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  • Ausstellung im Europäischen Parlament: „Die Goldvorräte der Rumänischen Nationalbank“

    Ausstellung im Europäischen Parlament: „Die Goldvorräte der Rumänischen Nationalbank“

     

     

    Im Verhältnis zwischen Rumänien und Russland gibt es ein Vermächtnis, das die bilateralen Beziehungen seit über hundert Jahren belastet: der unrechtmäßig in Moskau zurückgehaltene Staatsschatz Rumäniens, der aus der Goldreserve der Rumänischen Nationalbank sowie kostbaren Gemälden und wertvollen Dokumenten aus dem Staatsarchiv besteht.

    Zu diesem Thema wurde Anfang März am Sitz des Europäischen Parlaments in Brüssel eine Ausstellung organisiert. Unter den Stichworten „Die Goldreserve der Rumänischen Nationalbank“ präsentiert das Bukarester Geldinstitut seine eigene Geschichte und stellt das Schicksal seiner Goldreserve dar, um die internationale Gemeinschaft für das Thema zu sensibilisieren.

    Für unser Feature „Rumänien einmal anders“ haben wir uns mit Brândușa Costache, der Leiterin des Sekretariats für Archiv, Bibliothek und Öffentlichkeitsarbeit der Rumänischen Nationalbank (BNR), über die Ausstellung unterhalten. Das telefonische Interview führte Ana-Maria Cononovici, im Studio begrüßt Sie Sorin Georgescu mit der deutschen Fassung des Gesprächs.

     

    Es gehöre zur Tradition der Rumänischen Nationalbank, ihre Geschichte einem breiteren Publikum bekannt zu machen, eröffnete uns zu Beginn des Gesprächs Archivleiterin Brândușa Costache:

    Die Ausstellung ist im Grunde eine Fortführung der Bemühungen Rumäniens aus der Zwischenkriegszeit, die belastende Geschichte im Verhältnis zu Russland bekannt zu machen. Die Geschichte fängt im Jahr 1916 an, als in den Wirren des Ersten Weltkriegs die staatlichen Institutionen Rumäniens, einschließlich der Nationalbank, sich angesichts der anrückenden Truppen der Zentralmächte gezwungen sah, sich nach Jassy zurückzuziehen. Die Goldreserve der Rumänischen Nationalbank – das waren 91,5 Tonnen Gold – und auch die Kronjuwelen der Königin Maria sowie die Reserven kommerzieller Banken und unzählige Güter des nationalen Kulturerbes wurden zur Verwahrung nach Russland verfrachtet, weil man der Auffassung war, dass sie auf dem Staatsgebiet einer damals verbündeten Großmacht sicher sein würden. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Denn das zaristische Reich stand auf wackeligen Füßen. Im Herbst 1917 rissen die Bolschewiki die Macht in Russland an sich. Kurze Zeit darauf, nämlich schon im Januar 1918, brach Moskau die diplomatischen Beziehungen zu Bukarest ab und beschlagnahmte die rumänischen Wertgegenstände, die im Kreml verwahrt wurden. Zwar wurden auf diplomatischen Kanälen gleich nach Kriegsende Verhandlungen über die Rückgabe aufgenommen, doch blieben sie für Rumänien erfolglos. Entlang der Zeit wurden zweimal einige Gegenstände aus dem Kulturerbe zurückgegeben, doch aus der in Moskau verwahrten Goldreserve der Nationalbank trat keine einzige Unze ihren Heimweg nach Bukarest an.“

     

    Schon in der Zwischenkriegszeit hat die Rumänische Nationalbank begonnen, das von Rumänien erfahrene Unrecht der internationalen Öffentlichkeit bekannt zu machen, erzählt weiter die Archivleiterin Brândușa Costache:

    Die Nationalbank bemühte sich um die Bekanntmachung dieses Problems, so dass sie bereits 1934 die Veröffentlichung eines einschlägigen Bands unterstützte. Das Buch trug den Titel »Der rumänische Staatsschatz in Moskau« und war von Mihail Grigore Romaşcanu verfasst worden, einem Diplomökonomen und Schriftsteller, der zugleich ein höherer Beamte der Nationalbank war. Nach 1990 wurden diese Bemühungen wiederbelebt; dazu gehörten Veranstaltungen wie das alljährliche Historiker-Symposium unter der Schirmherrschaft der Zeitschrift »Magazin istoric« zum Thema »Geschichte der Geldkultur und des Bankwesens« in Rumänien. Es folgten Bücher von Cristian Păunescu, dem Berater des Notenbankchefs, sowie die Beteiligung der Nationalbank an der Gründung eines rumänisch-russischen Arbeitsausschusses im Jahr 2003, das sich mit dem offenen Problem zwischen den beiden Staaten befassen sollte. Die Ausstellung über den konfiszierten Staatsschatz Rumäniens im Europäischen Parlament war ein weiterer Schritt auf diesem Weg.“

     

    Als nächstes erläutert unsere Gesprächspartnerin Brândușa Costache, Archivbeauftragte der Rumänischen Nationalbank, warum es gerade jetzt zur Ausstellung im Europäischen Parlament kam:

    Der heutige weltweite Kontext war günstig für die Internationalisierung des Problems. Denn Rumänien braucht die internationale Anerkennung seiner Ansprüche gegenüber Russland – Moskau muss Rumänien 91,5 Tonnen Feingold zurückerstatten. Die Dokumente im Archiv der Rumänischen Nationalbank belegen ohne weiteres, dass Russland Rumänien diese Schuld erbringen muss, und ihre Echtheit oder Rechtmäßigkeit kann nicht angezweifelt werden. Daher haben wir die Initiative des rumänischen Europaabgeordneten Eugen Tomac voll unterstützt, eine Entschließung des Europäischen Parlaments zu diesem Thema auf den Weg zu bringen. Und diese Initiative war erfolgreich – die Resolution war Gegenstand einer Debatte und wurde anschließend vom Europäischen Parlament verabschiedet. Darin wird Russland aufgefordert, die beschlagnahmte Goldreserve Rumäniens zurückzugeben, was die internationale Unterstützung in der Causa bezeugt.“

     

    Die Ausstellung im Europäischen Parlament zeigt historische Fotos, Landkarten und Abbildungen von wertvollen Dokumenten des rumänischen Kulturerbes, die unrechtmäßig von Moskau zurückgehalten werden. Zum Schluss unseres Interviews gibt Brândușa Costache, die Archivbeauftragte der Rumänischen Nationalbank, weitere Details über die Ausstellung:

    Die Ausstellung war eine gute Gelegenheit, einem breiten Publikum Kopien der Originaldokumente unter die Augen zu bringen. Es handelt sich um die in Jassy und Moskau unterzeichneten Protokolle zwischen Bukarest und Moskau, die den Transport nach und die Aufbewahrung der rumänischen Goldreserve und der anderen Wertgegenstände sowie der Kulturgüter in Moskau belegen. Auch die Anfang 1917 in Moskau erstellten Dokumente über den Empfang der Transporte aus Rumänien und deren Inventur waren unter den ausgestellten Abschriften vertreten. Die Dokumente waren vorher in den Büchern von Cristian Păunescu veröffentlicht worden, doch waren sie einer breiteren Öffentlichkeit vor dieser Ausstellung kaum bekannt. Das Schicksal des rumänischen Nationalschatzes nach 1918 wird ferner in der Ausstellung durch Schriftstücke dokumentiert, die der Historiker Ilie Schipor in russischen Archiven entdeckt, abgelichtet und in einem Buch veröffentlicht hat.“

     

    In seiner Entschließung fordert das Europäische Parlament Russland entschieden auf, die rechtswidrig beschlagnahmte Goldreserve der Rumänischen Nationalbank sowie die anderen Wertgegenstände und Kulturgüter umgehend Rumänien zurückzuerstatten. Die derzeitige russische Führungsriege reagierte unwirsch darauf: Rumänien habe weitaus höhere Kriegsreparationen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg an die ehemalige Sowjetunion zu entrichten, hieß es aus Moskau. Eine Lösung der Angelegenheit ist derzeit nicht in Sicht.

  • Streetart trifft Studiokunst: Kunstlehrer verschönert Brücke mit Gemäldetafeln

    Streetart trifft Studiokunst: Kunstlehrer verschönert Brücke mit Gemäldetafeln

    Es gibt eine Brücke über den Fluss Olănești (einem Nebenfluss des Olt/dt. Alt im Landkreis Vâlcea), die an einer bestimmten Stelle mit Plexiglasplatten ausgekleidet war. Allerdings widerspiegelte sich das Licht in den Paneelen, wodurch optische Täuschungen entstanden und Unfälle in der Gegend verursacht wurden. Sogar Tauben wurden verwirrt und stürzten in sie hinein. Die örtlichen Behörden kamen zur Rettung mit einer gro‎ßartigen Idee: Sie lie‎ßen die Platten lackieren. Das Ergebnis war eine Leistung, die dem Guinness-Buch der Rekorde würdig ist. Adrian Ionuț Luță bemalte alte Gebäude in der Stadt Râmnicu Vâlcea mit Szenen, die das ländliche und städtische Leben der Menschen von einst darstellen. Diese sind derzeit auf den 58 Tafeln zu sehen, die die Stra‎ße in der Nähe der Strandpromenade der Gemeinde säumen.



    Adrian Ionuț Luță unterrichtet bildende Kunst im Kinderpalast von Râmnicu Vâlcea. Er erzählte uns, wie das Projekt entstanden ist:



    Die Stadtverwaltung trat an mich mit der Bitte heran, ein Gemälde zu malen, um die Gegend zu verschönern. Allerdings sollte es auch eine praktische Seite haben — nämlich die Unfälle in der Gegend zu reduzieren und zu verhindern. Und die Tauben sollten auch nicht mehr gegen die Tafeln prallen. Au‎ßerdem wollte die Stadtverwaltung dadurch die Geschichte unserer Stadt fördern. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, Bilder von allen Denkmälern in der Stadt darzustellen. Es gibt insgesamt 58 Tafeln, mit einer Fläche von über 300 qm. Jede Tafel ist 2 m hoch und 4 m breit. Dies ist das einzige Ölgemälde auf Plexiglas. Bisher hat noch niemand versucht, auf solchen Tafeln zu malen, weil die Gefahr der Abblätterung und des schnellen Verfalls besteht. Ich verwendete aber sehr haltbare Farben, die 50 Jahre lang halten.“



    Überzeugt von der Dauerhaftigkeit des Werkes, wählte Adrian Ionuț Luță als Thema historische Gebäude und Denkmäler, die sich nicht mehr in der Stadt befinden:



    In kurzer Zeit wird dieses Werk anerkannt werden; eigentlich sollte es schon vor anderthalb Jahren sein, aber die Pandemie hat das unmöglich gemacht. Es gibt Denkmäler wie das Anton-Pann-Haus, ein städtebauliches Denkmal aus dem 18. Jahrhundert, ein Bezirksmuseum, das die Gedenkausstellung für Anton Pann beherbergt, einen in Bulgarien geborenen Schriftsteller, der 1854 in Bukarest starb. Wir haben auch die Statue des Herrschers Mircea des Älteren auf dem Stadtplatz, ein sehr altes Theater, das nicht mehr existiert, das alte Postgebäude, das Rathaus und die Statue von Alexandru Lahovari. Da ich im Kinderpalast Kunst unterrichte, war ich gegen Mittag mit dem Unterricht fertig. Ich malte die Tafeln am Nachmittag, bis gegen 22 oder 23 Uhr abends. Ich malte sogar in der bitteren Kälte, manchmal bei bis zu minus 10 Grad Celsius. Ich hatte Handschuhe an und dicke Kleidung, aber ich tat es aus Leidenschaft. Auch meine Schüler aus dem Kinderpalast halfen mit. Ich hatte eine Deadline für das Projekt, die ich auch einhalten musste. Ich habe die Deadline eingehalten, auch wenn das Wetter schlecht war, aber ich habe mein Bestes gegeben, um sie einzuhalten.“



    Die Anwohner, die die Carol-Brücke nutzen, freuen sich über die Veränderung und halten sie für eine gute Idee. Das bestätigte auch der Künstler selbst:



    Die meisten Menschen in der Stadt sind mit den verschönerten Tafeln zufrieden. Das Kunstwerk ist einzigartig auf der Welt. Ich habe versucht, ein Freilichtmuseum zu schaffen. Ich habe beim Malen Botschaften auf den Tafeln eingefügt, ich habe jeder von ihnen einen Namen gegeben und die Orte genannt, an denen die Denkmäler stehen oder einst standen. Diese Tafeln haben auch phosphoreszierende Farben, so dass sie nachts hervorstechen und etwas Licht in die Gegend bringen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich dieses Projekt geliebt habe. Ich habe viel Herzblut hineingesteckt, weil ich liebe, was ich tue. Ich habe versucht, eine Art Symbiose zwischen Street Art und Studiokunst zu erreichen. Street Art verwendet Graffiti, im Atelier arbeitet man mit Ölfarben. Ich habe Ölfarben mit Street Art kombiniert und ein Freilichtmuseum mit einem Bildungsthema entstehen lassen.“



    Adrian Ionuț Luță erzählte uns, dass er jeden Tag auf der Brücke spazieren geht, um die Gemälde zu begutachten und eventuelle Schäden zu reparieren. Seine Gemälde sind manchmal zerkratzt oder teilweise mit Graffiti bedeckt — das kommt ab und zu mal vor. Der Künstler wartet sehnsüchtig darauf, dass dieses Projekt in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wird.



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  • Internationale Kunstmesse Art Safari in Bukarest am Start

    Internationale Kunstmesse Art Safari in Bukarest am Start

    Über 3. 000 Gemälde, Skulpturen und weitere Kunstwerke aus dem nationalen Kulturgut werden diese Woche in Bukarest bei der Internationalen Messe Art Safari ausgestellt. Mehr als 50 Museen und Kunstgalerien aus Rumänien und dem Ausland beteiligen sich an der 2. Art Safari Messe. Wir haben Galerien aus Dänemark, Österreich, Ungarn und Deutschland zu Gast, die ihre Kunstwerke in insgesamt 60 Ausstellungsräumen präsentieren.



    Die ausgestellten Werke moderner und zeitgenössischer Kunst können auch gekauft werden, sagt die Direktorin der Messe Silvia Rogozea. Zu den rumänischen Museen, die sich daran beteiligen, zählen die Kunstmuseen in Galaţi, Arad, Constanţa, Piteşti, Râmnicu Sărat und Târgu Mureş. Die rumänischen Künstler, deren Werke ausgestellt werden, sind Octav Băncilă, Camil Ressu, Nicolae Tonitza, Iosif Iser und Ana Ştefania Andronic.



    Auf dem Programm der Messe stehen zudem Workshops, Gespräche, die das Thema internationaler Kunstmarkt behandeln sowie Debatten zum Schwerpunkt: die bildende Kunst vor der Wende und die heutige Situation lokaler und nationaler Museen. Die diesjährige Veranstaltung bleibt bis Sonntag offen und bringt eine Neuigkeit mit: einen Stand der ausschließlich Künstlern unter 25 Jahren gewidmet wird.



    Warum eine Messe der zeitgenössischen Kunst in Rumänien? Dadurch wollen die Organisatoren das aktive Engagement im Bereich der zeitgenössischen bildenden Kunst fördern. Die Messe sei einer der notwendigen Schritte in diese Richtung, da die Kunst durch Gallerien, Museen und Vernissagen das Publikum erreichen könne. Eine derartige Messe biete dem Publikum die beste Gelegenheit, Kuratoren, Kunstsammler, Kunstbegeisterte und nicht zuletzt Künstler kennenzulernen.



    Die Messe findet nicht zufällig im Ciclop-Gebäude auf der zentralgelegenen Magheru-Straße statt. Das Gebäude beherbergt das erste mehrstöckige Parkhaus Bukarests, das in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre errichtet wurde. Das berühmte Ciclop-Gebäude beeindruckt heute durch eine besondere Architektur, ihre Geschichte und ihre Art, den Zeichen der Zeit standzuhalten. Die Initiative der Organisatoren, die Kunstwerke in diesem Raum auszustellen sei als “kreativer Eingriff in einem unkonventionellen Raum zu verstehen.



    Art Safari 2015 unterstützt junge Künstler und fördert gleichzeitig Kunstwerke aus dem Kulturerbe Rumäniens. “Wir freuen uns riesig darauf, dass sich so viele Künstler bei der Ausstellung gemeldet haben. Deshalb ist hier ein echter Treffpunkt der Kunstwelt zu spüren. Die kommerziellen Galerien zeitgenössischer Kunst brauchen anhaltende Bemühungen, durch Projekte entschlossen unterstützt zu werden.



    So könnten wir uns an der natürlichen Entwicklung des Kunstmarktes aktiv beteiligen, sagt die Organisatorin Ioana Ciocan. Die Kunstmesse nimmt sich vor, der rumänische Hauptstadt in der Landschaft der großen europäischen Messen für zeitgenössische Kunst Gewicht zu verleihen, indem sie sich für die Förderung der zeitgenössischen Kunst und der urbanen Kultur Bukarests engagiert.

  • Die Odyssee der gestohlenen Meisterwerke

    Die Odyssee der gestohlenen Meisterwerke

    Kurz nach Beginn des Gerichtsverfahrens am Dienstag in Bukarest wurde der Proze‎ß gegen die sechs Angeklagten, die in dem Raub von sieben Gemälden aus der Rotterdamer Kunsthalle verwickelt waren, auf den 10. September vertagt. Es müssten Fragen zu den Nebenklägern überprüft werden, hie‎ß es zur Begründung. Au‎ßerdem würden Anträge mehrerer Verdächtigen auf eine Freilassung unter Auflagen geprüft. Sechs Verdächtige werden angeklagt, sie hätten sich direkt oder als Komplizen an dem sog. Kunstraub des Jahrhunderts“ beteiligt.



    Bei dem Einbruch in die nur unzureichend gesicherte Rotterdamer Kunsthalle waren in der Nacht auf den 16. Oktober 2012 sieben Werke gestohlen worden, darunter Gemälde von Picasso, Matisse, Monet und Gauguin. Ihr Gesamtwert wird von der Staatsanwaltschaft mit 18 Millionen Euro angegeben, Kunstexperten gehen von bis zu 100 Millionen Euro aus. Die Meisterwerke seinen vermutlich nach Rumänien gebracht worden; einige sollen verbrannt worden sein. Die ebenfalls angeklagte Mutter des Hauptverdächtigen hatte im März gestanden, die gestohlenen Gemälde in ihrem Ofen verbrannt zu haben, um nach der Festnahme ihres Sohnes alle Beweise zu vernichten. Später zog sie die Aussage zurück, doch eine Analyse der Asche deutete darauf hin, dass sie mehrere Gemälde verbrannt hatte. Unklar blieb, ob es sich dabei um die gesuchten Meisterwerke handelte. Auch die in der Asche gefundenen Nägel bieten weitere Indizien, da‎ß es sich bei den verbrannten Gemälden um Werke vom 19. Jh. gehandelt habe. Der Direktor des Museums, bei dem die Beweisstücke untersucht wurden, sagte aber, er könne nicht sicher sein, ob die Überreste von den gestohlenen Gemälden abstammen.



    Die Verteidiger der Angeklagten reichten Beschwerde gegen das Bukarester Gutachten ein und forderten eine weitere Expertise vom Louvre-Museum in Paris. Die Rechtsanwälte behaupten, ihre Mandanten hätten ihnen gesagt, da‎ß die Gemälde nicht verbrannt worden seien, und da‎ß sie ein korrektes Gerichtsverfahren erwarten, um später die in Rotterdam gestohlenen Gemälde an die niederländischen Behörden zurückzugeben. Laut dem rumänischen Rechtsanwalt Cătălin Dancu habe sein Mandant Radu Dogaru den niederländischen Ermittlern ein Angebot gemacht. Dogaru hätte gesagt: Schicken Sie mich zurück in die Niederlande und ich gebe Ihnen fünf der Gemälde“, so Dancu. Die Strafen in den Niederlanden für schweren Raub seien niedriger als in Rumänien. Allerdings könne er nicht bestätigen, da‎ß sein Mandant im Besitz der kostbaren Werke sei, präzisierte Cătălin Dancu, ein Staranwalt in Rumänien.



    Trotz der bestehenden Unsicherheit vermehren sich die Chancen, da‎ß wenigstens ein Teil der gestohlenen Meisterwerke gerettet werden könnten. Das Schicksal von zwei Gemälden bleibt aber weiterhin unbekannt, und die Ermittler haben ernste Befürchtungen, da‎ß die Kunstwerke verbrannt wurden. Der Kunstraub von über 18 Millionen teueren Gemälden wirft auch Fragen betreffend die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Ausstellungstücke in der Rotterdamer Kunsthalle auf. Die Antworten auf diese Fragen sollten die Ermittlungen der niederländischen Behörden liefern, erklärte noch der rumänische Star-Anwalt. Seiner Meinung nach sollten diejenigen, die sich für die unausreichende Sicherheit der Kunstwerke schuldig machen, genauso wie die Kunsträuber vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden. Der Kunstraub des Jahrhunderts wird somit fast zum Kriminalroman und könnte zu einem Jahrhundertproze‎ß führen.