Tag: Französisches Kulturinstitut

  • Nacht der Ideen: Was bedeutet „Nähe“ in Zeiten der Pandemie?

    Nacht der Ideen: Was bedeutet „Nähe“ in Zeiten der Pandemie?

    Die Nacht der Ideen“ ist eine internationale Veranstaltung, die vom Französischen Institut in Paris auf fünf Kontinenten organisiert wird. Die Events, die dieses Jahr um das Thema CLOSE/NAH“ veranstaltet wurden, fanden in Bukarest, Cluj (Klausenburg), Iaşi (Jassy) und Timişoara (Temeswar) online statt. Das diesjährige Thema stand im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und warf die Frage auf, wie sich unsere Vorstellung von Raum und Mobilität verändert hat und wie wir mit dem Thema Solidarität umgehen.



    Rumänien war auch Teil des internationalen Marathons, der am 28. Januar vom Französischen Institut in Paris in den sozialen Netzwerken übertragen wurde und in dem die Sondervorführung Nah — jenseits jedes Alters“ präsentiert wurde. Die rumänischen Freunde des Französischen Kulturinstituts, darunter Ileana Ţăroi, Journalistin und Koordinatorin der französischen Abteilung von Radio Rumänien International, haben dabei über ihre Auffassung des Begriffs Nähe“ und über die Herausforderungen des letzten Jahres gesprochen. Die Marketing und PR-Leiterin des Französischen Kulturinstituts in Temeswar, Teodora Achim, spricht über einige der Veranstaltungen, die in der Nacht der Ideen 2021 online stattfanden:



    Wir haben das Programm so gestaltet, dass es wie ein Marathon aussieht. In Temeswar haben wir uns mehr darauf konzentriert, was Gemeinschaft bedeutet, der Gemeinschaft nahe zu sein — deshalb sind wir zu Menschen und Orten gegangen, die es geschafft haben, Verbindungen zu schaffen und Leute um uns zu versammeln. Ein Beispiel in diesem Sinne ist die international bekannte Temeswarer Buchhandlung »La Două Bufniţe« (dt. »Zwei Eulen«), gegründet von Oana Doboşi und Raluca Selejan. Ein sehr lebendiger Ort in Temeswar ist auch »Scârţ«, das Museum des kommunistischen Konsumenten, gegründet von Christine Cizmaş und Ovidiu Mihăiţă, den Gründern des unabhängigen Theaters »Auăleu«. Wir wollten von ihnen erfahren, wie sie es geschafft haben, in dieser Zeit ihr Publikum nah zu halten. Wir machten uns auch auf den Weg zu einem neu geschaffenen Raum in Temeswar, dem unabhängigen FABER-Zentrum, das inmitten einer Pandemie eröffnet wurde und in der zweiten Hälfte des letzten Jahres ein Referenzort für die Kulturszene der Stadt war. Ich habe auch mit Dominic Fritz, dem Bürgermeister von Timişoara, gesprochen, weil wir es für wichtig hielten, ihn zu fragen, wie er es schafft, die Gemeinde in diesen schwierigen Zeiten, in denen wir leben, zusammenzuhalten. Ebenfalls in Temeswar habe ich ein Treffen mit der Soziologin Eva Illouz gehabt, einer Spezialistin für die Soziologie der Gefühle. Sie hat ein Buch darüber veröffentlicht, wie die kapitalistische Gesellschaft die Liebesbeziehungen beeinflusst, deshalb fanden wir es besonders interessant, ihre Ansichten darüber zu hören, wie sich unsere Beziehungen in Zeiten der Krise entwickeln und worauf wir zusteuern.“



    Während der Nacht der Ideen hat das Französische Institut in Cluj (Klausenburg) auf seiner Facebook-Seite das Publikum zu einer interessanten Live-Debatte eingeladen, die von Ioana Costaş, der Leiterin des Instituts, moderiert wurde. Thema der Gespräche war die Stadterneuerung durch Stra‎ßenkunst, mit Beispielen guter Praktiken aus Cluj und Nantes, Städte, die dieses Jahr 30 Jahre Partnerschaft feiern. Die Nacht der Ideen bedachte auch die jüngere Generation, es gab auch ein reichhaltiges Programm für Kinder, die an Storytelling-Workshops sowie Workshops zum kritischen Denken oder zur persönlichen Entwicklung teilnahmen.

  • Kulturinstitute in Bukarest vernetzen sich

    Kulturinstitute in Bukarest vernetzen sich

    Die Kunstgalerie Insula 42“ hat in Partnerschaft mit dem Französischen Kulturinstitut und dem Goethe-Institut in Bukarest unter dem Namen Europäischer Inkubator“ eine neue Reihe von Kulturveranstaltungen ins Leben gerufen. An der ersten Online-Sitzung, die von Corina Şuteu moderiert wurde, haben Hélène Roos, Direktorin der französischen Kulturinstitute in Rumänien und Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Goethe in Bukarest, teilgenommen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Probleme Rumäniens als Folge der Gesundheitskrise, die wir durchleben, und die Frage, wie derartige Kulturpartnerschaften mit Frankreich und Deutschland gefestigt werden können.



    Laut Hélène Roos seien die kulturellen Netzwerke, die sich in den letzten Monaten gebildet und entwickelt haben der grö‎ßte Vorteil für die Kulturinstitute in Rumänien:



    Man spricht viel über die negativen Auswirkungen der Isolation, aber einer der Effekte ist, dass unser Team mehr in einem Netzwerk von Instituten arbeitet. Wir haben ein Netzwerk auf nationaler Ebene gebildet und ich glaube, dass »Netzwerk« ein Konzept ist, das in Zukunft immer wieder auftauchen wird. Wir haben das Programm »FrenchMania« ins Leben gerufen, wir organisieren virtuelle Präsentationen, Online- und Telefonsitzungen mit Studenten, die ein gro‎ßes Interesse dafür zeigen, an Sprachkursen in Frankreich teilzunehmen.“




    Die Kulturpartnerschaften zwischen Rumänien und Frankreich und anderen europäischen Ländern wurden auch während der Zeit der Isolation fortgesetzt. Viele Events sind online gegangen und Debatten sind zur Hauptstrategie geworden, mit deren Hilfe Menschen und Institutionen, die am Kulturaustausch und an internationalen Projekten beteiligt sind, gemeinsam Lösungen finden können. Hélène Roos dazu:



    Eine erste Priorität ist die Unterstützung der französisch-rumänischen Partnerschaften, da Frankreich unser Partner an zahlreichen Events ist, während die zweite Priorität darin besteht, die Zivilgesellschaft zu unterstützen, sich unseren Projekten anzuschlie‎ßen. Wir tun unser Bestes, um den Bildungssektor zu unterstützen, der sich trotz der Krisensituation weiterhin im digitalen Umfeld manifestiert. Die Angst blockiert uns. Natürlich ist es normal, sich Sorgen zu machen, aber nur wenn wir ein Projekt haben, an dem wir beteiligt sind, können wir die Angst überwinden und Lösungen finden.“




    Das Französische Kulturinstitut in Bukarest ist auch mit zahlreichen Programmen und Projekten online gegangen. Wie überall in Europa lädt Hélène Roos rumänische Intellektuelle ein, an Gesprächen teilzunehmen, die neue Ideen zur Unterstützung der Kultur als Resultat haben können:



    Die Welt wird sich entsprechend den Praktiken entwickeln, die in der Situation, die wir durchleben, eingeleitet werden. Wir müssen uns auf diese Erfahrung einstellen, die uns helfen wird, unsere Projekte in Zukunft umzudenken. Wir brauchen rumänische, französische, deutsche, europäische Intellektuelle, die heute darüber sprechen, welches das Kulturmodell von heute und morgen sein könnte.“




    Der Leiter des Goethe-Instituts in Bukarest, Joachim Umlauf, wies in der Debatte von Insula 42“ auf die Auswirkungen der gegenwärtigen Krise auf die Zivilgesellschaft hin. Er ist auch der Meinung, dass Partnerschaft das Schlüsselwort ist, um diesen schwierigen Moment zu überwinden:



    Wir können leicht feststellen, wie sich die Folgen dieser Krise auf die Zivilgesellschaft auswirken, sowohl aus wirtschaftlicher als auch sozialer Sicht. Eine unserer Aufgaben ist es, Zusammenhalt in der Gesellschaft zu schaffen und den Kultursektor zu unterstützen. Wir hoffen, dass unsere rumänischen Partner ihre Projekte fortsetzen können, denn wir pflegen eine langjährige Partnerschaft mit Frankreich, Deutschland und Rumänien.“




    Sprachkurse gehören zu den Grundprogrammen eines Kulturinstituts. Wie alle in Rumänien tätigen Kulturinstitute ist auch Goethe-Institut mit einem Rückgang der Einnahmen konfrontiert, der seine Tätigkeit einschränkt. Allerdings, so Joachim Umlauf, gehe es jetzt vor allem darum, das Team komplett zu halten, aber auch um die Bedeutung der von ihm geleiteten Institution in einer von der Krise betroffenen Gesellschaft:



    Es muss gesagt werden, dass es auch ein wirtschaftliches Problem gibt, denn die Einnahmen aus den Kursen haben den Haushalt der Institution ausgeglichen. Wir mussten bestimmte Programme aufgeben, kulturelle Projekte, die dem Institut Einnahmen brachten. Es gab keine andere Wahl. In diesem Jahr mussten wir das Budget für die Kulturprogramme um fast 40% kürzen, um unsere Mitarbeiter nicht zu verlieren, unsere Lehrer in der nächsten Zeit zu bezahlen, die Schüler zu behalten und sicherzustellen, dass es allen gut geht.“




    Natürlich kann die Interaktion auf virtueller Ebene die direkte, menschliche Interaktion nicht ersetzen. Joachim Umlauf hält es für sehr wichtig, dass die Menschen das Gleichgewicht zwischen diesen durch den neuen Zustand der Dinge auferlegten Regeln und den alten kulturellen Praktiken finden:



    In Zukunft müssen wir ein perfektes Gleichgewicht zwischen dem digitalen Format, das wir jetzt erleben, und der alten Art der physischen Interaktion finden. Natürlich ist es unter dem Gesichtspunkt der Ökologie, der Mobilität ein gutes Omen, dass die rumänischen, französischen und deutschen Partner an diesem runden Tisch Platz genommen haben und über Skype oder andere Plattformen kommunizieren. Auf der anderen Seite besteht und wird sowohl jetzt als auch nach der Krise ein enormer Bedarf an physischem Kontakt bestehen.“

  • Prix Goncourt – die Wahl Rumäniens: Pauline Delabroy-Allard gewinnt mit ihrem Debütroman

    Prix Goncourt – die Wahl Rumäniens: Pauline Delabroy-Allard gewinnt mit ihrem Debütroman

    Ein Debütroman mit einer au‎ßerordentlicher literarischer Kraft, ein Roman, der direkte Fragen über die zeitgenössische Gesellschaft aufwirft“, so haben Studenten sieben rumänischer Universitäten ihre Entscheidung für die 6. Goncourt-Preisverleihung Die Wahl Rumäniens“ begründet. Es handelt sich um den Roman Ça raconte Sarah“ (Das erzählt Sarah“) von Pauline Delabroy-Allard, der 2018 im Verlag Minuit erschienen ist.



    Die Wahl Rumäniens für den Preis Goncourt wurde auf einer Pressekonferenz beim Französischen Kulturinstitut in Bukarest bekanntgegeben. Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zählten die Botschafterin Frankreichs in Bukarest, Michèle Ramis, die Leiterin des Französischen Kulturinstituts in Rumänien, Hélène Roos, der Vorsitzende der Jury, François-Henri Désérable, die Schriftstellerin und Ehrenvorsitzende der Jury seitens Rumäniens Simona Sora, die Vertreterin der Studentenjury Despina Jderu. Der Leiter des Pressebüros beim Französischen Kulturinstitut, Andrei Popov, sagte über diese traditionsreiche Veranstaltung:



    Das ist eine Veranstaltung, die in diesen sechs Jahren, seitdem sie stattfindet, immer mehr Jugendliche anzieht. Das Event widmen wir den Jugendlichen und der Literatur, somit bringt es französische Autoren, einige von ihnen junge Autoren, dem rumänischen Publikum näher. Diese Autoren erfreuen sich mittlerweile eines gro‎ßen Erfolgs europaweit.“




    Das Projekt Preis Goncourt — die Wahl Rumäniens“ wird seit 2013 organisiert und richtet sich an Studenten der Fakultät für französische Sprache und Literatur an den wichtigsten Universitäten im Land. Zwei Monate lang besprechen die jungen Literaturbegeisterten alle 15 Bände auf der Goncourt-Liste. Die Vertreterin der Studentenjury Despina Jderu kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Ich bin Vorsitzende dieser Jury bereits zum zweiten Mal und am Projekt beteilige ich mich seit drei Jahren. Ich war auch Teil eines ähnlichen Projektes, »Observator Lyceum«, eine ausgezeichnete Version der Preisverleihung »Goncourt des Lycéens«. Wenn ich die eine mit der anderen vergleichen soll, kann ich sagen, dass die Gesprächen in beiden Fällen besonders qualitativ waren. Das einfachste war, meiner Meinung nach, die jungen Begeisterten französischer Literatur zusammenzubringen. Am schwierigsten im Fall dieser Schüler und Studenten, für welche die Literatur eine Leidenschaft ist, und in beiden Fällen in der Jury standen, war ein Paar Titel aus einer gro‎ßen Zahl auszuwählen. Sowohl der Preis »Goncourt« als auch der Preis »Observator Lyceum« bedeutet in erster Linie eine ausgezeichnete Übung für Literaturkritik. Und die Jurymitglieder haben sich bereits als ausgezeichnete Literaturkritiker bemerkt gemacht, sie lesen viel zeitgenössische Literatur und beteiligen sich an Tagungen zu diesem Thema. Das ist einer der Gründe, warum ich glaube, dass wir in die Zukunft der Literatur positiv blicken sollten.“




    In den fünf Jahren, seitdem die Preisverleihung Goncourt — die Wahl Rumäniens“ stattfindet, hat er einen deutlichen Beitrag dazu geleistet, neue Stimmen der Literaturkritik ins Rampenlicht treten zu lassen und junge Autorinnen und Autoren in die Aufmerksamkeit der Verlage zu bringen. Alle Gewinner vorheriger Preisverleihungen wurden bei wichtigen Verlagen in Rumänien übersetzt und veröffentlicht. Andrei Popov kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Was mich total begeistert, ist, dass die junge Generation, von der man heute sagt, sie sei an Literatur und Lektüre überhaupt nicht interessiert, hingegen ein ganz gro‎ßes Interesse an der zeitgenössischen Literatur zeigt. Ihre Kommentare und Ansichten über die Bücher, die sie gelesen haben, sind zudem total überraschend. Die Rezensionen zu den entsprechenden Büchern und ihre Wahl kann ich als besonders reif bezeichnen. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass dieses Projekt weitergehen wird und dass sich immer mehr Jugendliche anschlie‎ßen werden.“



    Es ist eine sinnliche und zeitgleich heftige Liebesgeschichte. Sarah tritt ins Leben der Autorin und das bringt unglaublich viel Energie und brutale Leidenschaft in den ersten Teil des Buches, während der zweite Teil der Romans das Drama zeigt, aus dem die Erzählerin vergeblich einen Ausweg zu finden versucht. Ein ambitionierter Roman, eine Lektüre, die die Leser von Anfang bis Ende in Spannung hält“ — so begründete die rumänische Jury ihre Wahl.