Tag: Fürstenkirche

  • Târgovişte – die Burg der 33 Fürsten

    Târgovişte – die Burg der 33 Fürsten

    Unsere heutige Reise führt uns in den Süden Rumäniens, in die Burg der 33 Fürsten — Târgovişte. Der Fürstenhof (Curtea Domnească) in Târgovişte ist ein architektonisches Ensemble, gebildet aus mehreren Denkmälern. Es ist eines der wichtigsten Architekturwerke in der historischen Region der Walachei. In Wirklichkeit ist es ein Freilichtmuseum, in dem sie die Ruinen der ehemaligen Burg besichtigen können. Die Aufteilung der Zimmer kann heute noch an den alten Mauern erkannt werden. Im Laufe der Zeit wurde die Burg mehrmals restauriert und konsolidiert, so dass derzeit die Besucher mehr davon haben können. Die Fürsten, die sich in der Burg niederlie‎ßen, werden direkt am Eingang vorgestellt. Insgesamt waren es 33 — daher auch die Bezeichnung Die Burg der 33 Fürsten“. Ein 27 m hoher Turm — Turnul Chindiei — ist das Symbol der Stadt. Der Turm bietet eine herrliche Aussicht über die Stadt und über die Berge.



    Sie können im Nachhinein die gro‎ße fürstliche Kirche (Biserica Domnească) besuchen. Sie wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist sehr gut erhalten. Sie ist zu 90% im gleichen Zustand wie im Mittelalter. Auch das Kunstmuseum ist einen Besuch wert. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Fürstenhof und wurde 2009 eröffnet. Das Kunstmuseum beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung, mit Werken aus dem Mittelalter bis hin zur Moderne.



    Alina Dumbravă, Beraterin für Kulturveranstaltungen bei der Stadtverwaltung Târgovişte, schlägt uns vor, das Veranstaltungskalender zu konsultieren, bevor wir einen Besuch in der Region planen:



    Târgovişte war die Fürstenburg der Walachei. Während 350 Jahre regelten 33 Fürsten die Angelegenheiten der Walachei von hier aus. Die historischen Denkmäler sind mit Sicherheit sehenswürdig. Doch darüber hinaus ist Târgovişte eine sehr lebendige Stadt. Wir fördern derzeit 11 Veranstaltungen, die von der Stadtverwaltung im Jahr 2016 organisiert werden. Es gibt auch bewährte Events, wie z.B. das Schlagerfestival Crizantema de Aur (Die goldene Chrysanteme). Wir organisieren das Musikfestival alljährlich seit 49 Jahren — das ist einmalig für Rumänien. Ein weiteres Festival, das wir allerdings seit wenigen Jahren organisieren, verwandelt sich allmählich zum Wahrzeichen der Stadt Târgovişte. Ich beziehe mich auf das Dracula-Festival. Vlad Ţepeş ist immer noch präsent in Târgovişte. Dazu organisieren wir Theaterfestivals für Erwachsene sowie für Kinder. Das Babel-Festival brachte dieses Jahr nicht mehr und nicht weniger als 28 Länder zusammen. Wir organisieren auch Veranstaltungen, bei denen die klassische Musik im Mittelpunkt steht, z.B. den Europäischen Klassik-Frühling. Es ist ein besonderer Anlass für die klassische Musik in Târgovişte. Das Symphonische Orchester Muntenia gibt ein Konzert im Hof der Fürstenburg, in einem besonderen Ambiente. Wie alle anderen Städte auf dieser Welt machen wir auch die Lichter zu, anlässlich der Umweltschutzaktion Earth Hour. In diesem Zusammenhang dachten wir uns eine Aktivität aus, die mit gro‎ßer Freude jedes Jahr erwartet wird. Am 28. März 2016 stellt die Stadtverwaltung der Stadt Târgovişte den Bürgern Lampions zur Verfügung. 2016 Lampions, die wir alle anzünden. Anlässlich der Festtage der Fürstenburg organisieren wir Folklorefestivals, Handwerkermessen, verschiedene Aufführungen und Konzerte. Târgovişte ist ein Ort, wo sich alle zu Hause fühlen.“




    In der Umgebung gibt es viele Unterkunftsmöglichkeiten in Pensionen oder Hotels, mit unterschiedlichem Komfortgrad. Das Angebot wird durch die zahlreichen Kneipen, Klubs und Restaurants ergänzt. Und die leckeren Speisen werden immer von einem köstlichen Wein begleitet.

  • Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Die etwa 70 km nordwestlich von Bukarest gelegene Gemeinde Târgşorul Vechi scheint auf den ersten Blick eine Ortschaft wie viele andere im Landkreis Prahova. Historiker sind jedoch der Meinung, Târgşorul Vechi sei ganz besonders, weil die heutige Gemeinde vor 600 Jahren das Zentrum bedeutender Wirtschaftstätigkeiten bildete. Den Beweis dafür liefern die Ruinen, die zu dem heutigen Grabungsschutzgebiet gehören. Hier suchen lokale Experten gemeinsam mit den Angestellten des Bukarester Institutes für Archäologie Vasile Pârvan“ nach Artefakten, die mehr Auskunft über die Vergangenheit geben könnten. Das Grabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi ist umso wichtiger, da Kinder aus den Schulen der Region hierher kommen, um Seite an Seite mit den Experten zu arbeiten.



    Târgşorul Vechi wurde zu Zeiten des Fürsten Mircea der Alte (1386-1418) zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er gilt als Gründer der Siedlung und wichtigster Name für die Geschichte der Gegend. Bogdan Ciupercă ist der Leiter der Ausgrabungsstätte Târgşorul Vechi, er führt uns als nächstes in die Anfänge der ersten hier lebenden Kulturen und Zivilisationen ein:



    Vor 600 Jahren wird in einer Urkunde der Kanzlei des Wojwoden Mircea der Alte, einem Handelsabkommen zwischen der Walachei und Kronstadt, der Ort Târgşor in seiner alt(kirchen)slawischen Bezeichnung zum ersten Mal erwähnt. Der lateinische Name lautete Novum Forum. Die beiden Namen der Ortschaft sind sehr bedeutend. Einerseits haben wir das altslawische Târgşor, in etwa ‚Marktfleck‘, zu vergleichen mit der Landeshauptstadt Târgoviştea, der gro‎ßen Marktgemeinde. Der lateinische Name zeigt, dass es eine neue Marktgemeinde war, wahrscheinlich während der Herrscherzeit Mircea des Alten gegründet. Der Name dieses gro‎ßen Wojwoden, der so viel für die Walachei getan hat, steht in enger Verbindung mit der Entstehung und Entwicklung von Târgşor.“



    Der Bestand des Grabungsschutzgebietes in Târgşorul Vechi ist nicht sehr reichhaltig, allerdings enthält er genügend Material, um leidenschaftliche Geschichtsfans anzuziehen. Die ältesten Siedlungsspuren sind die Silex-Werkzeuge aus der Altsteinzeit. Die Überlappung der Kulturen in Criș, Boian und Gumelnița, mit ihrer dekorierten Keramik, belegt die Jungsteinzeit. Den Kulturen Glina, Monteoru und Tei aus der Bronzezeit folgen Hallstatt und La Tène aus der Eisenzeit.



    Die ersten Ruinen, die die Existenz einer gro‎ßen Zivilisation belegen, sind das römische Castrum und die Thermen, also die im 2. Jahrhundert nach Christus gebauten Badehäuser. Das Castrum war Bestandteil einer Befestigungslinie, die sich über den Norden erstreckte, etwa in der Nähe der walachischen Ausläufer der Karpaten. Dieses Militärllager wurde während der römisch-dakischen Kriege in den Jahren 101-102 und 105-106 n. Chr. mit dem Ziel gebaut, die Zugangswege aus und in den Karpatenbogen zu kontrollieren. Aus den folgenden Jahrhunderten stammen Grabstätten, in denen Keramikgegenstände, Kleidungsstücke, Schmuck und Waffen gefunden wurden. Die Waffen wurden den sarmatischen Stämmen zugeordnet, den iranischen Reitervölkern, die die Walachei passiert haben.



    Bogdan Ciupercă verweist auf die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung von Târgşorul Vechi um die Herrscherzeit Mircea des Alten.



    Târgşorul war ein fürstlicher Markt, auf fürstlichen Ländereien gebaut, und genoss deshalb bedeutende Handelsprivilegien. Es war auch eine Zollgemeinde, 1413 wurden hier Steuern auf die Fischmengen erhoben, die mit dem Wagen von den Teichen um Brăila nach Siebenbürgen geliefert wurden. Târgşorul hat eine wirtschaftshistorische Bedeutung: Es war eine der ersten drei Marktgemeinden oder –städten der Walachei und der wichtigste Handelspartner von Kronstadt in der Walachei. Man kann sagen, dass Târgşor die Stadt von Mircea dem Alten ist, weil er als erster diese wichtige Stadt erwähnt. Man könnte ein Zitat des Historikers Nicolae Iorga umformulieren und sagen, dass Târgşor das Ploiești vor der Existenz von Ploiești ist. Es hat Târgşor bereits vor der Gründung der heutigen Stadt Ploiești gegeben und vielleicht hat Ploiești seine spätere Entwicklung auch diesem Marktflecken am Fu‎ße der Karpaten zu verdanken. Es gibt au‎ßerdem eine Verbindung zwischen Târgşor und einem anderen berühmt-berüchtigten Wojwoden: Vlad Ţepeş (der Pfähler), Mirceas Enkel, dessen Herrscherzeit hier 1456 beginnt, nach dem Sieg über das Heer von Vlad II. und der Proklamation zum Fürsten der Walachei.“



    Experten glauben, Târgşorul Vechi sei eine der Sekundärresidenzen der ersten walachischen Fürsten gewesen. Hier baute Vlad Țepeș (auch bekannt unter seinem Beinamen Dracul) im Jahr 1461 die Fürstenkirche Sf. Nicolae (Sankt Nikolaus). Heute erhalten sind noch das alte Fundament und die Stifterinschrift. Fürst Antonie-Vodă baute 1667 an dieser Stelle eine neue Kirche — und drum herum das Kloster Turnu. Um das Jahr 1700 wurde dieses Kloster von einem weiteren Fürsten, Constantin Brâncoveanu, restauriert und bemalt. Heute können noch ein Gro‎ßteil der Mauern und ein Teil der damaligen Malereien bewundert werden. Hier wurde es au‎ßerdem ab dem 16. Jahrhundert farbenfroh: 1570 entstand zunächst die Wei‎ße Kirche, und dann, Ende des 16. Jahrhunderts während der Herrscherzeit von Mihnea Turcitul, die Rote Kirche.



    Repräsentativ für die zivile Architektur ist die Residenz der Moruzi-Familie im Nordwesten des Grabungsschutzgebietes. Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im neorumänischen Stil errichtet. Die Erben der Moruzi-Familie haben Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Anwesen eine Pflanzen- und Tierfarm nach westlichen Standards gebaut.



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