Tag: Gleichstellung

  • „Girls in STEM“: Gymnasiastinnen für mehr Frauen in MINT-Fächern

    „Girls in STEM“: Gymnasiastinnen für mehr Frauen in MINT-Fächern

     

    Audio Player

     

    Aus den Statistiken der UNESCO geht hervor, dass weltweit nur ein Drittel der wissenschaftlichen Forscher Frauen sind und dass dieser Anteil in den letzten zehn Jahren stabil geblieben ist. Auf den höchsten Ebenen, d. h. in Führungspositionen und als Mitglieder nationaler Wissenschaftsakademien, beträgt der Frauenanteil jedoch nur 12 %.

     

    Nach Daten aus dem Jahr 2023 liegt der Anteil von Frauen an den Absolventen in MINT-Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) in Rumänien mit 41 % über dem europäischen Durchschnitt von 32,8 %. Die nächsten beiden Länder mit den höchsten Anteilen sind Polen und Griechenland. Der Anteil der weiblichen Doktoranden in Wissenschaft und Technik in Rumänien beträgt hingegen nur 0,24 % der rumänischen Gesamtbevölkerung, womit das Land an letzter Stelle in der EU steht.

     

    Wissenschaftsexperten sind der Meinung, dass man sich weniger mit den Zahlen befassen sollte, die Rumänien an die Spitze der Länder stellen, in denen Frauen ein Studium absolvieren oder in der Wissenschaft arbeiten. Vielmehr sollte man sich mit der geringen Vertretung von Frauen in Spitzenpositionen in der Forschung auseinandersetzen. Eine mögliche Erklärung für den hohen Prozentsatz an weiblichen Hochschulabsolventen in Rumänien kann auf die kommunistische Vergangenheit zurückgeführt werden. Die massenhafte Alphabetisierung und Professionalisierung von Frauen mit dem Ziel der Modernisierung der Gesellschaft basierte allerdings nicht auf Gleichstellungsmaßnahmen oder feministischen Bewegungen – das kommunistische Regime setzte nämlich auf Frauen als Arbeitskräfte.

     

    Doch Mädchen und junge Frauen, die sich von dieser Ungleichheit betroffen fühlen, wollen sich diese Situation nicht mehr gefallen lassen und ergreifen Initiativen für einen höheren Anteil ihrer Geschlechtsgenossinnen in MINT-Fächern. Ein solches Projekt nennt sich „Girls in STEM“ („Mädchen in MINT-Fächern“) und wurde im Mai-Juni 2024 von der Organisation „Girl Up Neuroscience“ unter der Leitung von zehn jungen Gymnasiastinnen ins Leben gerufen. Finanziert wurde das Projekt von den Vereinten Nationen.

     

    Marina Suvac ist Zwölftklässlerin am „Vasile Alecsandri“-Gymnasium im ostrumänischen Galatz und Vorsitzende der Organisation „Girl Up Neuroscience“. Im Folgenden erzählt sie, wie alles begann.

     

    Mir ist aufgefallen, dass der Feminismus und die Frauen in diesem Bereich nicht ausreichend vertreten sind, und ich interessiere mich sehr für die Neurowissenschaften. Es ist eine persönliche Leidenschaft von mir. Es gibt viele Projekte des Typs »Girl in STEM«, also Frauen in der Wissenschaft im Allgemeinen, und sie konzentrieren sich in der Regel auf Highschool-Schülerinnen, aber ich dachte, ich würde etwas Spezielleres in den Neurowissenschaften machen, weil MINT ein Bereich ist, der mehr als nur die klassischen wissenschaftlichen Fächer umfasst. Und so ist im Grunde »Girl Up Neuroscience« entstanden. Ich bin auch auf diese internationale Initiative »Girl Up« gestoßen – sie haben eine sehr, sehr detaillierte Website, die vieles ermöglicht, und so habe ich ein bisschen mehr über sie erfahren und wollte mich auch selbst einbringen, um etwas zu verändern.“

     

    Es gibt zwar Projekte, die darauf abzielen, Mädchen für diese Bereiche zu begeistern, doch laut Marina richten sich diese hauptsächlich an Gymnasiastinnen. Ihrer Meinung sei es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät: Das Profil der Gymnasiasten habe sich bereits herauskristallisiert, und die Vorstellung, dass die exakten Wissenschaften eher eine männliche Domäne seien, sei bereits tief verwurzelt. In ihrer Freizeit setzt Marina Suvac auf Veranstaltungen für Mädchen und junge Frauen im Internet.

     

    Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir neun Webinare online durchgeführt, bei denen wir Rednerinnen aus verschiedenen Bereichen eingeladen haben. Es gab viele weibliche Vortragende aus vielen verschiedenen Bereichen: Frauen in den MINT-Fächern selbst, aber auch aus dem Bereich Feminismus oder aus den Neurowissenschaften. Dieses Jahr haben wir auch einen Beitrag zur psychischen Gesundheit. Unser Sommerprojekt »Girls in STEM« fand von Juni bis August 2024 statt und bestand aus einer Konferenz und drei Workshops, bei denen Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren eingeladen waren, selbst Hand anzulegen und echte wissenschaftliche Experimente durchzuführen.“

     

    Marina Suvac sagt ferner, dass sie die Auswirkungen der mangelnden Vertretung von Frauen in der Wissenschaft als Schülerin am eigenen Leib zu spüren bekam:

     

    In der 9. Klasse besuchte ich ein Gymnasium, das auf Hochleistung getrimmt war. Der Unterricht basierte hauptsächlich auf Naturwissenschaften, und viele meiner Kommilitonen nahmen an Schülerwettbewerben teil. Es war eine Computer- und Chemieklasse. In meiner Klasse waren von 21 Schülern nur fünf Mädchen.“

     

    An den von „Girl Up Neuroscience“ organisierten Veranstaltungen nahmen rumänische Frauen teil, die an wissenschaftlichen Fakultäten studiert haben oder in MINT-Bereichen in Rumänien und im Ausland arbeiten. Neben Konferenzen, Webinaren und Workshops mit Dutzenden von Experimenten hat das Team von „Girl Up Neuroscience“, das aus mehr als zweihundert ehrenamtlich arbeitenden Schülerinnen besteht, zahlreiche erklärende Artikel auf der Website veröffentlicht. Zu den behandelten Themen gehören emotionale Intelligenz, die Auswirkungen von Traumata, der Dopamin-Kreislauf, Neurodiversität und Geschlechtergleichstellung.

     

    Eine Studie aus dem Jahr 2021, die in sieben Ländern durchgeführt wurde, zeigte, dass die Rollenklischees bei Eltern eine entscheidende Rolle spielen könnte bei der Aufrechterhaltung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in den MINT-Fächern. 85 % der befragten Eltern sagten, sie würden sich einen Mann vorstellten, wenn sie an einen Wissenschaftler denken müssten, und 89 % verbanden mit dem Beruf des Ingenieurs ebenfalls eine männliche Person.

     

  • Geschlechtergerechtigkeit: trotz geringem Lohngefälle keine vollwertige Gleichstellung

    Geschlechtergerechtigkeit: trotz geringem Lohngefälle keine vollwertige Gleichstellung





    Die Gleichstellung der Geschlechter bedeutet die Gleichstellung von Frauen und Männern in Bezug auf ihre Rechte, ihre Behandlung in der Gesellschaft, ihre Verantwortung, ihre Möglichkeiten und ihre wirtschaftlichen und sozialen Leistungen. Die Gleichstellung der Geschlechter ist gegeben, wenn Männer und Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft die gleichen Rechte, Pflichten und Möglichkeiten haben und wenn die unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse und Prioritäten von Männern und Frauen gleichwertig berücksichtigt werden.



    Brüssel definiert die Gleichstellung der Geschlechter als einen seiner Grundwerte, ein Grundrecht, eine wesentliche Komponente des Wirtschaftswachstums und ein Grundprinzip der europäischen Säule sozialer Rechte. Doch trotz aller Fortschritte bestehen immer noch Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern auf den Arbeitsmärkten, bei der Beschäftigung, in der Lebensqualität und am Arbeitsplatz — auch mehr als zwanzig Jahre nach Beginn des 21. Jahrhunderts.



    Laut einer gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Botschaften in Bukarest und der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien ist es für die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter unerlässlich, die volle, gleichberechtigte, wirksame und sinnvolle Teilhabe von Frauen in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens zu gewährleisten, einschlie‎ßlich der politischen Vertretung und der Führung in Entscheidungsprozessen. Die Unterzeichner betonen auch, dass Frauen und Mädchen das Recht auf ein Leben frei von Gewalt und Diskriminierung haben. Die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter sind trotz sichtbarer Zeichen des Wandels in der EU nach wie vor gering und ungleichmä‎ßig. In der Europäischen Kommission arbeiten wir daran, ein Europa zu schaffen, in dem Mädchen und Frauen sich gleichberechtigt mit den Männern entfalten und ungehindert eine Führungsrolle übernehmen können“, sagte die für Gleichstellung zuständige Kommissarin Helena Dalli aus Malta, die in Bukarest über die wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit von Frauen und über Instrumente zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sprach.



    In Rumänien kümmern sich 46 % der Frauen im Vergleich zu nur 25 % der Männer um Kinder, ältere oder behinderte Menschen in der Familie. Auch in der Politik sind die Geschlechter nicht ausgewogen vertreten — Frauen sind in den nationalen Parlamenten und Regierungen, auch in Rumänien, nicht ausreichend vertreten, und das ist nicht gut für die Demokratie, sagt die EU-Kommissarin. Ein weiterer diskriminierender Aspekt ist die unterschiedliche Entlohnung — Frauen werden im Durchschnitt immer noch schlechter bezahlt als Männer.



    Die Gleichstellung der Geschlechter war auch das Thema, das Professor Andreea Paul bei Radio Rumänien ansprach — sie ist Hochschullehrerin an der Bukarester Wirtschaftsuniversität. Frauen wollen gleiche Rechte, Frauen wollen als Individuen im politischen und sozialen Leben, im Bildungs- und Wirtschaftssystem wettbewerbsfähig sein, und ich glaube, dass Rumänien eine viel stärkere Nation sein würde, wenn wir Frauen und Männern in Entscheidungspositionen gleiche Rechte einräumen“ — sagt Andreea Paul. Sie sprach von Chancengleichheit, Gleichbehandlung, gleicher Verantwortung, und gleicher finanzieller Entlohnung.



    Was die sogenannte Gender-Pay-Gap anbelangt, so steht Rumänien in der EU an der positiven Spitze mit einem der geringsten Lohngefälle, und das ist eine gute Nachricht. Im EU-Durchschnitt sind die Dinge ein wenig komplizierter. Das liegt daran, dass wir in Rumänien schon länger ein Bildungssystem haben, das traditionell eine höhere Bildung und die Aneignung hoher Qualifikationen bei Mädchen und Frauen begünstigt hat. Das ist also die positive Nachricht. Was wir jedoch nicht so gut schaffen, ist, diese angesammelte Kompetenz im Hochschul- und Postgraduierten-Bildungssystem in öffentliche Führungspositionen einflie‎ßen zu lassen. Bei privaten Lebensentscheidungen sieht es um die Gleichstellung wieder viel besser aus, aber nicht so gut steht es um die Vorstände der gro‎ßen Unternehmen. Kürzlich hat die Regierung beschlossen, eine Geschlechterquote von mindestens 30 % für die Vorstände börsennotierter Unternehmen vorzuschlagen. Mit anderen Worten — es sollten nicht weniger als 30 % Frauen oder Männer in diesen Vorständen vertreten sein. Aber an der Basis, in der realen Wirtschaft, sind wir noch weit von diesem Prozentsatz entfernt.“




    Rumänien liege zwei Jahrzehnte hinter den westeuropäischen Ländern zurück, wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, sagt noch die Universitätsprofessorin Andreea Paul — heute spreche man über Repräsentationsquoten von 30 %, diese Dinge seien jedoch in den entwickelteren Ländern der Welt vor 20–30 Jahren beschlossen worden. Doch gebe es auch gute Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken:



    Es ist ein Mentalitätsgefälle, das wir überwinden müssen. Und sicherlich machen es diese exponentiellen Veränderungen in unserer Zeit, das digitale Umfeld, die deutlichere Stimme der Frauen, einfacher, die Entwicklungen zu beschleunigen, und wir müssen nicht weitere 30 Jahre warten, um die Rückstände aufzuholen. Aber wir sollten uns auch ein bisschen mehr mit der Thematik auseinandersetzen und die Perspektiven besser verstehen und selbstbewusster über die Gleichstellung der Geschlechter sprechen. Und wir sollten den Feministinnen, die sich dafür stark machen, Respekt zollen. Wir müssen wir all den Feministinnen der Vergangenheit dankbar sein, die uns, den Frauen von heute, beispielsweise das Wahlrecht ermöglicht haben. In weniger als einem Jahrhundert haben wir erreicht, dass Frauen Zugang zu jeder Art von Arbeit haben, Zugang zu höherer Bildung bis hin zum Doktorstudium, das Recht erkämpft, öffentliche Ämter zu bekleiden, den gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu beanspruchen. All das und vieles mehr ist in der Tat dem Aktivismus der Feministinnen zu verdanken, die in den letzten Jahrzehnten so oft diffamiert wurden.“

  • Geschlechtergerechtigkeit: Erklärung zum entschlossenen Handeln

    Geschlechtergerechtigkeit: Erklärung zum entschlossenen Handeln


    Die Eskalation von sexueller Belästigung, Einschüchterung und Hassreden gegen Frauen und Mädchen erfordert sofortiges und entschlossenes Handeln. Diese Erklärung wurde von mehr als 20 Botschaften in Bukarest und der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien am 8. März, dem Internationalen Frauentag, unterzeichnet. Wir feiern die Erfolge, die auf dem Weg zu einer wirklichen Gleichstellung der Geschlechter erzielt wurden, und die Fortschritte, die bisher bei der Sicherung der Rechte von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt erzielt wurden. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass noch viel zu tun bleibt, um sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen ihre Rechte uneingeschränkt wahrnehmen können“, so die Unterzeichner. In dem Dokument hei‎ßt es weiter, dass eine wesentliche Voraussetzung für die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter, die uneingeschränkte, gleichberechtigte, wirksame und sinnvolle Teilhabe von Frauen an allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens sowie die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen ist“. Die Unterzeichner betonen auch, dass Frauen und Mädchen das Recht auf ein Leben ohne Gewalt und Diskriminierung haben.



    Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist jedoch die am häufigsten vorkommende Menschenrechtsverletzung. Jede dritte Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Eine Tatsache, die seit mehr als einem Jahrzehnt unverändert geblieben ist. (…) Es muss sichergestellt werden, dass Opfer und Überlebende sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt Zugang zur Justiz und zu umfassenden Unterstützungsdiensten haben“, hei‎ßt es in der Erklärung.



    Die Tatsache, dass Frauen in den nationalen Parlamenten und Regierungen, auch in Rumänien, unterrepräsentiert sind, ist nicht gut für die Demokratie, meint die Gleichstellungskommissarin Helena Dalli aus Malta. Sie war Anfang dieser Woche zu einem offiziellen Besuch in Bukarest und nahm an der Konferenz Stärkere Frauen in Rumänien“ teil. Es ist wichtig, dass alle Frauen wirtschaftlich und finanziell unabhängig sind. Wir müssen die Arbeit und den Beitrag der Frauen anerkennen und wertschätzen und ihnen ermöglichen, Beruf und Privatleben zu vereinen.“ Sie stellte fest, dass in Rumänien 46 % der Frauen im Vergleich zu 25 % der Männer Kinder, ältere oder behinderte Menschen in der Familie betreuen. Helena Dalli betonte, dass eine gleichberechtigte Aufgabenteilung Männern und Frauen helfen würde, gleiche Chancen auf Arbeit und Wachstum zu haben, ohne das Familienleben zu opfern. Die Kommissarin wies auch darauf hin, dass Frauen derzeit im Durchschnitt 30 % weniger pro Stunde verdienen als Männer. Sie verwies auch auf die hohe Rate von Teenagerschwangerschaften in Rumänien, die ein Umfeld der Armut fördern, sowie auf die Diskriminierung der Roma sowohl in Bezug auf ihre ethnische Herkunft als auch auf ihr Geschlecht. Die Kommissarin bezeichnete die Situation der Roma in vielen Gemeinden der EU als skandalös“ und inakzeptabel“. Sie sagte, dass die Verletzung der Rechte von LGBTIQ-Personen dem Geist der EU widerspreche und dass EU-Gelder nicht an lokale Behörden in Gebieten gehen sollten, in denen diese Menschen ausgeschlossen sind“.

  • Kulturkonsum im kleinstädtischen Milieu: Angebot nicht ausreichend auf Jugendliche zugeschnitten

    Kulturkonsum im kleinstädtischen Milieu: Angebot nicht ausreichend auf Jugendliche zugeschnitten





    Laut Kulturwissenschaftlern ist die Kultur nicht nur eine Welt an sich, sondern auch ein Medium, das unterschiedliche Werte transportiert. Au‎ßerdem sind Kulturräume in der heutigen Welt nicht nur Orte, die der Kultur gewidmet sind, sondern auch Träger gesellschaftspolitischer Grundsätze und Haltungen. Ausgehend von diesen Prämissen zielte die Studie Kulturkonsum junger Menschen in kleinen und mittelgro‎ßen Städten“ im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien darauf ab, zu untersuchen, inwieweit kulturelle Aktivitäten in kleinen städtischen Gebieten mit der feministischen Perspektive verflochten sind und ob junge Männer und Frauen kulturelle Veranstaltungen mit bestimmten sozialen Werten verbinden.



    Ein weiterer Ausgangspunkt für diese Untersuchung war der schlechte Zustand der kulturellen Infrastruktur in den Kleinstädten: wenige öffentliche Bibliotheken, geschlossene Kinos, Kulturhäuser, die entweder nicht funktionieren oder zweckentfremdet werden. Mehr als 225 Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren haben an der Umfrage teilgenommen, wobei der Anteil der Mädchen bei über 75 % lag. Der überwiegende Anteil von weiblichen Auskunftspersonen lag nicht in der Absicht der Autoren der Umfrage, sondern es haben sich einfach mehr Mädchen und junge Frauen entschieden, die Fragebögen auszufüllen und an den Interviews teilzunehmen, versichert Carmen Voinea, die Koordinatorin der Studie, der zufolge die Befragten eindeutig einen Zusammenhang zwischen einem bestimmten Verhalten beim Kulturkonsum und der Genderproblematik hergestellt haben.



    Aus ihren Antworten ging hervor, dass an der Schnittstelle zum kulturellen Konsum auch umfassendere Fragen der Gleichstellung der Geschlechter und der sozialen Eingliederung auftauchen. Eines ihrer Bedürfnisse war z.B. das Vorhandensein von Kulturräumen, in denen sich unterschiedliche Menschen, einschlie‎ßlich der LGBT-Gemeinschaft, sicher fühlen können. Das Bedürfnis, Probleme in der Gemeinschaft durch Kultur zu lösen, kam in den Interviews und Fragebögen ebenfalls zum Ausdruck. Darüber hinaus erzählten uns viele Teilnehmer an der Umfrage, dass sie durch den Kinobesuch und das Anschauen bestimmter Filme begonnen hatten, sich mit feministischen und geschlechtsspezifischen Themen auseinanderzusetzen. Wir haben versucht, ihre subjektive Beziehung zu diesen Kulturräumen zu erfassen. Auch wenn wir auf dem Papier oder sogar ganz konkret Museen, Bibliotheken und Kulturzentren haben, sind sie für junge Menschen vielleicht nicht immer attraktiv. Der Inhalt ist nicht auf sie zugeschnitten. Sie haben das Bedürfnis, einbezogen zu werden und aus einer partizipatorischen Position heraus in einigen Fällen zu Mitgestaltern dieser Räume für kulturelle Produkte zu werden. Die Tatsache, dass mehr Frauen an der Umfrage teilgenommen haben, könnte auf ein grö‎ßeres Interesse junger Frauen am Kulturkonsum im Zusammenhang mit dem Feminismus hinweisen.“



    Der Kulturkonsum junger Menschen hänge allerdings von der Infrastruktur und dem kulturellen Angebot ab, denn ihre Gewohnheiten spiegeln die Vielfalt und den Reichtum dieses Angebots wider — oder, im Gegenteil, seine Spärlichkeit, erläutert weiter Carmen Voinea:



    Erstens haben wir festgestellt, dass die häufigsten kulturellen Aktivitäten von Jugendlichen in Einsamkeit und in häuslicher Umgebung stattfinden oder ausgeübt werden. Auch die kulturellen Aktivitäten, die im öffentlichen Raum zugänglich sind, sind nicht sehr abwechslungsreich und nicht auf Jugendliche zugeschnitten. Obwohl ein hoher Prozentsatz der Befragten Kinobesuche attraktiv und interessant findet, gaben gleichzeitig 45 % von ihnen an, dass sie im letzten Jahr keinen Film im Kino gesehen haben. 48 % der Befragten gaben au‎ßerdem an, dass sie in eine andere Stadt fahren mussten, um ins Kino zu gehen.“




    Diese Zahlen sprechen für den Wunsch junger Menschen, ein Kino in ihrer Stadt zu haben. Die Umfrage ergab auch, dass das alte, geschlossene Kino in vielen Orten immer noch als ein Wahrzeichen wahrgenommen wird, selbst von den Jugendlichen, die es nicht als Kino erlebt haben. Die Studie über den Kulturkonsum junger Menschen enthält auch ermutigende Nachrichten, sagt zum Schluss erneut Carmen Voinea:



    Die Bibliotheken waren in der Art und Weise, wie sie in den von den Jugendlichen erstellten Mindmaps auftauchen, eine Überraschung für uns. In einigen Städten boten die Bibliotheken den Jugendlichen nicht nur Platz zum Lesen oder Ausleihen von Büchern, sondern auch einen Raum, in dem sie Ideen entwickeln konnten, z.B. von koreanischen Kulturclubs bis hin zu Karaoke-Abenden. In Călărași etwa, einer Kleinstadt an der Donau in Südrumänien, sagte eine junge Frau, die Bibliothek sei ihr Lieblingsort in der Stadt. Dasselbe gilt für die ehemalige Industriestadt Slatina. In der Bibliothek fanden sie einen Raum, in dem sie sich entfalten konnten, und einen Raum, in dem sie als Mitgestalter direkt am Kulturkonsum teilhaben konnten. Darüber hinaus sind die von den Jugendlichen am meisten besuchten Orte immer noch öffentliche Räume. 70 % der Orte, an denen sie Kultur konsumieren, sind öffentlich. Wenn sie hingegen über feministische Themen diskutieren, tun sie dies eher in privaten und informell organisierten Räumen. Auch wenn Jugendliche nach wie vor die öffentliche Infrastruktur am stärksten in Anspruch nehmen, gibt es dort immer noch nicht genug Offenheit, um feministische Themen anzusprechen.“




    Zu den Schlussfolgerungen der Studie Kulturkonsum junger Menschen in kleinen und mittelgro‎ßen Städten“ gehört daher auch die Empfehlung an die lokalen Behörden, die kulturellen Aktivitäten im öffentlichen Raum wiederzubeleben und sie integrativer zu gestalten, denn die Studie habe eindeutig gezeigt, dass es Interessenten dafür gibt.

  • Frauen in Politik und Führungspositionen: Rumänien hinkt nach

    Frauen in Politik und Führungspositionen: Rumänien hinkt nach

    In der Europäischen Union der 27 Mitgliedstaaten gibt es über 6,7 Mio. Personen in Führungspositionen: 4,3 Mio. Männer (63% aller Führungskräfte) und 2,5 Mio. Frauen (37%). Darüber hinaus stellten Frauen im Jahr 2019 etwas mehr als ein Viertel (28%) der Aufsichtsratsmitglieder von in der EU börsennotierten Unternehmen und weniger als ein Fünftel (18%) der Geschäftsführenden. Mit anderen Worten: Obwohl in der EU etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen weiblich ist, sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Diese Informationen wurden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, anlässlich des Internationalen Frauentages 2020 veröffentlicht.



    Die Frauen von heute werden mit Problemen konfrontiert, die die Zivilgesellschaft vielleicht zu wenig kennt. Anfang März, am Internationalen Frauentag, fand in Bukarest die europäische Konferenz Rumänien und Europa für Frauen“ statt, die all jenen gewidmet war, die sich für den Status und die Rolle der Frau im Jahr 2020 interessieren. Ramona Strugariu, EU-Abgeordnete der Allianz USR-PLUS (Renew Europe) und Organisatorin der Veranstaltung, sagte uns:



    Wir sind nicht unbedingt sehr weit mit unserer Strategie in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter und mit der Realität der Gleichstellung in der politischen Repräsentation. Ich meine, nicht so weit, wie wir es gewünscht hätten. Die EU-Kommissarin Věra Jourová sagte, dass Europa heute der beste Ort in der Welt für Frauen und Frauenrechte ist — und das ist wahr. Trotzdem wird in Europa jeden Tag eine von drei Frauen physisch oder psychisch belästigt oder unter Druck gesetzt. Und ebenfalls in Europa werden 55% der Frauen sexuell belästigt.“




    Ramona Strugariu stellte die wirklichen Probleme der Frauen in Rumänien vor und bezog sich auf den rechtlichen Rahmen, in dem Opfer von physischer und psychischer Gewalt in ganz Europa Klage einreichen können. Die EU-Abgeordnete fügte auch hinzu, dass diese Bemühungen auch in Rumänien auf nationaler Ebene fortgesetzt werden sollten. Ramona Strugariu:



    Wir befinden uns in einem Land, in dem 63% der Bevölkerung meinen, dass geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt in der Familie keine wirklichen Probleme sind, dass sie nicht unbedingt existieren und dass sie kein Problem für die Gesellschaft darstellen. Auf der Grundlage dieser Daten und Zahlen sollten wir darüber nachdenken, was zu tun ist. Welche strukturierte, konkrete Ma‎ßnahmen können wir auf europäischer Ebene treffen? Was können wir auf nationaler Ebene tun, nicht nur in der Gesetzgebung, sondern auch bei der praktischen Umsetzung der Ma‎ßnahmen und bei der Einhaltung der Gesetze? Und was können wir auf der Ebene der Mentalität und der Bildung tun?“




    Irina von Wiese, die vor dem Brexit Mitglied des Europäischen Parlaments war, vertritt die Liberal-Demokratische Partei Gro‎ßbritanniens. Als Teilnehmerin an der Konferenz Rumänien und Europa für Frauen“ betonte die britische Politikerin, wie wichtig es ist, Geschlechterstereotypen abzubauen. Irina von Wiese:



    Die nicht ausreichende Gleichstellung der Geschlechter geschieht nicht aus Mangel an Chancen. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass unser Bildungssystem Technologie, Mathematik und Ingenieurwesen seit so vielen Jahren als Bereiche behandelt, die den Männern gewidmet sind. Um die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen, muss eine weitere Generation gebildet werden. Wir müssen die Regeln und Stereotypen der Berufe, denen Frauen folgen sollten, überwinden. Wir sollten unsere Töchter ermutigen und sagen: ‚Ja, das ist ein Beruf für dich.‘ Die Möglichkeiten sind da — für die Frauen von heute gibt es ausgezeichnete Berufschancen.“




    Irina von Wiese begann ihre politische Laufbahn in einer Konjunktur, die sie schnell zur Vertreterin der Gesellschaft in Gro‎ßbritannien werden lie‎ß. Sie sprach auch über die unangenehmen Erfahrungen, die sie machte, nachdem sie eine öffentliche Person geworden war:



    Ich muss schon sagen, wenn man auf so etwas nicht vorbereitet ist, braucht man sehr viel Widerstandskraft. Besonders im Internet. Wie wir alle wissen, benötigen wir als Personen des öffentlichen Lebens eine starke Online-Präsenz, und die Kollegin, die für meine Kommunikation im Internet zuständig ist, hat zahlreiche Meldungen über missbräuchliche Reaktionen gemacht. Das ist nicht nur auf Twitter geschehen, sondern auch in anderen Medien. Die meisten Angriffe waren frauenfeindlich, es gab sexuelle Belästigung und bedrohliche Kommentare. Es gab auch feindliche Kommentare, die sich an mich als Politikerin richteten. Ich musste sehr schnell meine eigene Widerstandskraft aufbauen.“




    Die Angriffe unter der Verhüllung des Identitätsschutzes im Internet können gro‎ße negative Auswirkungen auf die Opfer haben. Obwohl sie sich in wichtigen Positionen befinden, können Frauen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, ein schweres emotionales Trauma erleiden und sich dafür entscheiden, ihre Karriere in der Öffentlichkeit aufzugeben. Dazu sagte Irina von Wiese:



    Das Problem ist nicht nur der Angriff an sich. Das Problem ist die psychologische Auswirkung der Angriffe auf die jungen Frauen in der Politik. Immer wenn ich mit solchen Frauen spreche, sage ich: ‚Natürlich möchte ich, dass mein Engagement eine Rolle spielt, selbstverständlich möchte ich am politischen Leben teilhaben, aber möchte ich wirklich diese Erfahrung machen, diesen ganzen Hass, diese ständige Aggression im heutigen öffentlichen Diskurs erleben? Wie kann ich mit emotionalen Belastungen umgehen?‘“




    Irina von Wiese ist jedoch überzeugt, dass sowohl in Rumänien als auch in den anderen EU-Mitgliedstaaten Online-Angriffe verhindert und ihre Auswirkungen kontrolliert werden können, solange es Unterstützungsgruppen gibt:



    Ich glaube, dass uns der notwendige Rahmen zu Verfügung steht. In vielen Fällen haben wir auch spezifische Programme zur Förderung von Frauen. Aber das reicht nicht aus. Was wir brauchen, um begabte Frauen für das Feld der Politik zu gewinnen, ist ein Netzwerk, ein Sicherheitsnetz für Politikerinnen und für alle Frauen, die im öffentlichen Bereich arbeiten. Wir müssen den Frauen ein Training anbieten, damit sie solchen Angriffen besser standhalten können, eine Backup-Lösung für den Fall, dass etwas schief geht. Wir brauchen ein zugängliches Netzwerk von Mentoren und Unterstützern für diese Frauen. Dieses Netzwerk wird wie ein Katalysator für Frauen funktionieren, so dass sie einen Schritt nach vorne machen und Stellung beziehen können.“




    Die jüngsten Statistiken zeigen, dass über 52% der Bevölkerung Rumäniens Frauen sind. Obwohl der Frauenanteil steigt, ist die Präsenz von Frauen in öffentlichen Positionen doch nach wie vor gering. Derzeit sind nur 5% der Bürgermeister und 20% der gewählten Parlamentarier in Rumänien weiblich. Ähnlich ist die Situation in der Wirtschaft mit etwas mehr als 35% weiblichen Aktionären. Und die Gewalt gegen Frauen sowie die Vorurteile bezüglich der Berufe, die sie ausüben sollten, bestehen in Rumänien weiterhin.

  • Filmproduzentin Ada Solomon: „Filme sollten eigene Ansichten hinterfragen“

    Filmproduzentin Ada Solomon: „Filme sollten eigene Ansichten hinterfragen“

    Die rumänische Filmproduzentin Ada Solomon ist die neue geschäftsführende Präsidentin von European Women’s Audiovisual Network (EWA), als Nachfolgerin der Filmregisseurin Isabel de Ocampo. Das Netzwerk European Women’s Audiovisual Network unterstützt die Gleichstellung der Frauen, die im Bereich audiovisuelle Medien arbeiten, und monitorisiert den Zugang der Filmemacherinnen zum Arbeitsmarkt, deren Einstellungschancen und Finanzierungsmöglichkeiten in Europa. Zu den EWA-Zielen gehören die Schaffung einer starken Gemeinschaft der berufstätigen Frauen im Bereich audiovisuelle Medien, der Erfahrungsaustausch, die gegenseitige Unterstützung sowie die Förderung der audiovisuellen Produkte, die von Frauen geschaffen werden. Das European Women’s Audiovisual Network verleiht jedes Jahr Preise bei den Festivals DOK Leipzig, WEMW-Trieste und La Coruña. Ada Solomon:



    Das European Women‘s Audiovisual Network (EWA) hat sich in den letzten Jahren sehr schön entwickelt. Bei EWA wird wenig geredet und viel getan, und das ist auch meine Arbeitsweise. EWA wurde vor mehreren Jahren gegründet, unsere Organisation ist keine neue Reaktion zum Schutz der Frauen im audiovisuellen Bereich. Unser Netzwerk basiert vor allem auf Erfahrungsaustausch, auf Erfolgsbeispielen. Die Filmemacherinnen, die mehr Erfahrung haben, sprechen mit den jüngeren Kolleginnen über ihre positiven Erfahrungen. Da kommt sehr viel zusammen, und ich glaube, dass es viele positive Beispiele über die Integration der Frauen in der Filmindustrie gibt, die wir ausnutzen sollten. Wir müssen auf diesen positiven Beispielen bauen. Das ist meine Ansicht — im Leben schaue ich immer auf die volle Hälfte des Glases.“




    In den letzten Jahren war Ada Solomon in mehreren EWA-Projekten aktiv — 2014 moderierte sie die Debatte Gender Representation in European Films“ in Berlin, 2017 hielt sie eine Masterclass beim EWA-Jahrestreffen und 2018 beteiligte sie sich an dem Mentoring-Schema für Nachwuchsproduzentinnen in Triest. Ada Solomon über die Aktivität der Frauen in der Filmindustrie:



    Es ist wichtig, darüber zu diskutieren. In den letzten Jahren wurden die Frauen im Bereich audiovisuelle Medien sehr aktiv, aber das war nicht immer so. Jahrelang waren die Filmemacherinnen, die Regisseurinnen, die Filmproduzentinnen so gut wie unsichtbar. In den letzten Jahren habe ich die Filmprojekte einiger jüngeren oder auch bekannteren Filmemacher verfolgt, und es war für mich sehr interessant, zu beobachten, dass es eine beinahe obsessive Rückkehr zum Thema Familie oder kleine Gemeinschaft gibt und dass die Mutterfigur im Kino immer wichtiger wird. Andererseits habe ich festgestellt, dass die Präsenz einer Frau in einem Team (Filmemachen ist immer Teamwork) extrem wichtig ist. Eine Frau kann sich einem Projekt völlig widmen, sie weicht von ihrem Ziel nicht ab, sie hat Vermittlertalent, Einfühlungsvermögen, Diplomatie und ein weniger prägnantes Ego als ein Mann. Diese Qualitäten müssen die Frauen richtig einsetzen.“




    Ada Solomon hat mehr als 50 Filme produziert und koproduziert; diese wurden mit insgesamt 180 Preisen bei internationalen Filmfestivals ausgezeichnet. Ada Solomon produzierte mehrere preisgekrönte Spielfilme. Din dragoste cu cele mai bune intenţii“ (Best intentions“) des Regisseurs Adrian Sitaru gewann zwei Preise beim Internationalen Filmfestival in Locarno. Mit dem Regisseur Radu Jude hatte Ada Solomon eine besonders erfolgreiche Zusammenarbeit — sie produzierte drei vielfach ausgezeichnete Spielfilme von Radu Jude: Toată lumea din familia noastra” (Everybody in Our Family“) wurde mit dem Preis Heart of Sarajevo 2012, dem gro‎ßen Preis Bayard d’Or, dem Preis für den besten Darsteller beim Internationalen Filmfestival Namur und mit dem Gro‎ßen Preis des Internationalen Filmfestivals CinEast IFF ausgezeichnet; Aferim!“, der bei mehr als 30 internationalen Filmfestivals vorgeführt wurde, gewann einen Silbernen Bären für die beste Regie bei der Berlinale 2015, die Gro‎ße Trophäe beim internationalen Filmfestival IndieLisboa, den FIPRESCI-Preis beim Jameson CineFest Miskolc, den Publikumspreis beim Let’s CEE Filmfestival und den Bayard d’Or beim Frankophonen Filmfestival in Namur; Inimi cicatrizate“ (Vernarbte Herzen“) erhielt unter anderen den Sonderpreis der Jury in Locarno und den Silver Astor für die beste Regie beim Filmfestival Mar del Plata. Ada Solomon produzierte auch den Spielfilm Poziţia copilului“ (Mutter und Sohn“), Regie Călin Peter Netzer, der 2013 als erster rumänischer Spielfilm bei der Berlinale den Goldenen Bären gewann.



    2017 produzierte Ada Solomon 5 Streifen — 3 Spielfilme und 2 Dokumentationen, die als wichtigste rumänische Filmproduktionen des Jahres gelten: Un pas în urma serafimilor“ (Einen Schritt hinter den Seraphim“), Drehbuch und Regie Daniel Sandu, Mariţa“, Regie Cristi Iftime, Ţară moartă“ (Totes Land“), Regie Radu Jude, Ouăle lui Tarzan“ (Tarzans Eier“), Regie Alexandru Solomon, Soldaţii. O poveste din Ferentari“ (Soldaten. Eine Geschichte aus Ferentari“), das Debütspielfilm der Regisseurin Ivana Mladenović. Ada Solomon über ihre Produktionen:



    Bei der Auswahl meiner Filmproduktionen orientiere ich mich nach den Menschen, die diese Filme machen wollen. Die Art und Weise, wie ich mir die Leute aussuche, hängt davon ab, wie ich die Welt sehe, welche gemeinsame Werte ich mit diesen Menschen teile. Ich könnte nie mit jemandem zusammenarbeiten, wenn wir nicht dasselbe Wertesystem haben. Wenn ich über die Produktionen des Jahres 2017 nachdenke, so kann ich sagen, dass die Regisseure und ich viel Gemeinsames haben. Vor allem die Art und Weise, wie wir die Welt sehen und sie dem Publikum zeigen wollen. Selbstverständlich habe ich mir die Filme sehr sorgfältig ausgesucht, eine Filmproduktion kostet sehr viel Geld, und ich will mit meinen Filmproduktionen dem Publikum nicht blo‎ß anderthalb Stunden leichte Unterhaltung bieten. Ich empfinde es als meine Pflicht, dem Publikum viel mehr zu bieten — ein Thema für eine Debatte, eine Hinterfragung der eigenen Ansichten, eine Betrachtung der eigenen Stellung gegenüber der Welt, in der wir leben. Ob mir das gelingt oder nicht — das bleibt noch zu sehen. Ich tue aber, was ich am besten wei‎ß und kann, um Reaktionen und Diskussionen zu provozieren.“




    2013 wurde Ada Solomon bei der Gala der Europäischen Filmakademie (EFA) in Berlin mit dem Europäischen Koproduktionspreis EURIMAGES ausgezeichnet. Ein Jahr später war sie Koproduzentin bei Maren Ades mehrfach ausgezeichnetem Spielfilm Toni Erdmann“. Die Weltpremiere hatte Toni Erdmann“ 2016 in Cannes, wo er mit dem Preis der Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung FIPRESCI für den besten Film im offiziellen Wettbewerb ausgezeichnet wurde und auch ein Favorit der Filmkritiker für die Goldene Palme war. Der fast vollständig in Rumänien gedrehte Streifen erhielt eine Oscar-Nominierung 2017 und wurde von BBC Culture in die Liste der besten 100 Filme des 21. Jh. aufgenommen. Im Januar 2018 erhielt Ada Solomon den Preis der Organisation Central European Initiative für ihren Beitrag zum interkulturellen Dialog im Rahmen des Festivals Alpe Adria Trieste. Ada Solomon ist Vertriebsdirektorin bei microFILM und Initiatorin des internationalen Filmfestivals NexT. Sie ist auch Mitglied im Board der Europäischen Filmakademie und Koordinatorin für Rumänien bei European Audiovisual Entrepreneurs (EAVE).

  • Geschlechtergleichstellung: Frauen in Medien und Informationstechnik unterrepräsentiert

    Geschlechtergleichstellung: Frauen in Medien und Informationstechnik unterrepräsentiert

    Doch die neuen Möglichkeiten haben nichts an den herrschenden patriarchalen Machtstrukturen verändert. Frauen sind mittlerweile zwar stärker in den Medien präsent, haben aber nur selten leitende Positionen und können Medienpolitik nur eingeschränkt mitgestalten. Zudem kämpfen sie weiterhin mit sexualisierten und stereotypisierten Darstellungen innerhalb der traditionellen wie neuen digitalen Medien. Laut jüngsten EU-Statistiken bleiben Frauen in den Bereichen Massenmedien und Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) immer noch untervertreten, auch wenn in den letzten Jahren eine steigende Tendenz zur Beschäftigung von Frauen in diesen Bereichen zu vermerken war. Bei einer genaueren Betrachtung der Statistiken kann man aber gewisse Nuancen feststellen. In vielen EU-Ländern sind mehr Frauen als Männer in den Medien tätig, aber nur sehr wenige Frauen belegen dabei Führungspositionen. Ein Beispiel: 2015 waren in Europa relativ viele Frauen in den Medien als Reporterinnen, Redakteurinnen oder Moderatorinnen tätig — 48% im Fernsehen, 40% im Rundfunk und 34% in den Druckmedien. Wenn es aber um Führungspositionen in den Medien ging, waren Frauen weniger vertreten: 38% Frauen im Managementbereich und 36% Frauen in höheren Entscheidungspositionen.



    Wie sieht die Lage in Rumänien aus? Laut einer Untersuchung, die alle fünf Jahre von Global Media Monitoring Project (GMMP) durchgeführt wird, waren im Jahr 2015 80% der Absolventen der Journalismus-Hochschulen in Rumänien Frauen, aber nur 35% dieser Journalistinnen arbeiteten tatsächlich in den Druckmedien und im Fernsehen und nur 38% waren auf den Online-Nachrichtenseiten aktiv. In puncto Darstellung von Frauen in den Medien gab es aber Fortschritte im Vergleich zum vorigen GMMP-Bericht von 2010: Im Jahr 2015 handelten 30% der Nachrichten in den Medien von Frauen. Wenn man aber den Inhalt der Nachrichten und der Rundfunk- und Fernsehsendungen genauer betrachtet, gibt es weitere interessante Aspekte. Mehr darüber von Oana Băluţă, Aktivistin für die Gleichstellung der Geschlechter und Hochschuldozentin an der Journalismus-Fakultät der Bukarester Universität:



    In den Medien haben wir die sog. ‚symbolische Vernichtung‘ — das bedeutet, dass Frauen viel weniger als Männer in den Medien erscheinen. Die symbolische Vernichtung bezieht sich nicht nur auf die Präsenz von Frauen in den Medien, sondern auch auf die Trivialisierung des Frauenbildes. Sehr oft werden Frauen in den Medien trivialisiert, auch Frauen in Führungspositionen. Wenn eine Entscheidungsträgerin im Fernsehen erscheint, spricht man viel mehr über ihre physische Erscheinung, über ihre Kleidung oder ihre Frisur als über ihren Lebenslauf oder ihre professionelle Tätigkeit. Ein weiteres Problem ist, dass in den rumänischen Medien Frauen nach Stereotypen einschätzt und behandelt werden. In Rundfunk- oder Fernsehsendungen zu brisanten politischen oder wirtschaftlichen Themen sind die Gäste oder Experten, deren Kennnisse gefragt werden, überwiegend Männer. Frauen kommen eher bei Sendungen mit sozialer Thematik zu Wort. Das sollte uns zu denken geben.“




    Ähnliche Beobachtungen gab es auch im Gleichstellungsindex der Europäischen Union 2017. Der Index gibt einen Wert für die Leistung der Mitgliedstaaten und ihre Erfolge bei der Beseitigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden an. Dieser Wert liegt zwischen 1 und 100, wobei ein Wert von 100 den Optimalzustand darstellt. Der Index nimmt für die Bewertung nationaler gleichstellungspolitischer Strategien sechs Kernbereiche (Arbeit, Geld, Wissen, Macht, Zeit und Gesundheit) und zwei Satellitenbereiche (Gewalt gegen Frauen und sich überschneidende Ungleichheiten) in den Blick. Die Fortschritte in den einzelnen Mitgliedstaaten und Bereichen fallen unterschiedlich aus: Während sich die Lage in einigen Mitgliedstaaten und Bereichen verbessert hat, wurden in anderen Rückschritte verzeichnet. Rumänien erzielte nicht gerade schmeichelnde Ergebnisse: Laut dem Gleichstellungsindex der Europäischen Union 2017 belegt Rumänien den letzten Platz in der EU.



    Und doch hat Rumänien zurzeit eine Ministerpräsidentin und acht Ministerinnen. Ferner sind die Gehälter der Frauen in Rumänien durchschnittlich nur um 5% niedriger als die Gehälter der Männer, im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 16%. In den Bereichen Massenmedien und Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) haben es die Rumäninnen besser als viele ihrer Kolleginnen in der EU. Laut Angaben von Eurostat liegt die Prozentzahl der in diesen Bereichen tätigen Frauen in Rumänien bei 27%. Das EU-Durchschnitt liegt bei16% — somit belegt Rumänien in dieser Sparte den zweiten Platz in der Europäischen Union, nach Bulgarien und vor Lettland. Die EU-Abgeordnete Claudia Ţapardel dazu:



    Die Arbeit in den Bereichen Massenmedien und Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) bietet viele Vorteile, aber nur ein Drittel dieser Vorteile wird von den rumänischen Frauen ausgenutzt. Au‎ßerdem wurde in der EU eine alarmierende Tendenz festgestellt: Viele Frauen, die in den Medien und im IKT-Bereich tätig sind, haben die Tendenz, sich nach einer gewissen Zeit in andere Richtungen zu orientieren. Eine Prognose der Europäischen Kommission besagt, dass bis 2020 in den Bereichen Massenmedien und Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) ein europaweites Defizit von 1 Million Fachleuten entstehen könnte. Und in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurswesen, die mit der Informationstechnik assoziiert sind, wird nur ein Fünftel der Managementpositionen von Frauen belegt.“




    Um eine bessere Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen, beabsichtigt Rumänien gemä‎ß der internationalen Gesetzgebung, eine neue Fachspezialisierung einzuführen. Mehr dazu von Graţiela Drăghici, Präsidentin der Nationalen Agentur für Chancengleichheit:



    Die Fachspezialisierung »Experte für Chancengleichheit« ist ein Instrument, das wir allen öffentlichen und privaten Einrichtungen der rumänischen Gesellschaft zu Verfügung stellen. Es wird per Gesetz geregelt, dass alle öffentlichen und privaten Einrichtungen mit mehr als 50 Arbeitnehmern die Möglichkeit haben, einen Experten für Chancengleichheit einzustellen oder einen solchen Experten aus den Reihen ihrer Mitarbeiter zu ernennen. Das ist aber keine Pflicht — die Einrichtungen entscheiden selbst, ob sie Experten für Chancengleichheit haben wollen oder nicht. Wir wollten ihnen nur ein Instrument zu Verfügung stellen, um die Gleichheit der Geschlechter in der Gesellschaft zu fördern.“




    Das Gesetzesprojekt über die Reglementierung der Fachspezialisierung Experte für Chancengleichheit“ wurde bereits von der rumänischen Regierung angenommen und wird demnächst dem Parlament zur Debatte vorgestellt.

  • Nachrichten 02.11.2017

    Nachrichten 02.11.2017

    Der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat am Donnerstag erklärt, die von der Regierung angekündigten Steueränderungen würden die fiskalen Probleme in Rumänien noch komplizieren, anstatt sie zu lösen. Zu den neuen Steuermaßnahmen, die ab 1. Januar 2018 in Kraft treten sollen, gehören das Entrichten der Sozialbeiträge vom Arbeitnehmer, und nicht mehr vom Arbeitgeber, wie bis jetzt, sowie die Senkung der Einkommensteuer. Präsident Iohannis forderte die Regierungskoalition der Sozialdemokratischen Partei und der Allianz der Liberalen und Demokraten auf, Verantwortung zu zeigen und auf diese misstrauensschaffende Steuerpolitik zu verzichten. Bei den politischen Entscheidungen sei der Regierung Vorsicht zu empfehlen, da Rumänien eine nachhaltige Politik braucht, so Iohannis. Rumänien habe zur Zeit ein positives Wirtschaftswachstum, das aber nur auf dem Verbrauch basiert; ferner hätten die privaten und staatlichen Investitionen im Vergleich zu derselben Zeitspanne des vorigen Jahres einen Rückgang verzeichnet, sagte noch der rumänische Staatspräsident. Die wichtigsten Gewerkschaften in Rumänien (der Gewerkschaftsverband CNSLR Fratia, die Gewerkschaft Cartel Alfa und der Nationale Gewerkschafts-Block) sind auch unzufrieden mit den neuen Steuermaßnahmen der Regierung, insbesondere wegen der Senkung der Löhne. Ein weiterer Grund sei der Verlust von Arbeitsplätzen, nachdem beginnend mit dem 1. Januar 2018 die Sozialbeiträge vom Arbeitnehmer bezahlt werden müssen. Auch der Auschuss Ausländischer Investoren und die Koalition für die Entwicklung Rumäniens zeigten sich besorgt. Mehr dazu nach den Nachrichten.



    In Bukarest ist am Donnerstag die Konferenz der frankophonen Frauen mit Schwerpukt Unternehmertum zu Ende gegangen. Das Motto lautete Kreativität, Innovation, Unternehmergeist, Wirtschaftswachstum und Entwicklung: Frauen behaupten sich!“ Gut 600 Personen haben an der Konferenz teilgenommen. Ofizielle aus 48 frankophonen Staaten erörterten bei der Konferenz Themen wie die Rechte und der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt oder der Beitrag von Frauen zu Innovation und Unternehmertum. Den frankophonen Staaten und Regierungen wurde empfohlen, die Gleichstellung von Männern und Frauen im Wirtschaftsbereich zu sichern. Die Internationale Organisation der Frankophonie erarbeitet zur Zeit einen Aktionsplan für mehr wirtschaftliche und finanzielle Autonomie und Unabhängigkeit für Frauen. Die Schlussfolgerungen der Veranstaltung wurden in eine Strategie der Frankophonie für die Gleichstellung einbezogen. Zum Abschluß der Konferenz wurden die Gründung eines frankophonen Netzes der Unternehmerinnen mit einer online-Plattform angekündigt, und eine Abschlußerklärung, der Appel von Bukarest, verabschiedet.



    Das spanische Staatsgericht hat nach Medienberichten einen Haftbefehl gegen den entmachteten katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont erlassen. Die Richterin Carmen Lamela ordnete am Donnerstag zudem die Festnahme von vier Ministern seiner damaligen Regionalregierung an, wie spanische Medien übereinstimmend unter Berufung auf die Justiz berichteten. Zudem müssen acht Mitglieder der separatistischen Ex-Regierung sofort in Untersuchungshaft, wie das Staatsgericht mitteilte. Puigdemont hatte sich mit mehreren Mitstreitern nach Brüssel abgesetzt und war nicht zur Anhörung in Madrid erschienen. Einen Haftbefehl müssten nun die belgischen Behörden ausführen. Anschließend droht dem Ex-Regionalchef die Auslieferung nach Spanien. Den Angeklagten werden Rebellion, Auflehnung gegen die Staatsgewalt und Unterschlagung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Dafür drohen bis zu 30 Jahre Haft. Grund dafür ist die einseitige Unabhängigkeitserklärung, die das katalanische Parlament am Freitag vor einer Woche beschlossen hatte. Die Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die katalanische Regierung daraufhin abgesetzt. Die wirtschaftsstarke Region im Nordosten Spaniens steht nun unter Zwangsverwaltung aus Madrid. Untersuchungshaft ohne Recht auf Freilassung auf Kaution wurde für Puigdemonts ehemaligen Vize, Oriol Junqueras, und weitere sieben Politiker angeordnet. Der neunte Politiker, Santi Vila, darf dagegen bei Zahlung einer Kaution von 50 000 Euro auf freien Fuß gesetzt werden. Puigdemonts Anwalt in Belgien, Paul Bekaert, hatte bereits angekündigt, gegen einen Auslieferungsantrag aus Spanien vorzugehen. (dpa)

  • Diskriminierungsbekämpfung: Rumänien ist Schlusslicht in der EU

    Diskriminierungsbekämpfung: Rumänien ist Schlusslicht in der EU

    Rumänien belegt laut einer Statistik des Weltwirtschaftsforums den letzten Platz EU-weit und den 72. weltweit, wenn es um die Gleichstellung von Frauen und Männern geht. Obwohl viele Frauen am Arbeitsplatz oder während des Personalbeschaffungsvorgangs diskriminiert werden, beschweren sich viel zu wenige über die verschiedenen Situationen, in denen sie diskriminiert oder belästigt werden. Unter Diskriminierung leiden aber auch ältere Personen und Behinderte. Im Sozialreport stellen wir die Koalition Gegen Diskriminierung vor, ein Programm zur kostenlosen Online-Rechtshilfe, das den Menschen gewidmet ist, die in Rumänien mit Diskriminierung konfrontiert werden.




    Eine der schwerwiegendsten Formen der Ungleichheit, die in Rumänien vorkommt, betrifft die Frauen, die wegen eines fehlenden bzw. nur eingeschränkt funktionsfähigen Sozialschutzsystems gezwungen sind, zuhause zu bleiben, um die älteren oder jüngeren Familienmitglieder zu pflegen. Diese Situation, betont die Koalition Gegen Diskriminierung, erschwert ihr Sozial- und Berufsleben, schränkt ihre Freiheiten und Möglichkeiten ein und macht sie empfänglich für Depression, Einsamkeit und niedrigem Selbstwertgefühl, hei‎ßt es in einigen internationalen Studien. Die Diskriminierung ist ein breites Thema, die viele Kategorien von Menschen umfasst. Die europäische Gesetzgebung nimmt durch ihre Verordnungen und Abkommen recht viel Bezug auf Diskriminierung. Antidiskriminierung wird gro‎ß geschrieben, sagt Dana Ududeac, Rechtsexpertin gegen Diskriminierung. Besagte Gesetzgebung wird in Rumänien durch die Verordnung 137/2000 umgesetzt. Allein aus Erfahrung wissen viele Menschen oft nicht, was Diskriminierung aus rechtlicher Sicht bedeutet, so Dana Ududeac, die sich in der Koalition Gegen Diskriminierung engagiert:



    Diskriminierung weist vier wesentliche Elemente auf. Diskriminierung bedeutet grundsätzlich die unterschiedliche Behandlung der Personen, die sich in gleichen oder vergleichbaren Situationen befinden. Dies erfolgt anhand eines Schutzkriteriums wie Geschlecht, Ethnie, Religion, politische Einstellung usw. Die Auswirkung ist die Verletzung der Rechte der betreffenden Person.“




    Teodora Rotaru befasst sich mit Öffentlichkeitsarbeit bei der Koalition Gegen Diskriminierung und erläutert, wie Diskriminierung in Rumänien wahrgenommen wird:



    Für den Anfang wird diese sowohl durch die Wahrnehmungen und Haltungen der Bevölkerung als auch durch ein Phänomen, das ‚soziale Distanz‘ genannt wird, bewertet. Würde sich der/die Befragte an denselben Tisch setzen, wo bereits eine romastämmige Person sitzt? Das ist eine Beispielfrage. Da sie das Phänomen der Diskriminierung nicht verstehen, haben die Rumänen den Eindruck, dass sie nicht diskriminieren. Allerdings stellen wir fest, dass sie dir grö‎ßte soziale Distanz anderen Kategorien gegenüber aufweisen. Die meistdiskriminierten Kategorien sind bei und Behinderte, HIV-Infizierte, AIDS-Kranke, Angehörige der LGBT-Gemeinschaft (Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle) und Süchtige, die sich Drogen einspritzen.“




    Die Koalition Gegen Diskriminierung hat sich durch ihre 10 Mitgliedsorganisationen an einem Prozess zur Erarbeitung der Strategie 2015-2020 beteiligt. Diese sieht eine ganze Reihe von Ma‎ßnahmen vor, die sowohl vom Nationalrat zur Diskriminierungsbekämpfung als auch von anderen Organisationen der Zivilgesellschaft kommen können. Teodora Rotaru, Öffentlichkeitsarbeiterin bei der Koalition Gegen Diskriminierung:



    Punktuell haben wir vor, in den kommenden Monaten einen Bericht unter dem Namen ‚Zugang zur Justiz‘ zu erarbeiten. Wir werden in diesem Bericht bewerten, wie effektiv die aktuellen Methoden zur Bekämpfung und Vorbeugung der Diskriminierung sind und wie leicht sich die Menschen an die Justiz oder an den Nationalrat zur Diskriminierungsbekämpfung wenden können, um ihre Probleme zu lösen. Infolge dieses Berichts möchten wir den Behörden alle relevanten Fragen stellen, um den Legislativrahmen, aber besonders die Antidiskriminierungshandlungen der befugten Anstalten zu verbessern. Die Bekämpfung der Diskriminierung muss zum Bestandteil des Mandats eines jeglichen Ministeriums in Rumänien werden, ein Bestandteil aller Anstalten, die mit der Gesellschaft interagieren, vom Ombudsmann bis zu den lokalen Arbeitsämtern oder Ausbildern von wichtigen Berufsgruppen — Rechtsanwälte oder Professoren –, damit man versteht, dass jeder von uns eine Grundverantwortung trägt, Gleichheit für alle zu gewährleisten.“




    Die Koalition Gegen Diskriminierung hat das Portal antidiscriminare.ro geschaffen. Hier können Personen, die sich als diskriminiert betrachten, Rechtsberatung und Informationen zu ihren Problemen erhalten. Dana Ududeac, Rechtsexpertin für Antidiskriminierung, erinnert an zwei Fälle, mit denen sich die Koalition befasst hat:



    Einer bezieht sich auf ein Treffen des LGBT-Vereins »Accept«, das 2013 in einem Kino stattfand. Dort wurde ein Film mit homosexueller Thematik vorgeführt. Eine doppelt so gro‎ße Gruppe hassgetriebener Rechtsextremisten hat die Teilnehmer bedroht und die Filmvorführung unterbrochen Wir haben Ma‎ßnahmen getroffen und festgestellt, dass Diskriminierung sogar zur Straftat werden kann. Ein weiterer Fall war der einer seropositiven Frau. Diese war schwanger und mit dem HIV-Virus infiziert. Der Leitfaden der Weltgesundheitsorganisation sowie weitere Leitfäden des Gesundheitsministeriums empfehlen einen Kaiserschnitt in der 38. Schwangerschaftswoche. Zu dem Zeitpunkt gab es in ganz Bukarest ein einziges Krankenhaus, das diese Operation hätte durchführen können, doch die Frau wurde wegen ihrer Infizierung nicht angenommen. Sie verbrachte 8 Tage auf den Fluren des Krankenhauses, da das ärztliche Personal nicht über die notwendigen Mitteln verfügte, um eine HIV-Infizierung zu vermeiden. Der Fall wurde glücklicherweise gelöst.“




    Rumänien hat Fortschritte in puncto Gesetzgebung im Bereich der Rassendiskriminierung und Intoleranz verzeichnet. Die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz hat die Fortschritte des letzten Jahres bewertet und veröffentlichte einige Empfehlungen zur Diskriminierungsbekämpfung. Die Schlussfolgerung war, dass man eine Konsolidierung der Ausbildung von Richtern, Staatsanwälten und Personen benötigt, die sich mit der Umsetzung der Strafgesetzgebung gegen Rassismus befassen. Die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz ist ein Organ des Europarates, das Intoleranz- und Diskriminierungsfragen behandelt und Empfehlungen für die Mitgliedstaaten erarbeitet.

  • Bildungswesen: Alice im Lehrbuchland

    Bildungswesen: Alice im Lehrbuchland

    Eine Gruppe von Forschern an der Bukarester Fakultät für Soziologie hat vor gut einem Jahr die eigene Erkundungsreise gestartet. Sie wollten mehr über aktuell verwendete Lehrbücher erfahren. Genauer gesagt ging es bei der Forschungsarbeit zwischen Oktober 2014 und Mai 2015 um die Schulbücher für die Klassen 1-4, in den Fächern Kommunikation in rumänischer Sprache und Ethik. Was sie dabei entdeckten waren allerdings keine Wunder“, wie im Roman von Lewis Carrol, sondern Dinge, die für das 21. Jahrhundert unverständlich scheinen: viele Stereotype, Geschlecht und Alter betreffend. Cosima Rughiniş ist Dozentin an der Hochschule, sie berichtet über die erschreckenden Schlussfolgerungen ihrer Studie.



    Die Lehrbücher enthalten sehr viele Stereotype in diese beiden Richtungen. Die erwachsenen Mütter sind vor allem als Lehrerinnen beschäftigt. In den Fiebeln sind zwei Drittel der Frauen als Lehrerinnen abgebildet. Und gewiss sieht es in der Realgesellschaft nicht so aus. Die Stereotype sind vor allem mit der Art der Beschäftigung verbunden. Erwachsene Frauen sind ferner oftmals beim Kochen abgebildet, so nach dem Motto <Frauen an den Herd>. Und das ist ist im wahrsten Sinne des Wortes gemeint: Sie halten auf den Bildern einen Topf in der Hand, oder man erfährt, dass sie gerade Plätzchen, Torten und Kekse gebacken haben. Dafür erfährt man überhaupt keine realitätsbezogenen Informationen. Die Lehrbücher spiegeln nicht die Welt wider, in der wir heute leben und das aus mehreren Gesichtspunkten. Und das trifft auch auf die männlichen Figuren zu. Die Lehrbücher ignorieren das Familienleben der Männer oder ihre Beteiligung am Familienleben. Dafür werden sie fast ausschließlich als Piloten, Holzfäller oder Schreiner dargestellt.“



    Die Zeichnungen sind also nicht zeitgemäß – das auch weil die Texte, die sie begleiten, ebenso nicht mehr mit der aktuellen rumänischen Gesellschaft im Einklang sind. Die Schulkinder lesen Ausschnitte aus literarischen Werken des 19. und 20. Jahrhunderts. Sogar Texte, die von den Autorinnen der Lehrbücher selbst verfasst wurden, präsentieren ein klischeehaftes Universum mit Frauen als Mütter und Lehrerinnen, manchmal immerhin als Kinderärztinnen. In Wirklichkeit haben die Frauen im heutigen Rumänien die unterschiedlichsten Berufe, nur die wenigsten sind Hausfrauen. Darüber hinaus sind die Väter an der Erziehung der Kinder und an den Arbeiten im Haushalt durchaus beteiligt. Warum gibt es dann trotzdem die Stereotype in den Lehrbüchern, fragten wir Cosima Rughiniş.



    In der kollektiven Wahrnehmung und in dem öffentlichen Diskurs zur Weiblichkeit und Männlichkeit findet man sie wieder. In der Tat glaube ich nicht, dass es im heutigen Rumänien noch die Erwartungshaltung gibt, dass ein Mädchen oder eine Frau nicht arbeiten sollte. Aus diesem Grund gibt es eine Diskrepanz zwischen den Büchern und der Wirklichkeit. Und diese Diskrepanz entstammt nicht allein den literarischen Werken des 19. Jahrhunderts, die in den Lehrbüchern präsentiert werden, sondern auch einer Trägheit der Darstellung. Die Bücher sind ja ohne Zweifel unter bestimmten zeitlichen oder finanziellen Einschränkungen entstanden. Und da hat sich meiner Meinung nach niemand die Mühe gemacht, dass die Lehrbücher mit dem heutigen Alltag der Kinder im Einklang stehen.



    Neben Stereotypen des Geschlechts enthalten die Lehrbücher für Grundschüler auch Stereotype des Alters. Diese würden von Soziologen als noch gefährlicher eingestuft, sagt Cosima Rughiniş.



    In Rumänien sind Stereotype des Alters viel stärker und man redet viel weniger darüber, sie sind quasi unsichtbar und lösen nicht dieselben Emotionen aus wie die Stereotype des Geschlechts. Wir als Frauen und einige der Männer mit denen wir zusammenarbeiten bekommen einen regelrechten Erzürnungsschub wenn wir die absolut lächerlichen Stereotypen erkennen. Aber ein Greis mit einem Spazierstock und ein Großmütterchen mit Kopftuch können niedlich erscheinen. Und das vor allem unter den gegebenen Voraussetzungen, da Rumänien wie die meisten europäischen Länder eine demographische Krise erlebt. Vor diesem Hintergrund werden ältere Personen faktisch ausgegrenzt aus sozialen Tätigkeiten, zudem auch aus der kollektiven Wahrnehmung verdrängt. Und leider tragen die Lehrbücher zu dieser Krise der alten Bevölkerung bei. Die Älteren werden nicht als aktive Personen abgebildet. In allen Lehrbüchern, die wir einstudiert haben – und wir haben alle Fiebeln, alle Ethik- und fast alle Rumänisch-Lehrbücher der 4. Klassen durchforstet – also in allen gab es eine einzige Ausnahme. Dort waren Großeltern in einer aktiven Szene dargestellt, beim Wandern in den Bergen. Ansonsten sitzen die Omas und Opas im Sessel, auf einer Bank, tragen Brillen und hören schlecht…



    Troz der Stereotype, mit denen Kinder bereits in den frühen Schuljahren konfrontiert werden, würde die Berufswahl dadurch nicht in irgendeiner Form beeinflusst werden, glauben Soziologen. Allerdings sind die Auswirkungen der Darstellungen heimtückischer als man denkt, erklärt Cosima Rughiniş.



    Die Gefahr besteht nicht darin, dass junge Mädchen Hausfrauen zu ihren Vorbildern machen. Nicht die Vorbilder sind das Problem. Mädchen und Jungs lassen sich aus der Gesellschaft inspirieren, aus Filmen, aus den Menschen aus ihrem Umfeld…Die Gefahr geht von der Glaubwürdigkeit aus, die unterschiedliche Personen, Frauen oder Männer, ausstrahlen. Zum Beispiel die Geschäftsfrauen. Wenn wir Geschäftsfrauen treffen, haben wir manchmal das Gefühl, dass sie weniger glaubwürdig sind als Geschäftsmänner. In manchen Ethik-Lehrbüchern gibt es ganze Kapitel über führende Persönlichkeiten und über Berufe, die nur von Männern ausgeübt werden. Es sind Ausnahmen, ich kann sie nicht als repräsentativ bezeichnen, aber ihre Präsenz in den Lehrbüchern zeugt von einer bestimmten kollektiven Wahrnehmungsform. Und deshalb glaube ich, dass Frauen mit einem gewissen Glaubwürdigkeitsnachteil Berufe wie Politikerin, Managerin oder Geschäftsfrau ausüben werden.



    Die Soziologen von der Universität Bukarest haben ihre Forschungsarbeit Alice im Lehrbuchland getauft. Sie wollen die Studie fortsetzen und die Lehrbücher für die Sekundärstufe unter die Lupe nehmen.

  • Staatspräsident Klaus Iohannis sprach vor der UN-Generalversammlung

    Staatspräsident Klaus Iohannis sprach vor der UN-Generalversammlung

    Staats- und Regierungschefs aus aller Welt hatten am Freitag die globale entwicklungspolitische Agenda für die kommenden 15 Jahre beschlossen. Die 17 Ziele umfassen unter anderem die Beseitigung von extremer Armut und Hunger bis zum Jahr 2030, die Förderung der Gleichstellung von Frauen sowie den Kampf gegen den Klimawandel. Rumänien wurde beim UN-Entwicklungsgipfel in New York vom Staatspräsident Klaus Iohannis vertreten.



    Nach dem Verabschieden der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung werde Rumänien seine nationale Strategie für nachhaltige Entwicklung revidieren und die beim UN-Entwicklungsgipfel vereinbarten 17 Ziele und 169 Punkte integrieren. Ein Hauptziel der UN-Agenda 2030 ist die Beseitigung von extremer Armut und Hunger. Worauf wird sich Rumänien konzentrieren? In seiner Rede vor der UN-Generalversammlung sagte Präsident Klaus Iohannis:



    “Ein wichtiger Ziel der revidierten rumänischen Strategie wird die soziale Inklusion von Behinderten, Jugendlichen und Frauen in die Entwicklungspolitik. Die Beseitigung der Armut fordert angemessene Einstellungschancen für Arbeitnehmer, und die Vorbeugung und Vermeidung der sozialen Exklusion benötigt Politiken für soziale Kohäsion.



    Armut, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und sozialer Auschluss sind der Wurzel der Konflikte und legen den Saat für Gewalt und Extremismus, präzisierte Klaus Iohannis in New York. Deshalb ist jede Nation verpflichtet, die Menschen zu retten und zu unterstützen:



    “Wie wir in den letzten Monaten beobachten konnten, sind Hunderte von Tausenden Menschen vor dem Krieg geflohen, um ein besseres Leben zu finden, und deshalb sind sie des öfteren auf riskanten Wegen nach Europa gekommen. Dieser steigender Migrantenfluss aus dem Mittleren Osten und Afrika hat die europäischen Länder zu massiven Anstrengungen gezwungen, um eine humanitäre Krise von enormen Ausmaß zu vermeiden. Es geht dabei um humanitäre Aspekte, um eine Grenzschutzkrise, eine Integrationskrise und eine finanzielle Krise. Wenn wir die angemessenen Lösungen für all diese Krisen nicht finden, wird jede Migrationswelle die vorherige übersteigen.



    Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis plädierte vor der UN-Generalversammlung auch für die Förderung der Gleichstellung von Frauen, eine Vorbedingung für soziale Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden.



    “Was mich betrifft, bin ich im Rahmen der Initiative “Impact 30 in mehreren Projekten persönlich engagiert. Es geht dabei um die Lancierung eines neuen integrierten Systems, das alle Gewaltformen verfolgen, melden und vorbeugen sollte, um das Schaffen eines neuen Berufes in Rumänien, und zwar Experte für die Gleichstellung der Geschlechter, und um die Implementierung von Programmen zum politischen Engagement von Mädchen und Jungen ins politische, soziale und wirtschaftliche Leben Rumäniens, um die nächste Generation für Führungspositionen auszubilden.



    Rumänien unterstützt die Gleichstellung der Geschlechter, schützt und fördert die Rechte der Frauen und wird alle internationale juristische Instrumente in diesem Bereich einsetzen, sagte noch der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis.

  • Das Frauenbild in den rumänischen Massenmedien

    Das Frauenbild in den rumänischen Massenmedien

    Das Projekt ALTFEM wurde vor zwei Jahren auf die Beine gestellt. Es geht um eine Kampagne für die Veränderung des Images der Frau in der Gesellschaft. Finanziert wurde es von durch das Operationelle Programm für Entwicklung der Humanressorucen (POSDRU) der EU. Das Projekt wurde von regierungsfreien Organisation umgesetzt und enthält eine Analyse des Frauen- und Männerbildes in den Medien, so wie es widerspiegelt wird. Monatelang hat man TV-Sendungen, Beiträge und Werbung studiert. Im Jahr 2011, als die ersten Forschungen durchgeführt wurden, waren die Schlussfolgerungen über das Bild der Frau alles andere als positiv. 2013 wurde die Forschung fortgesetzt. Wie hat sich das Frauenbild im Fernsehen in der Zwischenzeit verändert? Ionuţ Codreanu, Programmleiter bei ActiveWatch — der Agentur für die Monitorisierung der Medien, einer Organisation, die im ALTFEM-Projekt involviert ist –, hat eine Antwort:



    Im Jahr 2011 haben wir gemerkt, dass im Fernsehen bei den Debatten sehr wenige Frauen auf dem Bildschirm waren, rund 12%. 2013 war eine deutliche Entwicklung merkbar. Heute sehen wir zahlreiche Frauen in den TV-Sendungen. Dafür gibt es mehrere Erklärungen. Auf politischer und auf Regierungsebene sind die Frauen ganz schwach vertreten, so dass es kompliziert ist, viele Politikerinnen einzuladen, wenn ihre Zahl eigentlich klein ist. 2011 war das Verhältnis der Anwesenheit der Politiker und der Politikerinnen von 15 zu 1. 2013 können wir eine höhere Teilnahme der Frauen feststellen. Hinsichtlich der Geschlechterverhältnisses im Beruf des Journalisten können wir für das Jahr 2011 über ein Gleichgewicht sprechen. 2013 entstanden hingegen leichte Ungleichgewichte. Obwohl zahlreiche Frauen Journalismus studieren, sind diese auf dem Bildschirm viel seltener zu sehen.“



    Ionuţ Codreanu hat auch den Diskurs und die Agenda der TV-Gäste analysiert:



    Im Jahr 2011 dominierte die persönliche Dimension, die Frauen waren eingeladen, Aspekte aus ihrem persönlichen Leben zu erzählen. 2013 bleibt diese Tendenz erhalten. Wenn man über das persönliche Leben sprechen soll, dann nehmen die Frauen den ersten Platz ein.“



    Unter die Lupe nahm man auch die Verwendung sexueller Andeutungen und der Bemerkungen über das physische Aussehen. Ionuţ Codreanu mit Einzelheiten:



    Es kommen immer seltener Sätze mit sexuellen Andeutungen vor. 2011 war das Privatleben ein Dauerthema bei den Nachrichtensendern. Leider ist die Zahl der Andeutungen auf das physische Aussehen gestiegen. In diesem Jahr gibt es eine Inflation von Sendungen, besonders von Unterhaltungssendungen, wo man viel Wert auf die physischen Eigenschaften der mondänen Gestalten legt. Man spricht über Verletzung der Privatsphäre. Wir können behaupten, dass es eigentlich um Selbstdarstellung geht. Die Gäste sind einverstanden, über ihr Leben zu sprechen.“



    Das Team ALTFEM hat auch die Zeitungen und Zeitschriften analysiert und kam zu folgenden Schlussfolgerungen: Die Medienpräsenz der Männer betrug 72% und die der Frauen 28%. In den Ergebnissen steht auch, dass die Männer und Frauen auf Expertenebene im gleichen Ma‎ße vertreten wurden (50% – 50%). Was die Werbung anbelangt, kommen Frauen häufiger als Männer vor. Das Drehbuch handelt im allgemeinen über Familien, in denen sich die Frau um alles kümmert.



    Das Image der Frau, das von den Medien transportiert wird, nähert sich der Realität — so eine Studie des Instituts für Gleichstellungsfragen der Europäischen Kommission. Untersucht wurde die Art und Weise, in der die Gleichberechtigung auf EU-Ebene vorkommt. Analysiert wurden dabei der Arbeitsmarkt, die Bildung, die Freizeit, der Zugang zu Führungspositionen und zu Gesundheitsdiensten. Irina Sorescu, Vertreterin des Partnerschaftszentrums für Gleichberechtigung, bringt Einzelheiten über diese Studie:



    Rumänien nimmt leider den letzten Platz ein, mit 35 Prozentpunkten von 100 auf einer Skala von 1 zu 100, wo 1 der totale Mangel an Gleichberechtigung und 100 die absolute Gleichberechtigung bedeutet. Ganz schlecht stehen wir bei der Freizeit der Frauen und dem Zugang zur einer politischen Karriere. Die meisten Punkte haben wir beim Zugang zu Gesundheitsdienstlesitungen und Arbeitsstellen erhalten. Es ist bekannt, dass die Zahl der Frauen, die einen Arbeitsplatz haben, immer grö‎ßer ist.“



    Audiobeitrag hören: