Tag: Generation Z

  • „Traum.Leben”: Die Doku über die Generation Z

    „Traum.Leben”: Die Doku über die Generation Z

    „Vis.Viață” ist die erste rumänische Beobachtungsdoku, die darauf abzielt, die Realitäten, Bestrebungen und Herausforderungen der jungen Generation Z darzustellen. Die Regisseurin Ruxandra Gubernat ist bekannt für ihre einflussreichen sozialen und filmischen Projekte. Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt sie in diesem Fall, wie junge Menschen die Welt wahrnehmen, Herausforderungen meistern und ihre Identität in einer wandelnden Gesellschaft formen. Die Dreharbeiten dauerten vier Jahre und dokumentierten eine Zeit großer Veränderungen. Dazu gehörten auch die zwei Pandemiejahre, in denen Schulen online unterrichteten und soziale Isolation den Alltag prägte. Bei RRI sprach Ruxandra Gubernat über ihr Interesse an der Generation Z und die Arbeit an diesem Thema.

     Mein Weg führte zwischen Rumänien und Frankreich, wo ich sieben Jahre gelebt habe. Zwischen 2008 und 2015 studierte ich in Frankreich, kehrte aber nach Rumänien zurück. Dabei wurde mir bewusst, dass ich mit vielen Fragen zum Thema Auswanderung konfrontiert war. Natürlich wusste ich, dass viele Menschen Rumänien aus unterschiedlichen Gründen verlassen. Einige taten dies aus wirtschaftlicher Not, besonders Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre. Andere wanderten nach dem EU-Beitritt aus, da es wesentlich einfacher wurde, in einem anderen Land zu studieren oder zu leben – so wie in meinem Fall.

    Für viele war auch das Bedürfnis nach Wissen ein Grund, das trifft auf die Generation Z  zu. Ich begann, mich intensiver mit dieser Generation und ihren Entscheidungen auseinanderzusetzen. Würden sie Rumänien verlassen oder bleiben? Damals las ich zahlreiche Studien, die zeigten, dass etwa 80% der jungen Menschen darüber nachdachten, das Land zu verlassen, und mehr als 25% es tatsächlich taten. Das war der Ausgangspunkt meiner Recherchen. Ich machte mich auf den Weg, sprach mit Jugendlichen in Städten wie Temeswar, Klausenburg, Bacău, Kronstadt, Ploiești, Bukarest und Târgu Jiu. Dabei traf ich auf sehr unterschiedliche junge Menschen, von denen viele erklärten, dass sie Rumänien verlassen wollten. In diesem Kontext begannen wir mit den Dreharbeiten.

    Die Schauspielerin Una, der Trap-Künstler Habet und die Umweltaktivistin Stefania stehen vor der Herausforderung, ihre Zukunft zu gestalten. Zwischen Drama und Dilemma schmieden sie Pläne, Rumänien nach dem Abitur zu verlassen. Der Dokumentarfilm von Ruxandra Gubernat begleitet die drei auf ihrem Weg und zeigt ihre Beziehung zu Familie, Schule und Gesellschaft. Die Regisseurin erklärt, wie sie die Jugendlichen nach intensiver Recherche ausgewählt hat.

    Wie bereits erwähnt, reisten wir durch das ganze Land, um das Leben von Teenagern möglichst umfassend zu verstehen. Einige der ursprünglich ausgewählten Teilnehmer stiegen aus, da sie den Prozess auf Dauer nicht bewältigen konnten. Andere musste ich selbst aussortieren. Doch zu Habet, Una und Stefania entwickelte sich eine besondere Verbindung. Gemeinsam durchliefen wir einen Prozess, der für sie von großer Bedeutung war. Ich lernte sie kennen, als sie 16 Jahre alt waren, und die Dreharbeiten endeten, als sie 20 wurden. Wir haben also ihre Teenagerjahre gemeinsam miterlebt.

     Ich fand, dass die drei sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel hervorragend vor der Kamera wirkten. Sie sind eine ideale Kombination, um zu veranschaulichen, wie junge Menschen auf sozialen Druck reagieren, sich für die Umwelt einsetzen und das Geschehen um sie herum reflektieren. Alle drei sind äußerst engagiert, aber in ihrer Art sehr unterschiedlich. Stefania leitete beispielsweise die „Fridays for Future“-Proteste in Rumänien, gerade als die Bewegung weltweit an Bedeutung gewann – ein Thema, das ich als besonders wichtig empfand. Habet engagierte sich im Bukarester Randviertel Ferentari mit Trap-Musik und Sozialtheater, während Una gemeinsam mit anderen Theaterbegeisterten ein Stück über das Verlassen Rumäniens inszenierte.

    Ihre Anliegen umfassten sowohl lokale als auch globale Themen und Herausforderungen. Sie sprachen über Migration, soziale Klassen und die vielfältigen Probleme unserer Gesellschaft, aber auch über ihre ganz persönlichen Sorgen. Besonders bedeutend war die Beziehung, die ich zu jedem von ihnen aufbauen konnte. Die Offenheit und Ehrlichkeit, die wir miteinander teilten, haben uns einander nähergebracht und ermöglicht, einander zu akzeptieren. Dieser Film war schließlich ein vierjähriger Prozess, der nur durch gegenseitige Ehrlichkeit – sowohl in Bezug auf die eigenen Erwartungen als auch auf die der anderen – gelingen konnte. Ohne diese Grundlage wäre keine authentische Geschichte entstanden.

    „Traum.Leben“ wurde in die offizielle Auswahl mehrerer internationaler Dokumentarfilm-Festivals  aufgenommen: beim Festival für Dokus und Menschenrechte One World Romania, beim Astra-Film und beim Doku-Festival für sozialen Wandel Moldox.  Ruxandra Gubernat führte auch bei „Portavoce“ (2018) Regie. Der mittellange Collage-Dokumentarfilm behandelt die Protestwellen in Rumänien der letzten fünfzehn Jahre. „Portavoce“ wurde 2018 für den besten rumänischen Dokumentarfilm beim Astra Film Festival nominiert und auf mehreren nationalen und internationalen Festivals gezeigt.

  • Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik

    Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik

     

     

    Interessant sind auch die veränderte Einstellung der Arbeitgeber gegenüber Autorität und die Art und Weise, wie Organisationen Leadership neu interpretieren. Man könne nicht mehr von autoritären, befehlshabenden Führungskräften sprechen, weil die jüngere Generation von einer solchen Selbstinszenierung weder überzeugt noch beeindruckt ist, sagt Tudor Țiclău, Dozent am Fachbereich für öffentliche Verwaltung und Management der auftraggebenden Hochschule:

    Unter dem Gesichtspunkt der Auswahlkriterien für die Stellensuche haben wir 9 Faktoren in der Reihenfolge ihrer Bedeutung für die Arbeitnehmer getestet. An erster Stelle steht die Sicherheit des Arbeitsplatzes, 87 % halten sie für ein wichtiges oder sehr wichtiges Kriterium, an zweiter Stelle die Art der Arbeit, an dritter Stelle die Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten und an vierter Stelle die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sehr interessant ist, dass die gleichen Kriterien auch für Studenten gelten (wir haben diese Hochrechnungen auch unter Studenten durchgeführt, mit der Einschränkung, dass für Studenten die Arbeitsplatzsicherheit an vierter Stelle steht und die Work-Life-Balance das wichtigste Kriterium ist). Die Entwicklungsmöglichkeiten und die Art der ausgeübten Tätigkeit stehen an zweiter bzw. dritter Stelle. Ein weiteres wichtiges und interessantes Element ist das Gehalt und die Sozialleistungen, die auf Platz 5 und 6 liegen, d. h. es handelt sich nicht um ausschlaggebende Auswahlkriterien. Sie werden nur dann wichtig, wenn sie untergewichtet sind. An letzter Stelle kommen die Arbeit von zu Hause aus (Homeoffice) oder die Fernarbeit, die Werte des Unternehmens und – am wenigsten wichtig (nur die Hälfte der Befragten hält dies für ein wichtiges Kriterium) – die Arbeit mit Spitzentechnologie. Das Gleiche gilt für Studenten.“

     

    Die Studie habe auch hervorgehoben, dass Organisationen und Unternehmen heute zunehmend auf eine viel offenere Kommunikation mit den Mitarbeitern und Arbeitnehmern setzen, sagt weiter Professor Tudor Țiclău:

    In der Tat sind die Work-Life-Balance und das Wohlbefinden, die ein Unternehmen bietet, zunehmend wichtige Elemente. Ich würde nicht sagen, dass Top-Manager und Führungskräfte sich darüber aufregen, im Gegenteil, wir haben beobachtet, dass die Unternehmen diesen Wandel, der sich bei den Mitarbeitern vollzieht, sehr gut verstehen. Wohlbefinden und Work-Life-Balance sind mittlerweile wichtigere Kriterien für die neue Generation von Arbeitnehmern, die Generation Z, und wir glauben, dass sie in ein breiteres Paradigma der Beziehung zwischen Organisationen und Mitarbeitern integriert werden sollten. Wir haben es nämlich mit einer Transformation der beruflichen Identität zu tun, die im Moment irgendwie einen kleineren Raum in der persönlichen Identität im Vergleich zu anderen Generationen einnimmt. Mit anderen Worten: Der Einzelne identifiziert sich nicht mehr mit seinem Arbeitsplatz. Außerdem muss der Arbeitsplatz auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zugeschnitten sein. Wir sehen diese Abgrenzung zwischen Privat- und Berufsleben, wobei die jüngere Generation großen Wert darauf legt, dass diese Grenze nicht überschritten wird. Ein einfaches Beispiel: Wenn der Arbeitstag vorbei ist, erwarten junge Arbeitnehmer, dass sie nicht vervollständigte Aufgaben erst am nächsten Arbeitstag erledigen dürfen und das Arbeitsleben nicht in das Privatleben einfließt.“

     

    Wir erleben also einen noch nie dagewesenen Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik, und das haben wir der jungen Arbeitnehmergeneration zu verdanken, führt zum Schluss Professor Tudor Țiclău von der Babeș-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg) aus:

    Es gibt auch eine Verschiebung in der Akzeptanz des Führungsstils. Klar ist, dass der traditionelle Führungsansatz, der sich auf die formale Autorität der Führungskraft stützt, die Anweisungen gibt und erklärt, wie die Dinge zu tun sind, heute in kaum einer Situation noch funktioniert. Heute ist Leadership mit viel komplexeren Fähigkeiten verbunden. Zunächst einmal muss eine Führungskraft, unabhängig vom Unternehmen und von der Position, über herausragende menschliche Qualitäten verfügen, vor allem über Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, die individuellen Bedürfnisse des Mitarbeiters zu verstehen, und auf dieser Grundlage bauen die anderen Führungsfähigkeiten auf: technische Fähigkeiten, die Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln und diese Vision zu vermitteln, also Fähigkeiten, die sich auf die Besonderheiten der Aufgabe beziehen. In erster Linie suchen neue Mitarbeiter bei den Führungskräften, mit denen sie zu tun haben, die Fähigkeit, sie als Individuen wahrzunehmen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie auf Augenhöhe zu behandeln. Im Grunde genommen reagieren sie auf jede Form der Anwendung formaler Autorität mit Widerstand, und das ist spezifisch für die Generation Z, nicht nur am Arbeitsplatz. Es ist im Grunde eine Ablehnung der traditionellen Werte.“