Tag: Heimarbeit

  • Folgen der Pandemie: Burn-Out-Syndrom immer verbreiteter

    Folgen der Pandemie: Burn-Out-Syndrom immer verbreiteter

    Ein Jahr Pandemie liegt hinter uns — ein Jahr voller Lockdowns, Masken, Desinfizieren auf Schritt und Tritt. Und ein Jahr Telearbeit. Sie war als ideale Lösung für unseren Schutz vor einer Covid-19-Infektion gepriesen, und, wo nur möglich, wurde Büroarbeit in die eigenen vier Wände verlegt. Heute hat sich die Sichtweise signifikant verändert. Die psychische Erschöpfung oder das so genannte Burn-Out-Syndrom fordert bei einer wachsenden Zahl von Menschen einen zunehmend hohen Preis. Die besorgniserregende Inzidenz des Burn-Out-Syndroms hat in letzter Zeit Spezialisten dazu veranlasst, es mit der Heimarbeit in Verbindung zu bringen und internationale Forschungsstudien sind schon veröffentlicht worden. Auch in Rumänien wird an solchen Studien gearbeitet, erläutert der Psychologe und Pädagoge Dragoș Iliescu:




    Statistische Daten liefern vor allem Fokusgruppen, die an der Universität Bukarest und der Westuniversität in Timișoara (Temeswar) im Bereich der Arbeitsgesundheit, speziell zum Thema Stress am Arbeitsplatz, organisiert wurden. Die Zahlen sind buchstäblich explodiert, was auch zu erwarten war“, sagt der Psychologe. Das Burn-Out-Syndrom werde ihm zufolge nicht durch Überarbeitung verursacht, wie die Forscher bisher angenommen hatten, denn offenbar arbeiten wir in der Zeit der Pandemie nicht unbedingt mehr. Die Erschöpfung werde überdies nicht durch die Arbeit allein verursacht, sondern durch andere, eher nebensächliche Dinge. Was zum Burn-Out-Syndrom führt, ist nicht unbedingt die Existenz von Stress, sondern der anhaltende oder chronische Stress. Er verändert den Menschen, und wenn wir heute von chronischem Stress sprechen, dann geht es darum, was wir ständig tun. Wir werden manchmal von diesen Dingen überfordert. Emotionale oder kognitive Anforderungen verändern die Menschen, wenn sie lang genug anhalten, findet Dragoș Iliescu.




    Wissenschaftliche Studien zu beruflichem Stress haben ergeben, dass die Menschen zwar nicht per se mehr arbeiten, dafür aber das Gefühl haben, mehr zu arbeiten, wenn sie zu Hause sind. Die wahrgenommene Arbeitsbelastung ist sogar um 40% oder mehr gestiegen. Wir wissen nicht, ob das objektiv so ist, oder ob die Wahrnehmung, die wir dazu haben, rein subjektiv ist. Aber letztlich kommt es hier auf die Wahrnehmung an, denn die Menschen reagieren nach ihrer eigenen Wahrnehmung der Ereignisse, meint Dragoș Iliescu:



    Die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeitsleben sind völlig verschwommen. Man hat das Gefühl, dass man tagein, tagaus arbeitet, ohne Pause. Man hält kurz inne, um einen Happen zu essen oder für die Kinder zu kochen, dann geht man wieder an die Arbeit. Nicht wenige Menschen machen das durch, man hat das Gefühl, dass man immer mehr arbeitet und das Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf einfach nicht mehr stimmt. Und dazu kommt meist noch das Gefühl der Unsicherheit durch die Pandemie, weil man nicht wei‎ß, wie es weitergeht. Diese vielen Stressfaktoren wirken dauernd ein und man hat keine Zeit, sich davon zu erholen — daher werden sie extrem schädlich“, sagt Iliescu.




    Dass es keine Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben mehr gibt, ist auch für Fachleute offensichtlich geworden. Petru Păcuraru leitet seine eigene Personalberatungsfirma und erzählt aus dem Alltag seiner aus dem Home Office arbeitenden Kunden:



    Sie sagen mir: ‚Ich habe gar nicht bemerkt, dass der Tag vorbei ist. Ich habe nur gesehen, wie es hell war und dann wieder dunkel.‘ Oder: ‚Ich bin vier Stunden lang nicht von meinem Stuhl aufgestanden, ich hatte keine Mittagspause.‘ Oder: ‚Ich empfinde konstanten Druck, ich werde ihn auch am Wochenende nicht los. Ich habe Kopfschmerzen, bin schlaflos und habe zugenommen.‘ (…) Und so weiter. Das Burn-Out-Syndrom wird von einem ganzen Paket von unangenehmen Dingen begleitet und beraubt uns auch einer besseren Kommunikation und der Zeit, die wir mit den Liebsten verbringen können. Ich denke, es ist überraschend und kontraintuitiv. Wir dachten, dass Heimarbeit uns helfen wird, aber in Wirklichkeit nimmt sie uns vieles weg, wenn wir nicht aufpassen, die berufliche von der privaten Sphäre seines Lebens zu trennen“, erklärt der Personaler.




    Auch Kinder sind aufgrund des Online-Schulunterrichts und der vielen Stunden vor digitalen Bildschirmen von der Erschöpfung betroffen. Sie haben die üblichen Symptome dieses Zustands, und die Ursache für ihre Erschöpfung ist die gleiche wie bei ihren Eltern. Ein spezifisches Merkmal bei Kindern ist, dass Erschöpfung von Stressfaktoren wie Mangel an sozialen Kontakten mit Freunden herrührt. In einem solchen Fall müssen die Eltern fachgerechte Hilfe aufsuchen und ihren Kindern kommunikativ und verständnisvoll begegnen. Eigentlich sollten Systeme zur effizienten Bewältigung eines solchen psychischen Zustands für Jugendliche, aber auch für Erwachsene entwickelt werden. Die negativen Auswirkungen werden auch nach der Pandemie anhalten — die Fernarbeit wird uns auch nach der Pandemie erhalten bleiben, glaubt Personalunternehmer Petru Păcuraru:



    Im Gro‎ßen und Ganzen sind etwa 20 Prozent der Beschäftigten in ganz Rumänien in Telearbeit. Aber in den Gro‎ßstädten, wo es nicht mehr so viel Industrie gibt und die meisten Angestellten in Büros arbeiten, liegt der Anteil der Telearbeit sogar bei etwa 50 Prozent. Im Bankwesen, wo wir auch Kunden haben, leisten 80% der Mitarbeiter Telearbeit und in der IT-Branche liegt der Anteil bei 90%. Es ist also klar, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren ein hybrides Arbeitssystem haben werden, das aus Telearbeit und Arbeit im Büro besteht. Ich gehe also davon aus, dass es uns in den nächsten Jahren gelingen wird, das Burn-out-Syndrom, das mit der Telearbeit einhergeht, in den Griff zu bekommen.“



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  • Arbeitsmarkt in der Pandemie: sichere Jobs, mehr Homeoffice und Flexibilität gesucht

    Arbeitsmarkt in der Pandemie: sichere Jobs, mehr Homeoffice und Flexibilität gesucht

    2020 liegt hinter uns — ein Jahr voller Überraschungen, geprägt von Veränderungen und gro‎ßen Problemen. Es gab Umwälzungen sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Art und Weise, wie die Menschen ihren Job und ihre berufliche Entwicklung wahrnehmen. Doch nun stellt eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Online-Rekrutierungs- und Bewerbungsplattform eJobs einen durchaus hohen Grad an Optimismus fest. So besteht Hoffnung, dass der Druck am Arbeitsplatz abnimmt, sagt der Direktor von eJobs, Bogdan Badea, der den Stress am Arbeitsplatz als Ergebnis einer Kombination von Faktoren sieht:



    Es ist ein Gemisch, dieser Stress aus der Gesundheitskrise: Arbeitgeber haben in einem schwierigen Jahr, das durch die Pandemie und Einschränkungen gekennzeichnet war, Leistungsdruck auf die Menschen ausgeübt. Und die Krise hat den Menschen Angst gemacht, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Wer einen stabilen Arbeitsplatz hatte, schaute sich nicht mehr andere Stellen an, um zu sehen, ob es etwas Besseres gibt, sondern hielt am aktuellen Arbeitsplatz fest. Aber aus Sicht der Gesamtanmeldungen auf der Plattform war das Jahr 2020 für uns ein absoluter Rekord. Fünf Monate des Jahres 2020 waren der beste Zeitraum in der 21-jährigen Geschichte der Plattform. Aber es ging vor allem um Menschen, die einen Job brauchten: Entweder hatten sie ihren bisherigen verloren, oder sie standen kurz davor, arbeitslos zu werden, weil es ihrem Unternehmen nicht gut ging. Deshalb ist die Zahl der Anmeldungen um eine Million pro Monat gestiegen, was weit über dem normalen Durchschnitt liegt, d.h. mehr als 40 % oder sogar 50 % mehr als 2019.“




    Diese Zahlen zeigen nicht nur, dass viele Menschen aufgrund der Gesundheitskrise ihren Job verloren haben, sondern auch, dass viele Menschen im Jahr 2021 einen sicheren Arbeitsplatz haben wollen, falls eine ähnliche Situation wieder eintritt, sagt Bogdan Badea. Ein Beweis dafür ist der Anstieg des Bedarfs an beruflicher Umschulung und der Rückgang der Nachfrage nach Jobs im Ausland, wo die Situation noch unsicher ist, meint der Personaler:



    Im Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Umschulungen gestiegen. Zwischen 10 und 15 % der Teilnehmer an der Umfrage machten so etwas durch, und nach Abschluss der beruflichen Umschulungskurse war es für sie glücklicherweise viel einfacher, eine Arbeit zu finden. Auf der anderen Seite, was die Nachfrage nach Jobs im Ausland betrifft, sehen wir hier einen spektakulären Rückgang. Im Jahr 2019 zielten von den insgesamt 10 Millionen auf der Plattform registrierten Bewerbungen rund zwei Millionen auf Jobs im Ausland ab. Zu diesem Zeitpunkt war der Wunsch der Rumänen, im Ausland zu arbeiten, also gro‎ß. Aber im Jahr 2020 sank dieser Anteil von 20 % auf 2 %. Ein spektakulärer Rückgang, und im Jahr 2021, sogar im Januar, können wir sehen, dass dieser Prozentsatz ziemlich niedrig bleibt.“




    Arbeitgeber im Jahr 2021 sollten sich als Folge der Pandemie auf mehr Flexibilität der Arbeitszeiten einstellen, glaubt Bogdan Badea von eJobs:



    Flexible Arbeitszeiten sind ein Muss. Diese Flexibilität gab es schon vorher in vielen Unternehmen, vor allem in multinationalen Konzernen. Ich denke, so wie die Heimarbeit in der hybriden Variante ausgeweitet wird, im Wechsel mit der Arbeit im Büro, so wird auch die Flexibilität hinsichtlich des Beginns und des Endes der Arbeitszeit weitergehen, und beide Seiten sind dazu bereit. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer wollen das, und die meisten Bewerber suchen nach Jobs, die eine flexible Arbeitszeitgestaltung haben und es ihnen erlauben, von zu Hause aus zu arbeiten.“




    Flexibilität geht Hand in Hand mit Berechenbarkeit nach einem extrem schwierigen Jahr wie 2020, glaubt auch Petru Păcuraru, Chef eines Personalunternehmens:



    Ich denke, das Wichtigste, wonach die Mitarbeiter in diesem Jahr gesucht haben, war Planungssicherheit. Obwohl es in vielerlei Hinsicht ein sehr schwieriges Jahr war, litten die Menschen besonders unter der Unsicherheit, was in naher Zukunft passieren würde: ob ein Impfstoff erscheint oder nicht, wie lange man von zu Hause aus arbeiten kann oder ob man sich isolieren muss. Andererseits hatten die Menschen das Bedürfnis nach Flexibilität. Da sie von zu Hause aus arbeiteten und ihre Kinder nicht zur Schule oder in den Kindergarten gehen konnten, mussten sie mit all diesen Faktoren jonglieren. Das kostet enorm viel an Energie und erfordert einen weniger starren Arbeitsplan, um irgendwann auch Zeit für das Privatleben einzuplanen.“




    Am Anfang mit viel Hoffnung und Enthusiasmus aufgenommen, zeigte das Arbeiten von zu Hause aus schnell seine Grenzen. Dennoch bleibt es eine praktikable Option sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber, die wahrscheinlich ein hybrides System bevorzugen: eine Woche Fernarbeit und den Rest der Zeit im Büro, sagt Păcuraru:



    Ich denke, dass Telearbeit etwas ist, über das wir auch in 50 Jahren noch reden werden. Telearbeit bedeutet, dass ein Teil der Kosten, die mit dem Geld- und Zeitaufwand für die Fahrt ins Büro verbunden sind, umverteilt werden. Natürlich macht das eine Reihe von Fähigkeiten erforderlich, die die Menschen zunächst nicht haben. Ein Aspekt bezieht sich auf die Trennung von Berufs- und Privatleben im gleichen Raum des eigenen Zuhauses. Das ist die gro‎ße Lektion, die wir in Bezug auf die Fernarbeit lernen müssen. Und weil wir nicht wussten, wie man damit umgeht, haben wir die höchste Burnout-Rate zu verzeichnen, seit so etwas gemessen wird. Aber in Zukunft kann diese Fähigkeit auch dank Kursen zu diesem Thema entwickelt werden. Nach und nach werden die Menschen in diesem Sinne weiter diszipliniert werden, im Jahr 2021, das ein Hybrid-Jahr sein wird: Das hei‎ßt, viele Unternehmen werden sich dafür entscheiden, dass ihre Mitarbeiter zwei oder drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten.“

  • Hörerpostsendung 15.11.2020

    Hörerpostsendung 15.11.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wie vergangenen Sonntag angekündigt haben wir ein paar Postbriefe erhalten — und damit möchte ich heute auch beginnen. Von unserem Hörer Wolfgang Waldl aus Wien erreichte uns ein auf Anfang Oktober datierter Brief:



    Lieber Herr Sorin, werte Redaktion!



    Mit gro‎ßer Freude habe ich ihr wunderschön frankiertes Kuvert erhalten, darin befanden sich besonders geschmackvoll gestaltete QSL-Karten. Da die Münzen bzw. Banknoten so gro‎ß dargestellt sind, kann man die Motive sehr genau studieren. Herzlichen Dank!



    Die Corona-Krise hat unser aller Leben ungewollt verändert, und ich habe mir etwas abgewöhnt, am Fernseher bzw. Radio zu sitzen, da ich die Masken tragenden Mitmenschen nicht mehr sehen kann und ich mich in der letzten Zeit vielmehr in der Natur aufgehalten habe.



    Man kann zu dem ganzen Zirkus eine gegensätzliche Meinung haben und vor allem die Angstmache ablehnen. Leider berichten alle Rundfunkanstalten in ähnlicher Weise mit dem täglichen Verlesen der Infizierten (die meist gesund werden oder sind), und nur ein Privatsender hier hält sich da etwas zurück.



    Ich wurde 1940 geboren und habe als 3–5-Jähriger Bombenangriffe, Tieffliegerattacken auf einen Flüchtlingszug und das stundenlange Sitzen im Luftschutzkeller erlebt. Da kommt einem diese Panikmache etwas übertrieben vor. Sicher ist das Virus gefährlich, aber das müsste man anders kommunizieren.



    Demnächst sende ich Ihnen wieder einen Empfangsbericht.



    Ich hoffe, Sie sind alle gesund und munter, und grü‎ße Sie sehr herzlich!



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Waldl, es freut uns auch, zu erfahren, dass Sie gesund und frohen Mutes sind! Danke auch für den Zeitungsausschnitt mit dem Artikel über die Wotruba-Kirche am Georgenberg im 23. Wiener Gemeindebezirk. Ich kenne den Bau, zuletzt war ich dort im Herbst 2016, als ich für einige Tage in Wien war. Leider habe ich die Kirche immer nur von au‎ßen her gesehen, sie ist vermutlich nur zu Gottesdienst-Zeiten offen. Mich hat die Architektur der Dreifaltigkeitskirche, die nach Entwürfen des österreichischen Bildhauers Fritz Wotruba errichtet wurde, schon immer beeindruckt. Und auch der nahegelegene Sterngarten, ein Freiluftplanetarium, ist auf jeden Fall sehenswert. Herzliche Grü‎ße nach Wien und bleiben Sie gesund!



    Apropos QSL-Karten — ich habe eine gute Nachricht: Die restlichen QSL-Karten für dieses Jahr (Nummer 7–12) sind mittlerweile gedruckt und versandbereit. Folglich dürfen Sie sich auch dieses Jahr einer kompletten Serie erfreuen.



    Weiter geht es nach Bonn — von dort erreichte uns ein Empfangsbericht und eine am 18. Oktober abgeschickte Postkarte von Thomas Becker:



    Lieber Herr Sorin Georgescu,



    erstmal ganz vielen Dank für die sehr schönen QSL-Karten, die ich gemeinsam zugeschickt bekam.



    Im heutigen Funkbriefkasten fand ich wirklich am allerschönsten, dass Sie mit Würdigung gleich zwei Schreiben vorlasen von 15-jährigen Kurzwellenhörern. Die Kurzwelle lebt! Ein schöner Funkbriefkasten!



    Zu Ihrer Frage mit der Zeitumstellung: Ich finde, die Zeit rennt, wir laufen mit. Alles andere ist nicht so wichtig!



    Bleiben Sie gesund!



    Thomas Becker



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Becker, auch für Sie gilt: Passen Sie auf sich auf und herzliche Grü‎ße!



    Ebenfalls noch im Oktober schickte auch Erhard Lauber aus Girkhausen im Wittgensteiner Land einen Brief und zwei Empfangsberichte:



    Ich hoffe, dass Sie sich noch alle bei guter Gesundheit befinden. Im September hatte ich Urlaub und war eine Woche im Erzgebirge zum Wandern. Es war ein Wiedersehen nach 35 Jahren. Ich war als Jugendlicher 1985 mit einer Jugendgruppe zum ersten Mal dort. Es war interessant, wie sich die Region doch seit der Wende verändert hat.



    Ich wünsche Ihnen auch weiterhin alles Gute, viel Glück und Gesundheit!



    Vielen Dank, lieber Herr Lauber, auch Ihnen alles erdenklich Gute und viel Gesundheit!



    Von Joachim Verhees aus Krefeld erhielten wir mehrere Empfangsberichte für September und Oktober sowie eine Bitte:



    Wertes Team,



    herzlich danke ich für Ihre ausführlichen Beiträge bzw. auch für die Musik.



    So traue ich mich, mal nachzufragen, ob ein Beitrag über einen gro‎ßen Tenor irgendwann in das Sendeschema passt. Ich meine den unvergessenen Joseph Schmidt — eine Stimme, die ruhig noch öfter klingen sollte. Und so dann in 2021 dies mal der Fall sein sollte, wäre es schön, mich zu informieren.



    Ihnen allen wünsche ich in dieser verwirrenden Zeit Gesundheit.



    Herzlichen Gru‎ß!



    Vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Verhees! Ich muss gestehen, dass ich bis zu Ihrem Brief von Joseph Schmidt noch nie gehört hatte, geschweige denn wusste ich, dass er in der Bukowina, damals ein österreichisches Kronland, als Sohn deutschsprachiger Juden geboren wurde. Sein Geburtsort liegt heute in der Ukraine. Das Leben Joseph Schmidts ist wahrhaftig von Erfolg, ungewollten Abenteuern und Unglück geprägt gewesen, und sein Tod war tragisch. Folgendes erfährt man bei Wikipedia über ihn:



    Er studierte ab 1925 an der Königlichen Musikschule Berlin Gesang. Der weltweit erfolgreiche Schmidt nahm zahlreiche Schallplatten auf und sang zwischen 1929 und 1933 am Berliner Rundfunk in 38 Rundfunkopern. Mit seinen Rundfunksendungen trug er nicht nur zur Popularität des Rundfunks bei, sondern wurde selbst ein gefeierter Tenor. Aufgrund seiner geringen Körpergrö‎ße von nur 1,54 m blieb ihm eine Karriere auf der Opernbühne verwehrt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er zunächst nach Wien. 1938 führte ihn seine Flucht vom inzwischen annektierten Österreich nach Belgien, im November 1940 nach Frankreich. Hier wurde er als Deutscher in der damals noch unbesetzten Zone Frankreichs von der Vichy-Regierung zwangsinterniert. Schmidt gelang im Oktober 1942 nach mehreren missglückten Versuchen die Flucht in die Schweiz. Allein und zu Fu‎ß überquerte er die Grenze. Von den Strapazen geschwächt, brach Schmidt in Zürich auf offener Stra‎ße zusammen, wurde erkannt und als illegaler Flüchtling in das Internierungslager Girenbad zur Abklärung des Falles“ gebracht. Laut einem Gesetz von 1942 galten geflohene Juden in der Schweiz nämlich nicht als politische Flüchtlinge. Er beantragte eine Arbeitserlaubnis, die ihm zunächst verweigert wurde. Nach kurzer Zeit erkrankte er an einer Halsentzündung und wurde in das Kantonsspital Zürich eingewiesen. Zwar behandelte man dort die Halsbeschwerden, seinem Hinweis auf starke Schmerzen in der Herzgegend wollte man jedoch nicht nachgehen und verweigerte eine weitere Untersuchung. Als offiziell geheilt wurde Schmidt am 14. November 1942 aus dem Kantonsspital entlassen und musste in das Auffanglager Girenbad zurückkehren. Zwei Tage später starb Schmidt in einem nahegelegenen Restaurant an Herzversagen. Einen Tag nach seinem Tod lag seine Arbeitserlaubnis vor und er wäre frei gewesen.



    Die Lebensgeschichte von Joseph Schmidt hat mich wirklich beeindruckt, ich wei‎ß allerdings nicht, ob der Rumänische Rundfunk Aufzeichnungen von ihm hat, er war ja hauptsächlich in Deutschland als Sänger tätig. Und falls es doch welche im Archiv geben sollte, ist es äu‎ßerst fraglich, ob wir sie aufgrund von möglichen Urheberrechten senden dürfen. Ich vermute mal, dass Sie keine Internetverbindung haben, lieber Herr Verhees, sonst würden Sie wissen, dass es auf YouTube mehrere Aufzeichnungen von Joseph Schmidt gibt, die wir leider auch nicht einfach so übernehmen dürfen.



    Auf jeden Fall vielen Dank für den Hinweis, ich habe dadurch wieder Neues lernen können. Herzliche Grü‎ße nach Krefeld und bleiben Sie gesund!



    Weitere Postbriefe vom Oktober erhielten wir von Christoph Paustian, Johann Ruff und Detlef Jurk (alle aus Deutschland).



    So, aufgrund des Hörertags bin ich gar nicht mehr dazu gekommen, alle E-Mails vom Oktober hier zu verlesen, einige Infos von unseren Hörern sind auch nicht mehr aktuell. In den letzten Minuten der Hörerpostsendung bringe ich daher einen kurzen Streifzug durch ausgewählte E-Mails, die noch Mitte bis Ende Oktober abgeschickt wurden.



    Heinrich Eusterbrock (aus Kaufbeuren im bayerischen Allgäu) bestätigte uns den Erhalt von QSL-Karten und merkte an:



    Ein Wort noch zum Homeoffice“ wegen der Pandemie: Die Aufnahme des Funkbriefkastens in Ihrer Besenkammer“ war für Sie sicherlich unbequem und wohl auch nicht lustig. Was dabei herausgekommen ist, kann ich allerdings nur loben: Kein Nebengeräusch, was ja auch beabsichtigt war, aber auch keinerlei Hall, was bei Aufnahmen in Küche, Wohnzimmer oder gar Bad nicht zu vermeiden gewesen wäre. Ganz toll — meine ich.



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Eusterbrock! Ja, weil die Wände meiner Abstellkammer mit jeder Menge Schuhkartons sozusagen gepolstert ist, eignet sie sich gut als Heimstudio. Allerdings kann mir die Betätigung der Klospülung in einer benachbarten Wohnung oder der Fahrstuhl im Hochhaus manchmal einen Strich durch die Rechnung machen. Aber in solchen Fällen halte ich inne, bis es wieder still wird, und spreche die Passage erneut ein. Hinterher kann man die verpfuschten Stellen wieder herausschneiden und einige Geräusche kann man auch mit entsprechender Software herausfiltern. Alles in allem etwas mehr Arbeit als im Rundfunkstudio, wo Techniker diese Aufgabe übernehmen. Herzliche Grü‎ße und bleiben Sie gesund!



    Oliver Fülla (aus Fachbach, Rheinland-Pfalz) fand als Lehrer die Berichterstattung über das rumänische Schulwesen interessant:



    Als Lehrer finde ich Berichte über die Lage an rumänischen Schulen wie im Funkbriefkasten vom 4. Oktober natürlich besonders interessant. An dem Gymnasium, an dem ich unterrichte, gab es seit den Sommerferien erfreulicherweise bislang keine nennenswerten Einschränkungen des Unterrichts-Betriebs. Ob das in der kommenden kalten Jahreszeit so bleiben wird, ist allerdings fraglich. […] Ich hoffe, dass die Beeinträchtigungen des Alltags durch die Corona-Pandemie bald der Vergangenheit angehören werden, und wünsche Ihnen alles Gute.



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Fülla. Leider hatten Sie Recht mit Ihrer Vermutung. Die Schulen und Hochschulen des Landes sind mittlerweile aufgrund hoher Infektionszahlen wieder geschlossen worden und der Online-Unterricht gestaltet sich mancherorts ungemein schwierig. Auch Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund!



    Aus Eisenach in Thüringen meldete sich Martin Schöch:



    Ich höre Ihre Station schon seit langem immer mal wieder [es war sogar die erste oder zweite Station, an die ich als Schüler 1986 geschrieben habe], schreibe Ihnen aktuell aber nur selten. Zuletzt hatte ich 2018 geschrieben und habe dafür nach kurzer Zeit schon eine schöne QSL erhalten. Vielen Dank dafür!



    Im Sommer 2020 habe ich Ihre Station gehört, um Ihre Meldungen zur Situation zu Corona bzw. zu Covid-19 in Rumänien zu hören. Der Inhalt der Sendung war interessant (ein Hörerbriefkasten ist ja immer interessant) und recht gut verständlich, die technische Qualität war in Ordnung. Der Empfang selbst war bei mir in Eisenach mit dem Web-Empfänger SDR der Universität Twente in den Niederlanden ganz gut möglich, auf beiden verwendeten Frequenzen.



    Für Ihre Arbeit in Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute, zuerst einmal Gesundheit für Sie und Ihre Familien!



    Mit freundlichen Grü‎ßen aus Eisenach


    Martin



    Vielen Dank, lieber Herr Schöch, auch Ihnen alles Gute und beste Gesundheit!



    Zu guter Letzt möchten Bernd Seiser und Yigal Benger Grü‎ße ausrichten:



    Lieber Sorin,



    es hat mich im Funkbriefkasten vom 8. November gefreut, dass sich gleich zwei neue junge Hörer aus meinem Bundesland bei Radio Rumänien International gemeldet haben; deshalb möchte ich im nächsten Funkbriefkasten auch gerne Simon und Adrian Kurt Heinrich freundlich grü‎ßen und auf unseren RTI-Hörerklub Ottenau aufmerksam machen.



    Wegen der zahlreichen Beiträge zum Radiotag blieb vermutlich keine Zeit mehr für den von Yigal und mir vorgesehenen Geburtstagsgru‎ß am 1. November an unsere Hörerklubsekretärin Sabrina; deshalb nochmals die Bitte, mit etwas Verspätung doch noch Sabrina Sander Petermann zu ihrem Geburtstag zu gratulieren.



    Herzliche Grü‎ße


    Bernd Seiser und Yigal Benger



    Schon geschehen, und den Geburtstagsgrü‎ßen an Sabrina schlie‎ßen wir uns an. Alles Gute und hoffentlich wird man nächstes Jahr wieder unter normalen Umständen feiern können.



    Weitere E-Mails erhielten wir vergangene Woche von Lutz Winkler, Anna Seiser, Fitz Andorf, Gerd Brüschke, Michael Willruth, Ralf Urbanczyk, Dieter Sommer, Dieter Feltes und Andreas Schmid (D) sowie von Josef Robl (A), Aleksandr Mjadelj (Wei‎ßrussland) und Siddhartha Bhattacharjee (IND).



    An dieser Stelle: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächsten Sonntag!



    Audiobeitrag hören:




  • Rumänien ergreift schärfere Maßnahmen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie

    Rumänien ergreift schärfere Maßnahmen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie

    In Rumänien hat die Covid-19-Pandemie, wie in vielen europäischen Ländern, besorgniserregende Ausma‎ße angenommen. Die rumänischen Behörden haben beschlossen, ab Montag, dem 9. November, neue Einschränkungen einzuführen, um die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie einzudämmen.



    Die Gesichtsmaske wird im ganzen Land, in allen geschlossenen oder offenen öffentlichen Räumen, obligatorisch sein. Ausgenommen sind Kinder unter 5 Jahren. Die öffentlichen Einrichtungen und alle staatlichen oder privaten Unternehmen müssen ihre Aktivität in Form von Telearbeit oder Heimarbeit organisieren, um eine Überlastung der öffentlichen Verkehrsmittel zu vermeiden. Wo dies nicht möglich ist, wird der Arbeitsplan so angepasst, dass die Mitarbeiter ihre Tätigkeit im Abstand von mindestens 2 Stunden beginnen oder beenden können.



    Die Schulen bleiben in ganz Rumänien geschlossen, der Schulunterricht wird ausschlie‎ßlich online stattfinden. Ferner dürfen die Rumänen zwischen 23:00 und 5:00 Uhr ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Ausgenommen werden folgende Situationen: dringende berufliche oder medizinische Fälle, Betreuung von Kindern, Unterstützung kranker oder behinderter Menschen, Todesfall eines Familienmitglieds. Verboten werden auch Versammlungen und Zusammenkünfte, sowie private Feiern in geschlossenen oder offenen Räumen.



    Die Aktivität von Lebensmittelmärkten in geschlossenen Hallen, sowie von Wochenmärkten und Flohmärkten wird ausgesetzt. Die Lebensmittelmärkte, die auf offenen öffentlichen Plätzen organisiert werden, dürfen unter Einhaltung der Gesundheitsschutzvorschriften weiterhin stattfinden. Alle Märkte und Geschäfte dürfen nur zwischen 5.00 und 21.00 Uhr offen bleiben, ausgenommen davon sind Apotheken, Tankstellen und Lieferdienste.



    Der Premierminister Ludovic Orban (von der National-Liberalen Partei) forderte die Behörden auf, die angekündigten Ma‎ßnahmen genau umzusetzen:



    “Ich fordere alle Minister und Leiter der staatlichen Einrichtungen auf, die neuen Ma‎ßnahmen mit Entschlossenheit und Engagement in die Praxis umzusetzen. Es ist unerlässlich, dass die Institutionen mit gutem Beispiel vorangehen und bei der Umsetzung dieser Vorschriften besonders aktiv sind.”



    Der Präsident Rumäniens, Klaus Iohannis, erklärte seinerseits der Bevölkerung, warum diese Entscheidungen getroffen werden:



    “Selbstverständlich wollen wir die Ausbreitung der Pandemie kontrollieren, aber gleichzeitig wollen wir den Ärzten die Möglichkeit geben, schwere Fälle in Krankenhäusern zu behandeln. Gleichzeitig wollen wir die wirtschaftlichen Aktivitäten fortsetzen, wir wollen die rumänische Wirtschaft nicht lahm legen, wir wollen Ma‎ßnahmen ergreifen, um die Menschen zu schützen und die Wirtschaft am Laufen zu halten. Wir wollen, dass die Rumänen so nah wie möglich ein normales Leben führen, aber wir befinden uns nicht unter normalen Bedingungen, es sind pandemische Bedingungen, und das dürfen wir nicht ignorieren.”



    Die Sozialdemokratische Partei (von der Opposition) forderte die Umsetzung des europäischen Modells im Bildungswesen, d.h. sichere und offene Schulen.

  • Heimarbeit immer beliebter

    Heimarbeit immer beliebter

    Die Beratungsfirma HPDI (Human Performance Development International) hat die Teilnehmer an ihren Online-Fortbildungen befragt und herausgefunden, dass in grö‎ßeren Unternehmen die Arbeit im Verhältnis von 60% im Büro und 40% zuhause stattfinden wird — zumindest im nächsten halben Jahr. Nicht alle sind zufrieden: 36% der Befragten klagten über eine mangelhafte Empathie als grö‎ßtes Minus, 28% beschwerten sich über eine schlechte Informationsübermittlung, weitere 23% über längere Reaktionszeiten. Über den Daumen gepeilt kann man aber behaupten, dass die Heimarbeit beliebt ist, stellte Petru Păcuraru, Geschäftsführer der Personalfirma HPDI, fest:



    Wir hatten eigentlich erwartet, dass nach der Quarantäne die Menschen es kaum erwarten, auszubrechen, weil sie es satt haben, von zuhause zu arbeiten. Aber nein, die Leute wollen ein Mixtum Compositum an Büro- und Heimarbeit, wobei das Homeoffice noch beliebter ist, als wir es erwartet haben.“




    Noch überraschender war jedoch, dass die Arbeitgeber von der Fernarbeit begeistert waren. Ihnen ist aufgefallen, dass die Arbeitnehmer noch produktiver sind — au‎ßerdem sind Einsparungen bei Transport-, Miets- und anderen Betriebskosten möglich, erläutert Petru Păcuraru:



    Wenn wir an den Verkehr denken, vor allem in Bukarest und der Umgebung, wo Menschen einen guten Teil ihrer Zeit allein dafür aufbrachten, ins Büro und wieder nach Hause zu kommen, dann reden wir im Schnitt von zwei eingesparten Stunden täglich. Diese Zeit gehört wieder dem Arbeitnehmer. Und auch für den Arbeitgeber ist alles besser, als dass sein Mitarbeiter Zeit im Stau vergeudet. Wenn der Angestellte sich in diesen zwei Stunden ausruht, profitiert auch die Firma. Und die Leute konnten nach der ersten epidemiebedingten Panikwelle das genie‎ßen, was sie haben — ihre Wohnung, die Zeit mit ihrer Familie, mit ihren Haustieren: Kurz gesagt, sie konnten die Früchte ihrer Arbeit genie‎ßen. Und weil trotz Prognosen die Effizienz nicht nachgelassen hat, war es ein Gewinn für alle.“




    Der Personaler Petru Păcuraru wei‎ß, dass das eine einzigartige Situation ist. Er macht sich auch Gedanken um die Zukunft:



    Ich kann über 2020 nur sagen, dass es voll im Schatten von Pandemie und Teleworking steht. Natürlich ist alles branchenabhängig, aber tendenziell werden Firmen wohl versuchen, irgendwann zu vorpandemischen Zuständen zu finden. Die Telearbeit werden wir nicht mehr los, aber ihre Bedeutung wird abnehmen, denke ich. Nicht weil es die Arbeitnehmer so wollen, sondern weil die Firmen aus Gründen der Kontrolle darauf drängen werden. Wir werden auf längere Sicht wahrscheinlich etwa 80% im Büro arbeiten und 20% von zuhause. Heute ist alles anders. Wir glaubten, dass die meisten Kunden nach der ersten Lockerung am 15. Mai ins die Büros strömen werden. Es war nicht der Fall, die meisten rechnen mit einem Comeback im September.“




    Eine wichtige Voraussetzung für eine gute Heimarbeit ist eine schnelle und belastbare Internetverbindung. Laut Berechnung des britischen Portals BroadbandDeals ist Bukarest am besten geeignet für ein Home Office — die italienische Hauptstadt Rom ist umgekehrt der schlechteste Standort, wobei für Bukarest nicht nur die hohe Internetgeschwindigkeit von durchschnittlich 52 MB/s eine gro‎ße Rolle spielt, sondern auch die guten Heimzustelldienste in der Gastronomie und die relativ geringen Lebenskosten. Als langjähriger Korrespondent der Nachrichtenagentur EFE in Bukarest und Mitarbeiter des Internetportals Balkan Insight kann der spanische Journalist Marcel Gascón Barberá das nur bestätigen:



    Bukarest ist eine Superstadt für Homeoffice oder Teleworking. Was die britischen Kollegen behaupten, kann ich nur bejahen — ich kann zwar keinen Vergleich mit einer anderen Stadt anstellen, aber aus meiner Erfahrung gibt es hier eine tolle Internetgeschwindigkeit bei belastbaren und preiswerten Verbindungen. Bars und Restaurants haben Superangebote, die sie mithilfe der Zustelldienste auch nach Hause liefern. Und das Leben ist billiger als in anderen Städten. Jeder, der hier arbeitet oder zumindest ins Internet geht, kann das Ranking nur bestätigen. Ich persönlich brauche keine sehr hohe Geschwindigkeit, aber Internet-Designer oder Leute, die mit Videodateien arbeiten, brauchen ein leistungsstärkeres Netz — und da ist die Internetqualität sehr wichtig. In Bukarest sind wir wirklich zufrieden.“




    Für den Journalisten Marcel Gascón Barberá ist Heimarbeit seit eh und je eine Konstante, Beschäftigte aus anderen Bereichen entdecken erst jetzt, wie das geht.



    Aufgrund der Pandemie erschlie‎ßt sich die Heimarbeit immer mehr Menschen. Vielleicht nicht für immer, aber die Leute haben gesehen, dass sie das, was sie im Büro erledigten, oft auch von zuhause leisten können — und vielleicht pendeln sie mit ihrem Pensum von nun an zwischen Büro und Wohnung, Auf jeden Fall geht das, vor allem hier in Bukarest“, findet der spanische Kollege.




    Und wenn aufgrund der geringeren Verkehrsdichte auch die Luftverschmutzung abnimmt, könnte sich die Lebensqualität noch weiter verbessern.

  • Homeoffice: Ist Telearbeit eine langfristig tragfähige Lösung?

    Homeoffice: Ist Telearbeit eine langfristig tragfähige Lösung?

    15.000 Arbeitsverträge wiesen am 16. März, als in Rumänien der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, die Telearbeitsklausel auf. Innerhalb von zwei Monaten verdreifachte sich die Zahl. Mit anderen Worten ist diese Art von Arbeit sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber immer attraktiver geworden.



    Telearbeit kann allerdings nicht in jedem Bereich angewendet werden und sie stellt für viele Rumänen eine Herausforderung dar. Eine von Colliers International in Ländern der Region, darunter Rumänien, durchgeführte Studie zeigt, dass 40 Prozent der Befragten Schwierigkeiten haben, von zu Hause aus zu arbeiten. Spontane Treffen mit Kollegen fehlen ihnen am meisten, und für 67 Prozent ist es eine Herausforderung, dass es keine klare Abgrenzung zwischen Privat- und Berufsleben gibt. Trotz aller Unannehmlichkeiten ist mehr als die Hälfte der befragten Rumänen der Ansicht, dass sie genauso produktiv geblieben sind, während 23% sogar eine Steigerung ihrer Produktivität einschätzen. Diese Effizienzsteigerung wurde auch von den Managern bemerkt, weshalb die Möglichkeit der Beibehaltung dieser Art der Tätigkeit analysiert wird. Wie tragfähig ist diese Option auf lange Sicht? Es ist ein sehr interessantes Thema, sagt die rumänische sozialdemokratische Europaabgeordnete Carmen Avram, die bei Radio Rumänien unter anderem über die Vorteile der Telearbeit sprach:



    Ich denke, Telearbeit wird in der EU zur Gewohnheit werden. Es wurde paradoxerweise festgestellt, dass die Effizienz der Mitarbeiter in dieser Zeit sehr hoch war. Ich denke, dass mehr Studien in diesem Bereich notwendig sind, aber man hat gesehen, dass der Arbeitnehmer besser arbeitet, da, wo er von zu Hause aus arbeiten kann und darf. Nehmen wir den Fall der Europäischen Union. Der gesamte Haushalt für die nächsten sieben Jahre wird sich auf eine wirtschaftliche Erholung konzentrieren, die wiederum auf der Green-Deal-Strategie basiert. Was bedeutet nun der Grüne Pakt? Verringerung der Emissionen, Verringerung der Umweltverschmutzung. Ich denke, dass eine gleiche Anzahl von Arbeitnehmern in Bewegung wie vor der Coronavirus-Krise zu setzen, eines der Kriterien sein wird, die angesprochen werden, denn wenn wir zum Beispiel die Emissionen reduzieren wollen, und dann hätten wir einen sehr gro‎ßen Gewinn, wenn wir die Arbeitnehmer nach Möglichkeit zuhause behalten würden. Wir können die Emissionen auf diese Weise reduzieren. Wir können Mitarbeiter haben, die sehr gut arbeiten und die, ich wiederhole, in den Sektoren, in denen dies möglich ist, ihre vom Arbeitgeber erteilten Aufgaben erfüllen und die Fristen einhalten. Ich denke also, aus der Sicht des Green Deals wird es beispielsweise Gespräche geben, und man wird darauf bestehen, dass das geschieht, wo es möglich ist. Es ist auch für den Arbeitgeber sehr profitabel.“




    Neben der Heimarbeit hat die Telearbeit als spezifisches Element den technologischen Faktor, d.h. sie erfolgt über elektronische Kommunikationsmittel, sie erfordert eine leistungsfähige Infrastruktur, die eine höhere Produktivität ermöglicht. Gleichzeitig bedarf es bestimmter Fähigkeiten und einer Neuorientierung, auch der Art und Weise, wie wir interagieren, sowie neuer Rollen. Humanressourcen-Experte Sorin Faur dazu:



    Es geht nicht um Technologie, es geht um Denkweise und Perspektive. Apropos Management: Die Rolle des Managements in der Fernkommunikation nimmt stark zu. Ich meine, es gibt einige zusätzliche Aufgaben, die wir bisher nicht hatten, weil sie implizit mit dem Zusammensein zu tun hatten — wir sind zusammen, einen Meter voneinander entfernt, wir arbeiten im selben Büro, in einem gemeinsamen Raum, wir sehen einander, wir haben eine nonverbale Kommunikation, wir beobachten einander. Stattdessen nehmen wir bei der Telearbeit ein Team von 15 Personen, sagen wir, jeder arbeitet von zu Hause aus, es gibt keinen Kontakt, es gibt nichts. Die Rolle des Managers ändert sich grundlegend. Er wird zu einer Drehscheibe der Kommunikation.“




    Nach Meinung des Soziologen Mircea Kivu gibt es Vorteile, aber auch Nachteile, und wir müssen wissen, wie wir uns gegen letztere wehren können:



    Menschen sind soziale Wesen. Sie müssen interagieren. Sie können nicht nur am Telefon oder per Skype interagieren, sie müssen nahe beieinander sein, um ein sogenanntes Team zu bilden. Es gibt einige Vorteile der Teamarbeit, die in jahrzehntelangen Studien über Humanressourcen hervorgehoben wurden. Und leider gehen durch die Verlagerung des grö‎ßten Teils der Arbeit nach Hause viele dieser Vorteile verloren. Kurz vor dieser Pandemie gab es Experimente, als gro‎ße Unternehmen dachten, sie könnten zumindest einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeit in die Wohnungen der Mitarbeiter verlagern. Physisch ist das möglich, bestimmte Vorgänge können durchgeführt werden, aber es hat sich herausgestellt, dass die Mitarbeiter nach einer Weile das Bedürfnis verspüren, zusammen zu sein. Und dann, denke ich, müssen wir darüber nachdenken, wie wir uns vor den Nachteilen dieses Systems schützen können. Ich denke, dass Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter wochenlang zu Hause behalten, von Zeit zu Zeit eine Art Teambuilding organisieren sollten.“




    Es bleibt abzuwarten, was passieren wird. Bekannt ist jedoch, dass Bukarest die beste Stadt der Welt ist, um von zu Hause oder aus der Ferne zu arbeiten, so der Remote Working Index, der von Broadband Deals in Gro‎ßbritannien erstellt wurde. 50 Gro‎ßstädte in der Welt wurden unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren analysiert: die durchschnittliche Geschwindigkeit des Internets, Lebensmittelzustelldienste, die Anzahl der verfügbaren Remote“-Arbeitsplätze, der Preis eines Laptops und die monatlichen Lebenskosten. Auf den folgenden Plätzen befinden sich drei Städte in den Vereinigten Staaten: Huston, Las Vegas und Atlanta, gefolgt von Budapest.

  • Hörerpostsendung 28.6.2020

    Hörerpostsendung 28.6.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Heute möchte ich den Funkbriefkasten ausschlie‎ßlich mit Postbriefen bestreiten, die sich in den letzten Wochen angesammelt haben. Aus Wien erhielten wir einen Brief von Manfred Schida, der auf Anfang Mai datiert ist:



    Liebe Freunde!



    Ich habe es sehr vermisst, dass ich Ihnen keine Briefe schreiben konnte. Aber die Post hat keine nach Rumänien angenommen. Jetzt haben sie in einer Gratiszeitung geschrieben, dass die Briefpost in 80 Länder wieder klappt. So werde ich nochmal versuchen, diesen Brief an Sie aufzugeben, vielleicht geht es nach Rumänien wieder.



    Sodann berichtet Herr Schida über die Situation der Pandemie in mehreren Ländern, sowie welche andere Sender er über Kurzwelle hört, darunter die BBC und Radio China International, und endet mit den Worten:



    Es ist wunderbar, dass es Sie gibt. Sie sind ein Bestandteil meines Lebens.


    Alles Gute für die Zukunft!



    Vielen Dank für Ihren Brief und für die Hörertreue, lieber Herr Schida! Ich wusste gar nicht, dass der Postverkehr während des Lockdowns eingestellt war; nachdem die Grenzen der Reihe nach dicht gemacht wurden, war das aber zu erwarten. Herzliche Grü‎ße nach Wien!



    Aus Bonn erreichte uns von Thomas Becker ein Empfangsbericht und eine Postkarte von Mitte Mai:



    Liebe deutsche Redaktion von Radio Rumänien International,



    auch ich möchte mich sehr bedanken, dass Sie unter schwierigen Bedingungen so ein gutes Programm machen können.



    Die heutige Sendung war wieder sehr interessant, der Funkbriefkasten schön moderiert und auch der virtuelle Rundgang durch die Museen sehr lohnenswert. Die Jazz-Sängerin Maria Răducanu war auch sehr hörenswert, gerade die Verbindung von Volksmusik und Jazz ist spannend. Habe ich es richtig gehört, dass der Funkbriefkasten aus einer Abstellkammer kommt?



    Schöne Grü‎ße


    Thomas Becker



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Becker. Ja, Sie haben es richtig gehört — den Funkbriefkasten habe ich während der Quarantäne zumeist in meiner Abstellkammer aufgezeichnet. Da die Regale an den Wänden mit Schuhboxen, ein paar Koffern und anderen Sachen vollgestopft sind, eignet sich der schallfreie Raum eben gut dafür. Natürlich muss man danach noch mit entsprechender Software etwaige Versprecher oder unerwartete Nebengeräusche aus der Nachbarschaft herausschneiden. Alles in allem ist es etwas mehr Arbeit als im Studio, wo einem der Tontechniker hilft, aber letztendlich lohnt es sich, denn schlie‎ßlich arbeitet man bequem von zu Hause aus. Herzliche Grü‎ße nach Bonn, lieber Herr Becker!



    Zurück nach Wien — von dort erreichte uns ein Postbrief von Wolfgang Waldl, der Mitte Mai ebenfalls auf die Heimarbeit unserer Redaktionsmitglieder Bezug nahm:



    Lieber Herr Sorin, werte Redaktion!



    Mit gro‎ßer Freude habe ich gestern in Ihrer Sendung die Verlesung meines Briefes gehört. Besonders gefreut hat mich, dass Sie meine Anregung angenommen haben und eine lustige Fotogalerie Ihrer Redaktion zusammengestellt haben. Das wird sicher allen gefallen, die über die modernen Medien verfügen. Ich habe weder Internet noch Ähnliches, aber Ihre Schilderung war so gut, dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Ich frage mich zwar, ob diese vom Sender auferlegte Quarantäne wirklich notwendig ist, aber auch hier wurden die Hauptsprecher des Fernsehens in Quarantäne im Studio (!!!) für jeweils eine Woche kaserniert. Von dort traten sie auf.



    Mir kommt das alles wie für eine Generalübung für einen eventuellen Atomunfall oder dergleichen vor, denn nach Meinung vieler Wissenschaftler und Ärzte ist das Virus ähnlich einer Influenza. Aber leider wei‎ß niemand was Genaues, und dafür müssen wir Masken tragen und Abstand halten, fragt sich nur, wie lange.



    Je länger das Ganze dauert, desto trauriger wird die Lage für viele Gastronomen und Künstler. Alle, die nicht einen gesicherten Arbeitsplatz mit Gehaltsgarantie haben, müssen immer mehr zittern. Das Kulturleben liegt total brach. Alle Veranstaltungen wurden bis zum Herbst abgesagt und durch die Abstandsregeln geht nichts mehr. Auch wir müssen diesmal auf das seit 30 Jahren stattfindende Sommertheater in Reichenau verzichten. Schade — und wer wei‎ß, ob es nächstes Jahr wieder normale Verhältnisse gibt. Viele Unternehmen, vor allem kleinere, werden heuer noch dicht machen und nicht mehr aufsperren.



    Die Donau-Passagierschifffahrt soll Anfang Juni wieder teilweise ihren Betrieb aufnehmen. Kreuzfahrtschiffe werden sicher noch nicht fahren, 50 liegen zur Zeit im Wiener Winterhafen.



    Wie sieht es zur Zeit in Rumänien mit dem Kunstbetrieb aus?



    Zum Schluss möchte ich mich wieder für Ihre objektive und sachliche Information im Funkjournal bedanken. Sie berichteten über die hohen Strafen bei Verstö‎ßen gegen die Abstandsregeln. Auch ich finde das übertrieben. Überhaupt ist die Situation zur Zeit sehr angespannt und selbsternannte Blockwarte tummeln sich bereits herum.



    Viele herzliche Grü‎ße


    Wolfgang Waldl



    Vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief, lieber Herr Waldl! Inzwischen sind in ganz Europa Lockerungsma‎ßnahmen in Kraft, was zum erneuten Wiederanstieg der Infektionszahlen führt. Epidemiologen und Ärzte warnen bereits vor einer zweiten Infektionswelle, in Rumänien sind die Krankenhäuser wieder überfüllt. Bei allem Verständnis für besonders hart getroffene Branchen wie Gastronomie, Kulturbetrieb und kleine Unternehmen (und die hohen Geldstrafen fand auch ich übertrieben) — die Isolationsma‎ßnahmen waren meiner Meinung nach notwendig, um Schlimmeres zu verhindern. Wenn man die dramatischen Bilder aus Italien gesehen hat, wo Ärzte praktisch entscheiden mussten, wen sie behandeln, oder die Bilder von überfüllten Leichenschauhäusern und Tiefkühlwagen mit Toten aus New York, dann muss man den Wissenschaftlern Recht geben. Schweden hat da einen anderen Weg versucht, der schlie‎ßlich dazu führte, dass sich überdurchschnittlich viele ältere Menschen infiziert haben und gestorben sind. Ich will auf jeden Fall nicht in der Haut der Ärzte stecken, die über Leben und Tod entscheiden müssen.



    Der Kulturbetrieb und die Gastronomie sind auch in Rumänien schwer betroffen. Vorerst durften nur Terrassen öffnen, Theater- und Konzerthäuser bieten in einigen Fällen Online-Veranstaltungen, es versteht sich aber von selbst, dass kleine, unabhängige Ensembles und Künstler existenziell bedroht sind. Mein Lieblingskino in Bukarest — es ist das Kino des Französischen Kulturinstituts, das besonders europäische Filme zeigt — hat nur Abendvorführungen im Innenhof, unter Einhaltung der Abstandsregeln zwischen den Stühlen. Die Filme kann man allerdings auch online buchen und zu Hause sehen, aber natürlich ist es nicht dasselbe wie auf der Leinwand. Hoffen wir auf bessere Zeiten. Alles Gute und herzliche Grü‎ße nach Wien!



    Von Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) erhielten wir gleich zwei Postbriefe, die auf den 25. bzw. 30. Mai datiert sind. Hier eine Zusammenfassung:



    Liebe Freunde in der deutschen Redaktion, lieber Sorin Georgescu!



    Heute soll Sie endlich wieder mal ein traditioneller Luftpostbrief erreichen. In Zeiten von Corona war es ja bisher besser, schneller und zuverlässiger, sich der E-Mail zu bedienen. Aber so langsam fliegen die Airlines wieder, so dass ich wieder zu meinen alten Gewohnheiten zurückkehren kann, Briefe per Post zu verschicken. Das bereitet mir einfach mehr Freude, da man mit einem Brief doch viel persönlicher herüberkommt. Oder?



    Nun kann ich Sie über ein wundervolles Hörerlebnis informieren, welches ich am gestrigen Mittwoch hatte. So konnte ich nach vielen Jahren wieder einmal den Inlandsdienst von Radio Rumänien in deutscher Sprache empfangen. Das Ganze gelang mir auf der Mittelwellenfrequenz 1593 KHz mit meinem Opel-Autoradio. Natürlich war der Empfang schlecht, die Signalstärke war sehr gering und starkes Rauschen beeinträchtigte den Empfang. Trotzdem gelang es mir mit sehr spitzen Ohren, einige Details zu erkennen. Normalerweise ist um11.00 UTC die Mittelwelle tot. Nur die Signale des Tschechischen Rundfunks kommen da noch an. Umso erfreulicher ist es dann, wenn sogar die Signale aus Bukarest hier ankommen. Aber solche Phänomene gibt es ja immer wieder. Aber nicht nur Radio Rumänien aus Bukarest war zu empfangen, kurz vorher kamen auch ganz schwache Signale aus Temeswar auf 630 KHz hier an, ebenfalls mit einer deutschsprachigen Sendung. Ja, diese Empfangsüberraschungen waren wie ein kleiner Lottogewinn!



    Beiliegend schicke ich Ihnen einen Empfangsbericht mit der Bitte, diesen an Ihre Kollegen im Inlandsprogramm weiterzugeben. Besonders würde ich mich über eine Hörbestätigung des Inlandsdienstes freuen. Falls es da keine QSL-Karten gibt, würde ich mich über ein einfaches Schreiben mit Stempel und Unterschrift sehr freuen. Das wäre eine tolle Bereicherung meiner Radiosammlung.



    In einem der letzten Briefe (22. April) bewunderte ich die nicht zu überhörende Dominanz der RRI-Programme auf der Kurzwelle. Nun habe ich mir die Mühe gemacht, alle Sprachdienste auf ihren Frequenzen zu empfangen. Auch wenn ich viele dieser Sprachen nicht verstehen konnte, war es doch recht interessant zu hören, wie RRI-Programme in Chinesisch oder Mazedonisch klingen. Oft konnte man an den einzelnen Jingles erkennen, welches Programm gerade gesendet wurde. Wirklich sehr interessant! Dabei ist mir aufgefallen, dass manche Sprachdienste während ihrer Sendezeit nur eine einzige Frequenz benutzen, während andere gleich vier Frequenzen gleichzeitig nutzen. Sind vier Frequenzen im Zeitalter der ewigen Sparma‎ßnahmen tatsächlich notwendig? Würde mich sehr freuen, darüber mal einige ausführliche Bemerkungen zu hören.



    Die heutige Beilage ist sehr üppig ausgefallen. Ich habe über jede einzelne Sprachredaktion einen Empfangsbericht angefertigt, so dass Sie sich über die Empfangbarkeit der einzelnen Sendungen informieren können. Bewusst habe ich auf Programmdetails verzichtet, da ich viele dieser Sprachen nicht verstehe. Aber als Jahrzehnte alter und treuer Hörerfreund von Radio Rumänien können Sie sich zu 100% darauf verlassen, dass ich diese Sendungen tatsächlich empfangen habe. Alles andere wäre sinnloser Selbstbetrug!



    Die RRI-Internet-Präsentation ist auch in Jiddischer Sprache vertreten. Leider konnte ich keine Sendungen in dieser Sprache von RRI auf Kurzwelle hören. Gibt es diese Sendungen noch?



    Im Sinne der Freundschaft und auf ein baldiges Feedback


    Ihr RRl-Fan Michael Lindner



    Vielen Dank für die ausführlichen Briefe, lieber Herr Lindner. Ihren Empfangsbericht für den deutschen Inlandsdienst habe ich eingescannt und werde ihn samt der Bitte um eine QSL-Karte oder eine Bestätigung in sonstiger Form an die Kollegen weiterleiten.



    Was die Frequenzen anbelangt, so strahlen manche Dienste wie die englische, französische und spanische Redaktion ihre Programme nicht nur in Europa, sondern auch nach Übersee, Asien und Afrika aus, manchmal zur selben Zeit. Deshalb sind je nach atmosphärischen Bedingungen und Uhrzeiten mehrere Frequenzen notwendig. Eine Sendung in Mazedonisch haben wir nie gehabt, Sie haben vermutlich die Sendung in Serbisch gehört. Bis ca. 2002 hatten wir allerdings eine Sendung in bulgarischer Sprache. Die bulgarische Redaktion wurde damals zusammen mit der portugiesischen, der ungarischen und der türkischen Redaktion wegen Sparma‎ßnahmen geschlossen.



    Unser Internetauftritt in hebräischer Schrift ist in Iwrith, also Neuhebräisch, nicht Jiddisch. Radio Rumänien hatte aber in den 1970er Jahren ein jiddischsprachiges Programm, das allerdings nach Nordamerika, nicht nach Israel ausgestrahlt wurde. Die Sendung in Hebräisch erfolgt nur einmal in der Woche, und zwar sonntags um 19 Uhr Lokalzeit, das wäre 18 Uhr in Deutschland, auf 9590 und 7265 kHz. Ob die Sendung auch in Deutschland zu empfangen ist, kann ich allerdings nicht sagen, theoretisch wird die Sendung nach Israel ausgestrahlt. Aber falls es Ihnen gelingen sollte, sie zu empfangen, freuen wir uns natürlich über Feedback. Herzliche Grü‎ße nach Thüringen, lieber Herr Lindner!



    Ich habe heute zeitlich schon überzogen. Ein paar weitere Briefe lese ich bis nächsten Sonntag. Ein besonderes Dankeschön an Paul Gager aus Wien, der uns mit seinem Brief auch drei Schutzmasken schickte. Ich wei‎ß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber hier kosten die Masken in Apotheken das Vier- bis Fünffache dessen, was sie vor der Pandemie gekostet haben. Nochmals herzlichen Dank!



    Feedback auf elektronischem Weg erhielten wir bis einschlie‎ßlich Samstag von Carsten Fenske, Matthias Maetsch, Willi Seiser, Herbert Jörger, Martina Pohl, Michael Willruth, Michael Lindner, Gerd Brüschke und Jan Rocho (D) sowie von Paul Gager (A).



    Audiobeitrag hören:



  • Arbeitsmarkt in Pandemie-Zeiten: Wird Heimarbeit zum dauerhaften Phänomen?

    Arbeitsmarkt in Pandemie-Zeiten: Wird Heimarbeit zum dauerhaften Phänomen?

    Anfang April startete die Europäische Kommission eine neue befristete Initiative zum Schutz von Arbeitsplätzen und Arbeitnehmern, die von der Coronavirus-Pandemie betroffen sind. Die Kommission hat ein neues Instrument für befristete Unterstützung zur Minderung des Arbeitslosigkeitsrisikos in Notfällen (SURE) vorgeschlagen. Es wird eine finanzielle Unterstützung von bis zu 100 Milliarden Euro in Form von Darlehen der EU an betroffene Mitgliedstaaten ermöglichen.



    In Rumänien war es während der Pandemie weit verbreitet, von zu Hause aus zu arbeiten, und die Arbeitnehmer konnten auf diese Weise ihren Arbeitsplatz behalten. Oana Constantinescu, Expertin für Humanressourcen, spricht über die Vorteile der Heimarbeit:



    Die Arbeit von zu Hause aus wird zumindest einige unserer Aktivitäten ersetzen können. Ich denke, die Pandemie hat bewiesen, was viele Experten nicht konnten, nämlich viele Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass die Arbeit von zu Hause aus mindestens genauso produktiv sein kann wie die Arbeit am Arbeitsplatz. Natürlich kann es keine dauerhafte Vereinbarung sein, die Situation, in der wir uns befinden, ist eine besondere. Einige von uns haben Kinder zu Hause, und es ist viel schwieriger, sich zu organisieren. Aber wenn es die Tätigkeit erlaubt, denke ich, dass wir mindestens zwei oder drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten können, wobei die Leute genauso effizient sind.“




    In Zukunft könnte die Digitalisierung ein weiteres Mittel zur Vermeidung von menschlichen Kontakten bei gesundheitlichen Notfällen werden. Dies könnte zu einem umfassenden Umdenken in der Organisation von Unternehmen und Institutionen führen. Hier noch einmal Oana Constantinescu:



    Wenn wir an öffentliche Institutionen denken, besteht die Lösung vielleicht darin, die Beziehungen zur Öffentlichkeit zu digitalisieren und die Abläufe zu rationalisieren. Das kann bedeuten, dass durch die Automatisierung einige Positionen überflüssig werden, aber das muss nicht bedeuten, dass man Leute loswird, sondern dass man sie für andere Rollen in der Organisation ausbildet. Das bedeutet berufliche Umschulung und Veränderung der Kompetenzen, wovon wir schon jetzt ausgehen sollten. Vielleicht wird die Pandemie dafür sorgen, dass dies öfter geschieht.“




    Wenn man effizient von zu Hause aus arbeitet, basieren berufliche Beziehungen vollständig auf Vertrauen. Oana Constantinescu glaubt, dass die Erfüllung dieser Bedingung die Arbeit von zu Hause aus sehr effektiv machen kann:



    Was mich betrifft, so hat die Heimarbeit zwei Seiten. Erstens das Vertrauen, das der Arbeitgeber in die Mitarbeiter hat, und zweitens die Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung, damit die Tätigkeiten mindestens so gut ausgeführt werden können wie am Arbeitsplatz. Für die Mitarbeiter bedeutet dies eine sehr gute Organisation und Kommunikation mit dem Team, Planung und Computerkenntnisse. Es stimmt zwar, dass die Arbeit von zu Hause aus im Moment anstrengender ist, aber ich glaube, dass es bei guter Vorbereitung und der Entwicklung latenter Fähigkeiten klappen wird.“




    Marius Ciucă ist einer der Gründer der Plattform Job in Sibiu“, die Arbeitslosen im siebenbürgischen Hermannstadt hilft, Arbeit zu finden. In einem Webinar, das von der Young Initiative Association organisiert wurde, erklärte er, wie wichtig es ist, den richtigen Job zu finden:



    Wir haben ein paar Instrumente, mit denen wir erkennen können, wer wir sind, und dann können wir einen Job suchen. Wir haben den Holland-Test, der die Persönlichkeit der Kandidaten offenbart und aufzeigt, welche Bereiche gut zu ihnen passen, sowie eine SWOT-Analyse, die ihre Stärken, ihre Schwachpunkte, die Chancen, die sie ergreifen können, und die Gefahren aufzeigt. Darüber hinaus führen wir einen Test der Wahrnehmungen durch. Er zeigt, wie andere um uns herum uns wahrnehmen. Das ist nicht sehr wichtig, aber es liefert einige Hinweise darauf, was für uns geeignet sein könnte. Wir machen eine Liste von 10 Bekannten aus verschiedenen Umfeldern und stellen ihnen zwei Fragen, die sie sofort und ohne nachzudenken beantworten sollen. Welcher Beruf passt Ihrer Meinung nach am besten zu mir? Was ist meine beste Qualität?“




    Wir fragten Oana Constantinescu, wie Arbeitssuchende vorgehen sollten und was die richtige Einstellung ist:



    Menschen, die eine Arbeit suchen, sollten dies mit grö‎ßter Ernsthaftigkeit und Belastbarkeit angehen. Dinge geschehen niemals über Nacht. Die Suche nach einem Arbeitsplatz ist ein ganzes Projekt für sich. Es gibt Ablehnungen und Frustrationen darüber, keine Arbeit zu finden. Aber es müssen auch Kompromisse eingegangen werden, und ich denke, es ist wichtig, dass jeder seine Vorteile kennt und sie bei der Arbeitssuche hervorhebt. Ablehnungen haben viel mit der Tatsache zu tun, dass eine bestimmte Person für die Stelle ungeeignet sein kann. Die meisten Personalvermittler schauen darauf, wie gut ein Kandidat für den Arbeitsplatz geeignet ist, und junge Leute sollten sich informieren, sich mit Geduld bewaffnen und realistische Erwartungen haben.“




    Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik erreichte die Arbeitslosenquote in Rumänien im März 4,6% und lag damit deutlich über dem Vormonat. Derzeit sind die meisten neuen Arbeitsplätze in den Bereichen Vertrieb, Bauwesen, Call-Center, IT und Logistik verfügbar. Diese Bereiche können über 9.000 Arbeitsplätze bieten, die Kandidaten im ganzen Land zur Verfügung stehen.

  • Einschränkungen in Zeiten der Pandemie: Wie gehen wir mit Angst und Stress um?

    Einschränkungen in Zeiten der Pandemie: Wie gehen wir mit Angst und Stress um?

    Mitte März wegen der neuartigen Coronavirus-Pandemie verhängt, brachte der Notzustand in Rumänien verschiedene restriktive Ma‎ßnahmen mit sich, die schrittweise umgesetzt wurden. Die vielleicht wichtigste ist die Einschränkung der Freizügigkeit, die eine drastische Verringerung der Bewegungsfreiheit und soziale Distanzierung bedeutet. Die Reaktion von Einzelpersonen und Gruppen wurde von Experten untersucht, die glauben, dass es ganz natürlich ist, ein gewisses Ma‎ß an Nervosität zu empfinden. Der Soziologe Ciprian Grădinaru bemerkte zu Beginn der Gesundheitskrise eine Welle der Panik unter vielen Rumänen:



    Es gab diesen Ausbruch von sinnlosen Hamsterkäufen, und dann verschwanden unerklärlicherweise Produkte wie Toilettenpapier aus den Regalen. Die Rumänen legten langfristige Vorräte an, aber diese Situation ist auf der ganzen Welt zu beobachten. Über leergekaufte Toilettenpapierbestände gibt es überall Witze. Dasselbe geschah mit Desinfektionsmitteln. Medizinischer Alkohol ist immer schwieriger zu finden. Die Preise für bestimmte Produkte wurden von Panikprofiteuren, aber auch wegen der gestiegenen Nachfrage in die Höhe getrieben. Während dieser gesamten Zeit konzentrierte sich die gesamte Gesellschaft auf die durch das Virus verursachte Krise. In der Anfangsphase vor der Quarantäne gab es meiner Meinung nach einen Zustand allgemeiner Verwirrung. Das geschah auch in den Supermärkten, es herrschte ein unglaubliches Gedränge, und die Menschen rangen darum, Vorräte anzulegen. Das war die ideale Umgebung für die Ausbreitung des Virus. Nach und nach verstanden wir besser, was passierte, und wir passten uns an, jetzt stehen wir Schlange, um in ein Geschäft zu kommen. Diese Verwirrung ist natürlich, da dies eine Situation ist, mit der keiner von uns zuvor zu tun hatte.“



    Panik hat zwei mögliche Folgen: Sie kann Schaden anrichten, aber sie kann auch etwas Gutes bewirken, denn sie veranlasst die Menschen, auf die Botschaften der Ärzte und der Behörden zu achten. Dazu gehören Entscheidungen, die die Bewegung einschränken, was, wie der Soziologe Ciprian Grădinaru bemerkte, vorerst keinen gro‎ßen Protest auslöste:



    Es gab einige Institutionen, die diese Entscheidungen kritisierten, aber es gab keine starke gesellschaftliche Reaktion gegen sie, gerade weil jeder Mensch wei‎ß, dass er direkt von diesem Virus betroffen sein kann. Ich erwarte, dass sich die Menschen im Laufe der Zeit an den Gedanken gewöhnen und dass der Stresspegel somit sinkt.“



    Wir fragten Ciprian Gradinaru, welche Erwartungen Soziologen an die Veränderungen in der kollektiven Denkweise als Folge dieser Gesundheitskrise haben:



    Es wird sich auf jeden Fall etwas ändern. Zunächst einmal wird es auf lange Sicht Veränderungen in der Wirtschaft und bei unseren Rechten in Bezug auf Bewegungsfreiheit geben. Auch die Konsumgewohnheiten werden sich höchstwahrscheinlich ändern. Und in den zwei Monaten, die wir grö‎ßtenteils zu Hause verbringen, werden sich die Vorstellungen über die Bedeutung des Sozial- und Familienlebens ändern.“



    Auf individueller Ebene werden sich laut der Psychologin Diana Stănculeanu auch Veränderungen im Hinblick auf die Mechanismen der Angstbewältigung ergeben:



    Es ist natürlich, eine gewisse Dosis Angst zu empfinden. Es ist eine adaptive Reaktion des Gehirns, die uns sagt, dass etwas nicht stimmt und dass wir uns darauf vorbereiten müssen. Diese Angst- und Furchtgefühle sind der Motor dieser Vorbereitung. Dies ist der erste Schritt, um die Tatsache zu akzeptieren, dass wir in dieser Zeit nicht völlig entspannt sein können. Im weiteren Verlauf ist es wichtig, herauszufinden, welche Aktivitäten wir zu Hause durchführen können, um eine Überlastung durch Angst zu vermeiden, die uns überwältigen und zu Panik oder Verzweiflung führen kann. Unter diesem Gesichtspunkt empfehle ich, eine Routine zu haben, die uns hilft, ein Gefühl der Kontrolle und Vorhersehbarkeit zu gewinnen. Sie muss nicht sehr kompliziert sein, und sie sollte auch eine Routine zur körperlichen Fitness umfassen. Zum Beispiel müssen wir uns umziehen und dürfen nicht den ganzen Tag im Schlafanzug verbringen. Wir sollten einige Aufgaben von der Arbeit mit nach Hause bringen, uns aber bewusst sein, dass wir während dieser Zeit nicht auf unserem gewohnten Leistungsniveau arbeiten können. Zu all dem sollten wir uns durch Lesen oder Filmeschauen entspannen. Es ist wichtig, dass dies Aktivitäten sind, die den Körper disziplinieren, den Geist ehren und die Seele disziplinieren, so dass wir in einem Bereich bleiben, in dem wir unsere Angst bewältigen können.“



    Langfristige Veränderungen sind auch auf der Ebene der individuellen Mentalität zu erwarten, glaubt die Psychologin Diana Stănculescu:



    Im Tumult der Aktivitäten vor der Isolation wünschten wir uns immer wieder, liebe Freunde zu sehen, unsere Eltern öfter anzurufen, mehr Kaffeepausen zu machen, um uns mit Arbeitskollegen auszutauschen. Wir waren uns bewusst, dass diese Dinge wichtig waren, aber wir haben uns nicht oder zu wenig Zeit dafür genommen. Wir fangen an, die Sozialisierungsroutinen von früher zu bedauern, und deshalb müssen wir uns daran erinnern, damit wir uns, wenn wir wieder zur Normalität zurückkehren, der Bedeutung der Sozialisierung bewusst werden, und zwar nicht theoretisch, sondern durch direkte und ständige Interaktion mit den Menschen, die uns lieb sind. Bis dahin wäre es gut, einige digitale Rituale zu haben, denn sie sind die einzigen, die jetzt verfügbar sind, und es sich zur Gewohnheit zu machen, einander anzurufen und zu sehen, im Rahmen der Möglichkeiten, mit unseren Eltern, mit Verwandten und Freunden, die wir vermissen. Ich beziehe mich auf die Arten von Interaktionen, die wir früher wegen der täglichen Verpflichtungen aufgeschoben haben.“




    Nach Ansicht von Psychologen und Soziologen wäre dies eine positive Seite dieser Zeit der sozialen Distanzierung: die wirklich wichtigen menschlichen Kontakte stärker in den Vordergrund zu rücken und sie angesichts der beruflichen Tätigkeiten, die uns manchmal überfordern, zu einer Priorität zu machen.

  • Work at Home Moms

    Work at Home Moms

    Das Projekt Work at Home Moms“ (zu Deutsch: Heimarbeit-Muttis“) begann mit der Idee, dass eine Mutter per Definition unternehmerisch ist. Mit diesem Gedanken gründete Elena Gorun Work at Home Moms“, einen Verein der heimarbeitenden Mütter. Dieser Verein richtet sich an Mütter, die mit Lebenslust und Unternehmergeist ihre kreative Energie daheim, zusammen mit ihrem Ehemann und ihren Kindern verwerten möchten. Work at Home Moms Rumänien“ ist eine soziale Initiative zur Unterstützung der aktiven Mütter, die ihren Wert innerhalb der Familie erkannt haben und mit Heimarbeit Geld verdienen wollen. Mit weiteren Details Elena Gorun:



    »Work at Home Moms« ist ein vielfältiges Projekt, das in Bukarest startete und sich anschlie‎ßend landesweit verbreitete. Neulich starteten wir auch Aktionen für rumänische Mütter, die im Ausland leben; wir arbeiten mit Müttern in Kairo, Athen oder Dubai. Der Verein unterstützt die Mütter, die eine Heimarbeitstätigkeit ausüben oder als selbständige Unternehmerinnen tätig sind und ihre eigenen Ideen verwirklichen wollen. Wir meinen, dass diese Mütter eine neue Seite in der Geschichte der modernen Familie schreiben werden. Von einem einfachen Hobby gehen Sie einen Schritt weiter zum Projekt-Niveau und werden vielleicht dadurch auch ihre Familien unterstützen können.“




    Wie man sich vorstellen kann, ist das Projekt eine interessante Herausforderung für die Mütter, die im eigenen Heim eine lukrative Tätigkeit ausüben wollen. Es ist nicht immer leicht, aber wenn die Motivation stark genug ist, wird man mit vielen Vorteilen und auch mit finanziellem Gewinn belohnt — wenn sie eine Heimarbeit leistet, ist die Mutter die ganze Zeit mit ihren Kindern zusammen, kann sie erziehen und ihre Entwicklung verfolgen. Elena Gorun erzählt, wie sie eine Work at Home Mom“ wurde:



    Früher arbeitete ich im Bereich Bio-Lebensmittel — etwa 5 Jahre lang war ich mit Ernährungsprojekten beschäftigt. Nachdem mein Sohn auf die Welt kam (er ist jetzt 11 Monate alt), entdeckte ich Ressourcen, die mir bis dahin nicht bekannt waren. Ich wollte unbedingt eine Heimtätigkeit ausüben, und ich begann den Markt der Heimarbeit-Teilzeitjobs zu studieren. Es gab fast gar nichts, nur Kugelschreiber zusammenbauen oder Glasperlen aufziehen. Es gab keine Auswahl und es war schon deprimierend zu sehen, dass sehr viele Mütter, die eine gute Berufsausbildung hatten, bereit waren, diese schlechten Jobs anzunehmen. Die Mütter wünschten sich sehr, zu Hause zu arbeiten, und gleichzeitig ihre Kinder zu erziehen — deshalb waren sie zu gro‎ßen Opfern bereit. Angefangen haben wir mit kleinen Schritten, wir haben mit verschiedenen Unternehmen Kontakt aufgenommen, um neue Jobs zu finden, wir haben unsere Bewerbungen zusammengestellt, wir sind zu Vorstellungsgesprächen gegangen und mit der Zeit haben wir auch das Modul für Mütter als selbständige Unternehmerinnen geschaffen. Die Arbeitgeber waren zunächst zurückhaltend, sie konnten sich nicht vorstellen, wie wir zu Hause mit dem Kind auf dem Scho‎ß am Computer arbeiten könnten. Und doch kann man auch so arbeiten. Jede Mutter passt sich den spezifischen Bedingungen an. Manche führen praktische Projekte durch, sie stellen zum Beispiel Bio-Seife her, andere machen Schneidereiarbeiten, und so weiter. Oft beteiligen sich auch die Kinder und sogar die Ehemänner dazu. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass diese Aktivitäten zur Entwicklung von kleinen Familienbetrieben führen werden.“




    Auch die Sprecherin der Gemeinnützigen Stiftung Bukarest, Delia Grigoroiu, war früher eine Work at Home Mom“. Wie war es für sie? Delia Grigoroiu antwortet:



    Es war wirklich nicht leicht. Ich erinnere mich manchmal, wie schwer es war, zweieinhalb Jahre Heimarbeit zu leisten und gleichzeitig meinen Sohn Luca gro‎ß zu ziehen. Es war eine echte Herausforderung — ich arbeitete meistens, wenn er schlief, und wenn mein Ehemann von der Arbeit kam, gab ich ihm Luca auf den Arm und sagte: ‚So, von jetzt an muss ich drei Stunden lang arbeiten, und ihr beide werdet allein zurechtkommen.‘ Ich wei‎ß nicht, ob ich das noch einmal durchziehen könnte, aber ich habe dabei auch etwas gelernt. Wegen der Heimarbeit musste ich meine Aktivität besser organisieren, ich entwickelte eine gewisse Disziplin, die mir vorhin gefehlt hatte. Ich musste in einer Stunde Sachen erledigen, für die ich früher vielleicht drei Stunden gebraucht hätte.“




    Die grö‎ßte Herausforderung für eine Work at Home Mom“ ist, Prioritäten zu setzen. Elena Gorun erzählt uns mehr über die Aktivität der Work at Home Moms“:



    Viele Mütter von unserem Verein möchten in ihrem Ausbildungsbereich arbeiten, aber nur Teilzeitjobs übernehmen, weil sie nicht viel Zeit zu Verfügung haben. Die Arbeitsbereiche sind unterschiedlich, von Dienstleistungen bis zur Herstellung von Produkten. Die Online-Dienstleistungen wären zum Beispiel Computergraphik, Design, Texte schreiben, Inneneinrichtungen gestalten. Wir haben in unserem Verein sowohl Mütter mit Hochschulabschluss als auch ohne Uni-Studium. Was die Herstellung von Produkten angeht, so haben viele Mütter neue Tätigkeiten von der Pike auf gelernt. Wir haben z.B. eine Spielzeugdesignerin, mehrere Ernährungsfachfrauen, Beraterinnen. Einige Mütter wollen juristische Beratung anbieten, weil sie Rechtsanwältinnen sind, andere sind Buchhalterinnen und wollen den anderen Müttern beibringen, wie sie eine eigene Firma aufbauen können, welche Steuern und Gebühren sie zahlen müssen.“



    Deutsch von Daniela Cîrjan




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