Tag: fossile Brennstoffe

  • Welttag der Umwelt: „Menschheit muss von der Autobahn zur Klimahölle herunter“

    Welttag der Umwelt: „Menschheit muss von der Autobahn zur Klimahölle herunter“

     

     

    Der Mensch als Verursacher der globalen Erwärmung stellt für unseren Planeten die gleiche Gefahr dar wie der „Meteorit, der die Dinosaurier ausgelöscht hat“. Diese Einschätzung gab UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Rede zum Welttag der Umwelt in New York ab. „Was das Klima betrifft, sind wir Menschen nicht die Dinosaurier. Wir sind der Meteorit. Wir sind nicht nur in Gefahr, wir sind die Gefahr selbst“, betonte Guterres und kritisierte vor allem den Sektor der fossilen Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Gas), die er als „Paten des Klimachaos“ bezeichnete. Er wiederholte seine Forderung, die Gewinne dieses Sektors zu besteuern, um den Kampf gegen die globale Erwärmung zu finanzieren, und schlug sogar ein Werbeverbot für die Unternehmen vor, die fossile Treibstoffe produzieren. „Dies ist ein kritischer Moment für das Klima“, betonte Antonio Guterres und forderte die Menschheit auf, „die Ausfahrt von der Autobahn zur Hölle anzusteuern“.

    Wir spielen russisches Roulette mit unserem Planeten. Aber wir müssen von diesem Highway in die Klimahölle herunterkommen. Und die Wahrheit ist, dass wir die Kontrolle darüber haben. Die 1,5-Grad-Celsius-Grenze ist immer noch erreichbar.“

     

    Der Kampf um einen lebendigen Planeten werde in diesem Jahrzehnt gewonnen oder verloren, so Guterres, der die Staats- und Regierungschefs der Welt zu sofortigem Handeln aufforderte, u. a. zu einer drastischen Verringerung der Umweltverschmutzung und zu einem sofortigen Stopp aller neuen Kohleprojekte. Außerdem forderte er die reichen Länder auf, sich zu verpflichten, bis 2030 aus der Kohleverbrennung auszusteigen, den Öl- und Gasverbrauch bis 2035 um 60 % zu senken und die Finanzmittel für die ärmsten und am stärksten vom Klimawandel bedrohten Länder zu erhöhen. „Wir können keine Zukunft akzeptieren, in der die Reichen in klimatisierten Blasen geschützt sind, während der Rest der Menschheit von tödlichem Wetter in unbewohnbaren Gebieten heimgesucht wird“, fügte er hinzu.

    Die Äußerungen von Guterres werden durch Statistiken untermauert: Im vergangenen Jahr starben in Europa mehr als 60 000 Menschen an hitzebedingten Krankheiten, und Forscher warnen, dass die Zahl der Todesopfer bis 2040 auf 100 000 steigen könnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. In einem Interview mit Euronews warnte Carlo Buontempo, Direktor von Copernicus, dem Klimabeobachtungsdienst der EU, ebenfalls vor den Extremen:

    Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Europa ist in den letzten 20 Jahren um 30 % gestiegen. Und das hängt mit den steigenden Temperaturen und den immer häufiger auftretenden Hitzewellen zusammen. Diese Hitzewellen werden immer intensiver und dauern länger. Wir sollten mit einem Anstieg der Temperaturen rechnen. In den nächsten fünf Jahren werden die Temperaturen definitiv steigen.“

     

    Wie Copernicus im Juni mitteilte, hat die beschleunigte globale Erwärmung einen Rekord aufgestellt – es gab 12 aufeinanderfolgende Monate mit Rekord-Durchschnittstemperaturen. Die einjährige Hitzewelle sei angesichts des vom Menschen verursachten Klimawandels „schockierend, aber nicht überraschend“ gewesen, sagte Carlo Buontempo, der davor warnte, dass noch Schlimmeres bevorstehe. Es sei denn, die Verschmutzung durch fossile Brennstoffe werde reduziert. Die Copernicus-Daten zeigen, dass jeder Monat seit Juli 2023 um mindestens 1,5 Grad wärmer war als die Temperaturen vor der Industrialisierung, als die Menschen noch nicht große Mengen fossiler Brennstoffe verwendeten.

    Die Kohlendioxidemissionen aus der Verbrennung dieser Treibstoffe, die als Hauptursache für den Klimawandel gelten, haben im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht – trotz weltweiter Vereinbarungen zur Begrenzung ihrer Freisetzung und eines raschen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Der Planet erwärmt sich, und die Hitze führt zu mehr Niederschlägen und zum Schmelzen des Meereises, was zu extremen Wetterbedingungen führt, die Probleme in der Landwirtschaft, Massenmigration und schädliche gesundheitliche Folgen verursachen können, erklären Experten. Sie weisen darauf hin, dass die Welt nach den neuesten Klimadaten „weit entfernt“ von ihrem Ziel sei, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – dem Hauptziel des globalen Pariser Abkommens von 2015.

    Die Erde erwärmt sich in einem noch nie dagewesenen Tempo, und die Temperaturen haben außergewöhnliche Werte erreicht, warnen Wissenschaftler, die eine neue Studie über Hitzewellen im Jahr 2023 durchgeführt haben. Extreme Wetterereignisse werden häufiger auftreten und ganze Tier- und Pflanzenarten gefährden. Dennoch bestehe immer noch die Möglichkeit, den Temperaturanstieg zu stoppen: „Die 1,5°C-Klimagrenze ist nicht wie ein Lichtschalter, der alle möglichen Klimakatastrophen auslöst. Aber mit jeder kleinen zusätzlichen Erwärmung nimmt das Risiko negativer Auswirkungen zu“, heißt es auf der Website der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA.

  • Energiewende in Rumänien: Verzicht auf fossile Brennstoffe könnte schwierig werden

    Energiewende in Rumänien: Verzicht auf fossile Brennstoffe könnte schwierig werden

    Nach einer Schätzung der WHO tötet die Luftverschmutzung über sieben Millionen Menschen jährlich und macht viele andere krank und arbeitsunfähig. In Europa wäre es laut einer frisch veröffentlichten Studie möglich, durch die Reduzierung der Umweltverschmutzung auf WHO-Standards über 50.000 Todesfälle zu vermeiden. Die Feinstaubverschmutzung wird in städtischen Arealen mit höheren Sterberaten, Herz- und Kreislaufkrankheiten, Atembeschwerden, Schwangerschaftsproblemen und sogar fötalen Missbildungen in Verbindung gebracht.



    Es besteht also dringender Handlungsbedarf in Industrie, Verkehr, aber auch in der Beheizung von Gebäuden mit Holz und Kohle. In der EU wird noch in 18 Ländern Kohle eingesetzt, darunter auch Rumänien, wo die Kohlekraftwerke zumeist einem von zwei gro‎ßen Energiekonzernen gehören — Oltenia oder Hunedoara. Die Betriebseinstellung in Kohlekraftwerken auf internationaler Ebene und die Streichung von Subventionen für fossile Brennstoffe gehören zu den Ma‎ßnahmen, die eine reinere Umwelt begünstigen könnten.



    Im Dezember haben die EU-Staaten beschlossen, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um mindestens 55% gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Bis 2050 will die Union sogar klimaneutral werden. Der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zufolge wurden letztes Jahr 38% des Energiebedarfs in der Union aus erneuerbaren Quellen erzeugt — um 4% mehr als 2019. Dieser Vorsprung reichte für einen Rekord aus — wie die Bukarester Energieexpertin Otilia Nuţu von Thinktank Expert Forum im Gespräch mit Radio Rumänien sagt, kam es vor dem Hintergrund einer aus Pandemiegründen rückläufigen Energienachfrage zu dieser günstigen Entwicklung:



    Die aktuelle Politik hat dazu geführt, dass letztes Jahr erstmalig mehr Energie aus grünen Quellen als aus fossilen Quellen produziert wurde. Es steht zu erwarten, dass sich die Kohlebranche 2021 leicht erholt, aber der Schock wird langfristig dazu führen, dass Kohlekapazitäten geschlossen werden — die Frage ist nun aber, womit wir die Kohle ersetzen. Wir brauchen neue Kraftwerke, die mit der nichtkonstanten Versorgung aus erneuerbaren Quellen fertig werden.“



    Wichtig ist, so Otilia Nuţu, dass wir uns nicht auf Transitlösungen festlegen, die uns dann weitere Probleme schaffen. Sie meint zum Beispiel Gaskraftwerke, die zwar weniger verschmutzen als die Kohlekraftwerke, aber ihre hohen Investitionskosten erst in 30 Jahren amortisieren.



    Während in Europa der Anteil an fossilen Brennstoffen zurückgeht und 2019 bei 71% lag, ist in Rumänien diese Quote etwas höher: 73%. Dumitru Chisăliţă, Chef der Vereinigung für Intelligente Energie, einer zu Energiepolitik forschenden NGO, wirft ein, dass Rumänien in den letzten Jahren zahllosen internationalen Abkommen beigetreten ist, die die Reduzierung der CO2-Emissionen vereinbaren und dabei vor allem auf den Abbau der Kohleinfrastruktur abzielen. Wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten, fordert Dumitru Chisăliţă:



    Schon jetzt sollten wir uns darauf einstellen, dass wahrscheinlich ab 2025 eine Entscheidung kommt, die die Wandthermen betrifft, und 2030 eine zum Verkehr. Dass das kommt, ist bekannt. Es ist demnach in grüne Erzeugung zu investieren, aber auch in die Speicherung — denn die Versorgung aus erneuerbaren Quellen erfolgt nicht kontinuierlich, weil wetterabhängig. Wir — d.h. die Union und Rumänien — müssen deshalb in Speicher investieren, die schnell einspringen, wenn die Erzeugung ausfällt. Das hei‎ßt dann aber auch, dass in die Umgestaltung der Stromnetze zur Anpassung an erneuerbare Energiequellen investiert werden muss. Und nicht zuletzt müssen wir uns den Verbrauch und die Nachfrage ansehen. Denn man diskutiert sehr viel über eine massive Umstellung der Verkehrs von herkömmlichen Treibstoffen auf Elektrofahrzeuge, über die Beheizung, die langfristig bis 2050 nicht mehr mit Holz oder Gas stattfinden soll, sondern mit Strom.“



    Insgesamt, warnt der Energieexperte, geht es hier um gewaltige — auch finanzielle — Anstrengungen für den Aufbau der Stromnetze, die einen solchen Konsum tragen können.