Tag: Grundrechte

  • Religionsfreiheit in der Pandemie: Wie weit wurde sie eingeschränkt?

    Religionsfreiheit in der Pandemie: Wie weit wurde sie eingeschränkt?

    Wer hat hier Recht? Ist es der Staat, der zur Pandemiebekämpfung, wenn auch nur vorübergehend, die Grundrechte und -freiheiten einschränkt? Oder sind es die Anhänger des Prinzips einer roten Linie, die nicht überschritten werden sollte? Das ist das Thema einer Diskussion mit Cătălin Raiu, Rumäniens Vertreter in der OSZE-Expertengruppe für Religionsfreiheit und Präsident von FoRB Rumänien, einer Vereinigung, die sich für Religionsfreiheit einsetzt.



    Die Religionsfreiheit ist in dieser Zeit der Pandemie überall verletzt worden, weil alle Staaten strenge Ma‎ßnahmen au‎ßerhalb der internationalen Normen ergriffen haben, die auch genau vorschreiben, wie der Staat in Krisensituationen eingreifen kann, um die Einschränkung des religiösen Lebens demokratisch zu regeln. Der Unterschied zwischen Rumänien und dem, was im Westen geschehen ist, besteht darin, dass in Rumänien im Gro‎ßen und Ganzen keine der für solche Situationen geltenden Normen eingehalten wurden. Die Kommunikation war abrupt, und es wurden Zwänge und Einschränkungen ausgesprochen, ohne eine Offenheit an den Tag zu legen z.B. für Partnerschaften mit religiösen Organisationen, die in Krisensituationen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen. Darüber hinaus wurde eine unangemessene Sprache verwendet, die vor allem auf lange Sicht negative Folgen haben wird. Es wurde auf liturgische Zeremonien hingewiesen, die es seit Jahrhunderten gibt. Nach Ansicht der Behörden hätten sie während der Pandemie fast vollständig verboten werden müssen. Dies ist jedoch nach internationalen Standards der Religionsfreiheit streng verboten, weil es Spannungen innerhalb der Gesellschaft erzeugt, Gläubige gegen Nicht-Gläubige ausspielt und soziale Blasen entstehen lässt“, sagt Raiu.




    Laut einem OSZE-Bericht über die Einschränkung der Menschenrechte in Notsituationen in den 57 Mitgliedsstaaten gehört Rumänien zu den Ländern, die die Religionsfreiheit stark eingeschränkt haben. Eine Zeit lang wurden die Gottesdienste in den rumänischen Kirchen hinter verschlossenen Türen abgehalten, da die Gläubigen auch zu Ostern nicht am religiösen Leben der Gemeinde teilnehmen konnten. Dann wurde beschlossen, dass der Zugang zu Wallfahrten nur Personen gestattet werden sollte, die in der jeweiligen Ortschaft wohnen. Auch religiöse Prozessionen waren verboten. Die Polizei betrat die Kirchen und verteilte Geldstrafen während der Gottesdienste. Inzwischen ist die orthodoxe Kirche ein Partner des Staates, sowohl bei der Beratung der Gläubigen, den Anweisungen der Behörden zu folgen, als auch bei karitativen Aktionen zugunsten von Krankenhäusern, Kindern, älteren Menschen und Unterprivilegierten. Während des Ausnahmezustands spendete die Rumänisch-Orthodoxe Kirche mehr als 4 Millionen Euro.



    Doch was hätte die Regierung in Bukarest tun sollen, um sicherzustellen, dass der Kampf gegen die Pandemie die Religionsfreiheit nicht beeinträchtigt? Der erste Schritt ist das, was die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich traditionell tun, nämlich eine Plattform für den Dialog zwischen Staat und Religionen einzurichten. Eine unpolitische Plattform, d.h. zusammengesetzt aus Mitgliedern der Regierung, aber auch aus Vertretern der Opposition, aller religiösen Organisationen, Akademikern, NGOs, Menschenrechtsaktivisten, unabhängigen Experten, Medien. Letztere sind sehr wichtig, weil sie die Botschaften an die Menschen vermitteln. Sobald diese Plattform geschaffen ist, kann nach dem Vorbild Gro‎ßbritanniens ein Konsens-Leitfaden für Einschränkungen des religiösen Lebens während der Pandemie entwickelt werden. Bevor dieser Leitfaden umgesetzt wird, müssen alle Beteiligten einen Konsens erzielen oder zumindest den Kompromiss verstehen, den sie angesichts der Einschränkungen eingehen müssen. Ohne diese beiden Schritte gibt es nur Lärm in den Medien, und die Frustration in der Gemeinschaft wird noch lange anhalten“, sagte OSZE-Experte Cătălin Raiu.




    In einem kürzlich erschienenen Artikel schrieb er, dass die Beziehung zwischen Staat und Kult absichtlich angespannt behalten zu sein scheint, da sie auf Überwachung und Kontrolle sowie auf verbaler Gewalt durch die Behörden oder bestimmte Meinungsmittlern beruht. Eine Haltung, die zeigt, dass die internationalen Verpflichtungen Rumäniens zur Religionsfreiheit nur metaphorischen Wert haben“.



    Das habe gute Gründe, glaubt er: Nach der Wende, als wir zur Demokratie zurückkehrten, haben wir zwar die Glaubensfreiheit als verfassungsmä‎ßiges Leitprinzip beibehalten, aber ohne eine Politik, die ihren Status als Grundrecht realisiert, wie es im Westen der Fall ist. Spannungen sind gerade wegen der Verwirrung über die Entscheidungskompetenz in Sachen Religionsfreiheit entstanden. In Rumänien wird diese Verantwortung der Kirche zugeschrieben, während sie gleichzeitig eine Angelegenheit des Staates ist, da sie in der Verfassung, in Gesetzen oder internationalen Verträgen verankert ist. Der Staat denkt nicht über die Religionsfreiheit nach, nimmt keine ordnungspolitische Stellung ein, greift nicht einmal in die öffentliche Debatte ein, kurzum, er überlässt alles der Kirche. Daher die Positionen, die die Kirche in der Öffentlichkeit einnimmt, wie wir in diesem Jahr oft gesehen haben! Auf der anderen Seite haben einige Politiker Bemerkungen gemacht, die als unangebracht angesehen werden. Im Bereich der Menschenrechte kommt es vor, dass eine einfache Erklärung alles zerstören kann, was über die Jahre gut aufgebaut worden ist“, meint der Experte.

  • 12.07.2020

    12.07.2020

    Der rumänische Senat könnte am Montag über ein umstrittenes Gesetz abstimmen, das die Bedingungen für Quarantäne und Isolation regeln soll. Am Donnerstag hat die Abgeordnetenkammer den von der liberalen Regierung ausgearbeiteten Entwurf unter zahlreichen Abänderungen gebilligt. Die Regierung will damit die Voraussetzung zur Umsetzung der Ma‎ßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie schaffen. Die oppositionellen Sozialdemokraten behaupten hingegen, das Gesetz würde die Grundrechte der Bürger verletzen. Das Verfassungsgericht hatte zuvor geurteilt, dass die grundlegenden Rechte und Freiheiten nur durch Gesetz und nicht durch Eilverordnung, wie bisher, beschnitten werden können. Unterdessen ist die Zahl der an Covid-19 Erkrankten in den letzten Tagen dramatisch angestiegen. In Rumänien wurden am Sonntag weitere 456 Coronavirus-Neuinfektionen verzeichnet. Damit ist die Gesamtzahl der Infizierten auf 32.535 gestiegen. 23.387 Menschen, die an COVID-19 erkrankt waren, haben sich erholt, während 1.884 Menschen daran gestorben sind. 243 Patienten liegen jetzt auf der Intensivstation.



    Die griechischen Behörden haben die elektronische Plattform für die Registrierung von Reisenden bis Dienstag ausgesetzt. Sie arbeiten gegenwärtig an neuen Grenzübergangsbestimmungen für die Einreise auf dem Landweg. Ab Mittwochmorgen müssen rumänische Touristen bei der Einreise den Nachweis eines negativen COVID-19-Tests erbringen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Dieser Test schlie‎ßt die Verpflichtung nicht aus, ein Online-Formular auszufüllen oder sich an der Grenze Stichprobenkontrollen zu unterziehen. Premierminister Ludovic Orban hat die 120 Zentren, die im Land Covid-19-Tests durchführen, aufgefordert, den Griechenland-Reisenden Vorrang einzuräumen. In sozialen Medien haben bereits viele mitgeteilt, sie wurden auf den geplanten Griechenland-Urlaub verzichten. Auch andere EU-Länder haben Reiseeinschränkungen für rumänische Staatsbürger angekündigt. Diejenige, die nach Österreich reisen, benötigen ein Attest, das belegt, dass sie negativ auf SARS-CoV2 getestet wurden. Dieses darf zum Zeitpunkt der Einreise nicht älter als 4 Tage alt sein. Das Dokument muss ins Deutsche und Englische übersetzt und von einem Nachweis über eine Unterkunft in diesem Land begleitet sein. Wer die genannten Unterlagen nicht vorlegt, muss sich in eine 14-tägige Isolation begeben. Ab Montag dürfen Rumänen nicht mehr in Litauen einreisen. Ausgenommen sind Menschen die sich im Transitverkehr nach Rumänien befinden.



    Zwei serbische Staatsbürger, die 13 Syrern bei der illegalen Einreise nach Rumänien geholfen haben, wurden in der Nacht zum Samstag von der rumänischen Grenzpolizei festgenommen. Die syrischen Staatsbürger, neun Männer und vier Frauen, sind zwischen 17 und 30 Jahre alt. Die serbischen Fahrer wollte sie nach Westeuropa bringen. Die rumänische Grenzpolizei hat den Bürgern davon abgeraten, unbekannte Personen in Grenzgebiete zu transportieren und die Behörden zu benachrichtigen.



    Die Weltranglisten zweite Tennisspielerin Simona Halep, hat ihre Teilnahme am WTA-Turnier im italienischen Palermo bestätigt. Es ist das erste WTA-Turnier nach der langen von der Covid-19-Krise verursachten Pause. Sie bestätigte ihre Teilnahmen in einem Video, das in den sozialen Medien veröffentlicht wurde. Ihr letztes Spiel bestritt Halep im Februar, im Finale des Turniers in Dubai, das sie gegen Elena Rybakina aus Kasachstan gewann. Oliveiro Palma, der Leiter des Turniers in Palermo begrü‎ßte die Teilnahme Haleps.

  • Hörerpostsendung 26.4.2020

    Hörerpostsendung 26.4.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wir haben wieder einmal eine ereignisreiche Woche hinter uns, die zeigt, dass die Beschneidung der Grundrechte wie etwa die Einschränkung der Bewegungsfreiheit nicht ohne Folgen bleiben kann. In mehreren Gemeinschaften in Rumänien gab es Zusammenstö‎ße zwischen den Ordnungskräften und mutma‎ßlichen Zuwiderhandelnden gegen die verordneten Ma‎ßnahmen. Die Zwischenfälle waren recht unterschiedlich und sind nur schwer einzustufen. Mal gab es selbsternannte Bosse von Unterwelt-Clans, die mit Party-Videos in sozialen Netzwerken prahlten und wüste Drohungen gegen die Polizei aussprachen. Die Polizei ging wiederum nicht gerade zimperlich mit den Herausforderern um und nahm die Partys schroff auseinander. In einem anderen Fall führte die Festnahme eines Querulanten zu einem regelrechten Aufstand einer armen Gemeinschaft am Rand einer siebenbürgischen Kleinstadt — Polizeiautos und Einsatztrupps wurden mit Steinen beworfen. Waren vorletzte Woche die Ordnungskräfte noch einigerma‎ßen verhältnismä‎ßig vorgegangen, so konnte man diese Woche brachiale Gewalt sehen. Ein weiteres Video machte die Runde, in dem Polizisten in einem Dorf bei Bukarest einen bäuchlings liegenden Menschen mit Schlagstöcken misshandeln. Und schlie‎ßlich wurde ein offenbar psychotischer Mann, der sich in einem Bukarester Hotel verbarrikadiert hatte und mit einem Messer herumfuchtelte, mit sechs Schüssen dahingerafft. (Der Mann erlag bald darauf seinen Schusswunden, berichteten die Medien.) Als Au‎ßenstehender, der nur vermittelte Bilder zu sehen bekommt, ist es natürlich schwer, die Gefahrenlage einzuschätzen und zu sagen, ob und ab wann das Gewaltmonopol der Polizei in Missbrauch und sinnlose Gewalt umkippte. In allen Fällen laufen Ermittlungen und man wird vermutlich noch lange darüber diskutieren.



    Auf jeden Fall liegen nach drei Wochen die Nerven blank und das scheinen auch die Behörden kapiert zu haben, denn ab 15. Mai sollen die Bewegungseinschränkungen stufenweise wieder zurückgenommen werden. Allerdings wird zeitgleich eine Maskenpflicht eingeführt, wobei man sich fragen muss, wie die zu gewährleisten ist, denn Masken gibt es nur noch zu überteuerten Preisen im Internet zu kaufen. Der Schulunterricht soll weiterhin online stattfinden, und auch hier liegt es auf der Hand, dass nicht alle Schulen diese Möglichkeit haben und selbstredend nicht alle Kinder und Jugendlichen mit Laptop oder Tablets und schnellem Internet ausgerüstet sind.



    In anderen Ländern wurde schon Entspannung eingeläutet, wie wir von Paul Gager aus Wien erfuhren:



    Werte Redaktion! In Wien werden die gro‎ßen Bundesgärten wie der Garten im Schloss Schönbrunn oder auch der Garten im Schloss Belvedere — in meiner Wohnnähe — nach einigen Wochen der Sperre am Dienstag, den14.04., wieder für die Bevölkerung geöffnet. Die Schlie‎ßung dieser gro‎ßen Gartenanlagen wurde von der Wiener Stadtregierung als unangemessen und als Affront empfunden. Nun kam es zu einer Einigung mit der Bundesregierung.



    Mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft und Aussicht auf bald mehr Auslauf“



    Paul Gager




    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Gager. Auch in Rumänien ist die Rede davon, dass ab 15. Mai auch die Parks wieder geöffnet werden sollen. Übrigens habe ich Anfang der 1990er als Student ebenfalls im 4. Wiener Bezirk gewohnt, allerdings auf der anderen Seite des Belvedere-Gartens, nämlich in Favoriten. Ich hielt mich damals besonders gerne im Botanischen Garten auf, dort konnte ich ungestört stundenlang lesen. Herzliche Grü‎ße nach Wien und bleiben Sie gesund, lieber Herr Gager!



    Weiter geht es nach Deutschland. Folgende Zeilen erhielten wir von Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Oberpflaz):



    Sehr geehrte Damen und Herren!



    Vielen Dank für die informativen Sendungen. Ja, auch in Rumänien kämpfen die Ärzte gegen den Coronavirus. Es bleibt nur zu hoffen, das sich der Virus nicht allzu weit ausbreitet.



    In den letzten Tagen sind einige Flugzeuge mit Saisonarbeitern am Flughafen in Nürnberg aus Rumänien angekommen. Zunächst kommen sie in Quarantäne, um anschlie‎ßend im Knoblauchsland zu arbeiten. Diese Leute werden schon sehnlichst erwartet. Deutsche Personen sind zum Beispiel für das Spargelstechen nicht zu bekommen. Übrigens liegt Nürnberg nur 30 km von meinem Heimatort entfernt. Dies waren auch die einzigen Flüge, die in Nürnberg ankamen. Wegen der Coronakrise war der Flughafen gesperrt.



    Ich wünsche Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund!



    Ihr Hörer


    Dieter Feltes




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Feltes. Auch in einigen rumänischen Medien wurde über die rumänischen Saisonarbeiter in Deutschland berichtet. Dabei ist kein klares Bild ersichtlich. Während Boulevardmedien, die darüber hinaus unserem deutschstämmigen Präsidenten eins auswischen wollen, von deutschen Plantagen“ und Sklavenarbeit“ sprechen, beschwichtigen Wirtschaftsbeschwörer mit dem Verweis auf den freien Personen- und Dienstleistungsverkehr. Es wurde von einzelnen Fällen berichtetet, in denen den Arbeitnehmern die Personalausweise abgenommen worden wären und die Bezahlung nicht der Abmachung entsprochen haben soll. Dagegen wurde gehalten, es habe sich um eine vorübergehende Ma‎ßnahme gehandelt, um die Arbeitsverträge gesetzeskonform ausfüllen zu können. Selbst die rumänische Botschaft in Berlin hat sich eingeschaltet und versichert, man habe eine Hotline eingerichtet und gehe jedem einzelnen Fall nach. In diesen Zeiten der Infodemie“ ist es oft schwierig, Fakenews oder absichtlich gestreute Falschmeldungen von wirklicher Information zu unterscheiden. Herzliche Grü‎ße nach Pyrbaum und bleiben Sie gesund, lieber Herr Feltes!




    Weiter geht es nach Alsbach-Hähnlein in Hessen — von dort erreichten uns die Zeilen von Jörg-Clemens Hoffmann:



    Liebe deutsche Redaktion von Radio Rumänien International!



    Mit etwas Verspätung möchte ich heute meine aktuellen Hörberichte an Sie schicken.



    Gleichzeitig danke ich herzlich, dass auch in diesen schwierigen Zeiten der Covid-19-Pandemie die deutschen Programme aus Bukarest in gewohnt hoher Qualität produziert und ausgestrahlt werden. Das verdient besondere Anerkennung.



    Das Hören der Sendungen von Radio Rumänien International ist eine willkommene Abwechslung für alle Hörerfreunde, die ihr Zuhause momentan nicht verlassen können, zumal Ihr Sender dreimal täglich, immer in hervorragender Qualität, gehört werden kann.



    Ich wünsche Ihnen in Bukarest, dass Sie bei guter Gesundheit bleiben und die Coronakrise mit Zuversicht überstehen werden. Als kleinen Frühlingsgru‎ß schicke ich Ihnen zwei Impressionen von der hessischen Bergstra‎ße zu.



    Nochmals herzlichen Dank, dass RRI weiterhin für uns auf Kurzwelle sendet. Es ist immer eine Freude, Ihre abwechslungsreichen Programme einzuschalten. Besonders die ausführlichen deutschsprachigen Nachrichten auf Kurzwelle sind hoch willkommen.



    Mit besten Grü‎ßen



    Ihr Hörerfreund


    Jörg-Clemens Hoffmann




    Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Hoffmann, beste Grü‎ße nach Hessen und bleiben Sie gesund!



    Wir bleiben in Hessen, denn aus Schmitten im Taunus erreichten uns die Zeilen von Lutz Winkler:



    Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,



    nun ist Ostern schon vorbei und ich versuche die Empfangsberichte des Monats April einzusortieren, zu dokumentieren und zu versenden. Wir haben seit einigen Wochen wunderschönes Frühlingswetter — jedoch deutet sich schon wieder eine gro‎ße Trockenheit an. Die Wälder sind schon jetzt stautrocken und ich befürchte, dass es dieses Jahr mit der Trockenheit so weitergeht. Erste Waldbrände gab es schon im Taunus — meist sind es Zeitgenossen, die unachtsam ihre Zigarette aus dem Auto in den Wald werfen.



    Aber das ist ja nicht das einzige Thema: Seit einigen Wochen sitze ich zu Hause und arbeite — komme kaum weg, au‎ßer zum Arzt. Als Risikopatient muss ich wegen der Infektionsgefahr besonders aufmerksam sein — und die Familie hat beschlossen, dass ich nicht mehr einkaufen gehen darf. Meine kleinste Tochter ist mit ihrem Freund in der ersten Märzhälfte bei uns vorübergehend eingezogen. Wir haben somit etwas Unterstützung und auch Abwechslung.



    So bestehen — neben der Arbeit im Homeoffice — meine Au‎ßenkontakte in täglichen Spaziergängen und der Gartenarbeit sowie dem Hobby der Kurzwelle. Alles ist sehr gewöhnungsbedürftig, muss jedoch sein. Auch wenn die Zahlen nicht so hoch klingen, so ist die Gefahr gerade für ältere Menschen und Risikopatienten enorm, an einer COVID-19-Infektion ernsthaft zu erkranken. Und so halte ich mich an die Ratschläge meiner Familie und hoffe, dass die Beschränkungen langsam wieder gelockert werden können.



    In diesem Jahr läuft eben vieles anders: Unser geplantes gro‎ßes Familientreffen fand nicht statt — dafür gab es zu Ostersonntag ein gemeinsames Kaffeetrinken über Skype. Was natürlich den direkten Kontakt auf keinen Fall ersetzen kann. Auch das merke ich in dieser Situation.



    Das Programm Radio Rumänien International ist gut auf der Kurzwelle zu empfangen — kaum Störungen und ein gut moduliertes Signal, welches die Verständlichkeit erleichtert. Die Sendungen zum Thema Corona haben mir einen guten Einblick in die Situation von Rumänien gegebenen. Ich hoffe und wünsche, dass die Menschen in Rumänien nicht zu sehr unter dieser Situation leiden.



    Wie sind denn die Arbeitnehmer in Rumänien sozial abgesichert? Gibt es eine Arbeitslosenversicherung — oder vielleicht sogar Kurzarbeitergeld?



    Ich möchte den Brief nun schlie‎ßen, bleiben Sie bitte gesund und achten Sie auf sich!



    Ihr Hörer


    Lutz Winkler




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Winkler. Auch in Rumänien gibt es Kurzarbeitergeld, offiziell liegt es bei 75% des Gehalts. Allerdings ist das nicht in allen Fällen ein ausreichende Absicherung. Ich habe z.B. einige Freunde und Bekannte, die in der Gastronomie arbeiteten — hier sind die Gehälter bekanntlich klein, und als Barkeeper oder Bedienung in einem Restaurant ist man vielmehr auf Trinkgelder angewiesen. Da liegt es auf der Hand, dass 75% eines ohnehin kleinen Lohns vorne und hinten nicht reichen. Herzliche Grü‎ße und achten Sie auf sich, lieber Herr Winkler!



    Zum Schluss die Postliste. Herkömmliche Post hole ich mir nächste Woche aus der Redaktion, einige Briefe sollen eingetroffen sein. E-Mails erhielten wir von Ralf Urbanczyk, Herbert Jörger, Maria Seiser, Michael Lindner und Gerd Brüschke (D) sowie von Günter Traunfellner via Harald Süss und Christian Meyer (A).



    S.G. sagt: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächsten Sonntag!



    Audiobeitrag hören:



  • Hörerpostsendung 22.3.2020

    Hörerpostsendung 22.3.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Aus der Besenkammer in der eigenen Wohnung begrü‎ßt Sie Sorin Georgescu. Das klingt zwar lustig — und ich finde es auch irgendwie erheiternd –, ist aber kein Witz. Ich habe es nicht geschafft, den Funkbriefkasten am Freitagabend einzusprechen, und wollte es am Samstag tun, aber dann kam eine Weisung von den Vorgesetzten im Rundfunk, dass aufgrund der Corona-Krise an Wochenenden nur noch die Nachrichtenredakteure bzw. -redakteurinnen in die Studios dürfen, um die sozialen Kontakte so weit wie möglich zu minimieren. So helfe ich mir eben mit meinem Handy [und einer App für Audioaufzeichnungen] in dieser improvisierten Weise weiter. Warum Besenkammer, werden Sie sich fragen. Nun, ich wohne in unmittelbarer Nähe von zwei Krankenhäusern, eines davon ist für die Behandlung der Coronavirus-Infizierten bestimmt, ich kann sogar die Dächer der Pavillons von meinem Balkon sehen, und entsprechend laut heulen die Sirenen der Rettungswagen, die in regelmä‎ßigen Abständen auf einer der Hauptadern hier in meinem Viertel vorbeifahren. Daher bitte ich um Verständnis, wenn die Audioqualität diesmal nicht in gewohntem Studiostandard ist oder wenn Nebengeräusche hörbar sind.



    Passend zur aktuellen Entwicklung der Pandemie erhielten wir Feedback von Paul Gager (aus Wien) in unseren Online-Formularen — kurz vor Verhängung der Bewegungseinschränkungen in Österreich:



    Einen Tag noch fein. Dann zwingen uns Corona und der Regen rein. Trotzdem wünsche ich Ihnen allen einen angenehmen Frühlingsbeginn. Die Wiener Zeitung leistet einen Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus. Daher befinden sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice/Teleworking. Die gedruckte Tageszeitung erscheint wie gewohnt (allerdings mit weniger Seiten). Zur Sicherstellung der Information bietet das Medium der Republik zusätzlich das E-Paper bis auf weiteres kostenlos an. Wie gehen die Medien in Rumänien mit diesem Ausnahmezustand um? Wird auch in Rumänien auf Homeoffice umgestellt?



    Bleiben Sie gesund — wünscht Ihnen allen



    Paul Gager



    Vielen herzlichen Dank für Ihre Botschaft, lieber Herr Gager. Ja, auch bei uns wurde auf Kurzarbeit oder Homeoffice umgestellt, wo es möglich war. Bei den wenigen gedruckten Zeitungen, die in Rumänien noch erscheinen, ist das so, bei den Online-Publikationen umso mehr. Einige Theater bieten inzwischen kostenlose Geister-Aufführungen im Internet. Gottesdienste werden nur noch hinter verschlossenen Türen abgehalten — unter Ausschluss der Gläubigen und je nach Möglichkeit auch im Internet übertragen — und Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen dürfen nur noch maximal acht Personen beiwohnen.



    Ähnlich wird es auch bei uns in der Redaktion gehandhabt: Maximal zwei Redaktionsmitglieder kommen noch wochentags turnusmä‎ßig in die Redaktion, um die Beiträge einzusprechen und die Playlisten zusammenzustellen, alle anderen arbeiten von zu Hause aus. Und an Wochenenden eben nur noch eine Person, wie es meistens auch zu Normalzeiten üblich ist.



    Am Samstagabend kündigte der rumänische Innenminister mit zweistündiger Verspätung zum zuvor angesetzten Pressetermin einen entsprechenden Erlass an, mit dem ab Sonntag 22.00 Uhr auch Ausgangssperren gelten. Der als militärische Verordnung“ titulierte Regierungsakt enthält Bewegungseinschränkungen, die der Leiter des Katastrophendienstes im Anschluss als obligatorisch zu befolgende Empfehlungen“ abschwächte. Konkret sollte man tagsüber von unnötigen Ausgängen absehen, Fortbewegung von Gruppen ist auf maximal drei Personen beschränkt, die zum Familien- oder Mitbewohnerkreis gehören. Ausgenommen sind Menschen, die den Minimalbetrieb der allgemeinen Versorgung sichern, also medizinisches Personal, Rettungsdienste, Lieferanten, Apotheken, Kassiererinnen u.a.m.. Erlaubt sind noch Einkäufe in Supermärkten nahe des Wohnorts, Versorgung von älteren Personen, das kurze Ausführen von Haustieren etc. Von 22 Uhr bis 6 Uhr gilt hingegen eine Ausgangssperre, die wiederum ebenfalls als dringend zu befolgende Empfehlung“ bezeichnet wurde, und nicht als absolut zu befolgender Befehl wie zu Kriegszeiten. Ich wei‎ß, dass in den deutschsprachigen Medien viel darüber geschrieben wurde, inwieweit man Grundrechte unter solchen Umständen einschränken darf. Im Gegensatz zu anderen rumänischen Journalisten halte ich es für keine Haarspalterei oder gar schlechte Kommunikationsstrategie unserer Regierung, denn es handelt sich tatsächlich um gravierende Einschnitte in unsere Grundrechte, und die dürfen tatsächlich nur stufenweise und mit Augenma‎ß verhängt werden. Allerdings muss man einen driftigen Grund haben, um nach 22 Uhr noch auszugehen, denn Bars, Restaurants und Clubs sind ohnehin schon seit vergangenem Montag geschlossen. Gro‎ße Einkaufstempel und Märkte sind ab heutigem Sonntagabend ebenfalls geschlossen, also gibt es wirklich keinen Grund mehr, unnötig auszugehen; es sei denn, man hält es zwischen den eigenen vier Wänden nicht mehr aus und will zu nachtschlafender Zeit allein ein paar Runden ums eigene Haus drehen.



    Und jetzt zu weiteren Hörerzuschriften. Zunächst möchte ich die zuletzt erhaltenen Postbriefe abhaken, denn es könnten vorerst über Wochen hinweg die letzten gewesen sein — aus zweierlei Gründen: Erstens, weil in Österreich, der Schweiz und in Deutschland ebenfalls vermehrt Ausgangssperren verhängt werden, zweitens, weil auch unsere Postbearbeiterin zu Heimarbeit verordnet wurde, zumal es in Ermangelung von QSL-Karten vorerst nicht sehr viel für sie zu tun gibt. Und wie es derzeit aussieht, könnte sich die Verlegung von neuen QSL-Karten in die Länge ziehen.



    Vom vorhin schon erwähnten und reiselustigen Paul Gager aus Wien erhielten wir auch eine auf Februar datierte Postkarte aus Frankfurt aus Main sowie zwei Empfangsberichte vom Februar aus Frankfurt bzw. dem Saarland, wo Herr Gager offenbar ein Konzert besuchte. Vielen herzlichen Dank, und hoffentlich bleiben Sie jetzt daheim, wie das Gebot der Stunde lautet. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!



    Ebenfalls aus Wien und ebenfalls noch vom Februar erreichte uns erneut ein Brief von Manfred Schida, der unsere Morgen- und Nachtmittagssendung nahezu täglich hört und uns versichert, dass unser Sender ein fester Bestandteil seines Lebens ist. Er bestätigt uns auch den Erhalt eines Treuediploms sowie eines Fotoalbums mit Ansichten aus rumänischen Städten. Vielen Dank für den beigelegten Ausschnitt aus der der Beilage der Wiener Zeitung. Auch für Sie gilt: Bleiben Sie gesund und munter und herzliche Grü‎ße!



    Weitere Postbriefe mit Empfangsberichten erhielten wir von Achim Maneval (aus München), Thomas Becker (aus Bonn), Frank Bresonik (aus Gladbeck — vielen Dank für das beigelegte Foto, Ihre Fragen hebe ich mir auf), Christoph Paustian (aus Häusern, Baden-Württemberg) und Michael Lindner aus Gera, Thüringen — vielen Dank für die beigelegte Klappkarte von Radio Bukarest, die Sie im Jahr 1981von uns bekommen haben — sie ähnelt im Prinzip den Taschenkalendern, die unser Sender damals verschickte und auf unserer Webseite in der Nostalgieecke abgebildet sind.



    Anfang März erhielten wir eine E-Mail von Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus). Hier ein paar Auszüge:



    Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,



    Vielen herzlichen Dank an die Dame in der Postabteilung für die QSL-Karten aus 2019, die mich vor einigen Tagen erreicht haben. Es sind immer schöne QSL-Motive, über die ich mich sehr gefreut habe. Über eine QSL-Bestätigung auch im Jahr 2020 würde ich mich sehr freuen.



    Vielen Dank auch für die Beantwortung meiner Frage zu den Musikschulen in Rumänien.



    Lobenswert ist die ausführliche Berichterstattung zur Regierungskrise in Rumänien. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass eine Lösung immer noch weit entfernt ist. Vielen Dank für die Einordnung der parlamentarischen Situation und der (Un)möglichkeiten durch das parlamentarische System.



    Vielen Dank auch für Ihre Information zum Corona-Virus, hier in Deutschland scheint eine Panik auszubrechen. Es gilt aufmerksam zu sein, die normalen Hygieneregeln zu beachten. Schlie‎ßlich sterben in diesem Land mehr Menschen an der Grippeinfektion als an diesem neuen Virus. Was ich wirklich schlimm finde, dass nun asiatische Menschen unter Generalverdacht gestellt werden. Asiatische Restaurants beklagen Umsatzeinbrüche und werden gemieden. Was natürlich vollkommen unsinnig und übertrieben ist. Ebenso die Hamsterkäufe von Nudeln und Toilettenpapier — vollkommen übertrieben und unsinnig.



    Hier in Deutschland wird auch über die verschiedenen Auswirkungen der Quarantäne diskutiert — und das hinsichtlich der arbeitenden Menschen. Wer bezahlt welche Arbeitsausfälle — welche Ansprüche haben die Arbeitnehmer, wenn diese unter Quarantäne stehen. Wie sieht das in Rumänien aus?



    Ich bedanke mich für die Freundschaft und verbleibe mit vielen frühlingshaften Grü‎ßen aus Deutschland



    Ihr Hörer


    Lutz Winkler



    Viele Dank für das Feedback, lieber Herr Winkler. Das Thema vorgezogene Wahlen ist erst mal vom Tisch — wegen der Corona-Krise, versteht sich. Auch in Rumänien soll ein Hilfspaket für die Wirtschaft zusammengeschnürt werden — konkrete Summen wurden zwar nicht genannt, der rumänische Finanzminister sprach vor einigen Tagen aber von 2% des BIP. Noch scheint niemand etwas Genaues zu wissen, ich werden Sie aber auf dem Laufenden halten, wenn konkrete Ma‎ßnahmen getroffen werden.



    Zum Schluss möchte ich erneut die ab kommenden Sonntag geltenden Frequenzen für unsere Kurzwellenausstrahlungen durchgeben — Hörer mit Internetzugang brauchen nicht mitzuschreiben, ich werde Anfang kommender Woche ein Rundschreiben per E-Mail schicken, und die Frequenzen werden Sie auch auf unserer Homepage finden.



    Vom 29. März bis einschlie‎ßlich 24. Oktober 2020 können Sie unsere Programme in deutscher Sprache über folgende analoge und digitale Frequenzen empfangen:



    06.00 — 06.30 UTC 7 325 kHz DRM, 9 700 kHz


    14.00 — 15.00 UTC 7 355 kHz, 9 600 kHz


    18.00 — 19.00 UTC 6 090 kHz DRM, 9 570 kHz




    Ganz zum Schluss die Postliste. Die Briefschreiber habe ich schon erwähnt, E-Mails oder Feedback in unseren Online-Formularen erhielten wir bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Anna, Bernd und Willi Seiser, Carsten Fenske, Peter Vaegler, Hansjörg Biener und Robert Walter (D) sowie Josef Robl und Paul Gager (A).



    Sorin Georgescu und die Besenkammer sagen danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächsten Sonntag!



    Audiobeitrag hören:



  • Hörerpostsendung 5.6.2016

    Hörerpostsendung 5.6.2016

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Letzte Woche hat mich eine schlimme Erkältung dahingerafft, und auch jetzt bin ich nicht ganz schnupfenfrei, was an meiner Stimme vermutlich noch zu hören ist. Bei den Wetter-Kapriolen mit heftigen Temperaturschwankungen ist es auch kein Wunder, dass man sich leichter erkältet. Und in den vergangenen Tagen gab es im Nordosten Rumäniens Überschwemmungen mit Toten und Sachschaden. Wie ich den deutschen Medien entnehmen konnte, wurde auch Deutschland von extremen Regenfällen und Hochwasser heimgesucht. Ich hoffe, dass niemand von unseren Hörern oder ihren Angehörigen davon betroffen ist.



    Von Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) erhielten wir Mitte Mai einen ausführlichen Empfangsbericht und einen Brief, in dem er sich über das Erstarken der europafeindlichen politischen Kräfte besorgt zeigte:



    Mittlerweile nehmen ja die europakritischen Stimmen immer mehr zu. Parteien gründen sich mit dem Ziel, die EU abzuschaffen. Bei genauerer Analyse der Parteiprogramme soll Europa nur dazu dienen, die wirtschaftlichen Interessen der Konzerne zu befriedigen. Verpflichtungen in einer Gemeinschaft werden nicht akzeptiert — Rechte aber gern angenommen. Was gern vergessen wird: Wir leben auf einem Kontinent, in dem es über 70 Jahre keinen Krieg gegeben hat. Auch das ist eine Leistung von Europa und der EU. Und so machen mir die Kräfte eher Angst, die scheinbar einfache Lösungen postulieren, aber keine Diskussion darüber zulassen. Die Welt ist scheinbar komplexer geworden — und es gibt keine einfachen Lösungen. Mit einfachen Lösungsversprechen ist Deutschland zweimal in der Geschichte katastrophal gescheitert. Gibt es in Rumänien eigentlich Parteien und Kräfte, die gänzlich aus der EU aussteigen wollen?




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Winkler. Ich bin da ganz Ihrer Meinung, was all diese illiberalen Tendenzen und Gruppierungen oder Parteien anbelangt — Lösungen haben sie nicht parat, stattdessen schüren sie nur die begründeten oder weniger nachvollziehbaren Ängste der Menschen, um sich zu profilieren. Und Europa läuft tatsächlich Gefahr, an dieser Welle von Rechtspopulismus und Illiberalität zu zerbrechen, wenn wir nur an den möglichen Brexit denken. In Rumänien gibt es derzeit keine Partei, die sich den EU-Austritt ausdrücklich auf die Fahne geschrieben hätte. Das hei‎ßt aber nicht, dass es keine antidemokratischen Kräfte in der rumänischen Gesellschaft gibt, nur sind diese vorerst eher diffus und überwiegend im Internet tätig. Es sind Gruppierungen, die sich Neue Rechte, Nationalisten, orthodoxe Jugend und dergleichen mehr benennen und im Internet Sturm laufen gegen den vermeintlich unmoralischen Westen, der die traditionellen Werte und Sitten der Rumänen vernichten und das Land in die Verderbnis treiben wolle. Noch sind diese Gruppierungen wie gesagt eine Randerscheinung, die beispielsweise bei Schwulenparaden mit Gegenaufmärschen und Handgreiflichkeiten Schlagzeilen machen, obwohl man auch sagen muss, dass die Polizei es in den letzten Jahren geschafft hat, offene Konfrontationen auf der Stra‎ße zu verhindern. Aber eine illiberale Grundhaltung ist auch hierzulande verbreitet und es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis eine rechtspopulistische Bewegung oder Gruppierung zum Sammelbecken für antidemokratische Tendenzen wird.



    Davon zeugt eine unlängst veranstaltete Unterschriften-Aktion: Ein sich als Koalition für die Familie“ bezeichnendes Bündnis von mehreren Vereinen hat drei Millionen Unterschriften für die Änderung eines Paragraphen des Grundgesetzes gesammelt, in dem die Ehe und die Familiengründung definiert ist. Dabei stie‎ßen sich die Unterschriftensammler an der Ausformulierung des Begriffs Ehe, weil in der Verfassung nicht ausdrücklich steht, dass eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau bestehen könne. Kurzum — damit werde ein Hintertürchen für schwule Ehen offen gelassen; um dem entgegenzutreten, solle die Verfassung entsprechend abgeändert werden, fordern die Unterschriftensammler, als normale Familien“ seien nämlich nur jene zu postulieren, die aus Mann und Frau bestehen. Mal abgesehen davon, dass die Verfassung nicht so ohne weiteres oder infolge von Unterschriftenaktionen verändert werden kann, ist es grober Unfug, was diese da Leute behaupten. Schwule Ehen sind in Rumänien nämlich ohnehin nicht zulässig und das ist im Zivilgesetzbuch fest verankert. Also war die Unterschriftensammlung an sich umsonst, doch wurde sie medienwirksam inszeniert — mit LKWs brachten die Organisatoren die Listen mit den drei Millionen Unterschriften zum rumänischen Parlament. Stellen Sie sich vor: Drei Millionen Menschen in Rumänien, das sind mehr als 15% der Bevölkerung, halten also alleinerziehende Elternteile, Patchwork-Familien, schwule Partnerschaften oder sonst wie aus dem Rahmen des Herkömmlichen fallende Lebensbeziehungen für abnormal und wollen das auch in der Verfassung so formuliert sehen. Dass rumänische Familien nicht an der Homo-Ehe zerbrechen, die ohnehin nicht möglich ist in Rumänien, sondern an Armut, Arbeitsmigration der Eltern, Alkoholismus und Gewalt, wollen 15% meiner Landsleute aber nicht wahrhaben.



    Und ebenfalls vor kurzem gab es einen weiteren hirnrissigen Vorsto‎ß: Da hatte ein Parlamentsabgeordneter eine Gesetzesinitiative, mit der Sexualkunde in den Schulen verboten und bei Zuwiderhandlung mit Gefängnis bestraft werden soll. Als Begründung vertrat er die von manchen Eltern geteilte Auffassung, dass unter dem Vorwand der Sexualkunde die Kinder der Pornographie und einer LGBT-freundlichen Ideologie ausgesetzt würden. Man darf sicherlich darüber streiten, ab welchem Alter Kinder Sexualkunde unterrichtet bekommen sollen. Und über die Inhalte muss man natürlich auch diskutieren dürfen. Dass Sexualkunde aber auf jeden Fall notwendig ist, zeigen Statistiken — Rumänien belegt seit Jahren den ersten Platz in der EU in puncto Zahl der Abtreibungen, der minderjährigen Mütter und der ausgesetzten Kinder.




    Ralf Urbanczyk ist in Eisleben in Sachsen-Anhalt zu Hause und hört immer wieder unsere Medienrubrik Vernetzte Welt“ gerne. Folgende schrieb er uns unlängst per E-Mail:



    Endlich sind in der Innenstadt von Bukarest die vielen Kabel und Leitungen in der Erde, wie ich dem heutigen Bericht in der Rubrik “Vernetzte Welt” entnehmen konnte. Es war aber auch schlimm. Als ich im Jahr 2010 kurz die Gelegenheit hatte, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besuchen, blieben mir neben der sehenswerten Vorkriegsarchitektur auch die vielen dicken und dünnen schwarzen Elektroleitungen in Erinnerung, welche den Blick auf die Gebäude in den alten Stadtteilen erheblich störten. Neben den Einwohnern wird es auch die Besucher der Stadt freuen, welchen jetzt ein Spaziergang durch die Stadt noch mehr Freude bereiten dürfte.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Urbanczyk. Bukarest hatte tatsächlich lange Zeit einen 1990er-Jahre-Look mit dem Kabelsalat und den von riesigen Werbeplakaten bedeckten Fassaden. Letzteres ist z.T. immer noch anzutreffen und es bleibt zu hoffen, dass die Menschen und die Stadtverwaltung irgendwann begreifen, dass Gebäude dadurch einfach nur hässlich gemacht werden.




    Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) meldete sich ebenfalls per E-Mail mit Eindrücken zum Programm:



    Im heutigen Funkbriefkasten fand ich die Erinnerungen des deutschen Unterhändlers an den Freikauf von Rumäniendeutschen unter Securitate-Regie besonders interessant. Bei diesem Geschacher ohne Quittungen haben sich bestimmt die Nackenhaare der deutschen Verantwortlichen, besonders des Bundesrechnungshofes, gesträubt. Und die Securitate konnte wertvolle Devisen einnehmen, die sicher in irgendwelchen Taschen klammheimlich versickert sind. Interessant wäre es, einmal von dem Freikauf Betroffene zu interviewen.



    Bei der Musikecke fällt mir auf, dass sie sich immer auf Jazzmusik beschränkt. Gern würde ich auch einmal Ausschnitte anderer Musikgenres hören wie Volksmusik, Klassik, Chormusik der Orthodoxen oder die derzeitigen Schlagerfavoriten.



    In der Sonntagsstra‎ße wurde unter anderem die Zunahme von Online-Käufen im Buchhandel thematisiert, wobei offenbar nur bestimmte Bukarester Buchhändler betroffen sind. Gibt es in Rumänien nicht auch einen Allround-Versender wie Amazon, bei dem man mittlerweile nicht nur Bücher, sondern Waren aller Art online ordern kann?




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Andorf. Ich fang mal von hinten an. Einen Allround-Versender wie Amazon gibt es nach meinem Wissen hierzulande nicht, daher bieten nur bestimmte Buchhandlungen Online-Käufe an. Ihren Musikwunsch richte ich der Musikredaktion aus. Und den zweiten Teil der Erinnerungen von Heinz-Günther Hüsch werden Sie gleich hören. Zuvor möchte ich aber erneut auf den einfühlsamen Dokumentarfilm Ein Pass für Deutschland — Trading Germans“ des deutsch-rumänischen Regisseurs Răzvan Georgescu verweisen, der das Thema Freikauf der Rumäniendeutschen im Gespräch mit Betroffenen erläutert. Der Film hatte 2014 seine rumänische Premiere. Seit vergangenem Jahr war er vereinzelt auch in Deutschland zu sehen, dieses Jahr zuletzt Ende März beim Lichter-Filmfest in Frankfurt und Anfang April in Wiesbaden. Sollte ich von weiteren Vorführungen im deutschsprachigen Raum erfahren, werde ich entsprechende Hinweise geben. Der Film kann auch als DVD mit deutschen, englischen und rumänischen Untertiteln in einer rumänischen Buchhandlung online bestellt werden.



    Bevor es zur angekündigten Aufzeichnung geht, verlese ich noch die Posteingangsliste. Postbriefe lie‎ß ich mir erst vergangenen Freitag aushändigen und lese sie bis nächstes Mal. E-Mails erhielten wir in den letzten zwei Wochen bis einschlie‎ßlich Freitagnachmittag von Dmitrij Kutusow (Russland), Ernst Witibschlager (Österreich) sowie von Reinhold Meyer, Erik Öffinger, Petra Kugler, Bernd und Andrea Seiser, Fritz Andorf, Herbert Jörger, Michael Lindner, Marco Hommel, Dieter Feltes, Hans Kaas und Heinz-Günther Hessenbruch (alle aus Deutschland). Das Internetformular nutze Paul Gager, unser Stammhörer aus Österreich.



    Im Mai 2014 fand in Bukarest eine Konferenz zum Thema Freikauf der Rumäniendeutschen durch die deutsche Bundesregierung statt. Zugegen war auch Dr. Heinz Günter Hüsch, der Chefunterhändler Deutschlands in der Geheimsache Kanal“, wie die Akte in den Securitate-Unterlagen genannt wurde. Im ersten Teil der Ausführungen, den wir vor zwei Wochen sendeten, erinnerte sich Hüsch an die Umstände, die 1968 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien führten, und an die ersten mündlichen Vereinbarungen zum Freikauf der Rumäniendeutschen durch die Bundesrepublik. Im zweiten Teil seiner Ausführungen beschreibt Heinz-Günther Hüsch die ab 1969 schriftlich festgelegten Vereinbarungen und den weiteren Verlauf des wohl umfangreichsten Menschenhandels zu Zeiten des Kalten Kriegs. Bleiben Sie also dran, Sorin Georgescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören und bis nächsten Sonntag!




    Audiobeitrag hören:




  • Parlament verabschiedet neue Verteidigungsstrategie

    Parlament verabschiedet neue Verteidigungsstrategie

    Das Bukarester Parlament hat am Dienstag nahezu einstimmig die Nationale Verteidigungsstrategie für den Zeitraum 2015-2019 verabschiedet. Das Verfahren lief nicht reibungslos, da im Außenausschuss des Senats das notwendige Quorum nicht erreicht wurde, selbst wenn in dieser Frage der Außenausschuss eine rein beratende Rolle spielt. Die Strategie war vom Staatschef Klaus Iohannis vorgeschlagen worden und wurde von allen Parlamentsparteien unterstützt.



    Sie sieht vor, dass die Grundrechte aller Bürger geschützt und ihre Sicherheit garantiert wird. Am Vortag hatte Präsident Iohannis das Dokument im Plenum des Parlaments vorgestellt und bekräftigt, dass die neue Strategie erstmals den Begriff “erweiterte Sicherheit miteinbezieht. Somit schließt sie Bereiche wie Wirtschaft, Erziehung, das Gesudheitswesen und Umwelt nicht aus. Der Interimspremierminister Gabriel Oprea erklärte, dass die Strategie nicht aus politisch motivierten Zwecken verabschiedet worden sei, sondern weil die Sicherheit der Bürger und des Staates grundlegende Werte darstellen.



    Oprea regte seine Kollegen aus dem Parlament an, für die neue Strategie zu stimmen: Wenn wir über die Sicherheit Rumäniens und der Rumänen sprechen, hat dabei jedes persönliche Interesse, partei- oder gruppenbezogene Interesse keinen Platz. Zu diesem Zeitpunkt sollen wir alleine aus gemeinsamen guten Willen agieren.



    Die Hauptpartei der Regierungskoalition, die sozial-demokratische PSD unterstützte auch die neue Strategie im Parlament. Die Sozial-Demokraten bekräftigten, sie müsse aber ständig überarbeitet und an der jüngsten Entwicklung der Sicherheit angepasst werden. Der sozial-demokratische Abgeordnete Ion Mocioalcă: Wir fördern diese Strategie, die neue Aktionspläne festlegt, aber das kann nicht die Beschlüsse der Regierung im Bereich Sicherheit ersetzen. Das Kabinett muss auch ferner entscheiden, welcher Bereich Haushaltsmittel zugeteilt bekommt. Die Regierung entscheidet selber darüber, ob Rumänien politische und technische Abkommen im Verteidigungsbereich abschließt.



    Die strategische Partnerschaft mit den USA sowie die EU-und NATO-Zugehörigkeit werden in der neuen Strategie als Pfeiler der Außen-und Sicherheitspolitik Rumäniens bekräftigt. Die Liberalen aus der Opposition schließen sich ebenfalls dieser Perspektive an. Der Copräsident der Liberalen, Vasile Blaga sagte: Der Weg Rumäniens nach Westen, zusammen mit unseren euro-atlantischen Partnern ist nicht umkehrbar. Die strategische Partnerschaft mit den USA muss verstärkt werden. Das gilt auch für den Wirtschafts- und Handelsbereich. Die Rolle Rumäniens innerhalb der NATO muss auch verstärkt werden.



    Der Senatsvorsitzende und Chef der neuen liberalen Reformpartei Călin Popescu Tăriceanu fehlte bei der Abstimmung im Parlament. Tăriceanu wirft dem Präsidenten Iohannis vor, er strebe mit der neuen Verteidigungsstrategie eine Übertragung der Befugnisse an das Präsidialamt, die der Regierung unterliegen. Politikbeobachter sind hingegen der Ansicht, dass diese Vorwürfe nicht gerechtfertigt seien, sondern eher durch den Machtkampf zwischen Premierminister Ponta und Präsidenten Iohannis zu begründen seien.

  • Neue EU-Regelungen zum Schutz entsandter Arbeitnehmer

    Ja zur Konkurrenz, aber nur zur legalen Konkurrenz! Die EU-Arbeitsminister haben am Montag in Brüssel ein neues Abkommen zum Schutz entsandter Arbeitnehmer unterzeichnet. Mehrere EU-Staaten, insbesondere aus Westeuropa hatten die illegale Konkurrenz osteuropäischer Unternehmen beklagt, die durch Entsendung ihrer Mitarbeiter ins Ausland unter anderen das soziale Dumping hervorbringen. Dieses könne anschlie‎ßend zum Bankrott zahlreicher Unternehmen vor Ort führen. Das Thema löste vor den Wahlen zum Europaparlament heftige Debatten aus. Die Situation sieht wie folgt aus: ein Arbeitnehmer kann im Auftrag seines Arbeitgebers in einem anderen EU-Staat auf begrenzte Zeit arbeiten.




    Der Arbeitgeber muss die geltenden Mindestarbeitsbedingungen wie Mindestlohn, gesetzliche Höchstgrenze der täglichen Arbeitszeit, Geschlechtergleichheit einhalten. Die Sozialbeiträge werden hingegen im Ursprungsland des Arbeitnehmers gezahlt. Die Medien berichteten oftmals europaweit über erhebliche Missbräuche einiger Arbeitgeber die auf der Suche nach leichten Gewinnen sich dem Gesetz zum Nachteil eigener Mitarbeiter entziehen, die ihrer Grundrechte beraubt werden. Nicht selten berichtete die Presse über die sogennanten “low-cost” Angestellten, Opfer einer modernen Sklaverei, Arbeitnehmer die im Ausland unter schlechten Lebensbedingungen leben. Überdies stellen sie eine ernsthafte Konkurrenz zu lokalen Arbeitskräften dar, die in westeuropäischen Staaten teuerer als in Osteuropa sind.




    Am Montag haben die EU-Arbeitsminister über neue Ma‎ßnahmen zur Bekämpfung der Ausbeutung und Schwarzarbeit mit allen Mitteln auf europäischer Ebene beraten. Insgesamt 1,5 Millionen Menschen arbeiten derzeit in der Europäischen Union im Auftrag ihres Arbeitgebers in einem anderen Land. Die wichtigsten Zielländer sind Deutschland, Frankreich und Belgien. Die entsandten Arbeitnehmer dürfen nicht mit Gastarbeitern verwechselt werden.




    EU-Arbeitsminister bekräftigten in Brüssel, es gebe kein Risiko für die Arbeitnehmerfreizügigkeit der EU-Bürger, dieses Grundrecht könne nicht eingeschränkt werden. Die rumänische Arbeitsministerin Mariana Câmpeanu sagte, die jüngste Initiative der Europäischen Union sei erfreulich. Oftmals haben britische und niederländische Medien berichtet, die Regierungen besagter Länder seien bereit, die Arbeitnehmerfreizügigkeit osteuropäischer Bürger erneut einzuschränken. Überdies, einigten sich die EU-Arbeitsminister, in kürzester Zeit neue Empfehlungen der Europäischen Union umzusetzen, die eine schnelle und sichere Integration der Roma garantieren werden.