Tag: Fettleibigkeit

  • Kleie als Nahrungsergänzungsmittel

    Kleie als Nahrungsergänzungsmittel

    Lavinia Mureșan ist Mitglied des Forschungsteams an der Fakultät für Lebensmittelwissenschaften und -technologie der Universität Cluj-Napoca, das zum Institut für Biowissenschaften (USAMV Cluj) gehört. Dieses Team wird von Prof. Dr. Dan Vodnar geleitet und erhielt den Preis „Gheorghe Ionescu-Șișești“ – Wissenschaftsbereich Biotechnologien, der im Rahmen der rumänischen Forschungsgala – Ausgabe 2024 – für den innovativen Charakter der Forschung auf nationaler und internationaler Ebene verliehen wurde.

    Lavinia Mureșan lehrt Lebensmittelchemie und spezielle Biotechnologien und sagte:

    Meine Doktorarbeit konzentriert sich auf die Lebensmittelbiotechnologien und insbesondere auf die Wärmebehandlung und Fermentation auf festem Substrat, um die Bioverfügbarkeit verschiedener phenolischer Verbindungen in Getreidenebenprodukten zu erhöhen. Dies war im Grunde das Thema, mit dem ich als Doktorandin begonnen habe und das sich im Hinblick auf die Kontinuität als recht vielseitig erwiesen hat, wenn man bedenkt, dass das Forschungsprojekt, das diesem Forschungsthema im Grunde vorausging, den Titel „In situ-Anreicherung von Getreideprodukten mit Vitamin B12 durch Feststofffermentation“ trägt.

    Was bedeuten diese Informationen für uns als Nichtfachleute? Was sind eigentlich Weizen- und Haferkleie? (Lavinia Mureșan, Forschungsleiterin an der Fakultät für Lebensmittelwissenschaften und -technologie, USAMV Cluj-Napoca):

    Diese Getreidenebenprodukte beziehen sich ausschließlich auf Weizen- und Haferkleie. Diese wurden von uns verwertet. Sie umfassen im Grunde das gesamte Spektrum an Vitaminen und Mineralien, die im Weizenkorn enthalten sind, nämlich phenolische Verbindungen. Das Innere des Weizenkorns wird im Grunde nur als Stärkequelle genutzt. Alle Mineralien, Vitamine und phenolischen Verbindungen befinden sich in dieser äußeren Hülle, die eigentlich die Kleie ist – diese ziemlich dicke, spröde Schicht, die natürlich technologische Schwierigkeiten mit sich bringt. Deshalb wird sie bei der eigentlichen Verarbeitung zu Mehl entfernt. Aber es gibt tatsächlich ein ganzes Spektrum von Mikroelementen und bioaktiven Verbindungen. Phenolische Verbindungen wurden in den letzten fünf Jahren nicht nur als wichtige Nahrungsquelle für Mikroorganismen und als präbiotische Quelle anerkannt, sondern sie haben auch eine enorme antioxidative Wirkung im menschlichen Körper. Das Problem mit ihnen, das wir in unserer Doktorarbeit nachgewiesen haben, ist die geringe Verfügbarkeit. Wenn wir diese Kleie zu uns nehmen, kommen wir nicht wirklich in den Genuss der antioxidativen Wirkung dieser phenolischen Verbindungen. Und warum? Weil sie biochemisch in einer komplexen Matrix, in einer komplexen Faser gebunden sind. Die Lösung, die wir gefunden haben, besteht darin, verschiedene Mikroorganismen zu verwenden, die für den Verzehr unbedenklich sind, z. B. Hefen, die in verschiedenen Industriezweigen verwendet werden, z. B. in der Bäckerei- und Brauindustrie. Diese sind in der Lage, Enzyme zu produzieren, die diese Bindungen aufbrechen und diese antioxidativen Verbindungen freisetzen können, bevor die Kleie eingenommen wird, so dass wir beim Verzehr wissen, dass sie frei von chemischen Bindungen sind und direkt in den Darm und in den Blutkreislauf gelangen können.”

    Obwohl die Forschung erfolgreich ist, ist das Produkt noch nicht auf dem Markt. Lavinia Mureșan liefert weitere Details:

    Der Schwerpunkt bei Kleie lag auf Ballaststoffen. Sie sind eine großartige Quelle für Ballaststoffe. Und aufgrund der Beschaffenheit des Weizenkorns, bei der alle Ballaststoffe in der Kleie lokalisiert sind, ist es im Grunde genommen möglich, diese Effekte bei verschiedenen Pathologien zu erzielen, aber es ist ein synergistischer Effekt. Es sind nicht nur diese antioxidativen Verbindungen, es ist die Synergie zwischen antioxidativen Verbindungen und Ballaststoffen. Und die gesamte Literatur, die sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen befasst, vor allem im medizinischen Bereich, hat diese antikarzinogene Wirkung, die Wirkung gegen Fettleibigkeit, Diabetes und einige andere bewiesen, und wir haben eine Übersicht darüber geschrieben.“

    Daraus würde folgen, dass dieser Prozess der Fermentierung der Kleie in industriellem Maßstab aufgenommen wird, damit das Produkt, das die Verbraucher erreicht, all seinen potenziellen Reichtum hat, und dies wäre auch der Beginn seiner Verwendung als Nahrungsergänzungsmittel.

  • Fettleibigkeit: Gesunde Ernährung wird über Generationen anerzogen

    Fettleibigkeit: Gesunde Ernährung wird über Generationen anerzogen

     

     

    Fettleibigkeit – gekennzeichnet durch eine Zunahme des Körpergewichts aufgrund von Fettgewebe – ist nicht nur eine Frage des Aussehens oder der Gewichtskontrolle, sondern ein medizinischer Zustand, der vielfältige gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Er kann Herz-Kreislauf-Probleme, endokrine Störungen, Gelenkerkrankungen und sogar einige Formen von Krebs verursachen oder verschlimmern. Fettleibigkeit hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und kann zu geringem Selbstvertrauen oder sozialer Stigmatisierung führen.

    Laut international verfügbaren Daten litten im Jahr 2020 weltweit fast 1 Milliarde Menschen an Fettleibigkeit, d. h. jeder siebte Mensch auf unserem Planeten hat ein ungesundes Körpergewicht Schätzungen zufolge könnte diese Zahl bis 2035 auf 1,9 Milliarden ansteigen. Was die Kinder betrifft, so neigen diejenigen, die vom Kindergartenalter an unkontrolliert zunehmen, dazu, fettleibig zu werden, bevor sie die weiterführende Schule abschließen, sagen Experten. Bei Kleinkindern werde die Fettleibigkeit von 2020 bis 2035 voraussichtlich um 100 % zunehmen.

    Doch wie ist es in Rumänien um die Adipositas bestellt? Nach Angaben des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheitspolitik waren im Jahr 2022 nur 2 % der in Rumänien lebenden Menschen als fettleibig diagnostiziert worden. Was die Neuerkrankungen im Jahr 2022 betrifft, so waren die meisten davon bei Frauen und in städtischen Gebieten zu verzeichnen.

    Gegen Adipositas hilft nur ein gesunder Lebensstil, sagen Experten. Auf individueller Ebene wird empfohlen, den Fett- und Zuckerkonsum einzuschränken, stattdessen den Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen zu erhöhen und sich regelmäßig moderat zu bewegen. Darüber hinaus sind Schlaf- und Erholungsgewohnheiten sowie insgesamt ein Lebensstil erforderlich, die dem Alter, dem Geschlecht und der emotionalen Verfassung angepasst sind. Kurz gesagt, ein individuelles Programm, wie die Ärztin und Ernährungsexpertin Lygia Alexandrescu erläutert:

    Der Begriff »Diät« stammt aus dem antiken Griechenland, wo man den Lebensstil als »daiata« bezeichnete: Darunter verstand man eine Reihe von Begriffen, die den Schlaf, also die Ruhe, die Flüssigkeitszufuhr, die Ernährung, die Bewegung, das Wohlbefinden umfassen, die alle die »Diät« ausmachen. Wenn wir heutzutage »Diät« sagen, meinen wir Nahrung, jedoch nicht, WAS wir essen, sondern was wir NICHT essen. Wenn wir von »Diät« sprechen, meinen wir Einschränkung, was völlig falsch ist. Wenn wir über Lebensmittel sprechen, müssen wir darüber reden, was wir brauchen, was unsere Körperzellen gesund hält, und gerade hier ist die individuelle Anpassung sehr wichtig. Denn die gleiche Diät funktioniert nicht bei allen. Was man so alles im Internet findet – die proteinreiche Diät oder die kohlehydratreiche Diät oder die Reis-Diät oder die Apfel-Diät –, das ist alles blanker Unsinn – all diese Diäten sind völlig unausgewogen.

    Die eine Diät, die für eine Person geeignet ist, passt nicht automatisch zu einer anderen. Es gibt viele Kriterien, die wir berücksichtigen müssen, wenn wir einen Diätplan aufstellen. Ich würde es nicht einmal als Diät bezeichnen, denn das ist etwas Einschränkendes, etwas, das man gerade so lange einhält, bis man in ein Kleid passt, gerade so lange, bis man sein Hemd leichter zuknöpfen oder seinen Gürtel enger schnallen kann. Es geht nicht nur ums Essen, es geht um den Lebensstil! Und dann sind wir wieder bei der Personalisierung. Alter, Geschlecht, Art der Anstrengung, Art des emotionalen Zustands, Genetik, aktuelle medizinische Befunde sind ausschlaggebend. Ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt, ein Gespräch mit Ihrem Ernährungsberater, ein Gespräch mit Ihrem Sporttrainer – all das führt zur Erstellung eines individuellen Ernährungsprogramms. Keine zwei Diäten sollten gleich sein. Genau wie Medikamente sollten auch sie individuell angepasst werden.“

     

    Dazu gibt es auch konkrete Tipps. Unverarbeitete Lebensmittel essen, nach jeder Mahlzeit 100 Schritte gehen, viel Wasser trinken, auf traditionelle Küche mit zubereiteten Gerichten zurückgreifen. „Wenn wir vor allem in der zweiten Tageshälfte Lebensmittel in großen Mengen und in falschen Kombinationen essen, altern wir schneller“, sagt weiter die Ernährungsexpertin Lygia Alexandrescu:

    Man muss kein Ernährungswissenschaftler sein oder die Biochemie der Lebensmittel kennen! Wir müssen nur wissen, dass wir Energie verbrauchen und dass wir dem Körper Treibstoff geben müssen, und zwar qualitativ hochwertigen Treibstoff. Und das kann man mit Lebensmitteln tun, die sehr naturnah sind und so wenig wie möglich verarbeitet wurden. Der Kauf von Fertiggerichten führt natürlich zu einer Gewichtszunahme, denn sie enthalten auch viel Salz, sie sind frittiert, sie haben nicht die ursprüngliche Qualität der frischen Lebensmittel. Es gibt eine Menge Details. Alles hängt mit der Erziehung zusammen. Die Chinesen sagen dazu: Wenn Sie eine gesunde Bevölkerung haben wollen, müssen Sie die Menschen 30–40 Jahre lang erziehen, erst dann werden Sie eine gesunde Generation haben. Ähnlich wie für die Reisernte jedes Jahr die Felder bearbeitet werden müssen, werden gesunde, ausgewogene und vollständige Menschen nur durch die Erziehung von ganzen Generationen erreicht.“

     

    Die Hochschule für Medizin und Pharmazie „Carol Davila“ in Bukarest hat vor einigen Jahren die Kampagne „Kontrolle der Fettleibigkeit“ ins Leben gerufen, bei der die Menschen lernen sollen, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben. In diesem Jahr wird die Kampagne im Rahmen von Informations-, Sensibilisierungs- und medizinischen Aufklärungsveranstaltungen in acht rumänischen Städten durchgeführt. Jede Aktion hat zwei Komponenten: eine, die sich an die breite Öffentlichkeit, die Behörden und die Presse richtet, und eine wissenschaftliche Informationstagung, die sich an medizinische Fachkräfte richtet, die mit der Behandlung von Menschen mit Adipositas befasst sind. „Unser Ziel ist es, die Tatsache hervorzuheben, dass Fettleibigkeit ein Problem der öffentlichen Gesundheit ist, das sofortige und koordinierte Maßnahmen erfordert“, sagte dazu die Hochschullehrerin Cătălina Poiană, Initiatorin der Kampagne „Fettleibigkeit unter Kontrolle halten“.

    Ohne umfassende und koordinierte Maßnahmen werde die Zahl der Adipositasfälle weiter ansteigen, und immer mehr Menschen werden vorzeitig an Adipositas erkranken oder an einer Krankheit sterben, die sich darauf zurückführen lässt, sind sich die Experten einig. Darüber hinaus treten chronische Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit, die früher nur bei Erwachsenen vorkamen, immer häufiger in sehr viel jüngeren Jahren auf. Die Weltgesundheitsorganisation hatte bereits 2013 als weltweit wünschenswertes Ziel angegeben, die Adipositasprävalenz bis 2030 zu stoppen. Bislang hat allerdings kein Land auf der Welt bemerkenswerte Fortschritte gemacht, um dem Ziel der WHO näher zu kommen.

  • Gesunde Ernährung in Zukunft: lokale Vollwertkost nach DNA-Profil

    Gesunde Ernährung in Zukunft: lokale Vollwertkost nach DNA-Profil

    Daten der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass weltweit jeder Dritte an Fettleibigkeit, Übergewicht und anderen Folgen der ungesunden Ernährung leidet, und bis 2025 wird geschätzt, dass jeder zweite Mensch davon betroffen sein wird. Schwerwiegender ist die Fettleibigkeit bei Kindern. Und dieses Problem wächst in Europa, da jeder dritte Jugendliche als übergewichtig oder fettleibig eingestuft wird. Im Vergleich zu früheren Generationen konsumieren junge Menschen in Europa, also auch in Rumänien, Fast-Food-Produkte und zuckerhaltige Getränke, und bewegen sich viel zu wenig. Sie sitzen vor dem Computer und nutzen das Internet viele Stunden am Tag, fahren mit dem Auto, anstatt zu laufen oder nehmen den Aufzug anstatt Treppen zu steigen. All dies führt zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen, sagt Lygia Alexandrescu, Ernährungsexpertin, die einige Tipps für ein gesundes Leben hat:



    Die Lösung ist in diesem Moment die vollwertige Ernährung, d.h. Vollkost, die in der entsprechenden Saison konsumiert wird. Wir waren es gewohnt, im Sommer Tomaten zu essen, im Herbst Trauben, im August und September Melonen. Jetzt essen wir Wassermelone im April und Kirschen im September. All das ist unnatürlich. Das hat einen starken Einfluss auf unsere Gesundheit, und es greift uns sehr hart an. Und dann fragen wir uns, warum wir krank sind, und warum unsere Kinder kranker sind als wir. Zu den Ernährungsexperten kommen oft Kinder, die Übergewichtprobleme haben, Kinder mit Krankheiten, an denen nur unsere Gro‎ßeltern gelitten haben. Wir behandeln Kinder mit Gicht, mit hohem Cholesterinspiegel, Kinder, die aufgrund ihres sehr hohen Gewichts Gelenkprobleme haben. All das geschieht, weil wir vergessen haben, im Einklang mit der Natur zu leben. Wir haben das Gleichgewicht verloren, das uns ein natürliches Leben sichern sollte.“




    In naher Zukunft wird das Studieren des Genoms jedes einzelnen Menschen ermöglichen, Informationen über genetische Veranlagung und Veranlagung für verschiedene Krankheiten zu erhalten, was zur Erstellung personalisierter Ernährungsprogramme führen wird, sagt Lygia Alexandrescu:



    Die Ernährung der Zukunft bedeutet DNA-Forschung. Es wird Tests geben, die uns sagen, was wir essen sollten, zu welcher Zeit wir essen müssen, wie oft wir dieses oder jenes Lebensmittel brauchen. Wir müssen essen, wie es unser Körper verlangt. Unsere Kinder werden gemä‎ß ihres Genoms essen. Wenn wir über lokale Lebensmittel sprechen, bedeutet das, mit der Natur freundlich umzugehen und die lokale Produktion und Wirtschaft zu stimulieren. Wir werden unsere Stamm-Kleinhändler haben, die Tante Emma oder den Onkel Hans an ihrem gewohnten Stand auf dem Markt, bei denen wir frische Tomaten oder sonstige Lebensmittel einkaufen werden. Aber in Zukunft werden wir auch Nahrung auf Insektenbasis, oder auf Würmerbasis zu uns nehmen… Proteine von höchster Qualität. Eins ist sicher: In Zukunft werden wir keine Milch, kein Fleisch mehr haben, die Ressourcen sind fast verbraucht. Es scheint, dass wir im Jahr 2028 viele fleischähnliche Produkte essen werden, Lebensmittel, die wir noch nicht kennen.“




    Bis dahin empfiehlt der Ernährungsexperte Prof. Dr. Gheorghe Mencinicopschi jedoch die Rückkehr zur lokalen Vollwertkost. Er hebt dabei davor, dass wir bewusster essen sollten und auf versteckte Risiken aufmerksam werden müssen. Prof. Dr. Gheorghe Mencinicopschi :



    Die Sache mit den Würmern und den Insekten ist meiner Meinung nach doch nur ein Ablenkungsmanöver. Warum sage ich das? Nun, es gibt sehr viele Menschen auf der Welt und wir können nicht für alle Nahrung produzieren. Ist es aber menschlicher, viel schlechtes Essen herzustellen, um die Menschen krank zu machen? Ist es nicht besser, eine gesunde Esskultur zu haben, damit wir selbst und unsere Kinder gesund bleiben, anstatt für sehr viele Menschen sehr viel billiges Essen herzustellen und krank zu werden? Da gibt es einige wirtschaftliche Aspekte. Jeder will seine Investition in kürzester Zeit zurückbekommen und ist nicht an der Qualität der Lebensmittel interessiert. Also tun wir es aus Profitgründen, wir sind nicht an der Gesundheit des Verbrauchers interessiert. Der Gewinn entscheidet über die Qualität der Lebensmittel. In Rumänien haben immer mehr Kinder Übergewicht; die Fettleibigkeit, eine für Erwachsene charakteristische Krankheit, wird heutzutage bei dreijährigen Kindern festgestellt. Die Katastrophe begann in den 1970er Jahren, als Fleisch, Eier, Milch, tierisches Fett als schlecht für unsere Gesundheit erklärt wurden. Es begann die Ära der Getreide, und das führte zu dem Zustand, den wir heute sehen.“




    Statistiken zeigen, dass 15% der Rumänen fettleibig und 33% übergewichtig sind. Viele junge Menschen stehen vor diesem Problem, bedingt durch die Ernährung der letzten Jahrzehnte, nährstoffarm und voller Chemikalien. Teodor ist 25 Jahre alt und freut sich sehr, dass er von der Last der Fettleibigkeit befreit wurde:




    Im Alter von 11 Jahren wurde ich für krankhaft fettleibig erklärt. In der 6. Klasse wog ich 80 Kilo. Was hat eine ausgewogene Ernährung für mich bewirkt? Sie hat mir praktisch das Leben gerettet. Abgesehen davon, dass wir über ein längeres Leben sprechen, gab mir die gesunde Ernährung auch etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es erleben würde. Eine Verbesserung der Lebensqualität, von der ich nicht dachte, dass sie existiert.“




    Tatiana ist 36 Jahre alt und schämt sich, zu sagen, wieviel Kilo sie auf die Wiege brachte, bevor sie anfing, an Gewicht zu verlieren:



    Viel Übergewicht, ungesunde Ernährung und ein ungesunder Lebensstil, das war der Anfang. Aber nach einem Jahr und drei Monaten gelang es mir, 40 Kilo abzunehmen. Ich habe mein Gleichgewicht wiederhergestellt. Ich kann nicht sagen, dass es eine Diät ist. Es ist ein neuer Lebensstil. Ich esse fast alles, aber ich halte gewisse Regeln ein. Ich habe ein Ernährungsprogramm, das ich respektiere. Ich esse täglich drei Hauptmahlzeiten und zwei Snacks. Sobald man die Extra-Pfunde abgenommen hat, schafft man es, komplett auszugleichen, man gewinnt sein Selbstvertrauen zurück, man verändert sich völlig. Ich fühle mich jetzt viel jünger. Ich bin 36 Jahre alt, aber vorher, als ich fettleibig war, fühlte ich mich wie 46.“




    Durch klar definierte Programme zur Ernährungserziehung in den Schulen können viele dieser Probleme überwunden werden, meinen die Experten. Darüber hinaus wird ab 2020 ein neues Thema, Bildung für Gesundheit und Ernährung“, in die Lehrpläne Rumäniens aufgenommen.

  • Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Kampf gegen Fettleibigkeit: Ernährungserziehung in rumänischen Schulen

    Ungesunde, zucker- und fettreiche Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität führen zu unkontrollierter Gewichtszunahme. Nur noch wenige Kinder spielen auf der Stra‎ße oder treiben Basketball, Fu‎ßball, Tennis oder andere altersgerechte Sportarten. Im Jahr 2017 meldete ein Kinderkrankenhaus in Iaşi 1743 Kinder, bei denen neben anderen Krankheiten auch Fettleibigkeit diagnostiziert wurde, von denen bei 392 diese als primäre Krankheit diagnostiziert wurde.



    Ärzte warnen davor, dass sich das Auftreten von Fettleibigkeit im Kindesalter in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat, und dafür tragen in den meisten Fällen die Eltern die Schuld, die dem Appetit ihrer Kinder nachgeben und ihnen sü‎ße Leckereien anbieten. Darüber hinaus wird Fastfood heute in vielen Familien als Belohnung oder Genuss für Kinder angesehen. Studien der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass bis 2030 90% der Weltbevölkerung übergewichtig sein werden. Fachleute empfehlen, dass die Ernährungserziehung zu Hause beginnen und in der Schule fortgesetzt werden sollte. Rucsandra Topoloiu, Programmkoordinatorin beim Verband ABC-ul nutriţiei“ (Das Abc der Ernährung“), bietet uns weitere Einzelheiten:



    Im Jahr 2017 zeigten Studien, dass 12,4% der Bevölkerung des Landes von Diabetes betroffen waren, bei Kindern liegt der Prozentsatz sogar bei 13,3% von 100 Tausend Probanden. Diese Zahlen wurden vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit veröffentlicht. Die Hauptursachen sind der Mangel an Ernährungserziehung und körperlicher Bewegung, und die mit Diabetes verbundenen Komplikationen können sehr schwerwiegend sein. Wenn wir von Fettleibigkeit im Kindesalter sprechen, sind die Zahlen beunruhigend. Statistiken zeigen, dass Rumänien bei der Fettleibigkeit bei Kindern auf EU-Ebene an zweiter Stelle steht, nämlich 1 von 4 Kindern im Alter von 8 Jahren ist übergewichtig, während 1 von 10 Kindern fettleibig ist. Sowohl Übergewicht als auch Fettleibigkeit sind wichtige Faktoren im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, und eine hochwertige Ernährung ist der Schlüssel zur Verringerung von Kinderkrankheiten und zur Vorbeugung chronischer Krankheiten im Erwachsenenalter. Die Hauptverantwortlichen für die Essgewohnheiten der Kinder sind leider die Eltern. Sowohl Eltern als auch Kinder haben keine ausgewogene Ernährung, verzehren verarbeitete Lebensmittel, zuckerreiche Erfrischungsgetränke, wenig Obst und Gemüse. All dies führt zu einer ganzen Reihe von Problemen und Krankheiten.“




    Viele Schulen in Rumänien führen bereits Erziehungsprogramme und Kurse für einen gesunden Lebensstil durch. Seit 2004 wird für die Klassen 1 bis 12 als Wahlfach Gesundheitserziehung angeboten. Der Verband Das Ernährungs-Abc“ startete auch das Programm Die Ernährungsstunde“, das den Kindern gesunde Ernährungsgewohnheiten und die Bedeutung von Freiluftsport vermittelt. Rucsandra Topoloiu:



    Im Herbst 2016 haben wir das Programm an einigen Schulen in Bukarest gestartet und dann auf 2200 Schulkinder in Bukarest und Constanţa erweitert, darunter an 11 Grundschulen und zwei Gymnasien. Wir haben Module entwickelt, um Kindern Konzepte für einen gesunden Lebensstil in jungen Jahren beizubringen. Unser Trainerteam besteht aus Ernährungsexperten, Ärzten, Pharmazeuten oder Medizinstudenten, die sich unserer Aktion angeschlossen haben. Freiwillig halten sie sieben Wochen hintereinander in Klassenforen Vorträge über gesunde Ernährung in Schulen. Wir konzentrieren uns auf die Ernährungspyramide, die Arten von Lebensmitteln, die die Grundlage unserer Ernährung bilden sollten, was wir am meisten essen müssen und was wir am wenigsten essen sollten, die Risiken, zu viel Zucker oder verarbeitete Lebensmittel zu essen. Wir sprechen auch über die Bedeutung von Wasser und Flüssigkeitszufuhr, die Rolle des Wassers, die Prinzipien eines gesunden Lebensstils, über Sport und Lebensmittelverschwendung.“




    Das von dem Verband Ernährungs-Abc“ geförderte Erziehungsmodell wurde gemeinsam mit Ärzten, Ernährungsexperten, Psychologen und Bildungsexperten entwickelt. Der Unterricht ist interaktiv und informell, soll verschiedene Arten des Lernens abdecken, und die Kinder haben gut auf diese Art von Informationen reagiert, sagt Rucsandra Topoloiu:



    Das Projekt richtet sich an Grundschulen und Gymnasien, und wir haben auch mit sehr kleinen Kindern gearbeitet, je nach Schule und Verfügbarkeit unserer Trainer. Jedes Mal verbessern wir und passen unsere Informationen an, um praktische Ratschläge, interaktive Informationen, Spiele und Empfehlungen anzubieten, damit Kinder sie in die Praxis umsetzen können. Wir bringen ihnen bei, welche Arten von Nahrungsmitteln zusammenpassen, und versuchen sie zu überzeugen, Chips und Sü‎ßigkeiten aufzugeben, die sie in der Schulkantine kaufen, und stattdessen das Lunchpaket von zu Hause zu essen. Während unseres Programms arbeiten wir sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen, einschlie‎ßlich des Lehrpersonals, da wir der Meinung sind, dass sie als Vorbilder für die Kinder dienen. Darüber hinaus organisieren wir Elternsitzungen, bei denen wir mit den Eltern über gesunde Essgewohnheiten sprechen.“




    Das Bildungsministerium kündigte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium die Einführung eines neuen Unterrichtsthemas in allen rumänischen Schulen ab 2020 an, nämlich des Wahlfaches Gesundheits- und Ernährungserziehung“. Die Bestimmung ist Teil einer Reihe von Änderungen des Bildungsgesetzes, obwohl die Einzelheiten des neuen Themas noch nicht veröffentlicht wurden.

  • „Opportunitäten für Jugendliche“ – ein Programm für gefährdete Teenager

    „Opportunitäten für Jugendliche“ – ein Programm für gefährdete Teenager

    Fast jedes zehnte Kind wird in Rumänien von einer jugendlichen Mutter, die zwischen 15 und 19 Jahre alt ist, auf die Welt gebracht. Damit nimmt Rumänien einen der ersten Plätze in der EU in puncto Teenage-Schwangerschaften ein. Zudem nehmen andere Probleme in dieser Altersgruppe zu: Fettleibigkeit, die Abbrecherquote und der Alkohol- und Tabak-Konsum. Das waren auch die Gründe, warum vor Kurzem in Bukarest das zweite Ressourcen-Zentrum für gefährdete Jugendliche eröffnet wurde. Hier werden diese beraten und bekommen Unterstützung. Hier sollen auch Gruppen-Tätigkeiten organisiert werden, im Rahmen derer die Jugendlichen die Möglichkeit haben werden, zusammen mit Fachleuten über wichtige Themen wie Beziehungen oder Gesundheit zu sprechen.



    Das Zentrum soll eine Brücke zwischen den gefährdeten Jugendlichen und der Gemeinschaft, beziehungsweise der Familie darstellen. Um diesen Jugendlichen entgegenzukommen, hat UNICEF in Partnerschaft mit dem rumänischen Ministerium für Jugendliche und Sport, dem Rathaus des 4. Bezirks und der Allianz für den Kampf gegen den Alkoholismus und die Rauschgift-Süchte ALIAT zeitgleich mit der Eröffnung dieses Zentrums das Programm Opportunitäten für Jugendliche“ eingeleitet. Das Programm soll drei Jahre dauern und in fünf Städten implementiert werden: Bukarest, Cluj (Klausenburg), Iaşi (Jassy), Constanţa und Bacău.



    Sandie Blanchet, UNICEF-Vertreterin in Rumänien, nahm an der Einweihung des Ressourcen-Zentrums für Jugendliche teil. Sie erklärte, die knapp 1,7 Millionen Jugendlichen in Rumänien würden sich mit denselben Herausforderungen wie Jugendliche in aller Welt konfrontieren:



    Jüngste Studien im Bereich der Neurowissenschaft zeigen, dass die Jugendphase eine entscheidende Etappe in der Entwicklung des menschlichen Hirns ist. Jugendliche sind dazu geneigt, sich Risiken auszusetzen, weil ihr Hirn noch nicht komplett entwickelt ist. Die Entscheidungen, die man während des Jugendalters trifft, beeinflussen stark den weiteren Lebensstil. Deshalb ist es wichtig, in diesem Lebens-Abschnitt gesunde Entscheidungen zu treffen. Letztes Jahr waren etwa 17.000 Jugendliche unter 19 Jahren schwanger. Zudem nehmen die Fettleibigkeit, der Alkohol-Konsum, das Rauchen und der Drogen-Konsum in den Reihen der Jugendlichen zu. In den Städten gefährdet der Konsum sogenannter ethnobotanischer Stoffe die Gesundheit oder sogar das Leben von Hunderten von Jugendlichen. Es gibt auch das Risiko der HIV-Infektion. Laut einer UNICEF-Studie befanden sich 19% der Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren au‎ßerhalb des Bildungs-Systems. Das stellt eine ernsthafte Bedrohung für ihre Chancen dar, einen gut bezahlten Job zu bekommen.“




    Dieses Eingriffs-Modell für gefährdete Jugendliche, die in benachteiligten Stadtteilen im 4.Bezirk der Hauptstadt leben, kommt in einem wichtigen Moment für die Jugend-Politiken in Rumänien. Cosmin Cristian, Staatssekretär im Ministerium für Jugendliche und Sport, erklärt:



    Wir freuen uns, dass, die Nationale Strategie für die Jugend 2015-2020 von der rumänischen Regierung angenommen wurde. In dieser Strategie sprechen wir auch von dieser Gruppe der Jugendlichen, die eine gefährdete Gruppe darstellt und vielen Versuchungen ausgesetzt ist. In Rumänien leben mehr als 6 Millionen junge Leute zwischen 15 und 34 Jahren. 1,7 Millionen davon sind Jugendliche. Diese Strategie soll die Teilnahme der jungen Menschen am aktiven Leben, am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben fördern. Sie soll diesen Menschen gleiche Chancen anbieten. Die Nationale Strategie für die Jugend soll durch lokale Jugend-Strategien umgesetzt werden, das ist sehr wichtig. Wir möchten es nicht dabei belassen. Wir arbeiten jetzt an den nationalen Ma‎ßnahmen-Plänen für Jugendliche anhand der vier Säulen dieser Strategie. Wir wünschen uns eine schnelle Operationalisierung der Strategie. Es gibt schon Städte in Rumänien wie Timişoara (Temeswar), in denen es schon eine lokale Jugend-Strategie gibt. Ich wünsche mir eine Strategie für Bukarest und für die Jugendlichen im 4.Bezirk.“




    Man schätzt ein, dass im ersten Jahr mehr als 1.500 junge Leute informiert werden und weitere 200 von Entwicklungs-Möglichkeiten im Rahmen des Programms Opportunitäten für Jugendliche“ profitieren werden. Insgesamt soll im Rahmen des Pilot-Projekts etwa 10.000 Jugendlichen geholfen werden. Bogdan Glodeanu, Vorsitzender des Verbandes ALIAT, erklärte, man müsse die Jugendlichen über die Risiken, denen sie sich aussetzen, informieren. Bis jetzt hat der ALIAT-Verband etwa 3.000 Jugendliche informiert und unterstützt. Bogdan Glodeanu:



    Im Durchschnitt kommen die Jugendlichen in Kontakt mit Alkohol, Tabak und Drogen ab dem 13. Lebensjahr. Mit 17 Jahren haben 76% der Mädchen und 75% der Jungen mindestens zwei dieser Produkte probiert. 60% der Jugendlichen konsumieren aus Neugier. Nach eineinhalb Jahren werden sie ständige Konsumenten und deswegen gibt es zahlreiche Probleme. Manche brechen die Schule ab, schlie‎ßen sich Gruppen an und die Familie kann ihnen in vielen Fällen nicht mehr helfen. Internationalen Studien zufolge sind 9% der Todesursachen bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren auf den Alkohol zurückzuführen. Rumänien liegt weltweit auf Platz 8 beim Alkoholkonsum pro Kopf. 40% der Jugendlichen haben mindestens einmal Alkohol konsumiert. Im Durchschnitt haben sie knapp 3 Liter Alkohol im Monat konsumiert.“




    Die Spezialisten-Gruppen des Zentrums sollen die Jugendlichen mit Problemen in Schulen ausfindig machen. Es wird zudem Partnerschaften mit Behörden und Nichtregierungsorganisationen geben, die die Lage dieses Jugendlichen besser kennen. Diese sollen die Jugendlichen beraten, dieses Zentrum aufzusuchen. Ein anderes den Jugendlichen zur Verfügung gestelltes Instrument ist die Plattform www.adolescenteen.ro. Auf dieser Plattform können sie in Kontakt mit Spezialisten treten und Informationen über Entwicklungs-Opportunitäten in Bukarest bekommen.

  • Fettleibigkeit im jungen Alter

    Fettleibigkeit im jungen Alter

    Die Internationale Gesundheitsorganisation warnt vor einem zunehmenden Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen in den EU-Staaten. Da Fettleibigkeit immer früher auftritt, erhöht dies nicht nur das Krankheitsrisiko, sondern erzeugt auch erhebliche soziale Probleme.



    Fettleibigkeit hat sich in den letzten Jahren in den EU-Staaten zu einem gro‎ßen Problem entwickelt. Immer mehr Kinder und Erwachsene in der Europäischen Union leiden heutzutage an Adipositas. Wie die Europäische Statistikbehörde Eurostat 2011 erklärte, sei jeder fünfte Erwachsene in den EU-Staaten stark übergewichtig. In England leiden 23,9 Prozent der Frauen und 22,1 Prozent der Männer an Fettleibigkeit. Neben Gro‎ßbritannien liegen Malta und Ungarn an der Spitze im EU-Vergleich. Besonders wenig Menschen mit Fettleibigkeit gibt es den Eurostat-Zahlen zufolge hingegen in Rumänien, Italien, Bulgarien und Frankreich.



    2007 warnte die Internationale Gesundheitsorganisation vor einem zunehmenden Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendliche in den EU-Staaten. Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendliche stieg demzufolge auf 20%, während ein Drittel der europäischen Kinder und Jugendliche an Fettleibigkeit leide. Heutzutage wird es heftig über die Ursachen der Zunahme des Übergewichts debattiert. Genetische Faktoren können einen gro‎ßen Effekt auf die individuelle Prädisposition für Fettleibigkeit haben. Jedoch erklären die Gene allein nicht die dramatische Zunahme der Fettleibigkeitsrate bei Kindern in den letzten Jahren. Wie sieht die derzeitige Situation in Rumänien in Bezug auf dieses Problem aus? Einer neulich in der rumänischen Öffentlichkeit bekanntgemachten Information zufolge, liege Rumänien auf dem dritten Platz unter den EU-Ländern mit einer hohen Fettleibigkeitsrate bei Kindern.



    Das Rumänische Endokrinologische Institut und die Fachklinik des Bukarester Krankenhauses Elias” führten diesbezüglich Mai 2011 eine epidemiologische Studie durch. Es handelte sich um eine Beobachtungsstudie an Kindern mit dem Alter zwischen 6 und 18 Jahren, die eine direkte Abschätzung des Fettleibigkeitsrisikos bei Bukarester Kindern und Teenagers erlaubte. Endokrinologie-Fachärztin Carmen Barbu erläutert die Ergebnisse:



    Wie die Studie gezeigt hat, haben 32% der beobachteten Kinder Übergewichtsprobleme, d.h. 11,5% sind fettleibig und 20,5% übergewichtig. Die letztere Kategorie liegt in der Mitte zwischen normal und fettleibig. Im Vergleich zum Rest des Landes stellten wir fest dass die Bukarester Kinder am stärksten davon betroffen werden. Einer 2009 in westrumänischen Timişoara (Temeswar) veröffentlichten Studie zufolge, liege der Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder in Timişoara nicht so hoch wie in Bukarest. Dies zeigt wie unterschiedlich die Umweltbedingungen sind und wie sie sich auf den Gesundheitszustand der Kinder auswirken lassen.



    Es hat sich gezeigt, dass es au‎ßerdem erhebliche geographische Unterschiede in der Ausbreitung dieser Krankheit gibt, wobei die Gro‎ßstädte im Vergelich zum Dorfmilieu höhere Verbreitungsraten von Fettleibigkeit und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen aufweisen. Neben körperlichen und emotionalen Problemen, die in der Kindheit auftreten, haben zudem Studien gezeigt, dass jugendliche Fettleibigkeit ein ma‎ßgebliches Vorzeichen für Fettleibigkeit im Erwachsenenalter ist, insbesondere dann, wenn die Eltern ebenfalls übergewichtig waren. Das ist aber keine Regel und eine besondere Besorgnis erregt die Feststellung, dass es in der heutigen Gesellschaft zahlreiche Kinder ebenso zu Übergewicht oder Fettleibigkeit neigen, .selbst wenn kein Elternteil übergewichtig oder fettleibig ist. Fachärztin Carmen Barbu vertritt der Ansicht, eine der wichtigsten Ursachen dieser Krankheit seien die ungesunden Gewohnheiten:



    Eine in Bukarest besonders ausgebreitete ungesunde Gewohnheit ist nach 22 Uhr zu essen. Über 90% der beftragten Kinder erklärten sie essen nach 22 Uhr und ebenso über 90% sagten sie haben sogannanten Sü‎ßigkeiten-Reseven zuhause zur Verfügung. Es handelt sich zudem um keine hausgemachte Sü‎ßigkeiten. Au‎ßerdem zeigte der von den Kindern ausgefüllte Fragebogen, dass sie zuhause kein komplettes Essen kriegen, das Proteine, Kohlenhydrate und unterschiedliche essentielle Bestanteile der Nahrung beinhaltet. Über 90% der Kinder erklärten zudem sie essen vor dem Fernseher oder Computer. Wie sich deutlich herausstellte, treiben die Kinder auch zu wenig Sport. Nicht zuletzt ist diese mangelnde Bewegung ein erhebliches Risiko in der Entwicklung der Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen beschränken sich lediglich auf den Sportunterricht in der Schule.“



    Beim ungesunden Essen handelt es sich nicht nur um Sü‎ßigkeiten, sondern auch um Fast-food-Essen, das zu viel Salz, Fett und suchterzeugende Stoffe enthält. Dies sei dadurch zu erklären dass die Eltern die Essensgewohnheiten der Kinder aus Zeitmangel vernachlässigen, sagt Ernährungsexperte Gheorghe Mencinicopschi.



    Die Eltern und Gro‎ßeltern müssen dessen bewu‎ßt werden, dass die 10-oder 11-jährigen Kinder alleine zwischen gesunden und ungesunden Nahrungsmitteln nicht unterscheiden können. In diesem Alter lern das Kind durch Nachahmung und der Lebensstil in seiner Familie wird höchstwahrscheinlich später sein ganzes Leben prägen. Einmal die Gewohnheit fest verankert, führt der Jugedliche oder Erwachsene meistens einen hoffnungslosen Kampf gegen seinen ungesunden Lebensstil.



    Ungesundes Essen erhöht das Risiko von Herzeekrankungen, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, sowie von verschiedenen Krebsarten und Arthritis. Bei jungen Männern schlie‎ß man sogar das Risiko der Senkung der Zeugungsfähigkeit nicht aus. Was kann man gegen die Zunahme dieses Alltagsphänomens machen? Ernährungsexperte Gheorghe Mencinicopschi:



    Die Lösung istdas hausgemachte Essen. Selbst wenn es manche als altmodisch betrachten, stellt das hausgemachte Essen eine Garantie für unsere Gesundheit dar weil man die Zutaten selber auswählen kann. Heute schenken die Menschen ihrer Ernährung keine Aufmerksamkeit, sie sind nichteinmal neugierig, das zu lesen was auf der Verpackung steht. Würden sie das Etikett lesen, könnten sie Angaben zu Zutaten oder zu Nährwerten finden. Zumindest könnte man so erfahren, wieviel Zucker oder Salz in unseren Lebensmitteln steckt. Die beste Option wäre aber die Zutaten selber auszuwählen und das Essen selber zu Hause zu kochen oder Bio-Produkte zu kaufen, wenn wir uns das leisten.“



    Leider sind heutzutage ganz gesunde Lebensmittel schwer zu finden, da viele davon Pestizid-Rückstände und Hilfsstoffe enthalten oder industriell verarbeitet werden. Das Zuhause-Kochen alleine kann uns dabei helfen, gewisserma‎ßen die Kontrolle über die Ernährung unserer Kinder zu übernehmen.



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