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  • Oldtimer und ihre Geschichten: Ford V8 ab 1935 auch in Rumänien hergestellt

    Oldtimer und ihre Geschichten: Ford V8 ab 1935 auch in Rumänien hergestellt

    Wir kennen sie vielmehr aus Filmen. Sie konnten ihr Brummen nicht laut werden lassen, spielten dennoch eine wichtige Rolle in den Stummfilmen Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie können noch in verschiedenen privaten Sammlungen oder in manchen Museen bewundert werden. Doch die meisten von Ihnen wissen wahrscheinlich nicht, dass in Rumänien in der Zwischenkriegszeit Fahrzeuge der Marke Ford in Bukarest hergestellt wurden. Einige Modelle sollen derzeit wieder belebt werden. Vlad Capotescu war 10 Jahre lang der Vorsitzende der Filiale des Oldtimerclubs Retromobil“ im Landkreis Timiş (dt. Temesch) in Westrumänien. Er ist gleichzeitig auch Mitglied im Kulturausschuss des Vereins. Vlad Capotescu schilderte uns die Geschichte von Ford:



    Henry Ford setzte buchstäblich die Welt in Bewegung, und zwar auf Rädern. Bis zur Herstellung des Ford Modells T im Jahr 1907 bewegte sich die Mehrheit der Bevölkerung höchstens 100 Km vom Geburtsort weg. Und das ein Leben lang. Mit der Herstellung des Ford Modells T begannen die Menschen, weiter zu reisen, sich viel mehr zu bewegen. Das Modell T war ein wichtiger Antrieb für die US-Wirtschaft. 1930 kam der Autohersteller dazu, 7500 Fahrzeuge am Tag zu fertigen. Im gleichen Jahr trat der Autohersteller auch auf den europäischen Markt ein. Ford überlegte, auch hier eine Fabrik zu eröffnen, nur hatten sie den Standort noch nicht festgelegt. 1934 wurde die Errichtung der Autofabrik genehmigt. Die Baupläne — und das Projekt insgesamt — waren sehr fortgeschritten für die damalige Zeit. Es sollte eine Halle mit einer Stahlbetonstruktur gebaut werden. Der rumänische Architekt Duiliu Marcu entwarf die Baupläne. Es wurde ein Grundstück in der Stra‎ße Calea Floreasca angekauft. Das Unternehmen trug den Namen Ford Româna SAR. 1935 wurde hier die Montage des Modells V8 1935 gestartet.“




    Die V8-Motoren wurden bei der Fertigung der ersten rumänischen Geländewagen als Modell verwendet. Doch leider sieht die Lage nicht besonders rosig für die historischen Fahrzeuge in Rumänien aus. Dazu Vlad Capotescu:



    Die Lage ist etwas traurig. Inferno und Ekstase. Nach 1990 ging die Hölle los — da herrschte ein rechtliches Durcheinander. Die meisten Fahrzeuge, die wir aus rumänischen Filmen kannten, wurden ausgeführt. Bis 2007, dem EU-Beitrittsjahr Rumäniens, gab es kein Gesetz, das die Oldtimer schützte. Mit dem EU-Beitritt wurden wir gezwungen, Ma‎ßnahmen diesbezüglich zu treffen. Daher wurde die Entscheidung getroffen, die historischen Fahrzeuge zu schützen, da sie Teil des UNESCO-Kulturerbes waren. Unser Verein, Retromobil, wurde Mitglied im Weltverein der Oldtimer-Clubs, der Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA). Die Sammler in Rumänien hatten die Möglichkeit, ihre Papiere zu aktualisieren. Sie erhielten Urkunden, die ihre Autos als historische Fahrzeuge anerkannten. Und nun erleben wir eine Phase der Ekstase — Oldtimer kehren nämlich ins Land zurück. Derzeit gibt es etwa 2500 als historische Fahrzeuge zugelassene Autos in Rumänien.“




    Im Vergleich beispielsweise zu Slowenien steht Rumänien nicht besonders gut. Dort leben rund 2 Millionen Menschen und im Land gibt es mehr als 8000 Oldtimer. Also schneiden wir in Rumänien im Vergleich zu anderen Staaten nicht besonders gut ab, so Vlad Capotescu:



    Damit ein Oldtimer als historisches Fahrzeug dokumentiert wird, muss es funktionsfähig sein. Und es muss das Original sein. Das hei‎ßt, es muss technisch und optisch entsprechen und im gleichen Zustand sein, als ob es gestern gefertigt worden wäre. Das ist ein europaweit gültiger Standard. Denn nicht jedes alte Auto ist ein historisches Fahrzeug. Die einzige Änderung, die erlaubt ist, ist die Blinklichtanlage, falls das Auto keine hatte. Ansonsten muss das Auto dem Original entsprechen.“




    Vlad Capotescu erzählte uns, in Rumänien gäbe es 12 oder 13 Stück vom Ford Modell V8, doch keins davon sei in gutem Zustand. Eine gute Nachricht hatte er aber doch:



    Drei, vier Fahrzeuge werden derzeit repariert. Wir hoffen, sie werden in den kommenden Jahren fahrbar sein. Ansonsten gibt es noch weitere 10 Ford-Autos, ebenfalls Modell V8 in Rumänien, die als historische Fahrzeuge anerkannt wurden und im guten Zustand sind. Diese wurden allerdings importiert, sie wurden nicht in Rumänien hergestellt. Von denen, die in Rumänien gefertigt wurden, fährt derzeit keines. Solche Fahrzeuge sind sehr aufwendig — ich als Finanzmensch kann Ihnen das bestätigen. Da muss man schon eine gro‎ße Leidenschaft dafür haben.“




    Die Restaurierung eines Oldtimers ist zweimal teurer als der Kaufpreis, erklärte uns Vlad Capotescu. Und dennoch, die historischen Fahrzeuge in Rumänien bereiten sich für die Parade vor:



    Im Juni 1930 wurde das erste internationale Automobilrennen im Banat ausgetragen. Das Rennen fand unter der Schirmherrschaft des Königlichen Hauses statt. Es beteiligten sich zwei rumänische Fürsten, Ghica und Nicolae. Am nächsten Tag fand ein Automobil-Eleganz-Wettbewerb statt. Sechs Fahrzeuge machten beim Rennen am ersten Tag mit, weitere sechs nahmen am Eleganz-Contest teil. Wir hoffen, dass an der diesjährigen Parade so viele historische Fahrzeuge wie möglich mitmachen werden. Wir haben Einladungen auch an unsere Kollegen in Ungarn und Serbien geschickt, so dass das gesamte Banat an der Parade in Temeswar mitmachen kann. Wir werden kein klassisches Rennen organisieren, sondern vielmehr verschiedene Proben für die Fahrer überlegen. Alte Fahrzeuge sind nicht leicht zu lenken, also werden die Fahrer ihre Geschicktheit beweisen können. Nächstes Jahr wollen wir aber ein richtiges Rennen organisieren. Wir unterhielten uns schon diesbezüglich mit den Kollegen in Ungarn und Serbien. Das Rennen soll nämlich im Banater-Dreieck ausgetragen werden.“




    Ende Juni findet auch in Sinaia ein ähnlicher Event statt. Der zuständige Verein in Rumänien, Retromobil Club, organisiert nämlich Ende des Monats zum 9. Mal eine Oldtimer-Eleganz-Parade in Sinaia.

  • Oldtimer: Der Dion Bouton in Galatz

    Oldtimer: Der Dion Bouton in Galatz


    Eine unbedeckte Karosserie, aus Eschenholz. Räder mit Bremstrommel, Felgen und Speichen, ausgestattet mit 20-Zoll-Reifen, die von den Kotflügeln aus Eschenholz geschützt sind. Das Fahrgestell besteht aus Stahlrohren. Das wäre die Beschreibung eines Oldtimers: Der Dion Bouton, Baujahr 1898, ist ein Museumsstück.




    Seit gut einem halben Jahrhundert kann der Dion Bouton im Geschichtsmuseum von Galatz, im sogenannten Cuza-Haus, bewundert werden. Das Automobil hat drei Gänge für den Vorwärtsgang und einen Rückwärtsgang. Gestartet wird es mit Hilfe einer Kurbel und das Lichtsystem besteht aus zwei Scheinwerfern mit Flamme, die mit dem von einem Generator stammenden Acetylen erzeugt wird. Das Ausstellungsstück ist in einem exzellenten Zustand und funktioniert einwandfrei. Der Leiter des Geschichtsmuseums in Galatz, Professor Cristian Căldăraru, wei‎ß ganz genau, wie das Automobil in die Sammlung seines Hauses aufgenommen wurde:



    Wir gehören zu den seltenen Besitzern eines Urgro‎ßvaters des Automobils in Rumänien. Es geht um den De Dion Bouton, der 1956 in den Besitz des Geschichtsmuseums überging. Seine Geschichte ist sehr interessant: Er gehörte Nicu Cincu, der während der Zwischenkriegszeit auch Vizepräsident des Kreisrates Covurlui war. Nicu Cincu hatte das Automobil 1899 gekauft und es bis 1927 genutzt. 1927 verkaufte er es einem Werftmeister in Galatz, der es bis 1956 behalten sollte. Danach brauchte der Mann wahrscheinlich Geld und setzte sich mit dem damaligen Museumsdirektor, Professor Grigoriu, in Verbindung. Dieser ging auf das Geschäft ein, ein derartiges Angebot hätte man auch nicht ablehnen können. Also kaufte das Museum das Automobil im Jahr 1956 für die für damalige Verhältnisse beträchtliche Summe von 2000 lei.“




    Welche ist aber die Geschichte des Modells Dion Bouton, wollten wir von Cristian Căldăraru wissen:



    Im Jahr 1883, also an den Anfängen des Automobils, baute der Markgraf Albert De Dion gemeinsam mit zwei Mechanikern aus Paris, Georges Bouton und Trepardoux, ein vierrädriges Automobil, das mit Dampf betrieben wurde. So nahm die Geschichte des Automobils De Dion Bouton ihren Lauf. 1885 wurde ein weiteres Modell in die Welt gesetzt, mit einer Karosserie vom Typ Phaeton, mit vier Sitzen. Dieses Automobil war mit einem Dampfmotor mit einer Leistung von 5 PS ausgestattet und für damalige Verhältnisse hatte es eine recht hohe Geschwindigkeit, 30 Km/h. Einige Jahre später, 1893, wurden die Verbrennungsmotoren entwickelt, die mit einem Funken gezündet wurden. Und hier sieht man, dass Albert De Dion und Georges Bouton sich diesem technischen Fortschritt verschrieben und sich fortan auf den Bau eines Automobils mit Verbrennungsmotor konzentriert haben. Das Geschichtsmuseum hat dieses 1898 gebaute Automobil in seinem Besitz, es ist eine Ableitung von dem Dreirad-Modell aus dem Jahr 1895, die auch einen starken kommerziellen Erfolg landete. Insgesamt wurden knapp 22.000 Exemplare hergestellt. Auf der ganzen Welt gibt es heute nur noch drei davon, jeweils ein Exemplar in England und Kanada.




    Die Automobile der Baureihe Dion Bouton“ waren Vorläufer der allradangetriebenen Modelle unserer Tage. Die Hinterräder wurden durch den Dampfmotor angetrieben und übertrugen die Energie mit Hilfe eines Riemens an die Vorderräder. Das 1884 gebaute Modell erreichte eine Geschwindigkeit von 30 Km/h. 1887 gewann der Mechaniker Georges Bouton damit die erste Autorallye Frankreichs, die von dem Magazin Vélocipède“ organisiert worden war. Dabei erreichte er eine Spitzengeschwindigkeit von 60 Km/h.



    Das Ausstellungsstück aus Galatz wurde in den 1980er Jahren in den Stahlwerken der Stadt restauriert. Sein derzeitiger Wert wird auf über 800.000 Euro geschätzt, die Japaner von Toyota sollen fast doppelt soviel angeboten haben. Sie wollten das Automobil unter einer Glasglocke vor dem Unternehmenssitz aufstellen. Und weil das Automobil aus dem Cuza-Haus in diesem Teil der Welt einzigartig ist, wurde es vor zwei Jahren vom Bukarester Nationalen Museum der Geschichte neben anderen Oldtimern im Rahmen einer Sonderausstellung präsentiert.



    Zurzeit gibt es in Rumänien neben dem Dion Bouton noch zwei weitere Oldtimer, die fahrtüchtig sind: ein Ford T aus dem Jahr 1914 und ein Automobil der Marke Ego aus dem Jahr 1924. Der Ford gehört einem Sammler aus Galatz, die fehlenden Originalteile wurden aus den USA gekauft. Das Museum Gheorghe Petraşcu“ in Tecuci beherbergt den in Deutschland hergestellten Ego. Dieses Modell hat 14 PS, vier Sitze, ist ein Cabrio und verfügt über einen 4-Zylinder-Motor. Das Automobil aus Tecuci war auch in Nae Caramfils Film Der Rest ist Schweigen“ zu sehen.



    Abschlie‎ßend fragten wir Cristian Căldăraru, ob diese Oldtimer vielleicht nicht irgendwann im Rahmen einer landesweiten Karawane zu sehen sein könnten.



    Ein derartiges Projekt wollen wir in diesem Jahr veranstalten, gemeinsam mit dem Geschichtsmuseum in Tecuci, denn sie haben diesen Ford aus dem Jahr 1925. Unser Exponat bedarf einer Revision am Motor und dann könnte es eine festgelegte Strecke hinterlegen, wir dachten an einige Gro‎ßstädte. Sicherlich wird das Auto nur in den Städten fahren und nicht auch auf den Landstra‎ßen. Die Höchstgeschwindigkeit, die es erreichen kann, beträgt 25 Km/h. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass damals Automobile mit Pferdekutschen auf denselben Stra‎ßen fuhren, eine Kutsche mit vier oder sechs Pferden konnte dieses Auto leicht überholen.“




    Bis das Projekt umgesetzt wird, kann lediglich der Ford T auf den Stra‎ßen von Galatz manchmal gesichtet werden. Aber das nur in der Nacht, denn sein Besitzer fürchtet sich vor dem Verkehr tagsüber. Sein Auto könnte nämlich die Aufmerksamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer stören.