Tag: geschützte Tierarten

  • Umweltschützer protestieren gegen geplante Lockerung des Jagdgesetzes

    Umweltschützer protestieren gegen geplante Lockerung des Jagdgesetzes

    Der Senat Rumäniens hat vor kurzem einen Gesetzentwurf zur Abänderung des Jagdgesetzes verabschiedet. Infolge der Gesetzesänderung werden ein paar geschützte Tierarten künftig gejagt werden dürfen. Betroffen davon sind die Braunbären, die Kormorane und die Gämsen. Der Braunbär wurde für einen Zeitraum von 5 Jahren in eine Liste von Wildtieren eingetragen, die in manchen Monaten im Laufe des Jahres gejagt werden dürfen. Sowohl die Umweltfreunde wie auch die Zivilgesellschaft erhoben Einwand gegen den Vorschlag. Darüber hinaus wurde auch eine Online-Petition zur Ablehnung des neuen Jagdgesetzes im Abgeordnetenhaus formuliert. Die Petition wurde bereits von mehr als 30.000 Menschen unterzeichnet. Cristian Remus Pap ist Spezialist für gro‎ße Fleischfresser, ökologische Korridore und für die Verwaltung geschützter Gebiete bei WWF Rumänien. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zum Thema:



    Bei einem solchen Beschluss müssen konkrete Fachinformationen berücksichtigt werden, wie z.B. die Entwicklung der Bärenpopulation im betreffenden Land. Auch weitere spezielle Werte müssen erwägt werden, um einen gut begründeten Beschluss zu treffen. Bei mangelnder Begründung ist mit Widerstand seitens der Zivilgesellschaft zu rechnen. Der Senat hat auch noch weitere Abänderungen verabschiedet, die aber weniger gefährlich sind. Jede Fangtätigkeit zu wissenschaftlichen Zwecken wird der Jagd gleich gesetzt, was durchaus falsch ist. Letzten Endes wird eine Abschwächung der Gesetzgebung verfolgt. Unsere Bemühungen zur Erhaltung der Tierarten werden unterminiert. Die vorhandenen Daten sind noch unzureichend, um derartige Vorschläge zu unterbreiten. Wir haben immer wieder darauf bestanden, dass es sehr wichtig ist, so viele Informationen wie möglich über die Bärenpopulation und ihre territoriale Verbreitung zu sammeln. Denn nur anhand solcher Daten können gut begründete Management-Entscheidungen getroffen werden. Wird die Gesetzgebung im Hinblick auf den Schutz des Braunbären geschwächt, so ist das ein Verlust für uns bezüglich der Erhaltung der Tierart. Denn der Bär ist eine streng geschützte Tierart, sie wird in allen wichtigen Listen in der Richtlinie über den Lebensraum der Tiere erwähnt. Normalerweise sollten spezielle Schutzgebiete gegründet werden, um die Tierart zu erhalten. Falls der Vorschlag auch in der Abgeordnetenkammer angenommen wird, werden wir viel zu verlieren haben, einschlie‎ßlich aus wirtschaftlicher Sicht.“




    Obwohl die Gämse eine emblematische Tierart für die Karpaten ist und keine Gefahr für die Menschen darstellt, soll laut dem abgeänderten Gesetz während der Jagdsaison 2019–2020 das Erlegen von 609 Gämsen erlaubt werden. Die Entscheidung löste heftige Proteste aus. Die Umweltspezialisten weisen darauf hin, dass die Erlaubnis zur Gämsenjagd auf einen einzigen Grund zurückzuführen sei, nämlich die Sammlung von Trophäen. Die Gämsen-Trophäen seien sehr wertvoll — zwischen 880 und 3000 Euro würde man dafür erhalten. Auch die Kormorane kamen in die Liste der Tierarten, deren Jagd erlaubt ist. Sie würden nämlich eine gro‎ße Gefahr für die Fische darstellen, hei‎ßt die offizielle Begründung



    WWF Rumänien verfasste zusammen mit weiteren 20 Umwelt- und Tierschutzorganisationen einen gemeinsamen Standpunkt, den sie an die zwei Fachausschüsse in der Abgeordnetenkammer schickte. Die gemeinnützigen Organisationen ersuchten dadurch die Fachausschüsse, die Änderungen zum Jagdgesetz abzulehnen, insbesondere die Änderungsvorschläge, die sich auf den Schutz des Braunbären beziehen.

  • Die Kampagne „Schätze die Natur“

    Die Kampagne „Schätze die Natur“

    In den rumänischen Karpaten leben die meisten Wölfe, Bären, Steinböcke und Luchse (geschützte Tierarten) in Europa. Rumänien ist das einzige europäische Land, in dem 5 der 11 biogeographischen Regionen in Europa, darunter auch einige der letzten europäischen Urwälder, identifiziert wurden. Und doch werden die Naturschuzgebiete in den Karpaten nicht genug finanziert. Laut einer Studie des Rumänischen Forstamtes in Zusammenarbeit mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) könnte Rumänien in den nächsten 25 Jahren fast 9 Milliarden Euro an Finanzierung verlieren, wenn keine Ma‎ßnahmen zum wirksamen Schutz der Naturschutzgebiete getroffen werden.



    Die Studie wurde im Rahmen des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) zur Verbesserung der nachhaltigen Finanzierung der Naturschutzgebiete in den Karpaten durchgeführt. Die sich auf Angaben und Zahlen aus 5 untersuchten Naturparks stütztende Studie erweist, da‎ß die naturgeschützten Regionen einen gro‎ßen wirtschaftlichen Wert enthalten und produktiv sein können. Wenn aber die Finanzierung nicht stimmt, könnte die Biodiversität darunter leiden, und so würden auch bedeutende Gewinne für die Wirtschaft des Landes verloren gehen. Im Rahmen des besagten Projekts läuft zurzeit die Kampagne Schätze die Natur“, die die Unternehmer aufmuntern sollte, zum Schutz der Natur finanziell beizutragen. Einige Details zu diesem Projekt bringt der Chef der Abteilung Naturschutzgebiete vom Nationalen Amt für Forstwirtschaft Romsilva“, Dragoș Mihai:



    Wir müssen uns in Zukunft für eine Diversifizierung der Finanzierungsquellen einsetzen. Für einen einzigen Geldgeber ist es schwierig, eine ausreichende Summe bereitzustellen, damit die Naturschutzgebiete entsprechend verwaltet werden. Für die Zukunft sehen wir es als angebracht, da‎ß neben der Finanzierungsquellen, die vom Nationalen Forstamt Romsilva für 22 der zurzeit 29 eingetragenen Gebiete zu Verfügung gestellt werden, sich auch die rumänische Regierung an der Finazierung dieser Areale beteiligt. Ferner versuchen wir auch die privaten Investoren davon zu überzeugen, da‎ß die Naturschutzgebiete mehr Aufmerksamkeit und eine bessere Finanzierung verdienen. Und das gerade weil ein Teil des Profits, den die betreffenden Investoren erzielen, der guten Verwaltung und Aufbewahrung der Natur in den jeweiligen Regionen zu verdanken ist.“



    Das Nationale Amt für Forstwirtschaft Romsilva“ investiert jährlich etwa 2,5 — 3 Millionen Euro für die Verwaltung der 22 Naturschutzgebiete und Naturparks, die in seiner Zuständigkeit fallen. Für eine entsprechende Bewirtschaftung dieser Gebiete wären aber etwa 5 Millionen Euro notwendig. Laut dem Arbeitgeberverband im Bereich Tourismus und Dienstleistungen verfügen die geschützten Naturgebiete in Rumänien über ein unglaubliches touristisches Potential und sie könnten bedeutende Summen einbringen, wenn die Behörden in diesen Regionen eine Besuchergebühr einführen würden. Obwohl dafür fast keine Werbung gemacht wird, werden diese Gebiete jährlich von fast 2 Millionen Touristen besucht. Die Autoren der Studie sind der Meinung, da‎ß die Unternehmer, die in den Bereichen Tourismus oder Mineralwasserförderung tätig sind, ihre Schuld gegenüber den Naturressourcen, die ihre Existenz sichern, begleichen sollen. Zum Beispiel könnte ein Tourismusunternehmer einen Teil seines Profits in Anlagen und Ausstattungen zum Besuchen und zum Fördern des entsprechenden Naturschutzgebietes investieren.



    An der Förderung des Tourismus oder dem Einrichten von touristischen Anlagen könnten sich die Privatunternehmer finanziell beteiligen. Wenn es um die geschützten Tier- und Pflanzenarten geht, so könnte ein Teil der notwendigen Gelder vom Staatshaushalt kommen oder auch von Projekten, die vom Umweltschutzfonds finanziert werden, meint der Chef der Abteilung Naturschutzgebiete vom Nationalen Amt für Forstwirtschaft Romsilva, Dragoș Mihai:



    Rumänien mu‎ß regelmä‎ßig über die Erhaltung der europaweit geschützten Tierarten und deren Habitat Bericht erstatten. Für dieses Projekt, das Rumänien durchführt, könnte eine Finanzierung vom Haushalt zugewiesen werden. Solche Projekte sind besonders wichtig, sie konzentrieren sich auf punktuelle Aspekte des Monitorings einer Tierart, eines Habitats oder auf die Identifizierung der Verbreitung gewisser Spezies innerhalb eines Naturschutzgebietes. So könnte man sich auf die jeweiligen Projekte konzentrieren, weil man punktuell arbeitet, die Ergebnisse werden leichter identifiziert und verarbeitet und auch das Gesamtwert der jeweiligen Aktivität ist genauer einzuschätzen.“



    Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat in den letzten Jahren mehr Ressourcen von den internationalen Finanzierungsmechanismen eingebracht, in diesem Fall von der Globalen Umweltfazilität. Die Globale Umweltfazilität (engl. Global Environment Facility, GEF) ist ein internationaler Mechanismus zur Finanzierung von Umweltschutzprojekten in Entwicklungsländern. Sie wurde 1991 gegründet, heute sind 179 Staaten Mitglied der GEF. Der Schwerpunkt der Projekte liegt in den Bereichen Klimaschutz, Artenvielfalt, Gewässerschutz, Ozonschicht, Desertifikation bzw. Landdegradation sowie Chemikaliensicherheit (besonders langlebige organische Schadstoffe). Dabei werden anteilig die Kosten von Projekten übernommen, die zusätzlich auf Grund berücksichtigter Umweltschutzziele im Sinne der GEF anfallen. Dazu die Programmleiterin PNUD Rumänien, Monica Moldovan:



    Dieses Projekt ist eine natürliche Fortsetzung unserer Dauerpartnerschaft mit dem Nationalen Amt für Forstwirtschaft Romsilva und mit dem Umweltministerium, die vor etwa 8 Jahren begonnen hat. Wir führten unsere eigenen Projekte in mehreren rumänischen National- und Naturparks durch — dort probierten wir einige neue Ma‎ßnahmen aus, die jetzt auf nationaler Ebene umgesetzt werden — zum Beispiel die Verbessserung der nachhaltigen finanziellen Unterstützung der naturgeschützten Zonen. 2007-2008 begannen wir mit der wirtschaftlichen Evaluierung der Dienstleistungen für die Ökosysteme im Nationalpark Munții Măcinului und im Naturpark Munții Maramureșului; jetzt wollen wir unsere Arbeit vertiefen und landesweit verbreiten. Ferner möchten wir die erzielten Ergebnisse auch in den anderen Karpatenländern bekanntmachen. Die jetzige Finanzierung der geschützten Regionen deckt nur die Hälfte der notwendigen Summe für die Naturparks, die vom Nationalen Amt für Forstwirtschaft Romsilva verwaltet werden. Im Falle einer optimalen Finanzierung sollten sich die Summen verdoppeln oder sogar verdreifachen.“



    Die Kampagne Schätze die Natur“ startet mit einer Direkt-Mailing-Aktion an alle rumänische Parlamentsabgeordneten und Regierungsmitglieder, das hei‎ßt an diejenigen, die befugt sind, Lösungen für die Implementierung der Finanzierungsquellen für diese naturgeschützten Regionen zu finden. Au‎ßerdem wurde im Rahmen dieser Kampagne die Internetseite www.punepretpenatura.ro eröffnet — dort findet man die geltende Gesetzgebung betreffend die naturgeschützten Regionen und Lösungsvorschläge, die mehr Geld für die rumänische Wirtschaft einbringen könnten.



    Audiobeitrag hören: