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  • Handball-WM: Rumäniens Damen blicken mit Optimismus nach Serbien

    Handball-WM: Rumäniens Damen blicken mit Optimismus nach Serbien

    In der WM-Gruppe D hat es Rumänien im serbischen Novi Sad zunächst mit zwei vermeintlich leichteren Gegnern zu tun. Nach dem Auftakt gegen Tunesien am Samstag, treffen die Schülerinnen von Trainer Gheorghe Tadici am Montag auf Australien. Einen Tag später kommt es aber zum ersten Härtetest, der Begegnung mit Deutschland. Am Donnerstag wartet dann mit Ungarn der Gruppenfavorit auf Rumänien. Schlie‎ßlich trifft die Mannschaft am Freitag auf Tschechien. Die ersten vier Gruppenplätze bedeuten den Einzug ins Achtelfinale. Dabei gilt für Rumänien Platz 3 als Mindestziel, sagt Nationalcoach Tadici. Als Gruppenvierter würde man im Achtelfinale vermutlich gegen den Weltmeister und Olympiasieger Norwegen spielen müssen, was im rumänischen Umfeld als unlösbare Aufgabe gilt.



    Nach der WM-Vorbereitung hatte die rumänische Mannschaft eine negative Bilanz gesammelt. Zunächst trat man in zwei Spielen gegen die starke dänische Mannschaft an. Trotz guter Leistungen und weiten Zeitabständen, in denen man in Führung lag, unterlag das junge rumänische Team zweimal gegen Dänemark, 22:23 in der ersten Partie und 21:26 im zweiten Spiel. Es folgte ein Vorbereitungsturnier in Frankreich, wo man zum Auftakt gegen Japan zu einem 23:18 Sieg kam. Im Endspiel zog Rumänien gegen den Gastgeber den kürzeren, am Ende lautete das Endergebnis 27:22 für Frankreich. Im letzten Testspiel vor der WM, rang das Team die angolanische Auswahl am Mittwochabend in Timisoara mit 28:18 nieder.



    Trotz der leichten Spannungen im Kader nach der erfolglosen Vorbereitung, war Trainer Tadici zufrieden. Man habe schlie‎ßlich alle Spiele auswärts bestritten, vor eigenem Publikum hätte Rumänien vielleicht vier Siege einfahren können. Allerdings habe er den Kampf mit starken Teams auswärts vorgezogen, denn das werde auch bei der WM das Szenario sein, so Tadici. Von den acht Halbzeiten hätten ihn sieben zufriedengestellt, erklärte der Trainer in Timisoara.



    Neben der angesammelten Müdigkeit, ist die rumänische Mannschaft auch von gesundheitlichen Problemen geplagt. Torfrau Paula Ungureanu etwa klagt über Schmerzen an der Hüfte, dazu hat sich die zweite Torfrau Mirela Nichita einen Muskelfaserriss zugezogen. Deshalb musste die Veteranin Talida Tolnai in den Kader nachrücken. In Serbien könnta das stark verjüngte Team ferner vor Problemen wegen der fehlenden Eingespieltheit stehen. 10 neue Spielerinnen sind bei der Weltmeisterschaft dabei, die bei der EM vergangenes Jahr noch nicht im Kader standen. Positiv ist hingegen die Rückkehr der Rückraumspielerin Cristina Neagu und die der Kreisläuferin Oana Manea. Beide gehören zu den erfahrenen Stars im rumänischen Team und fehlten lange Zeit verletzungsbedingt.

  • Der Abwärtsgang des rumänischen Sports

    Der Abwärtsgang des rumänischen Sports

    In einem Land wie Rumänien, wo sehr wenig in die Bildung, Gesundheit oder Forschung, kurz gesagt in die Zukunft investiert wird, könnte eine Diskussion über die Zuweisung von beträchtlichen Ressourcen dem Sport als naiv, ein Witz oder eine überzogene Anma‎ßung herüber kommen. Und das, obwohl in den letzten Jahrzehnten, in Rumänien eine unanfechtbare Tradition des Hochleistungssports Kontur gefasst hat.



    Es ist wahr, dass viele der gro‎ßen Erfolge der rumänischen Meister auf den Weltarenen vor 20, 30 oder gar 40 Jahren erzielt wurden, als der Sport sich noch in seiner Romantikzeit befand und Talent allein ausreichend sein konnte. Sport hat sich aber weiterentwickelt, genauso wie andere Bereiche, und das Talent, egal wie gro‎ß, garantiert, ungeschliffen oder nur ganz wenig feinverarbeitet, keine Spitzenleistung mehr. Denn die Investitionen, die mit der Spitzenleistung im Sport zusammenhängen — von Infrastrukturausgaben und Trainingmethoden, bis zu finanziellen Vergütungen der Sportler und ihrer Mannschaften — sind enorm gestiegen. Gerade deshalb sind die gro‎ßen Sportnationen der Welt vor allem starke Wirtschaften, die sich leisten, dem Sport riesige Beträge zuzuweisen.



    Bei der letzten Olympia, Meisterschaft, an der sich am besten die Sportmacht einer Nation widerspiegelt, waren in den ersten zehn mit Ausnahme Ungarns ausschlie‎ßlich weltweit wichtige Wirtschaftspieler. Auch in London 2012 belegte Rumänien den 27. Platz, weit entfernt von seinem üblichen Bestreben, aber sehr nah an seinem derzeit anämischen Finanzpotential. Somit scheint es, fast 30 Jahre nach dem fabelhaften Platz 2, den Rumänien bei der Olympia 1984 in Los Angeles errungen hatte, dass das Land sich jetzt immer mehr nach dem olympischen Motto richtet: Gewinnen ist nichts. Mitmachen ist alles!“. Die Perspektiven sind auch nicht so rosig, wenn man bedenkt, dass die Fonds, die dem rumänischen Sport zugewiesen werden, stark zurückgegangen sind, insbesondere nach dem Zusammensto‎ß der einheimischen Wirtschaft mit der Weltkrise. Eine Gegebenheit, die den Tiefgang des Sports nur verschärft hat, wie Sportjournalist Răzvan Boldiş meint:



    So ist es! Die Krise hat auf den rumänischen Sport voll eingeschlagen, der auch zuvor kein beliebtes Ziel für die öffentliche Geldzuweisung war. Praktisch wurde das wenige Geld noch weniger. Mit den mickrigen Beträgen, die die Verbände heute erhalten, kann der rumänische Sport nicht wiederbelebt werden. Er kann bestenfalls überleben. Ohne Geld gibt es keine Infrastruktur, man kann die Sportler nicht motivieren, man kann die erfahrenen Trainer nicht behalten. Diese verlassen seit einigen Jahren das Land. Heutzutrage ist Hochleistungssport ein teueres Geschäft. Leider kann sich es Rumänien nicht leisten.“



    Dennoch trug nicht allein die monetäre Frage zum Rückfall bei. Die Senkung der sogenannten Auswahlsbasis und die mangelnde Medienförderung sind auch Ursachen für diesen Niedergang. Răzvan Boldiş:



    Die endgültigen Daten der Volkszählung von 2011 verweisen darauf, dass die Bevölkerung Rumäniens binnen zwei Jahrzehnten um 3 Millionen Einwohner und somit auf knapp über 20 Millionen gesunken ist. Im Sport ist schlägt sich das in der Tatsache nieder, dass die Auswahlbasis eingeschränkt wurde. Das ist kein entscheidender Faktor, dennoch hat es seinen Beitrag zum Tiefgang des rumänischen Sports. Wenn wir auch die schwache Medienförderung anderer Sportarten, einschlie‎ßlich olympischer Sportarten, au‎ßer Fu‎ßball in Betracht ziehen, haben wir eine andere Ursache des Niedergangs.“



    In der Tat schaffen es beträchtliche Leistungen nicht, auch wenn deren Zahl klein ist, die erste Seite der Sportzeitschriften zu halten. Dies weil der zurecht als soziales Phänomen in Rumänien eigestufte Fu‎ßball von seiner privilegierten Position nicht weg zu kriegen ist. Nicht etwa weil dieser durch wichtige internationale Leistungen gro‎ß heraus kommt, denn diese fehlen schon seit sehr langer Zeit, sondern durch Nebenthemen wie Justizverfahren gegen die sogenannten Fu‎ßballleute oder das Privatleben der Spieler. In einem solchen, eher ablehnenden Umfeld, in dem die Mittelmä‎ßigkeit gefördert wird, ist es kein Wunder, dass nur die Gymnastik — in der die Rumänin Nadia Comăneci weltberühmt wurde — und das Fechten ihren Platz in der Weltelite behalten.



    Leider kann Rumänien in Leichtathletik, Handball, Boxen, Rudern, Gewichtheben oder Ringen — Sportarten, die dem Land fast 180 Olympiamedaillen gebracht haben — mit den führenden Nationen nicht mehr Schritt halten. Um so mehr sind diese gemeinsam mit anderen Sportarten in Vergessenheit geraten und können nur schwer von da wieder heraus kommen. Obwohl die Zukunft düster aussieht, kann sie auch Lösungen mit sich bringen, meint der Sportjournalist Răzvan Boldiş:



    Wir müssen nicht etwas erfinden, was andere schon vor einiger Zeit entdeckt haben. Die öffentlich-private Partnerschaft als Finanzierungsquelle des Sports ist eine Lösung, die in anderen Ländern erfolgreich angewandt wurde. Das kann eine ausgezeichnete Lösung zur Rettung des Mannschaftssports sein, wo Rumänien zur Zeit nicht mehr zählt. Eine weitere Idee wäre, Geld nur in die Sportarten zu pumpen, wo wir Chancen auf Medaillen haben. Natürlich würde eine derartige Lösung viele Sportarten vielleicht für immer verdammen, aber das könnte uns helfen, unsere Eliten zu erhalten. Nichtsdestotrotz müsste man eine Strategie auf Landesebene erdenken, die die Veranstaltung mehrerer Wettbewerbe beinhalten soll. Vergessen wir nicht, dass ein Wettbewerb motiviert und erzieht! Besonders was die Kleinen anbelangt.“



    Emblematisch für den Leistungsmangel des rumänischen Sports ist auch, was neulich während der Ruderlandesmeisterschaft passiert ist. Dort bestand fast die Hälfte der Teilnehmer bei den Seniorenwettbewerben aus Junioren. Und dies nicht etwa aus einem Überschuss an Talent.



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