Tag: Fogarascher Gebirge

  • Die Narzissenau in Vad bei Kronstadt

    Die Narzissenau in Vad bei Kronstadt

    60 Km entfernt von Braşov (Kronstadt) liegt am Fu‎ße der Fogarascher Berge die Narzissenau, ein botanisches Reservat, das auch unter dem Namen Dumbrava Vadului bekannt ist. Zwischen den Eichenbäumen blühen im Mai Millionen Narzissen. Die Narzissenau erstreckt sich auf einer Fläche von über 400 Ha und ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Braşov und der Umgebung.



    Die Narzissen blühen 2-3 Wochen im Jahr auf. Am 21. Mai wird das Narzissenfest organisiert. Zahlreiche Touristen kommen hierher, um sich auszuruhen, sich zu erholen und natürlich um dieses Wunder der Natur zu sehen. Einzelheiten erfahren wir von Alina Curtu vom Forstamt Braşov:



    Die Narzissen blühen im Mai und bilden einen echten Blumenwald, der sü‎ß duftet und die Natur mit einem reinen Wei‎ß verziert. Nicht nur die Narzissen sind da wunderschön, sondern auch der Wald, der allein ein Phänomen ist. Im Narzissenteppich und über dem Teppich hört man das Lied der Stare, der Amsel Drossel, Pirolen, Kuckucke, Meisen. Im Frühling ist es hier besonders schön. Au‎ßer den Narzissen blühen da Trollblumen, die Sibirische Schwertlilie, Duftveilchen. Der Star bleibt aber die Narzisse.“




    Die Vermehrung dieser Blumenart wurde in erster Line von der Feuchtigkeit des Bodens und dem schwachen Baumschatten begünstigt. Es regnet viel und der Boden ist voller Wasser, wir können von einem Marschboden sprechen. Alina Curtu dazu:



    Vor hunderten von Jahren war die transsilvanische Ebene von Eichenwäldern bedeckt. Auf der Fläche, wo heute Narzissen wachsen, waren Eichen und Erlen. Leider wurden viele Bäume gefällt und der Boden wurde zum Marsch und sogar zum Sumpf, was zur Vermehrung der Narzissen führte. Heute gibt es nur kleine Waldstücke. Der Narzissenteppich von Dumbrava Vadului ist ein Reservat von internationaler Bedeutung. Ein derartiges Reservat gibt es noch in der Schweiz und ist auch auf europäischer Ebene eine Besonderheit.“




    Die Narzissen sind krautige Pflanzen, die an der Spitze des Stängels eine einzige gelbe oder wei‎ße Blüte tragen. Der Name stammt aus der griechischen Mythologie. Die Legende erzählt, dass Narziss seine schöne Gestalt im Wasser bewunderte und sich in ihr verliebte. Er wollte sich umarmen und fiel ins Wasser. Auf seinem Grab blühte später eine Narzisse. Die Narzissen haben die Blüte nach unten gerichtet, so wie Narziss seinen Kopf nach unten hielt, um sich im Wasser zu sehen.

  • Größenwahn in der Ceauşescu-Ära: Der Hochstraßenbau

    Größenwahn in der Ceauşescu-Ära: Der Hochstraßenbau

    Zwischen der Ortschaft Bascov im Landkreis Argeş und Cârţişoara im Landkreis Sibiu erstreckt sich auf einer Lange von 90 Kilometern eine der spektakulärsten Stra‎ßen Rumäniens: die Transfogarascher Hochstra‎ße. Sie stellt das Wahrzeichen einer Idee, die die Wirtschaftsvorstellungen von Nicolae Ceauşescu in den 1970er Jahren geprägt hat. Das waren die Bergstra‎ßen. In der Praxis erwiesen sich die Bergstra‎ßen, so wie viele Projekte der kommunistischen Wirtschaft, nur als gute Ideen mit schlechten Ergebnissen. Die Kosten waren riesig und der erzielte Profit klein.



    Nicolae Ceauşescu entwickelte die Idee der Transfogarascher Hochstra‎ße am Ende der 1960er Jahre, nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in die Tschechoslowakei. Bis 1974 wurde die Stra‎ße gebaut. Ceauşescu glaubte, die schon existierenden Stra‎ßen durch die Südkarpaten seien leicht zu blockieren. Er hatte Angst vor einer sowjetischen Invasion und gab den Bau einer Stra‎ße durch das Fogarasch-Gebirge in Auftrag. Diese erreicht eine Höhe von 2042 Metern beim Bâlea-See. Die Pioniertruppen der rumänischen Armee wurden mit dem Bau dieser sehr komplizierten Stra‎ße beauftragt.



    Während des Baus der Transfogarascher Hochstra‎ße war Maxim Berghianu Chef des Staatsplanungs-Ausschusses, einer zentralen Institution in der kommunistischen Planwirtschaft. Im Jahr 2002 wurde er vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt:




    Ich habe mich etwa vier Jahre lang dem Bau der Transfogarascher Stra‎ße widersetzt. Das war eine riesige Investition, die dem Staat keine zusätzlichen Einnahmen brachte. Ich bin Bergsteiger und wei‎ß, dass im Juni-Juli der Schnee da noch 5-6 Meter hoch ist. Und was soll man dann mit dieser Stra‎ße anfangen? Sie wird vom Regen erodiert, ist von Erdrutschen gefährdet. Was produziert sie? Sieben Monate im Jahr ist die Stra‎ße gesperrt und es gibt ansonsten wenig Verkehr. Man hat gesagt, es sei eine strategische Stra‎ße, damit wollten sie mich umstimmen — sie raunten: ‚Willst du denn nicht, dass wir die Möglichkeit haben, mit Panzern aus Argeş nach Siebenbürgen zu fahren?‘ Vier Jahre lang habe ich diesem Projekt Hürden in den Weg gelegt, ohne etwas zu sagen. Es hat aber nicht geklappt. Vasile Patilineţ hat darauf beharrt.“




    Der Ehrgeiz, Bergstra‎ßen zu bauen, war im vollen Aufschwung. Maxim Berghianu berichtete, man hatte die Absicht gehabt, eine zweite Stra‎ße, parallel zur Transfogarascher Hochstra‎ße, zu bauen.



    Er wollte noch eine Stra‎ße von Sâmbăta de Sus nach Argeş bauen. Ich habe Patilineţ, zu dem ich gute Beziehungen hatte, gesagt: ‚Ein ganzes Land wird dich verfluchen, alle werden dich verfluchen, weil du den schönsten Zugang zum Fogarascher Gebirge zerstört hast. Dazu noch zerstörst du einen wunderbaren Wald, am Ufer eines Flusses. Hör damit auf! Reicht es denn nicht, dass wir die Transfogarascher Hochstra‎ße haben und diese gesperrt halten?‘ Und er stellte Ceauşescu das Projekt nicht mehr vor. Ich habe auch nur durch Zufall davon erfahren. Ich stieg mal vom Berg runter und habe gesehen, wie man den Wald fällte. Und ich habe mich gefragt, was da los ist. Und als ich runter wollte, hielt mich einer an und sagte mir, ich könnte nicht weiter, denn da werde mit Dynamit gesprengt. Von ihm habe ich erfahren, dass eine Stra‎ße nach Argeş gebaut wird.“




    Das Projekt der Bergstra‎ßen, andere verrückte wirtschaftliche Ideen sowie eine auf Autarkie beruhende Denkweise und die Zahlung aller Auslandsschulden führten dann in den 1980er Jahren zum Zusammenbruch der kommunistischen Wirtschaft. Maxim Berghianu:



    Der Einfuhrstopp von Maschinen und Ersatzteilen hat die Wirtschaft ruiniert. Dazu kam die verrückte Idee Ceauşescus, die Auslandsschulden vorzeitig zurückzuzahlen. Das hatte bis zu dem Zeitpunkt kein Land gemacht und das hat die Wirtschaft zerstört. Er hat die Einfuhr von Ersatzteilen für moderne Maschinen in der ChemieIndustrie, in der Metallindustrie und anderen Zweigen gestoppt. Er hat den Import von modernen Maschinen und moderner Technik eingeschränkt. Eine Maschine kann heutzutage nicht mehr als 45 Jahre halten. Wir sind nicht mehr im 18. oder 19. Jahrhundert. Die Maschinen werden jetzt in relativ kurzer Zeit ersetzt, alle 4,5, höchstens 6 Jahre. Wir haben alle Maschinen nicht mehr ersetzt. Es gab kein Geld mehr. Er hatte diese unproduktiven Investitionen betätigt, die keine Einnahmen brachten.“




    Das Projekt der Bergstra‎ßen war einer der Misserfolge der Ceauşescu-Wirtschaft, die auf das marxistisch-leninistische Modell beruhte.