Tag: Haftstrafen

  • Die Woche 16.01.-20.01.2017 im Überblick

    Die Woche 16.01.-20.01.2017 im Überblick

    Die Rumänen protestieren gegen die Änderungsvorschläge der Bukarester Regierung für den Justizbereich


    Tausende Menschen haben am Mittwochabend in Bukarest und in weiteren rumänischen Großstädten gegen die Absicht der Regierung, eine Reihe von rechtskräftig verurteilten Personen zu begnadigen und das Strafgesetzbuch zu novellieren, auf der Straße protestiert. Wir wollen Justiz, und keine Korruption, wir wollen Demokratie, und keine Amnestie“ riefen die Demonstranten, die die politischen Entscheidungsträger ausdrücklich beschuldigen, dass sie ihre Parteikollegen, Verwandte oder Freunde aus dem Gefängnis befreien möchten. Zuvor waren Informationen über die Absicht der Regierung, die Eilverordnung ohne öffentliche Debatte zu billigen, durchgesickert. Das hat den Staatschef Klaus Iohannis dazu gebracht persönlich zum Regierungssitz zu kommen und die Regierungssitzung zu leiten. Der Staatschef hatte sich schon ganz klar gegen diese Änderungen geäußert.


    Die Eilverordnungs-Entwürfe wurden indessen auf der Internetseite des Justizministeriums veröffentlicht und den verwickelten Institutionen zur Debatte geschickt. Die Entwürfe sehen die Begnadigung der Haftstrafen von bis zu 5 Jahren vor. Die Haftstrafen für Personen über 60 Jahre, schwangere Frauen und Personen, die das Sorgerecht für Kinder im Alter von bis zu fünf Jahren haben, sollen, laut Entwurf, halbiert werden. Die Begnadigung ist für Wiederholungstäter und eine Reihe von Straftaten nicht gültig. Personen, die wegen Bestechungs-Delikte, Einflussnahme, Menschenhandel, Drogenhandel, IT-Delikte verurteilt wurden, sowie Schleuser, sollen nicht begnadigt werden. Auch sollen die begnadigten Personen den vom Gericht bestimmten Schadenersatz innerhalb von einem Jahr seit Befreiung zahlen. Die Eilverodnung, die die Strafgesetzbücher abändern soll, sieht vor, dass die Kläger nicht mehr ohne strafrechtliche Verantwortung davon kommen werden, wenn sie die Anklage nicht innerhalb von sechs Monaten seit Vollbringung der Tat einbringen. Zudem wird der Amtsmissbrauch weiterhin eine Straftat sein, nur wenn der Schaden höher als 200.000 Lei (umg. etwa 50.000 Euro), ist. Der sozialdemokratische Justizminister, Florin Iordache, meint, dass die Änderungen nötig seien, um das Problem der Überbesetzung der Strafvollzugsanstalten zu lösen. Es gebe neun Tausend mehr Häftlinge als Plätze in den Strafvollzugsanstalten, so der Justizminister. Ein weiterer Grund sei, die Gesetzgebung mit mehreren Entscheidungen des Verfassungsgerichts in Übereinstimmung zu bringen. Die Richter und Staatsanwälte sind der Ansicht, dass diese Gesetzesänderungen der Justiz und dem Kampf gegen Korruption nicht helfen, und der US-Botschafter in Bukarest, Hans Klemm, sagte, dass die besagten Eilverordnungen nicht angebracht seien, weil sie den Rechtsstaat unterminieren.



    Präsident Iohannis stellt die Prioritäten der rumänischen Außenpolitik vor



    Der rumänische Staatschef Klaus Iohannis ist zum Jahresanfang mit den ausländischen Botschaftern in Bukarest zusammengekommen. Dabei stellte Präsident Iohannis die Prioritäten vor, die Bukarest 2017 in seiner Außenpolitik setzt. Der rumänische Staatschef hat den ausländischen Botschaftern in Bukarest versichert, dass die Außen- und die Sicherheitspolitik Rumäniens nach wie vor unverändert bleiben werden. Die wichtigen Pfeiler der rumänischen Außenpolitik bleiben auch 2017 die Vertiefung der strategischen Partnerschaft mit den USA, sowie die Konsolidierung der EU und der NATO. 2017 sehen die Bukarester Behörden zudem im Kampf gegen illegale Migration und Terrorismus einige der Prioritäten ihrer Außenpolitik. In Bezug auf den Austritt Großbritanniens aus der EU sagte Präsident Iohannis, dass Rumänien bereit sei, an Brexit-Verhandlungen teilzunehmen und darauf zu achten, dass der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union die Arbeitnehmerfreizügigkeit rumänischer Bürger nicht einschränke. Ferner sprach der rumänische Staatspräsident über die Vertiefung der strategischen Beziehungen zu Deutschland, Frankreich und Italien. Besonderes Augenmerk wird Rumänien 2017 der strategischen Parterschaft mit Polen schenken. Diese soll weiter aufgebaut werden, wobei der Fokus auf der regionalen Sicherheit und den gemeinsamen Zielen liegen sollte. Gleichermaßen soll auch die strategische Partnerschaft mit der Türkei verstärkt werden. Ankara gilt als unentbehrlicher Partner Bukarests in der Region. Die enge Zusammenarbeit mit den baltischen Staaten, das konkrete Engagement zur europäischen und euroatlantischen Integration der Staaten auf dem Westbalkan bilden auch dieses Jahr wichtige Aspekte der rumänischen Außenpolitik, so Klaus Iohannis. Zu den Prioritäten der rumänischen Außenpolitik nannte Präsident Iohannis anschließend die weitere Entwicklung der Beziehung zur Ukraine. Einen Themenschwerpunkt beim Treffen mit den ausländischen Botschaftern in Bukarest bildete auch die Beziehung zur benachbarten Republik Moldau; ein wichtiges Ziel Rumäniens sei die Beibehaltung der Orientierung der Republik Moldau in Richtung Europäische Union. Einen besonderen Akzent müsse Bukarest in seiner Außenpolitik auf die wirtschaftliche Beziehung zu den zentralasiatischen Staaten und zu den Staaten des Mittleren Ostens legen. Die Beziehungen zu Asien, Lateinamerika und Afrika müssten darüber hinaus ebenfalls aktiv gepflegt werden, so der rumänische Staatspräsident.




    Der Fall Coldea


    Der rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, hat Dienstagabend das Dekret über die Außerdienststellung des stellvertretenden Leiters des rumänischen Innennachrichtendienstes SRI, General Florian Coldea, unterzeichnet. General Florian Coldea hatte bereits seinen Rücktritt eingereicht. Eine Sonderkommission des Geheimdienstes hatte ihn zuvor von allen Vorwürfen illegaler Seilschaften unschuldig gesprochen, doch wolle er aus Gründen der militärischen Würde zurücktreten, so Coldea am Dienstag in Bukarest. Außerdem wolle er die Behörde nicht belasten, sagte er, und legte sein Amt nieder. Daraufhin beantragte SRI-Behördenleiter Eduard Helvig die Außerdienststellung Coldeas bei Staatspräsident Klaus Iohannis. Coldea war letzte Woche suspendiert worden, nachdem der ex-Abgeordnete Sebastian Ghita den General beschuldigt hatte, an illegalen Politränken beteiligt zu sein. Ghita selbst ist in mehreren Strafverfahren beschuldigt; gegen ihn wird steckbrieflich gefahndet, da er nach Weihnachten flüchtig wurde und sein Aufenthaltsort unbekannt ist. Nach der Amtsentlassung der Nummer 2 des rumänischen Innennachrichtendienstes äußerte Präsident Klaus Iohannis eine politische Botschaft für die neue parlamentarische Mehrheit in Bukarest. Der Beweis für die politische Reife der neuen parlamentarischen Mehrheit wird die Art und Weise, wie sie die Gesetzesänderungen in den Bereichen Landessicherheit und Justiz ansetzen wird, so Klaus Iohannis. Um starke, effiziente Nachrichtendienste zu haben, benötige man eine starke, aber unparteiische parlamentarische Kontrolle, sagte noch der rumänische Staatspräsident.



    Ehemalige Regierung wird vom aktuellen Parlament untersucht



    Der Bukarester Senat und die Abgeordnetenkammer haben in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, eine Untersuchung betreffend die Haushaltsanpassungen der ehemaligen Regierung, geführt von dem politisch unabhängigen Dacian Cioloş, einzuleiten. Die Überprüfungen sollen von den Haushalts- und Finanzausschüssen durchgeführt werden, die einen Bericht darüber vorlegen müssen. Untersucht werden sollen das Verfahren und die Daten, die der Cioloş Regierung als Grundlage für die Haushaltsanpassungen vom August und November 2016 gedient haben. Das Vorhaben wurde von der National-Liberalen Partei und der Union Rettet Rumänien“ kritisiert. Die beiden politischen Gruppierungen drückten sich gegen diese Initiative aus. Im Gegenzug präzisierte der sozial-demokratische Parteiführer Liviu Dragnea, dass eine Untersuchung notwendig sei, da positive Haushaltsanpassungen genehmigt wurden, unter den Voraussetzungen, dass die Einnahmen von Monat zu Monat sanken. Auch auf Initiative Liviu Dragneas hat das Plenum der Abgeordnetenkammer einen Beschluss verabschiedet, wodurch man eine gleichartige Untersuchung auch beim Rechnungshof beantragt. Der ehemalige, politisch unabhängige Premierminister Dacian Cioloş antwortete auf einem Sozialnetzwerk auf die Vorwürfe über den Haushaltsabbau für das vergangene Jahr. Seiner Meinung nach seien diese Vorwürfe nur eine Nebelkerze von Seiten derer, die ihre Wahlversprechen nicht einhalten können. Der ex-Premierminister verweist auf Einnhamen von der EU in der Rekordhöhe von 7 Milliarden Euro, die Rumänien verzeichnet hat. Darüber hinaus ist unter Betrachtung der Entwicklung der rumänischen Wirtschaft im ersten Halbjahr eine positive Haushaltsanpassung für das zweite Halbjahr vollkommen gerechtfertigt, so Dacian Cioloş.

  • Korruptionsverfahren enden mit Haftstrafen

    Korruptionsverfahren enden mit Haftstrafen

    Ganz gewiss ist der rumänische Alltag bei Weitem nicht langweilig! Kein Tag vergeht ohne dass neue Informationen über Korruption oder korrupte Prominente veröffentlicht werden. Nicht weiter als Mittwoch wurde der ehemalige Europaabgeordnete Adrian Severin endgültig zu einer 4-jährigen Vollstreckungshaft wegen Annahme von Bestechungsgeldern und Einflussnahme verurteilt. Der sozial-demokratische Politiker wird seine Strafe im Bukarester Gefängnis Rahova absitzen müssen, wo er sich am selben Abend gestellt hat.



    Der ehemalige Au‎ßenminister und ex-Vorsitzende der parlamentarischen Versammlung der OSZE, Adrian Severin wurde beschuldigt, gemeinsam mit zwei weiteren Europaabgeordneten, ein Slowene und ein Österreicher, akzeptiert hätten, 100.000 Euro jährlich zu erhalten. Das Geld wurde von einigen verdeckten Journalisten von der britischen Publikation The Sunday Times“ angeboten und diente als Gegenleistung für die Einreichung von Änderungsvorschlägen bei den Fachausschüssen des Europäischen Parlaments einerseits und für die Abstimmung gegen andere Änderungsvorschläge, die nicht den Interessen der Firma entsprachen, die die Journalisten angeblich vertraten.



    Die Taten wurden im Zeitraum 2010 — März 2011 begangen. Adrian Severin beteuerte bis zuletzt, es handele sich um eine Inszenierung, die von provozierenden und politisch motivierten Personen in die Wege geleitet wurde. Was als journalistischer Witz begonnen hat, endete als ein gerichtlicher Witz“ — schrieb der ehemalige Europaabgeordnete auf Facebook.



    Auch für die Vorsitzende der Ständigen Wahlbehörde Rumäniens Ana Maria Pătru verlief die Nacht von Mittwoch nicht gerade ruhig! Weniger als einen Monat vor den Legislativwahlen wurde sie in Untersuchungshaft genommen. Gegen sie wird wegen Einflussnahme und Geldwäsche ermittelt. Sie wurde beschuldigt, eine Firma begünstigt zu haben, von der die Wahlbehörde Computer-Software erworben hat. Ana Maria Pătru kündigte ihren Rücktritt von der Führung der besagten Behörde an.



    Auf die Liste der Staatsanwälte geriet am Mittwoch auch Staatssekretär Adrian Sanda. Der Leiter des Sekretariats zu Anerkennung der Verdienste der Gegner des kommunistischen Regimes zwischen 1945-1989, Adrian Sanda wurde gemeinsam mit sechs weiteren Personen festgenommen. In der Akte handelt es sich um die illegale Vergabe von Verdienstorden als Kämpfer mit entscheidender Rolle in der Revolution von 1989. Die Ermittler verfügen über Informationen, dass über 3.000 Rumänen illegal Zuschläge für Revolutionäre erhalten hätten, ohne sich während der antikommunistischen Revolution einen Augenblick auf der Stra‎ße aufgehalten zu haben. Nachdem Adrian Sanda von den Staatsanwälten der Generalstaatsanwaltschaft festgenommen und zum Verhör gebracht wurde, wurde dieser von Premierminister Dacian Cioloş aus dem Amt entlassen.



    Letztendlich wurde der ehemalige Abgeordnete Florin Aurelian Popescu endgültig zu einem Jahr Vollstreckungshaft wegen Interessekonflikts und falschen Aussagen verurteilt. Derzeit hält sich Florin Popescu im Gefängnis auf, wo er eine weitere zweijährige Freiheitsstrafe absitzt. In diesem Fall hatte er von einem Geschäftsmann dutzende Tonnen Grillhähnchen gefordert, um dieses als Wahlgeschenke bei den Lokalwahlen von 2012 zu vertreiben.

  • Der Fall Gică Popescu: Prominente und Fans fordern Begnadigung

    Der Fall Gică Popescu: Prominente und Fans fordern Begnadigung

    Gică Popescu, ehemaliger internationaler Fu‎ßballer, einer der besten des rumänischen Fu‎ßballs in den letzten 30 Jahren, macht nun die schwierigste Periode seines Lebens durch. Er steht im Mittelpunkt einer Polemik, die nationale Dimensionen angenommen hat. Über 20.000 Personen haben eine Online-Petition unterzeichnet, in dem ein Straferlass für Popescu gefordert wird. Popescu wurde zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Popescu hätte als Kandidat bei den Wahlen für das Amt des Vorsitzenden des Rumänischen Fu‎ßball-Verbands antreten müssen. Doch jetzt muss er ins Gefängnis.



    Das Bukarester Berufungsgericht hat acht rumänische Fu‎ßball-Manager wegen illegaler Transfers zu langen Haftstrafen verurteilt. Die härtesten Strafen wurden gegen den ehemaligen Aktionär von Dinamo Bukarest, Cristi Borcea, und den Spieleragenten Ioan Becali verhängt. Beide müssen für sechs Jahre und vier Monate ins Gefängnis, wobei bei Becali wegen seines Alters eine Strafmilderung wahrscheinlich ist. Der frühere Hauptaktionär von Rapid Bukarest, George Copos, muss für drei Jahre und acht Monate hinter Gitter, der Geschäftsführer von Steaua Bukarest, Mihai Stoica, für drei Jahre und sechs Monate. Das Urteil ist rechtskräftig. Die acht Männer haben laut Gerichtsurteil durch zwölf Transfers einheimischer Fu‎ßballer ins Ausland den rumänischen Staat um nahezu 1,5 Millionen US-Dollar geschädigt und die betreffenden Clubs um zehn Millionen US-Dollar. Die beanstandeten Transfers fanden in den Jahren 1999 bis 2005 statt. Die Staatsanwaltschaft hatte die acht Fu‎ßball-Manager bereits 2008 angeklagt.



    Die Unterzeichner des Gesuches haben besonders Popescus Karriere hervorgehoben, die 115 Spiele für die Nationalelf umfasste, und die Tatsache, dass er Kapitän des FC Barcelona war. Popescu hat den Geldschaden zurückgezahlt. Seine Anhänger, darunter der rumänische Premierminister, der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, einige Journalisten, Ex-Kollegen wie Gheorghe Hagi, aber auch einfache Bürger machten sich der Reihe nach stark für Popescu oder nahmen ihn in Schutz und spielen seine Rolle in der Transferaffäre herunter.



    Indessen wird über den Straferlass juristisch kontrovers diskutiert. Eine Begnadigung kann nur vom Staatspräsidenten angeordnet werden und könnte ein gefährlicher Präzedenzfall werden. Das Urteil hatte unweigerlich negative Folgen für das Image des ehemaligen Nationalspielers. Seine Vergangenheit ist zudem von einer nicht restlos geklärten Zusammenarbeit mit der kommunistischen Geheimpolizei Securitate überschattet.



    Der Fall Gică Popescu bringt zwei Symbole gegeneinander auf und zwar den berühmten Sportler, einen wahren Botschafter Rumäniens, so wie ihn seine Anhänger bezeichnen, und die Justiz, die nach vielen Jahren an Macht und Unabhängigkeit gewonnen hat.