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  • Kostümbildnerin Dana Păpăruz über ihre Erfahrung am Set preisgekrönter Produktionen

    Kostümbildnerin Dana Păpăruz über ihre Erfahrung am Set preisgekrönter Produktionen

    ‚Hinter den Hügeln‘ (in der Regie von Cristian Mungiu), ‚La Gomera‘ (Regisseur Corneliu Porumboiu), ‚RUXX‘ (in der Regie von Iulia Rugină und Octav Gheorghe), ‚Boss‘ (in der Regie von Bogdan Mirică), ‚Schatten‘ (in der Regie von Igor Cobileanski, Bogdan Mirică), ‚Warboy‘ (Regisseur Marian Crișan) sind nur einige davon. Für ihre Leistungen wurde Dana Păpăruz mit drei Gopo Preisen ausgezeichnet: 2016 und 2017 für die Filme des Regisseurs Radu Jude ‚Aferim!‘ und ‚Inimi Cicatrizate‘ (‚Vernarbte Herzen‘), und 2019 für „Moromeții 2“, den zweiten Teil der Moromeții-Trilogie in der Regie von Stere Gulea. „Aferim!“, der bei den Berliner Filmfestspielen den Silbernen Bären für die Regie gewann, spielt in der rumänischen Landschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. „Vernarbte Herzen“ ist von dem autobiografischen Roman des Schriftstellers Max Blecher inspiriert, der im Jahr 1937 veröffentlicht wurde.

     

     

     

    Der Anfang 20-jährige Emanuel, der an Knochentuberkulose leidet, ist Patient in einem Sanatorium an der Schwarzmeerküste. Dort sind Menschen untergebracht, deren Knochen sich einfach auflösen, und Gipskorsette hindern sie daran, auseinanderzubrechen. Doch Emanuel hat seinen ganz eigenen Humor nicht verloren, und er amüsiert sich oft über seine Lebenssituation und seine Umwelt. Über ihre Erfahrung bei diesen Projekten sagte Dana Păpăruz: „‚Aferim!‘  war wirklich hart, ich glaube, es war das Projekt, das meinen Wert irgendwie erhöht hat. Für ‚Vernarbte Herzen‘ war das Budget kleiner als für ‚Aferim!‘ und es war eine neue Herausforderung, weil es in einer völlig anderen Zeit spielt. Das ganze wäre nicht möglich gewesen ohne eine Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen für Maskenbildner und Bildhauer, die die Gipsfiguren für die an Knochentuberkulose erkrankten Filmfiguren herstellten, die auf mobilen Betten ausgestreckt werden mussten. Die große Herausforderung bestand darin, dass ich die Kostüme auf der Grundlage dieser Abdrücke anfertigen musste, also die meisten Kostüme in diesem Projekt wurden von meinem Team angefertigt, nur wenige wurden ausgeliehen. Zumindest für die von Ivana Mladenovic gespielte Figur von Solange wurde viel investiert, etwa die Hälfte des Budgets, das uns zur Verfügung stand.

     

     

     

    Die Handlung von ‚Vernarbte Herzen‘ spielt in der Zwischenkriegszeit, die sehr modern war und viele Menschen wollten die europäische Mode übernehmen. All dies hat mir geholfen, meine Vorstellungskraft voll auszuschöpfen. Außerdem ist ‚Vernarbte Herzen‘ eines der Projekte, bei denen ich sehr geschätzt habe, dass ich dank dem Regisseur Radu Jude wirklich kühne Ideen einbringen durfte. Ein Beispiel dafür ist der Vogelhut, den Ivana Mladenovic trägt. Inspiriert wurde ich zu diesem Hut durch ein Vogue-Titelbild aus dem Jahr 1939, das ich Radu Jude zeigte, der meine Idee akzeptierte. Wir mussten natürlich nach Varianten suchten, um den Hut herzustellen. Ich dokumentierte die Kostüme mit allem, was ich aus dieser Zeit finden konnte, mit Modemagazinen, Fotos rumänischer Künstler und natürlich mit Büchern.“

     

     

    Eine weitere wichtige Zusammenarbeit für die Karriere von Dana Păpăruz war die mit dem Regisseur Cristian Mungiu für die Produktion „Hinter den Hügeln“ aus dem Jahr 2012. Der von Cristian Mungiu geschriebene, inszenierte und produzierte Film ist von den Sachbüchern der Schriftstellerin Tatiana Niculescu inspiriert, die den Fall des Exorzismus einer Nonne im Kloster Tanacu im Kreis Vaslui thematisieren. Dana Păpăruz: „Im Prinzip sollte „Hinter den Hügeln“ kein komplizierter Film werden, was die Kostüme angeht. Außerdem lässt Cristian Mungiu einem normalerweise alle Freiheiten und erwartet, dass man selbst Vorschläge macht. Aber der komplizierte Teil, mit dem wir nicht gerechnet hatten, war die Tatsache, dass die Figuren bestimmte Kostüme tragen, und es ist sehr schwierig, so etwas vor Ort zu dokumentieren, in einem Kloster, in einer sehr geschlossenen Umgebung.  Aber wir hatten das Glück, dass die Hauptdarstellerinnen einige Zeit in einem Kloster verbringen konnten, und das hat uns sehr geholfen zu verstehen, was das Klosterleben ausmacht. Dana Tapalagă, die im Film die Äbtissin des Klosters spielt, versuchte Details herauszufinden, die für uns sehr nützlich waren, wie sie zum Beispiel den Schleier oder die Kopfbedeckung machen, die die Nonnen immer tragen müssen.“

     

     

     

    Dana Păpăruz hat zuletzt mit dem Regisseur Stere Gulea zusammengearbeitet, der Ende letzten Jahres „Moromeții 3“ herausbrachte, einen Film, der eine einzigartige Trilogie im rumänischen Kino abschließt, die auf den Romanen und dem Leben des Schriftstellers Marin Preda basiert. Dana Păpăruz: „Das ist ein Film, der auf einer tiefen Ebene die Veränderungen erklärt, die die 1950er Jahre für Rumänien gebracht haben. Es war ein sehr anspruchsvolles Projekt für mich, ich hatte während der Dreharbeiten keinen einzigen freien Tag, ich musste auch zu Hause arbeiten. Gleichzeitig handelt es sich um einen frischen Film, was die Kostüme angeht, und ich denke, dass es eine überraschende Geschichte sein kann, vor allem für junge Zuschauer“. „Moromeții 3“ hat beim TIFF/ Transilvania International Film Festival 2024 den Publikumspreis gewonnen und wurde auf mehreren nationalen Filmfestivals gezeigt.

     

     

     

     

     

  • Moromeții: Trilogie nach Marin Predas Werk und Leben geht zu Ende

    Moromeții: Trilogie nach Marin Predas Werk und Leben geht zu Ende

    Der erste Film von 1988 war noch eine recht getreue Adaption des ersten Bandes des berühmten Romans „Moromeții“, in dem sich Preda mit der Welt des rumänischen Dorfs zwischen den beiden Weltkriegen auseinandersetzt. Die Fortsetzung, „Moromeții 2“ erschien drei Jahrzehnte später 2018 und verwertet den Roman „Das Leben wie eine Beute“ sowie Texte aus Marin Predas Publizisti. Der letzte Teil der Trilogie, dessen Drehbuch ebenfalls von Stere Gulea stammt, wurde von Marin Predas Tagebüchern sowie von Archivdokumenten inspiriert, die die Atmosphäre der 50er Jahre rekonstruieren – eine Zeit maximaler sozialer und ideologischer Spannungen, geprägt vom Aufstieg der Kommunistischen Partei, die sich zur einzigen offiziellen politischen Partei Rumäniens putschte.

    Der Film setzt die Geschichte von Niculae fort, dem jüngsten Sohn des Getreidebauern Ilie Moromete, der die Hauptfigur im ersten Teil ist. Niculae Moromete wird zu einem erfolgreichen jungen Schriftsteller – ein Alter Ego von Marin Preda, der von seinen politischen Überzeugungen und der literarischen Branche enttäuscht wird, als die Schriftsteller sich den ideologischen Zwängen beugen mussten. Der Film zeigt auch die bedeutende Rolle, die zwei große Künstlerinnen im Leben von Marin Preda spielten: Nina Cassian und Aurora Cornu.

    „Es ist ein Bild, das die Haltung von Marin Preda in der damaligen Epoche, in politischen Situationen, widerspiegelt. Ich habe versucht, seine Reise zu verstehen und intuitiv zu erfassen, und habe versucht, diesen Kern darzustellen, jedoch unter Verwendung von Fiktion. Mir gefiel die Idee, einen Film über jene Zeiten zu machen, die heute weitgehend ignoriert werden“, sagt Regisseur Stere Gulea über „Moromeții 3“.

    Die Schauspielerin Olimpia Melinte spielt im Film Vera Solomon spielt, eine Figur, die an die Autorin Nina Cassian angelehnt ist. RRI sprach mit ihr über die Veränderungen, die das von Stere Gulea geschriebene Drehbuch durchlief, und darüber, wie sie die Figur von Nina Cassian, einer äußerst komplexen Künstlerin recherchierte – Cassian war eine für die Stalinisten durchaus unbequeme Komplizin des Regimes.

    „Alles begann mit einem Casting. Doch nachdem ich den Regisseur traf und sein Drehbuch und seine Erwartungen besser verstand, kam ich zum Schluss, dass das Schicksal mir diese Rolle schenkte. Ich sehe Nina Cassian nicht gerade ähnlich, aber uns verbindet die Leidenschaft. Cassian war sehr leidenschaftlich in Bezug auf Poesie, Musik, Zeichnung und Malerei; sie fühlte sich von allen schönen Künsten angezogen. Sie war eine vollendete Künstlerin, und ich denke, dass diese Leidenschaft für die Künste sie in jener sehr komplizierten Zeit unterstützt hat, als sie sich entschieden hatte, Musik zu machen und nicht Literatur in diesem schrecklichen System. Diese Leidenschaft verband mich sehr stark mit der Figur. Ich habe ihre Tagebücher gelesen, ihre Interviews, alles, was ich online über sie gefunden habe. Natürlich hat mir auch der Dokumentarfilm über Nina Cassian von Mona Nicoară und Dana Bunescu, sehr geholfen. Ich konnte so diese Künstlerin besser verstehen, denn auch ich hatte eine Art Vorurteil ihr gegenüber. Doch selbst die kleinsten Vorurteile verschwanden, sobald ich mit der Arbeit begann, weil ich Cassian in ihrer Intimität und Tiefe verstehen wollte, so wie sie andere nicht gesehen haben, so wie sie vielleicht gegen Ende ihres Lebens im erwähnten Dokumentarfilm gesehen werden kann. Es waren die Momente, in denen Nina Cassian ihre soziale Maske ablegte, die Momente, in denen sie sich erlaubte, diese Liebesgeschichte mit Marin Preda wieder auszuleben – eine Liebe, die schwer in Worte zu fassen ist.“

    Olimpia Melinte führte dann weiter aus, wie die Beziehung zwischen Marin Preda und Nina Cassian filmisch nachgebildet wurde.

    „Wir wollten die Geschichte nicht erklären, denn im Leben erklärst du selten etwas. Allenfalls erklären Leute bestimmte Dinge erst nach vielen Jahren, wenn sie einander wiedersehen. Wir haben dafür versucht, ihre Beziehung mithilfe ihrer Tagebücher nachzubilden und wollten so nah wie möglich an der Realität bleiben. Es war ein kolossales Stück Arbeit für uns alle, denn das Drehbuch änderte sich sehr, sehr oft, und ständig schrieb der Regisseur neue Szenen hinein. Manchmal kam sogar am Drehtag eine neue Szene hinzu. Die Geschichte der Protagnoisten war ursprünglichen bei Drehbeginn nicht so zentral. Sie wurde aber immer wichtiger, je mehr wir uns in die Arbeit stürzten, und das freut mich, denn in ihrem Leben spielte sie eine sehr wichtige Rolle.“

    Neben Olimpia Melinte sind viele angesehene rumänischen Darsteller dabei: Alex Călin spielt die Rolle des Niculae Moromete, und Horațiu Mălăele verkörpert zum zweiten Mal in seiner Karriere Ilie Moromete. In „Moromeții 3“ sind auch Mara Bugarin, Răzvan Vasilescu, Iulian Postelnicu, Toma Cuzin und Oana Pellea zu sehen. Das Bühnenbild stammt von Cristian Niculescu, die Kostüme wurden von Dana Păpăruz entworfen, und die Kamera führte Vivi Drăgan Vasile. Die Filmmusik schrieb Cristian Lolea.

    „Moromeții 3“ wurde mit dem Publikumspreis beim TIFF/Transilvania International Film Festival 2024 ausgezeichnet und war auf mehreren nationalen Filmfestivals zu sehen, darunter das TIFF Chișinău, die Serile Filmului Românesc in Iași und das TIFF Timișoara.

  • Das Phänomen “Anul Nou care n-a fost” (zu Deutsch etwa: Das Neue Jahr, das nie gekommen ist)

    Das Phänomen “Anul Nou care n-a fost” (zu Deutsch etwa: Das Neue Jahr, das nie gekommen ist)

    Am ersten Wochenende nach seinem Erscheinen erreichte der Film den Spitzenplatz an den Kinokassen. Innerhalb des ersten Monats nach seinem Start in den rumänischen Kinos erreichte der Film bereits 70.000 Besucher. Geschweige die internationalen und nationalen Preise! Oder besser gesagt, das Thema der Auszeichnungen überlassen wir den Fachrubriken von RRI!

    Wir haben Bogdan Muresanu gefragt, ob er mit dem Erfolg des Films gerechnet hat:

    “Nein, niemand kann etwas tun, wenn er den Erfolg vor Augen hat. Ich meine, ich habe nicht einmal über Erfolg nachgedacht. Ich dachte, selbst wenn ich den Film so machen könnte, wie ich ihn machen wollte – und das schien ein großer Erfolg zu sein – und ihn nur vor ein paar Freunden vorgeführt hätte, wäre das ein Sieg für mich gewesen, denn als ich ihn schrieb, kam es mir unmöglich vor, ihn zu machen. Tatsächlich habe ich etwa sechs Monate lang darüber nachgedacht, ob ich es schaffen könnte, so einen Film zu machen und ob es Sinn machen würde. Ich habe auch eine “sicherere” Version geschrieben, wie man so schön sagt, etwas, das leichter zu realisieren war, aber am Ende habe ich mich für den harten Weg entschieden! Und jetzt bin ich froh, dass ich es getan habe!”

    Adrian Cioroianu, Geschichtsprofessor an der Universität Bukarest, gestand uns, wie er den Film bei einer der Bukarester Premieren erlebt hat:

    Ich muss zugeben, dass ich ihn überraschend fand, als jemand, der die meisten Filme über die rumänische Revolution gesehen hat! Und ich bin nicht mit hohen Erwartungen hingegangen, obwohl man mir sagte, er sei gut! Ich bin nicht mit hohen Erwartungen reingegangen, aber ich fand ihn überraschend, vor allem wegen des Drehbuchs und der Schauspielerei. Die Schauspieler sind größtenteils sehr bekannt, aber man würde sie nicht in einer schwarzen Komödie erwarten. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll; obwohl er am Ende scheinbar mit einem Happy End endet, wissen wir, dass nach dem Ende des Films noch Tausende von Verletzten und Toten zu erwarten sind. Aber alles in allem denke ich, dass es immer noch eine neue Generation brauchte, um sich mit dem Ereignis auseinanderzusetzen, und ich denke, das entscheidende Element des Films ist diese Verschiebung der Perspektive. Wir hatten schon Komödien, wir hatten schwere Filme über die Dezemberrevolution, aber diese Abfolge von Schicksalen und ihre Verkettung hat uns meiner Meinung nach näher an das wirkliche Leben gebracht, auch wenn der Film die Geschichte natürlich mit der Freiheit des Künstlers behandelt. Es gibt leider einige Dinge, die im Film angenehmer sind als in der Realität, oder einige kleine Unachtsamkeiten im Set-Design, aber alles in allem denke ich, dass die Lebendigkeit des Films alle begeistert hat, die ihn gesehen haben.”

    Bogdan Mureșanu erzählte uns, was die größten Herausforderungen bei den Dreharbeiten waren:

    Da der Film an einem Tag und einem Vormittag spielt, gab es Probleme mit dem Wetter, mit den Archiven, es durfte nicht schneien. Auf der anderen Seite waren wir wetterabhängig, wir konnten nicht jederzeit filmen. Die Bäume mussten ein bestimmtes Laub haben, weder sehr grün noch voller Schnee, wie ich sagte, denn das war an diesem Tag, dem 20. Dezember, nicht der Fall. Das hat mir eine Menge Probleme bereitet. Danach die Rekonstruktion von Räumen, die es nicht mehr gibt, und ich spreche nicht von Wohnungen, das kann man noch machen, sondern ein funktionierendes Fernsehstudio aus den 1980er Jahren, das war eine absolut gigantische Herausforderung für uns! Weil wir gesagt haben, funktional: es muss funktionieren, es muss funktionieren, diese Paneele und das ganze Zeug da, weil wir nicht das Geld hatten, um uns hinzusetzen und separat zu filmen.

    Diejenigen, die diese Zeit nicht miterlebt haben und deren Eltern ihnen nicht genug davon erzählt haben, erfahren durch den Film, wie es damals war – wie ein Kassettenrekorder, ein Fernseher mit Lampen und eine Kathodenstrahlröhre funktionierten – und warum man von diesem Ort weglaufen und alles riskieren würde. Informationen, die bei den Menschen sowohl national als auch international immer mehr Anklang zu finden scheinen. Warum ist das so? Bogdan Mureșanu:

    „Der Film ist international genauso erfolgreich wie auf nationaler Ebene. Der Film wurde gerade erst auf Festivals vorgestellt, und ich denke, er wird noch mindestens zwei Jahre lang laufen! Er geht um die ganze Welt! Und dort, wo ich auch dabei war, gab es immer volle Häuser. Es stimmt, es waren auch viele Leute aus der rumänischen Diaspora da! Aber wie kann ich es sonst erklären? Ich denke, es ist ein brillanter Film. Jeden Tag erhalte ich Dutzende von Nachrichten von Zuschauern und mein Team und ich versuchen auf jede einzelne Nachricht zu reagieren. Das macht mir wirklich Spaß! Die Begriffe ‘therapeutisch’ und ‘hell’ tauchen immer wieder auf, was wahrscheinlich überraschend ist für eine so schwierige Zeit, die so dunkel war. Aber das Ende des Films ist befreiend, und ich erinnere mich, dass ganz Rumänien sich so gefühlt hat, und die Erzählung dieses Films fasst wahrscheinlich dieses Gefühl der Befreiung zusammen, das wir alle an diesem Tag erlebt haben.”

    Professor Adrian Cioroianu erklärte desweiteren:

    In dem Film sehen wir Dinge, die für diese Zeit charakteristisch sind, und in gewisser Weise finden wir uns alle darin wieder. Denn als Schüler – und ich spreche nicht von den Schauspielern – haben wir in der Schule Gedichte über die Partei vorgetragen, manchmal über den Generalsekretär, oder über diejenigen, die in der Armee waren und mit der Hand auf der Nationalflagge schworen, das Vaterland auf Befehl des Oberbefehlshabers zu verteidigen. Es gibt also diese Zuschauergruppe, die sich in dem Film wiederfindet, aber überraschenderweise gibt es großes Interesse für den Film auch bei den jungen Leuten, die damals noch nicht geboren waren, und das finde ich sehr erfreulich. Junge Leute, die sich heute ein Bild davon machen, wie das Leben im Jahr ’89 war, was sehr gut ist. Und die Ausländer, denke ich, sind beeindruckt von den Schicksalen als solchen, also von normalen Menschen, die ein Land zeigen, das in seiner Bescheidenheit zivilisiert ist. Wir waren ein Land, in dem die Menschen versuchten, in einem anormalen System normal zu leben, und ich denke, der ausländische Kinogänger merkt das sofort. Außerdem, ich wiederhole es, ist es diese Verflechtung von Schicksalen, die Art und Weise, wie Menschen, die sich kennen oder nicht kennen, Teil desselben historischen Ereignisses werden“.

    Adrian Cioroianu fügte hinzu:

    “Ich möchte wirklich eine Einladung an alle aussprechen, die den Film noch nicht gesehen haben, den Film zu sehen. Denn sie werden genauso überrascht sein wie ich, überrascht in einem sehr positiven Sinne. Es ist eine Art Erinnerung an das Ende des kommunistischen Regimes und das ist sehr willkommen!”

    Das rumänische Publikum kann den Film in über 80 Kinos in 42 Städten sehen.

     

  • EXT. MAŞINĂ. NOAPTE: ein Film über sein eigenes Making-of

    EXT. MAŞINĂ. NOAPTE: ein Film über sein eigenes Making-of

    EXT. MAŞINĂ. NOAPTE ist der zweite Spielfilm von Andrei Crețulescu und in seiner Besetzung sind vier emblematische Schauspieler der Neuen Welle zu finden: Rodica Lazăr, Șerban Pavlu, Andi Vasluianu und Dorian Boguță. Die Produktion besteht aus drei Teilen, die in aufeinanderfolgenden Aufnahmen gedreht wurden, EXT. MAȘINĂ. NOAPTE kombiniert mehrere Genres und Stile und seine Geschichte handelt davon, wie man einen Film NICHT macht – „ein Making-of mit dem Flair einer absurdistisch-postmodernen Chronik“, wie der Regisseur anmerkt. Laut dem Schauspieler Șerban Pavlu ist der Film „in jeder Hinsicht einzigartig: die Art und Weise, wie er geschrieben ist, die Art und Weise, wie er geschnitten ist, die Besetzung des Films, einschließlich meiner Rolle“, sagt der Darsteller.

     

    Der Regisseur Andrei Crețulescu: „Es ist ein sehr rumänischer Film. Klar, könnte man sagen, aber alle rumänischen Filme können als sehr rumänisch betrachtet werden. Das stimmt, aber dieser hier, auch wenn er schwierig oder unglaublich erscheinen mag, ist auch sehr retro, er ist auch sehr gesprochen, und deshalb bezeichne ich ihn als „sehr rumänisch“. Es ist ein sehr gesprochener Film, außerdem habe ich das Gefühl – was durch die Reaktion des Publikums sowohl auf dem TIFF als auch bei der Premiere bestätigt wurde – dass es um einen Film handelt, der das rumänischsprachige Publikum ein wenig mehr mitreißen kann. Aber als ich sagte, dass er rumänisch ist, meinte ich natürlich nicht, dass es ein Film ist, der nur für das rumänische Publikum bestimmt ist. Ich sagte, dass er sehr rumänisch ist, denn wie wir bereits wissen, der Film basiert viel auf Konversationen. Deshalb denke ich, dass das Publikum, das Rumänisch als Muttersprache hat, einen großen Vorteil gegenüber den Zuschauern hat, die gezwungen sind, die Untertitel zu lesen, bei denen man natürlich fast die Hälfte des Sinns der Dialoge verliert.

     

     

    Die Produktion ist auch schwer zu vermarkten, denn so sehr man auch den Finger darauf legen und sagen möchte, dass er in dieses Genre passt, jede Klassifizierung von vornherein falsch ist, denn man kann praktisch nicht alle Ebenen abdecken, auf denen dieser Film läuft, wie ein Ball in einem Spiel, wenn man so will. Deshalb wird es Zuschauer geben, die ihn als Thriller sehen werden, andere werden ihn als Komödie oder Satire sehen. Alle diese Definitionen sind eigentlich richtig. Es gibt keine perfekte Definition, aber auch keine falsche, sozusagen. EXT. MAŞINĂ. NOAPTE bedeutet viele Filme in einem.”

     

     

    EXT. MAŞINĂ. NOAPTE, ein blutiger Thriller, der zu seinem eigenen „Making of“ wird, aber auch zu einem Gespräch über Film, Angst und Fiktion, wurde während der rumänischen Filmtage auf dem TIFF (Transilvania International Film Festival) uraufgeführt und ist vor kurzem in die Kinos des Landes gekommen. Andrei Crețulescu: „Eigentlich hatte ich ursprünglich einen richtigen Thriller geplant, einen klassischen Thriller sozusagen, einen Thriller mit 10 Figuren, die in einer Berghütte wegen eines Sturms eingeschlossen werden und sich am Ende aus verschiedenen Gründen gegenseitig umbringen. Es war eine sehr blutige Geschichte, und auf dem Papier klang sie als Drehbuch großartig. Aber dann kam die Pandemie, und wir mussten das ganze Unternehmen neu überdenken.

     

     

    Und zu der Pandemie kam noch hinzu, dass ich Vater wurde und ich dachte, dass ein Film, in dem sich Menschen gegenseitig umbringen, zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht das Richtige für mich ist. Deswegen dachte ich, es wäre vielleicht spannender, einen Film darüber zu machen, wie man einen Thriller macht, einen Film über Leute, die einen blutigen Thriller produzieren wollen. Der ursprüngliche Thriller ist also irgendwie auch in diesem Film vorhanden, er hat nur eine andere Perspektive. Zudem dachte ich, es wäre einfacher, wenn wir statt eines Films mit zehn Schauspielern einen Film mit nur vier Schauspielern hätten. Aber diese vier Schauspieler spielen insgesamt etwa 12 Figuren. Wir haben also sozusagen gewonnen und nicht gewonnen.

     

     

    Und es war viel schwieriger, weil wir uns von Anfang an diese Struktur auferlegt haben, den Film aus drei großen Teilen zu machen, die in Folge gedreht werden, also ohne Schnitt. Das war für alle im Team schwer, außer für mich, sagen wir mal. Es ist für absolut jeden schwer, aber gleichzeitig ist es auch spannend. Ohne Schnitt passiert alles, was passiert, direkt vor deinen Augen. Keine Schnitte, keine Nahaufnahmen. Ich, als Autor des Films, zwinge die Zuschauer nicht – durch den Schnitt – zu sehen, wen oder was sie sehen sollen. Die Zuschauer haben ein Bild, und sie entscheiden sich dafür, das anzuschauen, wovon Sie glauben, dass es sie begeistert oder fasziniert. Deshalb scheint mir die Sequenzaufnahme ein ehrlicher Vorschlag in unserer ganz besonderen Beziehung Regisseur – Zuschauer zu sein.”

     

     

    Codruța Crețulescu, Vlad Rădulescu und Claudiu Mitcu sind die Produzenten des Films, im Auftrag von Kinosseur, Avanpost Media und Wearebasca. Die Kameraführung stammt von Andrei Butică, der Schnitt von Cătălin Cristuțiu, Bühnenbild und Kostüme von Mălina Ionescu. Alexandru Dragomir ist der Tontechniker und Marius Leftărache ist der Sounddesigner. Andrei Crețulescu wurde 2015 von der Kritik gefeiert, als sein Kurzfilm RAMONA in der Sektion „Semaine de la Critique“ in Cannes einen Preis gewann. Sein Spielfilmdebüt CHARLESTON (2017) feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb von Locarno, wurde auf mehr als 30 internationalen Festivals gezeigt und war ein Publikumserfolg in den rumänischen Kinos.

  • Rumänischer Film in Venedig ausgezeichnet

    Rumänischer Film in Venedig ausgezeichnet

    Er erhielt den FIPRESCI-Preis, der vom Jury der Internationalen Filmkritiker-Föderation vergeben wird, sowie den Bisato d’Oro 2024 für das beste Drehbuch, den unabhängige Kritiker verleihen. Der Film besticht durch seine ambitionierte und bemerkenswerte Regie, seine präzise politische Vision, eine ausgeklügelte und fesselnde Erzählweise, den künstlerischen Ausgleich der Töne und das außergewöhnliche Casting, wie die FIPRESCI-Jury lobte. Demnach gipfelt der Film in einer tiefgreifenden Erforschung menschlichen Verhaltens, das durch die Angst vor politischer Repression beeinflusst wird, eine Erfahrung, die viele Generationen unter einem autoritären Regime teilen.

    Auch die unabhängigen Kritiker, die den Bisato d’Oro vergaben, fanden, dass Bogdan Mureșanus Drehbuch auf sensible Weise einen entscheidenden Moment in der Geschichte Rumäniens darstellt, indem es auf außergewöhnliche Weise die Schicksale starker und unterschiedlicher Charaktere miteinander verwebt und uns zugleich eine bewegende Geschichte sowie eine einzigartige Studie der menschlichen Seele, eine wahre „menschliche Komödie“, bietet. Bei der Vorführung im Rahmen des Festivals wurde der Film von einem Saal mit 1.400 Zuschauern minutenlang bejubelt und mit Standing Ovations gefeiert.

    „Anul nou care n-a fost“ ist der erste Spielfilm von Regisseur Bogdan Mureșanu, eine Tragikomödie, die an einem einzigen Tag vor der antikommunistischen Revolution im Dezember 1989 spielt. In den Hauptrollen sind unter anderem Emilia Dobrin, Mihai Călin und Nicoleta Hâncu zu sehen. Der Film enthält auch viele Anspielungen auf die Ereignisse, die sich in den Tagen zuvor in Timișoara ereignet hatten.

    „Wir machen Filme mit dem geheimen Wunsch, das Publikum zu erfreuen, aber auch von denjenigen geschätzt zu werden, die über Kino schreiben. Ein solch bedeutender Preis ist für mich mehr als nur eine Würdigung des Films. Es ist ein Zeichen des Dialogs über Grenzen hinweg. Es gibt nichts Wichtigeres als das“, betonte Regisseur Bogdan Mureșanu.

    Zudem wurde Boroka Biro, die Kamerafrau des Films , mit einer speziellen Erwähnung für die Bildgestaltung Im Rahmen des Premio Autrici „Valentina Pedicini“ für Filmschaffende unter 40 ausgezeichnet. Diese Auszeichnung würdigt das Talent für herausragende Leistungen in Regie, Drehbuch, Schnitt oder Bildgestaltung in einem Film, der in den Sektionen Orizzonti, Orizzonti Extra, Giornate degli Autori und Settimana Internazionale della Critica präsentiert wurde. Boroka Biro ist die erste Kamerafrau, die diesen Preis, der sich im vierten Jahr unter der Schirmherrschaft von „Venezia a Napoli. Il Cinema Esteso“ befindet, erhält. „Anul nou care n-a fost“ ist der zweite Spielfilm, an dem sie als Kamerafrau mitwirkte.

  • Bogdan Dumitrache: Der Mann fürs Vielschichtige

    Bogdan Dumitrache: Der Mann fürs Vielschichtige

    „Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“ ist zuletzt bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Queer Palm Award ausgezeichnet worden. Und seit ihrer Gründung im Jahr 2010 zeichnet die Queer Palm unvergessliche Filme aus, die die Vielfalt und Bedeutung der LGBT-Themen widerspiegeln. Der Preis wurde Regisseur Pârvu vom Filmemacher Lukas Dhont überreicht, der auch die Begründung der Jury verlas: „Ein System der Gewalt kommt hier schonungslos unter das Seziermesser. Die Perspektive enthüllt langsam die patriarchalische Welt, in der unsere Figuren aufgewachsen sind, in der der eigene Existenzraum durch tief verwurzelte Gedankenstrukturen unmöglich gemacht wird. In diesem faszinierenden Film scheinen die Menschen von Fäden gehalten zu werden, die sie vom Licht wegziehen, bis einige von ihnen beginnen, sich zu befreien“, begeisterte sich die Filmwelt.

    Dem gegenüber ist „Gute Jungs kommen in den Himmel“ eine leichte romantische Komödie, in der Bogdan Dumitrache die Rolle eines Mannes spielt, der stirbt und im Paradies an einem einsamen Strand landet, wo er Laura trifft, das Mädchen, in das er als Gymnasiast verliebt war.

    Ausgehend von diesen beiden jüngsten Filmen, in denen er der Protagonist ist, hat unsere Autorin mit Bogdan Dumitrache über seine Filmkarriere gesprochen und ihn gefragt, wie er die Rollen ausgewählt hat und welche Spuren die rumänische Neue Welle bei ihm hinterlassen hat.

    »Gute Jungs kommen in den Himmel« stellt das Publikum auf einfache Weise vor einige Fragen, aber er spart auch keine Tiefen aus. Gleichzeitig ist es ein Film, der versucht, das Publikum zurück in die Kinos zu bringen und es zu einer Flucht aus unserer Realität einzuladen, die uns ja oft nicht passt. Es ist kein Film nach einem amerikanischen Rezept, das er einem rumänischen Kontext aufzudrücken sucht. Radu Potcoavă ist ein Künstler, und sein Film ist ein ehrlicher Versuch, mit filmischer Sprache ein unbequemes und unangenehmes Problem wie den Tod auf angenehme Weise anzusprechen. Bei der Auswahl des Parts ist die erste Lesung des Drehbuchs wichtig, denn ich lasse die Geschichte durch meine eigene Persönlichkeitslinse filtern. So erkenne ich, ob es Probleme gibt, ob der Charakter schlüssig ist und die Handlungen normal, natürlich sind. Ob ich das also auch so tun würde. Dies ist der erste Filter, den ich anwende. Als ich das Drehbuch zu Radu Potcoavăs Film las, gefiel mir genau diese Logik der Figur, die so lebendig und menschlich ist. Der Mann will nicht akzeptieren, dass er tot ist, und außerdem kann er nicht glauben, dass er in einer anderen Welt angekommen ist, die der Welt, die er gerade verlassen hat, so ähnlich ist. Selbst die kleinen Fehler, die man dort macht, wie man sich arrangiert, um Zigaretten und Drinks zu bekommen.

    Dieser Film ist also geeignet, um das Publikum wieder in die Kinos zu kriegen, und ich bin darauf gern eingegangen. Ich denke, dass die Präsenz dieser neuen Art von Produktion, die bei uns wieder auf dem Markt erschienen ist – der Publikumsfilm, wie wir ihn nennen – es geschafft hat, die Leute wieder in die Säle zu bringen, und ich denke, das ist eine sehr gute Sache. Es ist wunderbar, dass dies gelungen ist, dass die Leute kommen, um rumänische Filme zu sehen, es ist auch eine sehr angenehme Art, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, diesen gesellschaftlichen Brauch, ins Kino zu gehen, wiederbeleben kann.“

     

    Bogdan Dumitrache ist Gewinner von drei Gopo-Trophäen der rumänischen Filmindustrie: 2011 für „Das Porträt des Kämpfers in seinen jungen Jahren“ von Constantin Popescu), der über den antikommunistischen Widerstand in den Karpaten handelt. Dann 2012 für “Aus Liebe mit den besten Absichten“ von Adrian Sitaru, wo Dumitrache einen Sohn spielt, der seiner Mutter helfen will, sich während ihres chaotischen Krankenhausaufenthalts nach einem Schlaganfall durchzuschlagen. Und 2019 wurde er für „Pororoca“ ausgezeichnet, in dem er erneut mit Constantin Popescu als Regisseur arbeitete. Für „Pororoca“, in dem er einen Mann spielt, der an der Entführung seiner Tochter zerbricht, gewann der Schauspieler auch den Preis für den besten Darsteller beim Filmfestival von San Sebastian.

    Von den über 30 Rollen hat Bogdan Dumitrache der Part in Constantin Popescus „Porträt des Kämpfers in seinen jungen Jahren“ eigenen Worten nach am meisten geprägt. Er schätzt sich glücklich, an der neuen Welle des rumänischen Kinos angefangen mit den Nuller Jahren mitgewirkt zu haben.


    „Ich finde diese Rolle wesentlich, auch weil es mir vor allem um die jeweiligen Zeiträume meiner Laufbahn geht und weniger um die Parts selbst. Zehn Jahre nach der Uni begann ich richtig mit der Schauspielerei und in diesem Film hatte ich meine erste längere Rolle. Und obwohl es nur eine Nebenrolle war, gelang es mir, eine lebendige und authentische Figur zu schaffen. Es war auch die Rolle, für die ich meinen ersten Preis gewann, und nach meiner Leistung in diesem Film tauchten andere Rollen und Gelegenheiten auf, mich schauspielerisch zu entwickeln, um anderen zu zeigen, was ich kann. Was die Neue Welle im rumänischen Kino betrifft, so schätze ich mich glücklich, als Schauspieler zusammen mit dieser Bewegung gewachsen zu sein, das Glück zu haben, Filme zu machen, als Cristi Puius Roadmovie »Die Ware und das Geld« erschien. Ich war damals sehr froh, dass mein Freund, der Schauspieler Dragoș Bucur, mitspielte und sich in dieser neuen Bewegung engagierte, die Dinge verändern wollte und sich sogar selbst veränderte. Ich bin aufgeregt und froh, dabei zu sein, und dankbar.“

    Bogdan Dumitrache ist auch abseits vom Kino engagiert. Er ist einer der Gründer des Apollo 111 Independent Theatre und spielte auch in den HBO-Fernsehproduktionen „Drifting“ von 2010 und „Ruxx“ von 2022 mit.

  • Filmfestspiele in Cannes: Die rumänischen Highlights in der Auswahl

    Filmfestspiele in Cannes: Die rumänischen Highlights in der Auswahl

    Rumänische Filme sind dieses Jahr bei den berühmten Filmfestspielen von Cannes vertreten, einem der wichtigsten Kinoereignisse der Welt, das sich dem Ende zuneigt. Der Spielfilm „Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“, bei dem Emanuel Pârvu Regie führte, hatte seine Weltpremiere im „Offiziellen Wettbewerb“. Er erzählt die Geschichte von Adi, einem 17-jährigen Teenager aus einem Dorf im Donaudelta, der dank der Bemühungen seiner Eltern in Tulcea studiert. Als seine Eltern mit einer Wahrheit konfrontiert werden, die sie nicht verstehen können, verschwindet plötzlich die bedingungslose Liebe, die er von ihnen erhalten sollte, und Adi bleibt nur noch eine Lösung.

    Nach dem Ende der Vorführung wurde der Film bereits vom Publikum mit einem kräftigen Applaus „belohnt“. Und auch die anschließenden Kritiken würdigten den rumänischen Film und seinen Regisseur. „Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“ ist der dritte Spielfilm des Regisseurs Emanuel Pârvu, nach seinem Debüt „Meda oder Der nicht so glückliche Teil der Dinge“ (2017) und „Marokko“, der 2021 auf dem Filmfestival von San Sebastian seine internationale Premiere feierte.

    „Der offizielle Wettbewerb in Cannes ist etwas, wovon man als Filmemacher wahrscheinlich sein ganzes Leben lang träumt, der Ort, an dem man mit seinen Filmen gesehen werden möchte, wo man sein möchte. Es gibt so viele ‘Wege’, die man auf einmal einschlagen kann – von der Filmidee zum Drehbuch, von den Drehorten zu den eigentlichen Dreharbeiten, von der Schauspielerei zum Schnitt, dass man gar nicht genau weiß, wo das alles zusammenhängt. Auf jeden Fall von Gott. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, wir haben ein großartiges Team gebildet, und hier ist unsere erste Anerkennung“. sagte Emanuel Pârvu.

    Ein weiterer rumänischer Film, NASTY, unter der Regie von Cristian Pascariu, Tudor D. Popescu und Tudor Giurgiu, wurde in der Sektion Special Screenings präsentiert. Der Spielfilm bietet dem Publikum einen spannenden Einblick in das Leben des legendären Ilie Năstase, des ersten Rebellen in der Geschichte des Tennis. Er dominierte die rumänische und weltweite Tennisszene in den 1970er Jahren und war der erste Spitzenreiter der ATP-Rangliste nach deren Gründung. Ilie Năstase wurde am Ende der Vorführung in Cannes mit stehenden Ovationen bedacht. Für den Regisseur des Dokumentarfilms, Tudor Giurgiu, ist die Auswahl der Produktion in Cannes etwas Außergewöhnliches. „In Frankreich wird Ilie Năstase genauso geliebt wie in Rumänien. Die Aufnahme des Dokumentarfilms in die Auswahl des Festivals ist eine Anerkennung unserer Teamarbeit und ein Beweis dafür, dass man in Cannes auch mit einem Film ausgewählt werden kann, der nicht unbedingt in den Bereich des Autorenkinos fällt”, so Tudor Giurgiu.

    Bei den diesjährigen Filmfestspielen 2024 in Cannes wird es zum ersten Mal einen „immersiven Wettbewerb“ geben. Dabei geht es um VR-Kreationen (Virtual Reality), und unter den 8 Projekten befindet sich auch ein rumänisches – „Human Violins: Prelude“.  Das Projekt der Künstlerin Ioana Mischie ist von einer erschütternden Tatsache inspiriert: Während des Holocausts durften sich viele Juden einen einzigen Gegenstand aussuchen, bevor sie in die Konzentrationslager gebracht wurden, und einige wählten ihre Geige.

  • Filmfestspiele von Cannes: rumänische Produktionen im Wettbewerb

    Filmfestspiele von Cannes: rumänische Produktionen im Wettbewerb

    Rumänien ist mit dem Spielfilm “Drei Kilometer bis ans Ende der Welt ˮ von Emanuel Pârvu im offiziellen Wettbewerb vertreten und mit dem Dokumentarfilm “NASTYˮ von Cristian Pascariu, Tudor D. Popescu und Tudor Giurgiu. Das Drama “Drei Kilometer bis ans Ende der Welt”, das im Rennen um die große Trophäe steht, erzählt die Geschichte von Adi, einem 17-jährigen Teenager aus einem Dorf im Donaudelta, der dank der Bemühungen seiner Eltern in der Stadt Tulcea zur Schule geht. Während er den Sommer über zu Hause verbringt, genießt er die Gesellschaft seiner Familie und seiner besten Freundin Ilinca. Doch als er mit einer Wahrheit konfrontiert wird, die er weder verstehen noch akzeptieren kann, ist die bedingungslose Liebe, die Adi von seinen Eltern erhalten sollte, plötzlich verschwunden, und dem jungen Mann bleibt nur noch eine Lösung.

    In der Produktion von Emanuel Pârvu spielen Bogdan Dumitrache, Laura Vasiliu, Ciprian Chiujdea, Ingrid Micu-Berescu und Valeriu Andriuţă. Zur Besetzung gehören zudem Adrian Titieni, Richard Bovnoczki, Alina Berzunţeanu, Vlad Brumaru und Radu Gabriel. Nach der Vorführung am Freitag erhielt der Film minutenlang stehende Ovationen und positive Kritiken.
    Am Donnerstag wird der Dokumentarfilm “NASTYˮ in der Sektion “Special Screenings” des Festivals gezeigt. Der Film porträtiert die rumänische Tennislegende Ilie Năstase, den ersten Rebellen in der Geschichte dieses Sports, der in den 70er Jahren die nationale und internationale Tennisszene dominierte. Abgesehen von seinem großen Talent wurde Ilie Năstase durch seine rebellische Persönlichkeit, seine Exzentrik und sein Temperament berühmt.

    Im Wettbewerb steht auch “Human Violins: Preludeˮ in der Regie und Produktion von Ioana Mischie, eine Produktion die von der transformierenden Kraft der Musik in dunklen Zeiten erzählt. Es handelt sich um die Geschichte von Alma, einer jungen Frau, die die Geige liebt, aber in einer Welt des Schreckens lebt, mit Cabiria Morgernstern als Stimme der Protagonistin.

    Auch der rumänisch-amerikanischer Schauspieler Sebastian Stan präsentiert in Cannes die Produktion “The Apprentice”, wo er den jungen Donald Trump spielt. Der Spielfilm von Ali Abbasis präsentiert Trumps Aufstieg zur Macht im Amerika der 80er Jahre. Die französisch-rumänische Schauspielerin Anamaria Vartolomei wiederum spielt in 2 Filmen mit, die in Cannes gezeigt werden. In “Mariaˮ, in der Regie von Jessica Palud, porträtiert Anamaria Vartolomei die Schauspielerin Maria Schneider, und in “Der Graf von Monte-Cristoˮ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière ist sie in einer Nebenrolle zu sehen.

  • Eintauchen in die Welt der Taschendiebe

    Eintauchen in die Welt der Taschendiebe

    Ein interessanter Dokumentarfilm, der letztes Jahr beim Astra Filmfestival prämiert wurde, ist seit einiger Zeit in den rumänischen Kinos zu sehen. Die Regisseurin Diana Gavra hat mit Beharrlichkeit und Mut “eine vertrauensvolle und intime Beziehung zu den Protagonisten aufgebaut, um uns eine Gruppe von Menschen näher zu bringen, für die Taschendiebstahl – wie sie es beschreiben – “eine Lebensart” ist. Mit Objektivität, ohne Sensationslust enthüllt der Film Amar meisterhaft die Persönlichkeiten der Menschen jenseits den Stereotypen und gibt den Protagonisten Platz, über ihr kompliziertes Leben offen zu berichten, hieß es in der Begründung der Jury des Astra Filmfestivals.

    Die Geschichte hinter der Geschichte ist vielleicht noch interessanter. Amar Răducanu, ein junger Roma, der Hauptprotagonist des Films, und die Regisseurin Diana Gavra lernten sich 2021 kennen. Amar stahl Diana einen Umschlag mit Geld, Diana meldete es der Polizei und mit Hilfe von Überwachungskameras wurde der Dieb gefasst. Amar war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er ebenfalls wegen Diebstahls gesessen hatte, und schlug Diana Gavra vor, ihr das Geld zurückzugeben, um einer erneuten Verurteilung zu entgehen. Diana war jedoch klar, dass Amar wieder stehlen müsste, um ihr das Geld zurückzugeben. Sie willigte jedoch ein, ihre Klage unter einer Bedingung zurückzuziehen: Er musste akzeptieren, vor der Kamera aufzutreten und die Hauptfigur in ihrem Dokumentarfilm sein. Amar sagte zu, und so begann ihre Zusammenarbeit.

    Als die Dreharbeiten begannen, hatte Diana Gavra, Regisseurin, Juristin und Professorin an der Nationalen Schule für Politik- und Verwaltungsstudien SNSPA, auch einen Doktortitel über die Integration der Roma, so dass sie das Thema gut recherchiert hatte. Der Film war für sie eine Herausforderung, über ihre Grenzen hinauszugehen und zu versuchen, sich in eine Welt hineinzuversetzen, die ihr fremd war.

    “Mit diesem Film wollte ich ein anderes Licht auf diese Welt werfen und die Dinge aus einer menschlichen Perspektive betrachten. Ich wollte diese Leute so sehen, wie sie wirklich sind, ihre Probleme, Erfahrungen, Gefühle, Wünsche und Frustrationen kennen lernen. Im Laufe eines Jahres gelang es mir, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, einfach alles, was im Leben von Amar, seiner Familie und seinem engen Freundes- und Verwandtenkreis passierte, festzuhalten. Natürlich haben Leute wie wir mit seinem Umfeld überhaupt nichts zu tun. Wir leben in Parallelwelten, jeder in seiner eigenen Blase, und wir haben den Eindruck, dass alle so denken wie wir, dass wir einander verstehen können, dass unsere Welt perfekt ist. Unsere Welten – meine und die von Amar – kommen nur im Konfliktfall zusammen – 2021 hatte er mir Geld gestohlen, ich hatte Anzeige erstattet, und er wäre im Knast gelandet.
    Tatsächlich wissen wir nicht, wie diese Menschen leben, und sie wissen nicht, wie wir leben. Sie wissen nicht, welche anderen Lebensperspektiven sie haben könnten, denn wir haben uns nicht einmal die Frage gestellt, ob sie ein anderes Leben führen könnten. Deshalb dachte ich, dass ich mit diesem Film ein Licht auf ihre Welt, aber auch auf unsere Welt werfen kann, indem ich Themen wie soziale Verantwortung anspreche. Amar wurde mitten in Bukarest geboren, aber er ist ein totaler Analphabet. Wir führen Debatten über funktionalen Analphabetismus und befürchten, dass er weit verbreitet ist. Aber Amar kann nicht einmal seinen eigenen Namen schreiben. Und ich frage mich, wie es möglich ist, dass ein Kind, das 1986 im Zentrum von Bukarest geboren wurde, sich selbst überlassen wird. Es stimmt, die Familie hat ihn nicht zur Schule gebracht, das war nicht ihr Lebensmodell, aber was hat die Gesellschaft für ihn getan? Ich finde, man hätte in der Statistik erwähnen müssen, dass dieses Kind nicht zur Schule gegangen ist. Und dann frage ich mich, ob wir keine Verantwortung gegenüber diesen Menschen haben? Welche Möglichkeiten hat Amar, der nicht einmal seinen Namen schreiben kann, im Zeitalter von ChatGPT?”

    Die Produktion erzählt die Geschichten von Menschen, die aus benachteiligten Verhältnissen stammen, die süchtig waren und auf der Straße aufgewachsen sind, sowie von Menschen, die das System, das Gesetz und die Haft in verschiedenen Gefängnissen in Europa aus erster Hand kennengelernt haben. Einige sind unverbesserlich, andere haben sich in die Sozialsysteme anderer Länder integriert, haben lesen und schreiben gelernt, haben ein soziales Leben, haben ein Zuhause und verbringen ihre Zeit auf konstruktive Weise. Als er Diana Gavra kennenlernte, war Amar Răducanu 35 Jahre alt und hatte 13 Jahre wegen Diebstahls im Gefängnis gesessen. Dianas Vorschlag, ihn zu einer Filmfigur zu machen, veränderte sein Leben, sagt Amar.

    “Sie können sehen, dass ich nicht mehr in dieser Welt bin, ich möchte wirklich aus der kriminellen Welt herauskommen. Ich habe eine Familie, ich habe Kinder, ich will nicht mehr ins Gefängnis, ich war schon so oft dort, dass ich das satt habe. Ich möchte ein Daheim haben, wo es besser geht Und der Vorschlag von Diana Gavra hat mir gefallen, ich wollte sehen, wie auch ihre Welt ist, eine Welt, die ich nicht kenne. Und sie gefällt mir jetzt wirklich. Als wir mit den Dreharbeiten begannen, war es ein bisschen schwierig, weil ich nicht an die Kamera gewöhnt war, aber dann fing ich an, es zu mögen. Und schließlich war es gut, ich habe den Dreh rusbekommen, wir haben es zusammen mit den Kollegen gelernt.”

    Der Dokumentarfilm AMAR ist eine Produktion von Pintadera Film und Pro Omnia Cinema und wurde mit Unterstützung des Nationalen Filmzentrums gedreht. Kameramann war Marius Panduru, den Schnitt übernahmen Eugen Kelemen und Monica Pascu.

  • „Familiar“ – neuer Film von Călin Peter Netzer in den Kinos

    „Familiar“ – neuer Film von Călin Peter Netzer in den Kinos

     

    Der Film mit autobiographischen Bezügen erzählt die Geschichte eines Filmregisseurs, der sich mit der Vergangenheit seiner eigenen Familie auseinandersetzt. Ein Schlüsselmoment dabei ist die Auswanderung der ganzen Familie in den 1980er Jahren nach Deutschland. Die Übersiedlung erfolgte unter für die Hauptfigur vorerst nicht geklärten Umständen, und die Erforschung der damaligen Ereignisse befördert auch hässliche Familiengeheimnisse ans Licht – es geht um Verstrickungen mit der berüchtigten Securitate, alte Wunden werden wieder aufgerissen.

    Die Handlung ist wie eine minutiöse Detektivarbeit aufgebaut, und der Zuschauer erhält das Angebot, die Ermittlungen selbst zu übernehmen“, hat Regisseur Călin Peter Netzer über seinen Film geäußert. Das Drehbuch schrieb der Regisseur in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Iulia Lumânare. Für das Bild zeichnen Barbu Bălăşoiu und Andrei Butică. Hauptdarsteller sind Emanuel Pârvu, Iulia Lumânare, Ana Ciontea, Adrian Titieni, Victoria Moraru und Vlad Ivanov.

    Die Schauspielerin Iulia Lumânare ist Koautorin des Drehbuchs und war nebst in ihrer eigenen Rolle auch als Casting Director und Acting Coach an der Entstehung des Films beteiligt. Im folgenden erzählt sie, wie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur zustande kam:

    Der Film folgt der Entwicklung, die ich und Călin Peter Netzer erlebt und durchgemacht haben, als wir anfingen, am Drehbuch zu schreiben. Ursprünglich ging es um die Übersiedlung seiner Familie aus dem kommunistischen Rumänien nach Deutschland Anfang der 1980er Jahre. Nach drei Monaten, in denen wir die Geschichte mehrfach umkrempelten, wurde uns klar, was wir aus ihr herausholen wollen. Und so haben wir beschlossen, die Geschichte in der Gegenwart ihres Entstehens starten zu lassen, also im Jahr 2019, als wir anfingen, daran zu schreiben. Meine erneute Zusammenarbeit – diesmal auch als als Drehbuchautorin – mit Călin Peter Netzer habe ich der guten Erfahrung mit seinem vorletzten Film zu verdanken. Mein Auftritt in »Ana, mon amour« bleibt für mich ein Meilenstein in meiner Karriere. Ab dem Moment spürte ich, dass ich nicht bloß Schauspielerin und Coach, sondern auch Drehbuchautorin sein kann. Călin Peter Netzer flößte mir Vertrauen ein und ließ mir freie Hand, wofür ich ihm immer dankbar sein werde. Wir sind beide Menschen, die so leidenschaftlich nach der Wahrheit suchen, bis es uns wehtut. Und davon zeugt auch der Film »Familiar«, er spricht über die Wahrheit in uns selbst, über Dinge, die wir an uns selbst nicht aushalten und die wir eigentlich verheimlichen wollen. So dass es im Film z.T. auch um uns beide geht, obwohl sicherlich viel Fiktion im Vordergrund steht.“

    Călin Peter Netzer ist kein Unbekannter. Sein nun fünfter Film folgt auf Erfolge wie „Die Stellung des Kindes“ von 2013, in Deutschland besser bekannt unter dem kommerzielleren Vertriebstitel Titel „Mutter und Sohn“, seinem dritten Film, mit dem er den Goldenen Bären auf der Berlinale gewann; zuvor waren auch die Erstlinge „Maria“ und „Die Ehrenmedaille“ vielfach ausgezeichnet worden. Mit „Ana, mon amour“, seinem vierten Film, schaffte er es 2017 erneut in die offizielle Auswahl der Berlinale und wurde für den Schnitt mit dem Silbernen Bären für eine „herausragende künstlerische Leistung“ ausgezeichnet. Seine Filme kamen auch beim heimischen Publikum gut an, einige waren Kassenschläger in Rumänien. Iulia Lumânare, Darstellerin und zugleich Drehbuch-Koautorin in „Ana mon amour“ und „Familiar“ von Călin Peter Netzer, sieht die letzten drei Filme als Teile einer Trilogie:

    »Familiar« kann zusammen mit »Ana, mon amour« und »Die Stellung des Kindes« als eine Art Trilogie betrachtet werden. In all diesen Filmen dreht sich alles ums Familienleben, und das Milieu wird immer sehr realistisch dargestellt. Es sind alles Filme, in denen es um Identität geht, um alles, was einem auf der Seele liegt. Allen Figuren in diesen Filmen ist die Suche nach der eigenen Identität angehaftet, egal welche Geschichte der Film erzählt. Bei manchen dauert diese Suche ein Leben lang, und dadurch erlangt die Geschichte eine allgemeine menschliche Gültigkeit, egal wie spezifisch das dargestellte Milieu ist. In »Familiar« will ein Regisseur mit seiner Filmarbeit seine eigene Vergangenheit erforschen und dabei alte Wunden heilen. Doch dabei realisiert er, dass es ihm unmöglich ist, die alten Bande der Familie wieder enger zu schnüren. Ein Unterfangen wie dieses ist immer schwierig, denn eine Familie kann man sich nicht auswählen, man muss sie so nehmen, wie sie ist. Die Hauptfigur in »Familiar« kämpft mit seinen Eltern um die Deutung der Vergangenheit. Er will ihnen Dinge bewusst machen, die sie weder verstehen noch akzeptieren können.“

    Der Film „Familiar“ (zu deutsch in etwa: „Familienangelegenheiten“) von Călin Peter Netzer ist eine Koproduktion Rumänien-Frankreich-Taiwan.