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  • Fake Maps: Wie das kommunistische Regime Grenzgänger in die Irre führte

    Fake Maps: Wie das kommunistische Regime Grenzgänger in die Irre führte

    Das kommunistische Regime scheute keine Mittel, um Kritiker und Oppositionelle mundtot zu machen. Gegen verzweifelte Menschen, die den Weg der Flucht in die freien westlichen Länder wählen wollten, wurde noch brachialer vorgegangen: Wenn sie nicht auf der Grenze sofort erschossen wurden, steckte man die auf der Flucht Gefassten ins Gefängnis — es folgten Verhöre, Einschüchterung, Erpressung oder sogar Folter. Beim Versuch, den Eisernen Vorhang zu durchbrechen, am bildhaftesten durch die Berliner Mauer verkörpert, wurden Menschen kaltblütig erschossen.



    In ihrem Bemühen, Flucht und Grenzüberwindung zu vereiteln, wandten die kommunistischen Regime jedoch auch subtilere Methoden an. Im September 1965 beschlossen die Ostblock-Staaten auf einer konsultativen Konferenz in Moskau, die Landkarten der sozialistischen Länder künftig mit Ungenauigkeiten, Verzerrungen oder gar falschen Angaben zu drucken. Damit sollten illegale Grenzgänger in die Irre geführt und in die Fänge der Grenzwächter geleitet werden. Fake Maps und Fallen statt aufsehenerregender Schie‎ßereien an der Grenze.



    Den dringendsten Bedarf an Fake Maps meldete die DDR — und die gefürchtete Stasi übernahm die Aufgabe ihrer Verlegung. Doch auch die rumänische Securitate stand ihrem ostdeutschen Pendant in nichts nach und eignete sich diese Praxis geflissentlich an. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Bukarest hat das rumänische Nationalmuseum für alte Karten und alte Bücher unlängst eine Ausstellung eröffnet, die die Methoden der Stasi und Securitate in der Kartenfälschung beleuchtet. Unter den Stichworten Fake Maps — wie Securitate und Stasi die Menschen in die Irre führten“ dokumentiert die Ausstellung, wie die Geheimdienste mit gefälschten Karten Fluchtversuche vereiteln wollten. Kurator der Ausstellung ist der Historiker Adrian Buga — für ihn sind die Fake Maps aus der Zeit vor 1989 ein Sinnbild für die Unterdrückung der Reisefreiheit:



    Ich würde Landkarten und Erkenntnis gleichsetzen. Wenn man einen neuen geographischen — meinetwegen auch einen au‎ßerirdischen — Raum erschlie‎ßt, ist Wissen essentiell. Wer dieses Wissen hat, in unserem Fall die räumlichen Karten herausgibt, kontrolliert diesen Vorgang. Wenn man jedoch auch die Information kontrollieren und sie dem Feind vorenthalten will, spielt man ihm gefälschte Information zu. Ein weiterer Aspekt der Fake Maps ist die Orientierung. Will man aus einem Raum herausbrechen, braucht man Orientierung aus glaubwürdigen Quellen. Die vom kommunistischen Staat herausgebrachten Landkarten enthielten vorsätzlich eingebaute Fehler oder Falschstellen, um Fluchtwillige in die Irre zu führen.“




    Doch damit nicht genug. Die Fake Maps des kommunistischen Regimes hatten auch die Funktion, die innere Landkarte des Menschen zu manipulieren. Nicht allein die Topographie wurde gefälscht, sondern auch die vermittelte Wahrnehmung der Au‎ßenwelt, erläutert weiter der Historiker und Museograph Adrian Buga:



    Man kann getrost sagen, dass Fake Maps kennzeichnend sind für geschlossene, totalitäre Regime. Wenn der Staat alles kontrollieren, die Menschen unterdrücken und an einem bestimmten Ort festhalten will, dann muss er Grenzen fälschen und die Wahrnehmung des Ortes und der Au‎ßenwelt verzerren. Es gilt, zu vermitteln, wie schlecht es au‎ßerhalb der Matrix sei und wie gut man es im eigenen Staate habe.“




    Doch wie wurden die Landkarten konkret gefälscht? Adrian Buga sagt, dass man im Grunde akkurat hergestellte Karten vorsätzlich verzerrte:



    Es gab natürlich wissenschaftliche Standard-Landkarten, die viel Information über Städte und Ortschaften, Gebäude, Stra‎ßen, Beschaffenheit der Erdoberfläche, Flüsse und Höhenunterschiede enthielten. Doch diese topographischen Standardwerke waren geheim, kaum jemand hatte Zugang zu solchen Landkarten, dafür brauchte man schwer zu erlangende Genehmigungen. Für das breite Publikum waren nur touristische Landkarten erhältlich, auf denen bestimmte Gebiete verzerrt oder auch gar nicht dargestellt wurden. Da stand man dann mit einer herkömmlichen Landkarte an einem bestimmten Ort und musste feststellen, dass gar nichts stimmte: Man fand Abhänge oder Höhenunterschiede, die auf der Landkarte gar nicht markiert waren, oder ein Fluss befand sich in Realität an einer anderen Stelle als auf der Karte dargestellt. Das war so konzipiert, damit Menschen, die sich im Grenzgebiet aufhielten, die genaue Beschaffenheit des Terrains nicht erschlie‎ßen können, und um Fluchtversuche zu erschweren. Und auch, um feindliche Streitkräfte, die in das Land hätten eindringen wollen, in die Irre zu führen.“




    Das Wissen um die Landkarten war dem kommunistischen Regime wichtig, führt der Historiker Adrian Buga weiter aus. Zwar habe die Securitate nicht selber Fake Maps hergestellt, jedoch festgenommene sogenannte Republikflüchtige“ äu‎ßerst genau verhört:



    Wir haben hier in der Ausstellung keine gefälschten Landkarten, sondern Karten mit den üblichen Fluchtrouten. Die Festgenommenen mussten auf Landkarten und in Plänen die genauen Wege ihres gescheiterten Fluchtversuchs einzeichnen. Die Securitate brauchte diese Information über die genaue Topographie der möglichen Fluchtrouten, damit der Staat nachträglich herkömmliche Landkarten entsprechend verzerren konnte, um die Menschen zu entmutigen und weitere Fluchtversuche zu vereiteln. Die üblichen Routen führten über die Westgrenze nach Ungarn und über die Donau nach Jugoslawien, an gewissen Stellen konnte man einen Fluchtversuch wagen. Es gibt viele Zeitzeugen-Berichte darüber, mir fällt z.B. das Buch [des Historikers und Politologen Stejărel Olaru] über die Turnerin Nadia Comăneci und die Securitate ein. Ihre spektakuläre Flucht [im November 1989] über die Grenze zu Ungarn beschreibt sie sehr detailreich. Als Schleuser war ein ortskundiger Hirte herangezogen worden, der aber die genaue Beschaffenheit des Grenzgebiets auch nicht kannte. Und so landeten sie dann mehrmals in Brachen, Böschungen oder an Flüssen, die auch der Schleuser nicht erwartet hatte.“




    Die Erforschung der Archive brachte eine weitere Überraschung ans Tageslicht: Abgesehen von der Praxis der Fake Maps stellte das kommunistische Regime auch individuelle Karten oder — besser gesagt — Karteien her. Zehntausende Oppositionelle oder Regimekritiker wurden anhand sogenannter Bewegungsprofile genauestens überwacht und kartiert. Man kannte Wohnung, Aufenthaltsorte und tägliche Routinen der Überwachten und ihrer Familien auf den Punkt genau.



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  • Corona-Maßnahmen: Einreise-Regeln verschärft

    Corona-Maßnahmen: Einreise-Regeln verschärft

    Staaten auf der ganzen Welt befinden sich in einem ständigen und anstrengenden Wettlauf, um die Ausbreitung des neuen Coronavirus, einschlie‎ßlich seiner neueren, viel ansteckenderen Varianten, in den Griff zu bekommen. Die Impfung reicht nicht aus, insbesondere unter den Bedingungen einer unzureichenden Produktion und einer verzögerten oder unterbrochenen Verteilung von Impfstoffen. Der andere Angriffsweg setzt immer stärkere Beschränkungen der Einreise in das nationale Territorium jedes Landes voraus. Diese Ma‎ßnahme wurde im letzten Jahr getestet und aufgrund des Erfolges nicht ganz aufgegeben. Das Gebiet der Europäischen Union ist als Raum der Freizügigkeit bekannt, aber auch die Mitgliedsstaaten können sich der Notwendigkeit nicht entziehen, die Ausbreitung des Virus zu verhindern.



    In Rumänien ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen relativ gering, die Situation hat sich stabilisiert und Fälle von Infektionen mit den neuen SARS-CoV-2-Mutationen werden isoliert. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das Land von den viel ansteckenderen Varianten von Covid-19 verschont bleibt. Deshalb haben die Behörden in Bukarest beschlossen, die Liste der Länder mit hohem epidemiologischem Risiko, die in der sogenannten gelben Zone liegen, zu erweitern und die Bedingungen für die Einreise ins Land zu verschärfen. So müssen sich ab dem 12. Februar Personen, die aus Ländern der gelben Zone nach Rumänien kommen, einem negativen COVID-19-Screening-Test unterziehen, der 72 Stunden vor der Einreise durchgeführt wird. Darüber hinaus werden diese Personen notwendigerweise für 14 Tage in Quarantäne gestellt, mit der Möglichkeit, nach 10 Tagen wieder auszureisen, wenn sie einen neuen PCR-Test machen, der negativ ist.



    Nicht jeder, der nach Rumänien einreist, wird jedoch von den neuen Regeln betroffen sein. Laut dem Nationalen Komitee für Notfallsituationen sind Kinder bis zum Alter von 3 Jahren ausgenommen, sowie Personen, die den Covid-Impfstoff, einschlie‎ßlich der zweiten Dosis, erhalten haben und bei denen mindestens 10 Tage seit der Verabreichung der zweiten Dosis vergangen sind. Das Gleiche gilt für Personen, die in den letzten 90 Tagen vor der Einreise positiv bestätigt wurden, d.h. die krank waren. Fahrer von Lastkraftwagen mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 2,4 Tonnen sind ebenfalls ausgenommen, ebenso Fahrer von Personenkraftwagen mit mehr als 9 Sitzplätzen und Fahrer, die Geschäftsreisen von ihrem Wohnsitzstaat in einen anderen EU-Mitgliedstaat oder von einem anderen EU-Staat in ihren Wohnsitzstaat unternehmen. Die Liste der ausgenommenen Personen umfasst auch Flugzeugpiloten und Besatzungsmitglieder, Mitglieder von diplomatischen Missionen, konsularischen Vertretungen und anderen in Bukarest akkreditierten diplomatischen Vertretungen sowie Inhaber von Diplomatenpässen. Die Ausnahmeregelung gilt auch für rumänisches Luft-, und Schiffspersonal, das in die Heimat zurückkehrt, sowie für Grenzgänger, die aus den Nachbarländern Ungarn, Bulgarien, Serbien, Ukraine oder der Republik Moldau nach Rumänien einreisen.



  • Nachrichten 25.03.2020

    Nachrichten 25.03.2020

    Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass inmitten der
    COVID-19-Pandemie ein außerordentlicher Berichtigungshaushalt, der darauf
    abzielt, Geld für die Gesundheit bereitzustellen und die Kurzarbeit zu
    bezahlen, nötig ist. Er fügte hinzu, dass es auch die Möglichkeit gebe, die
    Zinssätze sowohl für Einzelpersonen als auch für juristische Personen zu
    verschieben. Zuvor hatte Finanzminister Florin Citu auf Facebook erklärt, dass
    die Nachfrist sogar 9 Monate betragen könne und dass eine diesbezügliche
    Entscheidung in der Regierungssitzung am Donnerstag durch eine Eilverordnung getroffen
    werde. Ebenfalls am Mittwoch erreichte die Zahl der Todesfälle aufgrund einer
    Infektion mit dem neuen Coronavirus 14. Laut der Strategischen Gruppe für
    Kommunikation wurden bisher 906 Fälle von Infizierten bestätigt, darunter mehr
    als 100 Angehörige des Gesundheitssystems. Es sind 86 Genesungen gemeldet worden. 9 Rumänen starben an den Folgen der COVID-19-Infektion im Ausland: sieben in
    Italien und zwei in Frankreich.

    Der rumänische Präsident Klaus Iohannis hat heute anlässlich des rumänischen Tages der Polizei eine Botschaft übermittelt, in der die Polizisten aufgefordert werden, Vorbilder für Verhalten und Verantwortung zu sein, um das Gesetz mit Entschlossenheit und Achtung der Menschenwürde anzuwenden. In seiner Botschaft beschreibt Iohannis die rumänische Polizei als eine Institution mit einer wesentlichen Rolle bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, die die Sicherheit aller rumänischen Bürger garantiert. Der rumänische Präsident sagte, dass selbst wenn der Feind ein unsichtbarer ist, der Kampf real sei, und diesen Kampf müssen wir gewinnen.

    Der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu und sein
    ungarischer Amtskollege Peter Szijjarto
    haben am Mittwoch telefonisch vereinbart, die Grenze zwischen den beiden
    Ländern für Grenzgänger, die täglich über die Grenze pendeln, wieder zu öffnen.
    Seit dem 17. März, als die Grenze aufgrund der COVID-19-Pandemie geschlossen
    wurde, können sie ihre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen und riskieren, ihren
    Arbeitsplatz zu verlieren. Laut einer diplomatischen Pressemitteilung aus
    Bukarest sollen die Einzelheiten zur Umsetzung dieser Entscheidung durch
    direkten Dialog auf der Ebene der Innenministerien der beiden Länder durch die
    Grenzpolizei festgelegt werden.


    82 Seeleute der rumänischen Marine sind im Mittelmeer unterwegs, um das Kommando der NATO-Antiminengruppe SNMCMG-2, Standing NATO Mines Countermeasures Group, sicherzustellen. Das rumänische Kriegsschiff-Vizeadmiral Constantin Balescu hat seit seinem Auslaufen aus dem rumänischen Hafen von Constanta bisher mehr als 55 hundert Meilen zurückgelegt. Die rumänischen Seeleute beteiligen sich an der Durchsetzung kollektiver Sicherheitsmaßnahmen an der Südflanke des Nordatlantischen Bündnisses, um die Solidarität Rumäniens mit seinen NATO-Partnern zu beweisen. Das rumänische Kriegsschiff hat bisher eine Reihe von Manövern im Rahmen dieser Mission zusammen mit ihren Kollegen aus Deutschland, der Türkei, Italien und Kanada durchgeführt.



    Das Landkreis-Krankenhaus von Suceava (Nordosten) wurde heute für 48 Stunden wegen allgemeiner Desinfektion geschlossen. Die Entscheidung des Gesundheitsministeriums wurde getroffen, nachdem eine ernste Situation in diesem Krankenhaus gemeldet wurde: 34 Ärzte und 49 Krankenschwestern und Pfleger wurden positiv auf das neue Coronavirus getestet. Die Behörden entschieden, dass das Krankenhaus in Suceava nach der Desinfektion ausschließlich für die Behandlung von COVID19-Fällen genutzt werden sollte. Die Staatsanwälte leiteten ein dingliches Strafverfahren wegen Behinderung der Krankheitskontrolle und Machtmissbrauchs ein. Die Krankenhausleitung hatte diejenigen, die positiv getestet wurden, gebeten, zur Arbeit zu kommen. Auch in Focşani im Osten Rumäniens wurde ein Militärkrankenhaus zur Desinfektion geschlossen, nachdem zwei Personen positiv getestet wurden. Darüber hinaus haben alle öffentlichen Krankenhäuser in Rumänien für zwei Wochen die Krankenhauseinweisungen für Operationen, Behandlungen und nicht dringende medizinische Untersuchungen ausgesetzt. In Rumänien wurden mehr als 100 Pflegekräfte mit COVID-19 infiziert.



    Die EU-Staaten benötigen zehnmal mehr
    persönliche Schutzausrüstung und andere medizinische Geräte, als traditionelle
    Versorgungsnetze ihnen für den Umgang mit Coronaviren anbieten können – so ein
    EU-internes Dokument, das von Nachrichtenagenturen zitiert wird. In dem
    Dokument heißt es auch, dass die meisten EU-Staaten sowohl über begrenzte Lagermengen
    als auch über begrenzte Möglichkeiten zur Ausweitung der Produktion
    medizinischer Geräte verfügen und sich noch größeren Mängeln aussetzen, wenn
    wesentliche Geräte nicht schnell importiert werden. Der Mangel an Ausrüstung
    setzt medizinische Mitarbeiter einem höheren Ansteckungsrisiko aus und
    gefährdet wiederum Patienten, die von Ärzten oder Krankenschwestern infiziert
    werden könnten. In Italien und Spanien, den beiden am stärksten von der
    Epidemie betroffenen EU-Ländern, sind mehr als 5.000 medizinische Mitarbeiter
    infiziert worden. Die Zahl der Fälle unter medizinischen Mitarbeitern beträgt
    fast 9% der Gesamtzahl der in Italien registrierten Fälle und mehr als 13% in
    Spanien, obwohl Ärzte häufiger getestet werden als die normale Bevölkerung.
    Seit seiner Ausbreitung im Dezember hat COVID-19 in fast 200 Staaten und
    Territorien über 18.000 Todesfälle und über 400.000 Krankheiten verursacht.