Tag: Handwerke

  • Virtueller Reiseführer: der Bărăgan in 3D

    Virtueller Reiseführer: der Bărăgan in 3D

    Ein neues virtuelles Projekt wurde im November in Rumänien gestartet: der erste Reiseführer, der ausschlie‎ßlich dem Bărăgan gewidmet ist, einer Region im südöstlichen Teil des Landes. Der Führer hei‎ßt Itinerama – Explorer in Bărăgan und bietet Besuchern eine umfassende Liste von materiellen und immateriellen Kulturerbstätten aus der Region. Die Plattform enthält auch den ersten Audioguide der Region, das erste 3D-Museum von Bărăgan und spezielle Abschnitte, die dem Musikdirigenten Ionel Perlea und dem Bildhauer Nică Petre gewidmet sind, die aus dieser Gegend stammen. Cristian Curuș, der Leiter des Projekts, sagte, dass in der ersten Phase 100 verschiedene Orte mit touristischem Potenzial identifiziert wurden:



    Einige dieser Orte werden bereits als Touristenattraktionen genutzt, wie zum Beispiel die Museen und die archäologischen Stätten, die für eine sehr geringe Eintrittsgebühr besucht werden können. Es gibt aber auch viele andere Orte, die nicht auf der touristischen Landkarte stehen. Einige dieser Orte gelten als Kulturerbe und stehen auf der Liste der geschützten Denkmäler, sind aber für Besucher nicht zugänglich, wie z.B. Herrenhäuser, Kirchen und sogar archäologische Stätten, zu denen die Besucher keinen Zutritt haben. Zum Beispiel hatten Touristen in den letzten zwei Jahren keinen Zugang zu der Stätte in Popina Bordușani, im Landkreis Ialomița, aber dank dieses Projekts versuchen wir, zusammen mit dem Museum des Landkreises Ialomița eine Reihe von Führungen für Besucher zu organisieren. Der Bărăgan-Reiseführer schlägt vier Routen vor: die obere Bărăgan-Region, mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in den Kreisen Călărași und Ialomița; der Bărăgan von Süden nach Norden, mit einer Reihe von potentiellen Sehenswürdigkeiten entlang der Donau auf der Strecke zwischen Călărași und Brăila, eine Besichtigung von Herrenhäusern und eine Besichtigung der Kirchen. Die Besucher können diese Ausflüge selbständig organisieren. Die Website des Projekts, itinerama.ro, wird interaktive Karten zur Verfügung stellen, die die Entfernung in km zwischen den verschiedenen Orten, die Zeit, die man braucht, um dorthin zu gelangen, usw. zeigen, so dass Touristen ihre eigene Reiseroute erstellen können.“



    Adriana Lucaciu ist eine der Fotografen, die an dem Projekt zur Erstellung eines Online-Touristenführers für den Bărăgan mitgearbeitet haben. Sie erzählte uns, wie die Erfahrung für sie war:



    Wir haben viele Herrenhäuser fotografiert, die leider verlassen sind und sich aus Sicht des Denkmalschutzes in keinem guten Zustand befinden. Wir haben auch Fotos vom Schutzgebiet Popina Bordușani gemacht, das sehr wenig bekannt ist, obwohl es ein wunderschöner Ort ist. Wir machten auch Fotos von vielen Kreuzen am Stra‎ßenrand. Viele stammen aus der Zeit um das Jahr 1800 herum. Einige stehen dort, wo man sie am wenigsten erwartet, nämlich mitten in den Feldern. Sie sind mit allen möglichen geschnitzten Symbolen verziert. Die Besucher des Landwirtschaftsmuseums in Slobozia können mehr darüber erfahren.“



    Adriana Lucaciu erzählt uns nun mehr über das Landwirtschaftsmuseum in Slobozia, von dem sie sagt, dass es ein sehr schöner Ort für einen Besuch sei:



    Das Landwirtschaftsmuseum in Slobozia ist sehr angenehm gestaltet. Es beherbergt einige Räume, in denen mehrere Werkstätten — so wie sie früher mal waren — eingerichtet wurden. Die Besucher können den Korridor entlang gehen und auf beiden Seiten Räume sehen, die verschiedene Werkstätten nachbilden, eine Eisenschmiede oder eine Bäckerei sowie ein altes Schulzimmer mit Holzbänken und alten Handbüchern und eine alte Küche. Das Museum hat auch eine Sammlung von Steinkreuzen aus dem Dorf Poiana, die nach der Auflösung des örtlichen Friedhofs herübergebracht wurden. Die Kreuze stammen aus dem frühen 19. Jh. Es gibt Erklärungen für die Besucher mit Übersetzungen der Inschriften und der Interpretation der Symbole.“




    Die Fotografin Adriana Lucaciu sagt, dass es in der Region ganz viele ungewöhnliche Orte gebe:



    Als wir uns eine Liste von Kulturerbstätten ansahen, stie‎ßen wir auf einen Hinweis auf einen sogenannten verfluchten Friedhof in Lehliu. Also begannen wir, danach zu suchen. Leider wurde kein genauer Ort genannt. Als wir in Lehliu ankamen, begannen wir, die Einheimischen nach dem Friedhof zu fragen, aber alles, was wir als Antwort bekamen, waren komische Blicke. Schlie‎ßlich trafen wir einen jungen Mann, der sich daran erinnerte, dass es im Dorf einen verlassenen Friedhof gab. Er wusste aber nicht genau, wo er sich befand, sondern konnte uns nur die Richtung andeuten. Wir liefen diese Stra‎ße auf und ab und dann kam ein netter alter Mann aus seinem Haus. Wir fragten ihn nach dem Friedhof. Er sagte, er sei verlassen worden, bevor er geboren wurde. Er zeigte auf einige Bäume in der Ferne und sagte, wenn wir an diesen Bäumen vorbeigingen und uns in die dahinter liegende Einöde wagen würden, würden wir die Kreuze sicher finden. Genau das geschah, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie wir uns fühlten, als wir die Steinkreuze sahen — einige noch stehend, andere zu Boden gefallen und von der Vegetation am Flussufer überwuchert.“



    Itinerama — Explorer in Bărăgan, das Projekt zur Kartierung der touristischen Attraktionen in dieser südostrumänischen Region, wird mit Unterstützung der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds, des Nationalen Instituts für Kulturerbe und der Museen in der Region Bărăgan durchgeführt.

  • Französisch-rumänischer Architekt liebt Landleben und traditionelle Handwerke

    Französisch-rumänischer Architekt liebt Landleben und traditionelle Handwerke

    Pierre Bortnowski ist Architekt, hat an dem Saint Luc Architecture Institute in Brüssel studiert und anschlie‎ßend ein MBA an der Upper School of Commerce in Paris gemacht. Dann kam er mit einem Erasmus-Stipendium an der Polytechnischen Universität von Timişoara in Rumänien an. Pierre Bortnowski hat mit dem Architekten Şerban Sturdza an zahlreichen Projekten gearbeitet, er war an Städtebau-Workshops in Timişoara beteiligt, er hat an den Restaurierungsworkshops in Curtişoara, im Süden Rumäniens, teilgenommen, er hat zusammen mit zwei anderen Kollegen die Handwerker-Mappe gegründet und derzeit ist er Partner und Gründungsmitglied eines Architekturbüros in Bukarest. Wie die rumänische Erfahrung für Pierre begann, erfahren wir in den folgenden Minuten:



    Ich hatte Glück, dieses Erasmus-Studium aufnehmen zu können. Ich kannte Rumänien bereits, weil mein Vater Rumäne ist, er ist in Bukarest geboren, mein Gro‎ßvater in Sinaia und meine Gro‎ßmutter stammt aus Oltenien. Er verlie‎ß Rumänien im Jahr 1973 und wir hatten die Gelegenheit, ein paar Mal hierherzukommen, als ich noch ein kleiner Junge waren. Trotzdem — das Erasmus-Studium hat den Ausschlag gegeben. Ich war im vierten Studienjahr, es war ein wunderbares Jahr in Timişoara — dem schönsten Dorf in Rumänien. Ich sage spa‎ßeshalber ein Dorf, weil ich zuerst in Paris und dann in Brüssel gelebt habe. Es ist also der Grö‎ßenunterschied. Es ist auch eine Universitätsstadt und, vier Monate nach meiner Ankunft, traf ich jedes Mal, wenn ich in die Stadt fuhr, jemanden, den ich kannte, und ich hatte den Eindruck, dass wir wie in einem Dorf sind, wo man alle kennt, wenn man auf die Stra‎ße geht. Es war sehr angenehm. Ich habe dort viele Aktivitäten besucht, ich habe einige motivierte Studentengruppen kennengelernt, die jeweils an bestimmten Aktivitäten beteiligt waren. Ich habe versucht, an allem teilzunehmen, es war äu‎ßerst motivierend. Ich bin für das letzte Studienjahr nach Brüssel zurückgekehrt und bin am Ende meines Studiums endgültig nach Rumänien zurückgekommen. Abgesehen von der Zeit, als ich vor zwei Jahren meinen MBA gemacht habe, lebe ich seit 2009 in Rumänien. Ich hatte die Möglichkeit, fünf Jahre mit Şerban Sturdza zu arbeiten, der für mich mehr als nur ein Lehrer war. Er war ein Mentor, es war eine unglaubliche Erfahrung. Aber vorher — und das ist ein weiterer Grund, warum ich hierhergekommen bin — hatte ich die Chance, mein eigenes Praktikum zu machen, nicht das, das ich brauchte, um als Architekt unterschreiben zu können. Ich habe mit Handwerkern gearbeitet. Wir haben jedes Jahr Sommercamps in Curtişoara organisiert. Das Grundstück hatte mein Gro‎ßvater Anfang des 20. Jahrhunderts gekauft, er hat die Liegenschaft auf Vordermann gebracht und ich fühle mich sehr wohl, wenn ich dort bin, auch deshalb, weil es genau genommen ein gro‎ßartiger Ort neben Curtişoara ist. Jeden Sommer mit den Studenten führen mein Vater, meine Schwester und unsere Freunden diesen Workshop durch und bieten ihnen die Möglichkeit, Materialien in die Hände zu nehmen, so wie ich meinerzeit machte, und sie helfen uns, den Ort zu restaurieren. Es ist eine Win-Win-Partnerschaft. Vor kurzem habe ich mit meiner Frau, weil ich inzwischen auch verheiratet bin, ein Architekturbüro eröffnet, und wir sind sehr glücklich, weil wir viele Kunden haben. Im Moment haben wir jemanden angestellt, damit wir keine Aufträge verlieren.“




    Rumänien ist für Pierre Bortnowski ein sehr attraktives Land, voller Möglichkeiten und im Wachstum begriffen. Wie sieht Pierre sein zweites Zuhause?



    Durch meine Augen gesehen ist Rumänien ein wunderbares Land, deshalb sind wir ja hierhergekommen, das ist klar. Es gibt viele Möglichkeiten, es ist ein sehr schönes und sehr reiches Land, und es scheint mir, dass es viel zu tun gibt. Es scheint mir auch ein sehr motivierender Ort zu sein. Das hei‎ßt nicht, dass alles perfekt ist, aber ich sehe dies als Chance. Und auf meinem Gebiet, im Bauwesen, in der Architektur, scheint mir, dass so viele Dinge gut gemacht wurden, wobei ich mich auf das Bauerbe beziehe. Ich bin vorsichtiger, wenn wir über die Art und Weise sprechen, in der heute gebaut wird. Ich denke, dass nur sehr wenige neue Gebäude 100 Jahre später noch vorhanden sein werden, und hier spreche ich sowohl die Struktur als auch die Qualität an. Das Bauerbe ist hingegen gut, denn wenn es noch steht, bedeutet das, dass es gut gebaut wurde. Ein weiteres echtes Problem ist dieser massive Exodus, der mir die Chancen, die sich hier bieten, zu schwächen scheint, denn es ist sehr schwierig, jemanden zu finden, mit dem man arbeiten kann. Handwerker sind die, die die Grundlagen am besten beherrschen, und es ist sehr schwer, Qualität zu fordern, wenn die Kontrolle fehlt, die früher in den Händen der guten Handwerker lag, die heute nicht mehr so leicht zu finden sind.“




    Pierre Bortnowski ist per Definition ein Stadtmensch, aber er liebt das Landleben, die Traditionen und das Handwerk und wünscht sich, dass diese mehr geschätzt, bewahrt und gefördert werden. Was ist das Einzigartige an Rumänien?



    Das aktive ländliche Leben, das gegenwärtig gefährdet ist. Das scheint mir ein Element zu sein, mit dem Rumänien sich noch unterscheiden kann, aber wir hinken schon ein bisschen hinterher. Die Schulen in jedem Dorf, das öffentliche Leben dort sollten sehr schnell und kraftvoll wieder aufgebaut werden. Die Menschen sollten ermutigt werden, nicht mehr wegzuziehen. Ländliche Landwirtschaft mit nicht intensiver Subsistenz ist das, was im Westen verschwunden ist und auf touristischer und kultureller Ebene am meisten gefragt ist. Dies ist eindeutig eine Priorität für mich: Dorf, Kultur und Landwirtschaft, die von unendlichem Reichtum sind. Aber es gibt keine Kontinuität, es hörte jetzt auf. Deswegen sage ich: Es ist dringend! Wir sollten aufwachen und etwas zu tun! Es ist kurz vor Zwölf.“

  • Suceava – die geschichtsbeladene Stadt in der Bukowina

    Suceava – die geschichtsbeladene Stadt in der Bukowina

    Unsere Schritte führen uns heute in den Nordosten Rumäniens, nämlich nach Suceava (dt. Suczawa). Die Stadt feiert dieses Jahr 628 Jahre seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung. Suceava liegt in der historischen Provinz Bukowina und ist unter anderem für ihre schönen Landschaften und die uralten Traditionen bekannt. Demnach ist Suceava ein ideales Reiseziel für alle Jahreszeiten. Ein Aufenthalt in Suceava wird Sie mit Sicherheit angenehm überraschen. Sie werden eine junge Universitätsstadt mit einer reichen Geschichte entdecken. Darüber hinaus ist das Kulturangebot sehr vielfältig: Konzerte, Ausstellungen, thematische Feste, Folkloreabende — all das erwartet Sie in Suceava. Die vielen Denkmäler und Museen verschaffen Ihnen dazu einen tieferen Einblick in die Geschichte der Region.



    Nun sind die Festtage und die Winterferien vorbei, also gibt es viele freie Unterkunftsplätze. Viel wichtiger sind aber die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mehr Einzelheiten dazu bringt Ciprian Negruţu, Fachinspektor beim Nationalzentrum für Information und Tourismusförderung im Kreisrat Suceava:



    Eine besondere Attraktion in Suceava ist die Fürstenburg (rum. Cetatea de Scaun), erbaut im Auftrag des Fürsten Petru Muşat. Au‎ßerdem gibt es vier, fünf sehr schöne Kirchen in der Stadt. Einen Besuch wert ist auch das Geschichtsmuseum, das renoviert wurde und vor kurzem seine Tore wieder aufmachte. Die Altstadt ist auch sehr schön, dort hat das Österreichisch-Ungarische Reich seine Spuren hinterlassen. In den Ortschaften Vama, Moldova-Suliţa und Moldoviţa werden Werkstätte zum Eiermalen organisiert. In Cacica und Comăneşti kann das Handwerk der Töpferei erlernt werden.“




    Das Dorfmuseum in Suceava stellt für die Region Bukowina typische Haushalte vor. Es ist das drittgrö‎ßte Museum seiner Art in Rumänien und wurde 1980 eröffnet. Das Museum präsentiert ein nachgestelltes, für die Bukowiner Region spezifisches Altdorf. Die Besucher können entlang von engen Gassen spazieren gehen und sich die Bauernhäuser links und rechts anschauen. Im Zentrum des Dorfes können sie die Kirche und den Glockenturm von Vama sehen. Beide stammen aus dem Jahr 1783. Im Inneren der Häuser können traditionelle Möbelstücke, herkömmliche Herde, unterschiedliche Dekorationen und Textilien, aber auch Trachten bewundert werden. Das Dorfmuseum in Suceava versucht darüber hinaus, bedeutende Momente aus dem Leben der Dorfbewohner zu beschreiben wie z.B. eine Taufe oder eine Beerdigung. Das Naturwissenschaftliche Museum wird mit Sicherheit die kleinen Gäste verführen. Die Stadt bietet zahlreiche familienfreundliche Sehenswürdigkeiten, daher ist sie ein passendes Reiseziel auch für Familien mit Kindern, die gerne ein paar Tage in der Stadt verbringen möchten.



    Ciprian Negruţu, Fachinspektor beim Nationalzentrum für Information und Tourismusförderung im Kreisrat Suceava, ist der Ansicht, es lohne sich, die gesamte Region zu besuchen:



    Bukowina ist eine der schönsten Regionen in Rumänien. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten, sowohl für aktive Touristen wie auch für diejenigen, die Ruhe und Erholung suchen. Wanderungen, River Rafting, Fischen, Jagd für die Abenteurer und Heilbäder im Dorna-Becken zur Entspannung. Dazu ist auch der Kulturtourismus gut entwickelt, die berühmten Klöster bieten eine au‎ßerordentliche Gelegenheit dazu. Für die ganz aktiven Touristen ergeben sich auch Reitmöglichkeiten.“




    Ende August findet alljährlich das Mittelalterliche Burgfest in Suceava statt. Mittelalterliche Musik, historische Szenen, Ritterturniere, interaktive Aufführungen und viele andere Veranstaltungen begeistern das Publikum und laden es zum Mitmachen ein. Zum gleichen Anlass können die Teilnehmer verschiedene Geheimnisse der Töpferei entdecken oder die Kunst des Bogenschie‎ßens erlernen. Und das direkt in der Burg, die 1388 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.

  • Recycling: Alte Handwerke fördern gemeinschaftlichen Wohlstand

    Recycling: Alte Handwerke fördern gemeinschaftlichen Wohlstand

    Die junge Familie Dana und Ionuț Georgescu hat das Projekt Moara de hârtie“ (Die Papiermühle“) in der Ortschaft Comana ins Leben gerufen. Comana liegt 25 km von der Hauptstadt Bukarest entfernt. Hier recyceln sie Papier, wässern dieses ein und wandeln es in Ökopapier um. Dieses bedrucken sie dann und binden die Druckerzeugnisse auf Maschinen, die aus alten Druckereien wiedergewonnen wurden. Die Anfänge der Papiermühle“ vor fünf Jahren stehen mit der Geburt ihrer Tochter Elena, aber nicht nur, in Verbindung. Mehr erfahren wir von Dana Georgescu:



    Wir waren in der Privatwirtschaft tätig. Als Elena auf die Welt kam, blieb ich lange mit ihr zuhause. Daher spürte ich, dass ich etwas mehr tun muss als bis zu dem Zeitpunkt. Schreiben ist meine Leidenschaft. Ich liebe das Schöngeistige allgemein. Ich spürte, dass ich mehr will, als täglich ins Büro zu gehen, ein Gehalt zu verdienen und in den Urlaub zu gehen. Das war 2007. Seitdem haben wir gesucht und entdeckt, dass wir etwas im Druckgeschäft machen wollen. Mein Mann hatte eine Leidenschaft für Landkarten und so hat sich alles miteinander verbunden. Später, 2009, fingen wir an, auch Kurse zu besuchen. Ich ging auf einen Fotokurs und mein Man machte einen Kurs für Buchbinder, obwohl er an Collagen interessiert war.“




    Gleich nachdem sie ihre Pläne schmiedeten, suchte das Ehepaar Georgescu nach einem Ort, wo die Papiermühle“ errichtet werden sollte. Nach mehreren Erkundungen kamen sie nach Comana und damit in eine Ortschaft, die sich mitten in einem Naturpark befindet. Hier gibt es Wälder, ein kleines Delta des Flusses Neajlov. Der Ort ist auch in der literarischen Geschichte bekannt, denn hier befindet sich das Gedenkhaus des Dichters Gellu Naum. Dieser Ort war wie für sie geschaffen, meint Dana. Hier verbringen sie die meiste Zeit der Woche. Sie stellen Papier her und bedrucken es. Sie stellen ihre Druckmaschinen zugleich in einem kleinen Museum aus.







    Einige dieser Maschinen gehören sogar zum Kulturerbe, wie jene, die in Leipzig 1889 gebaut wurde. Diese war in der Druckerei der Zeitung Universul“ in Betrieb. Und da sie in Comana ein derma‎ßen gastfreundlichen Ort gefunden haben, dachten sie ihrerseits, auch dem Dorf etwas zu schenken: Sie stellten ein kleines Sozialunternehmen auf die Beine, wo Heftchen, Glückwunschkarten, Lesezeichen und natürlich handgemachtes Ökopapier produziert werden. Ionuţ Georgescu: src=/files/Panoramice/Societate/moara-de-hartie-presa-leipzig-1889-300px.jpg

    Druckerpresse von 1889 aus Leipzig


    Foto: facebook.com/Moaradehartie



    Es ist ein gemeinnütziges Geschäft, ein besonderes Geschäft für Rumänien, wo man in letzter Zeit über Sozialwirtschaft spricht. Man versucht, einen gesetzlichen Rahmen für diesen Bereich zu schaffen. Was wir erfahren haben, seitdem wir in Comana sind, ist, dass man in einer Gemeinde nichts unternehmen kann, wenn man der Gemeinde nichts zurückgibt. Wir entdecken, dass je mehr wir uns in der Gemeinschaft einbringen, desto mehr gibt uns die Gemeinschaft etwas zurück. Wir haben mit den Kindern in der Dorfschule gearbeitet. Sie nehmen kostenlos an unseren Aktivitäten teil. Wir haben hier vertrauenswürdige Menschen gefunden, mit denen wir in der Papiermühle gut zusammenarbeiten. Es sind zuverlässige Menschen, die unsere Träume verstehen. Sie unterstützen uns dabei, etwas für uns zu tun, aber auch für die Gemeinde, in der wir uns befinden. Wir können die wirtschaftliche Entwicklung nicht von dem Wohlstand der Gemeinde, in der wir leben, trennen.




    Wie sieht aber die Wirtschaftslage der Einwohner Comanas aus und wie hat eine traditionelle Gemeinschaft die neue Idee in Empfang genommen, in ihrem Dorf Ökopapier herzustellen? Das sagt uns ebenfalls Ionuţ Georgescu.



    Ein Wirtschaftswachstum ist auch auf dem Land notwendig. Es gibt sehr wenige Möglichkeiten, um in den Dörfern zu arbeiten. Die Mehrheit der Bewohner Comanas besteht aus Pendlern, die in Bukarest oder in den umliegenden Dörfern arbeiten. Es gibt keine Alternative. Wir glauben aber, dass das Handwerk eine willkommene und beträchtliche Ergänzung der Einkommen der Dorfbewohner darstellen kann, das sogar zur Haupteinnahmequelle werden kann. Als wir mit ihnen das erste Mal gesprochen haben, haben sie nicht an unsere Idee geglaubt. Als sie aber gesehen haben, was wir hier verwirklicht haben, sind sie zum Schluss gekommen, dass man auch mit alten Sachen etwas bewegen kann. Sie haben sich uns gegenüber geöffnet. Einige beteiligen sich sogar an unseren Aktivitäten.“




    Die meiste Freude an den Aktivitäten in der Papiermühle haben die Kinder. Für sie veranstaltet Dana Georgescu verschiedene Werkstätten und zeigt ihnen, wie Papier hergestellt und bedruckt wird. Dana Georgescu beschreibt die Reaktion der Kinder:







    Am Anfang schauen sie neugierig und ich höre lauter Überraschungsrufe. Während ich ihnen erkläre, was hier passiert, werden sie sehr interessiert. Wenn wir zu dem Herstellverfahren des Papiers gelangen, entsteht ein Wettlauf unter den Kindern, wer zuerst beginnen soll. src=/files/Panoramice/Societate/moara-de-hartie-copii-reciclare-300px.jpg

    Kinder lernen, wie man Papier recycelt.


    Foto: facebook.com/Moaradehartie


    Ab und zu sagen uns die Kinder, dass sie hier arbeiten wollen, wann sie gro‎ß sind. Sie sind also sehr beeindruckt von dem, was sie hier machen. Sehr enthusiastisch sind die ganz Kleinen, sie äu‎ßern ihre Begeisterung sofort. Die grö‎ßeren Kinder sind etwas zurückhaltender.“



    Für die nächsten Jahre bereitet Familie Georgescu ein weiteres Projekt in Comana vor: Das Handwerkerdorf“. Mit Finanzierung aus Norwegen sollen dort rustikale und traditionelle Häuser gebaut werden. In diesen wird man alte Handwerke unterrichten: Töpferei, Weben und Holzverarbeitung.

  • Agatonia-Schule: Traditionelle Handwerke neu erlernt

    Agatonia-Schule: Traditionelle Handwerke neu erlernt

    Der moderne Schulunterricht sieht es als Priorität vor, dass die Schulen mit Computern ausgestattet werden und die Schüler Internet-Zugang bekommen, damit alle mit Höchstgeschwindigkeit über das Weltgeschehen auf dem Laufenden bleiben. Und doch werden in einer Dorfschule in der Gemeinde Piscu, Landkreis Ilfov, die Kinder und auch die Erwachsenen ermuntert, alte, traditionelle Handwerke wieder zu entdecken und den lokalen Kulturschatz kennenzulernen. Adriana Scripcariu, die Leiterin der Schule Agatonia und des Vereins Gaspar, Baltasar und Melchior“, gibt uns mehr Details über die Schule Agatonia, in der Ortschaft Piscu, im Südosten Rumäniens:



    Die Schule Agatonia bietet mehrere Perspektiven auf den Unterricht. Einerseits handelt es sich um eine ordentliche Grundschule, in der wir die normalen schulischen Aktivitäten durchführen. Andererseits ist das Spezifikum unserer Schule, dass wir Aktivitäten fördern, die in Verbindung zum Kulturschatz Rumäniens stehen. Auch in unseren normalen Lehrstunden bringen wir immer Informationen zu diesem Thema. Im Rahmen unserer praktischen Aktivitäten erfahren die Kinder mehr über die Geschichte unserer Ortschaft, sie lernen traditionelle Handwerke wie z.B. das Weben am Webstuhl. In den letzten Jahren haben wir auch mehrere Lehrbücher über den Kulturschatz unserer Region erarbeitet, und wir sind der Ansicht, dass jeder Landkreis ein solches Kulturschatz-Lehrbuch haben sollte. Bis jetzt haben wir zwei Lehrbücher herausgegeben, über die Landkreise Ilfov und Braşov. Das sind interdisziplinäre Lehrmaterialien — sie enthalten Volksliteratur, Informationen über traditionelle Handwerke, Informationen über Bräuche, Traditionen, religiöse Feiertage, so dass die Kinder in der Welt der Kulturwerte, die sie umgeben, besser verankert sind. Unsere Agatonia-Schule in Piscu steht allen offen — viele Kinder- und Erwachsenengruppen aus ganz Rumänien kommen zu uns, um mehr über unseren Kulturschatz zu erfahren und verschiedene traditionelle Handwerke zu erlernen.“




    Der Zweck der Agatonia-Schule ist die Erziehung der jungen Generationen, die das kulturelle Erbe ihrer Vorfahren kennenlernen, verwerten und weitergeben sollten. Als sie die Grundlagen dieser Schuleinrichtung legten wussten Adriana Scripcariu und ihr Ehemann, der Bildhauer Virgil Scripcariu, noch nicht, was sie damit erreichen würden. Adriana Scripcariu:



    Ich kann nicht sagen, dass wir einen genauen Plan hatten; ganz langsam, Schritt für Schritt haben wir dieses Projekt entwickelt. Wichtig war, dass wir uns in einem Dorf niedergelassen haben, wo die alten Traditionen und Bräuche aufbewahrt wurden. Ich habe Kunstgeschichte studiert, mein Ehemann ist Bildhauer, wir entdeckten den Kulturschatz dieses Dorfes, und weil wir auch Kinder haben, wollten wir kulturelle Aktivitäten für alle Dorfkinder initiieren. Im Laufe der Zeit wurde uns klar, wie attraktiv diese Themen sein können, wenn man sich bemüht, sie den Kindern auf interessante, spannende Weise zu präsentieren. Wir haben auch Gruppen aus anderen Ortschaften zu unseren Aktionen eingeladen; die Leute sind hierher gekommen und wir haben wunderbare Stunden zusammengebracht. Wir hoffen, dass die Teilnehmer jetzt die traditionellen Handwerke besser kennen und schätzen.“




    Am Vormittag funktioniert die Agatonia-Schule wie eine ganz normale Grundschule für die Dorfkinder. Am Nachmittag öffnet die Schule ihre Tore für mehr Kinder, in verschiedenen Altersstufen. Es werden interdisziplinäre Aktivitäten durchgeführt, zu spezifischen Themen des rumänischen Kulturschatzes, aber auch zu Themen der Allgemeinbildung im breiteren Sinne. Alle Aktivitäten am Vor- und Nachmittag werden den Kindern aus dem Dorf Piscu kostenlos angeboten. Die Schule Agatonia organisiert regelmä‎ßig, auf Anforderung, gegen bescheidene Summen, weitere Aktivitäten für andere Gruppen von Kindern und Erwachsenen, die an den vorgeschlagenen Projekten teilnehmen möchten — es handelt sich um Workshops zum Erlernen von traditionellen Handwerken oder zum Kennenlernen des lokalen Kulturschatzes. Mit den dafür bezahlten Beiträgen unterstützen diese Gruppen die tägliche Aktivität der Schule. Auf diese Weise sichert der Verein seine Selbstfinanzierung. Wer sind aber die Gäste, die an den Aktionen der Agatonia-Schule teilnehmen? Adriana Scripcariu:



    Unsere Gäste gehören allen Altersgruppen an, vom Kindergarten bis zu Erwachsenen von wichtigen Einrichtungen oder Unternehmen, die hierher kommen, um Teambuilding-Aktivitäten zu machen. Sehr beliebt ist unsere Töpferei-Werkstatt — sie ist typisch für unseren Dorf, der eine uralte Töpferei-Tradition hat. In Piscu können die Gäste auch ihr eigenes Essgeschirr anfertigen und selbst dekorieren. Die Erwachsenen, die uns besuchen, entdecken Keramikgegenstände, gewebte Teppiche und viele andere Objekte, die sie in die Welt ihrer Kindheit zurückversetzen. Das ist eine besondere Erfahrung für jeden von uns, weil unsere Gro‎ßeltern auf dem Lande lebten, und diese Kindheitserinnerungen uns allen sehr lieb und teuer sind. Neben der Töpferei-Werkstatt haben wir auch Bildhauerei-Aktivitäten. In unserer Relief-Werkstatt können unsere Gäste selbst Plastiken aus Ton modellieren. In einigen Stunden können die Teilnehmer versuchen, unter Anleitung des Bildhauers aus Ton einen Gegenstand oder sogar ein Porträt nach einem lebendigen Modell anzufertigen. Diese Erfahrungen sind relativ selten für die modernen Stadtbewohner, und deshalb kommen die Leute gern zu uns. Im Rahmen eines einzigen Besuches können wir mehrere Workshops verbinden, z.B. Relief mit Töpferei und Weben, oder Porträt-Modellieren mit Töpferei, oder aber Malerei auf Keramikgegenständen kombiniert mit Linolschnitt. Wir bieten verschiedene Workshop-Kombinationen an, nach den Wünschen unserer Gäste.“




    Mehr Informationen über die Aktivität der Agatonia-Schule und des Vereins Gaspar, Baltasar und Melchior“ im Dorf Piscu finden Sie auf der Internetseite www.piscu.ro.