Tag: Gedichte

  • Eminescu jenseits von Kanon und Klischee

    Eminescu jenseits von Kanon und Klischee

    Etiketten wie Schriftsteller des Literaturkanons“ oder Nationaldichter“ in hochtrabenden Abhandlungen, die wenig mit der zeitgenössischen Sprache und Sensibilität zu tun haben, verleiten oft Schüler dazu, Werke klassischer Schriftsteller abzulehnen. Zwei Lehrerinnen für rumänische Literatur wissen, wie das Werk des rumänischen Nationaldichters Mihai Eminescu, dessen 170. Geburtstag am 15. Januar gefeiert wurde, unterrichtet werden sollte, um die Neugierde und das Interesse junger Menschen zu wecken.



    Dumitriţa Stoica befürwortet eine schülerfreundliche Herangehensweise an Eminescus Werk, die Klischees und Etiketten vermeiden sollte. Sie ist auch der Meinung, dass eine sorgfältige Auswahl von Informationen und ein zugänglicher, dem kulturellen Hintergrund der Jugendlichen angepasster Diskurs für den Unterricht unerlässlich sind.



    Die jungen Leute müssen sich der Tatsache bewusst werden, dass die meisten Werke Eminescus viel Sekundärliteratur hervorgebracht haben. Sie sollten die Vielfalt der Auslegungen von Eminescus Werk verstehen, was für die Schaffung eines kulturellen Dialogs zwischen dem Dichter und den Lesern wichtig ist. Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass die meisten jungen Menschen von Natur aus vom Wesenskern der Werke Eminescus angezogen werden. So konnten wir uns dem Lehrprozess auf diese Weise nähern, ohne die künstlerische Sprache des Autors zu vernachlässigen. Die Lehrer können die Werke Eminescus ausgehend von seinen gro‎ßen Themen zugänglich machen — natürlich interessieren sich junge Menschen für Themen wie Liebe, Zuflucht in einer Phantasiewelt, Gut und Böse usw. Ich hatte eine angenehme Überraschung mit einigen Elfklässlern, als ich das Gedicht »Glossă« unterrichtete. In Eminescus Werk gefallen mir persönlich vor allem jene Texte, die das tragische Gefühl des Seins durch die Haltung des Menschen als Zuschauer ein wenig mildern. Und dieses Gedicht ist repräsentativ für eine solche Haltung. Die Schülerinnen und Schüler waren so sehr von der dem Gedicht zugrunde liegenden Philosophie fasziniert, dass eine echte Debatte im Klassenzimmer begann. Das Gedicht spricht über eine Lebensphilosophie, die eine distanzierte Haltung und den Rückzug aus dem Konflikt predigt, und diese pro-aktiven jungen Leute, wie sie sich selbst nannten, waren wirklich fasziniert. Andererseits entschlüsselten einige der Schülerinnen und Schüler der Klasse das Gedicht als eine Form der Therapie. Tatsächlich kann dieses Gedicht für viele einen therapeutischen Wert haben.“




    Ihre Kollegin Dorica Boltaşu Nicolae bemerkt, dass sich viele ihrer Schüler für Eminescus Werk und Biografie interessieren und dass sie Einzelheiten über seine Freundschaft mit anderen Persönlichkeiten der damaligen Zeit, wie dem Schriftsteller Ion Creangă und dem Kritiker Titu Maiorescu, sowie über sein Liebesleben erfahren wollten.



    Ich erinnere mich an etwas, was der Schriftsteller Radu Cosaşu einmal sagte, dass wir eine Mischung aus Caragiales und Eminescus Figuren sind. Obwohl ich Klischees nicht mag und es vermeide, Eminescu als Nationaldichter darzustellen, sage ich immer, dass Eminescu und Caragiale zwei gro‎ße Schriftsteller der rumänischen Literatur sind, weil jeder von ihnen es geschafft hat, einen wichtigen Teil unserer Kultur, unserer Hoffnungen und Träume darzulegen. Ich sage den jungen Leuten auch, dass Eminescu der letzte gro‎ße europäische Dichter der Romantik war, denn man muss ihn in einen Kontext einordnen. Tatsächlich beginne ich bei der Romantik, um ihnen zu helfen, zu verstehen, wo Eminescu in einem grö‎ßeren Zusammenhang steht. Und ich versuche, Vergleiche anzustellen. Wenn wir zum Beispiel einen Film sehen, der mit der heute verfügbaren Technologie gedreht wurde, und wenn wir den ersten Teil des Gedichts »Călin« lesen, dann rufen die Worte und Bilder nicht unbedingt die Natur in erkennbarer Weise auf den Plan, aber irgendwo in uns selbst existieren genau diese Bilder, und Eminescus Gedichte bringen sie an die Oberfläche. Mir ist aufgefallen, dass sich die Schülerinnen und Schüler besonders für seine philosophische und kosmische Poesie interessieren. Wenn ich ihnen von den Gedichten »Zum Stern« oder »Erster Brief« erzähle, wird ihnen klar, wie gut Eminescu es geschafft hat, Dinge zu beschreiben, die die Wissenschaft noch nie zuvor erwähnt hatte. Wenn ich sehr gute Schülerinnen und Schüler habe, dann sage ich ihnen, dass einer der gro‎ßen Verdienste Eminescus darin bestand, dass es ihm gelang, in manchen Dichtungen sein eigenes romantisches Universum zu dekonstruieren. Aber ich komme selten dazu, solche Dinge zu erklären.“

  • Gedichte von Corneliu Coposu wurden veröffentlicht

    Gedichte von Corneliu Coposu wurden veröffentlicht

    Das Ereignis markierte den 24. Todestag dieses antikommunistischen Dissidenten, der bis 1947 in der Leitung der Rumänischen Bauernpartei war. Der Präsident der Rumänischen Vereinigung ehemaliger politischer Gefangener Octav Bjoza sprach über die moralische Aufrichtigkeit von Corneliu Coposu und über sein Vorbild für die rumänische Gesellschaft.




    Octav Bjoza: “Es war sehr schwierig, ihm nahe zu kommen, aber zwei- bis dreimal hatte ich die Gelegenheit, kurz mit ihm zu sprechen. Das letzte Mal war es 4 oder 5 Monate, bevor er zur letzten Operation nach Deutschland ging. Wei‎ßt du, was er mir gesagt hat? Herr Bjoza, sagte er, ich würde mir wünschen, dass die Mitglieder des Parlaments für ihre Strategien, Programme und sogar Ideologien kämpfen, aber nachdem sie das Parlament verlassen haben, würde ich sie gerne zusammen sehen, um ein Konzert, ein Theaterstück, oder ein Fu‎ßballspiel zu besuchen oder ein Bier zu trinken. Aber diese Leute…. sie hassen sich gegenseitig, Herr Bjoza. Es tut mir leid, aber ich finde das inakzeptabel.”




    Corneliu Coposu sa‎ß in den schrecklichsten kommunistischen Gefängnissen: in Vacaresti, Jilava, Pitesti, Malmaison, Craiova, Aiud, Poarta Alba, dem Donau-Schwarzmeer-Kanal, in Gherla und Sighetul Marmatiei, und er wurde zwischen 1954 und 1962 in Ramnicu Sarat in harter Einzelhaft festgehalten. Während der 8 Jahre, die er allein in einer Zelle verbrachte, verbrachte er seine Zeit mit Beten, Rechnen und Gedichten, um seinen Verstand nicht zu verlieren.




    Trotz schrecklicher Schwierigkeiten hat Corneliu Coposu nie auf seine Prinzipien verzichtet und sich ständig bemüht, Rumänien von einem sowjetischen Satelliten in eine westliche Demokratie zu verwandeln. Der 1914 geborene gro‎ße Politiker wurde unter einem anderen bemerkenswerten Staatsmann ausgebildet, dem ehemaligen Premierminister Iuliu Maniu, dessen politischer Sekretär Coposu war. Er war am Ende des Zweiten Weltkriegs an der Organisation der antikommunistischen Opposition beteiligt und organisierte Studentenproteste gegen die Kommunisten.




    1947 wurde Coposu verhaftet und ohne Prozess inhaftiert. Nach seiner Freilassung bat das kommunistische Regime ihn, im Gegenzug für die Freigabe seines Namens zusammenzuarbeiten, aber Coposu lehnte das Angebot ab. Er gründete die Nationale Bauernpartei als heimliche Gruppe wieder und lie‎ß sie 1987 der Christlich-Demokratischen Internationale angehören.


    Nach dem Fall des Kommunismus 1989 brachte er die damaligen Oppositionsgruppen in der so genannten Demokratischen Versammlung zusammen. Er starb 1995, ein Jahr bevor diese politische Allianz die Kommunal-, Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Rumänien gewann. Von den drei Hauptzielen von Coposu, nämlich dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union, der NATO und der Wiederherstellung der Monarchie, wurde nur letzteres nicht erreicht.

  • Rumänisch-amerikanischer Schriftsteller Andrei Codrescu auf Lesetour in Rumänien

    Rumänisch-amerikanischer Schriftsteller Andrei Codrescu auf Lesetour in Rumänien

    Im Herbst erschien im Verlag Caiete Silvane der zweisprachige Band des Prosaautors und Dichters Andrei Codrescu The Art of Forgetting / Die Kunst des Vergessens“ in der Übersetzung von Alexandru Oprescu. Aus diesem Anlass startete der Schriftsteller einen landesweiten Lesemarathon. Zwischen dem 4. und dem 9. Oktober nahm er auch am 4. Internationalen Literaturfestival Transilvania“ im mittelrumänischen Cluj (Klausenburg) teil. Der Schriftsteller sagte in einem Interview mit der Kulturzeitschrift Observator Cultural“ über seinen zweisprachigen Band:



    Als ich für diesen Band zu schreiben anfing, nahm ich mir vor, auf rhetorische Stilmittel wie Metaphern zu verzichten, die den Text ausschmücken. Ich wollte ein direktes Gedicht schreiben, das sich von meiner bisherigen Schöpfung im Bereich Lyrik unterscheidet. Mein Gedicht sollte dennoch, so wie es die Lyrik verlangt, kompliziert bleiben. Ich habe existenzielle Lyrik geschrieben, die für mich als Anerkennung meiner Erlebnisse und meiner Lebenserfahrung gilt. Ich thematisiere zu Beginn die Beziehung zu meiner 93-jährigen Mutter, die sich im Laufe der Zeit viel verändert hat, und zum Abschluss ein langes Gespräch des Propheten Jesaja mit Gott, als Figur des einzigartigen Vaters, ein Gespräch, in einem familiären Ton verläuft. Jesaja ist zu Tode erschrocken und Gott leidet an Verdauungsstörung.“




    Was bedeutet überhaupt, Dichter zu sein? Dazu Andrei Codrescu im Interview mit Observatorul Cultural“:



    Dichter sein bedeutet vorerst, frei und bewusst zu sein. Diesen Sinn des Lebens zu finden, ist sehr schwer in einer von Geiz und Lüge verzerrten Welt. Gedichte zu schaffen, bedeutet gleicherma‎ßen Freude und Kampf.“




    Die Fakultät für Sprachwissenschaft und Literatur der Klausenburger Universität Babeş-Bolyai“ widmete dem Dichter und Prosaautor eine Konferenz, moderiert von der Schriftstelelrin Ruxandra Cesereanu, die dabei den Band The Art of Forgetting / Die Kunst des Vergessens“ präsentierte. Ruxandra Cesereanu sagte über den Gedichtband von Andrei Codrescu:



    Ein zentrales Gedicht dieses Bandes ist das erste, »Der Fotograf«. Die Mutter von Andrei Codrescu ist Fotografin in Hermannstadt, daher setzt sich der Dichter in diesem Gedicht mit der Kraft der Schnappschüsse auseinander. Dieser Band enthält allerdings einige Schnappschüsse eines Lebens, die eine Brücke über die Zeit, zwischen der Heimatstadt des Dichters, Hermannstadt, und Amerika schaffen, also das Gedicht und der Band sind wie ein grenz- und zeitüberschreitendes Bild. Ein weiteres wesentliches Gedicht, das den Kern des ganzen Buches enthält, ist »Bilingvism« (Zweisprachigkeit). Es handelt sich um ein Gedicht, das weder Neverland noch ein No man’s land thematisiert, sondern eher das sogenannte Codresculand. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Idee, dass Zweisprachigkeit zu einer kulturellen Matrix wird. Andrei Codrescu ist ein zweisprachiger Autor, der leicht von einer Sprache in die andere wechselt und ständig mit den beiden umgeht. Andrei Codrescu bringt die Zweisprachigkeit zu einer neuen und einmaligen Ebene, ich kenne keinen anderen Dichter, der im Rumänischen in dieser Art mit der Zweisprachigkeit umgeht.“




    Die Werke von Andrei Codrescu wurden zum grö‎ßten Teil auch ins Rumänische übersetzt. Im Verlag Curtea Veche Publishing erschienen in der dem Schriftsteller gewidmeten Serie die Bände Lecţia de poezie“ (Die Lyriklektion“) im Jahr 2014, Ay,Cuba! O călătorie socio-erotică“ (Ay Cuba, eine sozio-erotische Reise“) im Jahr 2012, Ghid Dada pentru postumani — Tzara şi Lenin joacă şah“ (Dada-Leitfaden für die posthumane Gesellschaft — Tzara und Lenin spielen Schach“) (2009), Prof pe drum“ (Lehrer unterwegs“) (2008) und Gaura din steag — Povestea unei reveniri şi a unei revoluţii“ (Das Loch in der Fahne. Die Geschichte eines Exilrumänen über Rückkehr und Revolution“) im Jahr 2008. Der Dichter und Prosaautor lie‎ß sich mit 19 Jahren in den USA nieder. Dort ist er Herausgeber der Zeitschrift Exquisite Corpse: a Journal of Letters & Life“, Autor einer Kultursendung im öffentlichen Radio und war auch emeritierter Professor für englische Literatur und Komparatistik an der Universität Louisiana State University.



    Im Jahr 1989 kehrte Andrei Codrescu nach Rumänien zurück, um über die antikommunistische Revolution und den Sturz des Diktators Nicolae Ceauşescu live zu berichten. Die politischen Ereignisse des Jahres 1989 beschreibt er im Buch Das Loch in der Fahne“, das zwei Jahre später von der New York Times mit der Auszeichnung Notable Book of the Year“ geehrt wurde. Seine Essays, die sich mit dem Zerfall des Kommunismus auseinandersetzen, wurden in mehreren Bänden gesammelt, darunter: The Disappearance of the Outside“ (1991), Zombification“ (1994) und The Dog with a Chip in His Neck“ (1996) — die letzteren zwei erschienen im Verlag St. Martin’s Press.

  • Klassiker der rumänischen Literatur im Rundfunk-Verlag „Casa Radio“

    Klassiker der rumänischen Literatur im Rundfunk-Verlag „Casa Radio“

    Der Tag der Rumänischen Kultur wurde am 15. Januar vom Verlag Casa Radio“ mit einer besonderen Intiative gefeiert: Im Verlag des rumänischen Rundfunks ist eine CD-Serie mit Gedichtvorträgen von Mihai Eminescu erschienen. Die CD-Serie mit dem übernommenen Originaltitel der Erstausgabe Poesii de Mihail Eminescu“ (Gedichte von Mihail Eminescu“) lädt die Begeisterten der Lyrik von Mihai Eminescu zu einer Audioreise durch das Werk des rumänischen Nationaldichters ein. Die CD enthällt die Gedichte, die 1883 vom Literaturkritiker Titu Maiorescu für die gleichnamige Erstausgabe des Bandes gesammelt wurden.




    Ludovic Antal, Emil Botta, Clody Bertola, George Calboreanu, Ion Caramitru, Constantin Codrescu, Elvira Godeanu, Ion Manolescu, Mariana Mihuţ, Alexandru Repan, George Vraca sind nur einige der Schauspieler, die die Gedichte von Mihai Eminescu in Aufnahmen, die aus den 1960ern stammen, wieder zum Leben bringen. Die Aufnahmen stammen aus dem Archiv der rumänischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Der Dichter Florin Iaru sagte über die CD-Serie:



    Mihai Eminescu ist der berühmteste Dichter der rumänischsprachigen Literatur, daher wurden seinem Namen verschiedene Bezeichnungen wie ‚Visionär‘ oder ‚Legende der rumänischen Lyrik‘ zugeordnet. Das Gedicht ist aber kein Denkmal, keine Kathedrale, keine Pflicht, kein Stolz und auch kein nationales Gefühl. Ein Dichter wird in den Rang des Nationaldichters nur dann erhoben, wenn das ganze Land glaubt, dass seine Gedichte gut sind, wenn er äu‎ßerst beliebt und als fundamentaler Dichter betrachtet wird. Sollte ich in Mitte der Nacht aus dem Schlaf aufwachen, kann ich Gedichte von Eminescu aufsagen. Ein Gedicht, das einem gefällt, wird zu einem Ohrwurm, den man nicht mehr vergessen kann. Deshalb gibt es nur wenige Gedichteleser in Rumänien. Und daher mag ich die Bezeichung ‚Nationaldichter‘ nicht. Mihai Eminescu war ein Mensch der in der Welt seiner Gedanken lebte und seine Gedanken aufs Papier brachte. Das ist eine der einmaligen Erfahrungen in der Geschichte einer Kultur.“




    Am Tag der Nationalen Kultur lud die rumänische Web-Kulturseite Bookhacolic.ro, die den Büchern gewidmet ist, einige zeitgenössische Dichter ein, eine online-Befragung über den Dichter Mihai Eminescu zu beantworten. Was bedeutet Eminescu heute, mehr als 150 Jahre seit seiner Geburt, und welche persönliche Erfahrungen stehen für sie in Verbindung zu seinem Werk, waren nur einige der Fragen. Der Dichter Radu Vancu schreibt dazu:



    Eminescu ist wahrscheinlich der Dichter, dessen Werke ich am häufigsten wiedergelesen habe. Als Student genoss ich besonders seine gro‎ßen visionären Panoramabilder, insbesondere seine apokalyptischen Endzeitvisionen, mit denen ich mich auch für meine Diplomarbeit befasste. Mit drei‎ßig fing ich an, insbesondere die Gedichte, die die biographische Poetik vorwegnehmen, wiederzulesen. Die sind nur wenige, wie die Sonette, die er 1879 schrieb, die die Werke von Bacovia in knappster Form zusammenfassen. Was bei Eminescu beispielhaft bleibt, ist, neben seiner unfassbar, fast unmenschlich reinen Biographie, dass all diese Poetiken, so unterschiedlich sie untereinander auch sein mögen, mit derselben Intensität erlebt und hervorragend verfasst werden; er hat jede Poetik und jedes seiner Gedichte sehr stark erlebt, als ob es um sein Leben ging. Und in gewisser Hinsicht ging es eben darum. Es ging auch um unser Leben. Eminescu ist der Dichter der im Grunde genommen die gesamte rumänische Lyrik beeinflusst hat.“




    Der Dichter Florin Iaru kommt erneut zu Wort:



    Es gibt jenseits der Technik, des Glanzes, der Prosodie, der Rhetorik, etwas, was kein Pendant und auch keine Antwort in der Welt der Sachen hat. Das ist ein ‚Gefühl‘, wie es der Literaturkritiker Titu Maiorescu bezeichnet. Man fühlt es und es fällt einem sehr schwer, zu erklären, was es ist. Es handelt sich um etwas, das einen unerwartet mit lauter Zufriedenheit, Melancholie, allein stehenden Pappelbäumen, dem trüben See, dem König und dem Proletarier, symbolhaften Motiven seiner Gedichte füllt. All diese Sachen fassen einen, bevor man versteht, dass man einen Diskurs vor Augen hat. Seine Technik war ausgezeichnet. Eminescu war zudem ein Spracherfinder. Für ihn war nichts unmöglich. Er hat den Reim in rumänischer Sprache, die Akzente, die Vorurteile umgekrempelt. Er hat sich wie ein Dichter verhalten, für den die Sprache ein formloser Stoff war, der alle Elemente hat, die nur darauf warten, neu kombiniert zu werden. Der Schwerpunkt der CDs, die im Verlag Casa Radio erschienen sind, ist, dass Eminescus Gedichte von gro‎ßen rumänischen Darstellern vorgelesen werden. Wenn sie es tun, lassen sie ihre Gewohnheiten im Vortragen beiseite und verleihen dem Text eine volle Freiheit.“




    Der Einband dieser neuen CD aus der Sammlung Goldenes Radioarchiv“, Serie Das Schauspiel der Gedichte“, ist eine Bearbeitung des Künstlers Daniel Ivaşcu nach dem 1883 erschienenen Originalband Poesii“ (Gedichte“) von Mihai Eminescu.



    Audiobeitrag hören: