Tag: Fogarascher Land

  • Unterwegs im Fogarascher Land

    Unterwegs im Fogarascher Land

    Die erste Station unserer virtuellen Reise ist das Dorf Mândra. Hier können wir einen besonderen Ort besuchen, das Museum für Leinwand und Geschichten.

    „Sie erfahren dort die Geschichte dieses Dorfes, die Geschichte der Auswanderung hiesiger Einwohner in die USA in der Zwischenkriegszeit und wie diese Menschen zurückgekehrt sind und mit dem dort verdienten Geld Häuser gebaut haben. Wenn Sie Handwerker kennenlernen möchten, würde ich Sorin Petrișor im Dorf Ucea anregen. Er ist ein großartiger Verfechter alter Bräuche. Sein Haus ist ein lebendiges Museum, in dem tatsächlich vieles passiert, was einst in den Häusern rumänischer Bauern stattfand, vom Weben bis zum Brotbacken. Er hat auch eine lokale Gastronomieeinrichtung registriert, wo Sie nach Voranmeldung auch eine traditionelle Mahlzeit genießen können. Sie können Ihre Reise dann nach Avrig fortsetzen, wo in der Bibliothek wöchentlich ein echter traditioneller Spinnradabend organisiert wird. Nichts davon ist inszeniert. Die Frauen dieser Gemeinde treffen sich hier zur Handarbeit und erzählen Geschichten. Es gibt keine speziell vorbereiteten Lieder, wie wir es aus Museen gewohnt sind. Die Dinge sind sehr natürlich, und es ist sehr schön, dass die Frauen ihre traditionellen Trachten aus den Truhen geholt haben und in traditioneller Kleidung erscheinen. In Avrig können Sie auch Adrian David kennenlernen, einen Hersteller von traditionellem Bauernschuhwerk. Ein junger Mann von unter 30 Jahren, der sich in dieses Handwerk verliebt hat und auch ein Zimmer in seinem Haus in ein Museum verwandelte. Er unterrichtet die traditionellen Methoden für Kinder, die auf die Handwerkerschule in dieser Gemeinde gehen.“

    Das Făgăraș-Land repräsentiert nur einen Teil eines viel größeren Gebiets rund um die Făgăraș-Berge. Und diese ganze Region ist so interessant, dass sie jährlich mit einem Festival gefeiert wird. Das Făgăraș Fest ist ein Festival der Berge und der Menschen im Făgăraș-Gebirge, sagt Victoria Donos.

    „Das Festival wurde fünf Ausgaben lang immer in einer jeweils anderen Gemeinde im Bergland hier organisiert, von Norden bis Süden der Făgăraș-Berge. Dieses Jahr möchten wir in einer Gemeinde haltmachen, in der das Festival idealerweise dauerhaft gastieren soll, weil wir glauben, dass dieses Festival einen noch größeren Einfluss auf das Leben der Menschen haben, einen wirtschaftlichen Einfluss ausüben und gleichzeitig zu einer Tradition für einen Ort im Făgărașer Bergland oder in einer anderen Gemeinde in der Umgebung werden kann. Wir veranstalten einen Wettbewerb, zu dem 35 Gemeinden auch aus dem Umkreis eingeladen wurden. Diese Woche werden wir alle eingereichten Projekte der Gemeinden bewerten, da es sich um einen Projektwettbewerb handelt. In der ersten Phase werden wir drei Gemeinden auswählen, die wir besuchen werden, weil es sehr wichtig ist, den Ort zu sehen, den sie vorgeschlagen haben, die Offenheit der Gemeinde zu bewerten, welche touristischen Ziele es dort gibt und wie die Menschen dort in die Organisation dieses Festivals einbezogen werden können.“

    An den letzten beiden Ausgaben nahmen auch ausländische Touristen teil, die vor allem den Reichtum an Erfahrungen schätzten, die dieses Festival bietet: Naturerlebnisse, aber auch kulturelle Erfahrungen.

    „Sie waren überrascht, wie viele geführte Touren es gibt. Zum Beispiel hatten wir geführte Touren über Vögel, Insekten, Fledermäuse, den Wald und wilde Tiere. Zusammen mit der Bergwacht sind wir auf einigen Pfaden im Wald gwandert und haben einige besondere Orte entdeckt. Dann haben einige das Camping ausprobiert, das Zelten, das wir letztes Jahr in der Nähe des Festivals angeboten haben. Andere haben in den Gästehäusern der Region übernachtet oder sind sogar weit über das Festivalgelände hinausgereist. Die Unterkünfte waren in einem Umkreis von 50 km ausgebucht. Ich kann mich gut erinnern, mit wie viel Überraschung und Freude sie über die Gästehäuser sprachen, die den authentischen Geist des Ortes bewahrten. Zum Beispiel sprachen sie sehr schön über die Häuser in Porumbacu, über das sehr gut zubereitete Frühstück, über die Gegenstände, die sie dort fanden, und über die Menschen, die Gastgeber. Die Kontakte mit den Gastgebern sind sehr wichtig.“

    Ein weiteres Projekt der Conservation Carpathia Foundation ist die Erstellung von Touristenpaketen, die verschiedene Erlebnisse im Făgăraș-Land und allgemein in der Umgebung der Făgăraș-Berge umfassen, wie wir von PR-Chefin Victoria Donos erfahren haben.

    „Da ist zum Beispiel Viorica Olivotto aus dem Dorf Ușoara, die traditionelle Blusen näht und eine echte Seele von Mensch ist. Es ist sehr gut, dass mehr Menschen sie kennenlernen. Es ist schön, an den Workshops teilzunehmen, die sie für Touristen organisieren kann, und warum sollte der Tourist nicht etwas hinterlassen, damit Frau Olivotto ihr Handwerk fortsetzen und unterstützt werden kann. Dann gibt es in der Ortschaft Lisa einige Walkmühlen, die ebenfalls als UNESCO-Schatz gelten, wo eine Familie eine Tradition von mehreren hundert Jahren fortsetzt. Ich finde es gut, dass Touristen von ihnen erfahren und sie in ihre Besuche in Rumänien mit berücksichtigen.“

    Zusammenfassend bleibt das Făgăraș-Land ein märchenhaftes Reiseziel, wo authentische Traditionen und spektakuläre Landschaften harmonisch miteinander verwoben sind. Es ist der perfekte Ort für diejenigen, die die Ruhe der Natur und den Charme des ländlichen Lebens suchen.

  • Online-Kaufhaus für Bauernprodukte eröffnet

    Online-Kaufhaus für Bauernprodukte eröffnet

    Die Landwirte, Handwerker und Kleinunternehmer im Fogarascher Land (rum. Ţara Făgăraşului) bemerkten die Shopping-Leidenschaft der Rumänen und überlegten, daraus einen Nutzen zu ziehen. Denn warum sollte es nicht auch ein Einkaufszentrum für einheimische Erzeugnisse geben? Demnach startete der Verein Creştem România Împreună“ (dt. Wir ziehen Rumänien zusammen gro‎ß“) ein neues Projekt: die Internetseite malltaranesc.ro — ein Online-Laden, für den sich bereits 120 einheimische Erzeuger anmeldeten. Die Internetseite bietet nicht nur hausgemachte Fleisch- und Wurstware, Milchprodukte, Marmelade oder verschiedene Getränke zum Verkauf, sondern auch handwerklich hergestellte Produkte. Mihai Mihu ist der Urheber des Projektes. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zu diesem besonderen Online-Einkaufszentrum:



    Die Initiative setzt ganz natürlich ein Projekt fort, das wir letztes Jahr unter dem Namen »Adoptiere einen Bauer« starteten. Das diesjährige Projekt soll unter dem Namen »Echtes Rumänien« abgewickelt werden. Das Projekt, das im vergangenen Jahr umgesetzt wurde, umfasste eine soziale Dimension. Wir versuchten nämlich städtische Familien mit ländlichen Haushalten zusammenzubringen. Das ländliche Einkaufszentrum beinhaltet eine praktische Komponente — sein Hauptziel ist, den urbanen und den ländlichen Raum unter dem Vorwand des Verkaufs von Erzeugnissen aus eigenem Betrieb auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Unser ursprüngliches Projekt, »Adoptiere einen Bauer«, brachte fast 900 Haushalte zusammen. Rund 2000 Stadtbewohner zeigten sich bereit, Bauern zu adoptieren. Das ganze Verfahren resultierte in fast 6000 Adoptionen. Die sogenannte Adoption setzt eine physische Interaktion zwischen den beiden miteinbezogenen Parteien voraus bzw. zwischen der Familie in der Stadt und dem Haushalt im ländlichen Raum. Dabei sollten unter anderem herkömmliche Traditionen, Sitten und Bräuche sowie Informationen über den ländlichen Raum weiter gegeben werden. Das neu gestartete Projekt — das Bauern-Kaufhaus — übertrifft bereits den Ausma‎ß des vorangegangenen Projektes Adoptiere einen Bauer«. Nur in den letzten zwei Tagen verkündeten mehr als 250 Erzeuger ihr Interesse an der Internetseite. Wir werden die Anmeldeanträge untersuchen. Was die Kundschaft betrifft — in den letzten paar Tagen haben sich mehr als 2000 Nutzer ein Konto erstellt.“




    Um Mitglied in der Gemeinschaft des Bauern-Einkaufszentrums zu werden, müssen sowohl Kunden wie auch Erzeuger ein Formblatt ausfüllen. Dadurch melden sie sich an. Danach hat der Kunde die Möglichkeit, sich einen bestimmten Haushalt auszusuchen, bei dem er die gewünschten Erzeugnisse ankauft, oder aber die verschiedenen Produktkategorien zu durchsuchen, um die Haushalte ausfindig zu machen, die das von ihm gesuchte Produkt erzeugen. Ein ganz einfacher Vorgang, so Mihai Mihu, der Urheber des Projektes. Dabei ginge es auch darum, die Kundschaft in Bezug auf die neuen Möglichkeiten auszubilden:



    Der Schlüsselbegriff ist in diesem Zusammenhang die Ausbildung. Darin besteht auch eines der Hauptziele unseres Vereins. Das Bauern-Einkaufszentrum ist ein Teilprojekt einer umfangreicheren Initiative, das unter dem Namen »Echtes Rumänien« läuft. Diezbezüglich legen wir hohen Wert auf die Ernährungserziehung — auf den Ankauf von Bioprodukten, von Produkten die den Geschmack bewahren — den Eigenschaften, die wir von unseren Gro‎ßeltern so kennen. Andererseits versuchen wir, auch die Landwirte auszubilden, ihnen Marketinggrundsätze beizubringen oder sie mit rechtlichen Fragen vertraut zu machen. Wir versuchen die Landwirte zu marktorientierten Erzeugern zu erziehen.“




    Die Produkte im Online-Bauernkaufhaus sind mit einem Barcode versehen. Die Kunden können den Barcode mit ihrem Smartphone scannen und erhalten somit mehr Informationen zum Erzeuger. Au‎ßerdem sollen derartige QR-Codes auch am Tor des Landwirtes, der die traditionellen Produkte verkauft, ausgehängt werden. Die meisten Landwirte, die sich an der Initiative beteiligen — etwa 50 –, kommen aus dem Fogarascher Land, so unser Gesprächspartner. Dennoch haben sich Landwirte und Handwerker aus allen Ecken des Landes angemeldet, so Mihai Mihu:



    Wir haben uns vorgenommen, bis zum Jahresende etwa 5 Tausend angemeldete Erzeuger zu erreichen. Ende des kommenden Jahres wollen wir 25-30 Tausend Mitglieder haben. Wir hoffen, dass sie an mindestens 200 Tausend Familien im städtischen Raum ihre Produkte verkaufen werden.“




    Über die übliche Produktbeschreibung hinaus sollen manche informierendeTexte auch in Englischer Sprache übersetzt werden. Darüber hinaus melden sich die Landwirte und Handwerker kostenlos auf der Webseite an. Keine der von der Webseite angebotenen Dienstleistungen setzt irgendwelche zusätzliche Kosten für die Landwirte oder Handwerker voraus. Die Verkaufspreise werden selbstverständlich geringer als der Marktpreis sein. Dazu Mihai Mihu:



    Unser Projekt widerspiegelt das Konzept der sogenannten kurzen Kette. Das Bauernkaufhaus bringt Angebot und Nachfrage zusammen, ohne den Eingriff jeglicher Zwischenhändler. Wir hoffen, dass die Stadtbewohner demzufolge die Produkte zu vernünftigen Preisen kaufen können. Andererseits bieten wir den Landwirten und Handwerkern die Möglichkeit, ihre Arbeit und ihre Bedürfnisse in einer korrekten Weise durch den angebotenen Preis auszudrücken.“




    Vor dem Hintergrund der Erziehung der Menschen im Sinne gesunder, beständiger Grundsätze startet der Verein Creştem România împreună“ ein neues Frühjahresprojekt:



    Anfang April starten wir ein weiteres Projekt, das uns sehr am Herzen liegt — »Plantează România« (dt. »Anpflanzaktion Rumänien«). Wir nehmen uns vor, 170.000 Setzlinge in 25 Ortschaften anzupflanzen. Wir erhoffen uns eine Teilnahme von mindestens 5.000 Freiwilligen. Letztes Jahr haben wir 160.000 Setzlinge mit Hilfe von 5.000 Freiwilligen und 200 Organisationen angepflanzt.“




    Geplant sind noch ein Marathonlauf zur Unterstützung der Wälder, sowie weitere thematische Veranstaltungen, zu denen wir Sie im Laufe des Jahres zeitgerecht unterrichten werden.

  • Sâmbăta de Sus, Besucherhighlight im Fogarascher Land

    Sâmbăta de Sus, Besucherhighlight im Fogarascher Land

    Wer dieses Dorf im Fogarascher Land im Kreis Braşov besuchen will, kann in einer der vielen Pensionen wohnen und den rustikalen Stil genie‎ßen. Wer will, kann auch einen Crash-Kurs in einem der traditionellen Handwerke besuchen. Bei Spaziergängen wird man schnell auf einen beeindruckenden Bau aufmerksam — das Kloster Sâmbăta de Sus. RRI sprach mit Archimandrit Andrei Visarion Jeoantă über die Geschichte dieser Kultstätte: Die historischen Daten zum Kloster Sâmbăta de Sus gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Der Onkel des späteren Fürsten Constantin Brâncoveanu kaufte diese Ländereien im Fogarascher Gebiet mit einem strategischen Hintergedanken: wäre die Walachei von den Türken besetzt worden, hätte er sich leicht nach Siebenbürgen absetzen können, das damals unter fremder Herrschaft war. Das geschah 1652. Als Brâncoveanu zum Landesfürsten wurde, übernahm er das Gebiet und stiftete 1696 das hiesige Kloster Brâncoveanu, eine Art Nachbau des Klosters Horezu in der Walachei, wenn auch nicht der gleichen Grö‎ße.”



    Zwischen 1696-1707 wurde dann eine Kirche gebaut, die allerdings erst später – nämlich 1766 — von den Kirchenmalern Ionaşcu und Pană bemalt wurde. Das Kloster wurde von den Kanonen des Habsburgergenerals Preiss 1785, während der religiösen Aufstände in Siebenbürgen, vollständig zerstört. Viel später, im Jahr 1926, begann unter Aufsicht von Nicolae Bălan, dem Metropoliten der Rumänischen Orthodoxen Kirche in Siebenbürgen, die Restaurierung der Kirche. König Michael war der zweite Stifter des Klosters. Das Portrait des Königs ist auf der Innenwand der Klosterkirche, rechts vom Eingang zu sehen. Links vom Eingang ist das Bild des Metropoliten Nicolae Bălan.



    Klöster waren zur damaligen Zeit richtige Kulturzentren und auch von jenem in Sâmbăta de Sus ging eine kulturelle Ausstrahlung aus, sagt Archimandrit Andrei Visarion Jeoantă: Als Fürst Constantin Brâncoveanu das Kloster stiftete, gründete er hier auch ein Kulturzentrum mit. Dazu gehörte eine Schule für Lehrer, die den Kindern in den umliegenden Dörfern Lesen und Schreiben beibringen sollten, aber auch eine nach siebenbürgischer Tradition arbeitende Glasmalereischule. Als das Kloster 1926 restauriert wurde, ist auch diese Glasmalereischule neu gegründet worden — und sie besteht heute noch. Die Kulturarbeit hat sich nach 1989 noch einmal intensiviert. Das Kloster hat Malereiausstellungen im Ausland organisiert, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Australien. Dieses traditionelle siebenbürgische Handwerk ging sozusagen auf Weltreise.”



    Sehenswert ist auch das Schloss von Brâncoveanu, das im Westteil des Dorfes Sâmbăta de Sus steht. Das Schloss wurde im Jahr 2010 denkmalschutz- und stilgerecht restauriert. Die Sanierungsarbeiten gehen allerdings weiter, restauriert werden jetzt die Schlossanlagen wie die Dienerunterkünfte und die Ställe.



    Wer an unserem Quiz über das Weberschiffchen von Mütterchen Ruţă teilnimmt, kann einen Rumänien-Aufenthalt gewinnen und auch Sâmbăta de Sus besuchen.