Tag: Handwerk

  • Französische Finanzfachfrau: “Rumänien ist ein Volk, das Kunst liebt”

    Französische Finanzfachfrau: “Rumänien ist ein Volk, das Kunst liebt”

    Aurelie Niculiță studierte an der Universität Evry Val dEssonne und erwarb einen Abschluss in Finanzmärkten und Risikomanagement. Ihre Leidenschaft gilt dem Schwimmen, Basteln und Heimwerken. Sie hat in einem internationalen Chor in Moskau gesungen und spielt Klavier. Sie ist erst seit vier Monaten in Rumänien, aber erstaunlicherweise spricht sie Rumänisch. Was das Geheimnis ist, erfahren wir von ihr: “Für mich ist es eine Freude, Rumänisch zu sprechen. Die Geschichte geht so: als ich an der Universität in Grenoble studierte, lernte ich einen sehr gut aussehenden Mann aus der Republik Moldau kennen, in den ich mich verliebte und den ich nach einigen Jahren heiratete. Bei meiner ersten Reise nach Moldau stellte ich gleich fest, wie gastfreundlich, intelligent und offen die Menschen dort sind und wollte mit allen kommunizieren. Ich lernte also langsam Rumänisch, ich schlug keine Bücher auf, ich lernte nur nach Gehör und weil ich so gerne mit ihnen reden wollte, lernte ich die Sprache schnell. Ich habe eine tolle Familie, wir sind eine enge Familie, wir stehen uns sehr nahe.”



    Aurelie lebt seit kurzem in Bukarest und wir haben sie gebeten, uns zu erzählen, wie sie hierher gekommen ist und wie sie ihre ersten Eindrücke beschreiben würde: “Für meinen Mann ergab sich die Möglichkeit, für ein französisches Unternehmen hier in Rumänien zu arbeiten, also ich und der Rest der Familie haben beschlossen, mit gro‎ßer Freude hierher zu kommen. Für mich ist es sehr interessant, denn ich wollte schon lange hierher kommen, um zu sehen, wie die Menschen sind, wie sehr sie sich von den Moldawiern unterscheiden, denn ich war noch nie in Rumänien gewesen. Ich finde, dass die Rumänen sehr klug sind, sie haben das Herz eines Künstlers, sie singen wunderschön, sie machen tolles Kunsthandwerk, ich habe mich daher hier so schnell eingelebt.”



    Aurelie ist eine enthusiastische Bergsteigerin, sie lie‎ß es sich also nicht nehmen, einige Ausflüge in die Berge zu machen. Wir haben sie gefragt, ob sie noch etwas anderes in Rumänien besucht hat: “In diesen vier Monaten war ich bisher in Brașov, Sibiu, Corund, Turda und am 1. Dezember in Alba Iulia. Es war wie eine Reise, denn ich hatte vier Tage frei und es war ein spontaner Anlass. Mein Mann sagte: “Lass uns gehen!” und ich stimmte zu. Wir haben das Land entdeckt und wir hatten nichts vorher geplant . Wir sind nach Sibiu gefahren und dann haben wir uns überlegt, was wir machen, wir fahren da und da hin und haben an verschiedenen Orten angehalten. Es war so schön und ich habe es sehr genossen! Ich brauche mehr Zeit, um diese Orte zu erkunden, denn ich sehe, dass es in Rumänien eine gro‎ße Vielfalt gibt und das bedeutet für mich Reichtum. ” Irgendwann führte das Leben Aurelie nach Moskau, wo sie ein Sabbatjahr mit ihrem Mann verbrachte, der dort an einem Arbeitsprojekt arbeitete. Aurelie hat jedoch nicht locker gelassen und ich habe ein weiteres Projekt ins Leben gerufen.



    Denn, wie sie selbst sagt, kann sie nicht wegbleiben, ohne etwas Nützliches und Schönes zu tun: “Jetzt bin ich seit ein paar Monaten in Rumänien und habe angefangen, über ein anderes persönliches Projekt nachzudenken, denn ich kann nicht stillsitzen. Ich habe viel darüber nachgedacht. In Moskau habe ich ein Projekt begonnen, das auf Handarbeit basiert, was für mich sehr wichtig ist, es ist eine Art Meditation. Ich habe darüber nachgedacht, etwas Ähnliches in Rumänien zu machen, um mich umschulen zu lassen und etwas Sinnvolles in meinem Leben zu finden. Ich habe die Idee für ein Projekt, in dem ich das zusammenbringe, was mir Spa‎ß macht, nämlich die Handwerksarbeit, aber vor allem für Kinder mit Lernschwierigkeiten in der Schule, mit spezifischen Sprachstörungen. Mit einem solchen Projekt möchte ich Kindern helfen, Wortschatz, Rechnen, Rechtschreibung schneller zu erlernen. Es steckt viel Arbeit in diesem Projekt, ich war selbst ein Kind mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, und habe gelernt, Lösungen zu finden, um mir selbst zu helfen. Ich möchte anderen Kindern helfen und habe mich entschlossen, dieses Projekt mit Hilfe von handgefertigten Gegenständen für Kinder mit solchen Problemen durchzuführen.”


  • Deltacraft: junge Designer erfinden altes Handwerk neu

    Deltacraft: junge Designer erfinden altes Handwerk neu

    Handgegerbtes Leder, Lehmziegel und Schilfrohr sind Stoffe, die im Donaudelta zum Haushaltsalltag gehören. Ein neues Projekt will ihnen wieder auch au‎ßerhalb dieses Gebiets zu mehr Beliebtheit verhelfen. Beim Ecopolis-Zentrum für Nachhaltige Sachpolitik erläutert Geschäftsleiterin Oana Neneciu, worum es dabei geht:



    Deltacraft startete im Jahr 2015, als wir uns überlegt haben, die Handwerkstradition aus dem Donaudelta in den Mittelpunkt zu stellen und auf diese Weise auch wiederzubeleben. Wir entwickeln verschiedene Projekte im Donaudelta seit sieben Jahren. Es geht um seltener und von wenigen Menschen praktizierte Methoden und wir finden, dass ein neuer zeitgenössischer Ansatz notwendig ist. Deshalb haben wir mit drei Designern und zehn Handwerkern angefangen, die die erste Kollektion von Design- und Kunstobjekten unter der Marke Delta Craft gestalteten.“




    Das Projektteam prüfte zunächst die vorhandenen Rohstoffe wie Schilf, Lehmziegel, Erde oder Sand und studierte Brauchtum und Tradition. Die Symbole, die seit Generationen in den Häusern der Menschen im Delta anzutreffen sind, haben sie zu einer integrierten Kollektion verarbeitet, sagt Oana Neneciu:



    Wir haben einen Tisch aus Lehm gebaut und eine Trennwand aus Schilf und Holz. Dann haben wir Socken und Bettwäsche mit lokaler Symbolik bedruckt. Aus handgegerbtem Leder hat ein Kürschner am Ort einen Stuhl hergestellt und aus einem aus dem Wasser geretteten Baumstamm haben wir eine Sitzbank gemacht. Alles ist auf unserer Webseite zu sehen.“




    Die Handwerker — zwischen 35 und 65 Jahre alt — haben im Projekt ihre Kenntnisse in den Dienst der Designerphantasie gestellt und umgekehrt die Designer inspiriert. Roter Faden der Kollektion, die auch einen Wasserfilter aus Stein umfasst, ist eine nachhaltige Lebensweise. Neu interpretierte praktische Objekte wie eine Installation aus einem Fischernetz oder aus einer Mitgifttruhe tragen das Ihrige zum originellen Ansatz bei. Mittlerweile erschienen bereits mehrere Kollektionen:



    Wir wollten verkaufbare Objekte schaffen, die man auf dem urbanen Markt in Rumänien und dem Ausland promoten kann. Mit drei Designern und drei Handwerkern haben wir in Leder und Rohrkolben und Schilf gearbeitet. Zum Beispiel haben wir mit Methoden der Dachdecker etwas anderes gebaut. Oder Sattler haben Lederhängetaschen gemacht, im Stil von Zaumzeug, in das man Picknickkorb und Decke geben kann. Oder ein Rutenkorb mit Lederaccessoires und ein Schal, der das Wellenmotiv von Letea übernimmt — dort haben wir nämlich unser Designercamp mit den Handwerkern aufgebaut.“




    Wie Oana Neneciu weiter erklärt, basiert die Kollektion auf dem Konzept des Wandels, auf der Transformation von traditioneller Handwerkstechnik zur aktuellen Utensilienproduktion. Die Ästhetik bewegt sich zwischen uralter Weisheit und heutigem Lebensstil, sagt sie:



    Unsere Idee ist, ein immer grö‎ßeres Portfolio zu schaffen, mit dem unsere Handwerker auch Geld verdienen können. In Zukunft wäre auch ein Designwettbewerb etwas, weil viele Designer an einem solchen Projekt interessiert sind. Und wir planen viele Produkte. Wir sind auf keinen Fall am Ende.“



    Am Projekt wirkten neben dem Ecopolis-Zentrum auch die Werkstatt KraftMade und das Forschungsinstitut Gavrilă Simion“ in Tulcea.