Tag: Goldschatz

  • Operation „Neptun“: Wie Rumänien im Zweiten Weltkrieg sein Gold versteckte

    Operation „Neptun“: Wie Rumänien im Zweiten Weltkrieg sein Gold versteckte

    Im Zweiten Weltkrieg versteckte die rumänische Regierung die Goldreserven des Landes in einer Gebirgsregion im Südwesten Rumäniens, in der Nähe des Tismana-Klosters. Die geheime Mission, im Rahmen derer die Goldreserven versteckt wurden, trug den Decknamen Neptun“. Anfang 1944 verfügte Rumänien über 231,22 Tonnen Gold, 190,94 Tonnen wurden im Land aufbewahrt und 40,27 Tonnen im Ausland, in britischen Banken. An der Mission nahmen das Finanzministerium, das Verteidigungsministerium, die Rumänisch-Orthodoxe Kirche, der Generalstab der rumänischen Armee, die Geheimdienste und die rumänische Bahngesellschaft teil.



    Der Museologe Ioan Lesenciuc vom Goldreserven-Museum der rumänischen Nationalbank in Tismana erläutert die Geschehnisse Mitte der 1940er Jahre.



    In der Zwischenkriegszeit baut Rumänien seine Goldreserven wieder auf, da kommt aber das Jahr 1944. Nach der Schlacht von Stalingrad wurde die Ostfront sehr schwach. Folglich zog sich die deutsche Armee zurück und wurde von der sowjetischen Armee verfolgt. Die Reserven bei der Nationalbank waren in Gefahr. Im April 1944 bombardieren die Alliierten die Ölfelder um Ploieşti und Campina, und die Hauptstadt Bukarest und der Sitz der Nationalbank war auch in Gefahr. Dann stellte sich das Problem, die Goldreserven an einen sicheren Ort zu bringen. Die Regierung kontaktierte zwei Staaten. Die Türkei kündigte an, die türkischen Gesetze würden die Aufnahme der Goldreserven nicht zulassen. Die Schweiz war bereit, sie aufzunehmen, aber dafür hätte der Konvoi durch Zentraleuropa fahren müssen, das unter Kontrolle der deutschen Armee stand. Und das wäre riskant gewesen. Deswegen beschloss Antonescu, dass die Goldreserven auf rumänischem Territorium bleiben sollen. Die Nationalbank bekam die Freiheit, darüber zu entscheiden und die Reserven an einen sicheren Ort zu bringen.“




    Nach ein paar Treffen beschlossen die rumänischen Bankiers, dass der sicherste Ort das Tismana-Kloster sei, das älteste Kloster der Walachei, Ende des 14. Jahrhunderts erbaut.



    Im Rahmen eines geheimen Treffens zwischen dem Chef der Nationalbank, Constantin Angelescu, und dem Metropoliten Olteniens, Nifon Criveanu, wurde entschieden, dass das Kloster Tismana Unterstützung für die Beseitigung der Folgen des Brandes von 1942 bekommen werde. Die Nationalbank stellte 50 Tausend Lei zur Verfügung und mit dieser Angelegenheit wird auch beschlossen, dass die Goldreserven im Kloster versteckt werden. Das Gold wird in einem Keller versteckt, und schon am 2. Juli 1944 gab Antonescu den Befehl, die Ortschaft Tismana zu besetzen, so dass der Transport unter guten Bedingungen erfolgen konnte. Es werden dabei einige Villen in der Nähe des Klosters beschlagnahmt, wo die Militärs, die für die Sicherheit zuständig waren, und das begleitende Personal der Nationalbank und der Regierung untergebracht wurden.“




    Die Vorbereitungen für die Mission Neptun“ waren abgeschlossen und im Sommer 1944 wurde sie abgewickelt. Ioan Lesenciuc dazu.



    Der Transport der Goldreserven beginnt am 2. Juli 1944 mit 5 Wagen der Nationalbank. Innerhalb von 15 Tagen werden 75 Transporte durchgeführt. Aus Bukarest fuhren aber mehrere Wagen in unterschiedliche Richtungen los, um den echten Transport zu decken. In Tismana bekamen die Militärs Mönchsgewänder, um nicht aufzufallen. Nachdem die Sanierung infolge des Brandes fertig war, wurde entschieden, die Reserven in eine Höhle in der Nähe des Klosters zu bringen. Ein Bergarbeiter-Team aus dem Jiu-Tal haben diese Höhle zuerst eingerichtet. 100 Kubikmeter Beton wurden dabei verbaut.“




    Was geschah mit dem Gold nach Kriegsende? Die Details hat Ioan Lesenciuc.



    Die Goldreserven blieben in Tismana vom September 1944 bis Februar 1947, als die kommunistische Regierung von Petru Groza die Macht ergriff. Die Mauer wurde durchbrochen, eine Inventur durchgeführt und die Reserven wurden zurück zum Sitz der Nationalbank in Bukarest gebracht.“




    In der Zeitspanne 1944-1947 wurden in Tismana 191 Tonnen Gold gelagert. Hinzu kamen noch etwa 2,7 Tonnen polnisches Gold. Dieses war eigentlich auf dem Weg nach Griechenland, wurde aber 1939 in Rumänien gelagert, bevor Warschau von Nazi-Truppen besetzt wurde. Am 26. Juli 2016 hat die rumänische Nationalbank, in der Höhle in der Nähe des Tismana-Klosters das Goldreserven-Museum eröffnet.




    Deutsch von Alex Grigorescu

  • Rumänischer Goldschatz: Episode rumänisch-russischer Geschichte belastet Beziehung seit 100 Jahren

    Rumänischer Goldschatz: Episode rumänisch-russischer Geschichte belastet Beziehung seit 100 Jahren

    Es hei‎ßt unter Historikern, dass Länder keine Freunde haben, sondern nur Interessen. Doch der Umgang der Länder miteinander kann mehr oder weniger freundlich sein — Bündnisse werden geschlossen, Geheimnisse anvertraut. In manchen Fällen rettet ein Land seine Schätze vor dem Feind in einem anderen Staat. Polen zum Beispiel deponierte im September 1939 seinen Goldschatz in Rumänien, als es von Nazideutschland und Sowjetrussland in die Zange genommen wurde. Doch auch Verrat ist oft im Spiel, wie die Story des rumänischen Goldschatzes zeigt, der vor jetzt 100 Jahren nach Russland gebracht wurde und zum Teil noch immer dort liegt.



    Als Rumänien in den ersten Weltkrieg an der Seite der Entente von Frankreich, England und Russland eintrat, besetzten Deutschland und Bulgarien im Dezember 1916 den Süden des Landes und die Hauptstadt Bukarest. Weil Rumänien im gleichen Bündnis mit Russland war, wurde der Goldschatz des Landes nach Moskau verbracht, um nicht in die Hände der Deutschen zu fallen. Zwischen dem 12. – 14. Dezember 1916 wurden im Bahnhof Iaşi nicht weniger als 1738 Kisten mit Goldbarren und Münzen in 17 Waggons verladen. In zwei der Kisten lagen die Kronjuwelen der Königin Maria. Der Transport traf am 21. Dezember in Moskau ein. Im Sommer 1917 fand ein zweiter Transport statt, der am 3. August in Moskau eintraf — drei Waggons mit Wertgegenständen, Staatsanleihen, Depots, Gold und Schriftstücken aus dem Bestand der rumänischen Zentralbank. Dazu 21 Waggons mit dem Bestand der Sparkasse und vielen Kunstgegenständen aus Privatsammlungen. Der damalige Wert der beiden Transporte lag bei zehn Milliarden Lei. Der Historiker Ioan Scurtu meint aber, dass der Verlust nicht nur finanziell schwer zu verkraften war:



    Rumänien hat damals zwar die Grundlage der Zentralbank für die Gewährleistung eines normalen Geldumlaufs auf dem damaligen Gebiet verloren — 93 Tonnen Goldbarren. Aber da war viel mehr dabei, Gemälde, Kultgegenstände, Teppiche, Objekte von historischem und sentimentalem Wert. Man kann das praktisch nicht einmal in Geld — Lei, Dollar oder Rubel — schätzen. Wie setzt man den Wert einer Taufschale aus dem 15. Jahrhundert an? Ihr Kunst- und Geschichtswert übersteigt den Preis des Metalls. Durch den Verlust dieser Schätze ist Rumänien ärmer geworden. Dabei hatte man in Rumänien darauf vertraut, dass Russland alles zurückgibt, wie das unter zivilisierten Ländern üblich ist, die das Völkerrecht einhalten.“




    Die Geschichte sollte Rumänien aber einen Strich durch die Rechnung machen — die Bolschewiken putschten sich in Moskau an die Macht und brachen die diplomatischen Beziehungen zu Rumänien ab. Im Januar 1918 schickte Sowjetrussland auf Bestreben Lenins einen Brief an Rumänien, in dem es klar hei‎ßt, dass der Schatz der rumänischen Oligarchie bis auf weiteres beschlagnahmt wird und zu gegebener Zeit dem werktätigen Volk“ zurückerstattet wird. Die Frage stellt sich im Nachhinein, ob Rumänien zur damaligen Zeit eine bessere Option gehabt hätte:



    Es gab den Vorschlag, den Schatz nach Schweden zu bringen — aber es gab ein Transportproblem. Wie konnte man den Schatz an den deutschen Truppen vorbei bis nach Schweden bringen. Heute können wir sagen, dass es ein Fehler war, den Schatz nach Russland zu bringen. Aber wenn wir nachvollziehen, wie die Gemütslage damals war, ist das nicht mehr so klar. Es gab Ende 1916 eine Psychose, dass die Moldau besetzt wird, viele Parlamentarier hatten sich nach Odessa abgesetzt. Auch die Regierung selbst überlegte, die Moldau zu verlassen und König Ferdinand und Brătianu mussten ein Machtwort sprechen, um die Minister davon abzuhalten. Es gibt genug Zeugnisse über diese Psychose. Der liberale Politiker I. G. Duca erzählt, dass die Züge schon beladen waren aber ständig Menschen an den Bahnsteig strömten und eigene Wertgegenstände auf den Weg geben wollten, um sie später nach dem Krieg zurück von Russland zu bekommen. Die Regierung konnte sich nicht vorstellen, dass Russland später nicht Wort halten wird“, sagt Historiker Ioan Scurtu.




    Nach dem Krieg versuchte Rumänien über die Rückerstattung der Schätze zu verhandeln. Die Sowjetunion gab 1935 die Archivstücke und die Unterlagen der rumänischen Akademie der Wissenschaften zurück. Und 1956 kam ein weiterer Teil nach Rumänien, darunter der gotische Goldschatz von Pietroasa, die so genannte Henne mit den goldenen Küken“. Im Juli 2003 unterschrieben Russland und Rumänien einen Grundlagenvertrag, in dem vereinbart wurde, über den Goldschatz zu einem späteren Zeitpunkt zu diskutieren. 100 Jahre nach dem ersten Goldtransport nach Moskau ist der Schatz nach wie vor dort — gefangen in einer verratenen Freundschaft.

  • Zweiter Weltkrieg: Rumänien beherbergt vorübergehend polnischen Nationalschatz

    Zweiter Weltkrieg: Rumänien beherbergt vorübergehend polnischen Nationalschatz

    Die Schrecknisse des Zweiten Weltkrieges waren für das mitteleuropäische Land Polen besonders drastisch. Eingezwängt zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion wurde das Land gleich von Beginn des Krieges zermalmt. Es musste gerettet werden, was gerettet werden konnte. Neben der Bevölkerung auch Teile des polnischen Nationalschatzes. Eine Odyssee, bei der Rumänien eine wichtige Rolle spielte.



    Im Herbst 1939, nur kurze Zeit nach Unterzeichnung des verhassten Ribbentrop-Molotow-Pakts zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion, begannen diese zwei totalitären Staaten, ihre Okkupations- und Einflusszonen untereinander aufzuteilen. Polen war auf dieser schwarzen Liste an der ersten Stelle und sollte in der zweiten Septemberhälfte von der Landkarte ausradiert sein. Auf den Angriff der Deutschen vom 1. September 1939 folgte ein weiterer der Sowjets am 17. September. Polen war zwischen zwei Kolossen eingeklemmt und konnte nur etwas mehr als zwei Wochen Widerstand leisten.



    Das Leid der Militärs, die geflohen und überlebt hatten, sowie der Zivilbevölkerung begann. Darüber hinaus musste damit begonnen werden, die polnischen Besitztümer zu schützen. Unter ihnen war das Gold der Polnischen Nationalbank, dessen Gro‎ßteil aus dem Schloss Wawel in Krakau stammte. Da die Tschechoslowakei seit 1939 von den Deutschen besetzt und als Staat zerstückelt und Ungarn ein Verbündeter der Deutschen war, blieb für die polnischen Schätze nur Rumänien als Fluchtweg. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war der Staat Rumänien wieder Nachbar Polens geworden. Das Fürstentum Moldau hatte während des Mittelalters eine direkte Grenze zum Königreich Polen gehabt. Die Beziehungen waren somit seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts bedeutend.



    So begann die beeindruckende Odyssee einer Kollektion von hunderten kostbaren Objekten. Die wichtigsten davon waren über 300 Jagellonen-Teppiche aus meterweise Seide, die mit Fäden aus Gold und Silber bestickt waren. Etwa 110 von ihnen stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hinzu kommen das Krönungsschwert Szczerbiec des polnischen Königshauses zwischen 1320 und 1764 sowie ein Exemplar der Gutenberg-Bibel von 1455. Der Weg durch Rumänien war frei und die rumänische Regierung arbeitete eng mit der Frankreichs und Englands zusammen, die für die Flucht des polnischen Goldes bürgten.



    Traian Borcescu war Offizier beim Nachrichtendienst und hat diese besondere Sorgfalt erfordernde Operation miterlebt. 2003 wurde er vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt:



    Ich war im Stab und in der Delegation des Obersts Diaconescu, der damit beauftragt war, die Überführung der polnischen Bevölkerung und Regierungsmitglieder zu überwachen. Die Polen waren mehr mit den Ungarn befreundet, sie erkannten die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien nicht an und hielten mehr zu den Ungarn. Und die Ungarn haben ihnen einfach nicht geholfen. Die Einzigen, die ihnen geholfen haben, waren wir, als auf das franko-englische Gehei‎ß hin das Gold durch Rumänien geschickt wurde. Armand Călinescu hat das unter der Bedingung akzeptiert, dass Bewaffnete an der Grenze entwaffnet und durchsucht wurden, dass keine ausländischen Geheimdienstler dabei waren. Die Waffen wurden abgelegt, das Gold wurde in einer absolut geheimen Art und Weise hergebracht, an einem Tag, über den weder die Deutschen, noch die Russen informiert waren. Da es vielleicht Angriffe hätte geben können.“




    Die rumänisch-polnische Grenze wurde ab dem 3. September 1939 von einem Konvoi aus Lastkraftwägen, Autos und Güterwagons überquert. Traian Borcescu hat den Weg der polnischen Schätze bis zum Schwarzen Meer nachgezeichnet, wo sie in ein U-Boot geladen wurden:



    Es gab zwei Transporte: von Vişniţa bis nach Cernăuţi (Czernowitz) und von Cernăuţi nach Constanţa. Ein Teil des Goldes blieb auch bei uns, für den Unterhalt der polnischen Truppen und der Flüchtlinge. Auf die Aufforderung der Briten und Franzosen hin mussten wir aber zulassen, dass dieses Gold, das aus etwa 70 Kisten und Paketen bestand, in Constanţa auf ein U-Boot unter dem Befehl des Britischen Kapitäns Brett geladen wurde. Dieser Transport wurde mit dem Zug durchgeführt, zwischen Vişniţa und Cernăuţi mit Autos und zwischen Cernăuţi und Constanţa mit dem Zug bis nach Galaţi. Von Galaţi bis nach Constanţa wei‎ß ich nicht genau, ob es mit Autos transportiert wurde. In Constanţa wurde es von der rumänischen Armee und dem Geheimdienst, dem polnischen Geheimdienst und englisch-französischen Agenten aufgehalten. Das Gold konnte nicht bei uns bleiben. Trotzdem haben wir angeboten, das Gold aufzubewahren. Die Briten waren der Meinung, dass Rumänien wegen des Pakts von 1939, in dem festgelegt wurde, dass das Baltikum russisches Einflussgebiet und Rumänien, Bulgarien und so weiter deutsches Einflussgebiet sind, dasselbe Schicksal erleiden könnte wie Polen. Für den Fall, dass wir besetzt werden sollten, sollte das Gold nicht in die Hände der Deutschen fallen.“




    Ein kleiner Teil des polnischen Goldes blieb trotzdem in Rumänien. Im Sommer des Jahres 1944 wurde dieser kleine Teil mit einem Gewicht von 3 Tonnen zu den 242 Tonnen Gold der rumänischen Nationalbank hinzugefügt, die den Weg zum Tismana-Kloster gen Westen nahmen, um vor der sowjetischen Invasion geschützt zu werden. Die Operation trug den Namen Neptun“ und das Gold kam unter höchster Geheimhaltung in einer Höhle neben dem Kloster an. 1947 kam das Gold zurück nach Bukarest, die 3 Tonnen an polnischem Gold wurden daraufhin seinem rechtmä‎ßigen Besitzer zurückerstattet.



    Die Odyssee des polnischen Golds wurde auch in einer rumänisch-polnischen Produktion verfilmt. Der Goldzug“ von 1986 wurde von Bohdan Poreba gedreht. Der Film zeigt beide Seiten, auch die Schauspieler sind Rumänen und Polen.



    Sobald das polnische Gold der deutschen Einflusssphäre entkommen war, machte es eine weitere Reise durch Malta, die Schweiz, den Vatikan und Frankreich. Aber nicht einmal in Frankreich konnte das Gold bleiben. Die deutsche Besatzung dehnte sich auch bis hierhin aus. Das Gold musste bis nach Kanada und in die USA kommen, um den begehrten sicheren Ort zu finden.