Tag: Gastland

  • Die Woche 03.10.2016-07.10.2016 im Überblick

    Die Woche 03.10.2016-07.10.2016 im Überblick

    An den rumänischen Universitäten hat am Montag das neue Herbstsemester begonnen. In diesem Jahr sind mehr als 30 neue Bachelor- sowie 64 Masterstudiengänge eingeführt worden. Dennoch lassen die jüngsten Studien im Bereich darauf schließen, dass die rumänischen Hochschulen immer weniger Studenten haben. Laut Angaben aus dem Bildungsministerium hätten sich für das laufende Studienjahr 2016-2017 circa 480.000 Abiturienten angemeldet, vor zehn Jahren waren es noch 900.000 Studenten im ersten Jahr gewesen. Zu den Ursachen der negativen Entwicklung zählt die immer geringere Abiturientenquote, die sinkende Geburtenrate und die Auswanderung der Studenten ins Ausland. Zudem hat der aktuelle Bildungsminister allen Doktorschulen per Verordnung provisorische Genehmigungen erteilt.





    Rumäniens EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Corina Creţu, hat im Rahmen einer Konferenz in Bukarest über die Städteentwicklung und die Rolle der EU-Fördermittel gesprochen. Sie machte darauf aufmerksam, dass die rumänischen Städte einschließlich Bukarest große Verzögerungen bei der Umsetzung von EU-geförderten Entwicklungsprojekten verzeichneten. Diese lägen leider noch weit vor ihrer Finalisierung. Rumänien brauche Fachleute, die Projekte und Arbeitsplätze schaffen sollen, sagte Creţu. 36 Kreishauptstädte werden direkten Zugriff auf 1,2 Milliarden Euro an Fördermitteln für die Stadtentwicklung haben, fügte die EU-Kommissarin hinzu und appellierte an die rumänischen Behörden, so schnell wie möglich Projekte und Machbarkeitsstudien nach Brüssel zu schicken.





    Rumänien wird dieses und nächstes Jahr das höchste Wirtschaftswachstum europaweit von 5% verzeichnen, gefolgt von Irland mit 4,9%. Diese optimistische Einschätzung gehört dem Internationalen Währungsfonds, der die Prognosen über die rumänische Wirtschaft für dieses Jahr nach oben revidiert hat. Im April hatte die Finanzinstitution ein Wachstum von 4,2% vorausgesagt. Laut dem jüngsten World Economic Outlook, der am Dienstag veröffentlicht wurde, warnt der IWF davor, dass das Wachstumshoch von einer Verlangsamung bis auf 3,8% 2017 gefolgt werden soll, ein wenig höher als im April vorausgesagt. Nichtsdestotrotz werde das Land auch nächstes Jahr das höchste Wirtschaftswachstum europaweit verzeichnen.Gleichzeitig geht der IWF für 2018 davon aus, dass die rumänische Wirtschaft ein Wachstum von 3,3% verzeichnen wird. Die Finanzinstitution hat auch die Schätzungen bezüglich des Leistungsbilanzdefizits Rumäniens 2016 von 1,7 auf 2% überarbeitet. Das Leistungsbilanzdefizit soll kommendes Jahr ansteigen und die 2,8% Marke erreichen. In puncto Arbeitslosigkeit behielt der IWF die Prognosen von 6,4% für dieses Jahr und 6,2% für nächstes Jahr bei.



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    Der Oberste Kassations- und Justizhof in Bukarest hat am Montag alle Beschuldigten in der sogenannten Microsoft-Akte rechtskräftig verurteilt. Die Microsoft-Akte war einer der berühmtesten Korruptionsfälle in Rumänien. Zwei bekannte Geschäftsmänner, Dorin Cocoş und Nicolae Dumitru, ex-Kommunikationsminister Gabriel Sandu und der ex-Bürgermeister der Stadt Piatra-Neamt, Gheorghe Stefan, wurden zu insgesamt 14 Jahren Haftstrafe verurteilt. Das Oberste Gericht hat darüber hinaus auch eine Vermögensabschöpfung in Höhe von über 17 Millionen Euro von den vier Angeklagten angeordnet. Laut der Antikorruptionsbehörde wurde im April 2004 ein Mietvertrag für Microsoft-Lizenzen im Bildungssystem zum Nachteil des Staatshaushalts abgeschlossen. Dieser ermöglichte die Zahlung von Provisionen an die involvierten Personen. Bestechungsgelder in Höhe von 60 Millionen Euro und ein dem Staat verursachter Schaden in Höhe von 27 Millionen Euro lautete die Anklage gegen die kriminelle Vereinigung.



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    Rumänien will dass die Brexit-Verhandlungen unter Beteiligung aller Seiten stattfinden und die gemeinsame Position der 27 EU-Staaten und der europäischen Institutionen über die verhandelten Elemente wiedergegeben wird. Das erklärte Ministerpräsident Dacian Cioloş nach einem Treffen mit dem französischen Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier, in Bukarest. Der rumänische Regierungschef hob hervor, dass Rumänien in der ersten Hälfte des Jahres 2019, wenn die Austrittsverhandlungen abgeschlossen werden sollen, die EU Ratspräsidentschaft inne haben werde. Rumäniens Verantwortung sei riesig, sagte Cioloş. Michel Barnier wurde am 1.Oktober offiziell zum Brexit- Chefunterhändler der Europäischen Kommission für die Beziehungen mit Großbritannien ernannt. Der ehemalige Minister und EU-Kommissar will die Meinungen aller 27 Mitgliedstaaten zum Thema Brexit festhalten. Anschließend soll Barnier seine Gespräche mit London auf drei bedeutende Themen konzentrieren: Wegfall des Beitrags Großbritanniens zum EU-Haushalt, Außenhandel und Außenpolitik, sowie gemeinsamer Markt, der auch das sensible Thema des freien Verkehrs von Arbeitnehmern, eines der Grundprinzipien der EU beinhaltet. Im Hinblick auf das Thema hat Rumänien bereits bekanntgegeben, keine Kompromisse machen zu wollen.





    Hochrangige Amtsträger, wichtige Vertreter der Geschäftswelt und internationale Experten sind am Donnerstag im Rahmen der Konferenz Bucharest Forum 2016 zusammengekommen. Es handelt sich dabei um die wichtigste internationale Konferenz für Politik und Wirtschaft, die in Rumänien jährlich stattfindet. Beim Treffen diskutierten die Teilnehmer über strategische Änderungen. Dieses Jahr beteiligten sich 350 Vertreter aus Europa, Amerika, dem Schwarzmeer-Raum, dem Kaukasus und aus Zentralasien an dem Bucharest Forum, darunter die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, Rumäniens Ministerpräsident Dacian Ciolos und der rumänische Außenminister Lazar Comanescu. Organisiert wurde das Bucharest Forum 2016 vom Aspen Institut Rumänien und vom Bukarester Büro des Deutschen Marshall Fonds, mit der Unterstützung des rumänischen Außenministeriums.



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    Rumänien bereitet sich schon jetzt auf das 27. Internationale Kunstfestival Europalia vor. Alle zwei Jahre werden bei der Veranstaltung die wesentlichen Elemente des Kulturerbes eines Landes vorgestellt- diesmal ist Rumänien das Gastland. Ab Oktober 2019 bis Januar 2020 werden in Brüssel und anderen belgischen Städten alle Ausdrucksformen der rumänischen Kunst im Rampenlicht stehen: Musik, bildende Künste, Kino, Theater, Tanz, Literatur, Architektur, Design, Mode und Gastronomie stehen auf dem voll gepackten Programm. In Bukarest wurde am Dienstag eine Absichtserklärung für die Veranstaltung unterzeichnet. Das Dokument wird die Grundlage für die Teilnahme Rumäniens an dem Festival darstellen. Laut offiziellen Angaben wird das Festival eine große Gelegenheit für die Förderung des rumänischen Kulturerbes, der Traditionen, des kreativen Potentials und der kreativen Industrien darstellen.

  • 11. Buchmesse Bookfest mit Rekordzahlen: 100.000 Besucher

    11. Buchmesse Bookfest mit Rekordzahlen: 100.000 Besucher

    Der 11. Buchsalon Bookfest endete in Bukarest am 5. Juni mit einem neuen Besucherrekord. Die Organisatoren hätten auf dem Messegelände rund 100.000 Gäste gezählt, sagt der Direktor des Rumänischen Verlegerverbands Mihai Mitrică. Ein besonderes Interesse weckte bei den rumänischen Literaturliebhabern das Treffen mit der Schriftstellerin Zeruya Shalev. Sechs der bedeutendsten israelischen Autorinnen und Autoren haben ihre neusten Titel auf der Bukarester Buchmesse präsentiert. Schmerz” ist der fünfte Roman der Schriftstellerin Zeruya Shalev. Die rumänische Übersetzung ist im Verlag Polirom erschienen. Die deutsche Wochenzeitung Der Spiegel” bezeichnete in einer Buchrezension das Werk der israelischen Schriftstellerin als ihr bester Roman.



    In ihrem Werk fragt Zeruya Shalev, ob man ein verpasstes Leben nachholen kann. Auf dem Treffen mit ihren rumänischen Lesern wurde die Autorin gefragt, wie sie auf die Idee gekommen ist, auf der sie den Roman entwickelte. Dazu die Schriftstellerin: Ich bin auf diese Idee gekommen, als ich verstanden habe, dass viele von uns von ihrer Vergangenheit, und nicht von ihrer Zukunft oder Gegenwart fasziniert werden. Ich spreche nicht von der älteren Generation, sondern von Kindheitsfreunden von mir, die ihre alten Freunde online über Facebook suchten und wiederfanden. Ich fragte mich, was sie an ihrer Vergangenheit und an ihren Erinnerungen fasziniert? Diese Tendenz lässt sich meistens mit 30-35-45 Jahren auszeichnen, man soll nicht alt sein, um zu wissen, dass die Vergangenheit fasziniert. Dann habe ich versucht, eine Geschichte um diese Idee zu bilden. Als äu‎ßerst interessant fand ich das Verhältniss zwischen Vergangenheit und Gegenwart von der Perspektive einer verpassten Liebe aus der Jugendzeit. Jede Liebesgeschichte aus der Vergangenheit ist erinnerungswert, unvergesslich, eine Geschichte die man nur schwer hinter sich lassen kann. Genau wie im Fall meiner Hauptfigur, kann man sich von einer solchen Geschichte nur schwer befreien.”



    Der Verlag Paralela 45 widmete der Schriftstellerin und Literaturübersetzerin Nora Iuga anlässlich ihres 85. Geburtstags einen Jubiläumsband. Die Grande Dame der rumänischen Literatur bereitete auch für ihre Leser eine Überraschung vor, es handelt sich um den Gedichtband Hör wie die Klammern weinen”, erschienen im Verlag Cartea Românească und die Neuauflage des Romans Der Schwan mit zwei Eintritten”, erschienen im Verlag Polirom. Ihr Buch Der Schwan mit zwei Eintritten“ hält Nora Iuga für das Werk, zu dem sie am meisten steht. Es käme am besten ihrem Anspruch nahe, im Schreiben das Denken zu widerspiegeln. Das ist das Werk in dem die Schriftstellerin ihre Leser vor den grö‎ßten Herausforderungen stellt, sagt der Literaturkritiker Alexandru Matei, der das Vorwort zum Buch geschrieben hat. Dazu Nora Iuga: Dieses Buch trägt eine besondere Bedeutung für mich. Als ich Ulysses von James Joyce gelesen habe, entdeckte ich Mollys inneren Monolog. Er gefiel mir so, dass ich mit mir selbst eine Wette abschloss, dass ich meinen eigenen inneren Monolog schreiben kann. Und ich habe es geschafft. Dieses Buch habe ich in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich, in Hermannschaft, unterwegs im Zug, im Park, in Kaffes, auf der Stra‎ße, überall geschrieben und es war ständig in meinem Kopf.



    Ich lebte in einer riesigen Verzweiflung und musste mich davon befreien. Die Arbeit bei diesem Buch dauerte ein Jahr lang. Seine Lektüre ist nicht leicht, eben weil es spontan und ununterbrochnen geschrieben wurde. Es gibt so gut wie keine Satzzeichen, ich habe alles mit kleinen Buchstaben geschrieben und aus demselben Grund kann man nicht wissen, ob es um Gedicht oder Prosa handelt.” Der Verlag Humanitas hat seine Leser auf der diesjährigen Buchmesse mit 30 Veranstaltungen angelockt. Einige davon widmete der Verlag dem rumänischen Philosophen Emil Cioran, den die rumänischen Leser in den Bänden Cahier 1957–1972”, im Sammelband Cioran und die Musik”, oder im Hörbuch Tränen und Heiligen”, in der Lektüre des Darstellers Răzvan Vasilescu wieder entdecken können. Die Schriftstellerin Ioana Pârvulescu kommt zu Wort mit Einzelheiten: ”Die Lektüre Ciorans Werke wirkt verheerend auf seine Leser, einige meiner Studenten sagten, seine Werke sollten verboten werden, weil man oft über Selbstmord nachdenkt, nachdem man sie liest. Es gibt hingegen auch andere Menschen, bei denen die Lektüre seiner Werke dieses Gefühl nicht weckt, ich gehöre auch dieser Kategorie an. Ich möchte heute über alle Bücher sprechen, die auf der Buchmesse präsentiert werden.



    Selbst wenn Ciorans Cahiers” mein Lieblingsbuch des Philosophen bleibt, habe dennoch gewählt, über den Sammelband Cioran und die Musik” zu sprechen. Eben weil dieses Buch, meiner Ansicht nach, für ihn atypisch ist, sollten wir an alle Vorurteile denken, die die Leser Autoren gegenüber haben. In diesem Buch finden wir einen hellen und frommen Cioran, eine Seite von ihm, die ich immer intuitiv spürte”. Die Verkaufszahlen sind auf der diesjährigen Buchmesse um 10% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das ist besonders den Kinderbüchern sowie den israelischen Autorinnen und Autoren zu verdanken. Israel präsentierte sich auf dem diesjährigen Buchsalon als Gastland.