Tag: Gasprom

  • Rumäniens Gasspeicher zu 87 % voll

    Rumäniens Gasspeicher zu 87 % voll




    Europa sieht sich in diesem Winter mit einem noch nie dagewesenen Risiko für seine Erdgasversorgung konfrontiert, nachdem Russland den Gro‎ßteil seiner Gaslieferungen eingestellt hat; der alte Kontinent könnte gezwungen sein, mit Asien um teures Flüssiggas zu konkurrieren, das per Schiff verfrachtet wird, warnt die Internationale Energieagentur (IEA). Dem letzten Bericht der IEA zufolge müssten die EU-Länder ihren Gasverbrauch in kommenden Winter um 13 % reduzieren, wenn Moskau seine Gaslieferungen komplett einstellt. Die Hauptlast würden in dieser Hinsicht die individuellen Verbraucher — also die Bürger — tragen, doch auch Industrie und Versorgungsbetriebe müssten ihren Gasverbrauch drastisch einschränken. Ein weiteres im IEA-Bericht erwähntes Risiko wäre ein langer und frostiger Winter, denn die unterirdischen Gasspeicher arbeiten bei niedrigen Temperaturen langsamer, weil sie den notwendigen Druck nicht mehr schnell aufbauen können. Die EU hat zwar ihre Speicher zu 88% gefüllt und liegt damit schon über das selbstgesteckte Ziel von 80% vor Wintereinbruch, doch die IEA empfiehlt mindestens 90 % für den Fall, dass Russland seine Gaslieferungen an Europa komplett einstellt.



    Rumäniens Gasspeicher haben derzeit einen Füllstand von 87 %, und Bukarest könnte im Notfall auch die Moldaurepublik teilweise beliefern, wenn Gasprom dem Nachbarland Rumäniens den Gashahn zudreht, versichert Premierminister Nicolae Ciucă:



    Wenn wir es schaffen, Verträge für die Winterperiode rechtzeitig zu unterzeichnen, um das System im Gleichgewicht und die notwendigen Gasmengen auch an frostigen Tagen bereit zu halten, könnten wir auch der Moldaurepublik helfen. Sollte Gasprom seine Gaslieferungen an die Moldau einstellen, hätte das Nachbarland tatsächlich ein Problem. Rumänien könnte in dem Fall 5 Mio. Kubikmeter Gas täglich liefern, aber auch nicht mehr.“



    Vor wenigen Tagen wurde in Sofia der Erdgas-Interkonnektor zwischen Griechenland und Bulgarien eingeweiht, der mehreren Staaten der Region helfen wird, in Energiefragen unabhängig von Moskau zu werden. An der Eröffnung nahmen hochrangige Politiker aus den Nutznie‎ßer-Staaten teil, Rumänien wurde von Premierminister Ciucă vertreten. Das Erdgas wird in Aserbaidschan gefördert und anschlie‎ßend nach Griechenland und Bulgarien gepumpt. Von dort soll es nach Rumänien, Ungarn und Österreich weiterbefördert werden. Die Vier-Länder-Initiative Bulgarien-Rumänien-Ungarn-Österreich (kurz: BRUA) und die dazugehörende Pipeline dienen der Erschlie‎ßung neuer Förderungswege für Erdgas in Europa. Premierminister Nicolae Ciucă hob die Wichtigkeit dieses Unterfangens hervor:



    Durch diesen Interkonnektor wird das BRUA-Projekt praktisch umgesetzt, was uns gleichzeitig hilft, durch diesen Korridor auch die Moldaurepublik und die Ukraine mit Gaslieferungen zu unterstützen.“



    Auch die EU hat die Bedeutung der BRUA-Pipeline erkannt — für die Bewerkstelligung des Interkonnektors zwischen Griechenland und Bulgarien hat Brüssel 200 Mio. Euro bereitgestellt.

  • Energiepolitik: Was kommt nach Nabucco?

    Energiepolitik: Was kommt nach Nabucco?

    So wie ursprünglich geplant, soll die Gas-Pipeline South Stream im ersten Jahresquartal 2016 funktionsfähig werden. Die South-Stream Leitung soll Russland über das Schwarze Meer mit den Ländern Süd- und Mitteleuropas verbinden. Das bedeutet die garantierte Belieferung von Bulgarien, Serbien, Ungarn, Griechenland, Slowenien, Kroatien und Österreich mit Erdgas aus Russland.



    Die Durchleitungskapazität der South-Stream-Pipeline soll 63 Milliarden Kubikmeter im Jahr betragen. South Stream soll die Lieferrouten des russischen Erdgases nach Europa diversifizieren und die Abhängigkeit des Produzenten von den Transitstaaten, insbesondere von der Ukraine reduzieren. 2006 und 2009 beschloss Kiew im Gasstreit mit Moskau, den Transport von russischem Gas nach Europa einzustellen. Laut der Europäischen Kommission seien die bilateralen Abkommen zwischen Russland und den EU-Mitgliedsstaaten, aber auch zwischen Russland und Serbien, einem Mitglied der Europäischen Energiegemeinschaft, die den Bau der Gas-Pipeline South Stream regelt, ein Versto‎ß gegen die EU-Gesetzgebung.



    Folglich fordert die Europäische Kommission, dass die besagten Abkommen erneut verhandelt werden. Brüssel weist auf drei Probleme hin: Erstens erlaubt die europäische Gesetzgebung nicht, dass sich die Produktionsausrüstung und das Transport-Netzwerk im Besitz eines eigenen Eigentümers, gemeint wird damit Gasprom, befindet. Zweitens dürfe es keine Diskriminierung beim Zugang anderer Betreiber zur Gas-Pipeline geben und drittens müssen die Tarife genau bestimmt werden. Gasprom drückte diesbezüglich seine Überraschung und Enttäuschung aus. Der russische Konzern verwies anschlie‎ßend auf das Abkommen, das im Fall des Projektes North Stream vorsieht, dass das EU-Gesetz Third Energy Package“ nicht umgesetzt wird. Gasprom meint, South Stream könne auch eine ähnliche Ausnahme bilden. Das Gesetz Third Energy Package“, das den europäischen Gas- und Energiemarkt regelt, sieht hauptsächlich die Trennung der Produktion von Lieferung im Energiebereich und die Gründung einer Aufsichtsbehörde in jedem EU-Staat sowie einer Agentur zur Kooperation aller besagten Behörden auf europäischer Ebene vor. South Stream sei vor allem ein politisches und geopolitisches Projekt, meint der Politikanalyst Vladimir Socor, der einen weiteren Aspekt in den Vordergrund bringt:




    Ein Zweck des South Stream-Projektes ist jenes, einen Versto‎ßfall gegen die europäische Gesetzgebung für den energetischen Markt festzustellen. Das dritte Paket (Third Energy Package) der europäischen Gesetzgebung für den Markt des Erdgases verpflichtet, die Pipeline vom Lieferant zu trennen. Der Gaslieferant darf nicht mehr der einzige Besitzer der Pipeline sein. Im Falle des South-Stream-Projektes besitzt das Unternehmen Gasprom zusammen mit dem Gastgeberland die Pipeline. Das wird im dritten europäischen Gesetzpaket klar verboten. Russland will diese Länder in ein Konflikt mit der EU bringen. Noch mehr: Russland will die Pipelines, die es in anderen EU Ländern wie Deutschland, Belgien, den Niederlanden und sogar in Polen und in den drei baltischen Staaten besitzt, verteidigen. Deutschland ist aber das Hauptziel. Gasprom wird verpflichtet sein, zu verkaufen. Wenn Gasprom es schafft, dass die EU in den South-Stream-Ländern den Versto‎ß akzeptiert, dann wird das Unternehmen in Deutschland, Belgien, Holland, Polen und in den baltischen Staaten über Immunität verfügen. Deshalb will Gasprom die South-Stream-Staaten in dieses Spiel hereinziehen. Ich freue mich sehr, dass Rumänien darauf nicht hereingefallen ist.“




    Bukarest unterstützte — so wie die EU — das Nabucco-Projekt. Nabucco sollte Erdgas aus dem Kaspischen Meer nach Europa transportieren und dadurch die Abhängigkeit von dem aus Russland durch Gasprom importierten Gas zu vermindern. Adserbaidschan hat aber beschlossen, das Erdgas durch die TAP-Pipeline (Griechenland, Albanien, Italien) nach Europa zu transportieren. Hat Rumänien richtig gehandelt, sich von South-Stream fern zu halten? Dazu erneut die Meinung von Vladimir Socor:



    Die Lage Rumäniens, ich beziehe mich auf Erdgas, ist besser als jene von Bulgarien, Ungarn, sogar Österreich. Rumäniens Abhängigkeit vom Erdgas als Energiequelle ist kleiner, genaso wie die Abhängigkeit von Russland als Gasexporteur. Rumänien hat eigene Gasquellen im Siebenbürgischen Hochland. South Stream hätte uns keine Vorteile gebracht. Russland hätte nur Kobesitzer der Pipeline zusammen mit dem rumänischen Staat sein können. Russland hätte folglich mehr Einflussmöglichkeiten erhalten und Rumänien wäre in einen direkten Konflikt mit der EU geraten. South Stream ist kein Projekt für Gasversorgung.“



    Eine andere Schlussfolgerung könnte folgende sein: Das Scheitern des Nabucco-Projekts zeigt, dass Russland seine Fähigkeiten als Hauptspieler im Kaspischen Raum bewahrt hat.



    Audiobeitrag hören:



  • Außenminister Corlăţean in Moksau: rumänisch-russischer Dialog ausbaufähig

    Außenminister Corlăţean in Moksau: rumänisch-russischer Dialog ausbaufähig

    Rumänien und Russland beabsichtigen, ihre bilateralen Beziehungen, die infolge eines fehlenden Dialogs an höchster Ebene in letzter Zeit einen Stillstand erreicht hatten, zu intensivieren. So lautet eine der Schlu‎ßfolgerungen nach den Gesprächen zwischen dem rumänischen Au‎ßenminister Titus Corlăţean und seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Moskau. Der Besuch des rumänischen Chefdiplomats in der russischen Hauptstadt erfolgte zehn Jahre nach dem Unterzeichnen des politischen Abkommens zwischen Rumänien und Russland und ist der erste Besuch nach dem Nato- und EU-Beitritt Rumäniens. Das Treffen der zwei Au‎ßenminister gibt grünes Licht für die Wiederankurbelung der bilateralen Beziehungen zwischen Bukarest und Moskau, erklärte der rumänische Chefdiplomat Titus Corlăţean:



    Mein Amtskollege Sergei Lawrow und ich waren uns einig, da‎ß das Kooperationspotential im bilateralen Dialog noch nicht ausreichend verwertet wurde, da‎ß es aber gute Perspektiven zur Anspornung dieses Dialogs gibt. Durch einen konstanten politischen Dialog werden wir die wirtschaftliche Zusammenarbeit und andere Bereiche, die für beide Länder wichtig sind, besser unterstützen können.“



    Dieses Treffen war auch notwendig, um eine solide Wirtschaftagenda festzulegen, aus der beide Länder Gewinne tragen können, da vom gesamten Handelsaustausch von 4,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 die rumänischen Exporte nur 1,3 Milliarden US-Dollar betragen haben, sagte noch Titus Corlăţean.



    Seinerseits betonte Sergej Lawrow, da‎ß Russland Rumänien als einen wichtigen Partner in Südosteuropa betrachte und an einer stabilen, voraussehbaren Entwicklung der bilateralen Beziehungen interessiert sei. Die Au‎ßenminister Rumäniens und Russlands unterzeichenten am Dienstag in Moskau einige wichtige bilaterale Dokumente, darunter ein Abkommen über die Gründung zweier Kultureinrichtungen. Demnach sollen in Moskau eine Filiale des Rumänischen Kulturinstituts und in Bukarest das Russische Kultur- und Wissenschaftszentrum eröffnet werden. Titus Corlăţean und Sergej Lawrow billigten zudem ein Kooperationsprogramm für die Bereiche Kultur, Bildung, Medien, Sport, Jugend und Tourismus, im Zeitraum 2013-2014.



    Ferner sagte Titus Corlăţean, er habe das Thema der Direktverhandlungen mit den russischen Partnern über den Export von Erdgas zu günstigeren Preisen nach Rumänien angesprochen. Letztes Jahr sicherte Rumänien fast ein Viertel seines Gasverbrauchs mit Importen von Gasprom, vermittelt von einigen Firmen, die vom russischen Exporteur zugelassen waren, aber zu dreifach höheren Preisen im Vergleich zum rumänischen Erdgas liefern.



    Ein umstrittenes Thema im Rahmen der rumänisch-russischen Beziehungen bleibt weiterhin die Situation des rumänischen Staatsschatzes, der 1917 zur Aufbewahrung während des Ersten Weltkriegs von Bukarest nach Moskau geschickt worden war, und noch nicht vollkommen zurückerhalten wurde. In diesen Zusammenhang präzisierte der rumänische Chefdiplomat, die russische Seite habe sich für das Festlegen eines präzisen Datums bereit erklärt, an dem die Arbeit des gemischten Auschusses betreffend historische Angelegenheiten, einschlie‎ßlich jener des rumänischen Staatsschatzes, wiederaufgenommen wird.