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  • Bär, Wolf und Luchs: Wildtiere brauchen ihre Habitate

    Bär, Wolf und Luchs: Wildtiere brauchen ihre Habitate





    In den letzten fünf Jahren hat man durch grenzüberschreitende Kooperation und Informationskampagnen nach den besten Lösungen für eine Koexistenz der Menschen und gro‎ßer Tiere wie der Bär, der Wolf und der Luchs gesucht. Es galt, zu beweisen, dass die Anwesenheit dieser Tiere in freier Wildbahn eine Bereicherung darstellt, und kein Problem, sofern man ihnen ermöglicht, ungehindert in ihren Habitaten zu leben.



    Entlang der Jahrhunderte hat die unmittelbare Nähe des Menschen die Lebensräume dieser Tiere beeinflusst und ihr Verhalten verändert. Die schlagartige Entwicklung der Siedlungen und der Infrastruktur in den letzten 100 Jahren hatte eine dramatische Begrenzung der natürlichen Habitate gro‎ßer Wildtiere als Folge. Wie ein Bericht der Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) zeigt, haben menschliche Aktivitäten wie die Forstwirtschaft, die Erschlie‎ßung von weiteren landwirtschaftlichen Flächen und Tourismusgebieten, die Erweiterung der Verkehrsinfrastruktur, aber auch das intensive Einsammeln von Waldfrüchten und die exzessive Jagd auf Tiere, die den gro‎ßen Fleischfressern als Nahrung dienen, das Leben und das Verhalten der Bären, Wölfe und Luchse massiv gestört. Mit welchen Problemen Rumänien in dieser Hinsicht konfrontiert ist, wei‎ß Marius Berchi, WWF-Experte und Manager des Programms Life — Euro Large Carnivores“ in Rumänien:



    Die meisten Probleme rühren von der kontinuierlichen Ausweitung menschlicher Aktivitäten her, die immer mehr in die Wildnis eindringen und somit die Habitate der Wildtiere stören. Und so kommt es immer wieder zu unangenehmen Begegnungen oder sogar zu Angriffen der Tiere gegen Menschen. Oder aber auch zu Sachschäden oder wirtschaftlichen Verlusten. Au‎ßerdem gibt es unsachgemä‎ße Eingriffe wie die komplementäre Fütterung, die dazu führt, dass die Wildtiere sich an die Menschen gewöhnen, statt sie zu vermeiden. Und sicherlich spielt auch das schlechte Abfallmanagement eine negative Rolle. Die meisten Zwischenfälle verzeichnen wir mit den Bären — sie greifen Menschen an und töten sie sogar. Hingegen von Wölfen haben wir keine neueren Informationen, die Angriffe auf Menschen belegen würden.“




    Um die Zahl der Zwischenfälle und Konflikte zwischen Wildtieren und Menschen gering zu halten, ist eine breite Kooperation und Einvernehmen zwischen allen Akteuren erforderlich. Es geht dabei um Kommunalverwaltungen, Umweltämter und Forstämter, Jagdaufsicht, Nutztierhalter, Forschungsinstitute, NGO, Tourismusbüros u.a.m. Marius Berchi erzählt, was WWF Rumänien in dieser Hinsicht bislang erreichen konnte:



    Was die Schäden aus unfriedlichen Begegnungen zwischen Wildtieren und Menschen anbelangt, haben wie es geschafft, eine Finanzierung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU zu beantragen. Damit soll den Nutztierhaltern geholfen werden, ihre Schutz- und Präventionsma‎ßnahmen auszuweiten. Es geht beispielsweise um die Anschaffung von Elektrozäunen, Schäferhunden und sogar Abfallcontainern, die für Bären nicht einfach zu öffnen sind. Im Westgebirge haben wir eine regionale Plattform für die Koexistenz von Menschen und Raubtieren gegründet. Hier arbeiten Nutztierhalter, Jäger, kommunale und staatliche Behörden zusammen. Wir haben auch mehrere Trainingsveranstaltungen organisiert, etwa im letzten Herbst, als es um die Erfassung und Evaluierung der Wolfspopulation in Rumänien ging. Gerade in diesen Tagen findet eine weitere Veranstaltung statt — hier geht es um die Ausbildung von Teams für den schnellen Einsatz, die sich aus Kommunalbehörden, Gendarmen, Jägern und Tierärzten zusammensetzen. Wir haben auch Informationskampagnen unter Nutztierhaltern durchgeführt, damit sie von der Möglichkeit erfahren, finanzielle Entschädigung im Fall von Schäden durch Zwischenfälle mit Wildtieren zu erhalten. Und wir haben auch Schutzausrüstung gespendet, beispielsweise Elektrozäune oder spezielle, nicht tödliche Abwehrsprays gegen Bären. Letztendlich haben wir uns auch für gesetzliche Initiativen stark gemacht, damit wir ein Gleichgewicht etwa im Management der Bärenpopulation erzielen. Auch in der Erarbeitung des Internationalen Aktionsplans zur Erhaltung der gro‎ßen Fleischfresser im Karpatenraum haben wir einen relativ wichtigen Beitrag erbracht.“




    In ganz Europa ist in der letzten Dekade der Bestand an Wölfen, Bären und Luchsen kontinuierlich gewachsen. Statistiken zufolge leben auf unserem Kontinent über 18.000 Bären, davon mehr als 6.700 allein in Rumänien. Von den auf rund 9.000 geschätzten Luchsen bevölkern 1.200 rumänische Wälder. Um die Wölfe hingegen steht es nicht so gut. In den meisten europäischen Regionen wurde der Wolf in den vergangenen 200 Jahren gnadenlos gejagt und bis Mitte des 20. Jh. nahezu ausgerottet. In Rumänien gibt es allerdings noch eine relativ stabile Wolfspopulation, die auf 2.500 bis 2.900 Exemplare geschätzt wird.

  • Wolflife: Projekt zur Förderung der Wolfpopulation

    Wolflife: Projekt zur Förderung der Wolfpopulation

    Der Wolf gilt in manchen Teilen Europas als nahezu ausgerottet. Die zunehmende Zerstörung seines Lebensraums, die Änderungen in der Nahrungskette und die Hetzjagd, der er durch die Menschen ausgesetzt wird, führten zur uneinheitlichen Verbreitung der Wolfpopulation innerhalb Europas. Nach Russland leben die meisten Wölfe in Mitteleuropa, einschlie‎ßlich in Rumänien. 2013 startete das erste Projekt zur Erhaltung des Wolfbestandes in Rumänien. Das Projekt hie‎ß Wolflife“ und war durch EU-Mittel gefördert. Mittlerweile wurden mehrere Projekte zum Schutz der Wölfe in Rumänien umgesetzt. Dadurch wurden zusätzliche Informationen über diesen Beutegreifer in Erfahrung gebracht. Silviu Chiriac ist Leiter des Projekts Wolflife“. Er erzählte uns mehr über die Wolfsrudel in den Karpaten.



    Rumänien teilte der Europäischen Kommission mit, derzeit würden in Rumänien 2700 Wölfe leben. Sie halten sich sowohl oben in den Bergen wie auch in der Region der Subkarpaten auf. Manche Exemplare wurden sogar im südöstlich gelegenen Kreis Ialomița, also im Flachland, gesichtet. In Rumänien waren die Wölfe immer gut repräsentiert. Die Tierart gilt nicht als nahezu ausgerottet, wie in manch anderen Teilen Mitteleuropas. Die Projekte zur Förderung der Wiederbesiedlung mit Wölfen zeigen sich allmählich auch erfolgreich. Immer mehr Wölfe können derzeit in den Wäldern und Bergen Rumäniens gesichtet werden. Das ist vor allem den Schutzprogrammen für gro‎ße Beutegreifer zu verdanken, die in letzter Zeit umgesetzt wurden.“




    In Rumänien lebt eine der grö‎ßten Wolfpopulationen in Europa. Allerdings ist nicht nur die Zahl der hier lebenden Wölfe wichtig, sondern auch die Art und Weise, in der sie sich organisieren:



    Die Stärke des Wolfs hängt von der Struktur des Rudels ab. Andererseits ist ein Wolfsrudel so stark wie jedes einzelne Mitglied. Der Wolf ist ein soziales Wesen. Trotz der sich ständig ändernden Lebensbedingungen hat er immer überlebt. Die Rudel werden in der Regel von einem Leitwolf angeführt. Die Chefs im Rudel sind eigentlich die Eltern, die sich auch vermehren. Einmal im Jahr bekommt die Wölfin nämlich Jungen. Die restlichen Familienmitglieder sorgen dafür, dass sie Nahrung haben und helfen bei der Aufzucht der Welpen. Zusammen markieren sie ihr Territorium und kommunizieren mit anderen Wolfsrudeln. Alle Rudelmitglieder beteiligen sich am ‚sozialen Leben‘ ihrer Familie.“




    Obwohl der Wolf seinen Lebensraum allmählich zurückgewinnt, hei‎ßt das nicht, dass die Tierart nicht Bedrohungen und Gefahren ausgesetzt ist. Dazu Silviu Chiriac, Projektleiter von Wolflife“:



    Eine wichtige Gefahr für die in Rumänien lebenden Wölfe sind die streunenden Hunde, die es überall gibt. Streunende Hunde jagen die gleiche Beute wie die Wölfe. Zum Beispiel können sie Rehe jagen und töten. Und Wölfe ernähren sich unter anderem von Rehen. Das hei‎ßt, dass die streunenden Hunde in die Nahrungskette des Wolfs eingreifen und diese einschränken. Darüber hinaus verbreiten sie auch Krankheiten und können leicht auch die Wölfe anstecken. Somit gelangen für die Wildnis untypische Schmarotzer in den Wald. Und das ist schädlich für die Natur und die dort lebenden Tiere.“




    Eine weitere Bedrohung ist die Wilderei, die die Ernährungsmöglichkeiten der Wölfe einmal mehr reduziert. Die Nutztierhalter sind allerdings auch nicht begeistert über die zunehmende Zahl von Wölfen. Vor allem die Schäfer leiden unter der Wiederbesiedlung mit Wölfen, denn die Wölfe greifen vorzugsweise Herden an.

  • Wildstöre: WWF setzt sich für Schutzmaßnahmen im Donaubecken ein

    Wildstöre: WWF setzt sich für Schutzmaßnahmen im Donaubecken ein

    Staudämme oder Wasserkraftwerke haben die Habitate dieser Fische fragmentiert; Fischerei, Verschmutzung und die Zerstörung von Lebensräumen führten zudem zu Ungleichgewichten im marinen Ökosystem. Von den sechs Störarten gibt es heute nur noch vier — und sie stehen alle auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUCN). Die Störfischerei wurde 2006 in Rumänien erstmals für einen Zeitraum von 10 Jahren verboten, und 2016 wurde das umfassende Störverbot um weitere fünf Jahre verlängert.



    Um zur Erhaltung der Störbestände beizutragen, hat die Organisation WWF Rumänien verschiedene Projekte im Zusammenhang mit dem Problem der Überfischung durchgeführt, der grö‎ßten direkten Bedrohung für das Überleben der letzten lebensfähigen wilden Störpopulationen in der Donau. Experten dieser Organisation behaupten jedoch, dass noch mehr Engagement erforderlich ist. Es bedarf einer europäischen Zusammenarbeit, der Schaffung von Systemen zur Unterstützung der Fischer, um Einkommen aus alternativen Quellen zu erzielen und sich an der Erhaltung, dem Schutz der Lebensräume und der Erhaltung wesentlicher Migrationsrouten zu beteiligen. Derzeit ist in Rumänien die kommerzielle Fischerei auf Störe, aber auch der Verkauf von Fleisch und Kaviar aus den Wildstören der Donau verboten, sagt Cristina Munteanu, nationale Leiterin des Projekts bei WWF-Rumänien:



    Störe sind immer noch relativ stark betroffen. Wir haben keine genaue Anzahl von Individuen bei den Arten, die in der Donau oder im Schwarzen Meer verblieben sind, da die Überwachungsmethoden recht teuer und zeitaufwendig sind. Soweit wir jedoch aus einer Teilüberwachung wissen, können wir nicht über Populationen sprechen, die beispielsweise die kommerzielle Fischerei aushalten könnten. Das Verbot gilt bis April 2021, und dann wird voraussichtlich im Vorjahr eine Entscheidung getroffen, die auf den neuesten uns vorliegenden wissenschaftlichen Daten beruht.“




    Der WWF Rumänien arbeitet mit der World Conservation Society of Sturgeons zusammen, einem globalen Netzwerk von Forschern, sowie mit einem gesamteuropäischen Aktionsplan für diese Fische. Der Plan wurde Ende letzten Jahres von der Berner Naturschutzkonvention verabschiedet und soll als Rahmen für alle Staaten in der Störregion unseres Kontinents dienen. Im vergangenen Jahr haben 10 europäische Länder (Deutschland, Österreich, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine) ein dreijähriges Projekt zur Erhaltung gefährdeter Wanderfische im Donaubecken gestartet, führt Cristina Munteanu von WWF Rumänien weiter aus:



    Das Projekt wird von der Europäischen Union über das Transnationale Donauprogramm finanziert und wurde im Juni letzten Jahres begonnen. Ziel ist es, gemeinsame Methoden für die Einrichtung von Störhabitaten zu ermitteln, demonstrative Wiederbesiedlungen durchzuführen und eine Methodik für Aquakulturanlagen zu entwickeln, mit denen Störe wieder in der Donau oder dem Schwarzen Meer angesiedelt werden können. Schlie‎ßlich werden wir auf der Grundlage der aktuellen Politikanalyse einige Empfehlungen haben, wie der Schutz dieser Arten in verschiedenen Plänen umgesetzt wird, wie z.B. Schifffahrtsplänen, Kies- und Sandgewinnungsplänen in der Donau. Es gibt 10 Länder in diesem Projekt, und wir sind in Arbeitspaketen zusammengefasst. Je nach Erfahrung ist jeder Partner an einem oder zwei Arbeitspaketen beteiligt. Ein Arbeitspaket dient der Habitatsidentifikation, das andere der Erhaltung von Aquakulturanlagen, die die Wiederbevölkerung von Störarten gewährleisten, ein weiteres Paket hat mit der Politik zu tun und ein weiteres mit einer Datenbank aller Daten und Informationen. Das Projekt befindet sich in einem frühen Stadium, aber es wurden schon einige Dinge getan. So gibt es beispielsweise den Entwurf eines Handbuchs für Habitate, um sie zu ermitteln, wir haben mit der Politikanalyse begonnen und sind dabei, den Bericht über diese Politiken zu erstellen. Im Rahmen dieses Projekts gab es am 18. April in Isaccea, Kreis Tulcea, eine Aktion zur Wiederherstellung der Störpopulation in der Donau. Das Event war eher demonstrativ, nicht unbedingt zur Ersetzung der Bestände, die wir nicht mehr haben. Etwa 1500 Jungfische wurden freigesetzt und markiert und werden überwacht, um ihr Verhalten von der Donau bis zum Schwarzen Meer aber auch später im Schwarzen Meer zu beobachten.“




    Störe sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, in Rumänien gibt es deshalb auch regulierte Fischfarmen — der Kaviar gezüchteter Störe kostet zwischen 130 und 215 € pro Hundert Gramm.

  • Artenschutz: Überbevölkerung ist auch keine Lösung

    Artenschutz: Überbevölkerung ist auch keine Lösung

    Eine Säugetierspezies von vier und eine Vogelspezies von acht sind vom Aussterben bedroht. Darauf lenkte vor vier Jahren der Bericht einiger Spezialisten die Aufmerksamkeit, laut denen die pflanzlichen und tierischen Spezies heute tausendmal schneller erlöschen als vor der Entstehung des Menschen auf Erden. Die Ursache dafür ist die schädigende Tätigkeit des Menschen. Die Situation ist umso ernster, je mehr sich dieses Phänomen beschleunigt. Dieses sei so intensiv, dass Experten über das sechste massive Aussterben“ sprechen, das dem Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren folge. Zahlreiche Säugetierspezies werden in den kommenden fünf Jahrzehnten aussterben, hei‎ßt es in einer Studie, die von dänischen und schwedischen Wissenschaftlern durchgeführt und neulich in der Fachpublikation Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde. Die nordischen Wissenschaftler haben bewiesen, dass das sechste Massenaussterben derzeit stattfindet und dass dieses nicht von Naturkatastrophen, sondern vom Menschen verursacht wird. Die Ausrottungen erfolgen in einem so schnellen Rhythmus, dass der Evolutionsvorgang mit diesem Phänomen nicht schritthält, behaupten Forscher.



    Was kann man tun? Gemä‎ß dem optimistischsten Szenario werden die Menschen aufhören, die Tierhabitate zu zerstören und zur Ausrottung der Spezies beizutragen. Aber auch in dem Fall, dass dieses optimistische Szenario wahr wird, würden die Säugetiere drei bis fünf Millionen Jahre benötigen, um sich genug zu vervielfältigen, damit der Evolutionsbaum seine Äste regeneriert, die er laut Schätzungen in den kommenden 50 Jahren verlieren wird. Rumänien zählt zu den Ländern, die dank seiner geografischen Lage und seines Reliefs sich einer reichen Tierwelt erfreut. Der Versuch, diese Speziesvielfalt zu erhalten, hat zur Verabschiedung von Gesetzen geführt, wodurch mehrere Tierarten wie der Bär, der Hirsch oder der Karpatenluchs, die Gämse, das Auerhuhn, der Fuchs, der Echte Marder, der Biber, das Wildschwein und der Wisent geschützt werden.



    Ein übertriebener Artenschutz kann allerdings zur exzessiven Vermehrung führen, die schwer zu bewältigende Situationen hervorrufen kann. Das trifft in Rumänien auch im Falle der Bären zu. Laut offiziellen Angaben gibt es hier rund 6800 Exemplare. Wenn man andere Statistiken in Betracht zieht, belaufe sich die wahre Zahl auf rund 8000 Exemplare, also deutlich über die offizielle Zahl von 6000, für die sich Rumänien vor der Europäischen Kommission verpflichtet hat, diese in den Forstämtern zu pflegen. Universitätsprofessor Mircea Duţu, Präsident der Ökologischen Universität Bukarest, erläutert:



    Immer muss es in der Natur ein Gleichgewicht geben. Wenn dieses Gleichgewicht auseinanderfällt, befinden wir uns in keinem natürlichen Zustand mehr. Wir befinden uns in einem beschädigten Zustand, der für die beiden Partner, in diesem Fall der Mensch und die Biovielfalt, nicht mehr günstig ist. Was diese allgemeine Frage anbelangt, würde ich da anfangen, dass der Bär und sogar der Wolf bei uns in erster Linie ein natürliches und kulturelles Symbol darstellen. Dieses ist die Quelle der lokalen Konflikte und der Medienkampagnen zur Steigerung des Bewusstseins über die Notwendigkeit der Rettung seines natürlichen Habitats. Folglich ist das ein europäisches und internationales Problem aus Sicht der Seltenheit und der Bedrohung des Aussterbens einiger Spezies, einschlie‎ßlich des Bären, und aus dieser Sicht leitet sich die Notwendigkeit seines Schutzes durch den Menschen ab. Folglich haben eine schlechte ökologische Wahrnehmung und die Haltung, die wir in dieser Hinsicht entwickeln müssen, in Rumänien zu einem umgekehrten Problem geführt — die Überbevölkerung mit einer bestimmten Spezies bewirkt die Störung des ökologischen Gleichgewichts. Somit erhalten die anderen Elemente, die in Betracht gezogen müssen, auch einen unterschiedlichen Anteil. Diese sind wirtschaftliche Aspekte, der Schutz der Menschen und die Beseitigung einer Gefahr.“




    Der Bär ist eine Spezies von gemeinschaftlichem Interesse. Um zu überleben, brauchen diese Tiere günstige Artenerhaltungsbedingungen. Allerdings befinden wir uns in Rumänien in einer offenbar absurden Situation, fügt Professor Duţu hinzu. Dies nicht unbedingt infolge eines übertriebenen Artenschutzes, sondern wegen einer Reihe von Faktoren. Somit wurde man in die Situation versetzt, in der diese Spezies sich über ihre natürliche Kapazität hinaus entwickelt hat, die ein derma‎ßen wichtiges Gleichgewicht sichern kann. Universitätsprofessor Mircea Duţu erneut am Mikrophon:



    Wir befinden uns in einer Krise. Seit 2016 hat man nicht mehr die jährlich festgelegte Anzahl von Tieren gejagt, die ein Gleichgewicht innerhalb der Spezies gewährleisten könnte. Wenn sich die Lage weiterhin so entwickelt, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese au‎ßer Kontrolle gerät. Folglich benötigt man eine Studie, die den aktuellen Zustand schildern soll, sowie die Ursachen, die zu einem solchen Zustand geführt haben und die Konsequenzen dieses Zustands. Darüber hinaus muss man einen kurz-, mittel- und langfristigen Plan zur Verwaltung dieses Problems erarbeiten, sodass man dieses innerhalb kurzer Zeit löst. Es ist absurd — ganz Europas ist besorgt, dass es keine Bären hat, und Rumänien hat zu viele Bären. Diese werden zu einer Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht, für die Wirtschaft und gleichzeitig sogar für die Bevölkerung.“




    In den letzten Jahren machten in einigen Gebieten Rumäniens die Bären ihre Anwesenheit täglich auf den Höfen der Dorfbewohner bemerkbar. Sie verursachten beträchtliche Schäden und verletzten sogar Menschen. Ihre Zahl steigt besorgniserregend und genauso nimmt die Angst der Einwohner vor au‎ßer Kontrolle geratene Tierbestände zu. Die Menschen in den betroffenen Gebieten fordern die Verlagerung der Bären und weitere Ma‎ßnahmen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts.

  • LIFE-Programm: EU finanziert langfristige Umweltprojekte

    LIFE-Programm: EU finanziert langfristige Umweltprojekte

    Das ausdrückliche Ziel von LIFE ist, zur Umsetzung der Politik und der Gesetzgebung der Europäischen Union im Umwelt- und Klimabereich durch die Mitfinanzierung der Projekte mit europäischem Mehrwert beizutragen. Durch das besagte Programm wurden Wälder und Wasserhabitate wiederhergestellt. Viele bedrohte Spezies wurden dadurch vor der Ausrottung gerettet. Derzeit wird eine Vielzahl von Gebieten durch das Natura 2000“-Netz geschützt. Europa verfügt derzeit über 27.000 Natura-2000-Gebiete, die 18% des EU-Territoriums abdecken. Mehr darüber erfahren wir von Mădălina Cozma, Projektmanagerin im Umweltministerium:



    Die Europäische Union hat gemeint, dass es sehr wichtig ist, ein Finanzierungsinstrument zu haben, das der Erhaltung der Biovielfalt und dem Schutz einer sauberen und gesunden Umwelt gewidmet ist. Glücklicherweise wurden die Sachen erweitert, in dem Sinne, dass die Europäische Union verstanden hat, dass es sehr gut ist, auch den produktiven Teil zu unterstützen. Somit werden nicht nur die Erhaltung der Biovielfalt und der Umwelt durch das Life Programm finanziert, sondern auch produktive Tätigkeiten. Es ist also sehr gut, auch die produktiven Tätigkeiten in Betracht zu ziehen, die Arbeitsplätze schaffen. Diese müssen auch mit einer sauberen Umwelt im Einklang sein. Wir benötigen eine Industrieproduktion, die den EU-Richtlinien in puncto Umweltschutz entspricht. Das LIFE-Programm beschäftigt sich zwar mit Tätigkeiten, die das Klima betreffen, berücksichtigt aber auch die Aufgabe, zu informieren und zu verwalten. Die Menschen müssen also über die Verfahren informiert werden, die im Rahmen dieses Programms laufen, über die Art und Weise, wie diese die Gesetzgebung der europäischen Länder beeinflussen können, aber besonders darüber, wie man regional handeln kann.“




    Rumänien verfügt über wertvolle und europäisch anerkannte Ökosysteme, die sich auf einer Fläche von 1,6 Millionen Ha erstrecken. Dazu kommt das Biosphärereservat Donaudelta mit seinen 580.000 Ha. Die in Rumänien gegründeten Naturschutzgebiete, einschlie‎ßlich der Natura 2000-Stätten — Naturschutzgebieten von europäischem Interesse –, erstrecken sich über 23% der Landesfläche. Davon stellen die Wälder 45% des gesamten nationalen Forstgebiets dar. Das neue LIFE-Programm kommt denen entgegen, die weiterhin die Natur und die vom Aussterben bedrohten Spezies schützen wollen. Durch die neuen integrierten Projekte von LIFE beabsichtigt man, die Umsetzung der Umwelt- und Klimagesetzgebung zu fördern, um Herausforderungen wie das Wasserdefizit, den Klimawandel, die Kreiswirtschaft oder den Verlust der Biovielfalt entgegen zu kommen. Mădălina Cozma:



    Wir unternehmen alles Mögliche, um den Interessenten, den möglichen Nutznie‎ßern, aber auch denen, die diese Projekte bearbeiten, zu zeigen, wie diese umgesetzt werden können, was richtig ist und wie die EU-Vorschriften eingehalten werden. Am 18. April wurden Vorschläge für 2018 ins Leben gerufen, die Neuheiten bringen. Dieses Jahr können wir die Projekte auf die Digitalplattform der EU in zwei Etappen hochladen: Wir können ein Konzept erarbeiten, in dem wir vorstellen, welche Absichten wir als mögliche Nutznie‎ßer haben und diese mit den Finanzierern unserer Ideen teilen. Das hei‎ßt, dass wir eine Art Vorlage bearbeiten, die von der Europäischen Union zur Verfügung gestellt wird. Diese umfasst ungefähr 10 Seiten, wo wir unsere Ideen ausdrücken und eine finanzielle Bewertung vornehmen. Dann wird dieses Dokument bis zum 10. Juni auf die Digitalplattform der EU hochgeladen. Im Oktober haben wir die Antwort der EU, ob die Idee finanzierungsfähig ist. Dann verfassen wir die erweiterte Form des Projekts, die sich auf der EU-Webseite im Digitalformat befindet. Schlie‎ßlich wird dieses Projekt übermittelt, so dass man im Januar 2019 die Anwort auf das eingereichte Projekt erhält. Im Juli 2019 können wir mit der Umsetzung des Projekts starten. Auf Ebene des Umweltministeriums haben wir eine Kontaktstelle, einen Informationspunkt für das Life-Programm.“




    Seit 1992, als das LIFE-Programm ins Leben gerufen wurde, wurden auf EU-Ebene 3942 Projekte umgesetzt. Rumänien hat 52 Projekte. Mădălina Cozma liefert uns einige Beispiele:



    Es sind Projekte, die sich mit Konservierung und Biovielfalt befassten. Hier haben wir sehr wertvolle, europäisch anerkannte Projekte. Dazu gehört das Management und der Schutz der gro‎ßen Fleischfresser. Diese Projekte wurden von unseren Kollegen von der Umweltschutzbehörde des Landkreises Vrancea erarbeitet. Dann haben wir Projekte, die sich mit Vögeln wie dem kleinen Schreiadler befassten. Wir haben ein Projekt, das sich in der Umsetzungsphase befindet, zum Schutz der Blauracke, das in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen in Ungarn und einem Vogelschutzverein entwickelt wird. Wir haben au‎ßerdem den Rotfu‎ßfalken gerettet, der bereits von dem europäischen Kontinent verschwunden war. Dieser ist für den Westen des Landes spezifisch, vom Banat bis in die Panonische Ebene. Es war ein sehr gelungenes Projekt, das auch auf EU-Ebene vorgestellt wurde. Derzeit versuchen wir, so viele Nutznie‎ßer wie möglich anzulocken. Wir erläutern ihnen die Rolle dieser Finanzierungsarten, wie sie sich bewerben können. Durch dieses Programm möchten wir möglichst viele Gelder aufnehmen und gleichteizig den Gro‎ßteil der Biovielfalt und der Natur Rumäniens schützen.“




    Das Finanzpaket zur Umsetzung des LIFE-Programms für den Zeitraum 2014-2020 beträgt über 3 Milliarden Euro, verglichen mit 2 Milliarden Euro im Zeitraum 2007–2013.

  • Proiect cu finanţare europeană pentru conservarea biodiversităţii în Gorj

    Proiect cu finanţare europeană pentru conservarea biodiversităţii în Gorj

    Comisia Europeana finanțează direct, la nivelul UE, patru proiecte care au drept scop oprirea declinului biodiversităţii prin conservarea pe termen lung a celor mai valoroase şi periclitate specii şi habitate. Un astfel de proiect se derulează în România, în județul Goj, coordonat de Agenția Județeană pentru protecția mediului.


  • Braunbären in den Karpaten: Gratwanderung zwischen Artenschutz und Gefahrenabwendung

    Braunbären in den Karpaten: Gratwanderung zwischen Artenschutz und Gefahrenabwendung

    In vielen europäischen Ländern ist der Braunbär aus den von Menschen zerstörten Habitaten verschwunden. Dafür gibt es in den rumänischen Wäldern immer noch widerstandsfähige Braunbär-Bevölkerungen, die aber schwer kontrollierbar sind. Seit einigen Jahren wird über Fälle von Bären berichtet, die aus den Wäldern ins Stadtgebiet hinunterwandern und schwere Schäden hinterlassen. Viele Menschen wurden verletzt und Dutzende Haus- und Hoftiere getötet. Auch im landwirtschaftlichen Anbaugebiet, in Schafshütten oder Bienenstöcken hinterlie‎ßen die Bären erheblichen Schaden.



    Die Lokalbehörden in den Gebirgs-Landkreisen scheinen überwältigt und fordern Hilfe vom Umweltministerium. Wir fragten Cristian Papp, den Regionalleiter für Naturschutzgebiete von WWF Romania, wie es dazu kommen konnte.



    Mehrere Faktoren haben zu der Entwicklung beigetragen, einschlie‎ßlich die Fragmentierung und Einschränkung der Lebensräume der Braunbären. Wir beobachten seit Jahren massive Baumfällungen in den Wäldern, und das in allen Gebirgsregionen des Landes. Dann geht es um die verminderten natürlichen Nahrungsquellen, das hei‎ßt, es gibt immer weniger Arten, die als Beute für Bären und andere gro‎ße Fleischfresser in Frage kommen. Auch die Waldbeeren werden immer weniger, vor allem im Herbst wandern die Sammler 1-2 Monate lang durch den Wald und sammeln Beeren. Indes steigen die Bären in die Ortschaften hinab, weil sie von den schlecht gelagerten Abfällen und dem Obst in den Gärten angelockt werden. Jedoch kann ihr verändertes Verhalten auch auf das derzeitige Management der Jagdgebiete zurückgeführt werden. Es gibt Jäger, die die Bären rund um die Uhr ernähren, um sie möglichst auf ihrem Jagdgebiet zurückzubehalten.“




    In diesem Sommer haben 12 der 18 Jagdverbände im Kreis Harghita Anträge für die Jagd von 73 Bären und 12 Wölfen gestellt. Dennoch wurde lediglich Genehmigungen für sechs Bärenexemplare erteilt, auch wenn seit Beginn des Jahres allein in diesem Landkreis über 340 Zwischenfälle mit von Wildtieren verursachten Sachschäden gemeldet wurden. Dabei waren 80% der Fälle von Bären verursacht worden. Im Herbst hat das Umweltministerium per Verordnung den Fang von höchstens 140 gefährlichen Exemplaren landesweit gestattet. Die Vertreter der Jagdverbände sagen jedoch, man müsse mehr tun. Zum Bespiel wird für den Landkreis Covasna davon ausgegangen, dass ein Bestand von circa 700 Bären optimal wäre. Doch ihre reelle Anzahl ist fast doppelt so hoch.



    Während die Lokalbehörden Jagdgenehmigungen im Eilverfahren bekommen wollen, sagen Tierschützer, dass es auch nichttödliche Methoden gibt, die für den Artenschutz förderlich sind. Das Erlegen der Bären als Konfliktprävention im Ausnahmefall sei nicht hinzunehmen, die Jäger wollten dahinter nur ihre Jagd nach Trophäen verbergen, wie Umweltschützer Gabriel Păun sagt:



    Die Trophäenjagd ist die Hauptursache für die aktuelle Hysterie, die aus unserer Sicht künstlich erzeugt wurde. Wenn wir uns die Geschichte Rumäniens anschauen, bis in den 80ern und 90ern, da gab es ein gut funktionierendes Zusammenleben von Menschen und wilden Tieren. Sobald die Industrie der Trophäensammlung sich weiter entwickelt und in Rumänien bewährt hat, begann es zum Problem zu werden und alles artete in eine Hysterie aus. Die Industrie kam mit eigenen Dienstleistungen, eigentlich waren es Hochsitze für das Erschie‎ßen der Bären in der unmittelbaren Nachbarschaft der lokalen Gemeinschaften. Die meisten davon sind in den Landkreisen Covasna und Harghita wo auch die grö‎ßten Braunbär-Bevölkerungen vermutet werden. Und dort gibt es auch die grö‎ßten Probleme, weil die Bären aus dem Wald geholt und an den Waldrand gebracht wurden. Und wenn ihnen die Nahrung an den Hochsitzen entzogen wird, kommt es zu den Problemen, die wir heute haben.“




    Umweltaktivisten sind der Ansicht, dass Braunbären gro‎ße Lebensräume brauchen, in denen sie sich frei bewegen können, ohne Menschen über den Weg zu laufen. Das könnte durch Übergangskorridore erreicht werden. WWF Romania führt bereits eine Reihe von Projekten und Kampagnen für den Schutz der natürlichen Habitate und der Braunbären in den Karpaten durch, berichtet Cristian Papp, der Regionalleiter für Naturschutzgebiete:



    Wir hatten im Zeitraum 2012-2014 ein Projekt in der Maramuresch, das hie‎ß »Offene Grenzen für die Bären aus den rumänischen und ukrainischen Karpaten«. Da ging es um Lösungen zum Erhalt der Biodiversität, vor allem der gro‎ßen Fleischfresser, durch den Erhalt der ökologischen Kontinuität in den Karpaten und der Reduzierung des Fragmentierungsrisikos in den Habitaten. Wir haben einschlie‎ßlich den Bedarf des ökologischen Wiederaufbaus für diese Korridore ermittelt und dabei gleichzeitig auf die Nachhaltigkeit der natürlichen Ressourcen geachtet. All unsere Konservierungsma‎ßnahmen sind eng mit dieser nachhaltigen Entwicklungskomponente in den Gemeinschaften verbunden. Sicherlich gab es auch viele andere Projekte, einschlie‎ßlich in den südwestlichen Karpaten. Dort wollten wir die kritischen Zonen für die Bärenhabitate identifizieren — die Wildgebiete praktisch. Zurzeit haben wir das »Transgreen«-Projekt am Laufen, ein internationales Projekt, das Lösungen für den Aufbau von umweltfreundlicher Transport-Infrastruktur bietet. Wir bieten gemeinsam mit den Behörden konkrete Lösungen an, die sowohl den entwicklungstechnischen Teil decken, als auch den Erhalt der ökologischen Konnektivität sichern. Also, es geht dabei um eine grüne Infrastruktur, die sowohl für den Menschen als auch für die Tiere von wesentlicher Bedeutung ist. Gleichzeitig haben wir auch ein anderes Projekt am Laufen, das den »EU Large Carnivores« dient und auch so hei‎ßt. Es ist ein Life-Projekt, mit dem wir die Konflikte zwischen den Fleischfressern und Menschen reduzieren wollen. Weil die Konnektivität in bestimmten Gebieten fehlt, entstehen diese Konflikte. Weil es keine ökologischen Korridore gibt, die ihnen den Übergang aus einem Gebiet in das nächste ermöglichen, können Bären ins Stadtgebiet gelangen, wo es dann leider zu Zwischenfällen kommen kann. Das muss vermieden werden.“




    Die Umweltorganisationen schlagen unter anderem den Bau von Elektrozäunen vor sowie die Einrichtung eines Notdienstes für Wildtiere und ein besseres Abfallmanagement in den Ortschaften am Fu‎ße der Berge. Es wurden auch Stimmen laut, die die Rückversetzung der Bären in das Auffanggebiet forderten.



    Unterdessen arbeitet das Umweltministerium an einem Managementplan für die Braunbär-Bevölkerung. Dieses soll spätestens im Januar zur Debatte stehen. Au‎ßerdem erwägen die Verantwortlichen eine Bestandsaufnahme der gesamten Bärenbevölkerung in den Karpaten.

  • Gemeinsam für Schutz sorgen: Karpatenkonvention tagt in Lillafüred

    Gemeinsam für Schutz sorgen: Karpatenkonvention tagt in Lillafüred

    Die grö‎ßten Flächen europäischer Urwälder sind hier zu finden, insgesamt über 300 Tausend Hektar. 24 Tausend Hektar Buchenwälder in Rumänien und 10 Tausend in der Slowakei und der Ukraine stehen unter UNESCO-Schutz.



    Die Landschaften in den Karpaten sind vielseitig bedroht — insbesondere die Industrie und der schlecht organisierte Tourismus tragen das Ihrige zur Beschädigung der Habitate bei. Vor 14 Jahren haben sich die sieben Karpatenländer deshalb entschlossen, enger zu kooperieren. Mitte Oktober trafen sich im ungarischen Lillafüred ihre Vertreter zur 5. Konferenz der Vertragsseiten in der Konvention zum Schutz der Karpaten. Unter ihnen auch Alina Szász, Public Manager beim Kreisrat Braşov: Rumänien hat die Karpatenkonvention in 2006 ratifiziert; das ist ein Übereinkommen zwischen den Karpatenstaaten — Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Serbien, Polen, Rumänien und der Ukraine — das die Gebirgskette als eine Gesamtheit betrachtet, jenseits von Grenzen oder Rivalitäten. Man versucht dabei, die kulturellen und natürlichen Ressourcen zu verwalten und Jobmöglichkeiten zu schaffen“, erklärt Szász die Idee hinter der Konvention.



    Acht Arbeitsgruppen befassen sich mit Artenvielfalt, Raumentwicklung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Industrie, Verkehr, Kultur und Traditionen. Bei Konferenzen wie jene in Lillafüred besprechen Vertreter der sieben Länder alle drei Jahre den Ist- und Sollzustand in vier Themenbereichen, zu denen jeweils ein Zusatzprotokoll zur Konvention besteht — nachhaltiger Erhalt der Artenvielfalt, Forstwirtschaft, nachhaltiger Verkehr und nachhaltiger Tourismus.



    Seit 2017 ist in Rumänien eines der drei regionalen Büros der Kooperationsplattform im nachhaltigen Tourismus eingerichtet, die beiden anderen sind in Polen und der Ukraine. Anliegen ist, bei der umweltgemä‎ßen Verwertung der Ressourcen enger zusammenzuarbeiten — auch auf nationaler Ebene, sagt Alina Szász vom Kreisrat Braşov: In Lillafüred haben wir unser Arbeitsprogramm vorgelegt, das fünf Aufgaben wahrnimmt. Ein wichtiger Bestandteil ist eine Datenbank, in der die aktuellen Projekte erfasst sind, so dass jederzeit NGOs und Verwaltungen in Rumänien und den anderen Karpatenländern den neusten Stand kennen — denn man möchte nicht gerne doppelt planen, dafür aber voneinander lernen“, so Alina Szász.




    In der Tat sind auch Umweltschützer an vielen Projekten beteiligt — zum Beispiel WWF Rumänien, wie dessen Regionalbeauftragter für geschützte Areale, Cristian Pap, weiter erläutert: Wir haben ein Projekt in der gesamten Ökoregion der Karpaten umgesetzt, bei dem es um den nachhaltigen Einsatz von natürlichen Ressourcen ging — Wälder, Tiere, Gewässer usw. Und heute wickeln wir ein Projekt für umweltgerechte Infrastruktur ab, bei dem wir strategisch mit dem Umweltministerium und dem Verkehrsministerium kooperieren. Wir hätten gerne, dass Autobahnen so gebaut werden, dass sich auch gro‎ße Tiere gut bewegen können“, fordert Cristian Pap von WWF Rumänien. Das kann durch Über- oder Unterführungen sichergestellt werden, meint er.



    Auch in der Lobbyarbeit ist sein Verband aktiv. In Lillafüred wurde eine neue Form der Karpatenkonvention verabschiedet, die in einem zusätzlichen Artikel der Verwundbarkeit der Karpaten angesichts des Klimawandels Rechnung trägt und die Staaten verpflichtet, etwas zu unternehmen, um die negativen Auswirkungen zu bekämpfen — auch zur Reduzierung der Emission von Treibhausgasen wird Bezug genommen.



    Das nächste Treffen — das sechste — findet im Kahr 2020 in Polen statt. Doch auch bis dahin werden die sieben Länder weiter zusammenarbeiten, um die Karpaten zu schützen.

  • EU will Einhaltung der Umweltnormen in Mitgliedstaaten stärker prüfen

    EU will Einhaltung der Umweltnormen in Mitgliedstaaten stärker prüfen

    Die Evaluation stellt den Anfang eines neuen Prozesses dar, am Ende dessen die Ursachen für die fehlerhafte Einhaltung geltender Bestimmungen festgelegt werden sollen. Das neue System soll greifen, bevor die Probleme zu dringend werden. Dabei soll vor allem den Mitgliedsstaaten geholfen werden, sagt der EU-Kommissar für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei, der Maltese Karmenu Vella.



    Eine lückenhafte und unausgeglichene Anwendung der Umweltnormen kann niemandem dienen. Europäische Statistiken belegen, dass, wenn man das Umweltrecht in der Union flächendeckend umsetzen würde, man etwa 50 Milliarden Euro einsparen könnte. Au‎ßerdem könnte eine vollständige Einhaltung der EU-Abfallpolitiken bis 2020 weitere 400.000 Arbeitsplätze schaffen. Drei von vier Bürgern sind der Ansicht, dass die europäische Gesetzgebung notwendig für den Umweltschutz in ihrem Land ist und vier von fünf Menschen sind mit dem Vorschlag einverstanden, dass europäische Behörden die korrekte Einhaltung der Normen prüfen. Und hier greift die sogenannte Umsetzungsprüfung des Umweltrechts. Die Europäische Kommission verpflichtet sich, die Mitgliedsstaaten zu unterstützen, die ihren Bürgern hohe Standards in Sachen Luft- und Trinkwasserqualität sowie in der Abfallwirtschaft bieten wollen. Diese Evaluation bietet Informationen, Instrumente und einen entsprechenden Fahrplan.“




    Der Fahrplan wird die Fristen festlegen, die jeder Staat bei der Umsetzung der Empfehlungen einhalten muss. Das Ma‎ßnahmenpaket der Kommission umfasst die 28 Länderberichte und eine Mitteilung, die die politischen Schlussfolgerungen der Berichte zusammenfasst. Au‎ßerdem werden darin gemeinsame Trends bei der Gewährleistung der Luft- und Wasserqualität untersucht sowie in den Bereichen Abfallwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, Umweltschutz und Biodiversität. Ferner sind darin Empfehlungen für alle Mitgliedsstaaten enthalten.



    Unterdessen macht die Kommission auf die Prävention von Abfallprodukten aufmerksam, die derzeit eine Herausforderung für alle EU-Länder darstelle. Trotz vieler kleiner Erfolge für den Schutz der Natur und Biodiversität auf lokaler Ebene plädieren die Entscheidungsträger in Brüssel für die Intensivierung der Umsetzung von EU-Umweltrecht. Hier handelt es sich allem voran um die EU-Richtlinien für Vögel und Habitate. Sollte dieses Ziel verfehlt werden, könnten sich der Abwärtstrend der biologischen Vielfalt in der EU weiter verschärfen, lauteten die Warnungen aus Brüssel. Und das könnte die Fähigkeit der Ökosysteme einschränken, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren.



    In 23 der 28 Mitgliedsstaaten werden gesetzliche Grenzwerte der Luftqualität noch überschritten. Das passiert in mehr als 130 europäischen Städten. Auch die Lärmbelastung muss reduziert werden — die zweitwichtigste Ursache umweltbedingter Erkrankungen. Wegen der mangelhaften Abwasserwirtschaft und fehlender Kläranlagen hat die EU vor Gericht gegen 13 Mitgliedsstaaten geklagt. Nach dem Start des Ma‎ßnahmenpakets für die Umsetzungsprüfung des Umweltrechts sollen Gespräche mit jedem einzelnen Staat organisiert werden. Au‎ßerdem will die Kommission ein Instrument für den Austausch von Erfahrung entwickeln und politische Debatten im Umweltrat organisieren.



    Überhaupt kämpft Brüssel mit allen verfügbaren Mitteln für den Umweltschutz. Ein Beispiel in dieser Hinsicht sind die Klimaabkommen — das jüngste Pariser Abkommen ist vergangenen Herbst in Kraft getreten. Dies sei der erste Erfolg der Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der UNO im 21. Jahrhundert, sagt Universitätsprofessor Mircea Duţu. Das Engagement der Zivilgesellschaft neben den Staaten mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele sei zudem beispiellos. Zu den wichtigsten Zielen gehörten das Begrenzen der globalen Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung. Wenn möglich sollte sogar die 1,5-Grad-Grenze eingehalten werden. Gleichzeitig habe man die Neutralisierung der Erdgas-Emissionen mit Treibhauseffekt ab 2050 in Betracht gezogen. Jedes Land soll dabei freiwillig einen eigenen Beitrag leisten, der alle fünf Jahre neu bewertet würde. Wie ist es aber in Rumänien um das Erreichen der Klimaziele bestellt? — fragten wir Professor Mircea Duţu.



    Es gibt keine Probleme bei den Verpflichtungen und der Erfüllung der Engagements bezüglich der Reduktion der Treibhausgase. Wir haben die vorgeschlagenen Klimastandards und –ziele unlängst erreicht, wenn es um den Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energiemix geht. Wir haben die Kapazitäten, um europäische Ziele zu erreichen und können in der EU und der internationalen Gemeinschaft jedenfalls als Vorbild dienen.“




    Dennoch bedürfe es, neben dem tatsächlichen Sachverhalt, auch politischen Willens, sagt Mircea Duţu.

  • Ökogruppe Milvus: Seit 25 Jahren für Umwelt- und Artenschutz

    Ökogruppe Milvus: Seit 25 Jahren für Umwelt- und Artenschutz

    Der Verband für Vogel- und Naturschutz Grupul Milvus“ (Milvus-Gruppe) in Klausenburg setzt sich seit 25 Jahren für die Bewahrung der Artenvielfalt und der Umwelt ein. All diese Jahre haben die Umweltaktivisten der Milvus-Gruppe zahlreiche Aktivitäten zur Erforschung der Vögel unternommen: Beringung mehrerer Vogelarten, Beobachtung der Migration der Raubvögel im Măcin-Gebirge oder am Bosporus, einer der wichtigsten Stationen der Zugvögel.



    Zu Gast haben wir den Leiter der Milvus-Gruppe, den Biologen Tamaş Papp. Während seiner 25-jährigen Tätigkeit hat der von ihm geführte Umweltverband auch zur Erklärung von schutzbedürftigen Arealen zu Naturschutzgebieten beigetragen:



    Denn die Fläche der Naturschutzgebiete Rumäniens ist im Vergleich zum Naturreichtum Rumäniens sehr klein gewesen. Diese betrug 7% und ist nach dem EU-Beitritt Rumäniens auf 23% gestiegen. Ich denke wirklich, dass auch unser Verband einen großen Beitrag geleistet hat. Das ist unser größter Erfolg in den letzten 10 Jahren. Wir haben sehr viele Naturschutzgebiete, anhand der Studien, die wir über Vögel, Säugetiere und Habitate durchgeführt haben. Insgesamt gelangten über 200 Schutzbereiche, von kleinen bis zu größeren, auf die Karte der Naturschutzgebiete mithilfe unseres Beitrags. Wir sind aber weiter gegangen und verwalten derzeit 12 Schutzgebiete. Außerdem haben wir recht viel zu den Managementplänen der Schutzgebiete beigetragen.“




    Der Gründer des Klausenburger Umweltverbandes. Tamaş Papp. glaubt, dass Umweltschutz in Rumänien noch keine Priorität ist. Mehr noch: Rumänien sei das einzige EU-Land, das keine Gelder für die Naturschutzgebiete außer dem Donaudelta-Reservat zuweist. Außerdem gibt es noch keine Nationalagentur der Naturschutzgebiete, um die natürlichen Ökosysteme und Habitate zu verwalten. Papp zählt die wichtigsten Projekte der Milvus-Gruppe in puncto Natur- und Vogelschutz auf:



    Zum Beispiel haben wir sehr viel im Bereich der Raubvögel gearbeitet und sehr viele Ergebnisse erzielt. Wir haben etliche Projekte für den Donaufalken, den Rotfußfalken, den Schelladler abgeschlossen. Einige davon wurden von der Europäischen Kommission finanziert. Das vielleicht spektakulärste Projekt bezog sich auf den Donaufalken, denn dieser war vor 10 Jahren aus der Landesfauna beinahe verschwunden. Nachdem wir das Projekt und die Konservierungsmaßnahmen umgesetzt haben, können wir sagen, dass wir diese Vogelart vor dem Aussterben gerettet haben. Genauso hat sich der Rotfußfalke in der rumänischen Westebene, der auch bedroht war, nach unseren Eingriffen und einem internationalen EU-finanzierten Projekt erholt. Die Zahl dieser Vögel steigt wieder. Wenn wir uns auf den Schelladler beziehen, eine emblematische Vogelart für Siebenbürgen, hoffen wir, dass wir auch den Rückgang dieser Art stoppen werden. Wir haben auch sehr viel für Störche getan. Für diese haben wir die Einrichtung von Haltern für ihre Neste auf den Stromleitungen initiiert. Im Jahr 2000 haben wir dieses Vorhaben ins Leben gerufen. 2014 gab es bereits 2000 solcher Halter in Rumänien. Es gibt aber immer noch viel zu tun. Nicht nur für den Storch, sondern auch für andere Vogelarten, die auf den Spannungsleitungen Stromschläge erleiden. Jährlich sterben tausende Vögel auf diese Weise.“




    Die Umweltschutzgruppe Milvus ist die einzige rumänische Organisation, die sich mit der Pflege und Wiederauswilderung der verletzten Vögel in die Natur beschäftigt. Sie haben auch eine Nulltarif-Telefonlinie eingerichtet, um die Kommunikation mit denen zu erleichtern, die verletzte Tiere finden. Tamaş Papp:



    Vor 15-20 Jahren hatten wir das nicht geplant. Wir mussten es aber tun, denn die Menschen kannten unsere Vogelschutztätigkeit. Wenn sie einen verletzten Vogel fanden, brachten sie diesen zu uns. Und weil sich niemand um diese verletzten Tiere kümmerte, haben wir dieses Zentrum eingerichtet, das heute eine erfolgreiche Tätigkeit hat. Wir arbeiten mit Vets4Wild zusammen, einem Verband der Tierärzte. Wir verfügen bereits über zwei Standorte und haben ein nationales Rettungsnetzwerk der Wildtiere auf die Beine gestellt. Wir haben versucht, in jedem Landkreis einen Tierarzt einzusetzen, denn es ist wichtig, dass man schnell handelt. Wenn man einen verletzten Vogel findet, muss man ihm die erste Hilfe in dem Landkreis gewähren, wo er gefunden wird. Jetzt haben wir ein sehr gut ausgestattetes Zentrum in einem Dorf, in Sânsimion. Hier haben wir große Volieren, um die verletzten Vögel zu rehabilitieren.“




    Wir fragten den Leiter des Klausenburger Umweltverbandes Milvus, Tamaş Papp, welche Ziele sich der Verband für das Jahr 2017 vorgenommen hat.



    Für 2017 haben wir einige laufende Programme. Eine große Errungenschaft wird für uns die Herausgabe eines Atlasses der Nestvögel in Rumänien, gemeinsam mit der Rumänischen Ornithologie-Gesellschaft sein. Wir bereiten uns bereits seit einem Jahr darauf vor. Es ist ein alter Traum von uns, so etwas zu verwirklichen. Denn in Rumänien gibt es keinen solchen Atlas mit den neuesten Informationen. Wir wollen, dass man genau die Verteilung der Arten in Rumänien kennt. Wir haben auch zwei weitere Projekte am Laufen. Eines befasst sich mit der Blauracke, der ein sehr schöner blauer Vogel ist und in Rumänien nestet. In der Westebene ist diese Bevölkerung stark zurückgegangen. Deshalb haben wir ein Projekt zur Rettung dieser Vogelart ins Leben gerufen. 2017 werden wir unsere Tätigkeiten zur Konservierung der Raubvögel, aber auch der Säugetiere fortsetzen. Wir hatten auch viele Projekte, die sich mit Säugetieren befassen, einschließlich mit großen Fleischfressern, aber auch mit weniger bekannten Arten. Ein Projekt befasst sich z.B. mit der Ziesel, und es gibt noch viele andere.“




    Die Milvus-Gruppe befasst sich auch mit der Erziehung der Kinder in den Schulen. Ihre Mitglieder werden oft eingeladen, um den Kindern über Tiere, Habitate und deren Schutz zu erzählen. Die Milvus-Gruppe hat auch das Milvus-Stipendium ins Leben gerufen. Dieses ist eine Unterstützung für Jugendliche und Studenten, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Ziel des Stipendiums ist, den jungen Forscher bei der Durchführung individueller Bewertungs- und Forschungsprojekte zu helfen.

  • Wie grün ist die Windenergie?

    Wie grün ist die Windenergie?

    Rumänien legt hohen Wert auf den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere im Zusammenhang mit der von der EU geförderten Energiepolitik. Auf EU-Ebene wurden in der Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien erstmalig verbindliche Ziele festgelegt. Danach sollen bis 2020 24% des Bruttoenergieverbrauchs in Rumänien durch regenerative Energiequellen gedeckt werden. Rumänien hat dieses Ziel jetzt schon erreicht. Die Windenergie, obwohl erst spät genutzt, spielte diesbezüglich eine entscheidende Rolle. Die meisten Windenergieanlagen in Rumänien wurden in den letzten 10 Jahren gebaut. Der Windenergiesektor entwickelte sich allerdings im schnellen Tempo. Die Windkraft macht derzeit 12,3% des in Rumänien erzeugten Stroms aus.



    Die meisten Windkraftanlagen wurden in Dobrudscha gebaut. Die Region liegt am Schwarzen Meer und an der Donau — die natürlichen Voraussetzungen für eine optimale Windkraftnutzung sind daher gegeben. Dennoch zeichnet sich die Region auch durch eine gro‎ße natürliche Vielfalt auf. An der Mündung der Donau in das Schwarze Meer befindet sich eines der bekanntesten Schutzgebiete europaweit — das Biosphärenreservat Donaudelta. Auch der Nationalpark Munţii Măcinului (zu dt. Măcin-Gebirge) liegt in der Region. Aus diesem Grund stie‎ß die Einrichtung von Windkraftanlagen mancherorts auf Widerstand. Dazu Marina Drugă, Vertreterin der Rumänischen Ornithologen-Gesellschaft.



    Manche Windparks in Rumänien beachten die Umweltvorschriften nicht. Sie dringen in wichtige Habitate der Zugvögel ein. Darüber hinaus wurden prioritäre, gemeinschaftlich relevante Lebensräume zerstört, manche davon in der Dobrudscha. Diese gibt es nirgendwo innerhalb der Europäischen Union au‎ßer in Rumänien. Die Projekte müssen einzeln untersucht werden — denn manche Vorhaben sind völlig in Ordnung, manche wiederum auch nicht. Dafür müssen aber Folgeabschätzungen durchgeführt werden.“




    Die Umsetzung dieser Projekte hatte konkrete Auswirkungen auf das Leben der Vögel, so Marina Drugă:



    Die Umweltorganisationen stellten fest, dass gro‎ße Raubvögel starben — einige Schreiadler wurden z.B. tot aufgefunden. Manche Leute vor Ort, die ihrer Arbeit auf dem Feld nachgingen, berichteten davon, wie einige Vögel wegen der Windkraftanlagen starben.“




    Die Umweltorganisationen verfügen leider über keine Statistiken, die Auskunft über das Ausma‎ß des Vorgangs und die negativen Auswirkungen der Windturbinen auf die Vögel geben könnten. Die Vertreter der Windkrafterzeuger bestreiten sogar die genannten Auswirkungen. Dazu Cătălina Dragomir, Vorsitzende des Lenkungsausschusses des Rumänischen Vereins für Windenergie:



    Die Windparks, die in Betrieb sind, werden rund um die Uhr überwacht. Bis jetzt wurden uns keine Unterlagen vorgelegt, die umweltschädliche Auswirkungen dokumentieren, und es gab auch keinen Bericht, in dem negative Umweltfolgen erwähnt wurden.“




    Stellen die Windkraftanlagen eine Gefahr für die Migrationswege der Vögel dar? Dazu Cătălina Dragomir, die Vertreterin der Windenergieerzeuger:



    Die Windkraftanlagen stellen an und für sich keine Gefahr dar. Falls Probleme erkannt werden oder Gefahren aufkommen, erhalten die Projekte keine Umweltbescheinigung. Das bedeutet, die Investition darf an dem Standort nicht mehr fortgesetzt werden. Das Projekt muss dementsprechend umgesiedelt werden. Es gibt keine Alternativen. Es kam schon mal vor, dass manchen Projekten keine Umweltzertifizierung zugeteilt wurde. Oder es wurde eine Umweltbescheinigung zugeteilt, aber nur bedingt, in Begleitung von Überwachungsma‎ßnahmen. Doch waren die Überwachungsma‎ßnahmen so aufwendig, dass sie sich entscheidend auf die Investition auswirkten. So dass es dazu kam, dass das Projekt nicht mehr umgesetzt wurde.“




    Die Umweltorganisationen wollen künftig mehr Daten über die Windparks erheben, um eigene Studien durchführen zu können. Mehr Details dazu bringt Marina Drugă, die Vertreterin der Rumänischen Ornithologen-Gesellschaft:



    Die meisten Windparks in der Dobrudscha wurden im Zeitraum 2013-2014 ausgebaut. Damals verfügten wir über viel zu wenige Angaben. Mittlerweile wurde ein Projekt umgesetzt, das die Datenerhebung fördert. Die Daten werden an die Europäische Kommission weitergeleitet. Wir wollen nicht missverstanden werden. Die Rumänische Ornithologen-Gesellschaft wehrte sich niemals gegen den Einsatz oder Ausbau von Windenergie. Doch soll das Vorhaben auf einer Strategie, auf Folgeabschätzungen basieren. Und dort umgesetzt werden, wo es keine negativen Folgen für die Vögel und ihre Lebensräume oder für die Fledermäuse hervorruft.“




    Cătălina Dragomir, Vorsitzende des Lenkungsausschusses des Rumänischen Vereins für Windenergie, verdeutlicht, sämtliche Vorhaben im Windenergiesektor gingen von gründlich dokumentierten Umweltverträglichkeitsstudien aus:



    Die Investitionen in erneuerbare Energien sind durch die zuständigen Behörden sehr gut dokumentiert worden. Die Abschätzung der Umweltverträglichkeit eines Projektes ist eine der wichtigsten Etappen der Vorarbeit. Je nach Ergebnissen wird entschieden, ob das Projekt umgesetzt wird oder nicht. Die Projekte werden durch örtliche, nationale oder internationale Finanzinstitutionen gefördert. Und sie wollen sicherstellen, dass sich ihre Investition lohnt, daher gehen sie keine Risiken ein und fordern Sicherheitsgarantien. Die Schlussfolgerungen der Umweltverträglichkeitsstudien werden aus diesem Grund ganz genau geprüft. Schon in den ersten Entwicklungsphasen eines Windkraftprojektes werden Umweltbescheinigungen und Umweltverträglichkeitsstudien gefordert. Unabhängige, spezialisierte Unternehmen werden mit der Durchführung beauftragt. Die erarbeiteten Studien werden im Nachhinein von der Umweltschutzbehörde bestätigt. Darüber hinaus können zusätzliche Umweltschutz- oder Überwachungsma‎ßnahmen während der Entwicklungsphase oder aber während der Einrichtung und des Betriebs angefordert werden. Sobald ein Windpark in Betrieb geht, wird er fortdauernd durch zuständige Gesellschaften überwacht. Dazu werden regelmä‎ßig Berichte an die zuständigen Behörden geschickt. Diese führen eine Risikobewertung durch und identifizieren weitere mögliche Gefahren oder Probleme.“




    Die ambitionierten Ziele der Europäischen Union im Hinblick auf die Stromerzeugung durch erneuerbare Energiequellen rechtfertigen keineswegs mögliche negative Auswirkungen auf die Natur. Negative Folgen müssen aufmerksam begleitet und auf ein Minimum reduziert werden. Denn nur so können wir über eine wahrhaftig grüne Energietechnologie sprechen.

  • Stiftung „Adept Transilvania“ setzt sich für extensive Landnutzung ein

    Stiftung „Adept Transilvania“ setzt sich für extensive Landnutzung ein

    Rumänien besitzt immer noch die weitesten landwirtschaftlichen Anbauflächen und Gebiete mit einem hohen natürlichen Wert europaweit. Diese befinden sich auf dem Land, in Siebenbürgen, in der Maramarosch, auf den Hügeln au‎ßerhalb des Karpatenbogens und im Westen des Landes. Dort haben die traditionellen landwirtschaftlichen Bräuche, das rationelle Weiden und die fehlenden Düngemittel die Erhaltung einer au‎ßerordentlichen Pflanzen- und Tiervielfalt ermöglicht. Diese Gebiete stellen rund 30% der landwirtschaftlichen Fläche des Landes bzw. 5 Millionen Ha dar und sind meistens den kleinen Familienbauernhöfen zugeordnet. Die Gegend der sächsischen Dörfer in Siebenbürgen ist besonders reich an trockenen Wiesen, die die nicht intensive Landwirtschaft widerspiegeln, die seit hunderten Jahren betrieben wird. Die Wiesen sind au‎ßerdem reich an Habitaten vieler Pflanzen- und Tierarten, die in anderen Teilen Europas verschwunden sind. Ben Mehedin, der Sprecher der Adept-Transilvania-Stiftung:



    Es sind jene Flächen, wo man Landwirtschaft auf kleiner Ebene betrieben hat, mit einem geringen Einfluss auf die Umwelt. Dank dieser haben wir bis heute einen Naturschatz, eine gro‎ße Pflanzen-, Tier-, Insekten- und Schmetterlingsvielfalt. Das alles, weil die Art, wie man Landwirtschaft betrieben hat, sowohl die Produktion von Lebensmitteln als auch das Leben der Wildtiere harmonievoll ermöglicht hat. Wir haben ein Projekt durchgeführt, das durch das Zusammenarbeitsprogramm Schweiz-Rumänien mitfinanziert wurde. Dieses fand in sechs Pilotbereichen, westlich von den Karpaten, in Siebenbürgen statt. Die Bereiche befinden sich im Harghita-Gebirge, Schä‎ßburg-Târnava Mare, ein anderer zwischen Târnava Mică und Miercurea Nirajului, im Zarand-Gebirge und ein weiterer Bereich im Barcău-Tal. Im Rahmen des Projekts haben wir uns einige Ziele gestellt. In erster Linie wollten wir diese Flächen mit hohem natürlichen Wert fördern, aber auch die Menschen, die in diesen Gegenden leben, und die von ihnen hergestellten Produkte.“




    Das Projekt wurde im Zeitraum 2013–2016 von der Stiftung Adept Transilvania“ durchgeführt. Dessen Ziel war die Verbesserung des Erhaltungsstandes dieser Weiden. Man hat au‎ßerdem den Landwirten in diesen Gegenden Fachberatung und Marketingideen angeboten, sagte uns Ben Mehedin:



    Das Projekt war in drei Bereiche eingeteilt. Der erste betrifft Leitlinien, wie man mit öffentlichen Geldern diese Gebiete unterstützen könnte, denn diese sind Lieferanten von gemeinschaftlichen Gütern. Durch die Landwirtschaft mit einer kleinen Auswirkung auf die Umwelt werden jene gemeinschaftlichen Güter generiert, die man nicht so oft in den tatsächlichen Produkten zu sehen bekommt. Wir sprechen, um genauer zu sein, über saubere Luft, über reinere Gewässer, über Bestäubung, landwirtschaftliche Biovielfalt, Biovielfalt, Schutz gegen den Klimawandel. Ein weiterer Bereich des Projekts war eine Marktuntersuchung mit dem Zweck, eine bessere Platzierung der betreffenden Produkte auf den Markt zu erkennen, denn diese sind reiner, gesünder und schmackhafter. Der dritte Bereich war die Einweisung einiger Kommunikatoren oder Entwicklungsagenten, die die Menschen über die Erhaltung dieser Traditionen aufklären sollen. Sie sollten au‎ßerdem mit den potenziellen Kunden sprechen, die sich für folgende Produkte interessieren könnten: Konfitüre, Tee, Honig, Käse, Fleischwaren. In diesen Gebieten hat man eine gemischte Landwirtschaft betrieben. Sehr oft hat man, wie auf jedem Hof, 1-2-3 Rinder gezüchtet. Ein wichtiger Aspekt ist die Heuherstellung für die Gro‎ßviehzucht. Man mäht mindestens einmal im Jahr, das Heu wird in den Stall gebracht, wo die Rinder untergebracht sind. Dank dieser Wiesen für die Heuversorgung haben diese Gegenden einen grö‎ßeren Pflanzenreichtum als andere Gebiete entwickelt, in denen man Landwirtschaft intensiv betreibt.“




    Trotz ihres Wertes für die ländlichen Gemeinden und für die Gesellschaft stehen diese Weiden, quasinatürlichen Wiesen und Mischbereiche, die extensiv angebaut werden, unter einem immer höheren Druck wegen des Verfalls, wegen der intensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und der Änderung ihres Verwendungszwecks. Deshalb verfolgte das Projekt die Findung von neuen Lösungen für die Erhaltung der traditionellen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, nicht nur für das Überleben einiger Landgemeinden und für die Herstellung gesunder Lebensmittel, sondern auch für die Erhaltung der Natur. Ben Mehedin:



    Wir möchten einen gesunden Rahmen schaffen, wo diese Produkte anerkannt sind, wo es genügend Nachfrage gibt, sodass die Hersteller ihre Lebensweise auch ohne Subventionen oder Finanzierung, mit ihren eigenen Kräften erhalten können, so wie sie es jahrhundertelang getan haben. Wir streben eine solide Mittelklasse der Landwirte an. Wenn diese Kleinhersteller nicht unterstützt werden, besteht das Risiko, dass sie verschwinden. Sie sind die Besitzer dieser Flächen. Sie sind in der heutigen Globalwirtschaft gefährdet, wenn nicht die richtigen Entscheidungen getroffen werden, denn diese Flächen gewährleisten die Lebensmittelsicherheit. Sie gewährleisten die Gesundheit des Bodens für die Zukunft. Aus Sicht der landwirtschaftlichen Produktion erzeugen diese Flächen mehr als die intensiv bewirtschafteten Flächen, wenn wir den Wert der landwirtschaftlichen Produktion und die Kosten für deren Erzeugung in Betracht ziehen.“




    Die Adept-Transilvania-Stiftung hat neulich gemeinsam mit WWF Rumänien und der ProPark-Stiftung eine europäische Konferenz veranstaltet, um das landwirtschaftliche Modell Siebenbürgens zu erläutern und Lösungen auf die Fragen zu finden, die das Überleben dieser bemerkenswerten Landschaften und der Lokalgemeinden gefährden.

  • Nationalpark Măcin-Gebirge: Einmalige Habitate und Biodiversität

    Nationalpark Măcin-Gebirge: Einmalige Habitate und Biodiversität

    Das Măcin-Gebirge liegt im Südosten Rumäniens und ist das älteste Europas. Deshalb ist das Gebirge auch nur 476 Meter hoch. Etwa 50% der Pflanzen- und Tierarten, die in Rumänien leben, sind hier zu finden. Hier wurde auch der National Park Măcin-Gebirge eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine 10 Tausend Hektar gro‎ße Fläche, die unter Naturschutz steht. In diesem Nationalpark wurden 24 prioritäre Habitate identifiziert, eines davon einmalig in Europa: der Dobrudscha-Buchenwald. Hier leben auch sehr viele Schmetterlinge-Arten, wie uns Prof. Dr. László Rákosy von der Babes-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg) erzählt:



    Aufgrund der Lage ist die Luftverschmutzung im Măcin-Gebirge kleiner als in anderen Regionen Rumäniens und Europas. Daran muss man folglich nicht mehr allzu viel arbeiten. Man muss aber die seltenen Arten erkennen, die Arten, die für das Măcin-Gebirge spezifisch sind, und diese Arten müssen unter Schutz gestellt werden. Im Măcin-Gebirge leben seltene und sehr seltene Arten. Hier lebt auch der grö‎ßte Schmetterling Europas, mit einer Flügelspannweite von mehr als 12 Zentimetern. Er ist also grö‎ßer als eine menschliche Hand. Es ist der Nachtpfauenauge, der zwischen Ende April und Mitte Juni fliegt. Die Raupen dieses Schmetterlings entwickeln sich in unterschiedlichen Obstbäumen und Bäumen und Büschen, die am Rande der Wälder zu finden sind. Der Schmetterling hei‎ßt Nachtpfauenauge, weil auf seinen Flügeln 4 vier runde Flecken, wie der männliche Pfau sie auf den Federn hat, zu sehen sind. Laut Wissenschaftlern gibt es in der Welt etwa 130-150.000 Schmetterlingsarten. In Rumänien wurden etwa 4.000-4.030 Arten registriert, wir schätzen aber ein, dass es etwa 5.000 Arten sind. Die meisten sind keine schönen, bunten Tagfalter, sondern Nachtfalter. Im Măcin leben etwa 900 Schmetterlingsarten.“




    Der Nationalpark Măcin-Gebirge, der seit 1998 auch Biosphären-Reservat ist, ist die einzige Region Europas, wo Ökosysteme, die für die Steppe typisch sind, zusammen mit submediterranen und balkanischen Wäldern zu treffen sind. Hier gibt es knapp 70% der bekannten Gesteinsarten, Pflanzen, die im Felsbereich wachsen, und mehr als 180 Vogelarten. Es ist auch ein für die Raubvögel wichtiges Brutgebiet. Die Region liegt auf einer wichtigen Migrations-Routen der Vögel, die dem Lauf der Flüsse Pruth und Sereth folgen. Eine hohe Zahl von Störchen und anderen Zugvögeln durchqueren diesen Korridor. Prof. Dr. Ioan Coroiu von der Babes-Bolyai-Universität in Cluj berichtet:



    Hier sind die Arten, die das Felsgebiet lieben, zu Hause. Die seltenste Art ist wahrscheinlich der Donau-Falke. Das Vorhandensein dieser Arten hier zeigt uns, dass die Gegend reich an kleinen Säugetieren ist, vor allem an Mäusen und Spitzmäusen. Auch Reptilien leben hier. Auf dem ganzen Pricopanului-Kamm findet man insbesondere im Frühling zahlreiche Schildkröten. Ein anderes Reptil, das hier lebt ist die Hornviper. Auch die östliche Vierstreifennatter ist hier zu finden. Vor 15-20 Jahren dachten wir, sie sei hier ausgestorben, es gibt sie aber in einer immer höheren Anzahl, im Măcin-Gebirge und im Hagieni-Wald. Weiter gibt es noch Eidechsen.“




    Um Informationen über die Biodiversität, Geschichte und Ethnographie der Region zu übermitteln, wurde vor kurzem ein modernes Info-Zentrum des Nationalparks Măcin-Gebirge in der Ortschaft Greci eröffnet. Die Besucher können auf diese Weise Informationen über die Bedeutung dieser in Europa einmaligen Gegend bekommen.

  • Mikrowasserkraftwerke: Umweltschützer erachten sie als naturschädigend

    Mikrowasserkraftwerke: Umweltschützer erachten sie als naturschädigend

    Am Lauf der Flüsse in den Karpaten haben in den letzten Jahren Eingriffe mit beträchtlichen Auswirkungen auf die natürlichen Ökosysteme stattgefunden. Diese betreffen den Bau von Mikrowasserkraftwerken. Die Investoren suchen tief im Herzen der Gebirge günstige Orte, wo sie grüne Energie erzeugen können. Der Preis ist die Vernichtung der wilden Natur. In anderen europäischen Ländern wurde die Gebirgsbiovielfalt unumkehrbar durch den Eingriff des Menschen betroffen.



    In den rumänischen Karpaten gibt es immer noch eine bemerkenswerte Biovielfalt, mit Arten, die einst über den ganzen Kontinent verbreitet waren. Mit Ausnahme Russlands finden wir in den rumänischen Karpaten die zahlreichste Bevölkerung von gro‎ßen Fleischfressern Europas — Bären, Wölfe, Luchse — sowie weite Flächen unberührter Wälder. Durch die Karpaten flie‎ßen Bäche, die reich an vielfältigen Fischarten sind. Leider wird durch den Bau von Mikrowasserkraftwerken das kristallklare Wasser der Bergflüsse und –bäche eine Mischung aus Schlamm und Geröll und es verschwinden jegliche Lebensformen. Die Fauna der wirbellosen Wassertiere, aber auch die Unterkünfte zur Vermehrung der Fische sind betroffen. Es werden Zugangswege durch die Wälder bis zu den Flüssen gebaut, man bringt Bulldozer und Bagger, die die Konfiguration des Bodens ändern und die Entstehung von Betonbauten führt zur Unterbrechung des natürlichen Laufes der Gewässer. Die Habitate werden fragmentiert und nichts kommt dem, was einst war, gleich. Wenn die Durchflussgeschwindigkeit höher ist, ist auch der Gewinn höher. Meistens werden diese Mikrowasserkraftwerke in Schutzgebieten gebaut oder an der Grenze dieser, die sich unter dem Schutz interner und europäischer Gesetze befinden.



    Die Umweltschutzorganisationen wiedersetzen sich solchen Energievorhaben, die in Schutzgebieten gebaut werden. Der Verband Coaliţia Natura 2000“ gewann neulich ein Verfahren gegen das Umweltministerium und stoppte somit den Bau von vier Mikrowasserkraftwerken im Ţarcu-Gebirge (Bistra Mărului, Şucu und Olteana). Der Leiter dieses Umweltverbandes, Liviu Cioineag, erläutert die Ziele der Organisation:



    Es ist ein Kampf, den wir seit Jahren durch unsere Mitglieder führen. Es handelt sich um WWF Rumänien und um den ehemaligen Treuhänder des Standortes — den Verband »Altitudine« aus Temeswar. Der besagte Verband verlor sogar seinen Treuhänderstatus, weil er diesem Energievorhaben nicht zugestimmt hat. Leider hat die Umweltschutzbehörde des Landkreises Caraş Severin weder den Standpunkt des Treuhänders beachtet noch die Beschwerden des Umweltverbandes, und da waren wir gezwungen, sie vor Gericht zu bringen. Das Verfahren hat mehr als ein Jahr gedauert. Wir haben jede Etappe gewonnen. Am Ende hat das Berufungsgericht ein unwiderrufliches Urteil verkündet und die Umweltgenehmigungen für die vier Energievorhaben au‎ßer Kraft gesetzt. Diese Energievorhaben sind einige Mikrowasserkraftwerke, die mehr erzeugen, als wir gedacht haben. Sie haben eine starke Auswirkung auf die Habitate um die Flüsse herum und leider einen sehr niedrigen Beitrag zum Energiemix. Der Energiebeitrag, den es zum Landesnetzwerk leistet, ist sehr niedrig.“




    Das Ţarcu-Gebirge bildet ein kompaktes natürliches Gebiet, ohne Menschensiedlungen, mit Ausnahme der Ortschaft Poiana Mărului und des Ferienortes Muntele Mic. Über 10.000 Ha sind Wildwälder und rund 2.000 Ha sind mit Bäumen bewaldet, die zwischen 165-185 Jahren alt sind. Die Gegend wurde zu einem Areal von gemeinschaftlicher Bedeutung erklärt, zum Schutz einiger empfindlicher Arten und Habitate, die spezifisch für die Flüsse sind, einschlie‎ßlich der Fisch-, Krebs- und Otterarten, die europaweit geschützt sind. Die Fische können unter den Folgen der Habitatwandlungen leiden. Für ihre Entwicklung benötigen sie ein recht gro‎ßes Wasservolumen und auch eine gro‎ße Vielfalt an Mikrohabitaten. Die Mikrowasserkraftwerke stellen eine Bedrohung für diese Fische dar. Liviu Cioineag:



    Derartige Vorhaben, wenn sie gebaut werden, sind nicht nur einige Turbinen, die die Wasserkraft ausnutzen. Es werden kilometerlange Rohre verlegt, die das Bett eines Flusses durchqueren. Wenn diese Bauwerke errichtet werden, werden unvermeidlich Bäume gefällt, Landschaften, Pflanzen, Tiere, Fische vernichtet und vertrieben, da diese Wassersammelanlagen das ganze Wasser aus dem Fluss wegnehmen. Ich wei‎ß nicht, ob Sie einen Fluss gesehen haben, von dem nur die Steine übrig geblieben sind, er ist vollkommen ausgetrocknet. Das passiert, wenn es bergauf eine Sammelanlage, ein Mikrowasserkraftwerk gibt, das das ganze Wasser aufgesaugt hat, um Energie zu erzeugen. Wenn solche Vorhaben gebaut und genehmigt werden, lassen sie die Flüsse ohne Wasser.“




    Auf den Flüssen im Ţarcu-Gebirge gibt es noch einige Mikrowasserkraftwerke, die in den vorigen Jahren gebaut wurden, als die Umsetzung der europäischen Gesetzgebung noch am Anfang war und keiner vorhergesehen hatte, welche Auswirkung diese auf einen Fluss haben können. Liviu Cioineag:



    Obwohl solche Investitionen im Westen nicht mehr genehmigt werden, denn man hat bewiesen, dass sie keinen Nutzen haben, ist die Auswirkung auf die Umwelt äu‎ßerst gravierend, während die Energieleistung sehr niedrig ist. Die Investoren sind weiterhin nach Rumänien gekommen, um in unerforschten Gegenden, wo das Flussgefälle gro‎ß ist, zu bauen. Hier gibt es einen kleinen Durchfluss, aber eine gro‎ße Kraft. Somit ist die Investition recht klein. Durch Subventionen und nicht durch die erzeugte Energie bringen diese Kraftwerke den Investoren sehr viel Geld ein. Diese Subventionen werden aus unserer Tasche durch die Stromrechnung gezahlt. Wir bezahlen für die grünen Zertifikate, die diesen Investoren vergeben werden, die nur theoretisch grüne Energie erzeugen.“




    Einige Flüsse im Retezat-Gebirge, dort, wo es den ältesten Nationalpark Rumäniens und einen Standort von Natura 2000 gibt, wurden bereits gesammelt und umgelenkt. In anderen Landkreisen Rumäniens haben sowohl die lokale Bevölkerung als auch die öffentlichen Institutionen die Auswirkungen verstanden und sich den Investitionen in Mikrowasserkraftwerke wiedersetzt. Gemeinsam mit diesen veranstalten die Umweltschützer Seminare und Tagungen für den Stopp dieser Bauten. Bis dato wurden auf den Flüssen der Karpaten bereits 200 Mikrowasserkraftwerke gebaut.

  • Der Naturpark Maramureş-Gebirge

    Der Naturpark Maramureş-Gebirge

    Die Maramureş (auch: Marmarosch) ist eine ursprüngliche, eher abgeschiedene Gegend im äu‎ßersten Norden Rumäniens, charakterisiert durch kleine, alte Holzkirchen, kunstvoll gefertigte Holztore sowie kleine Dörfer mit landwirtschaftlichen Betrieben. Die Einwohner sind berühmt für ihre Kunstfertigkeit in der traditionnellen Holzbearbeitung, die Holzkirchen und die Holztore aus der Maramureş sind praktisch zu Symbolen der Region geworden. Umgeben von Bergen, Wäldern und Flüssen liegen die kleinen Dörfer mitten in der wilden Natur, die die Ortsansässigen liebevoll schützen.



    Der Naturpark Maramureş-Gebirge wurde 2004 gegründet, mit dem Zweck, die Biodiversität in der Region zu schützen. Der Park erstreckt sich auf 133.354 Ha; davon sind 19.000 Ha Naturreservate. Es gibt 11 Typen von Habitaten (Lebensräumen) im Naturpark Maramureş-Gebirge; hier wurden 24% der Pflanzenarten Rumäniens identifiziert. Auch die Tierwelt ist in der Maramureş sehr gut vertreten. Neulich identifizierten die Fachleute von der Weltnaturschutzunion (IUCN) 137 Zonen aus 34 Ländern, die unersetzbar sind und besondere Aufmerksamkeit verdienen. Auf dieser Liste steht auch der Naturpark Maramureş-Gebirge, wo die Tatra-Wühlmaus (Microtus tatricus) lebt. Cătălina Bogdan, Verwaltungsleiterin des Naturparks Maramureş-Gebirge, bringt weitere Details:



    Die Tatra-Wühlmaus ist ein kleines Säugetier, ein Nagetier, das in Bergregionen, genauer gesagt in feuchten steinigen Gebieten und in Tannenwäldern lebt. Das ist eine für Europa typische, seltene Tierart, die auf begrenzten Arealen der Karpaten in der Slowakei, der Ukraine, Polen und Rumänien lebt. In Rumänien gibt es schätzungsweise 500 Exemplare in der Maramureş, im Norden der Ortschaft Borşa, im Rodna-Gebirge, im Tal des Flusses Mara sowie in der Moldau, in den Kreisen Suceava und Botoşani. Eine weitere Tierart, auf die wir sehr stolz sind, ist ein Fisch, der Huchen (Hucho hucho), auch Donaulachs oder Rotfisch genannt. Der Huchen besiedelt die Äschen- und Barbenregion von Flüssen, vor allem der Donau und vieler ihrer Nebenflüsse. Der Huchen ist auch ein Speisefisch, allerdings ist er selten und stark vom Aussterben bedroht. Aus diesem Grund wurde er 2012 vom Österreichischen Naturschutzbund zum Fisch des Jahres gekürt. Bei uns, in der Maramureş, lebt der Huchen in den Flüssen Theiss, Vişeu und Ruscova; gemä‎ß der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist das eine seltene, sehr wertvolle Tierart — die Grenzen des Naturparks wurden dem Lebensraum des Huchens entsprechend festgelegt. Eine weitere für die Maramureş emblematische Tierart ist das Birkhuhn (Lyrurus tetrix) — in Rumänien leben etwa 60 bis 80 Paare. Das Auffinden dieser seltener Spezies in der Maramureş führte zur Gründung des Wildtierreservats Cornu Nedeii — Ciungii Bălăsânii.“



    Neben den rumänischen Dörfern gibt es im Naturpark Maramureş-Gebirge auch ukrainische Gemeinden — Ukrainer und Rumänen pflegen zusammen die Biodiversität, ihre spezifischen Volksbräuche und die traditionelle Handwerkskunst. Cătălina Bogdan dazu:



    Es gibt bei uns in Maramureş mehrere Gemeinden, die die traditionellen Handwerke pflegen. Eine davon ist die Gemeinde Vişeu de Jos (Unterwischau), mit mehrheitlich rumänischer Bevölkerung, wo die Ortsansässigen seit eh und je auf traditionellen Bauernhöfen leben und die alten Leute immer noch ihre berühmte Volkstracht tragen. In Vişeu de Jos leben viele Kunsthandwerker — Holzschnitzer, Weber, Schmiede; hier funktionieren noch traditionelle Holzanlagen zum Waschen und Verarbeiten von Schafswolle. Ebenfalls in Vişeu de Jos (Unterwischau) befindet sich die wichtigste Kürschnerei der Gegend Vişeu-Ruscova, wo die Kunsthandwerker Leder- und Schafspelzwesten mit bunten Stickereien und Metallverzierungen herstellen.“



    In der Maramureş gibt es nicht viele touristische Stra‎ßen, und das ist vielleicht einer der Gründe, warum die Naturlandschaft hier in ihrem unberührten, ursprünglichen Zustand aufbewahrt wurde. Das Dorf Repedea ist berühmt für seine einmalige Narzissenwiese, die im Monat Mai in voller Blüte steht. Das Reservat befindet sich hoch auf dem Berg, und deshalb trauen sich nur wenige Touristen dorthin. Einzigartig und sehr selten ist auch das Alpen-Edelwei‎ß — schon seit 1933 wurde diese Pflanze als gefährdet erklärt und steht seitdem unter strengem Naturschutz. Sie blüht auf den höchsten Gipfeln und Bergwiesen, wo nur die ebenfalls naturgeschützten Steinböcke gelangen.



    Eine besondere Sehenswürdigkeit, die von vielen Touristen im Maramureş-Gebirge aufgesucht wird, ist Valea Vaserului (das Wassertal) mit der Waldbahn (Schmalspurbahn von Maramureş). Das Wassertal wurde bereits im 18. Jahrhundert von der österreichischen Monarchie als Wasserweg durch die dichten Wälder genutzt, um Holz von den Bergen ins Tal zu befördern. Die im Vişeu de Sus (Oberwischau) angesiedelten deutschsprachigen Holzarbeiter haben mit der Holzverarbeitung in den unberührten Wäldern angefangen. Das Holz wurde bis 1933 mit Flö‎ßern ins Tal gebracht.



    Die Eisenbahnlinie wurde zwischen 1930-1933 als Schmalspurbahn mit einer Breite von nur 760 mm für die Holzindustrie erbaut und führt durch ein wildromantisches Waldgebiet in den Karpaten, entlang des Valea Vaserului (Wassertal), bis an die ukrainische Grenze. Die Waldbahn legt auf ihrer Fahrt durch das Wassertal knapp 43 Kilometer zurück. Sie wird von einer Dampflokomotive angetrieben und ist eine der letzten Schmalspurbahnen weltweit.



    Neben der wunderschönen Landschaft kann man entlang der Strecke viele Brücken und Tunnels bewundern. Die Gegend ist fast unbesiedelt und ein gro‎ßer Teil ist bewaldet. Als Rumänien noch ein Königreich war, wurde das Wassertal als geschütztes königliches Gebiet bekannt. Seit 2007 ist das Wassertal ein Teil des Naturparks Munţii Maramureşului (Marmarosch-Gebirge) und genie‎ßt somit den Schutz eines solchen Naturreservats.



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