Tag: häusliche Gewalt

  • Nachrichten 24.01.2023

    Nachrichten 24.01.2023

    Am 24. Januar, feiern die Rumänen die Vereinigung Moldawiens mit der Walachei, ein politisches Ereignis, das vor 164 Jahren, im Jahr 1859, unter der Führung von Alexandru Ioan Cuza stattfand. Historisch gesehen handelt es sich um die erste Etappe der Gründung des modernen rumänischen Einheitsstaates, die 1918 abgeschlossen wurde. Militärische und religiöse Zeremonien wurden vom Ministerium für Nationale Verteidigung zusammen mit den zentralen und lokalen Behörden in allen Garnisonen geplant, in denen Denkmäler für die Union der rumänischen Fürstentümer errichtet wurden. In der Hauptstadt wurden am Grab des Unbekannten Soldaten Kränze niedergelegt. Staatspäsident Klaus Iohannis, der an der Veranstaltung teilnahm, sagte, dass die Erfolge von 1859 eine Lektion in Sachen Verantwortung für all diejenigen sind, die weiterhin am Aufbau eines modernen und demokratischen europäischen Rumäniens arbeiten. Er rief erneut dazu auf, alle verfügbaren Instrumente zu nutzen, um die notwendigen Reformen in Rumänien zu vollenden und die Missstände zu beseitigen, die sich schon zu lange hinziehen. In Iași (Ost) nahmen Tausende von Menschen an den Veranstaltungen teil, darunter Premierminister Nicolae Ciucă und der Präsident der Abgeordnetenkammer, Marcel Ciolacu. In einer Botschaft vom 24. Januar sagte Premierminister Ciucă, dass die Wurzeln des europäischen Rumäniens in der Union von vor 164 Jahren zu finden seien – ein echtes Beispiel für die Einigkeit des Willens der Rumänen, die den Weg für die Emanzipation und Modernisierung des Staates ebnete. Seiner Meinung nach liegt es in der Verantwortung der politischen Klasse und der staatlichen Institutionen, diesen Akt der Einigung der rumänischen Nation zu würdigen. In den orthodoxen Kirchen des Landes wurde der 164. Jahrestag der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer mit Te Deum-Gottesdiensten begangen, an deren Ende die Glocken eine Minute lang läuteten.



    Häusliche Gewalt ist ein Phänomen, mit dem einige Rumänen tagtäglich konfrontiert sind, und die Folgen sind katastophal: 42 Frauen und 4 Kinder starben im vergangenen Jahr an den Folgen von Schlägen und Misshandlungen in der Familie, und fast 40.000 Frauen und 9.000 Kinder wurden Opfer von Aggressionen. Es wurden mehr als 11.000 Schutzanordnungen und mehr als 20.000 vorläufige Schutzbefehle erlassen, teilte die Familienministerin auf einer Social-Media-Seite mit. Gabriela Firea erklärte, dass ihr Ministerium und Frauenrechtsorganisationen ihre Bemühungen zur Verhinderung und Bekämpfung dieses schwerwiegenden Phänomens fortsetzen werden. Sie ist der Meinung, dass mehr Information, auch in den Schulen, notwenig ist.



    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Schweden gewarnt, nicht mit der Unterstützung seines Landes für die NATO-Mitgliedschaft zu rechnen, nachdem kürzlich in Stockholm eine Demonstration stattfand, bei der ein Koran verbrannt wurde. Der Beitritt Schwedens zum Nordatlantischen Bündnis muss von allen Mitgliedstaaten ratifiziert werden, aber die Spannungen zwischen Ankara und Stockholm haben in den letzten Wochen zugenommen. Schweden und Finnland haben im vergangenen Mai nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft gestellt. Die Mitgliedschaft der beiden nordischen Länder muss nur noch von der Türkei und Ungarn ratifiziert werden. Die Türkei wirft Schweden jedoch vor, Gruppen zu unterstützen, die von der Regierung in Ankara als terroristisch eingestuft werden. Am Dienstag hat Finnland durch seinen Außenminister Pekka Haavisto zum ersten Mal erklärt, dass es die Option eines NATO-Beitritts ohne Schweden in Betracht ziehen sollte.



    In der Ukraine sind fünf Regionalgouverneure und vier stellvertretende Minister entlassen worden. Das gab die Regierung in Kiew am Dienstag nach einem Skandal um angebliche Korruption im Militär während des russischen Einmarsches bekannt. Zwei stellvertretende Leiter des ukrainischen See- und Binnenschifffahrtsdienstes wurden ebenfalls entlassen. Zuvor hatte auch der stellvertretende Generalstaatsanwalt Oleksi Simonenko seinen Rücktritt angekündigt, möglicherweise im Zusammenhang mit den Enthüllungen über einen Neujahrsurlaub, den er mit seiner Familie in Spanien verbracht hatte, als das Kriegsrecht die Ein- und Ausreise aus dem Land verhinderte. Korruptionsfälle in der Ukraine waren vor der russischen Invasion an der Tagesordnung – stellt AFP fest. Der aktuelle Skandal kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Kiew seine westlichen Verbündeten, deren militärische und finanzielle Unterstützung von entscheidender Bedeutung ist, um die Entsendung von Hunderten von Panzern zur Konfrontation mit Moskau bittet. Darüber hinaus ist die Bekämpfung der Korruption eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Aufnahme des Landes in die Europäische Union.

  • Häusliche Gewalt gegen Frauen nahm während des Lockdowns zu

    Häusliche Gewalt gegen Frauen nahm während des Lockdowns zu

    Seit dem Beginn der Pandemie und der Einführung der ersten Freizügigkeitsbeschränkungen im Frühjahr 2020 wurde signalisiert, dass die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt weltweit sprunghaft ansteigt. Die EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Rumänien, bildeten da keine Ausnahme, und die Frauen hatten in mancher Hinsicht noch grö‎ßere Schwierigkeiten als sonst zu bewältigen, sagt Andreea Rusu, Geschäftsführerin des FILIA-Zentrums, einer Vereinigung, die sich für den Schutz der Rechte von Frauen einsetzt:



    In Rumänien gab es in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 20.000 Fälle von Schlägen oder anderer häuslicher Gewalt. Auch die Zahl der Anrufe bei der Notrufnummer 112 war um 18% höher als im gleichen Zeitraum 2019. Gleichzeitig verdoppelten sich während des Notstands die Anrufe bei der kostenlosen Nummer der Nationalen Agentur für die Gleichstellung von Frauen und Männern, bei der sich Frauen über die Dienste informieren können, die sie im Falle von Gewalt nutzen können. Frauen waren auch mit anderen Hindernissen konfrontiert. Um zum Beispiel von zu Hause aus eine einstweilige Verfügung zu beantragen, benötigten sie einen Internetzugang, einen Computer und einen Drucker. Aber jeder wei‎ß, dass es in Rumänien in ländlichen Gebieten keinen Internetzugang gibt, vor allem nicht in den benachteiligten Gebieten. Viele Frauen haben einfach nicht die notwendigen technischen Mittel zu Hause, um das zu tun.“




    Während des Notstands, der von März bis einschlie‎ßlich Mai 2020 verhängt wurde und die Bewegungsfreiheit stark einschränkte, waren viele Frauen praktisch in ihren Häusern mit den Gewalttätern gefangen. Sie konnten das Haus nicht verlassen und hatten niemanden, an den sie sich um Hilfe wenden konnten. Abgesehen davon, dass der Antrag auf eine einstweilige Verfügung online gestellt werden musste, wurden auch einige Gerichte geschlossen oder deren Personalbestand reduziert. In den meisten Fällen hatten die misshandelten Frauen den Eindruck, dass zu diesem Zeitpunkt die öffentliche Gesundheit im Vordergrund stand und die Sicherheit und Unversehrtheit der Misshandelten für die Behörden irrelevant geworden war. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls die Nichtregierungsorganisationen. Andreea Rusu:



    Viele Frauen mussten zu ihren Aggressoren nach Hause zurückkehren oder waren im selben Haus gefangen, entweder weil sie Angst hatten, es zu verlassen, weil sie sich vor dem Virus fürchteten, oder einfach weil sie wegen des Aggressors mit niemandem sonst reden konnten. In anderen Ländern gab es Möglichkeiten für die Opfer häuslicher Gewalt, die Polizei oder die Sozialämter zu alarmieren, z.B. durch das Wählen spezieller Nummern auf WhatsApp oder den Gang zu einer Apotheke, wo sie einen bestimmten Code sagen mussten. Wenn man mit einem Aggressor im Haus ist, ist es sehr schwierig, NGO oder Sozialhilfebüros zu kontaktieren und um Hilfe zu bitten. Ein Opfer kann nicht immer die 112 anrufen, und die Anrufe von Opfern werden nicht immer als Notfall betrachtet.“




    Unter diesen Umständen haben die Opfer dennoch Hilfe bekommen, auch mit Hilfe der digitalen Technik. Sie fragen sich vielleicht, wie die Bürger- oder Nichtregierungsorganisationen, die diesen Frauen normalerweise helfen, eingreifen konnten? Andreea Rusu hat die Antwort:



    In den meisten Fällen verlagerten sich die Diskussionen mit den Opfern, die sich einen Internetzugang leisten können oder haben, in die Online-Umgebung. Deshalb ist die Zugriffsrate auf die speziellen Seiten anderer Verbände gestiegen. Es wurden auch mehrere Online-Kampagnen gestartet, um den Opfern in dieser pandemischen Krise zu helfen. Aber leider waren Frauen, die in benachteiligten Gebieten leben und keine Informationen über irgendwelche NGO haben, allein, und ihre Möglichkeiten waren gering, wenn sie überhaupt bestanden.“




    Obwohl die gesamte EU von einer erhöhten Anzahl von Beschwerden über häusliche Gewalt betroffen ist, haben die Mitgliedsstaaten relativ unterschiedlich reagiert, wenn es darum ging, gegen Übergriffe vorzugehen. Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) — eine EU-Agentur mit Sitz in der litauischen Hauptstadt Vilnius — hat eine Studie über die Auswirkungen von COVID-19 auf die Opfer häuslicher Gewalt durchgeführt. Veronica Collins, eine Vertreterin des EIGE, erzählt uns im Folgenden mehr über die wichtigsten Informationen, die kurz nach der Einführung der Quarantäne in vielen EU-Ländern aufgenommen wurden:



    In Frankreich haben wir in nur einer Woche einen Anstieg der Meldungen über häusliche Gewalt um 32% festgestellt. In Litauen sahen wir in einem Zeitraum von drei Wochen einen 20-prozentigen Anstieg der Berichte über häusliche Gewalt, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Das sind die beiden ersten Zahlen, die wir haben. Die eine Zahl stammt von der litauischen Polizei, die Berichte in Litauen erstellte, und die französischen Berichte kommen aus den Medien. Aber solide, administrative, offizielle Zahlen sind immer noch ziemlich schwer zu bekommen. Und unsere Studie konzentrierte sich auf die Ma‎ßnahmen, die die Mitgliedsstaaten ergriffen haben, um Frauen vor Gewalt zu schützen und den Zugang zu Unterstützungsdiensten, sozialen Schutzräumen und Hotlines zu gewährleisten. Und in einigen Ländern gab es zunächst auch einen Rückgang der Anrufe, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass die Täter immer in der Nähe waren und die Opfer deshalb nicht telefonieren konnten.“




    Die EIGE-Studie zeigt auch die Gründe, warum in Krisensituationen wie der COVID-19-Pandemie die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt ansteigt. Veronica Collins erneut mit Details:



    Die Gründe für den Anstieg der Gewalt gegen Frauen sind vielfältig. Dazu gehört die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit. Das kann zu Spannungen im Haushalt, zu Spannungen in der Familie führen. Wenn das Opfer finanziell nicht unabhängig ist, was recht häufig vorkommt, wird es noch schwieriger, der missbräuchliche Situation zu entkommen. Wirtschaftliche Unsicherheit, allgemeine Angst und Stress können auch den Alkoholkonsum erhöhen, was ebenfalls zu Gewalt führen kann. Zusammengebrochene Infrastruktur, eingeschränkte Infrastruktur, eingeschränkter Zugang zu Infrastruktur kann die Opfer ebenfalls daran hindern, der sich der misslichen Situation zu entziehen und die nötige Unterstützung zu suchen. Einschränkungen während einer Krise können auch den Zugang zu einem informierten Unterstützungsnetzwerk, wie Freunde und Familie, erschweren.“




    Obwohl einige Mitgliedsstaaten Ma‎ßnahmen ergriffen haben, um die Opfer von häuslicher Gewalt in dieser Zeit zu schützen, zeigt die EIGE-Studie, dass es keine ausreichenden Ma‎ßnahmen gibt und dass eine integrierte Strategie erforderlich ist, die in jeder Art von Krise angewendet werden kann.

  • Ian Tilling: Britischer Polizist in Ruhestand engagiert sich für Opfer häuslicher Gewalt

    Ian Tilling: Britischer Polizist in Ruhestand engagiert sich für Opfer häuslicher Gewalt

    Nach der Revolution von 1989 waren die internationalen Medien voll mit Bildern von Kindern in Horrorheimen in Rumänien. Es dauerte nicht lange, und es kamen Dutzende Hilfstransporte ins Land. Es waren Ausländer, die, tief beeindruckt von dem, was sie in den Medien gesehen hatten, entschlossen waren, diesen Kindern zu helfen. Unter ihnen befand sich auch unser heutiger Gast, Ian Tilling aus Gro‎ßbritannien.



    Ian Tilling arbeitete zwei Jahre lang mit behinderten Kindern im Zentrum von Plătăreşti nahe Bukarest und beschloss, anschlie‎ßend für immer in Rumänien zu bleiben. Am Ende einer 23-jährigen Karriere bei der örtlichen Polizei in der britischen Stadt Kent wurde er mit der Medaille für vorbildliches Verhalten ausgezeichnet. Er zog nach Rumänien und gründete 1992 den Verein Casa Ioana“, ein Zentrum für Opfer häuslicher Gewalt und eine Unterkunft zwecks eines Neuanfangs für obdachlose Familien. Ian Tilling organisiert auch regelmä‎ßig humanitäre Aktionen für Obdachlose in Bukarest.



    Zum ersten Mal kam er im August 1990 nach Rumänien. Er erinnert sich noch genau, wie das Land einige Monate nach der Revolution aussah:



    Die Reise nach Bukarest war schrecklich und wunderbar zugleich. Schrecklich, weil es keine Stra‎ßen gab und die Bedingungen sehr schwierig waren. Stattdessen war die Aussicht fantastisch, die Natur war wunderschön. Das machte die Reise sehr interessant. Als wir in Bukarest ankamen, war es spät in der Nacht und die Stadt schien ärmlich zu sein. Das hatten wir nicht erwartet. Wir erreichten schlie‎ßlich das Hotel Athénée Palace, ein ziemlich luxuriöses und recht teures, aber wir hatten keine andere Unterkunft. Ich erinnere mich, dass wir am Morgen von einem Kind begrü‎ßt wurden, das der Krankenschwester, mit der wir zusammen waren, eine Blume gab. Es war eine nette Geste, und das Kind wurde in den folgenden Tagen unser kleiner lokaler Reiseleiter, der uns sehr half. Zunächst arbeitete ich im Waisenhaus der Mutter Teresa in Bukarest, bevor ich einige britische Krankenschwestern traf und ins Zentrum in Plătăreşti wechselte, wo ich einen Monat lang mit den dortigen Kindern arbeitete, die schwere körperliche und geistige Behinderungen hatten. Ich erinnere mich, dass ich nur auf dem Markt Lebensmittel kaufen konnte. Es gab zwar auch ein Lebensmittelgeschäft auf dem Magheru-Boulevard, aber meine Haupteinkäufe tätigte ich auf dem Markt. Vor den wenigen Läden bildeten sich Warteschlangen, und Stra‎ßenbeleuchtung gab es nur auf den Hauptboulevards. Alles war langweilig, es gab nirgendwo Farbe, es gab keine Werbetafeln, alles war eintönig. Als wir zurückfuhren und eine Nacht in Braşov (Kronstadt) verbrachten, einer Stadt, die so anders ist als Bukarest, so schön, in den Bergen gelegen, war ich überrascht.“




    Auf der Rückreise war er froh Rumänien, hinter sich gelassen zu haben. Er sagte, dass es vier Wochen extremer Gefühle waren. Er dachte nicht, dass er jemals zurückkehren würde. Doch es sollte anders kommen. Es war, als würde uns ein unsichtbarer Magnet zurückziehen, erinnert sich Ian Tilling. Jetzt ist er ein bekannter Leiter von Programmen im sozialen Bereich. In 30 Jahren in Rumänien koordinierte er mehrere Teams, die europäische Programme und ein Weltbankprogramm zur sozialen Eingliederung von Obdachlosen und Alleinerziehenden umgesetzt haben. Der von ihm gegründete und geführte Verein Casa Ioana“ beherbergt 20 Familien und neun Frauen, die betreut, psychologisch und professionell beraten werden, um ein unabhängiges Leben zu führen. Nach einem Jahr, denn solange dauert die Unterkunft im Casa Ioana“, finden über 80% der hier Untergebrachten ein neues Zuhause und einen Job. Seitdem er hier lebt, hat Ian viele Veränderungen wahrgenommen:



    Viele Dinge haben sich verändert und ändern sich immer weiter zum Besseren. Ich bin froh, das festzustellen. Rumänien ist jetzt NATO-Mitgliedsland und Teil der Europäischen Union. Ich bin in diesen Jahren viel gereist und habe nur gute Eindrücke und Lob für das Land und die Menschen hier erhalten, als ich sagte, dass ich aus Rumänien komme. Viele Rumänen gingen ins Ausland, und die überwiegende Mehrheit von ihnen leistete einen guten Beitrag in den Ländern, in denen sie leben. Rumänien sollte — und ich denke, das tut es schon — die natürliche Schönheit seiner fabelhaften Orte fördern, die das Herz von Prinz Charles und anderer Persönlichkeiten berührt haben, die Interesse an der Natur und den reichen Traditionen haben. Ein anderer wichtiger Bereich wäre das Gastgewerbe, einer in dem Rumänien Fortschritte machen und verstehen muss, dass es gegenüber Touristen eine einladende und freundliche Kultur entwickeln muss. Und nicht nur der rumänische Staat, sondern wir alle müssen dies tun, wir sollten uns alle bemühen, ein besseres Image und unsere Erfolge im Ausland bekannt zu machen.“




    Ian vermisst seine Familie in England, aber Rumänien bleibt sein jetziges Zuhause.



    Rumänien ist seit vielen Jahren meine Heimat. So gesehen, ist es das Land meiner Wiedergeburt, ich habe mein Leben komplett umgekrempelt, seit dem ich hier bin. Ich vermisse nichts Besonderes aus England, wahrscheinlich weil ich genau wei‎ß, dass mein Zuhause jetzt hier ist. Ich habe hier Wurzeln geschlagen und bin dankbar für diese Chance. Es waren au‎ßergewöhnliche drei Jahrzehnte für mich, eine emotionale Achterbahnfahrt, die bis heute andauert. Ich habe so viel über mich selbst gelernt. Dies wäre nicht passiert, wenn ich in Gro‎ßbritannien geblieben und ein gewöhnlicher Rentner gewesen wäre.“




    Zurückblickend begrü‎ßt Ian Tilling, dass die Kinderzentren geschlossen wurden. Er glaubt aber, dass der rumänische Staat nicht genug für die benachteiligten Menschen tut. Armut, mangelnde Ausbildung und Akzeptanz der häuslichen Gewalt als etwas fast Normales sind die gro‎ßen Herausforderungen jetzt in Rumänien, sagt er.

  • Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“

    Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“

    Derzeit absolviert Agnes Venema ein fast zweijähriges Forschungspraktikum an der Nationalen Informationsakademie Mihai Viteazu“ in Bukarest. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Koordinierung von Programmen der Vereinten Nationen in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Gro‎ßbritannien und Timor. Wie hat sie sich Rumänien integriert und vor allem warum hat sie sich für unser Land für diese berufliche Änderung entschieden?



    Dies ist eine interessante Frage, da ich mich während meines Studiums und in meiner bisherigen Karriere tatsächlich auf Menschenrechtsfragen konzentriert habe. Was ich in letzter Zeit versucht habe, ist, mich mehr für Sicherheit zu interessieren, da Sicherheitskräfte die Menschenrechte wirklich schützen können, aber manchmal sogar die schwersten Verstö‎ße begehen können. Dies ist der wahre Grund für die Veränderung in meiner Karriere. Dann wurde dieses Doktoranden-Programm ins Leben gerufen, das Teil eines grö‎ßeren Forschungsprogramms ist und aus europäischen Mitteln finanziert wird.



    Meine Ankunft in Bukarest war eine echte Chance, denn ich konnte an einer Informationsakademie studieren, die einer Regierungsstruktur untergeordnet ist. Alle anderen Institutionen sind in der Regel Universitäten oder Forschungsinstitute, daher war dies eine einmalige Gelegenheit, die ich wahrnahm, sobald sie erschien. Ich glaube, mein Kollege und ich sind die ersten Ausländer, die jemals an der Mihai-Viteazu-Akademie studiert haben. Wir sind also froh, dort zu sein. Ich bin weder Teil einer militärischen Struktur noch habe ich in den Niederlanden nachrichtendienstliche Systeme studiert. Deshalb bin ich als Forscherin hierhergekommen. Und wir haben versucht, herauszufinden, wie wir zusammenarbeiten können, denn ich bin mir sicher, dass es auch für euch ziemlich ungewöhnlich ist, dass ein ausländischer Staatsbürger Zugang zu einer nationalen Informationsstruktur erhält.



    Am Anfang haben wir alle ein wenig Zeit gebraucht, um uns aneinander zu gewöhnen, aber am Ende haben wir es geschafft. Insgesamt haben wir in diesem europäischen Programm 15 Doktoranden. Hier haben wir einen rumänischen Kollegen, der uns sehr geholfen hat, uns allgemein in Rumänien und in die Akademie zu integrieren. Au‎ßerdem konnte jeder, mit dem ich sprach, Englisch, das hat uns sehr geholfen, alle waren freundlich und hilfsbereit.“




    Agnes hat kein Rumänisch gelernt und räumt humorvoll ein, dass sie Google Translate auch auf dem Gemüsemarkt benutzt hat. Sie reiste jedoch durch das Land und kam nach Cluj (Klausenburg) und ans Schwarze Meer. Welchen Eindruck hat aber Bukarest hinterlassen?



    Ich denke, Bukarest ist wie ein Diamant im Schlamm und man muss es besser kennenlernen. Einige Freunde waren überrascht, sie verstanden nicht, warum ich diese Stadt mag, sie sagten mir, sie besuchten sie an einem Wochenende und sie mochten sie nicht, weil sie nur für eine Führung bezahlt haben. Ich finde diese geführten Touren gro‎ßartig, aber gleichzeitig gibt es hier so viele verborgene Schätze, dass man diese nur mit Hilfe eines Einheimischen entdecken kann, der wei‎ß, wohin. Bukarest ist eine Stadt, die sich ständig verändert. Im letzten Sommer sind im Vergleich zum Vorjahr neue Lokale eröffnet worden. Ich denke, Sie müssen mit jemandem zusammen sein, der hier lebt oder viel Zeit in Bukarest verbracht hat.



    Das Leben hier war wundervoll. Ich erinnere mich an den ersten Sommer, den ich hier verbracht habe, oder vielleicht war es Herbst, ich war im Garten Eden, wo sich hinter einigen Bäumen eine Art Bar befand. Jetzt denke ich, dass die Bäume vor dem Gebäude gefällt wurden, aber als ich zum ersten Mal dort war, musste ich nach dem Ort suchen und es gab nichts, was den Weg weisen würde, also ging ich einigen Menschen mit einem Hund nach. Dann offenbarte sich ein wunderschöner Garten vor meinen Augen und ich war sofort verzaubert. Ebenso gibt es eine ausgezeichnete Bar mit einer Terrasse gegenüber dem Nationaltheater, die Sie von der Stra‎ße aus nicht sehr gut sehen können und die nur im Sommer geöffnet ist. Obwohl das Lokal ziemlich zentral gelegen ist, wissen nicht viele Menschen darüber Bescheid. Es wäre gro‎ßartig, wenn es vor allem im Sommer mehr Orte zum Wandern, Radfahren oder für andere Verkehrsmittel als Fahrzeuge gäbe. Mir scheint, dass die Art und Weise, wie wir den städtischen Raum nutzen, flexibler geworden ist, und ich denke, dass hier echte Verbesserungen erzielt werden können.“




    In Kürze wird Agnes Rumänien verlassen. Sie mag die Spontanität und Herzlichkeit der Menschen hier, würde aber mehr Ordnung sehen wollen. Wir fragten sie, was sie nach diesen zwei Jahren in Rumänien mitnehmen würde:



    Das ist eine sehr gute Frage. Zunächst nehme ich viele schöne Erinnerungen mit. Ich werde die Zusammenarbeit mit »Casa Ioana«, einer NGO, bei der ich mich freiwillig gemeldet habe, sehr vermissen. Bevor ich weg bin, möchte ich »Casa Ioana« besuchen. Ich habe mich bisher mit Menschen getroffen, die dort arbeiten, in diesem Haus, in dem Obdachlose, Frauen und Kinder leben, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, und diese Tätigkeit lag mir als Menschenrechtsverteidiger sehr am Herzen. Allerdings habe ich diesen Ort, den ich in den letzten eineinhalb Jahren unterstützt habe, nie besucht. Deshalb werde ich am Ende meines Aufenthalts in Rumänien dorthin gehen, mit dem Gedanken, dass ich auch ein wenig zur rumänischen Gesellschaft und zum Bukarester Leben beigetragen habe. Was mir in Rumänien sehr gut gefallen hat und ich auch in den Niederlanden gerne sehen würde, ist diese junge Generation, die so begierig darauf ist, in anderen Teilen Europas zu studieren, zu reisen und bessere Jobs zu finden. Das ist aber in gewisser Weise auch traurig. Ich hoffe, dass diese jungen Leute eines Tages nach Rumänien zurückkehren.



    Ich bewundere diesen Unternehmergeist und die Einstellung des Gewinners, das Gefühl, dass sie nicht aufzuhalten sind. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute bei uns zu Hause ein bisschen verwöhnt sind und es schwierig finden, Dinge zu tun, ich würde ihnen sagen: Schau dir diese Leute an, die aus einem Dorf in Rumänien kommen und noch nie in den Niederlanden waren, aber für drei oder vier Jahre ausreisen und manchmal besonders hart arbeiten und dann mit dieser Erfahrung au‎ßerhalb des Landes, die noch niemand in ihrem Dorf hatte, nach Hause zurückkehren. Ich glaube, wir müssen ihren Mut bewundern.“

  • Frauengesundheit und Opferschutz: feministische Organisation führt Info-Kampagne durch

    Frauengesundheit und Opferschutz: feministische Organisation führt Info-Kampagne durch

    Es gibt auch Statistiken zu den Folgen des Informationsmangels. Zum Beispiel war jede fünfte rumänische Frau nie im Leben zur Untersuchung beim Arzt, und 20% der schwangeren Frauen gingen während ihrer Schwangerschaft auch nie zum Arzt. Bis zu 10% der frischgebackenen Mütter sind Minderjährige, und Rumänien gehört zu den Ländern mit den höchsten Raten von Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Um diese Lage zu bekämpfen, hat die feministische Organisation Centrul Filia ein Projekt namens Bona Dea“ (lateinisch für Gute Göttin“) ins Leben gerufen, das die Gesundheit und Sicherheit von Frauen fördert. Andreea Rusu, Vertreterin des Filia Centers, beteiligte sich an dem Projekt und erzählte uns von den Zielen und was die Organisation seit letztem August erreicht hat:



    Mit diesem Projekt wollten wir Frauen einen sicheren Raum bieten, in dem sie über ihre Probleme sprechen können, aber auch nützliche Informationen von Experten erhalten. Wir besuchten 18 Dorfgemeinden, in denen wir über die Gesundheit von Müttern und Stillen, über die Vorbeugung von Brust- und Gebärmutterhalskrebs sowie über die Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sprachen. Wir waren auch in 6 Städten, in denen wir über dieselben Themen sprachen, aber auch über Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und die Bekämpfung der sexuellen Belästigung. In sechs Monaten haben wir uns mit rund 1700 Frauen getroffen und sind 11000 km gefahren für 85 Treffen. Leider stellten wir fest, dass Informationsmangel nicht nur in ländlichen, unterentwickelten Gebieten, sondern auch in Städten weit verbreitet ist. So ist Rumänien in der EU bei der Prävention von Brust- und Gebärmutterhalskrebs eines der Schlusslichter. Bei der Anzahl der durch diese Art von Krebs verursachten Todesfälle stehen wir an erster Stelle. Dies geschieht auch, weil Frauen nicht wissen, wie sie die ersten Anzeichen für diese Krankheit erkennen können.“




    Als Teil des Bona Dea“-Projekts konnten Vertreter des Filia-Zentrums die Statistiken bestätigen und die Mentalität und Gebräuche dahinter verstehen. Andreea Rusu:



    In Rumänien haben wir immer noch nicht über Sexualität, Verhütung oder gar Sexualerziehung diskutiert. Das ist tabu. Dies geschieht, obwohl nach Angaben von UNICEF das Durchschnittsalter, in dem die Menschen ihr Sexualleben beginnen, bei15,5 Jahren liegt. Viele Frauen haben jedoch keinen Zugang zu Informationen. Zum Beispiel wissen viele nicht, was eine Bauchhöhlenschwangerschaft ist. Im besten Fall hörten sie, dass jemand anderes es hatte, und bekamen Angst. Sie verstehen nicht, warum sie während der Schwangerschaft zum Arzt gehen müssen. Oft sehen sie es als Luxus und verstehen nicht, dass die Gesundheit des Babys von medizinischen Untersuchungen abhängt. Sie verstecken sich hinter einigen Mythen.“




    Dies könnte genau der Grund sein, warum die ersten derartigen Kontakte schwieriger waren, wie von einer anderen Programmteilnehmerin, Elena Samoilă, in Erinnerung gerufen wurde:



    Frauen waren anfangs sehr zurückhaltend. Dies war mein Eindruck, alles kam ihnen seltsam vor, sie kannten uns nicht, sie wussten nicht, was sie zu erwarten hatten und warum sie sich die Zeit nehmen mussten, um zu unseren Meetings zu kommen. Nach dem ersten Treffen zum Thema Gesundheit von Müttern und Stillen, sahen wir jedoch, dass sie an Informationen interessiert waren. Deshalb kamen sie zurück, stellten Fragen und waren in unseren Diskussionen sehr aktiv.“




    Andreea Rusu erzählte uns, dass sie mit der Kommunalverwaltung und der Polizei ganz andere Erfahrungen gemacht hätten:



    Leider sind die Behörden manchmal inkompetent oder unwillig. Auf der positiven Seite haben wir auch einige au‎ßergewöhnliche Menschen getroffen: Sozialarbeiter oder Gesundheitspersonal, die jeden Tag in die Gemeinschaft gehen, die Probleme der Menschen kennen und wissen, wie man ihnen helfen kann. Wir haben au‎ßergewöhnliche Frauen in der Polizei getroffen, die sich wirklich engagierten. Es ist wahr, dass wir einige hässliche Interaktionen mit den Behörden hatten, aber sie verblassen im Vergleich zu den guten Erfahrungen, den Lernerfahrungen für uns.“




    Die Einbeziehung der örtlichen Polizei ist für die Durchsetzung von Gesetzen gegen häusliche Gewalt von entscheidender Bedeutung. In Rumänien wird jede vierte Frau von ihrem Partner oder ehemaligen Partner körperlich oder sexuell angegriffen. Im Jahr 2017 wurden über 20.000 Fälle von Körperverletzung oder anderen Formen von Gewalt unter Familienangehörigen bei der Polizei angezeigt. Im Juli 2018 verbesserte sich die Situation, als in Rumänien Gesetze über einstweilige Verfügungen in Kraft traten, die als vorläufiger Schutz“ bezeichnet wurden. 150 solcher Verfügungen wurden innerhalb von 10 Tagen nach Einführung des Gesetzes erlassen. Andreea Rusu sagte uns, dass die erste Hürde darin besteht, dass sich die Behörden selbst an diese Situation gewöhnen müssen:



    Wenn unter den Behörden die Mentalität besteht, dass der Platz einer Frau »am Herd« liegt, dass allein Frauen die Kinder sauber halten und aufziehen müssen, dann sind die Informationen, die sie verbreiten müssen, verzerrt. Wenn ein Polizeibeamter der Meinung ist, dass eine Frau Prügel verdient hat, weil sie das Haus nicht sauber gemacht hat, dann liegt es nahe, dass dieser keine einstweilige Verfügung erlassen und ihre Rechte nicht schützen wird.“




    Elena Samoilă kennt ihrerseits die Schwierigkeiten, mit denen sich insbesondere Opfer von häuslicher Gewalt konfrontieren:



    Natürlich hat eine Frau, die häusliche Gewalt erleidet, nicht den Mut, sich bei einem Polizeibeamten zu beschweren, um den Schutz zu erhalten, auf den sie Anspruch hat. Dieses Gesetz zur einstweiligen Verfügung wurde eingeführt, damit ein Polizeibeamter es vor Ort ausstellen kann, indem er ein Formular ausfüllt. Mit dieser Verfügung kann der Angreifer für bis zu fünf Tagen aus der Nähe des Opfers entfernt werden. In dieser Zeit hat das Opfer die Möglichkeit, ein Gerichtsverfahren einzuleiten und vom Gericht eine Verlängerung der einstweiligen Verfügung zu erreichen.“




    Das Bona Dea“-Projekt wurde im Sommer letzten Jahres gestartet und wird Ende dieses Monats enden. Die Vertreter des Filia Centers hoffen, dass der Informationsmangel sich dadurch verringern wird.

  • Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet

    Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet

    Vergewaltigung ist ein Trauma mit langfristigen Folgen. Die statistischen Daten der Polizei spiegeln das Phänomen nur zum Teil wider, denn die meisten Opfer erstatten keine Anzeige. Um diese Menschen zu unterstützen, hat die Nationale Agentur für Chancengleichheit für Männer und Frauen kürzlich in der Uni-Klinik in Bukarest das erste Pilot-Krisenzentrum für Vergewaltigungsfälle eröffnet. Opfer von sexuellem Missbrauch werden an diesem Ort die Unterstützung und Hilfe erhalten, die sie brauchen, wie Graţiela Drăghici, Staatssekretärin der Nationalen Agentur für Chancengleichheit für Männer und Frauen, versichert:



    Wir wollen, dass dieses Vorgehen ein starkes Signal an alle Frauen in Rumänien sendet, ein Signal der Unterstützung, ein Signal des Vertrauens, indem ein neues Modell guter Praxis für ein integriertes Management der Vergewaltigungsfälle geschaffen wird, ausgehend von einer traurigen Realität. Das hei‎ßt, die meisten Frauen erstatten aufgrund von Stereotypen und Mentalitäten entweder keine Anzeige bei der Polizei oder geben die Schritte auf, die erforderlich sind, damit der Täter schlie‎ßlich betraft wird. Der erste wichtige Schritt bestand darin, das Nationale Institut für Gerichtsmedizin zu bitten, eine Lösung zu finden, die es Ärzten in der Notaufnahmeeinheit ermöglicht, biologische Proben mit Hilfe eines Standard-Kits für biologische Probenahmen zu entnehmen. Das ist in Fällen von sexueller Gewalt unbedingt nötig. Die gesamte Arbeit und das Management wird von der Notaufnahme übernommen, so dass die Frau nicht mehr hin und her muss und ein sehr gro‎ßer Prozentsatz der Opfer diesen Schritt nicht aufgibt und den ganzen Weg für die Bestrafung der Vergewaltiger geht.“




    Graţiela Drăghici erklärte uns weiter wie dieses Zentrum funktionieren wird.



    Die erste Bedingung ist, dass die Frau die Vergewaltigung anzeigt, dann aktiviert der Arzt in der Notaufnahme die operative Einheit in der Nähe der Uni-Klinik. Das ist eine Einheit, die auf Verbrechen spezialisiert ist. Sie kommen in die Notaufnahme und fordern die Zustimmung des Opfers zur Einreichung der Beschwerde. Mit dieser Beschwerde können wir sagen, dass wir rechtlich einen Vergewaltigungsfall haben. Darüber hinaus werden biologische Proben auf der Grundlage des vom Nationalen Instituts für Gerichtsmedizin zur Verfügung gestellten Standardkits entnommen. Das Opfer wird dann in ein Heim für Opfer häuslicher Gewalt gebracht, wo die Person Unterkunft, psychologische Beratung und Rechtsberatung erhält, so dass es zur Bestrafung des Angreifers kommt.“




    Das Projekt wird auf nationaler Ebene erweitert, so dass die Zahl der sexuellen Übergriffe reduziert wird. Momentan ist die Situation besorgniserregend: 46 Frauen und 12 Kinder kamen im vergangenen Jahr aufgrund von Gewalt durch ehemalige oder gegenwärtige Partner oder andere Familienmitglieder ums Leben. Alle zwei Tage gibt es einen Fall, in dem ein Minderjähriger sexuell missbraucht wird, aber viele Fälle werden nicht gemeldet. Schwerwiegender ist, dass 55% der Rumänen Vergewaltigung in bestimmten Situationen für gerechtfertigt halten. Graţiela Drăghici dazu:



    Aus den Daten der rumänischen Polizei für 2017 geht hervor, dass über 500 Vergewaltigungsfälle gemeldet wurden, gegen die ermittelt wurde und bei denen es zur Bestrafung des Täters kam. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Zahlen für 2018 noch nicht endgültig, aber es gab etwa 450 Fälle. Der folgende Aspekt muss aber beachtet werden. Ein signifikanter Prozentsatz der Opfer, wenn wir über das Phänomen der Gewalt sprechen, der laut einigen Statistiken bei 70% liegt, sei es häusliche Gewalt oder sexuelle Gewalt, erstattet keine Anzeige. Daher beziehen sich diese Zahlen nur auf Fälle, die gemeldet wurden, die der Polizei zur Kenntnis gebracht wurden, und auf Fälle, die mit der Bestrafung der Angreifer abgeschlossen wurden.“




    Feministische Organisationen in Rumänien begrü‎ßen die Initiative der Nationalen Agentur für Chancengleichheit für die Errichtung des Krisenpilotzentrums für Vergewaltigungsfälle. Andreea Braga, Exekutivdirektorin des Filia Centers, einer feministischen Organisation, die Gender-Ungleichheiten durch Aktivismus, Fürsprache und Forschung bekämpft, meint dazu:



    Dies ist ein zusätzlicher Schritt zu dem, was wir bisher hatten, weil es kein Krisenzentrum für Opfer sexueller Gewalt gab. Leider reicht es nicht aus. Wir sind sehr weit entfernt von einer Gesellschaft, in der wir uns auf die Rechte der Opfer konzentrieren und ihnen den richtigen Schutz in dem Sinne bieten, dass ein gro‎ßer Bedarf an Fachleuten besteht, die wissen, wie sie mit sexuellen Traumata umgehen. Es gibt viele Situationen, in denen leider die Vorurteile über die Schuld des Opfers weiterverbreitet werden, und dann befinden sie sich häufig in einer Situation, in der sie erneut traumatisiert werden. Hinzu kommt das Hin und Her, mit dem sich das Opfer konfrontiert, weil es über das Trauma, das es erlebt hat, viele Male berichten muss, und das setzt das Opfer einem Risiko der Retraumatisierung aus. Das hei‎ßt, es ist kein System, das darauf abzielt, das Opfer zu schützen und die Risiken zu minimieren, so wie in anderen europäischen Ländern. Gleichzeitig brauchen wir Bildung und Bildungspolitik, die uns zeigen, was Einwilligung bedeutet. Viele Fälle von sexueller Gewalt, Vergewaltigung, Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen, sexuellen Übergriffen werden nicht gemeldet, da sie im Verborgenen begangen werden.“

  • Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt: Ausstattung mangelhaft, Gesetzgebung unzulänglich

    Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt: Ausstattung mangelhaft, Gesetzgebung unzulänglich

    Häusliche Gewalt ist äu‎ßerst schwer zu definieren, egal ob man ein zufälliger Zeuge oder ein Therapeut ist, der sich um die Gewaltopfer kümmert. In der soziologischen bzw. kriminologischen Forschung werden unterschiedliche Definitionen von häuslicher Gewalt verwendet. So beinhalten juristische Definitionen meist nur die reinen Straftatbestände, während in vielen soziologischen bzw. psychologischen Definitionen die Motivation des Täters ebenfalls mit einbezogen wird. Einerseits wird häusliche Gewalt folgenderma‎ßen definiert: Häusliche Gewalt liegt vor, wenn Personen innerhalb einer bestehenden oder aufgelösten familiären, ehelichen oder eheähnlichen Beziehung physische, psychische oder sexuelle Gewalt ausüben oder androhen“; laut einer anderen Definition wird jede Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität einer Person, die unter Ausnutzung eines Machtverhältnisses durch die strukturell stärkere Person zugefügt wird“ als häusliche Gewalt betrachtet.



    Neben den aggressiven Handlungen eines oder beider Beteiligten wird häusliche Gewalt also auch von anderen Faktoren bestimmt. Es besteht eine emotionale Bindung zwischen der Gewalt ausübenden Person und dem Opfer, welche auch mit einer räumlichen Trennung vorerst nicht beendet ist. Die Gewalt wird in der Wohnung, im gemeinsamen Haushalt, d.h. im privaten Raum ausgeübt. Diese Tatsache hat Konsequenzen für das Sicherheitsgefühl des Opfers. Die körperliche und/oder die psychische Integrität des Opfers wird durch die aggressive Handlung wiederholt verletzt. Die Gewalt ausübende Person nutzt ein existierendes Machtgefälle zu seinem Opfer aus oder schafft ein solches, um es anschlie‎ßend auszunutzen.



    Alle Formen der häuslichen Gewalt werden in Rumänien durch das Gesetz 217/2003 zur Vorbeugung und Bekämpfung der häuslichen Gewalt geahndet. Laut einem Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte wurde im Jahr 2015 in Rumänien eine von vier Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. Mehr als 70% der misshandelten Frauen haben keine Anzeige erstattet. Ein Grund dafür sei das fehlerhafte Gewaltschutzgesetz 217/2003, meint Andreea Bragă, Leiterin des Zentrums Filia, einer Nichtregierungsorganisation, die gegen Geschlechtsdiskriminierung kämpft:



    Das Gewaltschutzgesetz von 2003 wurde im Jahr 2012 novelliert, unter anderem mit einer Schutzanordnung, einem absolut notwendigen Instrument zum Schutz der Opfer von häuslicher Gewalt. Vorgesehen werden auch Dienstleistungen und finanzielle Zuwendungen für die Opfer, aber oft wurden diese Ressourcen von den Kommunalbudgets nicht gewährt. Daher befinden wir uns in einer schwierigen Lage — 13 rumänische Landkreise haben keine Frauenhäuser oder andere Schutzstellen für Opfer von häuslicher Gewalt. Ferner sichert die erst 2012 eingeführte Schutzanordnung keinen sofortigen Schutz. Das Netz zur Bekämpfung der Gewalt in der Familie, ein Netz mit 24 NGOs, dem auch unsere Organisation angehört, hat die Implementierung der Schutzanordnung von 2012 überwacht. Die Monitoring-Ergebnisse zeigen, dass von der Antragstellung bis zum Inkrafttreten der Schutzanordnung etwa 33 Tage verlaufen.“




    2015 gab es 150.000 Notanrufe wegen häuslicher Gewalt, aber es wurden nur 1.000 Schutzanordnungen ausgestellt. Darüber hinaus erschwert die umständliche Bürokratie die juristischen Schritte, die im Gesetz zum Schutz der Gewaltopfer und zur Bestrafung des Täters vorgesehen werden. Der Rechtsweg ist kompliziert, dauert sehr lange und die Beweismittelführung wird meistens von den Opfern getragen. Hinzu kommen die bedenkliche Wahrnehmung der Nachbarn oder anderer möglicher Zeugen und auch die Zurückhaltung der Behörden bei der Ausstellung der Schutzanordnung. Andreea Bragă, Leiterin des Zentrums Filia, mit weiteren Details:



    Sehr oft meinen die Nahestehenden, dass das Opfer von häuslicher Gewalt selbst daran schuld ist. ‚Du musst doch etwas angestellt haben, er hat dich nicht umsonst geschlagen‘ — bekommt man oft zu hören. Die Behörden sind auch meistens feindlich gesinnt oder versuchen, das antragstellende Opfer zu entmutigen. Manche Gewaltopfer haben nach Kommentaren von Polizeibeamten ihre Klagen zurückgezogen. Es gibt auch die Ansicht: ‚Wie ist es um das Eigentumsrecht des Gewalttäters bestellt? Wir können ihn doch nicht aus seiner eigenen Wohnung rausschmei‎ßen!‘ Dabei geht es nicht um das Eigentumsrecht, sondern um das übergeordnete Recht des Opfers auf Schutz und Sicherheit. Während der 33 Tage bis zur Ausstellung der Schutzanordnung wohnt das Opfer weiterhin mit dem Täter, oder, wenn das Opfer bei Verwandten oder Freunden Unterkunft findet, bleibt es weiterhin in Kontakt mit dem Täter. Dieser kann mit dem Opfer reden, es bedrohen, oder, im Gegenteil, sehr freundlich sein, um das Vertrauen seines Opfers wiederzugewinnen. Dadurch werden die Opfer entmutigt, ein Gerichtsverfahren einzuleiten oder fortzusetzen.“




    Ungeachtet, ob sie Anzeige erstatten oder ob sie darauf verzichten, suchen viele Frauen, die Opfer von Gewalt in der Familie wurden, Unterstützung bei Wohlfahrtsorganisationen wie z.B. dem ANAIS-Verband. Hier erhalten die Gewaltopfer Rechtsberatung zur Vorbereitung der Dokumente, die bei einem Gerichtsverfahren vorgelegt werden müssen, und vor allem psychologische Beratung in individuellen Therapiesitzungen oder in Gruppentherapie. Aber auch in diesem sicheren, empathischen Rahmen, dauert die Heilung der seelischen Wunden sehr lange, da der Psychoterror, denen die Frauen ausgesetzt wurden, tiefe Folgen hat. Dazu Mihaela Mangu, Leiterin des ANAIS-Verbandes:



    Viele Frauen leiden unter Panikattacken und Angstzuständen, weil sie viel Zeit unter Druck, in unmittelbarer Nähe eines gewalttätigen Partners verbringen. Sie trauen sich nicht mehr, Bewegungen oder einfache Gesten zu machen, die den Gewalttäter provozieren könnten. Wenn eine Frau so lange Zeit unter Druck und Angst lebt, wird es ihr sehr schwer, sich von diesen Angstgefühlen zu befreien. Die Selbstschätzung wird zerstört — wenn der Ehemann seiner Ehefrau jeden Tag sagt, sie sei dumm, sie sei nichts wert, sie werde sich allein nie durchkämpfen, dann glaubt die Frau nicht mehr an sich selbst und akzeptiert schlie‎ßlich die Gewaltsituation in der Familie.“




    Ende Februar ratifizierte das rumänische Parlament das Übereinkommen des Europarats über die Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“, die sogenannte Istanbul-Konvention. Die Leiterin des Zentrums Filia, Andreea Bragă, spricht über die Hauptbestimmungen der Istanbul-Konvention:



    Besonders wichtig ist die Einführung der Eilschutzanordnung, die binnen 24 Stunden ausgestellt wird. Für besonders dringliche Fälle stellen die Behörden die Eilschutzanordnung gleich nach der Gewalttat aus. In der Istanbul-Konvention wird auch festgehalten, dass Frauen die meisten Opfer von häuslicher Gewalt sind, als Resultat der historischen Frauendiskriminierung. Das Übereinkommen schreibt vor, dass die Gleichstellung der Geschlechter in den Verfassungen und Rechtssystemen der Unterzeichnerstaaten verankert sein muss und dass sämtliche diskriminierenden Vorschriften abzuschaffen sind. Die einzelnen Ma‎ßnahmen sehen eine Rechtsberatung, psychologische Betreuung, finanzielle Beratung, Hilfe im Zugang zu Unterbringungsmöglichkeiten (Einrichtung von Frauenhäusern), Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung bei der Suche nach Arbeit vor. Au‎ßerdem sollen Hilfsangebote für Frauen verbessert und die Menschen über Bildungsangebote für das Problem sensibilisiert werden. Wir hoffen, dass im Lehrplan der rumänischen Schulen auch Unterrichtsstunden über Gleichstellung der Geschlechter, Respekt für den Lebenspartner, Probleme der Gewalt gegen Frauen und Konfliktlösung ohne Gewalt angeboten werden.“




    Rumänien muss umgehend seine Gesetzgebung anpassen, um das Übereinkommen des Europarats über die Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt” zu implementieren.

  • Häusliche Gewalt in Rumänien

    Häusliche Gewalt in Rumänien

    Häusliche Gewalt bezeichnet die Gewalt zwischen erwachsenen Beziehungspartnern. Gewalt und Demütigung werden von einem Partner eingesetzt, um den anderen zu kontrollieren und Macht auszuüben. Häusliche Gewalt geschieht nie aus Versehen. Es geschieht nicht, weil jemand unter Druck steht, zu viel getrunken oder Drogen genommen hat. Gewalt wird bewusst eingesetzt, um einen anderen Menschen klein“ zu machen und zu halten. Leider ist häusliche Gewalt auch in Rumänien ein brennendes Thema.



    Im Rahmen des Projekts Das Bürgerbarometer — Die Wahrheit über Rumänien“ führte das private Institut für soziologische Forschungen INSCOP in der Zeit 12.-21. Juli 2013 eine Meinungsumfrage über Gewalt in Rumänien. Die Antworten der 1050 Befragten, die für die rumänische Bevölkerung als repräsentativ galten, führten zu folgenden Ergebnissen: In der rumänischen Gesellschaft sind folgende Arten der Gewalt am häufigsten anzutreffen: Gewalt in Verbindung mit Diebstahl oder Raub (39,1%), häusliche Gewalt gegen Kinder und Senioren (21,5%), häusliche Gewalt zwischen Eheleuten oder Lebenspartnern (19,2%), Gewalt in Verbindung mit organisiertem Verbrechen (11,7%), Gewalt als Resultat von Auseinandersetzungen zwischen Personen, die einander nicht kennen (3,4%).



    Zu vermerken ist die hohe Prozentzahl der Befragten, die die häusliche Gewalt als die häufigste Art von Gewalt angegeben haben (21,5% gegen Kinder und Senioren plus 19,2% zwischen Eheleuten oder Lebenspartnern). Die Tatsache, da‎ß bei dieser Umfrage die Angaben über häusliche Gewalt eine so hohe Prozentzahl erreicht haben, signalisiert auch, da‎ß die Rumänen diese negative Erscheinung, die in vielen traditionellen Gesellschaften eher verleugnet als angeklagt wird, inzwischen bewu‎ßter und kritischer betrachten. Die häusliche Gewalt ist leider ein uraltes Thema, das man viel zu oft nicht wahrhaben will.



    Das Bürgerbarometer über häusliche Gewalt ergab auch Folgendes: 43,5% der Befragten erklärten, sie hätten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 über Situationen von häuslicher Gewalt in ihrem Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft gehört. 44,5% sagten, sie hätten keine Kenntnis über solche Fälle in der gegebenen Zeitspanne, und 12% haben keine Antwort gegeben. Laut Fachleuten seien die mehr als 40% der Rumänen, die Kenntnis über Situationen von häuslicher Gewalt in ihren sozialen Kreisen haben, ein Zeichen dafür, da‎ß dieses Phänomen stark vertreten ist. Mehr noch: Bei den Befragten, die Fälle von häuslicher Gewalt in ihrem Bekannten- oder Nachbarkreis kannten, sagten 65,9%, sie hätten gehört, das Opfer sei die Ehefrau gewesen; 37,9% sagten, das Opfer sei ein Kind gewesen, und 19,7% gaben an, es habe sich um eine ältere Person gehandelt. In 4,4% der Fälle war der Ehemann das Opfer von häuslicher Gewalt.




    Der Psychologe und Psychotherapeut Cristian Munteanu spricht über häusliche Gewalt in Rumänien:



    Wir, Rumänen, sind nicht gewalttätiger als andere Völker, aber man spricht bei uns kaum über das Thema häusliche Gewalt. Es gibt mehrere Formen der häuslichen Gewalt, die immer häufiger vorkommen und besorgniserregend sind. Einerseits haben wir die physische Gewalt und andererseits die psychische Gewalt, die viel tiefere Wirkungen hat. Sehr oft denkt man, die häusliche Gewalt gehe in eine einzige Richtung, in der Regel sei der Mann der gewalttätige Angreifer und die Frau sei das leidende Opfer. Es passiert aber oft auch umgekehrt, und das ist ein heikles Thema, das kaum diskutiert wird. Verbale Aggression, unendliches Querulieren, eine ständige Unzufriedenheit, Streiten und Meckern über alles Mögliche, vom Abspülen bis zur Fernbedienung. Alles kann zum Konflikt führen, sei es eine finanzielle Krise, Eifersucht, Neid, ein Scheitern, ein Arbeitsproblem, das man nach Hause bringt, die schlechten Schulzeugnisse der Kinder, eine Reise, die ewig aufgeschoben wird, oder ein Versprechen, das man nicht eingehalten hat. Streit, Zank, Zerwürfnis, Querelen ohne Ende.“




    Auf diese Weise kann jede endlose Konfliktsituation zur häuslichen Gewalt führen. Die Gewaltanwendung kann brutal sein oder sie kann subtilere Formen annehmen wie verbale Gewalt mit wiederholten Anschuldigungen, gelegentlichen oder ständigen Beleidigungen, Schikanieren, Tyrannisieren. Die physische Gewalt wird sofort sichtbar, ist schwer zu verdecken; die psychische Gewalt ist dagegen so verfeinert, da‎ß die wiederholten Aggressionen den Opfern oft nicht bewu‎ßt werden. Schlie‎ßlich verliert das Opfer die Selbstachtung und bekommt auch Gesundheitsprobleme, so der Psychologe und Psychotherapeut Cristian Munteanu:



    Auf physische Gewalt reagiert man schnell — ein blaues Auge, eine Schürfwunde, in den schlimmsten Fällen kommt das Opfer ins Krankenhaus. Die Polizei ist an der Tür, die Nachbarn sind empört, die Familie wird sozial gebrandmarkt. Die psychische oder verbale Gewalt ist genauso zerstörerisch, sie führt langsam, aber sicher zum seelischen und gesundheitlichen Verfall. Die Opfer von psychischer Gewalt werden krank, sie leiden unter Depressionen und Angstzuständen. Am schlimmsten leiden die Kinder, sie sind wie Schwämme, die sich mit Emotionen vollsaugen.“




    Eine Lösung zum Vermeiden der psychischen Gewalt wäre die Eheberatung zum Wiederherstellen der Kommunikation in der Familie, aber die Rumänen sind kaum daran interessiert. Zum Psychologen gelangen die Leidenden viel zu spät, wenn die Situation sehr kritisch wird, wenn die Konflikte eskaliert sind.



    Gegen die physische Gewalt kann man unter anderen eine bekannte Sicherheitsfirma beauftragen, Frauen vor gewalttätigen Lebenspartnern zu schützen. Aufgrund einer Anzeige sichert die Firma kostenlos die Überwachung der Wohnung und greift ein, wenn es Probleme gibt. Durch diese Kampagne werden Frauen in Bukarest, Ploieşti, Câmpina, Deva (Eisenmarkt), Temeswar, Galaţi, Brăila und Bistriţa (Bistritz) geschützt. Immer mehr Frauen finden den Mut, ihnen widerfahrenes Unrecht zu melden. In Rumänien bahnt sich das Tabuthema Gewalt in der Familie langsam den Weg in die Öffentlichkeit. Häusliche Gewalt wird nicht mehr nur als individuelles Problem betrachtet, sondern auch die gesellschaftliche und strukturelle Dimension wird erkannt.



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