein vorgibt. So wie wir Kindern beibringen, ihre Finger nicht in die Steckdosen zu stecken, sollten wir ihnen auch beibringen, wie sie sich online vor Leuten schützen können, die ihre Bankkartendaten stehlen wollen, vor Leuten, die ihr Leben zerstören wollen, vor Leuten, die sie falsch informieren wollen. Wir müssen ihnen erklären, sagt Stanca, was Clickbait ist, was Fakenews sind, wie man sie erkennt, wie man eine Bildersuche in Google startet, um herauszufinden, ob das Foto, das man sieht, existiert oder nicht oder ob es echt ist, ob das Foto noch nicht veröffentlicht wurde oder aus einem anderen Kontext stammt. Es gibt bestimmte Dinge, die meiner Meinung nach in den Lehrplan und in alle Diskussionen im Bildungsbereich aufgenommen werden sollten“, findet Dragoș Stanca.
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Die Zahl der Informationsquellen, glaubwürdig oder nicht, hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Der Ausdruck Fake News“ ist zu einem Teil unseres Grundwortschatzes geworden, egal wie gut wir verstehen, was dahinter steckt. Und gleichzeitig scheint es noch nie so notwendig gewesen zu sein wie heute in der Pandemie, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen ehrlichen Nachrichten und solchen, die in die Irre führen sollen, zu unterscheiden. Die Fähigkeit, diesen Unterschied zu machen, lernt man am besten schon in der Schule, oder sogar noch früher. In Rumänien befasst sich schon seit 1994 auch das Zentrum für Unabhängigen Journalismus (CJI) mit diesem Aspekt — wir sprachen mit der Geschäftsführerin Cristina Lupu.
Wir versuchen, bei jungen Menschen für mehr Selbstständigkeit und kritisches Denken zu sorgen. Wir arbeiten direkt mit den Teenagern, entweder selbst oder wir holen Experten hinzu. Zum Beispiel organisieren wir in dieser Zeit eine Reihe von Treffen zwischen Journalisten und Teenagern. Da wir aber strategisch vorgehen wollen, haben wir uns entschieden, auch mit Lehrern zu arbeiten. Egal wie viele Kurse wir hier anbieten, wir werden nie genug haben, um auf nationaler Ebene etwas zu verändern. Tatsächlich haben wir einen Prozess geschaffen, um Lehrer aus verschiedenen Disziplinen zu schulen. An diesem Punkt legen wir den Schwerpunkt auf diejenigen, die rumänische Sprache und Literatur unterrichten, und gemeinsam mit ihnen entwickeln wir Medienkompetenz bei jungen Menschen“, sagt Cristina Lupu — sie erläutert auch, wie Medieninformationen in den rumänischen Sprachunterricht eingebaut werden:
In der neunten und zehnten Schulklasse, wo der Unterrichtsstoff freizügiger ist, gestaltet sich die Arbeit mit den Medien viel einfacher. Zum Beispiel können wir in der neunten Klasse im Unterricht über Kommunikationstheorie darüber sprechen, wie Kommunikation funktioniert, wie Nachrichten mit einem Autor und einem Zweck aufgebaut sind. In Bezug auf Gesetzestexte können wir über Meinungsfreiheit und die Verfassung sprechen. Auch in der neunten Klasse, wenn wir in den Unterricht über Journalismus kommen, können wir darüber sprechen, wie man eine Nachricht aufbaut. Wir sind daran interessiert, dass die Teenager lernen, Nachrichten zu schreiben und die Elemente einer gut aufgebauten Nachricht kennen. Wenn sie Nachrichten konsumieren, werden sie in der Lage sein, zu erkennen, was fehlt oder welche emotionalen Knöpfe der Schreiber zu drücken versucht, wenn die Nachricht zum Beispiel eine starke emotionale Reaktion hervorruft“, erklärt Cristina Lupu vom Zentrum für Unabhängigen Journalismus. Doch was für Informationen nehmen die Jugendlichen von heute überhaupt auf — und woher?
Auch wenn Teenager Medien nicht in dem Sinne konsumieren, wie es Erwachsene tun, kommen sie durch Gespräche mit Lehrern, Freunden oder Kollegen an Informationen, die in der Presse verbreitet werden. Jüngste Studien zeigen, dass die Desinformation während der Pandemie auf Instagram höher war als z.B. auf Facebook, da Instagram häufiger von Jugendlichen als von Erwachsenen genutzt wird. Natürlich gibt es viele Elemente, die man zu jeder Zeit im Auge behalten muss. Aber gleichzeitig sind Teenager, auch wenn sie sich mehr für Filme und Musik interessieren, auch an anderen Dingen sehr interessiert, vor allem die Gymnasiasten, mit denen wir arbeiten, und besonders die in den Abschlussklassen. Sie wollen wissen, was mit der Ausbildung passiert, mit zukünftigen Jobs, was in diesem Zusammenhang mit der Pandemie und der Impfung passiert. Wir glauben, dass es mehr Informationen geben sollte, die so geschrieben sind, dass sie sie interessant finden, bevor wir uns beklagen, dass Teenager keine Nachrichten lesen“, sagt die Medienaktivistin.
Das zeigt, dass wir Teenager differenzierter betrachten müssen, und wir müssen auch dafür sorgen, dass die Medienerziehung Kinder in benachteiligten Gebieten erreicht. Zu diesem Zweck arbeitet das Zentrum für Unabhängigen Journalismus seit ein paar Jahren mit UNICEF Rumänien zusammen, so Despina Andrei, Managerin für Kommunikation und Fundraising:
Aus unserer Sicht ist der Bedarf an Medienerziehung nicht neu, aber seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie noch wichtiger geworden, denn Jugendliche und Kinder verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen und Tablets im Internet, und das macht sie anfälliger für Fake News und Desinformationen, wie Cyber-Mobbing oder andere Arten von Missbrauch, die online verübt werden. Auf der einen Seite wollen wir, dass Jugendliche und Kinder die Nachrichten, die sie sehen, entschlüsseln können, dass sie wissen, wie sie ihre Informationen aus einer Vielzahl von Quellen beziehen können, und dass sie nicht auf gefälschte Informationen hereinfallen, die sich in letzter Zeit exponentiell vervielfacht haben. Auf der anderen Seite wollen wir, dass sie sich vor Demütigungen und Belästigungen schützen, die online mit großer Leichtigkeit anfallen, vor allem, wenn man nicht vorbereitet ist und nicht weiß, dass dies geschieht.“
Wichtig ist, so Despina Andrei, dass man sich dabei mit mehreren Akteuren abstimmt, um Material zu erstellen, das den Bedürfnissen der Kinder entspricht, um ihr Bedürfnis nach korrekter Information zu befriedigen und sie vor Fake News zu schützen. Die Schüler sollten idealerweise Kompetenzen erwerben, die es ihnen ermöglichen, mit der Informationslawine umzugehen und Informationen aus glaubwürdigen Quellen zu erhalten und die Verbreitung von Fake News zu stoppen. Aber auch, dass sie zu Multiplikatoren des Wandels werden, also auf ihre Mitschüler einwirken — denn letztendlich können die Vereine nur mit einer begrenzten Anzahl von Lehrern und Schülern arbeiten, erklärt Despina Andrei.
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Die Spannung vor der Stichwahl der Präsidentschaftswahl in der Republik Moldau ist noch größer als 2016. Die Hauptkandidaten sind die gleichen, nämlich der amtierende pro-russische Präsident Igor Dodon und die pro-westliche ehemalige Premierministerin Maia Sandu. Sandu geht am 15. November mit einem kleinen Vorsprung ins Rennen, nachdem sie in der ersten Runde über 36% der Stimmen für sich entschieden hatte, um 3% mehr als Dodon. Wie immer im Nachbarland Rumäniens war die Abstimmung nicht nur politisch, sondern auch geopolitisch von Bedeutung. Die ehemalige Premierministerin gewann über 70% der Stimmen in der Diaspora. Sie gewann auch in der Hauptstadt Chișinău und in den zentralen und südlichen Regionen mit einer überwiegend pro-rumänischen Bevölkerung.
Dodon war von der Abstimmung der moldauischen Bürger im Ausland deutlich irritiert, wo eine Rekordzahl von 150.000 Menschen in die Wahllokale ging, und bezeichnete die Diaspora als “Parallelwähler”, was ihm eine Welle sarkastischer Kommentare bescherte. Dodon erzielte gute Ergebnisse in den von ethnischen Minderheiten dominierten Gebieten, wie der abtrünnigen Region Transnistrien im Osten, der Region Taraclia und der autonomen Region Gagausien, beide im Süden des Landes. Die Kandidaten, die im Wahlmkampf für eine Wiedervereinigung Moldawiens mit Rumänien plädierten sowie die Pro-Europäer, die nach der ersten Runde aus dem Rennen auschieden, kündigten ihre bedingungslose Unterstützung für Maia Sandu an. Der pro-russische Bürgermeister der Stadt Bălți, Renato Usatîi, der zweitgrößten Stadt Moldawiens, der im ersten Wahlgang auf den dritten Platz kam, überraschte alle, als er seine Wähler aufrief, ebenfalls für Maia Sandu zu stimmen. Er sagte, er sei von der Macht unter Druck gesetzt worden, Dodon zu unterstützen, und er hoffe, dass Maia Sandu in der Lage sein werde, das vom amtierenden Präsidenten angeführte Korruptionssystem abzubauen.
Politische Analysten haben laut Korrespondenten von Radio Rumänien in Chișinău aggressive Manipulationskampagnen und Fakenews gegen Maia Sandu signalisiert, die mit russischer Unterstützung durchgeführt werden. Diesen Kampagnen zufolge hätten die EU und Washington vor, im Fall eines Sieges von Dodon eine Revolution zu inszenieren. Die Aussetzung der Zahlung von Gehältern und Renten sowie des Handels mit der Russischen Föderation sei zu befürchten, falls Maia Sandu Präsidentin werde, sind weitere Beispiele für Fakenews. Letzten Monat drängte der russische Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich die moldawischen Wähler, Dodons Bemühungen, Moldawien näher an Moskau heranzuführen, zu belohnen. Experten hatten bereits vor dem ersten Wahlgang davor gewarnt, dass Russland sich wie üblich in moldauische Wahlen einmischt, nur sei die versuchte Einflussnahme diesmal viel aktiver.
Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!
Eigentlich wollte ich heute mit einigen Nachträgen zum Hörertag beginnen, aber vergangenen Montagabend erreichte mich die unfassbare Nachricht vom Attentat in Wien, bei dem ein offenbar islamistisch radikalisierter junger Mann mit albanisch-mazedonischen Wurzeln vier Menschen tödlich erschossen und weitere über 20 teilweise schwer verletzt hat. Ich habe sofort auf ORF umgeschaltet und die halbe Nacht die Entwicklungen verfolgt. Ich war schockiert, zumal ich die Gegend, wo sich das Attentat ereignete, gut kenne: In den Frühneunzigern habe ich ein paar Jahre in Wien gelebt und dort studiert. Am Schwedenplatz habe ich oft Eis gegessen, viele behaupteten, dort gab es die beste Eisdiele in ganz Wien, und im sogenannten Bermuda-Dreieck mit den vielen Kneipen und Straßencafés war ich als Student auch oft unterwegs. Und selbstverständlich habe ich noch gute Freunde in Wien, denen Gott sei Dank nichts passiert ist.
Zu diesem tragischen Ereignis erhielten wir auch eine E-Mail von unserem Stammhörer Paul Gager, der abwechselnd in Wien und im Burgenland lebt.
Werte Redaktion!
Ich habe heute Freitag die sechs verschiedenen Anschlagsorte im I. Wiener Gemeindebezirk zum Gedenken an die von einem Terroristen Getöteten (ein Opfer stammte aus Deutschland) und Verletzten besucht. Bei einer Gedenkstätte ist mir eine Tafel mit nachfolgender Inschrift aufgefallen:
Wenn ein Mensch einen Menschen tötet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet, und wenn jemand einen Menschen rettet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit gerettet.“ (Koran)
Des Weiteren gibt uns Herr Gager Informationen über Gedenktafeln zu zwei anderen Attentaten, die sich in früheren Zeiten in Wien ereignet haben, nämlich am 29. August 1981, als zwei Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde durch Kugeln palästinensischer Terroristen starben, und am 13. Juli 1989, als zwei Vertreter der Demokratischen Partei Kurdistans durch iranische Terroristen ermordet wurden.
Lieber Herr Gager, vielen Dank für die Information und damit sind wir erleichtert, dass Ihnen nichts passiert ist! Wir hoffen, dass auch alle anderen Hörer aus Wien unversehrt sind. Und ich möchte im Namen der gesamten Redaktion unser Mitgefühl für die Familienangehörigen der Opfer zum Ausdruck bringen.
Und jetzt zu Nachklängen zum Hörertag. Auch dieses Jahr war die Teilnahme unserer Hörer aus dem deutschsprachigen Raum so zahlreich und lebendig, dass wir nicht einmal auf das Angebot der Zentralredaktion mit Beiträgen aus aller Welt zurückgreifen mussten. Mehr noch: Die Beiträge von unseren Stammhörern waren so zahlreich, dass wir die zuletzt eingetroffenen einfach nicht mehr in die Sendung aufnehmen konnten, weil es einfach keinen Platz mehr gab.
So etwa schrieb uns Werner Schubert aus Grafing bei München, der uns seit 1980 die Treue hält:
Über die Pandemie informiere ich mich hauptsächlich aus meiner Tageszeitung sowie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen hier in Bayern. Infektionszahlen gibt es auch im Internet von staatlichen Stellen.
Ich erwarte von meinen Quellen eine korrekte Berichterstattung, aber natürlich werden auch Fake-News im Internet und von diversen Kreisen von Corona-Leugnern verbreitet. Demnach soll Corona dazu dienen, die Demokratie abzuschaffen und alle Menschen durch eine geheime Weltregierung zu kontrollieren. Von einer geplanten Übernahme der Erde durch Außerirdische habe ich aber in letzter Zeit nichts mehr gehört. Aber ich kenne viele Menschen, meist Maskengegner, die etwas seltsame Ideen haben. Ich vertraue dann doch lieber den offiziellen Medien.
Damit bin ich auch schon bei Punkt drei, die öffentlich-rechtlichen Informationsquellen müssen hier vor allem durch Glaubwürdigkeit punkten.
Welche Rolle spielen die Auslandsdienste in diesem Zusammenhang? Kommt auf das Land an. Ich höre nur noch wenige Sender mit deutschem Programm, die meisten haben ja schon aufgegeben. Bei den verbliebenen ist es interessant, zu unterscheiden, wie offen die Stationen mit der Pandemie in ihrem Land umgehen. Aus Taipei, Seoul, Bukarest oder Tirana kommen konkrete Zahlen, die ich auch für glaubwürdig halte. Bei den Sendungen aus Teheran oder gar Beijing und Pjöngjang ist die staatliche Zensur dagegen spürbar. Ähnlich ist es wohl bei Radio Belarus, aber dort hat man im Moment ohnehin andere Sorgen.
Mir ist es jedenfalls auch auf Kurzwelle lieber, den Aussagen dort trauen zu dürfen. Obwohl man in unseren Hobbykreisen meist diktaturerfahren ist und zwischen Wahrheit und Märchen zu unterscheiden gelernt hat.
Etwas kritischere Zeilen, die aber auch nicht hinreichend belegbare Behauptungen enthalten, erhielten wir von Martin Walter aus Berlin:
Seit auch RRI im März 2020 zu einer Einheitsberichterstattung übergegangen ist, höre ich nur noch die sonntäglichen Hörerbriefsendungen. Die letzte habe ich sogar auf Band aufgezeichnet, weil so interessante Hörerbriefe verlesen wurden, um auch anderen die Information vorspielen zu können. Besondere Grüße seien auf diesem Wege dem Hörerbriefschreiber Herrn Helmut Matt aus dem Breisgau ausgesprochen. Er hat von Anfang an das zum Ausdruck gebracht, was auch ich gedacht habe. Es sei auf einen Film von Arte aus dem Jahre 2009 verwiesen, der auf YouTube abrufbar ist. Die Fachleute und Virologen Wodarg und Bhakdi haben schon damals hinsichtlich der Schweinegrippe richtig gelegen und wegen Panikmacher Drosten hat man mehrere Millionen Impfsätze bestellt, die dann keiner brauchte. Dies soll natürlich nicht wieder passieren. Wenn man von gut unterrichteten Bekannten über das Internet rechtzeitig Beiträge erhält, bevor diese gelöscht werden, sei besonders auf die neuartige Impfmethode mit Messenger-RNA hingewiesen, die aus dem Probanden einen gentechnisch veränderten Menschen macht. Ein Veterinärmediziner hat in einem Leserbrief in einer kleinen Wochenzeitung ca. 1% Todesfälle und vielfältige Langzeitschäden durch diesen Impfstoff prognostiziert. Sputnik V und andere sollen von dieser Art sein.
Vielen Dank für Ihre Meinung, lieber Herr Walter. Nun, ich bin geehrt, dass Sie dem Funkbriefkasten so viel Vertrauen schenken, ich verstehe allerdings nicht, was Sie mit Einheitsberichterstattung im Zusammenhang mit RRI meinen. Der Funkbriefkasten ist ja nicht eine Insel der Glückseligen und sich selbst Genügenden, während alle anderen Sendungen in unserem Programm einer Zensur irgendwelcher Art unterworfen wären. Wir sind auch keine Wissenschaftsredaktion, um alle Behauptungen und Thesen, die im Internet zu finden sind, zeitnah überprüfen zu können. Ich lasse Ihre Äußerungen daher einfach mal so stehen, nicht ohne gewisse Einwände zu haben. Ich verstehe schon, was Sie zwischen den Zeilen andeuten. Sie ärgern sich darüber, dass die Medien in Deutschland sich hauptsächlich auf Herrn Drosten und das RKI berufen, wenn es um die Entwicklung der Pandemie geht. Andererseits werden die von Ihnen erwähnten anderen Fachleute keineswegs zensiert, die beiden sind zuhauf auf Videos im Internet anzutreffen, die Deutsche Welle gab einem von ihnen auf ihrem Video-Kanal unlängst sogar die Gelegenheit, sich in einem zivilisiert ausgetragenen Streitgespräch zu äußern. Die Vorliebe für bestimmte Experten ist eigentlich mit den Gepflogenheiten in wissenschaftlichen Kreisen zu erklären. Wenn ein Wissenschaftler eine neue, noch so umstrittene These aufstellt, so wird sie üblicherweise zunächst in Fachpublikationen veröffentlicht, um erst einmal durch sogenannte Peer Reviews, also Überprüfung durch andere Wissenschaftlerkollegen aus demselben Bereich bekräftigt zu werden. Journalisten sind meistens nur Laien auf diversen wissenschaftlichen Gebieten und können unmöglich alle zerstreut im Internet kursierenden Informationen aus allen möglichen, nicht immer glaubwürdigen Quellen überprüfen. In wissenschaftlichen Quellen geht es natürlich auch um die Reputation der sich äußernden Experten. Sicherlich, Wissenschaft ist auch nicht unfehlbar, und möglicherweise wird sich in einigen Jahren herausstellen, dass Herr Drosten mit einigen seiner Prognosen vielleicht nicht ganz richtig lag. Irren ist menschlich, Wissenschaftler sind ja auch nur Menschen. Insgesamt traue aber auch ich vielmehr angesehenen Experten mit entsprechender Erfahrung und einschlägiger Forschungsarbeit als einem Veterinärmediziner, der in einer kleinen Lokalzeitung Vermutungen über die Impfung von Menschen aufstellt. So einfach ist es: Wenn man keiner Autorität mehr traut, dann können wir uns gleich von der Wahrheitsfindung und angemessenen Reaktionen verabschieden, denn heutzutage kann praktisch jeder ein Video mit den steilsten Thesen produzieren und ins Internet hochladen.
Auch hier in Rumänien haben wir zwei oder drei sogenannte führende Virologen, die nicht unumstritten sind. Einer hatte noch im Februar behauptet, Wuhan sei nur ein kleiner Punkt auf der Weltkarte und das Virus könne kaum auf Europa überspringen. Wie falsch er damit lag, hat man nur wenige Wochen später gesehen. Sie sehen es also: Von Gleichschaltung oder Einheitsbrei kann keineswegs die Rede sein.
Auf jeden Fall möchte ich mich noch einmal im Namen der gesamten Redaktion für die rege Teilnahme am Hörertag 2020 bedanken.
Nachträgliches Feedback zum vergangenen Sonntag erhielten wir auch von einem unserer jüngsten Hörer, dem 15-jährigen Schüler Simon Heinrich, der im Südwesten Baden-Württembergs zu Hause ist:
Liebe Redaktion von Radio Rumänien International,
Leider habe ich es nicht geschafft, Ihnen die Fragen zum Hörertag zu beantworten, weil ich aus schulischen Gründen keine Zeit dazu hatte.
In meiner letzten Nachricht hatte ich Ihnen mitgeteilt, warum ich RRI-Hörer wurde und wie ich auf Sie gestoßen war. Ich habe dennoch vergessen, zu sagen, wie ich auf die Kurzwelle gestoßen war, da es nicht alltäglich ist, dass ein 15-Jähriger wie ich sein Interessengebiet bei den Kurz-, Mittel- und Langwellen hat, zumal es einen seltsamen Ursprung hat. Alles begann, als ich eine Schulpräsentation über die Demokratische Volksrepublik Korea halten wollte. Also informierte ich mich mitunter auch über die Medien, die es in Nordkorea gibt. Darunter befanden sich ein Inlandsradioprogramm, dessen Name mir nicht bekannt ist, und die für das Ausland gedachte Stimme Koreas. Um diese Präsentation mit Eigenrecherchen zu vervollständigen, überlegte ich mir Empfangsmöglichkeiten dafür. Während ich also viel gesucht und gefunden habe, stieß ich hierbei auch auf andere Sender, welche ihr Programm auf der für mich neuen Kurzwelle ausstrahlten. Die Vorstellung, Nachrichten aus aller Welt ohne große Veränderung durch Nachrichtensender oder anderes zu bekommen, war für mich faszinierend. Es dauerte nicht lange, schon gehörte ein Weltempfänger zu meinen Besitztümern. Dieser ist der schon letztes Mal genannte Panasonic GX500, welcher alle Wellenbereiche abdeckt. Da jedoch die Stimme Koreas sehr schlecht auf einer analogen Skala einzustellen ist, bevorzuge ich das Programm von Radio Rumänien International, welches nun einen festen Platz in meiner Tagesroutine gefunden hat.
Soweit die Zeilen von Simon Heinrich von vergangener Woche, der uns just am gestrigen Samstag noch mit ein paar Zeilen von seinem jüngeren Bruder Adrian Kurt überraschte:
Liebe RRI-Redaktion in Bukarest,
Ich bin 9 Jahre alt und höre Radio Rumänien International in der Regel mit meinem Bruder zusammen. An Ihren Sendungen gefällt mir vor allem die rumänische Volksmusik und die Hörerpostsendungen, da man dort von vielen Leuten mitbekommt, wie sie RRI hören und vor allem dass mein Bruder und ich nicht die Einzigen sind, die sich, wenn es geht, jeden Tag vor das Radio setzen. Auch von mir alles Gute aus Deutschland! Über eine QSL-Karte für jeden von uns beiden würden wir uns sehr, sehr freuen.
Es grüßen Sie
Adrian Kurt Heinrich und Simon Heinrich
Lieber Adrian, lieber Simon, vielen Dank für das Feedback, wie freuen uns natürlich sehr, dass es Nachwuchs im Rundfunkfernempfang gibt. Selbstverständlich bekommt jeder von euch eine QSL-Karte, momentan haben wir aber nur die Karten Nummer 1–6 auf Lager, die restlichen dürften wir erst im Dezember oder Anfang des kommenden Jahres verlegen.
Liebe Freunde, zum Schluss noch die Postliste. Ein paar Postbriefe habe ich mir vergangene Woche aushändigen lassen und lese sie bis nächsten Sonntag. E-Mails erhielten wir noch — abgesehen von den bereits erwähnten Hörern und den Beiträgen zum Hörertag — von: Gerd Brüschke, Carsten Fenske, Peter Vaegler, Michael Willruth, Dieter Sommer, Martin Schöch, Bernd Seiser, Wolfgang Maschke, Siegbert Gerhard, Christian Terhorst, Andreas Schmid, Jürgen Zenker, Christian Siebert und Heinz-Günter Hessenbruch (D) sowie von Siddhartha Bhattacharjee (IND). Die elektronischen Formulare nutzten Paul Gager (A) und Karl-Johann Conrads (D).
S.G. sagt an dieser Stelle: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächsten Sonntag!
Audiobeitrag hören:
Liebe Hörerinnen und Hörer, just zum 92. Geburtstag des rumänischen Rundfunks am 1. November haben wir den Hörertag 2020 begangen.
Wie jedes Jahr haben wir Sie ermuntert, sich an einer Denkübung zu beteiligen und uns Ihre Meinung zu einem im Voraus gewählten Thema mitzuteilen. Der Hörertag steht diesmal ganz im Zeichen der Covid-19-Pandemie, denn das bald endende Jahr 2020 ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches. Das Leben der gesamten Menschheit wurde durch das heimtückische Corona-Virus buchstäblich auf den Kopf gestellt. Die Einschränkungen im alltäglichen Leben, um die Bedrohung durch den unsichtbaren Krankheitserreger zu begrenzen, haben unsere Gewohnheiten grundlegend verändert: physischer Abstand — auch zu Familienangehörigen und nahestehenden Menschen –, Maskenpflicht, verstärkte Hygienemaßnahmen, Online-Schulunterricht und Arbeit im Homeoffice sind zur neuen Routine geworden.
Europa steht mittlerweile inmitten der vorausgesagten zweiten epidemischen Infektionswelle. Unter den Umständen der sich wieder verschärfenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens brauchen wir wahre, sorgfältig recherchierte und überprüfbare Informationen. Die Pandemie hat aber auch eine Welle an Fakenews, Desinformation und Sensationshascherei mit sich gebracht, die nicht selten vorsätzlich insbesondere durch soziale Netzwerke in die Öffentlichkeit gebracht werden. Vor diesem Hintergrund regten wir Sie an, für den Hörertag 2020 bei RRI über folgende Fragen nachzudenken:
Aus welchen Quellen informieren Sie sich vorrangig über die Pandemie?
Wie unterscheiden Sie zwischen wahren Nachrichten und Fakenews?
Welche Aufgaben sollten öffentlich-rechtliche Rundfunksender während einer Pandemie wahrnehmen?
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang der Auslandsrundfunk und die internationalen Rundfunksender?
Auch diesmal erhielten wir Rückmeldungen von nahezu allen Kontinenten, doch aufgrund der Einschränkungen im Postverkehr stand Ihnen diesmal nur der elektronische Kommunikationsweg zur Verfügung. Die Beteiligung der Hörer aus dem deutschsprachigen Raum war auch dieses Mal überwältigend — allein mit den Beiträgen der Stammhörer unserer deutschsprachigen Programme konnten wir knapp 50 Minuten Sendung produzieren!
Wir danken Ihnen für die rege Teilnahme und stellen Ihnen hier die gesamte Sendung zum Nachhören zur Verfügung.
Das Jahr 2020 ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches: Das Leben der gesamten Menschheit wurde durch die Covid-19-Pandmie buchstäblich auf den Kopf gestellt. Die Einschränkungen im alltäglichen Leben, um die Bedrohung durch den unsichtbaren Krankheitserreger zu begrenzen, haben unsere Gewohnheiten grundlegend verändert: physischer Abstand — auch zu Familienangehörigen und nahestehenden Menschen –, Maskenpflicht, verstärkte Hygienemaßnahmen, Online-Schulunterricht und Arbeit im Homeoffice sind zur neuen Routine geworden.
Unter den Umständen der anfänglichen Quarantäne und der immer noch geltenden, sich teilweise wieder verschärfenden Einschränkungen, die enge Zusammenkünfte mit Freunden und Familie, den Besuch von Veranstaltungen und Reisen verhindern, brauchen wir wahre und sorgfältig recherchierte und überprüfbare Informationen. Die Pandemie hat aber auch eine Welle an Fakenews, Desinformation und Sensationshascherei mit sich gebracht, die nicht selten vorsätzlich insbesondere durch soziale Netzwerke in die Öffentlichkeit gebracht werden.
Vor diesem Hintergrund regen wir Sie an, für den Hörertag 2020 bei RRI über folgende Fragen nachzudenken:
Aus welchen Quellen informieren Sie sich vorrangig über die Pandemie?
Wie unterscheiden Sie zwischen wahren Nachrichten und Fakenews?
Welche Aufgaben sollten öffentlich-rechtliche Rundfunksender während einer Pandemie wahrnehmen?
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang der Auslandsrundfunk und die internationalen Rundfunksender?
Ihre Gedanken und Überlegungen zum Thema erwarten wir mit großem Interesse, einen repräsentativen Zusammenschnitt der Beiträge aus aller Welt wollen wir im Sonderprogramm zum Hörertag am 1. November 2020 senden.
Ihre Beiträge können Sie uns per Post, über E-Mail an germ[at]rri.ro, auf Facebook oder als Kommentar direkt unter dem Artikel zusenden. Falls Sie die technische Möglichkeit haben, können Sie uns auch eigenständig aufgezeichnete Audio- oder Video-Beiträge senden. Nebst unserer E-Mail-Adresse steht Ihnen dafür auch die WhatsApp-Nummer +40744312650 zur Verfügung.
Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung!
Zuckerberg sagte im US-Kongress, er würde sich nicht einer Form von Internet-Regulierung widersetzen, die er angesichts der weltweit steigenden Bedeutung des Internets für unvermeidlich“ hielte. Gleichzeitig entschuldigte sich der Facebook-Gründer öffentlich dafür, dass er die persönlichen Daten der Nutzer nicht vollständig geschützt habe.
Facebook ist ein idealistisches und optimistisches Unternehmen. Ein großer Teil unserer Existenz hat sich auf die positiven Aspekte konzentriert, die Menschen verbinden können. Ich habe kürzlich gesehen, dass die #metoo-Bewegung und der »Marsch für unser Leben« hauptsächlich auf Facebook ihren Lauf genommen haben. Nach dem Hurrikan Harvey sammelten die Menschen über 20 Millionen Dollar für die Opfer. Und über 70 Millionen kleine Unternehmen nutzen derzeit Facebook, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und zu entwickeln. Aber es ist jetzt klar, dass wir nicht genug getan haben, um zu verhindern, dass dieses Instrument auch dazu benutzt wird, Schaden anzurichten. Ich beziehe mich hier auf die Verbreitung falscher Nachrichten, die Beteiligung ausländischer Kräfte an Wahlen, Hassreden und die Vertraulichkeit von Daten. Wir haben die enorme Verantwortung, die wir haben, nicht erkannt, und das war ein großer Fehler. Es war meine Schuld und es tut mir leid.“
Die Anhörung im Kongress fand im Zusammenhang mit dem Cambridge-Analytica-Skandal statt. Dabei ging es um eine amerikanische Firma, die die Daten von zig Millionen von Facebook-Nutzern gesammelt hat. Die Daten sollen verwendet worden sein, um die Psychologie der Menschen zu verstehen und das Wählerverhalten zugunsten von Donald Trump oder den Brexit zu beeinflussen. Man werde alle Aspekte der Beziehung zu den Nutzern neu bewerten und sicherstellen müssen, dass von uns erwartete Verantwortung übernehmen, sagte der Facebook-Gründer.
Es reicht nicht, uns lediglich zu vergewissern, dass wir Leute in Kontakt miteinander bringen, wir müssen sicherstellen, dass diese Verbindungen positiv sind. Es reicht nicht, Menschen eine Stimme zu geben, wir müssen auch sicherstellen, dass die Menschen sie nicht missbrauchen, um anderen zu schaden oder Falschinformationen zu verbreiten. Es reicht nicht, den Menschen die Kontrolle über ihre Daten zu geben, wir müssen sicherstellen, dass die Entwickler, die von den Daten profitieren, diese wiederum schützen.“
Unter den Nutzern, deren Daten illegal verwendet wurden, befinden sich auch Rumänen. Bogdan Botezatu, ein Spezialist für IT-Bedrohungen beim Software-Unternehmen BitDefender, sprach über die Gefahren des Zugriffs auf persönliche Daten in der Online-Umgebung und darüber, was bei Cambridge Analytica passiert ist.
Heute sind Benutzerdaten und Informationen so etwas wie das neue Erdöl. Jedes seriöse Unternehmen hat den Anspruch, sogenannte Telemetrie zu sammeln, Informationen zu verbinden, Informationen von anderen Unternehmen zu kaufen und sie zusammen zu tragen. Dies wird normalerweise für finanzielle Zwecke getan, d.h. jedes Unternehmen, das Zugang zu solchen Informationen hat, wird versuchen, die Daten durch Werbung in Geld zu verwandeln. Wir sprechen über verschiedene Produkte. Was bei Facebook anders ist, ist die Tatsache, dass uns in diesem Moment Präsidenten, politische Kandidaten und vielleicht Botschaften verkauft wurden, etwa um die Europäische Union zu verlassen. Das ist der einzige Unterschied — uns wurden keine Produkte angedreht, uns wurden politische Kandidaten verkauft.“
Die Daten von etwa 100.000 Rumänen wurden auf diese Weise gesammelt. Sind Rumänen anfälliger oder gewappnet? Die Frage beantwortet Bogdan Botezatu.
Ich denke, wir sind für diese Art von Manipulation genauso anfällig wie jedes andere Land und wie jede andere Bevölkerung, die Zugang zu Technologie hat. Die Situation wurde mehrmals gemeldet, auch wenn bei uns die Fake-News-Bezeichnung verwendet wurde. Die Tatsache, dass es Rumänen gab, die ein Profil von der Cambridge-Analytica-Anwendung erstellt bekamen, zeugt von einem gewissen Interesse, denn im Internet können wir die Bevölkerung, auf die wir eingehen, irgendwie einteilen. Zu Beginn dieser Studie erhielten die Benutzer einen Dollar, um die Anwendung zu installieren und die Umfrage durchzuführen. So fand Cambridge Analytica in Rumänien einige Hundert oder vielleicht Tausende von Menschen, die bereit waren, an der Studie teilzunehmen, und sie zahlten ihnen Geld für die Teilnahme an der jeweiligen Studie. Es gibt also wahrscheinlich ein Interesse hier. Sie wollten also auch Informationen über den Durchschnittsrumänen sammeln, sein psychologisches Profil soweit wie möglich erstellen, etwa für den Fall, dass sie einen Geschäftspartner in Rumänien haben sollten, politische Persönlichkeiten oder Organisationen oder wer auch immer eine Kampagne mit Cambridge Analytica abwickeln wollte.“
Und leider, sagt Bogdan Botezatu, kann man keine Software entwickeln, um den Benutzer für solche Anwendungen unsichtbar zu machen.
Oft werden diese falschen Nachrichten als vermeintliche Informationen über reale Ereignisse verbreitet und werden als alternative Deutungen dargestellt, es sind erfundene Nachrichten mit einem gewissen Wahrheitsgehalt, also glaubhafte Manipulationen. Um dieses Phänomen zu bekämpfen, hat die Europäische Kommission neulich eine Expertengruppe zusammengestellt. Eines der 39 Mitglieder der Gruppe, die aus Fachleuten aus dem IT-Bereich, Medien, Hochschulwesen, Vertreter der Sozialnetzwerke Facebook und Twitter und des Giganten Google besteht, ist Alina Bărgăoanu, Dekanin der Fakultät für Kommunikation und Öffentliche Beziehungen der Universität für Politikstudien in Bukarest. Sie erläutert, was wir unter dem Allgemeinbegriff Fake News“ verstehen sollen:
Es ist eine Mischung von Sachen, die offensichtlich falsch sind, und Sachen, die wahr sind. Also sind es teilweise wahre oder teilweise falsche Nachrichten. Aber darüber hinaus ist dieses von Experten untersuchte Phänomen viel umfangreicher. Es handelt sich um wahrhaftige Verformungen des Informationsumfelds. Ich bezeichne das als eine Art neues Informationschaos. Wir sprechen über ein viel umfangreicheres Ausdrucksregister, über Computerpropaganda, Like-Fabriken, Algorithmen, die Inhalt generieren, Echokammern, Desinformation. Es handelt sich also um ein viel komplexeres Phänomen als nur falsche Nachrichten.“
Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Kommission eine öffentliche Beratung im Internet ins Leben gerufen. Diese findet mittels Fragebögen bis zum 23. Februar statt, um Daten über dieses Phänomen zu sammeln. Es gibt zwei Arten von Fragebögen. Ein Fragebogen ist den Bürgern gewidmet, der andere richtet sich an Institutionen und Journalisten. Daniel Mihai Şandru ist Jura-Professor an der Bukarester Universität und kennt mehr Einzelheiten:
Der Kontext, in dem die Diskussion über Fake News entsteht, muss in einem viel weiteren Rahmen betrachtet werden. Das heißt, dieser Rahmen beinhaltet erstens die Neutralität des Internets und hierzu kommt auch der Vorschlag der Kommission bezüglich der Urheberrechte im Internet und des Schutzes der Internetlinks sowie alle anderen Unternehmungen der Europäischen Kommission zur Regelung des Internets, darunter auch das allgemeine Regelwerk für Personendaten — ein besonders wichtiges Regelwerk, das ab dem 25. Mai 2018 in Kraft treten soll.“
Die Europäische Kommission wird voraussichtlich Ende dieses Jahres oder nächstes Jahr einige Rechtsnormen in diesem Bereich einführen, sagt Professor Şandru noch. Der Zweck von Fake News” ist jener, die Öffentlichkeit zu manipulieren und zu versuchen, die Meinung über einen Politiker zu ändern, andere Male die Wahlintention zu beeinflussen oder, im Gegenteil, eine schlechte Sache in ein gutes Licht zu rücken. Die Abstimmung über den Brexit vom Sommer 2016 und die Wahlen in den Vereinigten Staaten einige Monate später sind zwei Situationen, bei denen Experten ihre Warnungen verschärft haben. Die Presseagenturen schrieben, dass die von berühmten Medienanstalten durchgeführten Recherchen bewiesen haben, dass russische Bürger sowie einige Organisationen aus Russland in Fake-News-Kampagnen involviert waren, zum Teil direkt vom russischen Staat finanziert. Sogenannte Trolle führen Kampagnen in den Sozialnetzwerken und verbreiten manipulatorische Informationen.
Neulich hat der europäische Kommissar für Sicherheit Julian King bei einer Anhörung im Europäischen Parlament Russland beschuldigt, dass es absichtlich lügnerische Informationen verbreitet, um den Zusammenhalt der EU-Staaten zu destabilisieren. Darüber hinaus mache Moskau kein Geheimnis daraus. Die offizielle Militärdoktrin Russlands, aber auch die Erklärungen einiger russischer hochrangiger Generäle bewerten die Nutzung von falschen Informationen und der Propaganda zur Destabilisierung als legitim, als eine Art Waffengattung, präzisierte Julian King. Er sprach über die Art und Weise, wie die Kommission das Fake-News-Phänomen betrachtet:
Die absichtliche Desinformation erhöht die Herausforderung sowohl für die Meinungsfreiheit als auch für die funktionsfähigen Demokratien. Die Herausforderung für die öffentlichen Anstalten auf allen Ebenen ist, Möglichkeiten zu finden, um die Desinformation zu bekämpfen, ohne die Meinungsfreiheit einzuschränken. Die Kommission prüft, was man unternehmen könnte, um der Herausforderung der feindlichen Propaganda, der falschen Nachrichten und der Online-Desinformation entgegenzuwirken. Man muss aber immer in Betracht ziehen, dass ein Gleichgewicht zwischen der Bekämpfung der Desinformation und der Wahrung der demokratischen Werte, insbesondere der Meinungsfreiheit beibehalten werden muss.“
Der Schlüssel, herauszufinden, ob eine Nachricht falsch oder wahr ist, liege in der Bereitschaft und Fähigkeit des Einzelnen, sich intellektuell anzustrengen, meint der Experte in Verwaltungs- und Geopolitikwissenschaften und Universitätsprofessor Marius Văcărelu. Denn egal wie ausgefeilt eine Lüge sein kann: ,Wenn man sich in dem Bereich gut auskennt, kann man nicht angelogen werden. Alles hänge mit der Medienkompetenz zusammen.