Tag: Heimkinder

  • Begabt, aber benachteiligt: Mentoren helfen Heimkindern mit künstlerischem Talent

    Begabt, aber benachteiligt: Mentoren helfen Heimkindern mit künstlerischem Talent

    In Rumänien erreicht die Zahl der in Sozialeinrichtungen aufgenommenen Kinder 60.000. Diese Kinder, die von Geburt an oder in der frühen Kindheit verlassen wurden, werden in Heimen (ehemaligen Waisenhäusern) untergebracht, wo sie bis zum Alter von 18 Jahren meistens ohne Zuneigung, Familie, ohne angemessene Ausbildung und ohne die Möglichkeit leben, ihr kreatives und intellektuelles Potenzial zu entwickeln. Es ist daher nicht überraschend, dass nur 0,1% der Waisenkinder eine abgeschlossene Hochschulausbildung haben.



    Lajos Kristoff ist einer von ihnen, der es geschafft hat. Er hat die Fakultät für Internationale Beziehungen und Europäische Studien abgeschlossen und hat einen Master in klinischer Psychologie. Im Alter von 3 Jahren wurde Lajos Kristoff in einem Heim im zentralrumänischen Landkreis Mureş aufgenommen. Er hat die Hindernisse des Systems überwunden und sein Potenzial ausgeschöpft. Lajos Kristoff erzählt, wie ihm das gelungen ist:



    Ich glaube, ich war sehr verträumt und doch ziemlich reif. Ich war mutig genug für meine Träume und bereit, dafür zu kämpfen. In meinem Leben gab es Menschen, die mir meinen Horizont öffneten und mich ermutigten, in dem sie mir sagten, dass ich, wenn ich etwas erreichen will, dies auch erreichen kann, wenn ich mir meinen Lebensweges wähle. Von Kindesbeinen an wollte ich Medizin studieren, um mich auf pädiatrische Neurochirurgie zu spezialisieren, aber das war nicht möglich. Aber ich sagte mir, wenn ich das nicht schaffe, werde ich etwas tun, das mit der Erziehung und der Arbeit mit Kindern zu tun hat. Und ich beschloss, sagen wir mal so, ein Doktor der Seelen zu werden.“




    Doktor der Seelen“ oder Genie-Ausbilder“, so wird Lajos Kristoff inzwischen genannt. Nach einer beruflichen Laufbahn in der Gesellschaft für begabte Kinder, dem Gifted Education Center, legte er den Grundstein für ein Exzellenzzentrum für die Entdeckung und Entwicklung des Talentes eines jeden Kindes, sowohl derjenigen, die in einem Heim untergebracht sind, als auch derjenigen, die in Familien leben. Aus diesem Grund arbeitet das Exzellenzzentrum sowohl mit Aufnahmeeinrichtungen, als auch mit normalen Bildungseinrichtungen zusammen. Für die Kinder, die sich im Kinderschutzeinrichtungen befinden, ist diese Betreuung oft lebenswichtig, sagt Lajos Kristoff.



    Die meisten Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen wachsen mit der Angst vor der Zukunft auf. Aus diesem Grund können sie ihre Ziele nicht erreichen, und all ihre Träume enden vor der Tür des Heimes. Ohne Eltern, Liebe und all das, was einfühlsame menschliche Interaktion bedeutet, können sie nicht in die Zukunft blicken, können sie ihr Lebensziel nicht erreichen und ihre Lebensaufgabe nicht sehen.“




    Vor drei Jahren startete Lajos Kristoff ein weiteres Projekt, das dem Exzellenzzentrum ähnlich ist, aber ein intensiveres und ehrgeizigeres Programm zur Entdeckung des latenten Potenzials umfasst: Mentor in Rumänien.



    Es handelt sich um ein nationales Netzwerk von Mentoren und Kindern, innerhalb dessen die Kleinen Einzel- oder Gruppenunterricht erhalten. Das Netzwerk ist seit 2017 tätig. Wir nehmen die Verbindung mit diesen Kindern über Jugendämter, Bürgermeisterämter und natürlich über das Bildungsministerium auf. Dadurch können wir in Schulen gehen und die Lehrer über unsere Tätigkeit informieren. Die Betreuung umfasst 16 Stunden pro Monat an formellen und informellen Treffen. Formell, weil sie innerhalb der Einrichtung, normalerweise in der Schule, stattfinden, während die informelle Treffen in Familien abgehalten werden. Ich betreue mehrere Kinder, die alle überdurchschnittlich intelligent sind. Eines davon lebt in Oneşti. Die anderen sind Teil einer Theatergruppe, sie alle verfügen über künstlerische, aber auch über wissenschaftliche und mathematische Fähigkeiten.“




    Das Projekt Mentor in Rumänien“ richtet sich an alle Kinder unter 12 Jahren, die in Heimen sowie in Familien leben, verliert aber nicht aus den Augen, dass Heim- und benachteiligte Kinder mehr Hilfe brauchen. Lajos Kristoff:



    Seit 12 Jahren organisiere ich auch Bildungscamps im Gebirge. Es ist ein gemeinnütziges Camp. Eines Tages schlug ich meinem Team vor, eine Betreuung aufzunehmen: die Schule der kleinen Mentoren, die hauptsächlich den Kindern aus der Jugendfürsorge gewidmet ist. Die erste Ausgabe der Sommer-Betreuung dauerte einen Monat und wir arbeiteten mit 20 Kindern aus den Kindertagesstätten des 3. und 4. Bukarester Stadtbezirks zusammen. Unser System der Einzel-, aber auch der Gruppenbetreuung wurde in die Praxis umgesetzt und hatte ausgezeichnete Ergebnisse. Wir arbeiteten als Team und konnten drei Wochen lang Kindern, die sich keine Träume leisten konnten und Probleme mit dem Selbstwertgefühl hatten, durch Gespräche, Theaterunterricht und verschiedene innovative Methoden helfen, sich selbst zu entdecken. Die Kinder wählten ihre Betreuer selbst aus.“



    Das Theater hilft den Kindern, sich auszudrücken, und bietet ihnen gleichzeitig finanzielle Hilfe. Deshalb organisiert Lajos Kristoff im Rahmen seiner Projekte auch Theaterkurse für Kinder. Und mit der Aufführung von Alice im Weihnachtsland“, einer Adaption des klassischen Textes von Lewis Caroll, die von Kindern und für Kinder aufgeführt wurde, hatte er gro‎ßen Erfolg. Die Erlöse aus dem Verkauf der Eintrittskarten werden einigen Kindertagesstätten in benachteiligten Landesregionen zugutekommen. Die Aufführung, die mit Unterstützung des Staatlichen Jüdischen Theaters und dem SARIDA-Verband produziert wurde, wurde von Ioan Păduraru geleitet. Ioan Păduraru, ebenfalls ein Freiwilliger in den von Lajos Kristoff organisierten Exzellenz-Camps, hob die Vorteile hervor, die sich aus der Annäherung zwischen Kindern, die in Familien leben, und denen, die in Heimen leben, entwickeln.



    Als wir die Zusammenarbeit aufnahmen, kamen sich die Kinder aufgrund ihrer künstlerischen Affinität näher. Wir alle sind Künstler, wir alle haben mehr oder weniger eine künstlerische Seite, unabhängig vom künstlerischen Bereich, in dem wir uns ausdrücken können. Meiner Meinung nach ist das Heimkind extrem empfindlich und hat viel Potenzial. Da es beim Ausdrücken seiner Gefühle kein elterliches Vorbild hat, klammert er sich an alles und jeden und drückt seine Sensibilität spontan und vollständig aus. Es gibt auch einige, die sich hinter künstlichen Mauern verstecken, und unsere Aufgabe als Mentoren ist es, die Sensibilität hinter diesen Mauern zu erkennen. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir in der Sommerschule bemerkt, dass nicht wir zuerst auf diese Kinder zugegangen sind, sondern sie auf uns, um ihnen zu helfen, sich zu öffnen.“




    Das Programm Mentor in Rumänien“ wird auch 2020 fortgesetzt, und für dieses Jahr haben Lajos Kristoff und sein Team sich vorgenommen, mehr als 250 Kindern zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken.

  • „Kinder des Herodes“: Sind Kinderheime wirklich ein Fortschritt?

    „Kinder des Herodes“: Sind Kinderheime wirklich ein Fortschritt?

    In den letzten Jahrhunderten setzten Menschen Kinder in hohen Zahlen aus. Noch im 18. Jahrhundert, beschrieb Humanitas-Chef Gabriel Liiceanu die Zustände, setzte selbst ein Intellektueller vom Kaliber eines Jean Jacques Rousseau, Autor pädagogischer Traktate, seine eigenen unerwünschten Kinder auf laufendem Band auf den Treppen der Kirche ab — es war einfach der Weg, mit der Situation fertig zu werden, findet der Philosoph Liiceanu. Die moderne Gesellschaft hat institutionalisierte Lösungen entwickelt — sie parkt einfach die unerwünschten Kinder in Heime, was zumindest von au‎ßen betrachtet einen Fortschritt darstellt, sagt Liiceanu. In seinem Verlag ist der Bericht Kinder des Herodes“ von Vlad Alexandrescu erschienen. Als Arzt und Mitglied des rumänischen Parlaments reiste Alexandrescu durch das Land, besuchte Kinderheime und erkundigte sich über die Lage dieser Kinder.



    Ich habe mehrfach kraft meiner Befugnisse als Abgeordneter präzise Anfragen direkt an die zuständigen Behörden gestellt: Wie viele missbrauchte Kinder gibt es, welche Arten von Missbrauch werden bei der Polizei registriert, welchen ärztlichen und psychiatrischen Behandlungen — auch medikamentösen — werden die Kinder unterzogen? Zudem ging es mir um Menschenhandel, dessen Opfer oft Kinder oder Jugendliche sind.“




    Die extreme Armut scheint der Hauptgrund dafür zu sein, dass Familien Neugeborene oder Kleinkinder aussetzen. Die traumatische Erfahrung hinterlässt tiefe Spuren und wirkt sich negativ auf die psychologische und emotionale Entwicklung aus, meint Vlad Alexandrescu.



    Das trifft auf rund 65% der Kinder in staatlicher Obhut zu. Sie stammen aus zutiefst armen Familien. Die Heimkinder sind eine Folge der extremen Armut im Land. Ein guter Teil von ihnen werden bei oder unmittelbar nach der Geburt aufgegeben, einige von ihnen bleiben eine Weile in Krankenhäusern, bevor sie im Heimsystem des Staates landen. Ein Krankenhaus ist kein Platz, wo man aufwachsen sollte, und die Kinder entwickeln so vom kleinsten Alter aus ein Verlassenheitstrauma, das ein Kind dann verinnerlicht und das sich dann zu einem psychischen Leiden entwickelt.“




    Im Kommunismus war eine ganze Generation unerwünschter Kinder aufgewachsen. Durch ein von Diktator Nicolae Ceauşescu unterschriebenes Dekret vom 1. Oktober 1966 wurden Schwangerschaftsunterbrechungen mit ganz wenigen Ausnahmen verboten — die Folge war, dass viele unerwünschte Kinder geboren und ausgesetzt wurden und in Heime kamen. Gleich nach der Wende schrieben The New York Times und viele andere Publikationen reihenweise Artikel über die verwahrlosten Kinder in den rumänischen Heimen. Der heutige Rechtsrahmen verhindert zwar Zustände wie vor der Wende, aber immer noch werden Heimkinder zu Patienten der Psychiatrie, erklärt Alexandrescu.



    Es gibt ein Vorurteil unter den rumänischen Psychiatern, dass es sozusagen normal ist, wenn Heimkinder in ihre Krankenhäuser hereinspazieren und eine Behandlung brauchen. Sie werden dann aufgenommen und bekommen Neuroleptika, und der Arzt empfiehlt dann eine schrittweise Behandlung — dazu kommt es aber kaum.“




    Verleger Gabriel Liiceanu findet, dass zeitgerechtes Engagement in diesem Bereich nicht nur von zu wenig Geld und zu viel Bürokratie verhindert wird. Die Solidarität der Gesellschaft könnte gegen das Leiden der Kinder mehr bewirken als staatliche Kontrollen in Heimen, sagte Liiceanu bei der Lesung aus dem Bericht Kinder des Herodes“:




    Der Autor sagt uns, dass wir alles Geld der Welt haben und trotzdem nichts tun könnten, weil es eine ausufernde Bürokratie gibt, die nicht demontiert werden kann. Und alleine können wir uns nur ausweinen und schlecht über die Welt denken. Aber zusammen können wir es schaffen. Solche Einsichten führen zu Lösungen, denn Empörung ist der Nerv der Gesellschaft. Solange man empört ist, ist man am Leben. Ist man nicht empört, hört das Leben auf und die Welt um uns versinkt.“

  • Aus dem Kinderheim in den Boxring: Die Erfolgsgeschichte einer jungen Leistungssportlerin

    Aus dem Kinderheim in den Boxring: Die Erfolgsgeschichte einer jungen Leistungssportlerin

    Auf der Stra‎ße ist das Leben hart, die meisten ehemaligen Heimkinder finden niemals den Weg zu einem würdigen Leben. Für andere gibt es dennoch einen entscheidenden Wendepunkt. So auch für Steluţa Duţă. An diesem Ort kletterten wir auf den Mirabellenbaum, hier lebten wir zusammen mit unseren besten Freunden, den streunenden Hunden, ebenfalls hier wurden wir verprügelt.“ Das ist die Geschichte von vielen Menschen, die in einem Kinderheim aufwuchsen und heute um die 30 Jahre alt sind. Unter ihnen eine junge Dame mit männlichem Aussehen. Sie ist bereit, sich zu öffnen, nachdem sie einen besser kennenlernt. Sie machen alle in einem Dokumentarfilm mit. Der goldene kleine Roboter“ wurde 2015 von Mihai Dragolea und Radu Mocanu produziert. Ein Film über das Leben allgemein, über Leiden und darüber, wie sich das Schicksal eines Menschen ändern kann, wenn die Engel auf ihn herabschauen. Die Hauptgestalt, die Boxerin Stela Duţă, hat unsere Aufmerksamkeit erregt.



    Ich bin im Kinderhein aufgewachsen. Dort lernte ich, hart zu sein. Das Umfeld, in dem ich aufwuchs, öffnete mir den Weg zu dieser Sportart. Ich schlug mich regelmä‎ßig im Kinderheim, in Klubs, Discos. Ich lernte, mich zu verteidigen. Ich will mich mit meinen sportlichen Fähigkeiten nicht hervortun. Ich bin klein und zimperlich, doch alle, die mich auf der Stra‎ße sehen, glauben, ich sei ein Junge,“ sagt Stela im Film, in dem es um den Wendepunkt in ihrem Leben geht.



    Steluţa Duţă wurde am 18. März 1982 in Râmnicu Sărat im Landkreis Buzău geboren. Sie wurde bei der Geburt von ihrer Mutter verlassen. Sie wuchs im Kinderheim in Râmnicu Sărat auf, dann kam sie in eine öffentliche Institution für Jugendliche in Buzău. Später wechselte sie in ein Jugendheim in der Ortschaft Stâlpu. Nach einiger Zeit zog sie nach Câmpeni über, sie kam in die Pflege einer Kirchengemeinde. Mit 18 musste sie diese Zuflucht verlassen. So begann ihr Leben auf der Stra‎ße. Um nicht gemobbt zu werden, hat sie immer kurze Haare getragen und sich wie ein Mann verhalten. Nicht einmal heute wagt sie zu behaupten, sie sei eine Frau.



    2002 lernte sie Constantin Voicilaş, Boxtrainer beim Boxklub CSM Buzău kennen. Er wurde später ihr Adoptivvater. Nach ein paar harten Trainingsmonaten gewann Steluţa Silber bei den Nationalmeisterschaften. Parallel nahm sie die Schule wieder auf und absolvierte letztendlich die Sportschule in Buzău sowie eine Schule für Trainer. Da er selbst keine besondere Leistung beim Boxen erbrachte, wünschte sich Voicilaş gute Ergebnisse für seine Schüler. In seiner 43-jährigen Karriere als Trainer hat er zahlreiche junge Leute fürs Leistungssport trainiert. Die Erfolge haben nicht lange auf sich warten lassen.



    Ich habe drei sehr gute Sportler geliefert. Ich pflege, sie die drei Musketiere zu nennen. Zwei Europameisterinnen bei der Damen-Europameisterschaft und einen Junioren-Weltmeister, Dinu Bogdan. Die Europameisterinnen sind Stela Duţă und Camelia Negrea. Die erste ist Rumäniens Nationalmeisterin, die zweite, Europameisterin. Das sind meine Referenzsportler. Unser Sportverein hat immer gute Sportler geliefert. Hoffentlich geht es auch weiter so.“




    Constantin Voicilaş schilderte uns die Geschichte seiner Sportlerin und Adoptivtochter, Stela Duţă:



    Als wir sie kennenlernten, hatte sie schon ihr ganzes Leben in Kinder- und Jugendheimen verbracht. Ich bemerkte, dass sie dem Umfeld, in dem sie gelebt hatte, unbedingt entkommen wollte. Sie wünschte sich, etwas Nützliches zu tun. Zu der Zeit waren die Kinder, die in öffentlichen Institutionen aufwuchsen, stark vernachlässigt. Schon in den ersten Trainingsstunden bemerkte ich, dass sie Linkshänderin war. Sie wollte gleich in den Boxring steigen. Ihr brennender Wunsch, in den Ring zu steigen, gab mir gro‎ße Hoffnungen. Sie arbeitete sehr hart, jeden Tag, Jahr für Jahr. In Rumänien wurde sie von einer einzigen Sportlerin besiegt, der Europa-Meisterin, von der ich Ihnen bereits erzählt habe. Seit 16 Jahren hat sie nicht einen Boxkampf verloren. Und ich glaube, in den kommenden 10 Jahren bleibt sie weiterhin unbesiegt. Derma‎ßen hart haben wir uns vorbereitet! Wir trainierten zweimal am Tag und abends fragte sie mich, ob wir nicht noch ein bisschen trainieren könnten. Ich habe ihr ein Zuhause angeboten, denn sie lebte auf der Stra‎ße, und habe für ihre Nahrung gesorgt.“




    Wenn Steluţa kämpft, braucht sich der Trainer keine Sorgen zu machen. Sie wei‎ß ganz genau, was sie zu tun hat. Was die gewonnenen Medaillen betrifft, da wird man müde nur vom Erzählen, so ihr Trainer:



    Sie war 15-mal Rumänien-Champion — eine einmalige Leistung! Dreimal EU-Champion, dreimal Europameisterin. Au‎ßerdem gewann sie dreimal die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften. In 6 Jahren verlor sie nur dreimal gegen eine Inderin, wie gesagt bei den Weltmeisterschaften.“




    Das Gespräch mit Constantin Voicilaş, Boxtrainer beim Boxklub CSM Buzău, führten wir vor dem Damen-Länder-Wettkampf in Sombor, Serbien. Mittlerweile können wir Sie darüber informieren, dass Steluţa Duţă den Wettkampf gewonnen hat. Am 16. Januar besiegte sie die dreifache Meisterin aus Kasachstan, Alina Turlubayeva.




    Deutsch von Adina Olaru

  • Kinderschutz: Ehemalige Heimkinder gegen Missbrauch in Waisenhäusern

    Kinderschutz: Ehemalige Heimkinder gegen Missbrauch in Waisenhäusern

    Nach dem Fall des kommunistischen Regimes in Rumänien im Dezember 1989 hat die ganze Welt von den schrecklichen rumänischen Waisenhäusern erfahren. Erschütternde Bilder und Aufnahmen sorgten jahrelang für Schlagzeilen. Die Zeiten sind vorbei, Probleme gibt es aber noch im System. Ein neuer Verband möchte jetzt die Angestellten der Waisenhäuser, die Kinder missbraucht haben, vor Gericht bringen. Ins Leben gerufen wurde dieser Verband von ein paar 30jährigen, die ihre Kindheit in solchen Institutionen verbracht haben.



    In Rumänien gibt es über 200 Kinderheime, in denen ein paar Dutzend Tausende Kinder und Jugendliche untergebracht sind. Jährlich werden Millionen Euro für die Finanzierung dieser Zentren ausgegeben. Die Adoptionen sind kompliziert, diese können in manchen Fällen auch jahrelang dauern — ein gro‎ßer Nachteil für die Kinder. Wenn die Kinder die Heime verlassen, gibt es für sie wenig Unterstützung, um ein normales Leben aufzubauen. Manche haben es aber geschafft und jetzt eine unerwartete Initiative gestartet. Sie haben den Verband der Erwachsenen aus den Waisenhäusern gegründet und fordern Ermittlungen gegen Missbräuche in den Kinderheimen in den letzten fünf Jahrzehnten. Vorsitzender dieses Verbands ist Daniel Rucăreanu. Er wurde in zwei Waisenhäusern untergebracht und hat es überstanden. Er ist 37 Jahre alt, hat studiert und möchte den verlassenen Kindern helfen.



    Die Zahl jener Personen, die in solchen Institutionen untergebracht wurden, ist sehr hoch, und es gibt keine Stimme, die sie vertritt. Wir verfolgen mehrere Ziele. Das erste Ziel betrifft die Rückgewinnung der Erinnerung an diese Institutionen. Bis jetzt gab es keine Initiative, ein Museum dieser staatlichen Sozial-Institutionen zu gründen, und auch keine Pläne, Bänder mit den Geschichten derjenigen zu veröffentlichen, die eine solche Erfahrung gemacht haben. Wir möchten auch ein Netzwerk der Erwachsenen gründen, die in Fürsorge-Institutionen untergebracht wurden. Sie sollen Partner der öffentlichen Behörden werden, die die von ihren Eltern getrennte Kinder schützen.“




    Die Unterbringung Kinderheimen hat verheerende Folgen. Daniel Rucăreanu erinnert sich an die Zeit, als er Fürsorgeempfänger war:



    Das Leben in einer solchen Mammut-Institution war überhaupt nicht leicht. Alle hatten schon ein gro‎ßes Trauma wegen der Trennung von der Familie erlebt. Dann kamen weitere Traumen hinzu: keine Liebe, die Traumen der Unterbringung in einem unvertrauten Milieu, die sehr stark sind. Viele derjenigen, die in solchen Institutionen gelebt haben und noch leben, können diese traumatischen Erlebnisse nicht loswerden. Ich habe 7 Jahre in diesen Institutionen verbracht, die eine lag in Ploieşti und die andere in Buşteni. Mein Glück war, dass ich als kleines Kind, ich war damals 8-9 Jahre alt, eine Familie aus Buftea kennengelernt habe. Es waren ältere Leute, die mich lieb hatten. Sie haben mich nicht adoptiert. Aber ich verbrachte die Ferien bei ihnen und ich konnte so das institutionalisierte Leben im Kinderheim loswerden und auf diese Weise das Scheitern im Leben vermeiden. Sehr wenige dieser Kinder machen Abitur und studieren danach. Nur etwa 2-3%. Ich habe nur meine Mutter kennengelernt, meinen Vater nicht. Ich wurde ein Opfer des Missbrauchs in der Familie. Bevor ich in eine Schutz-Institution kam, habe ich eine Zeitlang auf der Stra‎ße gelebt.“




    Laut den Zielen der Strategie betreffend die Kinderrechte für die Periode 2014-2020 müsste Rumänien alle Kinderheime schlie‎ßen und die Kinder in Familien integrieren. Die Stiftung Hope and Homes for Children Romania“ ist seit dem Jahr 2000 aktiv in Rumänien und gibt den traurigsten Kindern in der Welt Hoffnung. Die Stiftung hilft ihnen, in einer Familie aufzuwachsen. Otto Sestak, Manager der Bildungsprogramme von Hope and Homes For Children Romania, berichtet:



    Nach der Revolution hat sowohl die rumänische Gesellschaft als auch die internationale Gemeinschaft gesehen, wie gro‎ß das Problem der Waisenkinder war und unter welchen schlimmen Bedingungen sie gelebt haben. Man hat im Fernsehen die ersten Aufnahmen mit diesen Kindern gezeigt. Die Reform in diesem Bereich hat in Rumänien in 1996 angefangen. Diese Reform ist etwas komplexer als nur der Übergang von den alten Institutionen zum Wohnen in der Familie. Es handelt sich um ein Paradigmenwechsel der sozialen Dienstleistungen. Viele glaubten, dass die über 100.000 Kinder, die sich Anfang der 2000er Jahre in Kinderheimen befanden, keine Eltern hatten. Die Wahrheit ist, dass 80 – 90% dieser Kinder Eltern hatten. Sie waren keine Waisenkinder. Aber es gab zu dem Zeitpunkt keine anständige Lösung für sie, um in ihrer Familie bleiben zu können.“




    In den letzten 15 Jahren, seitdem die Stiftung Hope and Homes for Children in Rumänien aktiv ist, haben über 6.000 Kinder die Institutionen verlassen, 21.000 Kinder wurden von der Aussetzung gerettet und 47 Kinderheime endgültig geschlossen. Insgesamt haben heute 30.000 Kinder ein besseres Leben: Ihnen wurde geholfen, sich in ihre eigenen Familien zu integrieren, oder sie wurden bei Pflege-Eltern untergebracht. Für andere wurden Familienhäuser errichtet. Otto Sestak:



    Jedes Kind braucht ein Haus und eine Familie. Wir möchten jedem Kind ein Haus und eine Familie anbieten. Wir möchten die Kinder näher an Familien bringen. Wir müssen die alten Institutionen schlie‎ßen. Es stimmt, wir bauen auch Häuser, in denen Kinder, die in der Familie missbraucht werden, untergebracht werden. Das gilt aber nur als zeitweilige Lösung, so dass die Kinder dann zur eigenen oder in eine andere Familie kommen.“




    Die Stiftung Hope and Homes for Children“ setzt sich auch für die soziale Integration der Jugendlichen ein, die das System verlassen. Bis jetzt hat die Stiftung 456 Jugendlichen geholfen, sich ein ordentliches Leben aufzubauen.