Tag: finanzielle Erziehung

  • Finanzielle Erziehung für die Allerkleinsten

    Finanzielle Erziehung für die Allerkleinsten

    In den letzten Jahren haben jedoch Erzieher, seien es Eltern oder Lehrer, damit begonnen, Kinder mit wirtschaftlichen Begriffen vertraut zu machen, zugeschnitten auf das jeweilige Alter des Kindes. Die Organisation Junior Achievement Romania zum Beispiel bietet über 15 Finanzprogramme und Bildungskurse an, die sie Lehrern und Schulen, die sich für das Thema interessieren, kostenlos zur Verfügung stellt.



    Die Kurse sind optional, sie erscheinen nicht als Pflicht im Lehrplan, aber sie wurden eingeführt, weil es einen Bedarf dafür gab, wie Loredana Poenaru, Bildungsdirektorin bei Junior Achievement Romania, erklärt:



    Finanzielle Erziehung wird in jedem Alter benötigt, weil diese Art von Bildung uns bei unseren finanziellen Entscheidungen einen klaren Kopf verschafft. Deshalb befassen sich unsere Programme mit finanzieller Bildung von der ersten Klasse an bis zum Ende des Gymnasiums, sogar in der höheren Bildung. Für die Kleinen ist es wichtig, zu verstehen, woher das Geld ihrer Eltern kommt und was sie damit machen können, warum es wichtig ist, zu sparen, statt sich sofort Wünsche zu erfüllen. Und für Teenager und junge Leute ist es wichtig, den Unterschied zwischen verschiedenen Finanzdienstleistungen zu verstehen, die Kriterien, die sie bei Kaufentscheidungen berücksichtigen müssen, und die Mechanismen, mit denen sie sich in Zukunft finanziell absichern können.“




    Auch neuere Elterngenerationen sehen diesen Bedarf, denn in der Vergangenheit haben frühere Generationen entweder nicht mit ihren Kindern über diese Dinge gesprochen oder sie wussten nicht, wie sie das Thema angehen sollten. Loredana Poenaru kennt diese Entwicklung:



    Wir sehen mehr und mehr eine Bereitschaft bei den Eltern, diese Wahlfächer zu akzeptieren. Kinder werden selbst zu Vektoren von Informationen, denn sie gehen sicherlich mit einer gewissen Begeisterung nach Hause, mit bestimmten Informationen, die sie erlangt haben und die sie bereit sind, in ihrem Alltag anzuwenden. Mit zunehmendem Alter steigt auch das Interesse und die Bandbreite der Themen. Zum Beispiel haben wir in letzter Zeit ein gesteigertes Interesse der jungen Leute für Investitionen gesehen, als eine Möglichkeit, ihr Einkommen zu erhöhen. Das ist ein weites und komplexes Gebiet, das wir versuchen abzudecken, indem wir Fachleute aus der Wirtschaft einbeziehen.“




    Die Kurse werden in Schulen abgehalten und sind das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen der Organisation Junior Achievement Romania und dem Bildungsministerium. Rund 1500 Schulen im ganzen Land nehmen an dem Programm teil. Noch interessanter wird es, wenn den Kleinen trockene Finanzbegriffe durch Spiele oder Geschichten erklärt werden. Genau das hat die Autorin Cristina Andone versucht, als sie die beiden Bände der Reihe Gut erzogenes Geld“ schrieb. Bevor sie über Geld schrieb, verfasste Cristina Andone Komponistenbiographien für Kinder. Für die Finanzserie nutzte sie ihre Kreativität, um über Finanzen und Banken zu schreiben. Hier spricht sie darüber:



    Ich habe versucht, kreativ über Geld zu schreiben, auf eine witzige Art und Weise. Das sind keine trockenen Geschichten. Ich habe versucht, mich von einem didaktischen Ansatz fernzuhalten, aber ich habe gleichzeitig versucht, eine gewisse Besonnenheit und Weisheit zu transportieren. In diesen Büchern spreche ich nicht über Geld als Wert an sich, sondern als ein Mittel, um bestimmte Werte wie Solidarität, Gro‎ßzügigkeit und Selbstvertrauen zu beleuchten. Geld ist ein Reisegutschein in Richtung unserer Träume. Wenn wir nicht wissen, was der Traum ist, wird jede finanzielle Entscheidung, die wir treffen, nutzlos sein oder einen ungerechtfertigten Aufwand bedeuten. Meine Bücher lehren Kinder, gro‎ßzügig, vorsichtig und verantwortungsbewusst zu sein, aber nicht in diesen Worten ausgedrückt .“




    In verschiedenen Geschichten mit Tieren, die an traditionelle Märchen oder Anekdoten angelehnt sind, werden Kinder mit Begriffen wie Kredit, Zinsen, Investitionen und Wettbewerb vertraut gemacht. In diesem Fantasiespiel rund ums Geld erfahren sie, was Mä‎ßigung ist, Solidarität durch Spenden, die Unterstützung kleiner Geschäfte und die Notwendigkeit, sich beim Einkaufen zurückzuhalten. Gleichzeitig erfahren sie, dass Geld unsere Träume verwirklichen kann, aber kein Lebensideal sein darf. Die Autorin Cristina Andone über ihren pädagogischen Ansatz:



    Ich dachte an ein Survival-Kit für die Finanzwelt, an ein paar elementare Fragen der Orientierung. Ich habe diese Bücher nicht geschrieben, um Kinder zu Ökonomen, Bankern oder Unternehmern zu machen. Ich habe sie für jedes Kind geschrieben, das, egal welchen Beruf es später einmal ausüben wird, von klein auf lernen muss, dass jede Familie ein Budget hat, dass Geld nicht unbegrenzt vorhanden ist und dass es besser ist, sich ein Budget wie eine in Scheiben geschnittene Pizza vorzustellen. Wenn ein Kind diese Prinzipien früh lernt, Geld beiseite zu legen, keine Dinge im Überma‎ß zu kaufen, nur das zu kaufen, was man wirklich braucht, an Bedürftige zu spenden, wird es der gesamten Gesellschaft nützen.“




    Aus diesem Grund sollten Kinder nicht von finanziellen Fragen ferngehalten oder beschützt“ werden, meint Cristina Andone:



    Ich bin ein Mensch, der in der Literaturwelt beheimatet ist, mit einer musikalischen Ausbildung, und lange Zeit lebte ich mit der Idee, dass es in Ordnung sei, als Künstlerin kein Interesse an finanziellen Angelegenheiten zu haben. Das ist überhaupt nicht in Ordnung! Denn wenn man sich nicht damit beschäftigt, muss es jemand anderes tun. Die Idee, dass es edel sei, sich von Geld fernzuhalten, ist schlichtweg falsch. Man muss mit Geld ma‎ßvoll und transparent umgehen, nach einfachen Regeln, die man wie Hygieneregeln behandeln muss.“




    Tatsächlich seien Regeln, die sich auf Geld beziehen, eine Methode, Anpassungsfähigkeit fürs Leben zu erlangen, meint die Autorin Cristina Andone und Pädagogen, die finanzielle Erziehung schon im frühen Alter empfehlen.

  • Altersvorsorge: Rentner sind künftig armutsgefährdet

    Altersvorsorge: Rentner sind künftig armutsgefährdet

    Auf europäischer Ebene wird erwartet, dass nur ein Viertel der Bevölkerung nach der Pensionierung den gleichen Lebensstandard hat. Wie üblich sind die Zahlen für Rumänien noch pessimistischer: 63% der Befragten meinten, sie hätten keine andere Wahl, als nach dem Ruhestand zu arbeiten, um ihre Rechnungen bezahlen zu können.



    Um diese Prozentsätze jedoch zu verstehen, sagt Manuela Stănculescu, Soziologin des Forschungsinstituts für Lebensqualität, dass wir davon ausgehen müssen, dass die oben genannten Prozentsätze Meinungen und Erwartungen darstellen. Es ist die Art von Meinungen, die das Antwortmuster einhalten, das sich auf die (gute oder schlechte) Richtung bezieht, in der sich das Land bewegt, oder auf die persönliche Zufriedenheit. Bei den letztgenannten Kriterien belegten die Rumänen in Europa schon immer die letzten Plätze, weil sie pessimistisch sind. Umfragen dieser Art deuten nach Ansicht von Manuela Stănculescu auf ein bestimmtes Verhaltensmuster oder eine bestimmte Art von Mentalität hin:



    Die Rumänen weisen ein gewisses Verhaltensmuster auf. Erst in den letzten Jahren hat ein Teil begonnen, langfristig zu planen. Einige von ihnen machen beispielsweise Pläne für ihre Renten. Wegen unserer kommunistischen Vergangenheit denken wir: ‚ Die Rente kommt sowieso ‘ oder ‚Wir warten nur darauf, dass die Rente ankommt.‘ Es ist so, als dächten wir, die Rente kommt von alleine und klopft an die Tür. Bürger anderer Länder sind sich bewusst, dass sie um ihre eigene Rente sorgen müssen, und in diesen Ländern gibt es mehrere Finanzinstrumente und Mittel, mit denen die Menschen ihre Rente planen können. Dies ist ein Verhaltensmuster, an das sich die Menschen im Westen sehr früh gewöhnen. In Rumänien wird so etwas weder zu Hause gelernt noch wird es in der Schule gelehrt. Erst vor kurzem und nur bei der überdurchschnittlich verdienenden Bevölkerung ist die Tendenz entstanden, diese Art von Verhaltensmuster zu haben. Man fängt an, seinen Urlaub zu planen oder finanzielle Pläne für die Ausbildung seines Kindes im Ausland zu schmieden. So etwas hat es früher nicht gegeben.“




    Anders ausgedrückt: Ein Gro‎ßteil der Rumänen sowie der anderen osteuropäischen Bürger, deren Existenz vom Kommunismus geprägt war, muss verstehen, dass die Rentenplanung auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem persönlichen Schicksal darstellt. Dieses Verhaltensmuster ist ein trostloses kommunistisches Erbe, das bei der Messung der Ersparnisse offensichtlich wird. Hier greift auch der Lebensstandard ein. Rund 69% der Rumänen geben an, dass sie aufgrund ihres geringen Einkommens nicht sparen können. Abgesehen von Armut und Mentalität gibt es jedoch noch einen anderen Grund: das Angebot der Banken und Finanzinstitute im Allgemeinen, sagt Manuela Stănculescu. Hier ist sie erneut und spricht diesmal über die wahren Ursachen der niedrigen Ersparnisse.



    Ein hohes Ma‎ß an Armut. Viele Menschen können nicht sparen, weil sie nichts zu sparen haben. Zweitens ist ein solches Sparverhalten bei ihnen nicht entwickelt. Warum? Weil sie nicht so erzogen wurden. Das Problem der ex-kommunistischen Länder ist der Mangel an finanzieller Erziehung in Schulen. Drittens gibt es keine Vielfalt von Finanzprodukten, die zum Sparen anregen könnten, da Banken in Rumänien diese Vielfalt an Bank- oder Finanzprodukten nicht anbieten, so wie das anderswo in Europa der Fall ist.“




    Dennoch werden die Wahrnehmung und die Erwartungen der Bevölkerung, wenn auch nur teilweise, durch konkrete Daten gestützt. Bereits 2009 warnte die Weltbank, dass das Rentendefizit in Rumänien bis 2020 5% des BIP übersteigen würde. Dann würde es einem Aufwärtstrend folgen, gefolgt von einem Rückgang bis auf 6,2% des BIP bis 2050. Die Defizite werden durch die Alterung der Bevölkerung verursacht, aber auch durch die Kosten für die Umstellung eines Teils der Beiträge der Renten-Säule I (Renten, die durch ein staatlich verwaltetes öffentliches System aus dem Sozialversicherungshaushalt finanziert werden) auf die Säule II (Renten, die durch Pflichtbeiträge an einer privat verwalteten Pensionskasse gewährleistet werden).



    2009, als diese Prognosen gemacht wurden, hatte Rumänien bereits sein Rentensystem reformiert und es auf drei Säulen strukturiert: Säule I, wo die Arbeitnehmerbeiträge vom Staat verwaltet werden, Säule II — pflichtig für Personen unter 35 Jahren und fakultativ für Personen zwischen 35 und 45 Jahren, davon wird ein Anteil privat verwaltet, und Säule III, ein auf freiwilliger Beteiligung basierendes Rentensystem, das von privaten Unternehmen verwaltet wird. Während etwas mehr als 7 Millionen Rumänen zur zweiten Säule beitragen, entschieden sich Ende 2016 nur etwa 410 Tausend Menschen für die dritte Säule. Dies beweist, dass entweder nur 400 Tausend Rumänen verstanden hatten, dass die Rentenplanung auch eine Frage der persönlichen Entscheidung ist, oder, dass sich nur diese Personen monatliche Einlagen auf ein privates Rentenkonto leisten können.



    Daher ist der Pessimismus der Menschen hinsichtlich der Notwendigkeit, nach der Pensionierung weiter zu arbeiten, durch den gegenwärtigen Lebensstandard und auch durch Daten, die den Rückgang der Bevölkerung belegen, gerechtfertigt. Die Soziologin Manuela Stănculescu wieder mit Details:



    Die gro‎ßen Probleme im Zusammenhang mit dem Ruhestand in der Zukunft haben drei Ursachen. Die erste ist die Überalterung der Bevölkerung, und wir erleben derzeit einen beschleunigten Alterungsprozess, was bedeutet, dass wir in den nächsten 10 bis 20 Jahren eine zunehmende Zahl von Menschen im Rentenalter haben werden: Die Renten sollen von jungen Menschen abgesichert werden, deren Zahl ständig sinkt und das wird auch weiterhin der Fall sein. Somit werden diese wenigen jungen Menschen eine gro‎ße Anzahl von Rentnern unterstützen müssen. Das wird einen hohen Druck auf die Rentenkasse ausüben. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Ursachen. Erstens gibt es die in Rumänien noch sehr entwickelte graue Wirtschaft. Zum einen ist sie ein Mittel zum Überleben, zum anderen wird sie langfristig zu unserer Zerstörung führen. Der tatsächliche Nachteil der illegalen Beschäftigung ist, dass man keine Einkommensquellen nachverfolgen kann, was sich letztendlich entweder in kleine Renten oder in überhaupt keine Rentenfonds auswirkt. Die dritte bedeutende Ursache ist die internationale Migration. Diese funktioniert wie folgt: Nehmen wir an, jemand arbeitet illegal im Ausland, kehrt zurück in die Heimat, hat hier eine Mindesteinkommensquelle oder gar kein Einkommen, danach verlässt er das Land wieder. Sie haben zwar einen anständigen Lebensunterhalt verdient, tragen aber weder in Rumänien noch im Ausland zu einer Rentenkasse bei. Diese Phänomene des Alterns und der Migration der Menschen stellen also die nächsten Generationen vor gro‎ße Herausforderungen. In der Zukunft wird man genauso gut über die Armut der Rentner sprechen können. In dieser nicht weit entfernten Zukunft werden Rentner eine sehr armutsgefährdete Kategorie bilden. Derzeit sind sie es nicht. Kinder und Jugendliche haben derzeit eine Armutsgrenze erreicht, die in einer modernen Gesellschaft vollkommen inakzeptabel ist.“




    Experten sind jedoch der Ansicht, dass die Behörden, wenn sie sich mehr auf die Verbesserung der Situation dieser jungen Menschen konzentrieren würden, automatisch zu einer erhöhten Nachhaltigkeit des Rentensystems beitragen würden.