Tag: Fischfang

  • Umweltschützer setzen sich für Zählung der Delfine im Schwarzen Meer ein

    Umweltschützer setzen sich für Zählung der Delfine im Schwarzen Meer ein

    Anfang März hat die Umweltschutzorganisation Mare Nostrum“ ein Programm zum Monitoring der Schwarzmeer-Delphine gestartet. Zwei Jahre lang werden Experten aus fünf europäischen Ländern untersuchen, wie die Aktivitäten im Schwarzen Meer sich auf das Leben der Delphine auswirken, sowohl auf hoher See als auch an der Küste. Durch den intensiven Fischfang im Schwarzen Meer sind die Delphine in gro‎ßer Gefahr. Wenn vor 60 Jahren etwa 2 Millionen Delphine im Schwarzen Meer lebten, so wird deren Zahl zurzeit auf nur 200.000 Exemplare eingeschätzt. Die Zählung der Delphine erfolgt mithilfe von Flugzeugen, die das Schwarze Meer überfliegen werden. Um nicht zweimal den gleichen Delphin zu zählen, haben die Fachleute das Meer in ein Raster eingeteilt, in dessen Quadraten die Delphine gezählt werden. Mehr dazu erfahren wir von Marian Puiu, Koordinator des Projekts bei Mare Nostrum“:



    Das Projekt entstand als Antwort auf die immer wiederkehrende Frage nach dem Status der Delphine im Schwarzen Meer — wie viele Delphine wir im Schwarzen Meer haben und ob sie in Gefahr sind oder nicht. Nun, mit diesem Projekt planen wir ein gro‎ßflächiges Monitoring. Wir werden etwa die Hälfte des Schwarzen Meeres abdecken, das hei‎ßt die Hoheitsgewässer und die ausschlie‎ßlich wirtschaftlichen Meeresgebiete Rumäniens, der Ukraine, Bulgariens und der Türkei, und auch Teile Georgiens. Wir hoffen, dass wir am Ende dieses Monitorings eine möglichst genaue Zahl der Delphine im Schwarzen Meer erhalten werden. Die Ergebnisse werden gegen Ende 2020 verfügbar sein. Ein weiterer Indikator, an den wir gedacht haben, ist die Überwachung des Lärms im Schwarzen Meer. Wir werden den Lärm messen, der durch menschliche Aktivitäten verursacht wird, und herausfinden, inwieweit dieser Lärm für Meerestiere gefährlich ist. In allen genannten Ländern wird eine Pilotstudie durchgeführt. Wir werden Expeditionen unternehmen, um die Anzahl der in Fischnetzen verfangenen Delphine zu ermitteln, warum dies geschieht, welche Arten von Fischnetzen verwendet werden. Unsere Schlussfolgerungen sollen dazu dienen, um eventuell die Fischereigesetze und die Art und Weise des Fischfangs zu ändern. Zur Zeit ist Fischfang der Hauptgrund für das Sterben der Delphine im Schwarzen Meer. Grundsätzlich sind die Fischernetze nicht sehr selektiv und verursachen zwischen 30% und 90% der Fälle von toten Delphinen.“




    Jedes Jahr bringen die Wellen Dutzende von toten Delphinen an den Strand. Die chemische Verschmutzung, die Wilderei, die vielen Bauwerke und Baustellen an der Meeresküste haben das ökologische Gleichgewicht im Meer zerstört, sagen die Experten. Beim illegalen Fischfang können in einem einzigen Treibnetz mit einer Länge von mehreren Dutzend Kilometern sogar 1.000 Delphine umkommen.



    Das Projekt zum Monitoring der Schwarzmeer-Delphine wird von der Europäischen Union mitfinanziert und von der rumänischen NGO Mare Nostrum“ koordiniert.

  • 10 Jahre Störfangverbot: Donaustörbestände erholen sich nur mühsam

    10 Jahre Störfangverbot: Donaustörbestände erholen sich nur mühsam

    Die untere Donau und das Donaudelta bilden ein bekanntes Naturschutzgebiet, in dem viele Fischarten leben. Die vielleicht bekanntesten sind die Störe, deren Bestände aber in den letzten Jahrzehnten stark gesunken sind. Jetzt versucht man die Zahl der Störe anzuheben. Wie? Zum Beispiel wurde der Störfang in diesem Gebiet 10 Jahre lang verboten.



    Die Störe sind eine Familie gro‎ßer bis sehr gro‎ßer primitiver Knochenfische, die in Europa, Nord- und Zentralasien und Nordamerika leben. Primär sind sie Meeresfische, die als Wanderfische zum Laichen in Sü‎ßgewässer aufsteigen. Sie sind als Erzeuger von Kaviar bekannt. In der Donau, im Donaudelta und im Schwarzen Meer leben noch vier Störarten: der Beluga-Stör, der Sternhausen, der russische Stör und der Sterlet. In Rumänien und Bulgarien leben heutzutage die einzigen nachhaltigen Wildstör-Bestände Europas. Es handelt sich dabei um seltene Fischarten, die unter Naturschutz stehen. Nach Russland und dem Iran war Rumänien zu kommunistischen Zeiten einer der wichtigsten Kaviar-Lieferanten für den Westen. Bis im 19. Jahrhundert wanderten riesige Störe die Donau hoch, manche sogar bis nach Wien und stellten eine Einnahme-Quelle für die Fischer-Gemeinden dar. Die Störe waren die wertvollsten Fische auf der unteren Donau, aber nachdem sie jahrelang intensiv gefischt wurden, ist der Bestand stark gesunken. Heute sind vier der sechs Donau-Störarten gefährdet. Zwei weitere Störarten — der Europäische Stör und der Glattdick — sind ausgestorben.



    2006 leitete die rumänische Regierung ein Wiederbesiedlungs-Programm ein, etwa 430.000 junge Störe wurden in der Donau freigelassen. Zugleich wurde der Störfang für 10 Jahre verboten. Umweltschutzorganisationen wollen, dass das Störfangverbot auch nach 2015 verlängert wird, aber gleichzeitig fordern sie neue wirtschaftliche Instrumente und Mechanismen, die den Fischern alternative Einnahmequellen bieten sollten. Die Projektmanagerin im Bereich Sü‎ßwasser von World Wide Fund for Nature – Rumänien, Cristina Munteanu, spricht über die Resultate des 10 Jahre langen Störfangverbots:



    Wir haben noch keine deutlichen Daten. Es gibt lediglich fragmentarische Angaben aus diversen Navigationsprojekten oder Folgeprojekten nach den Wiederbesiedlungs-Programmen, die 2013 und 2015 stattgefunden haben, und auch aus einem kurzen Schwarzmeer-Monitoring von 2013. Leider können wir nicht konkret sagen, ob die Störbevölkerungen höher, niedriger oder gleich wie im Jahr 2006 sind, als das Störfangverbot angeordnet wurde. Laut Angaben von Fischern und Kommunalbehörden hätte man bei einigen Störarten einen Zuwachs vermerkt, und zwar beim Beluga-Stör und beim Sternhausen. Der russische Stör befindet sich dagegen leider in einer dramatischen Lage: Bei all diesen Projekten ist der russische Stör nur mit 3% vertreten. Die Störe brauchen etwa 14 Jahre, um die Geschlechtsreife zu erreichen und sich zu vermehren. Damit die Wiederbesiedlung mit Stören gelingt, benötigt man einen jahrzehntelangen Fangverbot.“




    Der Störfang ist auch in den anderen Ländern des Schwarzmeerraumes verboten. Die Türkei hatte schon 1958 den Fang von Stören unter 10 Kilo verboten und seit 1996 gilt in diesem Land totales Störfangverbot. Dasselbe Verbot gilt auch in Georgien (seit 1967), in der Ukraine (seit 1996), in Rumänien (seit 2006) und in Bulgarien (seit 2011). 1985 wurde in Russland der Fang von Beluga-Stören im Asowschen Meer verboten, und seit 2005 gilt in Russland totales Störfangverbot, einschlie‎ßlich im Schwarzen Meer. Russland beabsichtigt, das Verbot auch über das Kaspische Meer zu erweitern.



    Seit 1998 werden alle Störarten durch die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora geschützt. (kurz CITES, deutsch Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen). CITES ist eine internationale Konvention, die einen nachhaltigen, internationalen Handel mit den in ihren Anhängen gelisteten Tieren und Pflanzen gewährleisten soll. In diesem Sinne müssen Störe und Störprodukte im internationalen Handel eine CITES-Dokumentation aufweisen. Ferner müssen alle Kaviardosen ein CITES-Etikett haben.

  • Das Fischerboot-Habitat – schonender Tourismus im Donaudelta

    Das Fischerboot-Habitat – schonender Tourismus im Donaudelta

    Grö‎ßtenteils in der südostrumänischen Region Dobrudscha und teilweise in der Ukraine gelegen, ist das Donaudelta das grö‎ßte und am besten erhaltene Delta Europas. Dieses wurde 1991 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen und gilt auf nationaler Ebene als Biosphärenreservat. In puncto Biodiversität belegt das Donaudelta den 3. Platz weltweit, nach dem Great Barrier Reef und dem Archipel Galapagos.



    Obwohl das touristische Potential enorm ist, sind die Deltabewohner leider sehr arm: In dieser Region gibt es keine Kanalisation, keine Trinkwasserversorgung, keine ärztliche Versorgung und keine Arbeitsstellen. Das Donaudelta ist eine wirtschaftlich benachteiligte Region, die die Unterstützung der Behörden und Entwicklungsprojekte braucht. Die Verwertung der lokalen Handwerke und Traditionen, Bootsfahrten auf den Kanälen, das Kochen von typischen Fischgerichten für Touristen sind nur einige Aktivitäten, die die Entwicklungschancen für das Donaudelta erhöhen könnten. Leider ist das Angebot an qualitativ wertvollen Dienstleistungen sehr klein, vor allem wegen der fehlenden Infrastruktur, aber auch wegen Mangel an qualifiziertem Personal in den bereits existierenden Pensionen.



    Wenn Sie an über 330 Vogelarten, 42 Sü‎ßwasserfischarten, Bootsfahrten, Angeln und Ferien in der Natur interessiert sind, dann ist das Donaudelta genau das richtige Urlaubsziel. Der Verband Ivan Patzaichin — Mila 23“, benannt nach dem mehrfach olympiagekrönten Kanusportler und seinem Geburtsort im Donaudelta, schlägt allen Interessenten einen Donaudeltaaufenthalt der ganz anderen Art vor. Es geht um verantwortungsvollen, sanften“ Tourismus, welcher ein Gleichgewicht zwischen der produktiven Verwertung der lokalen Schätze (Biodiversität, lokale Traditionen, Fischergemeinden) und den hochwertigen Dienstleistungen, die Geld in die Kasse der Deltabewohner bringen, bewahren sollte. Das Projekt hei‎ßt Lotca Habitat: Pescaturism în Delta Dunării“ (zu deutsch in etwa Fischerboot-Habitat: Fischertourismus im Donaudelta“). Für Rumänien ist das eine Neuheit, aber auf Europaebene ist diese Idee schon verbreitet. Der stellvertretende Vorsitzende des Verbands Ivan Patzaichin — Mila 23“, Teodor Frolu, erläutert das Projekt:



    Es handelt sich um Ausflüge mit Fischerbooten, genauer gesagt verbringen die Touristen einen halben Tag oder einen Tag mit einem Fischer. Sie fahren zusammen über die Donaukanäle mit den traditionellen Fischerbooten (rum. »lotcă«, Pl. »lotci«) und sie fischen zusammen. Die Donaudeltafischer haben viele Fischorte, wo sie ihre Fischnetze werfen, etwa 20 bis 30 Fischnetze über mehrere Kanäle und Seen verstreut. Wenn man die Netze eines nach dem anderen prüft, macht man gleichzeitig einen sehr schönen Bootsausflug. Mit dem Fischfang gehen die Touristen zum Haus des Fischers, wo die Fische aufbereitet und sofort als traditionelle Produkte der lokalen Gastronomie verkauft und konsumiert werden. Das ist wirklich ein Aufenthalt der besonderen Art, und jeder rumänische oder ausländische Tourist, der einen solchen Tag erlebt hat, wird diese Erfahrung lange in Erinnerung behalten.“




    Die Vertreter des Verbands Ivan Patzaichin — Mila 23“ haben über die Vorteile nachgedacht, die die Donaudeltabewohner von diesem Projekt haben können. Teodor Frolu:



    Erstens gibt es weniger Druck auf die Fischbestände — quantitativ werden weniger Fische gefangen, aber qualitativ werden diese Fische wertvoller, weil sie von den Touristen mit einem Mehrwertpreis als fertige Produkte gekauft werden. Kurzum: Der Fischer fischt weniger und gewinnt dabei mehr. Zweitens gehört diese Dienstleistung zum Ökotourismus, weil man eine wichtige Komponente der lokalen Tradition verwertet. Nur wenige Leute wissen, dass die Gastronomie zum immateriellen Kulturgut einer Gegend gehört. Drittens bietet man den Deltabewohnern mit diesem Projekt eine Alternative zum Fischen, eine andere Einkommensquelle. Im Donaudelta leben zurzeit etwa 1.800 akkreditierte Fischer. Wenn nur ein Prozent dieser Menschen ihre wirtschaftliche Tätigkeit diversifizieren, ist das schon ein Gewinn für die Region und für die Gemeinde.“




    Fünf Fischerfamilien aus der Donaudelta-Ortschaft Mila 23 beteiligen sich an dem Projekt Lotca Habitat: Pescaturism în Delta Dunării“. Sie wurden bereits im Frühjahr geschult, um den Touristen den Alltag eines Donaudeltafischers zu zeigen. Das Fischerboot (Lotca) ist für 10 Personen gebaut, und der 5-Pferdestärke-Motor sichert eine Autonomie von 6 Stunden bei einer Geschwindigkeit von 8 Stundenkilometern. Bei den Fahrten mit traditionellen Fischerbooten haben die Touristen die Möglichkeit, die Vögel im Donaudelta zu beobachten und zu fotografieren. Das Donaudelta ist bekanntlich ein Fisch- und Vogelparadies. Zu den bekanntesten Vogelarten, die im Donaudelta Kolonien bilden, gehören die Rosapelikane, die Krauskopfpelikane, die Seidenreiher, die Graureiher, die Kormorane. Im Frühling migrieren die Zugvögel ins Donaudelta, um zu nisten, und sie singen bis Juni, wenn die Paarungszeit vorbei ist. Die Vogelkolonien sind in der Tat spektakulär.



    Und genauso spektakulär ist die Pflanzenwelt, insbesondere in den Monaten April und Mai, wenn alles grünt und blüht. Mit diesem Projekt wollen die Vertreter des Verbands Ivan Patzaichin — Mila 23“ ein Muster schaffen, das später im ganzen Donaudelta multipliziert wird. Zum Abschluss des Projekts wird auch eine Dokumentation gedreht, die zeigen sollte, wie diese Fischertourismus-Aktivität funktioniert. Die Dokumentation wird in weiteren 10 Donaudelta-Ortschaften gezeigt, und im Anschluss an der Filmvorführung werden Treffen und Diskussionen mit den dortigen Fischern stattfinden, damit die Erfahrung der Fischer in der Ortschaft Mila 23 auch von anderen Fischergemeinden verwertet werden kann.



    Das Projekt Lotca Habitat: Pescaturism în Delta Dunării“ wird von der Deutschen Agentur für Internationale Kooperation durch die Kooperationsplattform im Bereich Tourismus in der Donauregion finanziert. Das Projekt startete in Oktober 2014 und wird in Juli 2015 zu Ende gehen. Es verfügt über ein Gesamtbudget von 29.320 Euro; 25% davon kommen vom eigenen Beitrag des Verbands Ivan Patzaichin — Mila 23“.