Tag: Fische

  • Kiesgruben können ganze Ökosysteme zerstören

    Kiesgruben können ganze Ökosysteme zerstören

    Der Rückgang menschlichen Handelns während der Corona-Pandemie hatte positive Folgen für die Umwelt — die Luft- und Wasserqualität verbesserte sich deutlich. Auch die zeitweilige Stilllegung verschiedener Industriebranchen und der Rückgang des Stra‎ßen-, See- und Luftverkehrs wirkten sich positiv auf die Umwelt aus. Der niedrigere Geräuschpegel hatte eine ebenfalls unerwartete Folge: Wildtiere kreuzten in der Nähe bewohnter Viertel auf. Auch das Meereswasser wurde klarer — das stellten die Wissenschaftler vom Schwarzmeerinstitut Grigore Antipa“ in Constanţa fest. Dies sei eine Folge des Rückgangs des Seeverkehrs und der Hafenaktivitäten. Aus diesem Grund tauchten sogar Delphine in der Nähe der Küste auf.



    Auch im Fluss Bistriţa Ardeleană, einem Fluss, der im Călimani-Gebirge in den Ostkarpaten entspringt, wurden seit vielen Jahren nun wieder Fischschwärme gesichtet. Doch mit der allmählichen Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten sind derartige Bilder immer seltener zu sehen, sagt Cristian Ţetcu, Vertreter des Vereins Ruralis“ im Landkreis Bistriţa-Năsăud:



    Wer vor zwei Monaten ins Wasser des Flusses Bistriţa Ardeleană — einem Fluss, der die Stadt Bistriţa (Bistritz) durchquert — schaute, konnte problemlos frei schwimmende Fischschwärme beobachten. Doch nachdem die wirtschaftlichen Aktivitäten an den Flussufern wieder aufgenommen wurden, kann nur noch Schlamm gesehen werden. Die Fische sind wieder weg. Doch zwei Monate lang haben wir kristallklares Wasser gesehen. Der Fluss sah wie ein richtiger Bergfluss aus. Vor 30–40 Jahren war Bistriţa Ardeleană ein kristallklares Gewässer — Sand und Steine. Die Menschen gingen zum Strand dahin. Derzeit besteht diese Möglichkeit nicht mehr.“




    Das Hauptproblem sind die Kiesgruben, die das Ökosystem gefährden. Vor 30 Jahren gab es sogar Wasserfälle entlang des Flusses. Doch die Kiesgruben lie‎ßen diese verschwinden. Auch die Ufer wurden umgestaltet. Cristian Ţetcu vom Ruralis-Verein erläutert die Folgen menschlichen Einwirkens auf Ökosysteme:



    Das Allerschlimmste ist, dass der Schlamm, der bei der Steingewinnung und -bearbeitung entsteht, wieder in den Fluss gelangt. Und so verändern sich die Bergflüsse. Wer sich die Ufer anschaut, stellt fest, dass es so viel Schlamm gibt, dass sogar Schilf gewachsen ist. Und Schilf hat an einem Bergfluss nichts zu suchen, da sollte man nur Steine sehen. Es gibt so viele Beispiele von wunderschönen Landschaften, in denen die Menschen eingreifen und sie zerstören, manchmal sogar unbeabsichtigt. Das menschliche Handeln wirkt sich nämlich nicht nur auf einen Teil der Natur aus — wo der direkte Eingriff stattfindet –, sondern auf das ganze Areal. Darunter leiden auch die Insekten, die Schmetterlinge, die Vögel. Eine scheinbar unbedeutende Geste, wie zum Beispiel das Abrei‎ßen einer geschützten Blume, zieht undenkbare Folgen nach sich nach. Eine gesamte Nahrungskette wird nämlich zerstört. Das wirkt sich auf zahlreiche Lebewesen negativ aus.“




    Um eine Kiesgrube in Rumänien zu betreiben, braucht der Betreiber eine Betriebsgenehmigung. Die Genehmigung wird von der Nationalen Agentur für Bodenschätze ausgestellt. Davor müssen allerdings entsprechende Stellungnahmen von der Umweltagentur sowie von der Direktion für das Wassermanagement beantragt werden. Nach der Stilllegung der Kiesgrube muss das Grundstück saniert werden. Leider wird dieser Schritt nicht immer eingehalten. Darüber hinaus stie‎ßen die Prüfer der zuständigen Agentur für Mineralressourcen auf mehrere Kiesgruben, die ihre Tätigkeit illegal ausführten.

  • Mikrowasserkraftwerke: Umweltschützer erachten sie als naturschädigend

    Mikrowasserkraftwerke: Umweltschützer erachten sie als naturschädigend

    Am Lauf der Flüsse in den Karpaten haben in den letzten Jahren Eingriffe mit beträchtlichen Auswirkungen auf die natürlichen Ökosysteme stattgefunden. Diese betreffen den Bau von Mikrowasserkraftwerken. Die Investoren suchen tief im Herzen der Gebirge günstige Orte, wo sie grüne Energie erzeugen können. Der Preis ist die Vernichtung der wilden Natur. In anderen europäischen Ländern wurde die Gebirgsbiovielfalt unumkehrbar durch den Eingriff des Menschen betroffen.



    In den rumänischen Karpaten gibt es immer noch eine bemerkenswerte Biovielfalt, mit Arten, die einst über den ganzen Kontinent verbreitet waren. Mit Ausnahme Russlands finden wir in den rumänischen Karpaten die zahlreichste Bevölkerung von gro‎ßen Fleischfressern Europas — Bären, Wölfe, Luchse — sowie weite Flächen unberührter Wälder. Durch die Karpaten flie‎ßen Bäche, die reich an vielfältigen Fischarten sind. Leider wird durch den Bau von Mikrowasserkraftwerken das kristallklare Wasser der Bergflüsse und –bäche eine Mischung aus Schlamm und Geröll und es verschwinden jegliche Lebensformen. Die Fauna der wirbellosen Wassertiere, aber auch die Unterkünfte zur Vermehrung der Fische sind betroffen. Es werden Zugangswege durch die Wälder bis zu den Flüssen gebaut, man bringt Bulldozer und Bagger, die die Konfiguration des Bodens ändern und die Entstehung von Betonbauten führt zur Unterbrechung des natürlichen Laufes der Gewässer. Die Habitate werden fragmentiert und nichts kommt dem, was einst war, gleich. Wenn die Durchflussgeschwindigkeit höher ist, ist auch der Gewinn höher. Meistens werden diese Mikrowasserkraftwerke in Schutzgebieten gebaut oder an der Grenze dieser, die sich unter dem Schutz interner und europäischer Gesetze befinden.



    Die Umweltschutzorganisationen wiedersetzen sich solchen Energievorhaben, die in Schutzgebieten gebaut werden. Der Verband Coaliţia Natura 2000“ gewann neulich ein Verfahren gegen das Umweltministerium und stoppte somit den Bau von vier Mikrowasserkraftwerken im Ţarcu-Gebirge (Bistra Mărului, Şucu und Olteana). Der Leiter dieses Umweltverbandes, Liviu Cioineag, erläutert die Ziele der Organisation:



    Es ist ein Kampf, den wir seit Jahren durch unsere Mitglieder führen. Es handelt sich um WWF Rumänien und um den ehemaligen Treuhänder des Standortes — den Verband »Altitudine« aus Temeswar. Der besagte Verband verlor sogar seinen Treuhänderstatus, weil er diesem Energievorhaben nicht zugestimmt hat. Leider hat die Umweltschutzbehörde des Landkreises Caraş Severin weder den Standpunkt des Treuhänders beachtet noch die Beschwerden des Umweltverbandes, und da waren wir gezwungen, sie vor Gericht zu bringen. Das Verfahren hat mehr als ein Jahr gedauert. Wir haben jede Etappe gewonnen. Am Ende hat das Berufungsgericht ein unwiderrufliches Urteil verkündet und die Umweltgenehmigungen für die vier Energievorhaben au‎ßer Kraft gesetzt. Diese Energievorhaben sind einige Mikrowasserkraftwerke, die mehr erzeugen, als wir gedacht haben. Sie haben eine starke Auswirkung auf die Habitate um die Flüsse herum und leider einen sehr niedrigen Beitrag zum Energiemix. Der Energiebeitrag, den es zum Landesnetzwerk leistet, ist sehr niedrig.“




    Das Ţarcu-Gebirge bildet ein kompaktes natürliches Gebiet, ohne Menschensiedlungen, mit Ausnahme der Ortschaft Poiana Mărului und des Ferienortes Muntele Mic. Über 10.000 Ha sind Wildwälder und rund 2.000 Ha sind mit Bäumen bewaldet, die zwischen 165-185 Jahren alt sind. Die Gegend wurde zu einem Areal von gemeinschaftlicher Bedeutung erklärt, zum Schutz einiger empfindlicher Arten und Habitate, die spezifisch für die Flüsse sind, einschlie‎ßlich der Fisch-, Krebs- und Otterarten, die europaweit geschützt sind. Die Fische können unter den Folgen der Habitatwandlungen leiden. Für ihre Entwicklung benötigen sie ein recht gro‎ßes Wasservolumen und auch eine gro‎ße Vielfalt an Mikrohabitaten. Die Mikrowasserkraftwerke stellen eine Bedrohung für diese Fische dar. Liviu Cioineag:



    Derartige Vorhaben, wenn sie gebaut werden, sind nicht nur einige Turbinen, die die Wasserkraft ausnutzen. Es werden kilometerlange Rohre verlegt, die das Bett eines Flusses durchqueren. Wenn diese Bauwerke errichtet werden, werden unvermeidlich Bäume gefällt, Landschaften, Pflanzen, Tiere, Fische vernichtet und vertrieben, da diese Wassersammelanlagen das ganze Wasser aus dem Fluss wegnehmen. Ich wei‎ß nicht, ob Sie einen Fluss gesehen haben, von dem nur die Steine übrig geblieben sind, er ist vollkommen ausgetrocknet. Das passiert, wenn es bergauf eine Sammelanlage, ein Mikrowasserkraftwerk gibt, das das ganze Wasser aufgesaugt hat, um Energie zu erzeugen. Wenn solche Vorhaben gebaut und genehmigt werden, lassen sie die Flüsse ohne Wasser.“




    Auf den Flüssen im Ţarcu-Gebirge gibt es noch einige Mikrowasserkraftwerke, die in den vorigen Jahren gebaut wurden, als die Umsetzung der europäischen Gesetzgebung noch am Anfang war und keiner vorhergesehen hatte, welche Auswirkung diese auf einen Fluss haben können. Liviu Cioineag:



    Obwohl solche Investitionen im Westen nicht mehr genehmigt werden, denn man hat bewiesen, dass sie keinen Nutzen haben, ist die Auswirkung auf die Umwelt äu‎ßerst gravierend, während die Energieleistung sehr niedrig ist. Die Investoren sind weiterhin nach Rumänien gekommen, um in unerforschten Gegenden, wo das Flussgefälle gro‎ß ist, zu bauen. Hier gibt es einen kleinen Durchfluss, aber eine gro‎ße Kraft. Somit ist die Investition recht klein. Durch Subventionen und nicht durch die erzeugte Energie bringen diese Kraftwerke den Investoren sehr viel Geld ein. Diese Subventionen werden aus unserer Tasche durch die Stromrechnung gezahlt. Wir bezahlen für die grünen Zertifikate, die diesen Investoren vergeben werden, die nur theoretisch grüne Energie erzeugen.“




    Einige Flüsse im Retezat-Gebirge, dort, wo es den ältesten Nationalpark Rumäniens und einen Standort von Natura 2000 gibt, wurden bereits gesammelt und umgelenkt. In anderen Landkreisen Rumäniens haben sowohl die lokale Bevölkerung als auch die öffentlichen Institutionen die Auswirkungen verstanden und sich den Investitionen in Mikrowasserkraftwerke wiedersetzt. Gemeinsam mit diesen veranstalten die Umweltschützer Seminare und Tagungen für den Stopp dieser Bauten. Bis dato wurden auf den Flüssen der Karpaten bereits 200 Mikrowasserkraftwerke gebaut.

  • Living Planet Report 2014: WWF prangert Rücksichtslosigkeit der Menschen an

    Living Planet Report 2014: WWF prangert Rücksichtslosigkeit der Menschen an

    Der Living Planet Report ist der weltweit führende, wissenschaftlich fundierte Report, der das Befinden unseres Planeten und die Auswirkungen menschlicher Tätigkeit auf ihn analysiert und auswertet. Und die nun aktuell darin vorgelegten Daten werfen kein gutes Licht auf die Erdenbürger. Denn wir Menschen haben es geschafft, in einem kurzen Zeitraum von nur knapp 40 Jahren die Zahl der Wirbeltiere auf der Erde um gut die Hälfte zu reduzieren.



    Erschreckender sind die Zukunftsprognosen bezüglich der Ressourcen. So verbrauchen wir im Durchschnitt jährlich 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb desselben Zeitraums regenerieren kann. Die grö‎ßte Gefahr für die Artenvielfalt geht von den Lebensraumverlusten und deren Zerstörung aus, zeigte der Bericht auf. Hinzu kämen die Überfischung und Wilderei sowie der Klimawandel, erklärt Magor Csibi, Direktor von World Wide Fund of Nature (WWF) Rumänien:



    Leider hat die Artenvielfalt unseres Planeten in den letzten 40 Jahren, seit wir den Living Planet Report veröffentlichen, ständig abgenommen. Gleichzeitig sind unsere Auswirkungen auf die Erde immer stärker. Unser Verbrauch steigt von einem Tag auf den anderen und wir unternehmen überhaupt nichts, um einen gesunden Planeten zu erhalten. Der Bestand aller Fisch-, Vogel-, Säugetier-, Amphibien- und Reptilienarten ist in den vergangenen 40 Jahren um 52% geschrumpft, das hei‎ßt, dass mehr als die Hälfte der Lebewesen unseres Planeten in diesem Zeitraum vernichtet wurde. Betrachten wir die Sü‎ßwasserfische allein, sind 76%, also drei Viertel dieser Spezies ausgestorben. Das ist furchteinflö‎ßend, insbesondere wenn wir zusätzlich unsere Konsumgewohnheiten betrachten: Wir verbringen unser Leben auf dem Planeten derzeit so, als ob es noch einen halben Planeten zusätzlich geben würde. Wir verbrauchen also, so viel 1,5 Planeten erzeugen können.“




    Der Living Planet“-Bericht zeigt auch, dass lediglich effizient geführte Naturschutzgebiete den Wildtierbestand aufrechterhalten können. Als Beispiel dazu dient die Vermehrung der Bengal-Tiger-Population, eine von der Weltnaturschutzunion als gefährdet eingestufte Tierart. Als allgemeine Regel gilt, dass in den ungeschützten Gebieten zweimal so viele Exemplare aussterben wie in den Naturschutzgebieten.



    Zusätzlich wird in dem WWF-Bericht die Tatsache beklagt, dass Menschen die Tierpopulationen weltweit vernichten, einschlie‎ßlich die der Weltmeere. Die Population der Meereslebewesen hat sich im Zeitraum 1970-2010 um fast 40% reduziert. Besonders betroffen sind Arten wie die Meeresschildkröte, mehrere Haifischarten sowie Wandervögel wie der Albatros. Die Abnahme der Artenvielfalt trete insbesondere in den Tropenregionen beschleunigt auf, wie Magor Csibi vom WWF erläutert.



    Gro‎ße Verluste werden in den Regionen verzeichnet, die unter einem starken wirtschaftlichen Druck stehen. Das sind die Entwicklungsländer, vor allem in Südamerika, Afrika und Südost-Asien. Die Verluste oder die statistischen Daten sollten allerdings nicht als komplette Information aufgenommen werden, denn in den vergangenen 40 Jahren hatte auch Europa einen erheblichen Anteil an der Ausbeutung der Vielfalt. Zurzeit gibt es in Europa tatsächlich den Trend einer leichten Erholung der Biodiversität, man darf dabei aber nicht vergessen, dass Europa und die anderen Erdteile, einschlie‎ßlich unseres Landes, Druck auf Südamerika, Afrika und Südostasien ausüben, und zwar mit der Nachfrage nach den benötigten Ressourcen.




    Aus Sicht der Umweltauswirkungen menschlicher Tätigkeit gibt es ein gro‎ßes Gefälle zwischen den einzelnen Staaten. Es gibt zum einen Länder, die viel mehr Ressourcen verbrauchen, als der Planet bieten kann, wie etwa die arabischen und entwickelte Länder wie die USA, Schweden, Belgien oder Dänemark. Rumäniens Umweltbelastung sei aufgrund der brach liegenden Industrie geringer, sagt Magor Csibi.



    Rumänien liegt ein wenig unter dem Durchschnitt, würden alle Erdbewohner dieselben Gewohnheiten wie die Rumänen haben, würden sie 1,4 Planeten verbrauchen. Das ist der niedrigste Kohlenstoff-Fu‎ßabdruck innerhalb der EU. Leider ist das aber nicht auf eine nachhaltige Entwicklung zurückzuführen, sondern eher auf den Kollaps der Industrie nach 1989. Die Industrie hat sich nicht mehr erholt und zurzeit gibt es keine kohärenten Strategien zur Einführung des Nachhaltigkeitsprinzips in allen Bereichen. Zum Beispiel gibt es im Transport- und Bauwesen und vielen anderen Bereichen keine umweltgerechten Konzepte, oder sie werden nur mit Zurückhaltung umgesetzt.




    Der Living Planet“-Bericht zeigt ferner, dass mehr als 200 Fluss-Einzugsgebiete, in denen knapp 2,7 Milliarden Menschen leben, heute schon mindestens einen Monat im Jahr an Wasserknappheit leiden. Die Autoren des Berichts bieten auch Lösungen an wie etwa die Erweiterung der Naturschutzgebiete, die Erhaltung und Regeneration der Waldgebiete, ein entsprechendes Management der Wasserressourcen, den Artenschutz oder die Wiederherstellung der Feuchtgebiete. Das Abschlie‎ßen eines globalen Abkommens zur Unterstützung einer emissionsarmen Wirtschaft sei laut den Experten von wesentlicher Bedeutung. Die Nutzung fossiler Brennstoffe habe heute den grö‎ßten Anteil am ökologischen Fu‎ßabdruck, lautet die Schlussfolgerung des zehnten Living Planet“-Berichts des WWF.

  • Unkonventionelle medizinische Behandlung – die Reit-Therapie

    Unkonventionelle medizinische Behandlung – die Reit-Therapie

    Im Jahr 1964 entdeckte der amerikanische Psychiater Boris Levinson eine neue Methode für die Therapie von Personen mit Behinderungen: die tiergestützte Therapie, bei denen Delfine, Fische, Papageien, Pferde, verschiedene Haustiere wie Hunde und Katzen zum Einsatz kommen.



    Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass Vierbeiner wie der Hund sehr nützlich bei der Erkennung von nahenden Epilepsie-Anfällen sind, dass sprechende Papageien Herzbeschwerden mildern, dass Katzen den Blutdruck senken und Angst-, Depressions- und sogar Schizophreniezustände beträchtlich vermindern können. Delfine kommunizieren gut mit autistischen Kindern, Reiten trägt zur Entspannung und Wiederherstellung des psychen Gleichgewichts bei, die Beobachtung von im Aquarium leicht kreisenden Fischen entspannt ebenfalls.



    Ziel der tiergestützten Therapie ist die Entwicklung der emotionalen Kompetenzen von Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen sowie die soziale Integration. Manche Forscher haben bewiesen, dass Personen, die Zuneigung gegenüber Hunden und Katzen zum Ausdruck bringen, dieselben Gefühle ihren Mitmenschen gegenüber empfinden.



    In Rumänien ist die unkonventionelle Therapieform vor kurzem eingeführt worden — sie kommt sowohl bei der Rehabilitation von Gefängnis-Insassen als auch bei der Betreuung von Kindern mit Behinderungen zum Einsatz. Frau Dr. Lilica Frăţiman ist Universitätslektorin, Kinderärztin und Abteilungsleiterin des Kreiskrankenhauses in Constanţa sowie Dekanin der Fakultät für Psychologie Andrei Şaguna“ in Constanţa. Sie erklärt die Rolle des Therapeutischen Reitens:



    Die Hippotherapie ist auf mehreren Ebenen einsetzbar: Wir glauben, sie ist für die Therapie mit schwer sozialisierbaren Personen nützlich, aber auch für Personen mit gesundheitlichen Problemen. Darunter fallen Personen mit neuromotorischen und psychomotorischen Einschränkungen, das hei‎ßt Kinder mit Hirnlähmungen oder genetischen Syndromen, etwa dem Down-Syndrom. Bei uns hat sich die Reittherapie in der Beziehung zu Kindern mit Autismus oder verwandten Störungen weiterentwickelt. Und danach hat sie sich auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Es ist sehr wohl bekannt, dass Kinder mit Autismus eben das Problem haben, nicht in unserer Welt zu leben, sie leben in ihrer eigenen Welt. Sie sind nicht unbedingt krank, sondern von der uns bekannten sozialen Wirklichkeit abgeschirmt. Pferde, mit ihren Schutzinstinkten und ihrem beruhigenden Gang, bringen die Kinder näher an unsere Realität heran. Das Pferd hilft einem autistischen Kind, sich ein wenig in der Wirklichkeit zu verankern. Sobald es auf das Pferd steigt, beruhigt ihn die Bewegung des Pferdes, sie entspannt ihn, es wird geistesgegenwärtig, es kann auch neue Bewegungen und Wörter dadurch erlernen — insgesamt hervorragende Fortschritte in der Entwicklung von Kindern mit Autismus. Und ebenso ist das bei weiteren Krankheiten gültig: genetische Krankheiten oder degenerative Krankheite, sowie Sekundärkrankheiten infolge von Hypoxie bei der Geburt.“




    Wissenschaftliche Studien haben im Laufe der Zeit die positiven Wirkungen eines Haustieres auf die Psyche einer alleinlebenden, kranken Person oder auf die von Kindern mit unterschiedlichen Störungen belegt. Tiere können den Gemütszustand und die zwischenmenschliche Kommunikation verbessern sowie das Selbstvertrauen stärken. Während die Therapie mit Hunden und Katzen besser bekannt ist, weil diese zu den üblichen Haustieren gehören, scheint die Reittherapie einer eher exklusivere Option zu sein. Nichtsdestotrotz haben mehrere Reha-Zentren des Landes sich zusammengetan, um diese Form der Therapie zu fördern. Anfangs konnte die Reittherapie nur bei gutem Wetter, von Frühling bis Herbst, angeboten werden — jetzt verfügen immer mehr Zentren über überdachte Manegen, das hei‎ßt, dass Kinder das ganze Jahr über davon profitieren können.



    Die Reittherapie mit Pferden oder Ponys wird auch für dynamischere Kinder empfohlen, weil der Rhythmus ihrer Schritte dem Herzrhythmus von Müttern nahekommt und er ein verstärkt entspanntes Gefühl verursacht. Durch Reittherapie kann auch extremer Autismus geheilt werden. Die autistische Person entdeckt beim Lenken des Pferdes den eigenen Körper und beginnt zwischen der eigenen Welt, die davor als alleiniges Universum angesehen wurde, und der Au‎ßenwelt zu unterscheiden. Wie effizient diese Therapiesitzungen überhaupt sind, wei‎ß Lilica Frăţiman:



    Je nach Komplexität des Falles und Art der behandelten Krankheit sind die Ergebnisse zu bewerten. Wir haben Kinder mit Autismus beobachtet, die ihr Verhalten von einer Sitzung zur anderen geändert haben. Als sie hierherkamen, schrien sie und verweigerten jedwelchen Kontakt zu den Menschen in ihrer Umgebung und zur Realität. Danach stiegen sie auf die Pferde, lächelten dabei und streichelten das Pferd bereits nach den ersten 30 Minuten. Die stabilen Ergebnisse sind nach einigen Wochen der Therapie festzustellen, in denen man zwei-drei Sitzungen pro Woche abhält.“




    Eine Hippotherapie-Sitzung dauert zwischen 30 Minuten und einer Stunde, je nach Zustand des Patienten und seiner Kooperationsbereitschaft. Interessierte Verbände setzen sich für die Einführung der Reittherapie als Sekundärma‎ßnahme bei der Psychotherapie bestimmter Störungen ein. Sie schlagen ferner die Einführung eines Reittherapie-Kurses in das nationale System der Psychotherapie vor.



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  • Das Văcăreşti-Delta und seine Bewohner

    Das Văcăreşti-Delta und seine Bewohner

    Mitte der 1980er Jahre beschloss das kommunistische Regime, ein symbolisches Denkmal der Hauptstadt Bukarest niederzurei‎ßen: das Kloster Văcăreşti, das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. In der Nähe des ehemaligen Klosters sollte ein künstlich angelegter See eingerichtet werden, die Bauarbeiten hatten bereits früher begonnen. Als der antikommunistische Aufstand 1989 ausbrach, verzichteten die Behörden auf das geplante Projekt und das 190 Hektar breite Gelände wurde indes zu einem Feuchtgebiet, das ebenfalls einen gro‎ßen wissenschaftlichen Wert aufwies. Es handelte sich um ein wahres Ökosystem mit einer Tier- und Pflanzenwelt, die jener eines Deltas ähnlich sind. Über 90 Vogelarten (Reiher, Kormorane, Möwen, Schwäne, Blässhühner, Wildenten — viele davon durch internationale Regelungen geschützt), Säugetiere, Fische, Amphibien fanden hier ein Zuhause. Es gibt zudem klare Beweise dafür, dass im Văcăreşti-Delta“ auch der Otter lebte.



    Die Nichtregierungsorganisation Rettet die Donau und das Delta“ hat ein Projekt angesto‎ßen, das den Văcăreşti-Sumpf zu einem Naturpark in der Stadt umwandeln soll. Um ein deratiges Projekt zu entwickeln, müsste man nicht nur bürokratische, sondern auch soziale Schwierigkeiten aller Art überwinden. Der Leiter der Organisation Rettet die Donau und das Delta“, Dan Bărbulescu, erläutert:



    In diesem Gebiet üben viele die Wilderei aus. Wir sind der Meinung, dass sich die rumänischen Behörden mehr dagegen einsetzen müssten. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium entwickelt. Wir kommen mit Vertretern des Ministeriums regelmä‎ßig zu Gesprächen über dieses Projekt zusammen. Das Projekt ist auf den ersten Blick leicht umzusetzen, in Wirklichkeit müssen wir aber viele Schwierigkeiten überwinden. Selbst mit der Unterstützung des Umweltministeriums legt uns die Mentalität verschiedener Beamten zahlreiche Hindernisse in den Weg. Das Areal hat zudem das Interesse einiger Immobilieninvestoren erweckt, die hier Wohnblocks und Shopping Malls bauen wollen.“



    Der Văcăreşti-Sumpf gehört derzeit niemanden, das Areal bietet obdachlosen Menschen eine Beherbergung. Andere fischen oder sammeln Abfall, der hier in gro‎ßer Menge existiert. Die meisten erwarten Spenden von Wohltätigkeitsorganisationen. So ist der Fall von Aurelia, die in der Gegend in einer improvisierten Baracke wohnt. Sie ist nicht die einzige, die hier eine Unterkunft gefunden hat.



    Wir sind eine Familie — ich, der Ehemann, die Kinder und die Schwiegermutter — und neben uns wohnt sein Bruder, mit ihm auf dem selben Hof wohnen noch weitere 5-6 Familien. Etwas weiter vor leben noch drei Familien, sie haben sieben Kinder. In einer anderen Baracke lebt noch eine Familie mit 12 Kindern. Es ist sehr schwer für uns, so zu leben. Vor allem für die Kinder ist es schwer in der Schule, sie haben ja kein Licht, um ihre Hausaufgaben zu machen. Wir haben auch keine Heizung.“



    Die widrigen Bedingungen machen es den Familien sehr schwer, die Kinder zur Schule zu schicken. Und dennoch besuchen die zwei älteren Jungen und die zwei Mädchen ziemlich regelmä‎ßig den Unterricht. Weil ihre Familie seit geraumer Zeit über keine eigene Wohnung verfügt, konnte die mittlere Tochter, Alina, nicht rechtzeitig eingeschult werden. Sie ist jetzt 12 Jahre alt und erst in der dritten Klasse. Wenn sie manchmal danach gefragt wird, warum sie mit 12 erst die dritte Klasse besucht, antwortet Alina:



    Weil mich meine Mutter spät zur Schule geschickt hat. Es hätte mir gefallen, wenn ich früher dorthin gegangen wäre und mehr gewusst hätte. In Zukunft würde ich gerne gut lernen.“



    Die Familie muss seit vielen Jahren unter diesen Umständen leben, erzählt Aurelia.



    Seit 15 Jahren leben wir so, wie Sie sehen können, in Baracken. Wir hatten auch im Metalurgiei-Viertel früher Baracken; dort haben wir 13 Jahre lang gewohnt, auf einem Grundstück, das verkauft wurde. Hierher bin ich auf Empfehlung meines Bruders gekommen. Er hat mich hierher gebracht, weil er ebenfalls hier wohnt. Ich wei‎ß gar nicht, wem dieses Grundstück gehört. Wir gehen durch die Plattenbauten, sammeln wiederverwertbares Material ein, von Plastikflaschen bis hin zu Altpapier, Konservendosen und Kupferkabeln. Wir kennen uns mit dem Angeln nicht aus. Wir kommen über die Runden, wie wir das bereits seit Jahren tun. Und wir werden so weitermachen, bis wir einen Arbeitsplatz gefunden haben.“



    Mit der Verbesserung der Lebensbedingungen und der Berufssituation befasst sich seit einigen Jahren der Verein Samusocial. Die angebotene Unterstützung besteht aus der Besorgung von Personalausweisen, Schulsachen, Kleidung und Schuhen und der Hilfe bei der Arbeitssuche. Und das ist aus mehreren Gründen problematisch, wie Monica Tăutul von Samusocial berichtet:



    Wir finden Arbeitsplätze für diese Menschen, die meisten sind aber Saisonjobs. Wir müssen leider über Schwarzarbeit reden. In kurzer Zeit kommen sie zu ihrem alten Leben zurück und verlangen unsere Hilfe. Wir als Verband nehmen uns vor, nebst einem Arbeitsplatz auch eine Wohnung für diese Menschen zu finden. Eine Person, die auf der Stra‎ße schläft, kann natürlich nicht gut arbeiten, weil sie sich nicht gut ausruht. Die Ernährung ist nicht sehr bedeutend. Wesentlicher ist die Hygiene. Der Arbeitgeber denkt, dass diese Personen nicht einmal die Grundpflichten erfüllen können und verzichtet deshalb auf ihre Arbeit.“



    Wohnungen in Bukarest zu finden, ist allerdings keine leichte Aufgabe. Ideal wäre es für die Bewohner des Văcăreşti-Sumpfs, weiterhin hier leben zu dürfen. Die Gründer des Projekts für die Erklärung Văcăreşti-Sumpfs zum geschützten Naturpark haben konkrete Vorstellungen. Dan Bărbulescu, Exekutivdirektor des Verbandes Salvaţi Dunărea şi Delta“ (Rettet die Donau und das Delta) dazu:



    Wir wissen, dass hier zahlreiche Familien leben. Wir wollen sie nicht von hier vertreiben. Sie leben im Delta und sie müssen ihr Leben weiterhin hier verbringen. Die Lebensbedingungen müssen aber verbessert werden. Es gibt Sozialfälle und sie brauchen die Hilfe des Staates. Wir kommen mit den Ideen, eine davon wäre, dass diese Menschen eine Art Rangers, Reiseleiter oder Wächer werden könnten. Wir kommunizieren miteinander. Vor zwei Tagen hat uns ein Bewohner angerufen und gesagt, man hacke Bäume ab. Das ist ein weiteres Problem. In jedem Herbst braucht man Holz für das Feuer. Der Park muss besser überwacht werden. Die Berwohner könnten sich daran beteiligen.“



    Das Projekt erfreut sich der Unterstützung des Umweltministeriums und der Rumänischen Akademie und die Betreiber kämpfen heute gegen die Bürokratie der Lokalverwaltung und die Rückerstattungen an. Danach soll die Initiative vom Parlament gebilligt werden.



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