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  • Eisenbahnromantik: Mit der Schmalspurbahn durch das Harbachtal

    Eisenbahnromantik: Mit der Schmalspurbahn durch das Harbachtal

     

     

    Seit einigen Jahren hat ein Verein von Volontären eine Schmalspurbahn-Strecke wieder in Betrieb gesetzt, die Hermannstadt mit den Ortschaften im Harbachtal verbindet. Das Harbachtal (rum.: Valea Hârtibaciului) rührt als Bezeichnung vom gleichnamigen Fluss her und wird auf deutsch auch Haferland benannt. Das Netz der örtlichen Schmalspurbahn wurde beginnend mit Ende des 19. Jh., damals noch zu Zeiten der K.u.k-Monarchie, ausgebaut, und in den letzten Jahrzehnten bis zur Stilllegung des Regelverkehrs 1965 bzw. teilweise noch bis 2001 von der staatlichen Eisenbahn CFR betrieben. Die komplette Strecke mit einer Länge von 64 km führte von Hermannstadt über Agnita (Agnetheln) bis nach Sighișoara (Schäßburg) durch ein Naturreservat mit einer wunderbaren Landschaft entlang der majestätischen, schneebedeckten Südkarpaten.

     

    Seit 2015 wurde eine 7 km lange Strecke von einem privaten Förderverein namens „Prietenii Mocăniței“ („Freunde der Schmalspurbahn) wiederbelebt. Sie führt von der Ortschaft Cornățel (dt. Harbachsdorf) bis Hosman (dt. Holzmengen). Von den deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen wurde die Schmalspurbahn allerdings nicht Harbachtalbahn genannt, sondern umgangssprachlich und liebevoll als Wusch bezeichnet – vermutlich ein lautmalerisches Dialekt-Wort.

     

    Mihai Blotor, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Schmalspurbahn“, erzählt im Folgenden über die heute betriebene Strecke, auf der regelmäßig Dieselloks und gelegentlich auch Dampfloks fahren:

    Fahrkarten können Sie auf der Webseite sibiuagnitarailway.com kaufen. Dort machen Sie auch Ihre Reservierung, denn, um die Eisenbahnromantik noch zu steigern, erhalten Sie Ihre Fahrkarte beim Einsteigen in den Zug, da es sich wie früher um ein Pappticket handelt, das nicht elektronisch verschickt werden kann. Fahrkarten kann man auch direkt am Bahnhof in Harbachsforf kaufen. Vom Bahnhof aus geht es ab ins Harbachtal. Auf dem ersten Teil der Strecke fahren wir parallel zur Straße. Die Fahrgäste werden oft von Autofahren gegrüßt, manche hupen sogar. Dann geht es bergauf und wir fahren mitten durch das Tal, durch Hügel voller Eichenwälder, an Sennereien vorbei, die Karpaten immer zu unserer Rechten.“

     

    Das Harbachtal ist eines der landschaftlich schönsten und touristisch am wenigsten erschlossenen Gebiete des Kreises Sibiu (Hermannstadt). Nachdem man zwei Brücken überquert hat, erreicht man ein wirklich wildes Gebiet, erzählt Mihai Blotor weiter:

    Wir sehen dort normalerweise Rehe und Wildschweine in freier Wildbahn. Ich habe gehört, dass es dort auch Bären gibt, aber ich habe sie vom Zug aus noch nicht gesehen. Wir fahren durch ein Naturschutzgebiet für Vögel, das zweitgrößte in Rumänien nach dem Donaudelta, ein Natura-2000-Gebiet. Normalerweise sehen wir Störche, Reiher, Graumeisen, Schreiadler und viele andere kleine Vögel. In den Waggons der Schmalspurbahn hängen Informationsplakate. Dann erreichen wir den Bahnhof von Hosman (Holzmengen). Der Bahnhof selbst liegt etwa einen Kilometer außerhalb des Dorfes, bietet aber auf der rechten Seite einen sehr schönen Blick auf das Dorf. Wir können die befestigte Kirche sehen, die auf einem Hügel in der Mitte des Dorfes erbaut wurde, und die normalerweise schneebedeckten Făgăraș (Fogarasch)-Berge im Hintergrund. Es ist ein Anblick, mit dem Reiseanbieter auf internationalen Plakaten für Siebenbürgen und generell für Rumänien werben. So werden Sie das Dorf Hosman erkennen. Die Kirche können Sie mit fachkundigen Führern besichtigen. Auch die Kinder werden sich nicht langweilen. Für sie wird eine Schatzsuche organisiert. Im Dorf gibt es auch eine alte Mühle, die noch mit einem Ölmotor betrieben wird, wie es um 1900 üblich war. Im Harbachtal gibt es viele Kirchenburgen, auch Wehrkirchen genannt. Hier lebten einst viele Sachsen, und jede Gemeinde hatte ihre eigene Kirche, die sich von anderen unterschied, doch alle waren von einer Mauer umgeben. Von der Endstation der Bahn in Hosman aus wären noch die Kirchenburgen in Alțâna (dt. Alzen), Nocrich (dt. Leschkirch) in der Nähe und dadurch leicht zu erreichen.“

     

    Die größte und bekannteste Veranstaltung im Harbachtal findet direkt in Hosman (Holzmengen) statt, an der Endstation der Schmalspurbahn. Es handelt sich um ein Musikfestival, das in Anlehnung an Woodstock und dem deutschen Namen der Ortschaft „Holzstock“ genannt wird und in der Regel jedes Jahr im Juli oder August stattfindet. In dieser Zeit gibt es Sonderfahrten der Schmalspurbahn für die Besucher des Festivals. Aber das sei nicht die einzige Veranstaltung, die einen Besuch der Region lohnenswert macht, sagt Mihai Blotor, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Schmalspurbahn“:

    Weitere sehenswerte Veranstaltungen sind die jeweiligen Dorftage. Jedes Dorf organisiert dann einen Volksumzug. Darüber hinaus gibt es einige Veranstaltungen, die von uns Einheimischen übersehen werden, die aber vor allem bei ausländischen Touristen sehr beliebt zu sein scheinen: Viehmärkte, die jeden Monat in einem anderen Dorf im Tal stattfinden. Die Ausländer sind sehr froh, all die Tiere, die landwirtschaftlichen Geräte und das Geschirr für Pferde und Kutschen zu sehen, die im Westen meistens nur noch in Museen aufbewahrt werden. Hier bei uns haben Touristen die Möglichkeit, sie in echt zu sehen.“

     

    Zum Schluss empfiehlt unser heutiger Reiseführer, eine Fahrt mit der Harbachtalbahn rechtzeitig zu buchen. Gerade während der „Tage der Schmalspurbahn“, die jährlich im September stattfinden, sei besonders viel los:

    Es ist unsere wichtigste Veranstaltung, die 2015 ins Leben gerufen wurde. Das war auch der Grund, eine Dampflok zu besorgen, da wir normalerweise mit Diesel fahren. Da wir jetzt auch zu anderen Zeiten des Jahres mit Dampf fahren, haben wir sie beibehalten. Die Tage der Schmalspurbahn sind nach wie vor unsere meistgebuchte Veranstaltung, denn neben der Zugfahrt bieten wir alle möglichen anderen Aktivitäten an, auch für Kinder. Sie finden jedes Jahr im September statt, am letzten Wochenende der Schulferien. Dieses Jahr werden wir mit der Dampflok und fünf Waggons fahren. Etwa fünfmal am Tag finden Rundfahrten durch die herrliche frühherbstliche Natur des Harbachtals statt, wenn sich die Farben verändern, und ich finde, das ist die schönste Zeit des Jahres. Bei den letztjährigen Tagen der Schmalspurbahn hatten wir sogar Touristen aus Südafrika, die nichts von der Veranstaltung wussten, aber durch die Gegend radelten. Sie sahen einen Zug am Bahnhof stehen und stiegen einfach ein. Danach sagten sie, es sei das bisher beste Abenteuer ihrer gesamten Reise mit dem Fahrrad kreuz und quer durch Rumänien gewesen, weil es auch so unerwartet war. Wir machen nicht viel Werbung für uns, wir sind eine Art Geheimtipp in Siebenbürgen. Viele Leute erfahren zufällig von uns, und das macht die Erfahrung noch angenehmer.“

     

    Von Mihai Blotor erfuhren wir noch, dass der Verein „Freunde der Schmalspurbahn“ plant, die Strecke zu verlängern, damit die Touristen so viele Gemeinden wie möglich erreichen können und so deren nachhaltige Entwicklung gefördert wird. Darüber hinaus wurden und werden die Gemeinden in die Gestaltung eines umfassenden Tourismusangebots einbezogen. Letztes Jahr waren eine geführte Besichtigung des Dorfes Hosman (Holzmengen) und seiner Sehenswürdigkeiten sowie Besuche bei örtlichen Käseherstellern im Eintrittspreis enthalten. In diesem Jahr ist ein integriertes Paket mit der sogenannten Bauernhofschule in Cornățel (Harbachsdorf) geplant, wo Kinder viel über die Tiere auf dem Hof eines Dorfes lernen oder auf einem Pony reiten können.

    Die Harbachtalbahn (auch als „Wusch“ bekannt) ist die einzige funktionierende Schmalspurbahn in Rumänien, die ausschließlich von Freiwilligen betrieben wird. Im Harbachtal beginnt die Touristen-Saison 2024 in der ersten Aprilhälfte.

  • Route der ethnografischen Freilichtmuseen soll Kulturtouristen anlocken

    Route der ethnografischen Freilichtmuseen soll Kulturtouristen anlocken

     

    Immer mehr Touristen interessieren sich für Freilichtmuseen – sie bieten nämlich den Vorteil, sich im Freien bewegen und gleichzeitig Interessantes und Wissenswertes erfahren zu können. Aus diesem Grund hat das rumänische Tourismusministerium eine sogenannte Route der rumänischen Freilichtmuseen eingerichtet. Die Initiative kam vom Museum für Ethnografie und Volkskunst im nordrumänischen Landkreis Maramureș, und die Route verbindet insgesamt 11 Museen im ganzen Land.

    Monica Mare ist Leiterin des Landkreismuseum für Ethnografie und Volkskunst in Baia Mare (Frauendorf), der Kreishauptstadt der Maramureș. Ihr Herz schlägt besonders für die Bauernarchitektur. Im Folgenden erzählt sie, wie er zur Initiative der Museumsroute kam:

    Das Projekt begann ursprünglich mit acht Museen. Wir haben ein paar Flyer erstellt, die diese Museen auf einer Karte zeigen. Wenn wir uns in Bukarest befinden, können wir die Route von dort aus starten, vom Bukarester Dorfmuseum, das den Namen des Völkerkundlers Dimitrie Gusti trägt und wahrscheinlich das meistbesuchte ethnografische Museum des Landes ist. Dann können wir in Richtung Landesmitte fahren. Wir können dabei einen Halt beim „Museum für die Geschichte des Obst- und Weinanbaus in Rumänien“ machen, das sich auf dem ehemaligen Grundstück der Adelsfamilie Golescu im Landkreis Argeș befindet und daher auch das Golești-Museum genannt wird. Dort kann man traditionelle rumänische Bauernhäuser – vornehmlich von Obstbauern und Winzern – sehen. Danach fahren wir an Brașov (Kronstadt) vorbei und gelangen nach Sibiu (Hermannstadt), wo man das ASTRA-Museum, das größte ethnografische Freilichtmuseum Europas, besichtigen kann. Weiter geht es nach Cluj (Klausenburg) und zum Schluss kommen wir ganz hoch im Norden in der Maramureș an, wo wir zwei ethnographische Museen in die Route aufgenommen haben, nämlich das Dorfmuseum in der Kreishauptstadt Baia Mare und das Marmaroscher Dorfmuseum in Sighetu Marmației (Marmaroschsiget).

    Ebenfalls in unserer Gegend, im an die Marmarosch angrenzenden Oascher Land, haben wir das ethnografische Museum in Negrești-Oaș, und, wenn wir die Ostkarpaten überqueren, finden wir in Suceava (Suczawa) das Dorfmuseum der Bukowina. Ob ein Besuch aller Museen auf unserer Route möglich ist, hängt natürlich davon ab, wie viel Zeit der Tourist zur Verfügung hat. Diese Route kann in ihrer Gesamtheit befolgt werden, oder man kann in einer ersten Phase nur einige Museen in einem bestimmten Gebiet auswählen. Und wenn die Neugierde einmal erweckt ist, kann man anschließend in andere Gebiete des Landes fahren.“

    Alle Freilichtmuseen entwickeln das ganze Jahr über Projekte, doch die Sommersaison ist naturgemäß am beliebtesten unter Urlaubern. Beim Besuch der ethnografischen Freilichtmuseen kann man Kunsthandwerkern bei der Arbeit zusehen und die von ihnen hergestellten Gegenstände kaufen. Außerdem kann man bei Workshops mit den Handwerkern selbst Hand anlegen und neue Fertigkeiten lernen, sagt weiter unsere heutige Reiseleiterin:

    Auch das Dorfmuseum in Baia Mare bietet solche Veranstaltungen an. Wir organisieren das ganze Jahr über Messen, doch wir haben auch einen Souvenirladen, mit dem wir versuchen, die Arbeit der Handwerker aus der Region zu fördern. Auch andere Museen im Land haben solche Läden. Damit die Traditionen an künftige Generationen weitergegeben werden können, müssen die Handwerker, vor allem die jüngeren, die das Handwerk übernehmen, die Aussicht haben, vom Handwerk leben zu können. Daher ist es die unsere Aufgabe als ethnografische Museen, sie zu unterstützen und bekannt zu machen. Zusammen mit den Förderzentren für traditionelle Kultur, wo die meisten Handwerker eingetragen sind, versuchen wir auch, sie auf den Tourismusmessen, an denen wir teilnehmen, und bei den vom Museum durchgeführten Aktivitäten zu fördern.“

    Das Landkreismuseum in Baia Mare dokumentiert sämtliche ethnografische Gebiete, aus denen sich die Marmarosch zusammensetzt. Museumsleiterin Monica Mare erläutert das Konzept der Freilichtausstellung:

    Während das Museum in Sighet nur die traditionelle Architektur der Region dokumentiert, die ehemals als Woiwodschaft Marmarosch bekannt war, führt das Dorfmuseum in Baia Mare die Dörfer aller vier ethnografischen Gebiete der Marmarosch vor Augen. Wir nennen sie Länder: das Codru-Land, das Chioar-Land, das Lăpuș-Land und die Woiwodschaft Marmarosch. Für Lăpuș ist ein Haus mit Strohdach repräsentativ. Sie können hineingehen und sehen, wie die Menschen früher gelebt haben, wo das Feuer gemacht wurde, wo der Ofen stand, wie ein Baby in einer Wiege geschaukelt wurde, wie die sogenannte gute Stube aussah, wo die schönsten Textilien und die Aussteuertruhe aufbewahrt wurden und wo man sich zu den großen Ereignissen des Lebens traf.

    Das älteste Objekt, das wir besitzen, ist unsere kleine Kirche, ein Baudenkmal aus dem Jahr 1630, die wie die meisten Kirchen in den Dörfern der Marmarosch auf dem Hügel liegt und um die herum das Museum praktisch entstanden ist. Sie war das erste Objekt, das hierher ins Dorfmuseum gebracht wurde. Sie flößt dem Freilichtareal unseres Museums Leben ein. Das Dorf auf dem Hügel, wie wir es nennen, ist lebendig, weil in der Kirche an großen Feiertagen und Sonntagen immer noch Gottesdienste abgehalten werden. Und es gibt eine Gemeinde, die hierher kommt, um zu beten.“

    Ein weiteres interessantes Objekt im Ethnografischen Freilichtmuseum in Baia Mare ist das älteste Haus im Bestand der Institution, das aus dem Jahr 1758 datiert. Museumsmanagerin Monica Mare mit weiteren Einzelheiten:

    Das Team, das ich derzeit leite, kann sich rühmen, dass es uns im vergangenen Jahr gelungen ist, ein neues Stück traditioneller Bauernarchitektur der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und es in unser Museum zu überführen, obwohl unser Budget meist begrenzt ist. Es handelt sich um ein sehr schönes Haus aus der Region Chioar, das den Chioar-Stil repräsentiert und das wir neben der Kirche, ebenfalls aus der Region Chioar, aufgestellt haben. Es ist ein Haus mit einer für die Marmarosch typischen blauen Farbe und kann von Touristen besichtigt werden. Wir sind auch stolz auf das Petrova-Haus, in dem der Gründer der rumänischen Schule für Zahnmedizin, Gheorghe Bilașcu, geboren wurde. Dies sind nur einige der Sehenswürdigkeiten, die wir Ihnen anbieten, wenn sie unsere Schwelle überschreiten.“

    Von Monica Mare, der Leiterin des Museums für Ethnografie und Volkskunst des Kreises Maramureș in Baia Mare, erfuhren wir noch, dass das Museum Broschüren auf Rumänisch und Englisch anbietet. An den wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf der Tour gibt es QR-Code-Tafeln für weitere Informationen, die von der Website der Einrichtung abgerufen werden und in mehreren Sprachen verfügbar sind. Zum anderen können Kinder und Jugendliche auch an einer Schatzsuche teilnehmen. Damit werden sie angespornt, sich von ihren Handys zu lösen und das Museum auf eigener Faust zu erkunden. Alle größeren Museen auf der rumänischen Kulturtourismusroute der Freilichtmuseen verfügen über verschiedene Werbematerialien. Das Museum in Sibiu (Hermannstadt) zum Beispiel hat eine eigene App, die Astra App, die Führungen, einschließlich Audio-Guides, in mehreren internationalen Sprachen bietet.